Mitglied inaktiv
Hallo Herr Dr. Bluni, in einem anderen Forum hier hat eine Expertin geantwortet, dass eine 40-Jährige Frau nur noch 50% genetisch einwandfreie Eizellen produziert. Nachdem ich (39, mit Kinderwunsch) das gelesen habe, frage ich mich, wieviel Aussagekraft den überhaupt eine Fruchtwasseruntersuchung hat, die ja nur ganz bestimmte Gendefekte erfasst. Ich fand diese Aussage wirklich alamierend und bin nun sehr verunsichert. Wie ist Ihre Einschätzung? Vielen Dank für Ihre Antwort Gruß Anna
Hallo, 1.zwar kann auch eine Frau, die 40 Jahre und älter ist, noch auf natürliche Weise schwanger werden, aber die Wahrscheinlichkeit ist eben deutlich geringer, als bei jüngeren Frauen. Fakt ist, dass die Fruchtbarkeit bei der Frau schon mit 35 Jahren nur noch ca. 50% derjenigen einer 27jährigen beträgt. Bei der 39jährigen ist sie noch ein wenig geringer. Gleiches gilt für den "älteren" Vater, wie man mittlerweile weiß. Und so finden wir bei der "älteren" Frau nicht nur die Situation, dass es viel seltener zu einem Eisprung und damit zu einer Schwangerschaft auf natürliche Weise kommt. Was die Frage nach der Chance einer Schwangerschaft in diesem Alter angeht, kann man einer aktuellen Studie zufolge sagen: Für die Altersgruppe der 35-39 jährigen Frauen mit einem Partner des etwa gleichen Alters ist die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt einer Schwangerschaft bei Verkehr an den fruchtbarsten Tagen bei etwa 29% anzusiedeln. Diese Wahrscheinlichkeit sinkt auf etwa 18% für eine 35jährige Frau mit einem 40jährigen Partner. Für die Frau im Alter von 42 Jahren sind es Untersuchungen zufolge weniger als 10%. Ursache sind hier die nur noch geringe MEnge an Eizellen, die größere Wahrscheinlichkeit für hormonelle Störungen des Ablaufes als auch genetisch defekte Eizellen, die bei der 40jährigen sicher deutlich über der einer 30jährigen liegt, ohne, dass ich mich hier auf eine bestimmte Anzahl festlegen möchte. Das führt dann dazu, dass wir in den heutigen Tagen der immer älter werdenden Paare eine zunehmende Anzahl in "Spezialpraxen" vorstellen müssen. Und die Chancen für das Eintreten unter befruchtenden (künstlichen) Maßnahmen sind sicher für Frauen dieses Alters ebenso reduziert. 2. Ebenso steigt bei einer Frau ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für schwangerschaftsspezifische Komplikationen, wozu Blutungen, Fehlgeburten, Frühgeburten (mit allen Konsequenzen), vorzeitige Wehen, Schwangerschaftsdiabetes, Gestose, Probleme unter der Geburt, häufigere, operative Entbindungen u.a. gehören, an. 3. Nicht zu vergessen ist, die Tatsache, dass das Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Trisomie 21 ("mongoloide Störung" oder Down-Syndrom) oder ähnlicher genetischer Störungen bei einer 25jährigen (keine familiäres Risiko vorausgesetzt) bei 1: 1352, bei einer 30jährigen bei 1:895,bei einer 32jährigen 1:659, bei einer 36jährigen bei 1:280, bei einer 38jährigen 1: 167 und bei einer 40jährigen bei 1:97 und mit 42 Jahren bei etwa 1:55 und mit 44 Jahren bei nur noch 1:30 liegt. 3. die Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) wird meist zwischen der 15. und 16. Woche nach dem ersten Tag der letzten Menstruation durchgeführt. In speziellen Fällen kann ein späterer Untersuchungstermin in Erwägung gezogen werden. Für die Amniozentese besteht ein Fehlgeburtsrisiko von ca. 1%. Mögliche Komplikationen können aus einem Fruchtwasserverlust durch den unvollständigen Verschluss der Eihäute nach dem Entfernen der Punktionsnadel entstehen. Dies kann zu Wehen führen, welche unter bestimmten Umständen nicht beherrschbar sind. Kleinere Blutungen sind sehr selten und Infektionen sind aufgrund der optimalen hygienischen Bedingungen auch sehr selten. Durch die Beurteilung der Chromosomen auf Struktur und Anzahl können Abnormalitäten ermittelt werden. Ein Beispiel für eine numerische Chromosomenveränderung (also in der Anzahl) ist das Down-Syndrom („Trisomie 21). Neben der Genetik können familiäre Stoffwechselstörungen oder kindliche Infektionen ausgeschlossen werden. Im Rahmen der Genetik wird nach den Trisomien 21,13,18, Monosomien, dem Turner-Syndrom und einigen anderen chromosomalen Störungen geschaut. Die Mehrzahl der Neuralrohrdefekte, welche mit einer AFP (Alpha-feto-protein)-Erhöhung vergesellschaftet sind, können mit Hilfe der Amniozentese erkannt werden. Bei gegebener Indikation können spezielle Untersuchungen auf genetische Erkrankungen oder Enzymdefekte durchgeführt werden. Wichtig: mit der Amniozentese oder der Chorionzottenbiopsie können nicht alle genetischen Störungen, Stoffwechsel-, Muskel- oder Erbkrankheiten erkannt werden. Sofern das