Ich hatte im Sommer in der 22.SSW einen Spätabort wg einer Infektion mit beta-hämolysierenden Streptokokken vom Typ D (nicht Typ B!). Ich hatte vorher nie auffällige Abstriche, Unterleibsinfektionen, etc.
Natürlich plagen mich jetzt in der neuen Schwangerschaft (7.ssw) massive Ängste, dass sowas nochmals passieren kann.
ich messe jetzt alle paar tage den ph-wert in der scheide. weiters habe ich gelesen, dass es eine Impfung gg Scheideninfektionen gibt. sollte man die wirklich nicht während der Schwangerschaft machen?
Was halten sie von einem frühen totalen Muttermundverschluss in meinem Fall?
Wie oft sollte ein Abstrich gemacht werden?
Bitte um Info!
Vielen Dank, Pfefferminz
Mitglied inaktiv - 06.12.2010, 12:30
Antwort auf:
wie erneuter Infektion vorbeugen in Folgeschwangerschaft vorbeugen?
Hallo,
1.eine Vorgeschichte mit vorzeitigen Wehen/ einer Frühgeburt oder auch einer späten Fehlgeburt in Folge einer aufsteigenden Infektion bedeutet für eine neue Schwangerschaft, dass das Risiko für vorzeitige Wehen inklusive Frühgeburtlichkeit erhöht ist, wobei wir dieses zahlenmäßig nicht allgemein gültig benennen können.
Vor und in einer nachfolgenden Schwangerschaft ist deshalb die ausführliche Aufklärung und Information durch Ihre Frauenärztin/Frauenarzt über Ursachen, mögliche und sinnvolle Präventivmaßnahmen & Diagnostik umso wichtiger:
Dazu gehören die Ausschaltung von Risikofaktoren wie Rauchen und eine rechtzeitige Sanierung der Zähne beim Zahnarzt, da eine Zahnfleischentzündung oder Karies das Risiko für Frühgeburtlichkeit und ein Untergewicht bei den Kindern bekanntermaßen erhöhen. Diese Sanierung der Zähne wird am besten vor der Schwangerschaft durchgeführt. In der laufenden Schwangerschaft ist es ratsam, das genaue Vorgehen zwischen Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und Zahnärztin/Zahnarzt abzustimmen.
In der laufenden Schwangerschaft ist es dann sinnvoll, eine bakterielle Besiedlung der Scheide auszuschließen und dieses ggf. durch PH-Wert-Kontrollen zu ergänzen. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium kann zur Beruhigung der Gebärmutter beitragen.
Um die 23. Schwangerschaftswoche kann das Ausmessen der Gebärmutterhalslänge im vaginalen Ultraschall Hinweise auf Frühgeburtsbestrebungen geben.
2. zur Frage einer prophylaktischen Cerclage/Muttermundverschluss gibt es mittlerweile in der Fachwelt eine relativ einhellige Meinung:
Dank immer kritischerer Indikationsstellung ist die Cerclagefrequenz innerhalb weniger Jahre von fast 10 % auf 1-2% gesunken. Therapeutisch sind nur echte isthmocervicale Insuffizienzen (Gebärmutterhalsschwächen) eine Indikation.
Prophylaktische Cerclagen aus anamnestischer Indikation oder bei Mehrlingsschwangerschaften sind schon deshalb sehr kritisch zu betrachten, weil sie nicht zu einer Tragzeitverlängerung führen.
Jedoch finden wir in der letzten Zeit einen gewissen Sinneswandel in der Fachwelt vor. Wenn auch die rein prophylaktische Cerclage und/oder Muttermundverschluss bis dato als sehr kritisch betrachtet wird, sehen renommierte Fachvertreter dieses differenzierter bei Frauen mit einer Vorgeschichte mit Frühgeburt.
Eine Zervixinsuffizienz (Gebärmutterhals-Schwäche) im klassischen Sinn ist ein sehr seltener Befund. Bei unsicherer Entscheidungsgrundlage zeigen Studienergebnisse keine eindeutigen Vorteile einer Cerclage gegenüber abwartendem Verhalten. Ob Schwangere mit ultrasonographischer Verkürzung des Gebärmutterhalses oder einer Öffnung des inneren Muttermundes von einer Cerclage profitieren,
lässt sich noch nicht abschließen beurteilen.
Als einzige Ausnahme verbleiben noch Schwangere mit mehrfachen Frühgeburten in der Anamnese. Bei der Diagnose einer Gebärmutterhalsschwäche ist neben der transvaginalen Sonographie mit ihrer Verkürzung und Eröffnung der Zervix unbedingt immer auch die Konsistenz der Portio durch Vaginalpalpation zu beurteilen.
Notfallcerclagen bei Cervixinsuffizienz mit Fruchtblasenprolaps sind nur bis zur 32. SSW indiziert. Gleichwohl ist das Komplikationsrisiko einer Cerclageoperation gering und besteht praktisch nur in minimalen Verlängerungen der Eröffnungsphase sowie einer leicht höheren Inzidenz von Zervixrissen. Frauenarzt 40, 5 (1999) 659
Insofern ist hier im individuellen Fall sicher das immer ausführliche Gespräch mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und der Frauenklinik (am besten ein Perinatalzentrum) im Vorfeld sinnvoll, inwiefern eine Cerclage zur Prophylaxe einer vorzeitigen Muttermundseröffnung im individuellen Fall geboten ist unter Abwägung des Für und Wider.
Dieses gilt auch für die Fragestellung, inwiefern eine prophylaktische Cerclage/Muttermundverschluss nach einer Infektion mit Fehlgeburt anzuraten ist.
3. die Immunisierung bei wiederholten Entzündungen in der Scheide wird immer mal wieder beworben und auch angeboten. Der vorgebliche Wirkmechanismus ist wohl die Immunisierung gegen pathogene Laktobazillen (Milchsäurebakterien).
Bei der bakteriellen Scheidenentzündung, einem häufigen Krankheitsbild in der Praxis, verdrängen bestimmte Bakterien (häufig Anaerobier und Gardnerella vaginalis) die in der Vaginalflora normalerweise vorherrschenden Milchsäurebakterien.
Dieses lassen sich mit einem üblichen Antibiotikum meist gut behandeln, auch, wenn es im Gefolge zu erneuten Infektionen kommen kann (Rezidiven)
Der genannte „Impfstoff“ enthält ein Gemisch an bestimmten Milchsäurebakterien, die die Scheidenflora normalisieren sollen. Es gibt aber bisher noch keine methodisch akzeptablen Studien, die einen Nutzen der als Impfstoff bezeichneten Laktobazillus-Mischung
belegen.
Insofern wird es das Sinnvollste sein, wenn Sie über das Pro und Kontra dieser Maßnahme mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt sprechen.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 06.12.2010