Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

11. Mon. -schläft nicht durch und will keinen brei mehr

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 11. Mon. -schläft nicht durch und will keinen brei mehr

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Hallo Biggi, unser Sohn wird im Januar 1 Jahr alt. Er verweigert jede Form von Brei, aber besonders den abendlichen Milchbrei. Er will auch garnicht mehr sein salzloses Baby-Essen haben, sondern unser Essen, das ich für seine 2 1/2 jährige Schwester und mich mittags koche. Ausserdem verweigert er standhaft und ausdauernd jede Form von Flüssigkeitszufuhr ausser der Brust. Bin völlig ratlos. Er kriegt: Morgens -eine Stillmahlzeit Vormittags eine Banane und bischen Brot eine kleine Stillmahlzeit Mittags -eigentlich Gemüse-Fleisch-Brei Eine kleine Stillmahlzeit Nachmittags Birne Abends -eigentlich Milchbrei oder milchfreien Getreidebrei Vorm Schlafengehen wird er nochmal gestillt Nachts wacht er immer noch 2 mal auf und will trinken, seine Schwester hat die Flasche gekriegt und schlief schon mit 3 Monaten durch. Was soll ich tun? Abends jetzt schon brot oder normales Essen geben, wenn ja mit was darauf? Wie soll ich ihm zu trinken geben, er dreht nach 2 Schlucken aus der Tasse schon den Kopf weg? Wie kriege ich ihn zum durchschlafen? Stille ihn vorallem deswegen noch, weil ich nicht möchte, dass er mit seinem Geschrei meinen Mann und unsere Tochter weckt. Was rätst Du mir? Vielen Dank im voraus p.


Biggi Welter

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Liebe Polyanna, dein Kind hat von dir bereits gesalzene Kost bekommen und verweigert jetzt alles andere. Nicht umsonst raten Experten davon ab, dies zu tun, da genau dies dann passiert. Vom Tisch essen kann dein Kind schon ab dem Zeitpunkt, ab dem es Beikost erhalten kann, selbstverständlich mit der Einschränkung, dass die Nahrung, die es dann erhält langsam und allmählich und zunächst ein Nahrungsmittel nach dem anderen eingeführt wird. Fertignahrung oder Gläschenkost ist nicht zwingend erforderlich, das Kind kann ebensogut zunächst eine Kartoffel vom Familientisch bekommen, dann kann die Kartoffel mit einem Gemüse vom Familientisch zu Kartoffelgemüsebrei erweitert werden usw. Dabei sollte natürlich darauf geachtet werden, dass die Speisen für das Kind vor dem Salzen von der übrigen Familienkost abgezweigt werden. Probiere es doch so einmal, vielleicht klappt es ja. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Mit neun Monaten bietet sich auch Brot an. Setze auf den Nachahmungstrieb des Kindes und biete ihm an, was auch ihr esst (natürlich nur, wenn es sich um etwas babygeeignetes handelt). Stillkinder sind durch die immer wieder auftretenden Geschmacksveränderungen der Muttermilch (je nach dem was die Mutter isst, schmeckt die Milch unterschiedlich) an den Speiseplan der Mutter gewöhnt und lehnen andere Nahrung dann oft ab. Wenn Du zum Beispiel nie gekochte Karotten isst, dann kennt dein Kind diesen Geschmack nicht über die Muttermilch und wird sie höchst wahrscheinlich auch vom Löffel ablehnen. Zum Trinken. Geduld heißt hier das Zauberwort. Lasse dein Kind mit dem (leeren) Becher spielen, setze auf seinen Nachahmungstrieb und versuche es nicht mit Druck. Dein Kind wird nicht verdursten, vor allem nicht, wenn es weiterhin nach Bedarf gestillt wird. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Kindes über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt es wird nach Bedarf gestillt. Wieviel Flüssigkeit ein Baby zusätzlich zur Beikost braucht, hängt davon ab, wieviel Beikost es isst, wie warm es ist, wie aktiv das Kind ist und einigem anderen mehr. Ein Kind, dass noch viel breiartige Kost isst, bekommt zudem über die Nahrung relativ viel Flüssigkeit. Biete deinem Kind zur Beikost immer Wasser an, dann hat es die Möglichkeit zu trinken, wenn es durstig ist. Wasser ist das optimale Getränk, sowohl für Kinder wie für Erwachsene, Saft oder Tee ist nicht notwendig. Solange der Urin des Babys hell, fast farblos aussieht und nicht unangenehm riecht, bekommt es in der Regel genügend Flüssigkeit. Habe Geduld, dein Baby wird das Trinken schon lernen und akzeptieren. Von Durchschlafen spricht man, sobald ein Baby fünf Stunden oder länger in einem Stück schläft. Um welche Tageszeit das ist, spielt keine Rolle für den Begriff „durchschlafen“. Die Fähigkeit längere Zeit am Stück zu schlafen ist unabhängig von der Ernährung. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Dein Kind braucht deine Nähe und wahrscheinlich auch das geborgene Gefühl an der Brust. Das ist sicher nicht immer einfach für die Mutter, die auch mal gerne was anderes tun würde, aber letztlich kostet es nicht mehr Nerven und Zeit, als sich ständig neue Methoden auszudenken und das Baby weinen zu lassen. Sobald das Kind die nötige Reife hat, wird es von selbst alleine (ein)schlafen. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi


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