Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Und diese gleich hinterher?

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Und diese gleich hinterher?

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Hallo Frau Höfel, wie oben ja schon steht habe ich lt. Arzt eine akute Magenschleimhautentzündung und Durchfall dazu. Ich stille meine Tochter nur noch abends. Meine Ärztin will mir aber keine Medikamente geben wegen dem Stillen. Kann man denn wirklich gar nichts nehmen? Wenn ich abends nach dem Stillen was einnehme müsste es doch bis zum nächsten abend schon abgebaut sein in der Milch. Mir geht es wirklich schlecht und das jetzt schon fast zwei Wochen. Haben Sie vielleicht einen Tipp?? Danke!


Dr. Wolfgang Paulus

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Grundsätzlich sollten zunächst die Ursachen für die Beschwerden abgeklärt werden. Bei Durchfall wären Präparate vorzuziehen, die nur im Magen-Darm-Trakt aktiv sind, Giftstoffe binden und den Stuhlgang festigen (z. B. Kohle-Compretten®, Colina®, Kaoprompt-H®). Auch der Wikrstoff Loperamid geht nur in kleinen Mengen in die Muttermilch über. Nach oraler Gabe von 4 mg Loperamid wurde ein Milch/Plasma-Quotient von 0,3 gemessen. Ein Säugling würde damit über die Muttermilch weniger als 0,02 % einer therapeutischen Dosis aufnehmen (Nikodem 1992). Die American Academy of Pediatrics betrachtet daher Loperamid als kompatibel mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994). Zur Therapie bei Gastritis eignen sich in erster Linie Antazida wie Magaldrat, bei stärkeren Beschwerden H2-Blocker mit geringem Übertritt in die Muttermilch (Famotidin). Famotidin geht in geringerem Umfang in die Muttermilch über als die älteren H2-Blocker Cimetidin und Ranitidin (Courtney 1988). Bei Untersuchungen an 8 Frauen nach Gabe einer Einmaldosis von Famotidin (40 mg) trat das Konzentrationsmaximum in der Muttermilch (75 ng/ml) nach 6 Stunden auf. Die American Academy of Pediatrics betrachtet auch den älteren H2-Blocker Cimetidin als vertretbar in der Stillzeit (Committee on Drugs 1994) Allerdings sollten die neueren Wirkstoffe Famotidin, Nizatidin und Roxatidin wegen geringerer Konzentration in der Muttermilch gegenüber Cimetidin und Ranitidin bevorzugt werden (Anderson 1991). Für die Protonenpumpenhemmer Omeprazol und Pantoprazol liegen inzwischen in begrenztem Umfang Daten zum Übergang in die Muttermilch vor. Eine Kasuistik beschreibt die komplikationslose Anwendung von Omeprazol in der Stillzeit (20 mg/d über drei Monate). Die Spitzenkonzentration in der Muttermilch betrug weniger als 7% der maximalen Konzentration im mütterlichen Serum. Allerdings lässt sich aus dieser Einzelbeobachtung noch keine allgemeine Aussage zur Sicherheit von Omeprazol in der Stillzeit ableiten (Marshall et al 1998). Nach Einnahme von 40 mg Pantoprazol fand sich bei Kontrolle über 24 Stunden nur ein geringer Übergang in die Muttermilch (Milch/Plasma-Quotient 0,022). Der Säugling nimmt darunter maximal 0,14% einer Erwachsenendosis auf. Komplikationen wurden in diesem publizierten Einzelfall nicht beobachtet (Plante et al 2004).


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