Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

kaiserschnitt oder normale entbindung?

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: kaiserschnitt oder normale entbindung?

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hallo dr. bluni, ich bin derzeit mit meinem 3. kind ss (36+3ssw) und ich bin nun am überlegen ob ich diesmal einen ks machen lassen sollte. zu meiner vorgeschichte: ich habe bereits zwei sehr große kinder (meine tochter 4630g und mein sohn 4520g) zur welt gebracht auf normalen weg. beide kamen 10 bzw. 12 tage nach termin mit einleitung zur welt. bei meiner tochter dauerte die geburt 9 stunden, die fruchtblase platzte und dann ging es so pö a pö vorwärts, damit bin ich gut klar gekommen. bei meinem sohn war es ganz anderst, 1 stunde nach der einleitung (mir wurde ein gel gelegt) bekam ich wehen, die über stunden anhielten aber nichts am mumu machten, sprich er ging nicht auf. nach zig stunden bekam ich dann eine spritze die die wehen wieder stoppen sollten, was aber nichts half ich hatte weiterhin wehen und mein kind hatte totales herzrasen. dann hat man mir endlich eine pda gelegt, ich kam dann erst mal knapp 2 stunden zur ruhe und hatte keine schmerzen mehr, unter der pda ging dann auch der mumu auf. die hebamme hat dann als die pda nachlies die fruchtblase aufgemacht und mir nen wehentropf verpasst und dann war mein kleiner innerhalb von 20 min da. die ganze geburt dauerte 19 stunden. aber 1 tag nach der geburt hatte ich plötzlich totale probs mit meinem bb bekommen, ich konnte meinen urin überhaupt nicht mehr halten. der lief nur so weg, nur im liegen konnte ich es einigermaßen kontrollieren. aber sobald ich merkte, dass ich mal auf die toi muss, lief es auch schon. das hatte ich dann auch im kh sofort angesprochen und begann schon am 2. tag nach der geburt mit geziehlter bb-gymnastik. diese habe ich dann auch zu hause fortgeführt immer unter anleitung einer physiotherapeutin. nach ca 2 wochen wars dann auch fast verschwunden und alles funktionierte soweit wieder ganz gut. aber nach 5 wochen hatte ich plötzlich wieder unwillkürlichen harnabgang, und zwar nicht wie man immer hört beim niesen oder husten, nein bei mir ging der urin bei bestimmten bewegungen ab. war dann beim meinem fa mit dem problem und er hat mich ostheopatisch und mit einer neuraltherapie behandelt, das hat mir sofort geholfen und ich war wieder beschwerdefrei. er hat es mir so erklärt, dass bei der geburt das gewebe zwischen der scheide und der harnröhre gerissen ist, und als es sich nun vernarbt hatte, hat es die harnröhre nach unten gezogen, sie war also nicht mehr an ihrem richtigen platz. haben sie davon schonmal gehört? gibt es das? ich erwarte nun wieder ein sehr schweres kind, sollte es lt. kurve so weiter wachsen wie bisher werde ich wohl zum et wieder 4,5 kg erreicht haben. mein fa praktiziert hier nun nicht mehr, er ist nach spanien gegangen. nun habe ich sehr große angst, wenn ich das kind auf normalem weg entbinde, dass ich danach wieder an schlimmer inkontinenz leide und ich es nicht (wie beim letzten mal) nur mit gymnastik hinbekomme. ich überlege nun einen ks machen zu lassen, obwohl ich davor nat. auch große angst habe, es ist ja eine richtige op. und ich würde schon gerne nochmal das geburtserlebnis haben wollen wie bei den anderen beiden, aber wie gesgat die angst vor dem "nach der geburt" ist rießen groß. mit meiner fä habe ich auch schon darüber gesprochen, sie überlässt mir die entscheidung. aber ich weiß nicht was ich machen soll. was würden sie mir raten? kennen sie frauen die nach der et so massive probs mit ihrem bb hatten, dass sie das problem der inkontinenz nicht wieder in den griff bekommen haben? vielen dank für ihre antwort. lg manja


