Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

ANDAUERND Staus und Entzündungen - was tun????

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: ANDAUERND Staus und Entzündungen - was tun????

Violet03

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Ich freue mich, hier die Gelegenheit zu finden, Expertenhilfe zu bekommen. Meine Tochter ist nun gute sechs Monate alt und ich habe sie bis vor drei Wochen voll gestillt. In der gesamten Stillzeit hatte/habe ich durchweg mit Staus und (scheinbar sterilen) Entzündungen zu tun. Alle 10-14 Tage kommt wieder neuer Ärger daher, die ersten drei Monate abwechselnd an beiden Brüsten, seit drei Monaten nur noch an der linken Seite. Es fängt immer mit einem Stau - schon schmerzhaft oder gerade noch nicht - innerhalb von einer Stunde an. Wenn ich Glück habe, kriege ich ihn wegmassiert und mit den üblichen Maßnahmen (Weißkohl, Eis, Milchbläschen aufstechen, Kind unterschiedlich anlegen, Wickel mit Weißbrot in Milch etc,....) so unter Kontrolle, dass er ohne Fieber nach ca drei - vier Tagen wieder verschwindet. Oft liege ich dann aber ein bis zwei Tage flach mit Fieber. Antibiose war glücklicherweise nur einmal zu Beginn notwendig. Es handelt sich um mein drittes Kind - die beiden anderen habe ich problemlos 12 und 16 Monate gestillt. Eigentlich wollte ich es jetzt genauso handhaben. Das Hauptproblem, aus dem diese ganzen Staus resultieren, ist - so glaube ich- meine starke Milchproduktion. Zwillinge durchzufüttern wären für mich kein Problem. Ich habe meine Ernährung weitgehend angepasst und trinke auch kontinuierlich Salbeitee, pro Stillmahlzeit biete ich nur eine Brust an. Damit hat sich die Milchmenge insgesamt ein wenig reduziert ( im Vergleich zur Anfangszeit). Nur sobald meine Tochter häufiger kommt, produziere ich sofort unverhältnismäßig mehr. Und nun ist sie vom Alter her soweit, dass ich langsam mit Gemüsebrei angefangen habe. Die Mittagsmahlzeit habe ich nun ersetzt und die Brust hat es jetzt mittags auch akzeptiert - nur nachts habe ich jetzt einen Stau nach dem nächsten. Mein Umfeld kann das Thema schon nicht mehr hören und meine Einsatzbereitschaft bei drei Kindern wird dadurch eingeschränkt. Ich sehe im Moment nur die Möglichkeit des Abstillens, was ich bisher versucht habe zu vermeiden. Dazu kommt, dass meine Tochter einen vergleichsweise empfindlichen Verdauungstrakt hat und auf Nahrung abgesehen von Muttermilch mit starken Bauchschmerzen und Blähungen reagiert (auch bei Milchpulver). Wenn ich jetzt plötzlich abstille, werden wir sicher auch viel Stress bekommen. Haben Sie evtl noch einen Tipp? Meine Frauenärztin, Hebamme und hiesige LLL- Beraterin sind mit ihrem Latein am Ende....... Vielen Dank!!!!!


Biggi Welter

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Liebe Violet03, oft liegt es am Stress, dass eine Frau vermehrt mit einem Milchstau reagiert. Bei drei Kindern ist natürlich der Stress umso größer und Du hast kaum Zeit, dich zu erholen. Um einen Milchstau oder eine Brustentzündung in ihren Anfängen zu überwinden oder um zu verhüten, dass sich ein Milchstau zu einer Brustentzündung entwickelt, sollte sich die Mutter ein bis zwei Tage mit ihrem Baby ins Bett legen, um sich auszuruhen und sich zu erholen. Idealerweise sollte ihr jemand während dieser Zeit die Hausarbeit ganz abnehmen. Ruhe für die Mutter ist mit das Wichtigste bei der Behandlung einer Brustentzündung. Vor jedem Stillen sollte feuchte Wärme auf die Brust einwirken. Ist das Stillen schmerzhaft, kann zuerst an der nicht betroffenen Seite und nach dem Einsetzen des Milchspendereflexes an der kranken Brust gestillt werden, und zwar solange, bis die Brust wieder weicher wird. Die Stillmahlzeit sollte dann an der ersten Brust beendet werden. Manche Frauen empfinden auch Quarkwickel als angenehm. (Bitte darauf achten die Brustwarze und den Brustwarzenhof beim Anlegen eines Quarkwickels auszusparen). Es gibt Frauen, die auf Quark allergisch reagieren, dann sollten keine Quarkwickel gemacht werden. Du kannst die Brust auch mit zerstoßenen Eiswürfeln, die in einen Waschlappen gepackt werden kühlen. Um eine gestaute Stelle zu entleeren, sollte jede Stillmahlzeit auf der betroffenen Seite beginnen, bis der Knoten und die Schmerzen vergangen sind. Es sollte alle eineinhalb bis zwei Stunden anlgelegt werden und dabei das Baby so gehalten werden, dass sein Kinn gegen die schmerzende Stelle gerichtet ist (erfordert manchmal etwas Akrobatik). Die Milch wird auf diese Weise besser herausgesogen und dadurch löst sich die Blockierung besser. Sanfte Massage kurz vor oder während des Stillens kann ebenfalls hilfreich sein. Häufiges Stillen (oder abpumpen) rund um die Uhr ist nötig, damit die Milch in der erkrankten Brust am Fließen gehalten wird. Und nochmals: Ganz wichtig ist Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe. Sobald Symptome wie Schüttelfrost, Fieber, Gliederschmerzen oder Kopfschmerzen usw. dazu kommen, sollte unverzüglich eine Ärztin/Arzt hinzugezogen werden. Auch wenn sich die Verhärtung nicht innerhalb von ein bis zwei Tagen bessert, sollte die Brust ärztlich untersucht werden (Frauenärztin/arzt oder Hausärztin/arzt). Es gibt Frauen mit immer wiederkehrenden Milchstaus oder Brustentzündungen, bei denen es hilft, wenn sie ihre Ernährung umstellen und auf gesättigte Fettsäuren so weit wie möglich verzichten und stattdessen auf (mehrfach) ungesättigte Fettsäuren achten. Zusätzlich kann die Einnahme von flüssigem Lecithin und Vitamin C helfen. Außerdem ist es wichtig auf die allerersten Anzeichen eines Staus zu achten und gleich zu handeln. Gute Besserung und LLLiebe Grüße Biggi Welter


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