Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Schwanger- Werden mit Migräne

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: Schwanger- Werden mit Migräne

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, ich bin 30 Jahre alt und habe seit 20 jahren starke Migräne und nehme als Prohylaxe Topamax Migäne 100mg. Ich möchte jetzt gerne schwanger werden. Ist es ratsam die Tabletten abzusetzen bevor ich die Pille absetze? Ich habe ca. 12 Migräneanfälle im Monat und nehme im Akutfall Almogran, Naproxen und MCP- Tropfen gegen die Übelkeit. Wie lange braucht der Körper ungefähr um die Tabletten (Topamax- Migräne) aus dem Körper zu haben, damit kein erhöhtes Risiko besteht eventuell ein behindertes Kind zu kriegen? Kann ich während der Phase des schwanger- werdens weiter ein Triptan und Naproxen nehmen wenn ich Migräne habe oder ist es ein Risiko für die Zeugung eines Kindes?


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

Die Erfahrungen mit Topiramat beim Menschen sind sehr begrenzt. Eine Publikation berichtet von drei unauffälligen Neugeborenen nach Exposition mit Topiramat in der Schwangerschaft (Morrell 1996). Ein Fallbericht beschreibt ein Neugeborenes mit mehreren kleineren Auffälligkeiten nach Monotherapie der Mutter mit Topiramat während der gesamten Schwangerschaft (Hoyme et al 1998). Ein weiterer Fallbericht handelt von einem Kind mit diversen Auffälligkeiten (Fehlen des rechten Daumens, Unterentwicklung des linken Daumens, Fehlen einiger Knochen am Fuß) nach mütterlicher Dauermedikation mit Topiramat in einer Tagesdosis von 300 mg (Vila Ceren et al 2005). In einer weiteren Untersuchung an 5 Schwangeren konnte der ausgeprägte diaplazentare Übergang von Topiramat annähernd im Verhältnis 1:1 gezeigt werden (Ohmann et al 2002). Das UK Epilepsy and Pregnancy Register (Morrow 2005) erfasste zwei Kinder mit Anomalien (Lippen-Kiefer-Spalte, Hypospadie) unter 28 ausgetragenen Schwangerschaften bei mütterlicher Medikation mit Topiramat. Angesichts der begrenzten Erfahrungen sollte auf den Einsatz von Topiramat in der Schwangerschaft grundsätzlich verzichtet werden. Bei einer mittleren Plasmaeliminationshalbwertszeit von 21 Stunden ist ca. 5 Tage nach Absetzen von Topiramat nicht mehr von einem relevanten Blutspiegel in Ihrem Körper auszugehen. Bei Almotriptan (z. B. Almogran) handelt es sich um einen selektiven Serotoninagonisten, der zur Migränetherapie eingesetzt wird. Im Gegensatz zu der älteren verwandten Substanz Sumatriptan liegen für Almotriptan noch wenig reproduktionstoxikologischen Erfahrungen vor. Eine schwedische Studie stellte keine erhöhte Fehlbildungsrate bei 658 Kindern fest, deren Mütter in der Schwangerschaft Sumatriptan benutzt hatten. 7 Kinder (1,1%) wiesen einen Ventrikelseptumdefekt auf, was jedoch nicht signifikant über dem Hintergrundrisiko für Herzfehler liegt (Kallen et al 2001). Bei 468 in einem Herstellerregister dokumentierten Fällen nach Exposition mit Sumatriptan im I.Trimenon zeigten sich folgende Schwangerschaftsausgänge: 14 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für Fehlbildung!) 31 Spontanaborte 5 Totgeburten (ohne Anhalt für Fehlbildung!) 398 unauffällige Neugeborene 20 Fehlbildungen Die Fehlbildungsrate liegt mit 4,7% im Rahmen des Basisrisikos (Eldrigde et al 1997; Sumatriptan and Naratriptan Pregnancy Registries 2008). Paracetamol gilt als Schmerzmittel der 1.Wahl in allen Phasen der Schwangerschaft (3-4 x 500 mg/d). Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen ASS (z. B. Aspirin®) Ibuprofen (z. B. Dolgit®), Diclofenac (z. B. Voltaren®) und Indometacin (z. B. Amuno®) dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln eingesetzt werden. Die neueren Wirkstoffe aus dieser Substanzklasse (z. B. Naproxen) ergaben bisher ebenfalls keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte, sind jedoch in der Schwangerschaft weniger umfangreich untersucht. Gegen den Einsatz von Metoclopramid in der Schwangerschaft bestehen keine Vorbehalte.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Die Lösung enthält 36 Prozent Alkohol, eine einzeldosis wären 20 Tropfen und wären 50 mg Diclofenac. Ibuprofen 1200 hilft nicht mehr da ich es 2xpro Woche benötige. Mfg

