Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Allergieübertragung

Frage: Allergieübertragung

Mitglied inaktiv

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Ich weiss echt schon nicht mehr was ich essen darf und was nicht. Ich hab glaub ich etwas zu viel im Internet gelesen und bin jetzt total verunsichert. Ich habe selbst einige Allergien wie Heuschnupfen, Hausstaubmilbe und Tierhaare die jedoch in den letzten Jahren immer weniger wurden. Heuschnupfen hätte ich laut Arzt aufgrund der Schwere sogar spritzen sollen. Hab ich nicht und trotzdem hab ich seit 10 Jahren keinen mehr. (Bin jetzt 30 Jahre jung) Jetzt meine Frage es heisst ich darf damit mein Kind keine Allergien bekommt nicht essen: Eier /wie soll das gehen ist ja fast überall drin. Schokolade, Nüsse, Ketchup, Kuhmilch, Zitrusfrüchte, Rindfleisch und Fisch (geht mir voll ab). Hab wirklich versucht mich dran zu halten. Habe auf Ziegenmilch umgestellt und (fast) keine Schokolade, nur einmal eine Torte mehr gegessen und Nüsse auch nicht. Aber dann kommen noch die Sachen wgen dem Blähungen dazu und da bleibt nicht viel über. Mein Sohn ist jetzt 4 Monate und ich möchte ihn gern 1 Jahr stillen, zwar nicht voll aber wenigstens zum teil. Werde ab 5. Monat mit Beikost anfangen aber keine Flaschen und keinen Milchbrei wegen Kuhmilch. FRAGE: Muss das wirklich alles so streng sein. Oder hab ich eh schon alles vermasselt als ich im Spital Kaffee mit Milch getrunken hab? Einmal einen Multivitaminsaft getrunken hab. Ist damit sein Allergieschutz schon weg? Und noch was zählen Mandeln jetzt als Nüsse oder nicht? Vielen Dank Christina


