Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Verhütung während Stillzeit

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Verhütung während Stillzeit

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Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, leider ist Herr Dr. Mallmann im Moment nicht für Fragen erreichbar. Ich denke, sie können mir da aber auch weiterhelfen. Das man während der Stillzeit schwanger werden kann, ist ja nun bekannt. Wie ist das aber, wenn ich doch noch gar keine Monatsblutung habe??? Da dürfte ja dann eigentlich nichts passieren, weil die Monatsblutung doch anzeigt, dass ein unbefruchtetes Ei abgestossen wird. Solange ich aber keine Mens habe, ist doch sicher auch kein Eisprung passiert, oder??? Bin nun schon 31 Jahre, aber das habe ich irgendwie noch nicht so recht begriffen. vielen lieben Dank Jacqueline PS: Meine Tochter ist jetzt 5 Monate und bei meinem Sohn hatte ich auch erst 1 Jahr nach der Entbindung meine Monatsblutung wieder.


Dr. med. Vincenzo Bluni

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hallo, nein, das ist ein Trugschluss, denn, auch, wenn keine Blutung kommt, kann es sein, dass ein Eisprung stattfand,der eben durch das Stillen nicht ausreichend unterdrückt wird. Deshalb ist in jedem Fall anzuraten, zu verhüten, wenn eine erneute Schwangerschaft nicht erwünscht ist. Die Frage, "was ist die richtige Verhütung für mich?", kann sicher nur der behandelnde Frauenarzt/ Frauenärztin mit der Frau besprechen. Man kann zu dieser allgemeinen Frage: "was bieten sich für Möglichkeiten für eine Frau, die nach der Geburt sicher verhüten möchte?", folgendes sagen: Östrogenhaltige Verhütungsmittel (Pille, Vaginalring) sollten in der Stillzeit nicht angewandt werden und ansonsten frühestens 4 Wochen nach Entbindung verordnet werden. In der Stillzeit kann alternativ eine Minipille eingenommen werden. Sie muss allerdings auf drei Stunden genau eingenommen werden muss und führt häufig nicht zu der Zyklusstabilität, wie eine östrogenhaltige Pille. Die Sicherheit ist auch nicht so hoch, wie die einer östrogenhaltigen Pille. Ein Kondom ist jederzeit anwendbar, bietet aber nur eine Sicherheit von etwa 94%. Sofern weder Kondom und nach Ende des Stillens auch keine Pille gewünscht/möglich sind, ist sicher eine Spirale als Kupferspirale oder Hormonspirale eine sehr sichere und relativ nebenwirkungsarme Form der Verhütung. Zu den Spiralen kann man folgendes sagen: Das Intrauterinsystem (hormonhaltige Kupferspirale MIRENA der Firma Schering oder auch kurz IUS) ist eine Spirale, die allerdings kein Kupfer enthält, sondern ein Hormondepot, welches beständig über die Liegedauer von 5 Jahren 20 Mikrogramm eines Gelbkörperhormons (Levonorgestrel) in der Gebärmutterhöhle freisetzt. Es gewährleistet nach fachgerechter Einlage in die Gebärmutter eine blutungsarme bzw. teilweise sogar eine menstruationsfreie Kontrazeption deren Sicherheit mit der nach beiderseitigen Tubensterilisationen vergleichbar ist. Dieses System optimiert Vorteile, die mit der Pille (=orale Kontrazeptiva) zu erzielen sind (hohe kontrazeptive Sicherheit, Minderung von Blutverlusten, Menstruationsschmerzen und sonstigen Beschwerden unter der Regel) mit Vorteilen der Spirale (=intrauterine Kontrazeption) mit fast ausschließlich lokaler Wirksamkeit, allenfalls sehr geringe systemische Hormonwirkung. Die hohe kontrazeptive Sicherheit bei liegendem IUS beruht auf mehreren Mechanismen: Die Zahl der Schwangerschaften pro 100 Frauenjahre (Pearl-Index) beträgt nach bisherigen, umfangreichen Erfahrungen in zahlreichen Ländern schon im ersten Jahr nach Einlage 0,2, bei Langzeitanwendung liegt der Pearl-Index nur bei 0,1 (Vergleich Kondom: Pearl-Index bei 6, bei Mikropille ca 0,2-0,5). 1. Der Schleim des Gebärmutterhalses wird stark verdichtet. 