Gestationsdiabetes? Schlafstörung & Nüchtern-BZ

Dr. med. Christian Karle Frage an Dr. med. Christian Karle Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Gestationsdiabetes? Schlafstörung & Nüchtern-BZ

Lieber Herr Dr Karle, ich bin mit meinem zweiten Kind schwanger (27. SSW). Beim Zuckertest (lediglich Nüchternzucker wurde abgenommen) der Nüchternzucker erhöht auf 101 mg/dl, Langzeitzucker HbA1c bei 5,3% und unauffällig. Beim Diabetologen direkt am nächsten Tag wurde ebenfalls der Nüchternzucker bestimmt (103) und damit die Diagnose GDM gestellt. Ich messe nun 4x täglich und sollte erstmal nur testen, die Ernährung aber nicht unbedingt anpassen. Da wir sehr gesund essen (kein Haushaltszucker, viele komplexe KH, Gemüse, Obst, Quark, ab und an Fleisch usw), bedarf es da wohl auch keiner großen Anpassung. Morgens gibt es einen Milchkaffee, ansonsten trinke ich den Tag über nur Wasser oder ungesüßten Kräutertee. Ich bin normalgewichtig in die SS gestartet. Tagsüber nach den Mahlzeiten liege ich zwischen 98 und 123. Lediglich ein frisches Curry beim Asiaten, bei der ich die komplette Portion weißen Reis gegessen habe, um zu schauen, was passiert, lag der Wert nach 1h noch bei 145, nach 2h dann bei 108. Nüchtern liegen meine Werte allerdings immer um 100-106. Alles in allem also sehr gute Werte, abgesehen vom Nüchternwert. Das Baby ist laut US völlig zeitgerecht entwickelt, fit, munter und eher zarter als zu dick. AU völlig unauffällig im Vergleich zum KU (anders als bei Kind1, was aber nie thematisiert wurde, bei K1 kein GDM). Mir selbst geht es in dieser SS deutlich besser als in der ersten, allerdings schlafe ich seit ca 3-4 Wochen kaum. Das Einschlafen, in den letzten Wochen leider erst gegen 22/22.30h wegen K1, ist kein Problem. Meist mache ich noch eine Meditation oder schlafe direkt ein. Nach 20h kein Handy oder dergleichen, maximal ein Buch. Ich wache allerdings spätestens um 2/2.30h auf und dämmere dann bis ca 5h nur noch vor mich hin, lesen und meditieren helfen nicht. Ich finde einfach nicht mehr in den Schlaf. Ab und an liegt es daran, dass ich auf Toilette musste. Meist muss ich aber selbst in der Nacht nicht mal auf Toilette, das passt alles :) Die Schlaflosigkeit hängt evtl auch damit zusammen, dass es mit Kind in Coronazeiten, Job, Haushalt usw grad einfach viel ist und ich mir natürlich auch Gedanken mache, wie wir das mit zwei Kindern wuppen sollen und ob das alles so richtig war. Oder gedanklich den nächsten Tag plane oder mir irgendwelche To Do’s einfallen 🙄Ich neige ohnehin etwas zum Grübeln und mein Körper reagiert generell recht stark auf Stress (zB über die Verdauung, mit Schlafproblemen usw). 😅 Bewegung vor dem Schlafen hat auch nicht geholfen bisher. Ab und an finde ich nochmal zwischen 5-7h in den Schlaf, meist stehe ich aber auf bzw lese. Jetzt habe ich die letzten Nächte einfach mal alle 2 Stunden ab 2h gemessen, da ich eh wach war und komme konstant auf Werte zwischen 100 und 106, was ja ziemlich nah an meine Tageswerte kommt, also auch keine Unterzuckerung vorkommt, woran ich zuerst gedacht hatte. Kann es sein, dass der BZ sich bei mir gar nicht absenken kann, weil ich nicht richtig in den Schlaf komme? Für „wach“ sind das ja Topwerte und abgesehen von ca 3.5-4h schlafe ich nicht am Stück. Ich frage deshalb, weil ich einerseits natürlich dem Baby nicht schaden möchte, aber andererseits auch nicht (unnötig) abends Insulin spritzen möchte, was im Raum steht. Der nächste Termin ist allerdings erst in 2 Wochen und ich mache mich gerade verrückt und noch schlafloser/unruhiger. Wenn ich spritzen müsste, wäre das mein absolutes Horrorszenario, da ich auf keinen Fall nochmals eingeleitet werden oder überhaupt das nächstgelegene KH mit Neonatologie betreten möchte. Die erste Geburt ist leider sehr traumatisch verlaufen und der Gedanke daran bzw an eine Wiederholung hat meinen Stresspegel und damit die Schlaflosigkeit in den letzten Tagen leider erheblich beeinflusst. Der Stress und die weitere Schlaflosigkeit bei Wahrwerden des Szenarios bei Inulinpflicht dürften dem Baby sicher mehr schaden als wenn bei engmaschig kontrolliertem Verlauf weiterhin alles unauffällig ist und wir einer ganz normalen Geburt entgegensteuern könnten. Wäre zB eine Entscheidung gegen das Insulin vertretbar, wenn gleichzeitig regelmäßige US-Kontrollen stattfänden und es dem Kind weiterhin so gut geht? So habe ich es zumindest in der S3 Leitlinie für Gestationsdiabetes als mögliche Option gelesen, da der Nüchternwert sich unter 110 bewegt (bin zwar Medizinerin, aber völlig anderes Fachgebiet, was es vermutlich nicht leichter macht und mein Gedankenkarussell weiter antreibt). Vielen vielen Dank für eine Antwort und entschuldigen Sie bitte den langen Text!

