Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Welches Lokalanästhetikum???

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Welches Lokalanästhetikum???

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Hallo Dr. Paulus, letzten Do wurde festgestellt, das mein plombierter Weisheitszahn gezogen werden soll. Der Termin ist der 13.09.2005. Meine Zahnärztin hat bis dahin ein Provesorium in den Zahn gefüllt-Plombe war teilweise weg und tiefes Karies bis zur Wurzel. Seitdem halte ich es nicht mehr ohne Tabletten aus. Das Problem ist, das ich noch stille. Will mich nicht ständig zudröhnen mit Paracetamol, aber ohne geht leider nicht. Mein eigentliches Problem dreht sich um die Betäubungsspritze. Ich hab ne Injektionsunverträglichkeit, d.h., sobald ich das Taubheitsgefühl nach dem Spritzen spüre, macht mein Kreislauf schlapp u. mir wird übel (manchmal werd ich auch ohnmächtig)! Ist das psychisch oder lag es damals an dem Lokalanästhetikum?? Welches ist denn vertäglich? Ich geh deshalb zum Kieferchirurgen, weil ich dachte, mit Dormicum wär mir geholfen. Geht aber in die Milch, laut meiner Hebamme. Haben sie einen Tipp für mich??? Schonmal herzlichen Dank ;) LG, Kerstin


Dr. Wolfgang Paulus

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Als Schmerzmittel der ersten Wahl gilt in der Stillzeit Paracetamol. Paracetamol geht nur in geringen Mengen in die Muttermilch über. Unter den nichtsteroidalen Antiphlogistika sollte in der Stillzeit Ibuprofen bevorzugt werden. Ibuprofen konnte z. B. bei therapeutischer Gabe von 800 bis 1.600 mg/d nicht in der Muttermilch nachgewiesen werden. Die American Academy of Pediatrics betrachtet Ibuprofen als kompatibel mit dem Stillen (American Academy of Pediatrics 1994). Lokalanästhetika wie Articain oder Bupivacain gehen nur in geringem Umfang in die Muttermilch über, insbesondere bei Zusatz von Adrenalin (Oertel et al 1997). Allgemeine Reaktionen wie Schwindel, Erbrechen, Benommenheit, Herzrhythmusstörungen sind durch schnelle Anflutung (versehentliche i.v.-Injektion, Injektion in stark durchblutetes Gewebe) oder durch eine Überdosierung möglich. Messungen an 12 stillenden Müttern ergaben nur einen geringen Übergang von Midazolam (Dormicum) in die Muttermilch (Matheson 1983). Sieben Stunden nach oraler Einnahme von 15 mg Midazolam wurden keine messbaren Wirkstoffspiegel in der Muttermilch registriert. In zwei weiteren Fällen konnte bereits 4 Stunden nach Gabe von Midazolam kein Wirkstoff in der Muttermilch nachgewiesen werden (Matheson et al 1990). Die WHO Working Group on Drugs and Human Lactation betrachtet die kurzfristige Anwendung von Midazolam in der Stillzeit als wahrscheinlich sicher (WHO Working Group 1988). Nach Empfehlung des Herstellers sollte bis zu 4 Stunden nach Anwendung von Midazolam nicht gestillt werden (Fachinfo Dormicum® 2001).


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