Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

11 Stunden Stillen am Tag - normal?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 11 Stunden Stillen am Tag - normal?

Mitglied inaktiv

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Hallo! Ich habe einen 23 Tage alten Sohn und habe ansich vor in voll zu stillen. Nun ist es momentan so, dass er mit einer einzigen Ausnahme (längere Pause von ca. 21 Uhr - 01 Uhr) rund um die Uhr alle 2 Stunden gestillt werden will und das Stillen selbst 1 Stunde dauert. Unter Tags ist er für sein Alter auch relativ viel Munter (höchstens 2-3 Stunden Schlaf unter Tags). Das ganze zehrt natürlich sehr an den Nerven, da ich derzeit so 10-11 Stunden am Tag nur mit Stillen verbringe und meistens nur 40-50 Minuten schlafen kann unterdessen. Dazu ein paar Fragen: ist der Stillrhytmus irgendwie auf wenigstens alle 3 Stunden zu bringen - oder entwickelt sich das sowiso irgendwann in die Richtung? Habe ich nicht genug Milch auf einmal, sodass er manchmal ständig nach der Brust verlangt? Was kann ich tun um zu einem stressfreieren Stillerlebnis zu kommen? Vielen Dank Renate


Biggi Welter

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? Liebe Renate, für viele Mütter ist es ein Schock, wenn sie die Realität des Lebens mit einem kleinen Baby erkennen müssen. Leider steht davon nämlich nur selten etwas in den Hochglanzbroschüren und Babyratgebern. Doch Ihr Baby verhält sich ganz normal, so wie es von einem drei Wochen alten Baby zu erwarten ist. So kleine Babys wollen durchschnittlich mindestens zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa drei Wochen zu erwarten. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Nicht zu vergessen ist auch die Bedeutung des non-nutritiven Saugens, des Saugens, das nicht der Ernährung dient. Die Verlockung kann groß sehr groß sein, dazu einen Schnuller anzubieten, aber die Risiken, die der Schnuller mit sich bringen kann, sollten dabei nicht unterschätzt werden. Mit zunehmendem Alter werden die Abstände zwischen den Stillzeiten von selbst größer. Ich weiß, die ersten Wochen und Monate mit einem Baby können eine extreme Lebenserfahrung sein, um so mehr als die Realität des Alltags mit einem Neugeborenen fast nirgends wirklich beschrieben ist (und damit der Schock für die junge Mutter, die von einem friedlich im Stubenwagen schlummernden Baby träumt noch größer). Doch Ihr Kind bleibt nicht ewig so klein und arbeitsintensiv. Es wird größer und reifer werden, Sie werden an das Muttersein gewöhnen und der Alltag wird deutlich einfacher. Wenden Sie sich doch einmal an eine Stillberatin in Ihrer Nähe und besuchen Sie ein Stillgruppentreffen. Im Austausch mit anderen stillenden Müttern werden Sie sehen, dass sich nicht nur Ihr Baby so verhält und können Tipps und Erfahrungen austauschen, wie der Alltag einfacher zu bewältigen ist. LLL-Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter www.lalecheliga.de. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo! Biggi wird Dir ja noch als Fachfrau antworten, aber vielleicht interessiert es Dich ja, das es bei uns ganz genauso war und dass auch ich kurz vor der totalen Verzweiflung war - bis mir jemand erzählte, dass sie in dem Alter ihren ersten Wachstumschub haben. Es regulierte sich auch bald, aber: meine Tochter hat noch viele Monate tagsüber alle zwei Stunden gestillt (nachts hatte sie viel grössere Abstände), allerdings dauerte es immer kürzer. Ich hab nie versucht, ihren Rhythmus zu verändern, sondern mich damit arrangiert und würde das auch immer empfehlen. Zu oft habe ich arme Würmchen erlebt, deren Mütter versuchten, sie zu "ziehen" um längere Abstände zu bekommen. Es machte die Kinder nicht glücklicher! Sie ist übrigens auch jetzt ein Kind, dass wenig aber oft essen möchte, mit den fünf Mahlzeiten am Tag brauch ich ihr nicht zu kommen. LG und alles Gute für Euch! Chr.


Mitglied inaktiv

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Hallo Renate! Bei uns war es in den ersten Wochen auch so. Ich hatte den Eindruck, ich stille den ganzen Tag und die halbe Nacht. Aber ich kann Dir versichern, er wird besser. Meine Tochter ist inzwischen 6 Monate, die Stillabstände sind die gleichen geblieben (alle 2 Stunden), dafür geht es jetzt aber ruck zuck. Maximal 5 Minuten trinkt sie an der Brust, meistens sogar weniger. Sie hat einfach keine Zeit mehr für so "unwichtige" Dinge, sie will lieber spielen und sich bewegen ;-))) Ich wünsche Dir viel Kraft Julia


Mitglied inaktiv

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hallo reni, ich kann dir nachfühlen wie dir zumute ist, denn ich hatte die gleiche erfahrung gemacht. meine tochter wuchs in den ersten wochen sosehr, dass sie auch alle 2 stunden was zum futtern wollte, da konnte ich die uhr nach ihr stellen. ich habe auch gedacht ich schaff das nicht, bin oft in der früh tränenüberströmt im bett gesessen und konnte und wollte einfach nicht mehr, dachte ans aufhören zum stillen - aber ich hab durchgehalten (heute bin ich stolz drauf). einmal sind mir sogar beim wickeln in der früh stehend am wickeltisch die augen für einige sekunden zugefallen.... da hatte ich glück, dass meine mutter das baby für zwei stunden nahm und ich noch mal ins bett kroch. wenn du hilfe in anspruch nehmen kannst dann tu das unbedingt. lass den haushalt links liegen, es ist egal was rumsteht, du kommst zuerst. ich hoffe ich kann dir mut zusprechen, denn es geht glaube ich vielen müttern so. heute ist meine tochter 7 monate alt und kommt 1 - 2 mal die nacht zum stillen. kopf hoch! es geht bald vorbei! liebe grüsse, ingrid


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