Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Rizol

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Rizol

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Lieber Herr Dr. Paulus, Dr. Bluni hat mich bezüglich der Frage an Sie verwiesen; ich befinde mich derzeit in der 24 SSW und habe vor Beginn der SS eine Entgiftung mit Rizol gemacht (ca. fünf Tropfen am Tag). Inhalt bei 30 g: 20,79 Rizol-Rohstoff, 3 g Nelkenöl, 3 g Wermutöl, 1,5 g Schwarzkümmelöl, 0,54 g Walnussöl, 0,9 g Thymianöl und 0,27 g Majoranöl. Als ich noch nichts von der SS wusste, also so die ersten fünf Wochen habe ich das weiterhin genommen und als ich von der SS erfahren haben, sofort damit aufgehört. Meine FA und mein Heilpraktiker sagten mir drei Tropfen in der SS seien dennoch vollkommen unbedenklich. Dennoch habe ich ab dem Wissen über die ss das nicht mehr eingenommen. Ich habe lediglich Max. 10 mal eine Nasendusche mit einem Tropfen und stark verdünnt gemacht. Erst jetzt habe ich gelesen, dass man das gar nicht einnehmen soll? Stimmt das? Können die Nasenduschen oder die Einnahme zu Beginn meinem Baby irgendwie geschadet haben? Warum sagt meine FA mir, dass ich drei Tropfen einnehmen dürfte ( was ich aber wie gesagt nicht tat außer der Nasendusche)? Lg Janini


Dr. Wolfgang Paulus

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Die Begründung für die ablehnende Haltung gegenüber einer Anwendung in der Frühschwangerschaft liegt schlichtweg in der fehlenden Erfahrung mit solchen Präparaten in dieser Phase. Da auch pflanzliche Extrakte Wirkungen auslösen, werden natürlich damit keine Experimente am Menschen in der Schwangerschaft durchgeführt. Prinzipiell denkt jeder, dass es umso unproblematischer ist, je weniger man verwendet. Daher sind drei Tropfen vermutlich unbedenklicher als fünf. Rizinusöl wird gewonnen aus den Samen von Ricinus communis L., dem Wunderbaum. Der Hauptinhaltsstoff ist das Triricinolein, das Triglycerid der Ricinolsäure. Der eigentliche Wirkstoff ist die enzymatisch abgespaltene Ricinolsäure. Diese wirkt sowohl im Dünn- als auch im Dickdarm und fördert die Darmaktivität. Der Teil des Rizinusöls, der nicht verseift ist, erhöht die Gleitfähigkeit des Darminhalts und damit die abführende Wirkung. Dabei bleibt die Wirkung aufgrund der Resorption weitgehend auf den Dünndarm beschränkt. Die Samenschalen des Wunderbaums sind sehr giftig, da sie das toxische Protein Rizin (Lectin) enthalten. Rizin löst sich zwar in Wasser, ist aber fettunlöslich und daher im Rizinusöl nicht enthalten. Beim Pressen der Samen verbleibt das Gift somit in den Pressrückständen. Aufgrund der fehlenden Erfahrungen würde ich Ihnen von einer gezielten Anwendung in der Schwangerschaft abraten.


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