Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Tilidin

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Tilidin

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, Auf Grund von starken Schmerzen, im Rücken und der Hüfte (Hüftdysplasie) nehme ich Tilidin 100/8 ret. 3 mal 2 Tabletten. Und zusätzlich bei Bedarf Tropfen Tilidin ca. 150 Stck. täglich. Als ich erfahren habe das ich schwanger bin, war ich bereits in der 19. Woche, daraufhin habe ich die tropfen sofort abgesetzt und die Tabletten auf 3 mal 1 reduziert, mein Gynäkologe und Hausarzt wissen beide nicht so richtig mit der Situation umzugehen, und mir reicht die geringere Dosis nicht, ich habe wahnsinnige schmerzen! Bei allen bisherigen Ultraschalluntersuchungen sind absolut keine Auffälligkeiten zu sehen gewesen, auch die Doppler Untersuchungen waren absolut in Ordnung und lt. Gynäkologe besser als erwartet. Nun meine Fragen, mit welchen Konsequenzen muss ich für mein Baby noch rechnen? Ich kann vor sorge um mein Baby nicht mehr schlafen, kann aber auch ohne schmerzmittel nicht. Gibt es vielleicht ein anderes mittel, evtl. ein Pflaster wie Transtec das besser geeignet wäre? Ich bin völlig verzweifelt, und weiß nicht weiter, für Ihren Rat wäre ich Ihnen unendlich dankbar.


Dr. Wolfgang Paulus

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Die meisten Opiatanalgetika (z. B. Valoron) passieren die Plazenta und erreichen das fetale ZNS. Bei chronischer Anwendung kann Abhängigkeit bei Mutter und Kind eintreten. Entzugssymptome beim Neugeborenen können sich als Zittern, Durchfall und Trinkschwäche äußern. Diese Symptome wurden z. B. bei Neugeborenen beobachtet, deren Mütter mit codeinhaltigen Präparaten in den Tagen vor der Geburt behandelt worden waren. Derartige Komplikationen lassen sich jedoch unter kinderärztlicher Betreuung nach der Geburt beherrschen. Das Opioid Tilidin wird i. a. mit Naloxon kombiniert. Größere Studien zu diesen Substanzen existieren für die menschliche Schwangerschaft nicht. Wir verfügen bisher über 26 Rückmeldungen zu diesen Wirkstoffen: 3 Schwangerschaftsabbrüche 1 Spontanabort 20 unauffällige Neugeborene 2 angeborene Anomalien Anhaltspunkte für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ergeben sich aus der aktuellen Datenlage zwar nicht, jedoch sollte im Hinblick auf die kindliche Verhaltensentwicklung eine Reduktion der Dauermedikation mit Opiaten angestrebt werden. Ein Wechsel auf ein anderes Opiat wird auch keine großen Vorteile bringen, zumal Sie sich bereits in der 25.SSW befinden.


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