Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ab wann?

Frage: Ab wann?

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Hallo Biggi, wir haben eine 6 Monate alte Tochter, die sehr anspruchsvoll ist. Sie weint viel, kommt allein nicht in den Schlaf und hält uns ziemlich auf Trab. Tagsüber schläft sie nur im Wagen oder mit viel Geschrei in ihrem Bettchen. Aber max. für 45 Minuten. Dann ist sie wieder wach und leider weiterhin quengelig. Nachts schläft sie mit 1-2 Stillunterbechungen ganz gut ihre 10-12 Stunden. Scheinbar braucht sie nicht so viel Schlaf. Abends wacht sie leider immer öfter auf. Sie weint dann. Teilweise richtig herzzerreißend. Wir wissen leider oft nicht, ob ihr vielleicht die Zähne zu schaffen machen. Meistens nehmen wir sie raus und trösten sie auf dem Arm. Wenn alles nicht hilft, lege ich sie nochmal an und dann schlummert sie auch ein. Jetzt wollte ich wissen, ab wann die Babys das mitbekommen, das sie beim Weinen hochgenommen werden? Also ab wann sie wissentlich etwas einfordern? Nachts das gleiche Problem. Wacht sie auf, wird sie nie allein wieder einschlafen, sie braucht immer die Brust als Hilfe. Ich befürchte nun, dass sie das nie ohne mich schafft. Wieviel Geduld sollte ich haben? Ist es o.k., sie weiterhin so zum schlafen zu bringen? Ich möchte sie auch nicht weinen lassen, das bringe ich nicht übers Herz. Außerdem muß mein Freund arbeiten und braucht den Nachtschlaf dringend. Ab wann muß man denn konsequenter werden? Ich denke das das im ersten Lebensjahr doch o.k. ist, oder? Vielen Dank für Deine Hilfe. Iris


Biggi Welter

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? Liebe Iris, dein Kind will dich nicht manipulieren, sondern braucht deine Nähe und die Geborgenheit bei dir. Da Stillen sowohl Nähe als auch Geborgenheit automatisch mit sich bringt, ist es ganz normal, dass ein gestilltes Kind in Situationen wie Einschlafen und in der Nacht auch gestillt werden will. Dein Kind kann noch nicht sagen „Mama ich fühle mich so alleine und habe einen entsetzlichen Traum" oder „Mama, mir tut der Mund weh" usw. Es kann nur durch Weinen auf sich aufmerksam machen und dann ist es wichtig, dass schnell und unmittelbar reagiert wird. Weinen lassen führt nicht zu Einsicht, da noch keine Einsichtsfähigkeit da ist, sondern nur zur Resignation und das ist ganz etwas anderes als Einsicht. Es ist vollkommen normal, dass ein Baby an der Brust der Mutter einschlafen will und überhaupt in ihrer Nähe sein mag. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Unsere Kinder kommen mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt wie vor Tausenden von Jahren. Alleine sein bedeutet für sie Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys „begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch „nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Dein Baby zeigt dir doch ganz deutlich, dass es noch nicht so weit ist, allein zu schlafen, es braucht einfach noch Zeit und eure Zuwendung und Nähe. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Doch es sollte nicht alleine weinen müssen, sondern wenn es weinen muss dabei spüren können: ich bin nicht alleine, da ist jemand für mich da. Vielleich besorgst Du dir einmal das Buch „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears. Darin wirst Du zwar kein Patentrezept finden, wie Du dein Kind daran gewöhnst alleine zu schlafen, aber Tipps für ruhigere Nächte für die ganze Familie und Erklärungen, warum Kinder nun mal anders schlafen als Erwachsene. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL-Stillberaterin und im Stillshop erhältlich. Selbst ein einjähriges Kind verfügt noch nicht über die Fähigkeit so zielgerichtet zu denken, wie es viele Leute immer wieder unterstellen. Lies dir hierzu einmal die Texte von Dr. Posth aus dem Entwicklungsforum durch „Das emotionale Bewusstsein - die Erlebniswelt des Säuglings". LLLiebe Grüße Biggi


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