Lieber Herr Dr. Paulus,
seit der 10. SSW macht mir mein Asthma sehr zu schaffen, seit diesem Zeitpunkt habe ich die Dosis Sultanol stark erhöhen müssen. Ich hatte in der SSW 10 und 12 jeweils 1 Tag, wo ich 5 Sprühstöße Sultanol zu mir nahm, neben bis zu 2x täglich Seretide. Es gab jedoch auch Tage seit der 10 SSW, wo ich gar kein Sultanol genommen habe bzw. max. 1 Sprühstoß.
Nun mache ich mir doch Gedanken, ob ich es nicht übertrieben habe und mit einer Überdosierung mein Kind geschädigt habe. Was für Auswirkungen kann diese Dosierung auf den Embryo haben?
Ich danke Ihnen schon vorab für Ihre Expertise und die Unermüdlichkeit die Fragen besorgter werdender Mütter zu beantworten!
Beste Grüße
von
Anouk12
am 24.05.2013, 17:32
Antwort auf:
Überdosierung Sultanol?
Zur Asthmatherapie empfiehlt sich vor allem die inhalative Applikation, da sich auf diesem Wege die allgemeine Belastung deutlich reduzieren lässt.
Wirkstoffe, die speziell die ß2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Erweiterung der Bronchien, aber auch zu einer Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die ß1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert. Zur Asthmatherapie empfiehlt sich vor allem die inhalative Applikation, da sich auf diesem Wege die systemische Belastung deutlich reduzieren lässt. Aus der Klasse der Betasympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol, Salbutamol, Reproterol und Terbutalin bewährt.
Während ihre Wirkung auf 4 bis 6 Stunden begrenzt ist, zeichnen sich die neueren Vertreter Formoterol und Salmeterol (z. B. in Seretide) durch eine deutlich längere Wirkdauer (über 12 Stunden) aus.
Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclometason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason (z. B. in Seretide), Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995).
Epidemiologische Studien zur inhalativen Glukokortikoidtherapie in der Schwangerschaft zeigten keine Zunahme angeborener Anomalien. Eine retrospektive Studie zur Medikation mit Triamcinolon, Beclometason bzw. Theophyllin bei Asthma in der Schwangerschaft ergab für keinen Wirkstoff einen Zusammenhang mit Fehlbildungen (Blais et al 1998).
Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Inzidenz angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004).
Wenn Sie zwischendurch höhere Dosen des Sultanol Sprays benötigen, ist nicht mit einer kindlichen Schädigung zu rechnen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 27.05.2013