Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

kinderwunsch nach kaiserschnitt-

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: kinderwunsch nach kaiserschnitt-

rose271

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sehr geehrter herr bluni ich habe mal eine frage.mein sohn ist 1.6 2010 per notkaiserschnitt geboren.mein mann und ich möchten bereits dieses jahr nochmals ein kind.ich habe gelesen das notkaiserschnitt zu unfruchtbarkeit kommen kann? und auch fals ich nochmals ss werde das es eine erhöhte fehlgeburt und totgeburt rate kommt? stimmt das so? fals wie hoch ist die chance in prozentzahlen gesehen? besten dank lg rose271


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, Hier kann ich Sie beruhigen: 1. die Fruchtbarkeit ist nach Kaiserschnitt nicht geringer, als nach Spontangeburt. 2. Auch Langzeitprobleme können infolge von Schnittentbindungen auftreten, beispielsweise Verwachsungen im Bauch. Bei Folgeschwangerschaften ist das Risiko des nicht regulären Plazentasitzes (nahe oder vor dem Muttermund) erhöht, was wiederum zu Geburtsschwierigkeiten führen kann. Die so genannte Plazenta praevia, bei der die Plazenta komplett vor dem inneren Muttermund liegt, gilt mittlerweile als die gefährlichste Komplikation nach Kaiserschnitt neben der Ruptur der Gebärmutter. Das Risiko der Plazenta praevia liegt bei der Gebärmutter ohne Voroperation bei etwa 0,3% und steigt nach einem Kaiserschnitt auf 0,8%, nach zwei Kaiserschnitten auf 2% und nach drei und mehr Schnittentbindungen auf 4,2% (Huch, A. & Chaoui, R. (2007). Sectio caesarea. In Schneider, H., Husslein, P. & Schneider, K.T.M. (Hrsg.), Die Geburtshilfe (782-798). Heidelberg: Springer Medizin Verlag). Die Risikoerhöhung für eine sich nicht regulär lösende Plazenta (Plazenta accreta) ist folgendermaßen zu beziffern: Für den 1.,2.,3.,4.,5. und 6. Kaiserschnitt 0,24%, 0,31%, 0,57%, 2,13%, 3,33%, 6,74% (Royal College of Obstetricians and Gynaecologists. (2007). Birth after Previous Ceasarean Birth. Greentop Guideline No. 45. http://www.rcog.org.uk/files/rcog-corp/uploaded-files/GT45BirthAfterPreviousCeasarean.pdf (letzter Abruf:11.11.2010) Bei einer Schwangerschaft/Geburt nach einem oder mehreren Kaiserschnitten ergeben sich auch Risiken durch die mögliche Ruptur der Gebärmutter. Dieses kann während der Gravidität (sehr selten) als auch unter der Geburt eintreten. Das Risiko einer Uterusruptur für Frauen nach einem Kaiserschnitt liegt nach Informationen der WHO bei etwa 0,32% (Spong CY et al. Risk of uterine rupture and adverse perinatal outcome at term after cesarean delivery. Obstet Gynecol 2007;110: 801-7). Das Risiko für eine Ruptur nach Kaiserschnitt ist bei der Spontangeburt mit 0,74% am größten verglichen mit einem primären oder sekundären erneuten Kaiserschnitt. Das Wiederholungsrisiko einer symptomatischen oder gedeckten Ruptur beträgt 6,4% (Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (2007). Birth after previous cesarian birth. Greentop Guideline No.45). In einer Situation nach Kaiserschnitt, bei dem (z.B. wegen einer Frühgeburt) die Gebärmutter längs eröffnet wurde, ist das Risiko mit 4-9% bedeutend höher. Das Wiederholungsrisiko für eine Uterusruptur nach einmaliger Ruptur in der Vorgeschichte wird mit 4% angegeben und steigt mit der Anzahl der vorhergehenden Rupturen weiter an. Ein ca. 8% Risiko besteht für ein drittes Reißen der Gebärmutter. Die Risiken gelten auch für den so genannten "sanften Kaiserschnitt". Dazu kann man unter dem Stichwort Misgav-Ladach weitere Infos über die Suchfunktion finden. Das Risiko für das Neugeborene, nach der Geburt Atemwegsprobleme mit entsprechenden Anpassungsstörungen (IRDS =infant respiratory distress syndrome) zu erkranken, liegt bei Spontangeburt nach Kaiserschnitt bei etwa 2-3% gegenüber 3-4% nach bei erneutem Kaiserschnitt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, einen geplanten Kaiserschnitt von der 38. in die 39. Schwangerschaftswoche zu verlegen. Denn dadurch kann das Risiko derartiger Anpassungsprobleme um etwa 5% reduziert werden (Royal College of Obstetricians and Gynaecologists. (2007). Birth after Previous Ceasarean Birth. Greentop Guideline No. 45. http://www.rcog.org.uk/files/rcog-corp/uploaded-files/GT45BirthAfterPreviousCeasarean.pdf), letzter Abruf:11.11.2010. Die Sterblichkeit unter oder im Rahmen des Kaiserschnitts (Kaiserschnittletalität), - was das operations- und anästhesiebedingte Sterblichkeitsrisiko während und innerhalb von 42 Tagen nach der Schnittentbindung bedeutet - liegt Untersuchungen aus Bayern zufolge bei etwa 1:57.300 (2001 bis 2006). In Bayern lag die mütterliche Sterblichkeitsrate bei Vaginalgeburt im Zeitraum von 2001 bis 2008 bei 0,007 ‰. In der Zeit von 2004 bis 2010 gab es in Bayern einen Müttersterbefall auf 149.700 Entbindungen. Wenn man diese Zahlen aus Bayern als repräsentativen Durchschnitt für die Bundesrepublik als Bezugsgröße benutzt, dann errechnet sich derzeit eine um den Faktor 2,6 erhöhte mütterliche Gesamtsterblichkeit bei einem Kaiserschnitt gegenüber der Vaginalgeburt Das mütterliche Sterblichkeitsrisiko des geplanten (primären) Kaiserschnitts scheint sich neueren Erkenntnissen zufolge dem der vaginalen Entbindung anzunähern. Es gab eine Studie, die einen Zusammenang zwischen Kaiserschnitt und nachfolgenden Totgeburten gesehen haben wollte, diese Zahlen ließen sich aber in anderen Untersuchungen nich bestätigen und auch das Fehlgeburtsrisiko ist nicht erhöht. Bitte bedenken Sie, dass diese Information keine ausführliche Aufklärung vor einer Operation durch den Arzt ersetzen kann. VB Weitere Quellen: Greer JA 2004 Prevention of venous thromboembolism in pregnancy. European Journal of Medical Research 30: 135-145 Ros HS Lichtenstein P Belloco R Petersson G Cnattingius S 2002 Pulmonary embolism and stroke in relation to pregnancy. How can high risk women be identified? Am Obstet Gynecol 186: 198-203 Simpson EL Lawrenson RA Nightingale AL Farmer RD 2001 Venous thromboembolism in pregnancy and the puerperium: incidence and additional risk factors from a London perinatal database. Br J Obstet Gynecol 108: 56-60 http://www.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP16/Drucksachen/Schriftliche%20Anfragen/16_0004443.pdf (Antwort des bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit vom 12.04.2010 auf eine schriftliche Anfrage der Abgeordneten Theresa Schopper, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 01.03.2010 (letzter Abruf: 15.11.2010))


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