Sehr geehrter Herr Dr. med. Paulus,
der Orthopäde hat mir an 3 Terminen jeweils 4 ml Procain 0,5% in die Schulter gespritzt weil ich mich kaum bewegen konnte. Dazwischen war immer 1 Woche Pause. Er meinte das sei in der Stillzeit kein Problem.
Das habe ich leider geglaubt. Jetzt habe ich gelesen, dass Procain in die Muttermilch übergeht und daher sollte man bei wiederholter Anwendung sogar abstillen.
Meine Tochter ist 8 Monate alt und wird noch sehr regelmäßig und viel gestillt.
Inwieweit kann ihr das geschadet haben? Welche Folgen sind möglich?
Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort.
von
Biene3
am 03.11.2023, 08:42
Antwort auf:
Procain in der Stillzeit gespritzt bekommen
Bei Procain handelt es sich um einen lokal betäubenden Wirkstoff zur Behandlung von Schmerzen. Die Halbwertszeit liegt zwischen 40 s und 7 min (Hahn-Godeffroy 2011), so dass bereits eine Stunde nach Applikation keine messbaren Konzentrationen in der Blutbahn bzw. in der Muttermilch zu erwarten sind.
Aufgrund der kurzen Halbwertszeit von Procain im Plasma und der geringen Ausscheidung anderer Lokalanästhetika in die Muttermilch ist es unwahrscheinlich, dass sich eine Einzeldosis Procain während der Stillzeit nachteilig auf den gestillten Säugling auswirkt. Allerdings liegen in der Stillzeit noch mehr Erfahrungen für die Lokalanästhetika Lidocain, Articain und Bupivacain vor.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 03.11.2023