Hallo Herr Dr. Paulus, ich leide seit Tagen unter starker Migräne. Paracetamol & Ibu zeigen keinerlei Wirkung. Vor der Schwangerschaft haben mir nur nasaleTriptane geholfen. Ich habe Ascotop nasal und Imigran. Darf ich ohne Angst Sumatriptan also Imigran nehmen. Ich hatte leider schon eine Fehlgeburt und während der damaligen Schwangerschaf ...

Ich habe unterschiedliche Meinungen von Ärzten verschiedener Fachgebiete zu dieser Frage erhalten. Ein Verzicht auf die Dauermedikation geht mit dauerhaften schweren Migräneattacken und Entzugserscheinungen einher. Die Absetzung des Medikamentes erscheint mir daher kaum als Alternative. Die Dosis ist niedrig. Muss ich zwingend mit Schädigung des Em ...

Hallo,ich wollte fragen ob man Naratriptan in der Schwangerschaft nehmen darf ? Mit freundlichen Grüßen

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, über Ihren Rat wäre ich Ihnen zutiefst dankbar. Zu meinem Background: - Ü40 - Risikoschwangerschaft - Schwangerschaft ungeplant - trotz Verhütung und Esstörung und BMI von 16 (mir unerklärlich wie man da schwanger werden kann) - Mutter, zu der ich extrem enge Bindung hatte letzte Jahr vollkommen plötzlich in ...

Guten Tag Herr Dr. Paulus, ich leide, vor allem in dieser und der letzten Schwangerschaft, an Kopfschmerzattacken mit strakem Erbrechen (circa einmal im Monat). Ich habe es versucht, aber leider halte ich es nicht ohne Schmerzmittel aus, zumal ich ein Kleinkind zu Hause habe. Nun habe ich gestern zunächst 2 Tabletten Paracetamol am Abend genomme ...

Guten Morgen Herr Dr. Paulus, Ich habe eine 10 Monate alte Tochter, die ich sowohl tagsüber 3x, als auch nachts noch 2x stille. Abstillen möchte ich nicht. Ich habe seit mehreren Jahren Migräne, die leider langsam immer stärker wird. In der Schwangerschaft war es besser, jetzt hatte ich aber wieder einen starken Migräneanfall. Ich habe es mit P ...

Hallo, Ich habe eine Frage bezüglich Migräne Therapie in der Stillzeit. Akute Anfälle habe ich vor der Schwangerschaft mit Sumatriptan behandelt. Da ich jetzt in der Stillzeit wieder häufiger (ein bis zweimal pro Woche) Migräne habe möchte ich Sumatriptan wieder einsetzten. Können Sie mir sagen wie lange die HWZ ist bzw. wie lange man hi ...

Guten Tag Herr Dr. Paulus, Ich bin aktuell in der 4+5 SSW mit unserem dritten Kind. Seit meinem 12. Lebensjahr habe ich Migräne mit Aura, die leider in beiden Schwangerschaften sehr viel häufiger und auch mit stärkeren Symptomen auftrat. Seit knapp einer Woche steigt auch jetzt wieder die Häufigkeit der Attacken.  Ich nehme schon lange Mi ...

Sehr geehrter Dr Paulus, leider leide ich seit 15 Jahren an Migräne, nach der Geburt meines dritten Kindes vor 2 Jahren ist es sehr sehr schlimm geworden, woraufhin ich Aimovig bekam, ich setzte dann aber ab vor 2 Monaten da ich einen erneuten Kinderwunsch habe, leider quäle ich mich nun mit fast täglichen Migräneattacken. Im Internet las ich, die ...