Biggi Welter

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Liebe Christina, es ist noch nicht letztendlich bewiesen, aber es deutet einiges darauf hin, dass es sinnvoll ist, während der Stillzeit bestimmte Nahrungsmittel zu meiden, um eine Allergieprophylaxe beim Kind zu erreichen. Es stimmt, dass es Nahrungsmittelallergene gibt, die in die Muttermilch übertreten und Symptome beim Kind verursachen können. Ganz oben auf der „Hitliste" dieser Allergene steht die Kuhmilch, aber auch Fisch, Zitrusfrüchte, Nüsse (auch Mandeln)und Eier können über die Muttermilch zu Reaktionen beim Kind führen. So lange dein Baby aber nicht mit Ausschlag oder anderen Symptomen reagiert, musst Du nicht von vorne herein auf alles verzichten. Probiere einfach aus, ob dein Kind reagiert, wenn Du bestimmte Nahrungsmittel zu dir nimmst. Auch wegen der blähenden Nahrungsmittel würde ich mir keine großen Gedanken machen. Immer wieder wird stillenden Frauen gesagt, dass es gaaaanz wichtig sei, auf die Ernährung zu achten, damit das Baby keine Blähungen bekomme. Doch der Einfluss der Ernährung wird ganz entschieden überschätzt. Darmgase entstehen bei der Verarbeitung von Faserstoffen (Ballaststoffen) durch die Darmbakterien im Verdauungstrakt. Weder Verdauungsgase noch Ballaststoffe gehen in die Muttermilch über, auch nicht, wenn die Mutter unter extremen Blähungen leidet. Genau so wenig verändern stark säurehaltige Nahrungsmittel den pH Wert der Muttermilch. Deshalb gibt es auch kein Verbot für Orangensaft. Normalerweise können stillende Mütter alles essen, bei manchen Nahrungsmitteln ist es allerdings anzuraten, dass sie nicht im Übermaß genossen werden. Einige Babys sind leider sehr empfindlich, aber auch hier lässt sich nicht sagen „lass den Orangensaft weg", denn es gibt Babys, deren Mütter problemlos Orangensaft trinken können, aber wehe sie essen eine Banane. Ich habe schon Mütter erlebt, die sich ausschließlich von Reis und Wasser ernährt haben und die Babys hatten weiterhin übelste Blähungen. Letztendlich bleibt nicht anderes übrig, als auszuprobieren, ob ein Baby auf etwas reagiert oder nicht, denn das ist wirklich von Kind zu Kind unterschiedlich und deshalb gibt es auch keine Listen mit erlaubten oder verbotenen Nahrungsmitteln. Blähungen entstehen auch nicht von zu häufigem Stillen (was immer auch unter diesem Begriff „zu häufig" verstanden werden soll). Es ist ein Ammenmärchen, dass zwischen zwei Stillzeiten ein bestimmter Mindestabstand eingehalten werden müsste. Was allerdings Blähungen verursachen kann, ist eine ungünstige Stillhaltung und nicht korrektes Saugen. Ein Baby, das an der Brust viel Luft schluckt, hat mehr Probleme mit dem Bauch. Deshalb ist es extrem wichtig auf korrektes Anlegen und Ansaugen zu achten. Du schreibst, dass Du mir fünf Monaten bereits Beikost geben möchtest. Wenn Du deinem Kind etwas Gutes tun willst, dann verzichte noch bis zum vollendeten sechsten Monat auf jegliche Form von Beikost. Auch wenn dein Baby nicht allergiegefährdet wäre, so ist die zu frühe Einführung der Beikost immer eine starke Belastung für den noch unreifen Darm und belastet auch die Nieren enorm durch die erhöhte Molenlast. Die Empfehlung für allergiegefährdete Kinder lautet möglichst lange voll stillen (mindestens sechs Monate) und von einigen Seiten wird zu einer neunmonatigen ausschließlichen Stillzeit geraten. Es ist sinnvoll mit der Beikost zu beginnen, wenn das Baby die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, • der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Auch Babys, die mit künstlicher Säuglingsnahrung gefüttert werden, sollten in den ersten sechs Monaten keine andere Nahrung erhalten. Wenn es dann soweit ist, sollte die Einführung der Beikost langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Was nun die Abwechslung im Speiseplan des Kindes betrifft, so ist im ersten Lebensjahr eindeutig weniger mehr. Das Kind braucht nicht so viel Abwechslung, die große Vielfalt erhöht vielmehr das Risiko von Allergien. Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen, solltest Du noch Fragen haben, melde dich einfach wieder. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Also heisst das, dass ich alles essen kann und dadurch nicht automatisch eine Allergie für später hervorgerufen wird oder er Neurodermitis bekommt oder so, sondern ich merke gleich ob er drauf reagiert zB wenn ich Fisch esse und er bekommt einen Ausschlag heisst das wenn ich öfter Fisch esse hat er später Heuschnupfen oder andere Allergien. Ganz klar ist mir das nicht. LG Christina


Mitglied inaktiv

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Hab auch wegen Beikost gedacht weil er schon so gross ist. Geburtstag 1.9.03 und heute hatte er 8570 g und 67 gross. Will sich auch dauernd schon aufsetzen und ihm reicht 1 Finger zum Halten dann zieht er sich hoch. Meinem Essen schaut er auch schon voll nach. Aber es geht sicher auch noch so.