2. Die Beweglichkeit der Spermien wird sowohl in der Gebärmutter als auch in den Eileitern gehemmt 3. Es kommt zu einer dauerhaften Veränderung der Gebärmutterschleimhaut, so dass die Drüsen schrumpfen und die Schleimhaut nicht für eine Schwangerschaft vorbereitet werden kann. Dieses bewirkt die o.g. geringe Menge an Gelbkörperhormon. Sowohl bei den kupferhaltigen Intrauterinpessaren als auch bei den hormonhaltigen werden Infektionen keineswegs begünstigt. Dann gibt es auch noch das Stäbchen für den Arm: IMPLANON: es handelt sich bei IMPLANON um ein Stäbchen, das ungefähr halb so lang wie eine Kugelschreibermine ist und in etwa so dünn, es wird an der Innenseite des Oberarmes mit einem speziellen Gerät beim FA direkt unter die Haut implantiert (IMPLANON) und dieses kann auch schon jetzt durchgeführt werden. Es verweilt drei Jahre und wird dann gewechselt und nach Angaben des Herstellers hat es eine sehr hohe Sicherheit (eigene Studien des Herstellers). Der Preis dürfte so in etwa 300 Euro betragen, die Entfernung nach drei Jahren noch nicht gerechnet. Es arbeitet, indem es eine ganz geringe Menge eines Gelbkörperhormons aussendet. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderen Blutungsunregelmäßigkeiten und Akne. Bei Frauen mit entsprechender Vorbelastung wäre sicher ganz besonders auf diese möglichen Nebenwirkung zu verweisen. Eine Zyklusstabilität, vergleichbar mit der einer Pille, kann diese Verhütungsmethode nicht immer gewährleisten; das ist aber typisch für die Verhütungsmethoden mit einem Gelbkörperhormon. Sofern die Frau sich über die möglichen Nebenwirkungen im Klaren ist und denkt, dass sie unter Abwägung der Vor- und Nachteile sich für diese Methode entscheidet, sollte sie mit ihrem behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin über die Einlage sprechen. Zur Dreimonatsspritze kann man folgendes sagen: Es kann hier infolge des Wirkmechanismus in den ersten Monaten zu Zwischenblutungen kommen, bis es schließlich zum Ausbleiben der Blutung kommt, was dann dauerhaft ist. Diese Form der Verhütung spielt aber heute in den Industrieländern sicher nur noch eine untergeordnete Rolle, auch wenn die Sicherheit hoch ist. Die Anwendung ist eigentlich auf Frauen begrenzt, die zwar einen normalen Zyklusverlauf haben, aber andere Verhütungsmethoden - z.B. aus Krankheitsgründen (Magen-Darm-Beschwerden bei oraler Tabletteneinnahme, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit, geistige Behinderung, psychische Erkrankungen u.a.) nicht vertragen. Das Gelbkörperhormon der Dreimonatsspritze verändert wohl weder Menge noch Zusammensetzung der Muttermilch. Dennoch sollte eine Anwendung in der Stillzeit unter strengen erfolgen. Prinzipiell sollte die erste Injektion erst 6 Wochen nach der Geburt verabreicht werden. Eine seit Februar 2003 auf dem deutschen Markt befindliche Methode gibt es mit einem Vaginalring, der, ähnlich, wie eine Pille Östrogene und Gelbkörperhormone enthält und diese kontinuierlich aussendet. Dieser wird von der Frau in die Scheide eingeführt, verweilt 21 Tage und wird anschließend entfernt. Nach einer 7tägigen Pause wird ein neuer Ring eingelegt. Der Pearl-Index ist allerdings nicht so hoch, wie bei einer Pille. Bei der Pille ist der Pearl-Index zwischen 0,2-0,5. Mit dem genannten Ring liegt er bei 0,65 (Angaben des Herstellers) Die Kosten für diesen Ring dürften bei etwa 45 Euro für drei Monate liegen. Weitere Infos hierzu gibt es auf der Internetseite www.einmal-im-monat.de Seit August 2003 gibt es in Deutschland auch ein Verhütungspflaster. Es heisst EVRA und wird im wöchtentlichen Rhythmus gewechselt. Nach drei Wochen wird eine Woche Pause gemacht, wie bei einer Pille. In dieser Zeit bekommt die Frau dann ihre Blutung. Das Pflaster enthält wie eine Pille Östrogene und ein Gelbkörperhormon. In den USA wird dieses schon längere Zeit angewandt. Nach Herstellerangaben liegt die Sicherheit dieser Methode mit einem Pearl-Index von 0,9 bei 99 Prozent und ist damit so zuverlässig wie die Pille. Die Kosten liegen bei etwa 41 Euro für drei Monate. Weitere Infos hierzu im INternet unter www.evra.de VB


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