Mitglied inaktiv
...habe schon viel im Forum gestöbert und ähnliche Fragen gefunden, muss aber doch noch man unseren Fall kurz schildern weil ich mir trotzdem unsicher bin. Unsere Tochter, 5 Monate und eine Woche alt wird voll gestillt und wiegt inzwischen 6100g (Geburtsgewicht 3190g). Nun kommt sie etwa seit 6 Wochen alle 1-2 Stunden in der Nacht und will gestillt werden- mach ich es nicht jammert sie herzzerreißend und schläft nicht weiter- also tippe ich auf Hunger und da sie ja nicht gerade schwer ist will ich ihr auch nichts vorenthalten. Nun steht aber in allen Büchern das in dem Alter eigentlich Schlaf bis zu 6 Stunden normal ist?! Und ich höre um mich herum 2 Meinungen: die einen meinen es ist Erziehungssache und lassen den Mann sich in der Nacht kümmern und stillen nicht und haben was die Schlafzeit anbelangt teilweise auch Erfolg, die anderen meinen das ist halt so und hört nach einigen Wochen von selbst wieder auf. Was meinen Sie und was würden Sie als Expertin/nen mir raten? Kann das häufige Trinken auch einfach "normal" sein? Dann gehe ich zwar weiter auf dem Zahnfleisch- tagsüber kann ich irgendwie absolut nicht schlafen- aber weiß wenigstens das ich nichts falsch mache... Danke und herzliche Grüße!
Liebe painkiller22, es ist sogar VÖLLIG normal ;-). Es ist abgesehen von der Anwendung der sehr umstrittenen und von Stillexperten einhellig abgelehnten Schlaftrainingsprogrammen nicht möglich ein Kind an das Durchschlafen zu gewöhnen, ehe es nicht von selbst dazu reif ist. Es ist ja auch nicht möglich ein Kind an das freie Laufen oder das Sprechen zu gewöhnen. All diese Fähigkeiten entwickelt jedes Kind dann, wenn der für das jeweilige Kind richtige Zeitpunkt gekommen ist. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: "Babys are Human Beeings"') habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden "Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem "modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht eben so wichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
ach ja, wo ich gerade die andere Frage unten lese: mich sträubt es eigentlich ihr Fläschchen zu geben, das will ich nicht, da bin ich lieber nachts öfter wach- sofern sie alles hat was sie braucht mit meiner Muttermilch!
Mitglied inaktiv
DANKE;-)))!!!Fühle mich bestätigt und werde ihr das nächtliche Stillen so lange gönnen wie sie es braucht. PS: Ich habe mir das Buch umgehend bestellt.
:-) Biggi
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