genetische Ergebnis der Amniozentese/Chorionzottenbiopsie unauffällig ist, werden damit Erkrankungen und Fehlbildungen des Ungeborenen nicht ausgeschlossen. Dazu können u.a. Herzfehler, Spaltbildungen im Gesicht, Fehlbildungen, wie z.B. Extremitätenfehlbildungen und auch geistige Behinderungen oder Stoffwechselkrankheiten gehören. Denn solche Fehlbildungen und Erkrankungen sind nicht zwangsläufig mit einer erkennbaren Abweichung im Chromosomensatz verbunden. Eine Garantie für ein Kind ohne eine genetische Erkrankung kann keine Methode der Pränataldiagnostik geben. Pränatale Diagnostik wird zur Identifizierung diagnostizierbarer Probleme unter klarer Indikation angewendet Die Ergebnisse der Chromosomenuntersuchung zeigen eine 99%ige Sicherheit. Die Wartezeit für das Endergebnis beträgt etwa 2-3 Wochen, kann aber durch eine besondere Untersuchung (PCR oder FISH) auf zwei Tage verkürzt werden. Für die gesetzlich versicherte Patientin ist es sicher wichtig, zu wissen, dass beide Verfahren zur Schnelltestung keine Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung darstellen und somit deren Kosten in aller Regel selbst zu tragen sind. Wenn Sie vor der Entscheidung zu dieser Diagnostik stehen, ist es unter Abwägung der Risiken und der Konsequenzen, die Sie eventuell aus einem schlechten Ergebnis ziehen, besonders wichtig, hier vorher ein ausführliches Gespräch mit Frauenärztin/Frauenarzt und ggf. der speziellen Einrichtung zu führen. VB
Mitglied inaktiv
Hallo, bin nicht der Facharzt, wollte aber auch gern was dazu sagen, wenn ich darf. Die 50 % sind schwer nachzuvollziehen, denn mit 40 Jahren ist das Risiko, ein Down-Kind (häufigster Gendefekt) zu bekommen, immer noch erst bei etwa 1:100. Andere genetisch bedingte Erkrankungen sind aber noch weitaus seltener. Würde die Zahl stimmen, müssten ja die Hälfte aller spätgeborenen Kinder behindert sein, was ja nicht der Fall ist. Da aber nur ein winziger Prozentsatz aller Gene, die in einem menschlichen Genom enthalten sind, überhaut relevant sind und bei der Zell-Reproduktion verwendet werden, könnte es höchstens sein, dass kleinere Defekte in unerheblichen Bereichen bei Frauen über 40 häufig sind, ohne dass dies eine Bedeutung haben muss. Eine Fruchtwasseruntersuchung klärt natürlich nur einen sehr kleinen Prozentsatz aller Gendefekte auf (einige Trisomien) - andererseits sind sie die häufigsten. Eine Garantie gibt es natürlich nie. Die meisten Down-Kinder haben übrigens junge Mütter. Grund ist, dass zwar das Down-Risiko bei jungen Frauen viel geringer ist - diese Frauengruppe aber viel, viel mehr Kinder bekommt als die über 35jährigen. So dass die Gesamtzahl der Down-Kinder anteilsmäßig dennoch überwiegend auf die jüngere Gruppe entfällt. Ich selbst habe mit 39 unser zweites Kind bekommen - mein Sohn ist kerngesund und fit wie ein Turnschuh! Ich habe keine Fruchtwasseruntersuchung gemacht. Man muss sich vorher wirklich mal überlegen, was die Konsequenzen eines schlechten Ergebnisses wären (darüber sprechen die Ärzte nicht oder nicht gern): Zu dem Zeitpunkt, an dem man das Ergebnis erfährt ist das Kind (je nach Testmethode) schon sehr groß (bis 22. Woche). Weil es vorgekommen ist, dass solche Babys den Ärzten nicht den Gefallen getan haben, direkt nach der Geburt zu sterben (Fall des sog. "Oldenburger Babys", das seine eigene Abtreibung überlebte), werden die Kinder heute noch im Mutterleib per Giftspritze getötet, bevor die Frau das tote Kind dann normal entbinden muss. All dies finde ich so grauenvoll und unmenschlich, dass ich und mein Mann beschlossen haben, auch ein Down-Kind nicht abzutreiben. Weil auch in Deinem Alter das Down-Risiko immer noch relativ gering ist, würde mich an Deiner Stelle nichts auf der Welt von dem Kinderwunsch abhalten können. Ein gewisses Restrisiko gibt es im Leben ja immer. Auch sind die meisten behinderten Menschen nicht durch Gendefekte behindert, sondern durch Krankheiten und Unfälle. Freunde von uns haben - trotz Fruchtwasseruntersuchung - ein schwerstbehindertes Kind: Es bekam als neun Tage altes Baby eine Hirnhautentzündung. Wer Kinder bekommt, hat nie eine Garantie, dass es ein gesundes sein wird. Grüßle und trau' Dich ruhig, huh? Hexe
Mitglied inaktiv
Hallo Hexe, danke für Deinen Beitrag. Ich habe mit 38 nach wirklich ewigen Jahren des Wartens das erste Kind bekommen und bin so froh, dass es gesund ist. Ich habe wohl Angst, das Schicksal noch mal herauszufordern. Solche Berichte wie du sie von euren Freunden geschrieben hast, schockieren mich zutiefst. Man kann wirklich so glücklich sein, wenn das Kind gesund ist und bleibt. Liebe Grüße Anna
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