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Christina, Du machst dir Gedanken darüber, wie Du deinem Sohn den bestmöglichen Schutz vor einer späteren Allergie geben kannst. Mit das Wichtigste tust Du schon, indem Du ihn voll stillst. Allergiegefährdete Kinder sollen mindestens ein halbes Jahr, unter Umständen sogar neun Monate lang, voll gestillt werden. Außerdem sollten bei der Einführung fester Kost die folgenden hochallergenen Nahrungsmittel zumindest im ersten Lebensjahr gemieden werden: Weizen, Mais, Schweinefleisch, Fisch (auch Schellfisch), Erdnüsse, Tomaten, Zwiebeln, Kohl, Beeren, Nüsse, Gewürze, Zitrusfrüchte und –säfte und Schokolade. Dazu kommen alle Nahrungsmittel, die allergische Reaktionen bei anderen Familienmitgliedern verursachen oder auf die das Baby bereits durch die Muttermilch empfindlich reagiert hat. Es ist zwar selten, kann jedoch vorkommen, dass ein Baby allergisch auf Nahrungsmittel reagiert, die die Mutter zu sich nimmt. Daher wird stillenden Müttern mit allergiegefährdeten Kindern in manchen Fällen geraten sich allergenarm zu ernähren und Nüsse sind tatsächlich ein weit verbreitetes Allergen. Sinnvoll ist es, auf die Nahrungsmittel zu verzichten, von denen Du weißt, dass Du oder andere Familienmitglieder allergisch darauf reagieren. Zu einer sehr strengen Diät raten die Wissenschaftler heute nur selten, so lange das Kind gut gedeiht und keine Anzeichen von Allergien zeigt. Der Organismus eines Babys ist in den ersten sechs Monaten auf eine Ernährung mit Muttermilch ausgerichtet. Eine Einführung von Beikost vor diesem Zeitpunkt (wobei man sich natürlich nicht um ein paar Tage hin oder her streiten darf) kann zu einer Überlastung der Nieren (erhöhte Molenlast) und des Verdauungssystems führen. Je früher die Einführung anderer Nahrung beginnt, um so höher ist das Risiko. Gerade in den ersten Wochen und Monaten, ist der Darm noch sehr unreif und die Darmschleimhaut ist durchlässig. Artfremdes Eiweiß kann vor allem in den ersten Monaten die noch nicht ausgereifte Darmschleimhaut passieren und so in den Blutkreislauf gelangen. Der Körper sieht dieses Eiweiß als Fremdstoff an und kann eine allergische Reaktion auslösen. Nach sechs Monaten ist der Darm erheblich reifer und die Gefahr geringer. Doch nicht nur Eiweiße können die Darmschleimhaut passieren, sie ist auch für andere Stoffe durchlässig und die können ebenfalls Probleme verursachen. Um zu vermeiden, dass dies passiert, sollte möglichst sechs Monate ausschließlich gestillt werden ohne irgendwelche zusätzliche andere Nahrung oder Flüssigkeit. Es geht also nicht nur darum, dass das Kind Antikörper über die Muttermilch erhält, sondern auch darum, dass es davor geschützt wird, mit Stoffen in Kontakt zu kommen, die zu diesem Zeitpunkt noch leicht durch die Darmschleimhaut gelangen können. Je reifer das Kind und der Darm, um so geringer das Risiko. Da manche Stoffe sogar über die Muttermilch weitergegeben werden können, gibt es Wissenschaftler, die stillenden Müttern dazu raten zumindest bei erhöhtem Allergierisiko auch die eigene Ernährung zum Beispiel Kuhmilch frei zu gestalten. Ich hoffe, dass diese Erklärung einigermaßen verständlich war. LLLiebe Grüße Biggi


Biggi Welter

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Liebe Christina, Ob dein Kind gedeiht kannst Du bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. Außerdem hat Beikost meist viel weniger Kalorien als Muttermilch. Leider ist vor allem bei uns in Deutschland die Vorstellung fest in den Köpfen verwurzelt, dass mit dem Beginn der Beikost die Muttermilch durch die feste Nahrung verdrängt werden soll. Doch wenn Du dein Kind wirklich satt bekommen wolltest mit Beikost, dann müsste es so große Mengen essen, wie es gar nicht möglich ist. 100 ml Muttermilch haben etwa 70 kcal, 100 g Karotten haben etwa 20 kcal. Um also die gleiche Kalorienzahl wie mit 100 ml Muttermilch zu bekommen, müsste dein Kind mehr als 400 g Karotten essen. Stell dir diese Menge einmal vor. LLLiebe Grüße Biggi


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