Amal5
Liebes Stillteam, mein knapp 9 Monate alter Sohn besteht nach wie vor auf seine MuMi, egal wie ich es anstelle, er will sich nicht auf Flasche umstellen lassen, auch nicht, wenn ich abwesend bin und ihm eine andere Person versucht die Flasche anzubieten. Becher trinkt er gerne, aber wenn er müde ist, will er saugen und Schnuller akzeptiert er ebenso wenig, also bin ich seine "Trinkflasche" und sein "Schnuller". Bislang hat mich das nicht so sehr belastet, aber seit die ersten Zähne kamen und inzwischen sind es derer 6 fing er an, immer wieder auch heftig zuzubeißen, entweder am Ende oder gleich am Anfang des Stillens. So heftig, dass ich ihn manchmal im Affekt schon weggestoßen oder ihm einen Klaps gegeben habe! Und auch so heftig, dass ich mittlerweile immer wieder kleine Wunden seiner Zähne an der Brust habe. Zudem kommt hinzu, dass mein Hals, Dekolleté und auch die Brust selbst inzwischen so zerfleischt wurden von ihm, dass ich immer mehr "Angst" vorm nächsten Anlegen habe, weil es einfach nur noch schmerzhaft ist. Er schläft tagsüber kaum noch, am ehesten, wenn wir unterwegs sind oder die knapp 3-jährige Schwester ihren Mittagsschlaf hält und dann erst wieder, wenn sie für die Nacht im Bett liegt. Ansonsten scheint, er hat "Sorge", etwas zu versäumen, wenn er schläft. So ist er dann oft total überdreht und das wirkt sich beim Stillen negativ aus. Entweder muss die Welt zu einem Stop kommen, also kein Licht, keine Geräusche, keine Bewegung um ihn herum, damit er bei der Sache bleibt, oder aber seine obere, freie Hand krallt sich permanent in o.g. Bereiche. Die Nägel kann ich nicht weiter kürzen, sie sind schon weit unterhalb der Fingerkuppen, trotzdem schafft er es mich so zu zerfleischen, als hätte ich mit einer kleinen Katze gekämpft. Da er ja feste Nahrung isst und die Milch wirklich mehr Einschlafhilfe, Genuss und Kuscheln für ihn darzustellen scheint, möchte ich ihn wirklich, wirklich gerne abstillen, umstellen auf Flasche. Aber ich habe keine Ahnung wie, ohne dass wir alle durch die harte Zeit gehen müssen, dass er dann sicherlich einige Tage extrem viel brüllen wird aus Wut, dass er die Brust nicht bekommt. Da ich hier keine Familie habe, die mich unterstützen könnte, bin ich auf mich alleine gestellt mit dem "Problem". Seine Geschwister waren gerade für 3 Wochen hier zum Besuch und er hat die Flasche von allen 4 verweigert, selbst wenn ich nicht hörbar und sichtbar war. Er brüllte nur und presste die Lippen zusammen, drehte den Kopf weg. Zum Spielen findet er die Flaschen interessant, aber nur für kurze Zeit. Er kaut sie durch wie Kaugummi, gleich welches Saugermaterial und welche Form. Vielleicht habt Ihr ja noch einen Rat, wie ich auch das heftige Beißen und das Kratzen einstellen kann, denn mir scheint, ich brauche mehr als 2 Hände, ihn zu bändigen dabei. Halte ich seine Hand fest, wird er wütend und fuchtig und trinkt nicht mehr, versuche ich ihm etwas in die Hand zu legen, lässt er los oder wirft es (bewusst?) weg und krallt sich wieder ins Fleisch. Alles Liebe und vielen Dank schon mal! Neelam
Kristina Wrede