von amalia84 am 13.05.2021, 07:08



Antwort auf: Gestationsdiabetes? Schlafstörung & Nüchtern-BZ

Guten Morgen, Es wäre nett gewesen, wenn Sie sich ein wenig kürzer gefasst hätten. Die Indikation für eine Insulintherapie würde ich in Ihrem Fall von den kindlichen Werten mit abhängig machen. Wenn hier alles ok ist und Ihr Lebensstil (haben Sie mir ja ausführlich erläutert) keiner Modifikation bedarf, können Sie ja auch entspannt sein. Über eine eventuelle Geburtseinleitung möchte ich hier und jetzt nicht spekulieren, da diese Entscheidung ggf gar nicht zur Debatte steht. Bleiben Sie gelassen und hoffnungsvoll. Alles Gute wünscht Ihnen Dr Christian Karle

von Dr. med. Christian Karle am 13.05.2021



Antwort auf: Gestationsdiabetes? Schlafstörung & Nüchtern-BZ

Hallo, mein Nüchternzucker war auch immer zu hoch (die anderen dann irgendwann auch), bei mir lag es an der Leber - also nichts, was man von außen beeinflussen kann. Und längere Wachphasen kenne ich auch aus der Schwangerschaft, und die scheinen mir schon fast "normal" zu sein. Wichtig ist einfach grundsätzlich, dass Du Deinen Blutzucker weiterhin regelmäßig kontrollierst - und möglichst annimmst, was passiert. Mal Dir nicht jetzt schon aus, was alles auf Dich zukommen könnte, da machst Du Dich ja nur verrückt. Ich wollte auch unbedingt vermeiden zu spritzen und hab mir einen wahnsinnigen Druck gemacht, aber im Endeffekt ging es nicht anders. Das war (für mich) eine sehr gute Entscheidung, denn danach war dieser Druck raus und ich wusste, dass es meinem Kind nur so langfristig gut geht (bei mir wurde der Diabetes in der 23. SSW entdeckt und ab 30. hab ich dann gespritzt). Ich wünsche Dir, dass Du ohne Insulin auskommt - aber es ist viel weniger eine "Katastrophe", als Du Dir im Moment ausmalst. Viele Grüße

von Mamamaike am 13.05.2021, 07:26



Antwort auf: Gestationsdiabetes? Schlafstörung & Nüchtern-BZ

Hallo Mamameike, das ist sicher richtig und es freut mich, wenn Du Deinen Frieden damit schließen konntest :-) Für mich bedeutet eine fremdbestimmte Geburt unter Einleitungsdruck usw. aufgrund vorausgegangener Erfahrung allerdings einen derartigen Stress (der sich u.a. einem deutlich erhöhten Cortisolspiegel niederschlägt), dass dies mittelfristig für das Baby und mich ungesünder sein dürfte als ein erhöhter Nüchtern-BZ bei einem unter Kontrolle völlig gesunden, normal entwickelten Kind. Denn das wichtigste sind ja die tatsächlichen Auswirkungen auf das Baby und die sind so individuell wie zB die Faktoren, die den BZ beeinflussen. Zumal es bereits Studien gibt, die zeigen, dass bei einem Nüchtern-BZ bis 100 bzw 120 bei Überwachung des Fötus und einem AU < 75. Perzentile auf eine Insulingabe und auf eine entsprechende Belastung hierdurch verzichtet werden kann. Ich schlafe seit ca 3 Wochen maximal 3-4 Stunden. Mein Tag beginnt spätestens um 7 und da mein Kind keinen Mittagsschlaf mehr macht und dennoch erst zwischen 21.30 und 22.30h einschläft und mein Mann beruflich leider viel unterwegs ist, endet er eben auch erst dann. Ohne KiTa und fremde Hilfe habe ich keinerlei Pause und bin dauerhaft in dieser Zeit auf den Beinen, arbeite nebenbei noch das Allernötigste. Ich denke schon, dass der Organismus damit anders umgeht als mit der „typischen“ Schlaflosigkeit, die in der SS vorkommt und die ich auch vom ersten Kind kenne. Dort hat es sich aber immer wieder eingependelt bzw nicht jede Nacht und auch nicht derart extrem betroffen. Aus meiner Sicht müsste daher erst auf den Schlaf geschaut und hier alles versucht werden, um diesen wieder in den Griff zu bekommen und da kann Insulin mit allem was dranhängt, vielleicht nicht die erste Wahl sein.. Viele Grüße amalia

von amalia84 am 13.05.2021, 08:06



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