Bibabutzefrau
Sehr geehrter Dr. Paulus, ich bin in der 19. SSW und leide an Morbus Werlhof. Seit Beginn der Schwangerschaft sind meine Thrombozyten von 135000 auf nun 77000 abgefallen. Mein Hämatologe möchte nun mit einer Cortison-Therapie beginnen, sagt aber, mein Baby könnte davon verdummen. Ich finde so widersprüchliche Aussagen im Internet. Ist Cortison wirklich schädlich für mein Baby und meinen Sie, dass eine Therapie bei meinen Werten schon notwendig ist? Ich arbeite als Lehrerin und ziehe mir schnell mal den einen oder anderen Infekt zu. Nach meiner letzten Erkältung sind die Werte schlagartig um 20000 gefallen. Jetzt habe ich bei jedem schniefendem Schüler Angst...denken Sie, ich sollte lieber eine Beurlaubung beantragen? Herzlichen Dank!
Bei zahlreichen Erkrankungen wie Kollagenosen, chronisch entzündlichen Darmkrankheiten, Asthma bronchiale, Autoimmunprozessen ist eine Fortsetzung der Therapie mit Glukokortikoiden auch in der Schwangerschaft erforderlich. Prednisolon bzw. Prednison ist wegen eines geringen Übergangs über die Plazenta anderen Glukokortikoiden vorzuziehen. Der Wirkstoffspiegel erreicht im fetalen Kreislauf nur 10 bis 20% der mütterlichen Werte. Das erhöhte Risiko für ein niedrigeres Geburtsgewicht und Aborte unter systemischer Glukokortikoidtherapie lässt sich auch häufig durch die zugrundeliegenden Erkrankungen der Mutter erklären (Park-Wyllie et al 2000). Nachdem bei Ihnen die sensible Phase der Organdifferenzierung (erstes Schwangerschaftsdrittel) längst abgeschlossen ist, wäre die Anwendung von Prednisolon bzw. Prednison durchaus akzeptabel. Die Aussage, dass das „Baby durch die Cortison-Gabe verdummen“ würde, lässt sich bei moderaten Dosen von Prednisolon (z. B. 20-30 mg pro Tag) keinesfalls bestätigen.