Guten Tag,
Ich haette gern gewusst, wie die Auswirkungen auf den Embryo/ Fötus sind. Man liest nur den Bezug auf die Tierwelt. Raten sie in solchem Fall zur Abtreibung? Gibt es spezielle Moeglichkeiten Mutationen zu testen, um die Entscheidung zu erleichtern?
Danke
von
Reensche
am 04.04.2014, 07:48
Antwort auf:
Travatan & Rosiced
In einigen bakteriellen Testsystemen verhielt sich Metronidazol mutagen. Zwar liegt kein Nachweis einer Entwicklungsstörung durch Metronidazol vor, jedoch wird nach wie vor häufig die Meinung vertreten, dass die Anwendung von Metronidazol im ersten Trimenon vermieden werden sollte. Eine retrospektive Kohortenstudie mit annähernd 1400 Schwangerschaften ergab keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung beim Menschen (Piper et al 1993). Eine Auswertung von 266 oralen Therapien im ersten Trimenon (1980-1991) zeigte ebenfalls keine Häufung von Fehlbildungen (Czeizel & Rockenbauer 1998).
Nach lokaler Anwendung von Metronidazol im Gesicht von 12 gesunden Probanden findet man nur 0,5 % der Serumkonzentration, die nach oraler Gabe nachweisbar ist.
Bei Travoprost handelt es sich um ein Prostaglandinanalogon zur Glaukombehandlung. In Tierversuchen an Ratten und Mäusen fanden sich unter 250- bzw. 75-facher humantherapeutischer Dosierung vermehrt Fehlbildungen.
Eine Stunde nach Applikation am menschlichen Auge lässt sich kein Wirkstoffspiegel in der Blutbahn nachweisen. Die Exposition der Versuchstiere bedeutet eine massive Überschätzung des fruchtschädigenden Potenzials gegenüber der lokalen Anwendung am menschlichen Auge.
Angesichts der geringen allgemeinen Wirkstoffspiegel ist nicht mit einer embryonalen Schädigung zu rechnen, doch sollte mangels größerer Erfah-rungen im weiteren Schwangerschaftsverlauf auf Travoprost verzichtet wer-den.
Als Mittel erster Wahl sollte Timolol oder Pindolol zur Glaukombehandlung in der Schwangerschaft eingesetzt werden.
Ein erhöhtes Risiko für kindliche Anomalien ist bei Ihnen nach der beschriebenen Anwendung nicht zu befürchten.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 07.04.2014