Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Wachmacher

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Wachmacher

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich habe eine nichtorganische hypersomnie (ursprung unbekannt, nicht psychisch) und ads, allerding hypoaktiv. d.h. ich bin immer immer müde (ausser in sehr aufregenden situationen). jetzt möchte ich gerne schwanger werden. bislang nehme ich immer methylphenidat um bei der arbeit wach zu sein. da jetzt die hypersomnie diagnostiziert wurde meinte mein arzt ich soll auf vigil oder nortrilen umsteigen. eins davon sei auch während der schwangerschaft unproblematisch. aber welches habe ich vergessen... meine frage: ist es nicht grundsätzlich schlecht das kind künstlich 9 monate aufzupuschen durch meine medikamente? ist eins davon so harmlos das ich es nehmen kann bis ich weiß das ich schwanger bin (1-2 monat)? auf die fragen hin hat mich mein arzt an sie verwiesen. danke im vorraus.


Dr. Wolfgang Paulus

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Für die menschliche Schwangerschaft liegen insgesamt 48 Fallberichte über Schwangerschaften unter Methylphenidat (Medikinet) vor (Heinonen et al 1977; DeBooy 1993) Zwar zeigte sich eine Zunahme von Frühgeburten, Wachstumsretardierungen und neonatalen Entzugssymptomen, aber kein Anstieg angeborener Anomalien. Die Fallzahlen sind für eine abschließende Bewertung jedoch zu gering. Angesichts der begrenzten Erfahrungen sollte auf den Einsatz von Methylphenidat in der Schwangerschaft verzichtet werden. Die Datenlage zur Anwendung von Modafinil (Vigil) in der Schwangerschaft ist noch unbefriedigender. Trizyklische Antidepressiva gelten als geeignet zur Behandlung in der Schwangerschaft (Robert 1996). Sie blockieren die Wiederaufnahme von Transmittern wie Noradrenalin und Serotonin in adrenerge Nervenendigungen. Aufgrund ihrer hohen Lipidlöslichkeit treten sie rasch über die Plazenta auf den kindlichen Kreislauf über. Zwar liegen Berichte über Extremitätenfehlbildungen, Herzfehler, Polydaktylie (überzählige Finger/Zehen) und Hypospadie (Harnröhrenfehlmündung) vor, doch ließ sich der Verdacht auf fruchtschädigende Effekte auch bei den länger gebräuchlichen Präparaten bisher nicht bestätigen (McElhatton et al 1996). Nachuntersuchungen im Vorschulalter nach vorgeburtlicher Exposition mit trizyklischen Antidepressiva zeigten gegenüber einer Kontrollgruppe keine Abweichungen hinsichtlich Intelligenzentwicklung, Verhalten und Sprachvermögen (Nulman 1997). Eine Monotherapie mit lange eingeführten Präparaten wie Amitriptylin (z. B. Saroten), Desipramin (z. B. Pertofran), Imipramin (z. B. Tofranil) oder Nortriptylin (z. B. Nortrilen) ist bei entsprechender Indikation anzustreben. Für eine detaillierte Risikobewertung dürfen Sie bzw. Ihre betreuenden Ärzte gerne unser Institut kontaktieren. Mit Hilfe von EDV-gestützten Datenbanken vermitteln wir schnell und umfassend aktuelle Erkenntnisse über den Einsatz von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit. Unser Anfrageformular können Sie von unserer Website (http://www.reprotox.de) herunterladen und uns übermitteln. Für entsprechende Beratungen stehen wir insbesondere den behandelnden Ärzten werktags zwischen 8 und 18 Uhr gebührenfrei zur Verfügung: Institut für Reproduktionstoxikologie KH St. Elisabeth (Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Ulm) Elisabethenstraße 17 88212 Ravensburg Tel.: +49 751 87 2799 Fax: +49 751 87 2798 E-Mail: paulus@reprotox.de Internet: http://www.reprotox.de


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