Jenny2002
S.g. Hr. Dr., Mein Sohn ist 9 Monate alt und isst auch schon Beikost und wird gestillt. Ich nehme seit Beginn der Schwangerschaft bis dato täglich 75mg Venlafaxin. Beim Baby (ist mein zweites Kind) gibt es keine Auffälligkeiten. Ist es vertretbar auf 150mg Venlafaxin zu erhöhen? So wie es aussieht, werde ich noch länger stillen (müssen), mein Sohn verweigert jegliche Flasche und Milch. Mein neuer Psychiater kennt sich leider mit Medikamenten in der Stillzeit nicht allzu gut aus (wie leider viele ÄrztInnen). Falls 150mg Venlafaxin nicht vertretbar wären und ich auf Sertralin umsteigen müsste, wieviel mg Sertralin sind in der Stillzeit maximal vertretbar? Ich danke Ihnen vielmals, Sie sind mir und meinem Baby eine unglaubliche Hilfe.
Ein Übergang von Venlafaxin und seines Metaboliten Desmethylvenlafaxin in die Muttermilch konnten in 29 publizierten Fällen nachgewiesen werden (I-lett et al 1998, Hendrick et al 2001, Berle et al 2004, Weissman et al 2003, Ilett et al 2002, Newport et al 2009). Eine Arbeitsgruppe berichtet von einem mittleren Milch/Plasma-Qotienten von 2,5 für Venlafaxin (Range 2,0-3,2) bzw. 2,7 (Range 2,3-3,2) für Desmethylvenlafaxin (Ilett et al 1998, 2002). Die mittlere Säuglingsdosis beträgt demnach gewichtsadaptiert 6,4% (5,5-7,3%) der mütterlichen Dosis. Die Muttersubstanz Venlaxin fand sich bei 1 von 7 Säuglingen im Plasma, für den aktiven Metaboliten Desmethylvenlafaxin wurden messbare Plasmaspiegel bei 4 von 7 Kindern registriert (Ilett et al 1998, 2002). In einer weiteren Studie konnten man Venlafaxin bei 1 von 3 Säuglingen im Plasma nachweisen, den aktiven Metaboliten bei allen drei Kindern. Die mittlere Serumkonzentration der aktiven Wirkstoffe betrug 10,2% (5,3 – 19,0 %) der mütterlichen Werte (Berle et al 2004). In all diesen Studien traten bei den Säuglingen keine Komplikationen auf (Ilett et al 1998, 2002; Berle et al 2004). Eine Publikation beschreibt die Exposition von zwei Säuglingen unter mütterlicher Therapie mit Venlafaxin (75 bzw. 225 mg/d) und Quetiapin. In beiden Fällen lag die Belastung der Kinder mit Venlafaxin unter 0,1 mg/kg/d. Im Alter von 12 Monaten wiesen beide Kinder eine unauffällige psychomotorische Entwicklung auf (Misri et al 2006). Eine Studie untersuchte die Pharmakokinetik von Venlafaxin und Desvenlafaxin bei 13 Mutter-Kind-Paaren (Newport et al 2009). Bei den Säuglingen wurden keine Komplikationen beobachtet. Messungen bei 5 Mutter-Kind-Paaren ergaben bei den Säuglingen einen mittleren Plasmaspiegel von 6,2% der mütterlichen Werte für Venlafaxin und immerhin 58% für den aktiven Metaboliten Desvenlafaxin. In der Muttermilch fanden sich stark schwankende Wirkstoffspiegel. Bei mütterlicher Einnahme von Desvenlafaxin (250 mg/d) und Amisulprid (200 mg/d) registrierte man bei einem fünf Monate alten, teilweise gestillten Säugling eine Aufnahme von ca. 1,7% der mütterlichen Dosis über die Muttermilch (Ilett et al 2010). Der Säugling entwickelt sich unauffällig. In einer weiteren Studie wurden 10 Mutter-Kind-Paare unter mütterlicher Therapie mit Desvenlafaxin (50 – 150 mg/d) untersucht. Die mittlere Serumkonzentration der Säuglinge betrug 16 µg/l bei einer mittleren mütterlichen Serumkonzentration von 309 µg/l. Die mittlere Exposition der Säuglinge betrug 6,8% der mütterlichen Dosis. Die Entwicklung der Kinder zeigte keine Auffälligkeiten (Rampono et al 2011). Grundsätzlich könnte man es mit Venlafaxin 150 mg versuchen, zumal Ihr Kind mit 9 Monaten schon Beikost erhält. Geringer wäre die Belastung allerdings unter Sertralin, das in Tagesdosen von 50 mg begonnen wird und ggf. bis 150 mg gesteigert werden könnte.
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