Guten Morgen Herr Dr. Bluni,
Ich habe seit Anbeginn der Schwangerschaft fast täglich eine doch recht heiße Wärmflasche verwendet. (Wasser direkt nach dem kochen) eingefüllt). Diese habe ich mir meistens in der Gegend des unteren Bauches bis ca kurz über kaiserschnittnarbe gelegt. Nun bin ich darauf gestoßen, dass dies verheerende Auswirkungen auf das Baby haben soll - bis zu Hirnschäden. Ich mache mir nun große Sorgen. Beim Screenings war alles in Ordnung, allerdings sind hirnschäden ja auch nicht sichtbar. Ich war fest davon überzeugt, wenn mir Wärme gut tut, ist dies nicht schädlich für mein Kind. Ich werde natürlich in Zukunft nur noch warmes Wasser verwenden, dennoch habe ich nun große Sorgen dass ich meinem Kind geschadet habe. Was denken Sie? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Vielen Dank im Voraus und herzliche Grüße,
Rosi
von
Rosi83
am 04.03.2019, 07:55
Antwort auf:
Temperatur
Hallo,
1. "Nun bin ich darauf gestoßen, dass dies verheerende Auswirkungen auf das Baby haben soll...."
Zu diesem statement lässt sich eigentlich nur sagen, dass dieses Ausdruck dessen ist, wo wir mittlerweile angekommen sind. Die uns allen bekannten Suchmaschinen liefern zum Großteil eben nur noch medizinischen Unsinn.
2. es gibt bei Menschen diesbezüglich überhaupt keine Hinweise, dass diese Maßnahme zu irgendwelchen Auswirkungen führen würde.
Einzig gibt es hier tierexperimentelle Studien. Jedoch liegen keine systematischen wissenschaftlichen und abschließenden Untersuchungen zur Frage der lokalen und zeitlich begrenzten Erwärmung – z.B. in Form einer Wärmflasche - vor.
In Anlehnung an die Erkenntnisse zu den Auswirkungen auf das Ungeborene durch eine erhöhte Körperkerntemperatur der werdenden Mutter („maternal hyperthermia“) wird vom deutschen Berufsverband der Frauen dazu geraten, keine heißen Wärmflaschen auf den Bauch zu legen.
Diese Empfehlung resultiert aus der Annahme, dass es infolge dessen möglicherweise zu einer Überhitzung des Körperinneren kommen kann. Aus diesem Grund sollte eine Wärmflasche möglichst nicht heißer als 40 Grad Celsius sein.
Sofern Wärmflaschen aus Kunststoff/Gummi verwendet werden, ist es in jedem Fall ratsam, zwischen Haut und Wärmflasche ein dünnes Tuch zu legen.
Auch von der Anwendung so genannter Heizkissen auf dem Bauch sollte aus den eben genannten Gründen abgesehen werden.
Alternative ein mit Obstkernen (Kirsch- oder Traubenkernkissen) gefülltes Kissen verwendet werden, das nur mäßig erwärmt werden kann.
VB
Quellen:
Kagan KO und Kuhn U: Sports and pregnancy. Herz 29 (2004) 426-434.
Cawdell-Smith J., J. Upfold, M. Edwards, and M. Smith (1992) Neural tube and other developmental anomalies in the guinea pig following maternal hyperthermia during early neural tube development. Teratogenesis Carcinog. Mutagen., 12:1–9.
Chambers, C.D., K.A. Johnson, R.J. Felix, L.M. Dick, and K.L. Jones (1997) Hyperthermia in pregnancy: A prospective cohort study. Teratology, 55:45.
Moretti, Myla E.; Bar-Oz, Benjamin; Fried, Shawn; Koren, Gideon, Maternal Hyperthermia and the Risk for Neural Tube Defects in Offspring: Systematic Review and Meta-Analysis, Epidemiology: March 2005 - Volume 16 - Issue 2 - pp 216-219
GRAHAM JR., JOHN M., EDWARDS, MATTHEW J., EDWARDS, MARSHALL J.: Teratogen Update: Gestational Effects of Maternal Hyperthermia Due to Febrile Illnesses and Resultant Patterns of Defects in Humans, TERATOLOGY 58:209–221 (1998)
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 04.03.2019