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Hallo Manja, Ihre Bedenken kann ich sehr gut verstehen und sie sind auch mehr als berechtigt: 1. gibt es bei der Frau in der Vorgeschichte schon ein oder mehrere Kinder über 4000 Gramm, oder zeigt sich im Verlauf einer Schwangerschaft, dass das Kind hinsichtlich des Gewichtes deutlich über der Norm liegt, für die Größe der Frau besonders schwer ist, die 4000 Gramm-Marke erreicht, oder gar überschritten wird, ist es in diesen Fällen sehr sinnvoll, auch die Möglichkeit eines Schwangerschafts-Diabetes frühzeitig auszuschließen und ggf. via Frauenärztin/Frauenarzt mit der Frauenklinik rechtzeitig im Rahmen eines Geburtsplanungsgespräches (etwa ab der 36. SSW) über den Entbindungsmodus schon im Vorfeld zu sprechen, gerade, um zu vermeiden, dass es unter der Geburt zu Problemen kommt, die man dann mit einem primären Kaiserschnitt umgehen kann. Hier sollten dann die Risiken: primärer Kaiserschnitt gegen die spontane Geburt eines besonders schweren Kindes nach Kaiserschnitt abgewogen werden und die Fragen des Entbindungsmodus erörtert werden. 2. solch große Kinder können gerade bei langem GEburtsverlauf mit ursächlich für Senkungsbeschwerden sein, bei denen unter der Geburt das Gewebe in erheblicher Mitleidenschaft gezogen wurde. 3. Herr Professor Petri aus Schwerin, der sich schwerpunktmäßig mit diesem Thema befasst, hat hierzu mal zitiert: "Sie können so viele Kinder bekommen, wie Sie wollen, nur möglichst nie das erste" (Schraffordt 1997). Eine Vielzahl von Symptomen im Bereich des Kontinenzmechanismus ist durch physiologische, morphologische und funktionelle Veränderungen schon während der Schwangerschaft zu verzeichnen. 80% aller Frauen klagen im letzten Schwangerschaftsdrittel über häufiges Wasserlassen, insbesondere die Erstschwangeren. Hier spielt der Druck des kindlichen Köpfchens bei gleichzeitig verminderter Blasenkapazität im letzten Schwangerschaftsdrittel eine große Rolle. Etwa 85% der Frauen geben an, bei einem bestimmten Füllungsvolumen der Blase dem Druck nicht mehr standhalten zu können (sog. Stressinkontinenz). Diese wird häufig jedoch nicht als schwerwiegend empfunden. In der Literatur finden sich in 2,3-17% der Fälle Frauen, bei denen diese Stressinkontinenz auch nach der Geburt anhält. Allerdings finden sich diese Veränderungen bei Frauen nach Kaiserschnitt seltener. Also Ursache nimmt man hier das "Trauma" der Geburt auf das Becken und die dabei entstandene Schädigung der Muskulatur und der Innervation der Blase an. Neben Verletzungen der Muskulatur durch Scheidenrisse oder ausgedehnte Dammschnitte ist die auch nur teilweise Verletzung von Nerven entweder durch Überdehnung mit die wesentlichen Ursache für den Beckenbodenschaden. Eine in ihrer Wirkung nachweisbare Prophylaxe besteht nicht. Die Zangengeburt zeigt sich jedoch als äußerst ungünstig, was die Anbahnung derartiger Probleme angeht. Bei besonders großen Kindern und protrahiertem Geburtsverlauf sollte man eventuell die Kaiserschnittindikation großzügiger stellen (wobei das eine Grundsatzfrage ist). Ganz klar bietet die Episiotomie=der Dammschnitt keinen Schutz, der Dammschnitt kommt als Prophylaxe von neuromuskulären Schäden viel zu spät. Ganz wichtig ist die Wochenbett- und Rückbildungsgymnastik. Da man eine Indikation zu einer operativen Maßnahme aber sicher nur sehr streng stellen würde, sollte man mit der Patientin bei einer Inkontinenz oder Beschwerden, wie den genannten, zunächst abklären bzw. eruieren, was es überhaupt vorliegt und ob man dieses objektivieren kann. Im Falle einer Inkontinenz (unkontrollierter Abgang von Urin) wäre zu fragen, ob dieses stressbedingt ist( = bedingt durch eine Drucksteigerung im Bauchraum beim Lachen, Niesen, Husten, Sport, wobei der Verschlussdruck der Harnröhre dem gesteigerten druck im Bauchraum nicht standhalten kann), bedingt durch ein Problem bei der Signalübertragung in den neurologischen Strukturen zur Harnblase, und ob Entzündungen ausgeschlossen werden. Hierzu kann man u. a. auch entsprechende Untersuchungen und Messungen durchführen. Aber: hilfreich in der laufenden Schwangerschaft ist die Beckenbodengymnastik und nach der Geburt des Kindes natürlich deren Fortsetzung und die begleitende Rückbildungsgymnastik. Wichtig wäre, dass man nach der Schwangerschaft frühzeitig nach einer Senkung schaut, die Frau auch dann zur Beckenbodengymnastik animiert und rechtzeitig entscheidet, ob man z.B. mit einem Würfelpessar dem entgegenwirken kann. Eine operative Behandlung würde man sicher sehr streng indizieren. Darüber hinaus können spezielle Vaginaltampons helfen, (z.B. Vagi-Dry) den Beckenboden zu trainieren. Auch kann uns sollte man ggf. über die Möglichkeit sprechen, dass die Frau mittels eines elektronisch gesteuerten Gerätes, ihre Beckenbodenmuskulatur und den Verschlussmechanismus trainieren kann, um hier zu einer Verbesserung zu führen. Diese Methode ist bei derartigen Problemen relativ viel versprechend. Ein solches Gerät kann auf Rezept verordnet werden und die Frau wird hier im Umgang von einer entsprechenden Fachkraft geschult. Zuständig sind hier Frauenärztin/Frauenarzt oder eine FAchabteilung für Urogynäkologie. Adressen von solchen Spezialisten erhalten Sie ganz bestimmt bei Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt. VB


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