Liebe Neelam, oh je, wenn das Stillen für die Mutter zur Qual wird, dann ist das wirklich an der Zeit, etwas zu ändern. Natürlich ist es dein gutes Recht, ihn abzustillen, die Frage ist nur, ob dir das das Leben wirklich leichter machen wird. Vor allem, wenn er so deutlich noch nicht bereit ist, darauf zu verzichten. In erster Linie scheint es mir aber wichtig, dass die "Machtverhältnisse" bei euch etwas unklar sind. Denn DU solltest diejenige sein, die den Ton angibt, nicht er, egal wie laut er schreit. Wenn du sagst "OK", dann ist es ok, und wenn du sagst "NEIN", dann ist es nein. Klar bekommt er einen Tobsuchtsanfall, das darf er ja auch. Wie gehst du damit um? Kannst du ruhig und gelassen bleiben dabei und sehen, dass das "sein" Thema ist, und ihm einfach eine andere Möglichkeit fehlt, seinen Frust raus zu lassen, oder macht es dich fertig, weil du eh schon so unter Strom stehst, dass ein schreiendes Kind das Fass zum überlaufen bringen könnte? Wichtig ist, dass du ruhig bleibst. Und liebevoll! Wenn du abstillen willst, dann müsst ihr "da durch", und es wird vermutlich Geschrei geben, aber du bist überzeugt davon und hast keinen Zweifel, dass dies euer Weg ist und darum tröstest du ihn und versicherst ihm, dass es wirklich schwer ist ohne Brust klarzukommen, dass er es aber schaffen wird und du ja für ihn da bist. Es könnte einfacher sein, nicht gleich komplett abzustillen sondern erst einmal eine bestimmte stillfreie Zeit einzuführen. (Siehe dazu auch hier: http://www.rund-ums-baby.de/stillberatung/beitrag.htm?id=143260&suche2=stillfreie+Zeit&seite=1) Genauso wichtig und wirkungsvoll könnte es aber auch sein, dass du ihm "Spielregeln" fürs Stillen gibst. Dass er nicht beißen und nicht kratzen darf. Ein kleines weiches Kuscheltier, in das er sich beim Trinken krallen darf, kann helfen. Du kannst beim Abgewöhnen dieser Angewohnheit ähnlich vorgehen, wie bei einem Kind, das beim Stillen beißt. Erkläre deinem Kind zunächst, dass es damit aufhören soll. Beim nächsten Mal, wenn sie an der Brust zu kratzen beginnt, nimmst Du ihre Hände aus deinen Haaren, sagst "nein" und hältst ihre Hände vielleicht auch fest. Hilft das alleine noch nicht, kannst Du deiner Tochter in Verbindung mit einer Erklärung, dass Du das keineswegs lustig findest ein Stück von dir wegrücken oder Du stehst auf. Mit liebevoller Konsequenz wirst Du deinem Kind diese Angewohnheit abgewöhnen können. Du kannst ihm auch Fäustlinge anziehen... :-) Wenn dein Sohn dich beim Stillen beißt oder nur herumkaut, kannst Du ihm durchaus vermitteln, dass dir das weh tut. Ein Baby verbindet das Gefühl der Beruhigung und der Sicherheit ebenso wie das Stillen des Hungers mit seiner Mutter. Es versteht nicht, dass es der Mutter Schmerzen verursacht, wenn es seine Zähne auf ihre Brustwarze drückt. Es muss lernen, was es beim Stillen mit neuen Zähnen tun muss. Oft lernt es durch Ausprobieren und dem, was darauf folgt. Die folgenden Strategien haben sich in dieser Situation als erfolgreich erwiesen: Wenn Du spürst, dass Dein Kind nur herumkaut, das Baby ohne großes Aufheben von der Brust nehmen und ihm etwas zum Beißen anbieten. Du kannst ihm klar sagen "NEIN" und ihm auch erklären, dass es Dir mit den Zähnen weh tut - auch wenn es vielleicht den Inhalt Deiner Worte nicht ganz verstehen wird, wird Dein Baby bald begreifen, dass es etwas anders machen muss, damit es weiter an der Brust nuckeln darf. Das ist tagsüber. Nachts wird es wichtig sein, dass du achtsam bist, und ihn abdockst, sobald er nicht mehr aktiv trinkt. Und ihm auch da wiederholst, dass er nicht beißen darf. Es kann 2 oder 3 etwas unruhigere Nächte geben, dann aber wird er es verstanden haben. Die Entscheidung liegt nun bei dir, welchen Weg du einschlagen willst. Ob du ihm beibringst so zu trinken, dass es für dich wieder schön wird, oder ob du ihn abstillst. In beiden Fällen sind Geduld und liebevolles Verständnis, gepaart mit der erforderlichen Konsequenz die wichtigsten Erfolgsfaktoren! Lieben Gruß, Kristina