Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abstill-Ambivalenz

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abstill-Ambivalenz

Meritene

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Liebe Frau Welter, ich weiß gar nicht, ob ich bei Ihnen richtig bin, da meine Situation sehr viele verschiedene Aspekte hat, aber das Stillen ist ein großer Part, so dass ich hoffe, dass Sie mit Ihrer langjährigen Erfahrung - nicht nur in „technischen“ Stillfragen - doch zumindest einen Gedankenanstoß für mich haben. Mein Mann und ich sind 43 Jahre alt und unser 3. Kind eine „Nachzüglerin“, die Großen sind 14 und 11, die Kleine 3 Jahre und 7 Monate. Der Stand ist, dass ich seit der Geburt unserer Tochter mit ihr gemeinsam in ihrem Zimmer schlafe. Das diente anfangs einerseits der Entlastung meines Mannes (der häufiger von Schlafstörungen geplagt ist) und zum anderen bot es mir die Möglichkeit mich ganz nach meinem Gefühl den Bedürfnissen meiner Tochter und den meinen einzulassen ohne extra „leise“ sein zu müssen, nicht das Licht zu hell zu machen etc. Das „Problem“ ist, dass nach nun fast 4 Jahren die Situation unverändert ist. Meine Tochter wird zum Einschlafen und Aufwachen gestillt. Das nächtliche Stillen habe ich seit ca. 3 Monaten konsequent abgelehnt, was aber denn nicht dazu geführt hat, dass sie durchschläft. Es wird auch jetzt noch nachts „gejammert“: „Bitte, gib mir Mamamilch, das ist so kuschelig.“ Sie schläft dann unter Protest (an manchen Tagen Wut, an anderen Traurigkeit) nach 20-30 Minuten unruhigen Hin- und Herwälzens wieder ein. Morgens wird sie gegen 5.00 wach - mit stillen schläft sie häufig noch einmal ein, ohne Stillen ist die Nacht vorbei. Ehrlich gesagt bleibe ich auch bei ihr, weil ich es sehr anstrengend finde, nachts zu „lauschen“ wann sie wach wird (ich finde nur unruhigen Schlaf ohne sie), dann gegen 2-3 rüber zu gehen, eine halbe Stunden zu warten, wieder zu meinem Mann zu gehen, um 5 wieder rüber… Püh. Irgendwie scheint mir das endgültige Abstillen mit ein Schlüssel für dieses Problem. Ich hatte auf ein natürliches Abstillen von ihr gehofft, aber das ist garantiert nicht in Sicht… Und ja, ich liebe es auch mich so ganz mit ihr gemeinsam in dieser besonderen Beziehung zu befinden. Nach einem sehr tragischen Verlust halte ich sehr an dieser Nähe fest, auch weil sie mein letztes Kind ist. Aber ja, es nervt mich auch und ich möchte wieder mehr Zweisamkeit mit meinem Mann zurück, mehr Schlaf. Diese Ambivalenz ist ohne schwer aufzulösen , aber meine Tochter, die nicht „freiwillig“ abstillt, lässt das Pendel immer in Richting Stillen ausschlagen. Wenn sie es mir doch nur durch ein „Lass mal Mama, ich brauche das nicht mehr.“ leichter machen würde… Um meiner Ehe wegen, muss aber irgendeine Lösung her. Mein Mann macht mur nie Druck, er genießt auch die Kleine so glücklich zu sehen. Aber auch wenn ich von ihm keinen Druck und keine Forderungen bekomme, so spüre ich doch seine Traurigkeit und Einsamkeit. Haben Sie irgendwelche Ideen, Gedanken oder Tips für mich? Das kann doch nicht nur „mein“ Thema sein… Ratlose Grüße Meritene


Biggi Welter

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Liebe Meritene, ich würde schrittweise vorgehen und langsam damit beginnen, deinem Kind klarzumachen, dass du beim Papa schlafen möchtest. Deine Kleine wird von ganz alleine zu dir ins Schlafzimmer kommen, wenn sie dich braucht und auch du wirst lernen, besser schlafen zu können. Es wäre natürlich auch eine Möglichkeit, dass ihr beide zunächst ins Schlafzimmer geht, damit die Kleine sich nicht verlassen fühlt. Wichtig ist, dass DU mit deinen Gefühlen im Reinen bist und das deinem Kind auch ganz klar vorlebst. ich kann dir die Entscheidung, ob du weiterstillst nicht abnehmen, aber ich möchte dich ermutigen, in dich zu hören. Es ist nicht schlimm, wenn du dich gegen das weitere Stillen entscheidest, aber es wäre schlimm, wenn du das dann ewig bereuen würdest. Setze dich deshalb in einer ruhigen Minute hin und spüre in aller Ruhe, welcher Weg für euch passt. Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Abstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Und ja, es ist normal, wenn dein Kind noch deine Nähe sucht und die Geborgenheit an der Brust vermisst und vehement einfordert! Stillen ist aber auch eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Wichtig ist, dass du dir Klarheit verschaffst und dann zu deiner Entscheidung stehst ganz gleich wie diese ausfällt. Wenn du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Vielleicht ist es aber auch so, dass du gar nicht sooo sehr genervt bist und merkst, dass es so noch okay ist für dich. Vielleicht ist es ja wirklich die erste Lösung, dass du ein Bestellbett it ins Schlafzimmer stellst. Vielleicht wäre es auch gut für dich, mal mit jemandem zu sprechen, um dir über deine Gefühle klar zu werden? Lieben Gruß Biggi


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