Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Paracetamol und Stillen

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Paracetamol und Stillen

Mitglied inaktiv

Hallo! Ich stille noch voll, nehme seit Dienstag aufgrund eines grippalen Infekts jeden Tag 1 bis 2 Tabletten Paracetamol 500 mg ein. Ist das noch ok? Wielange kann ich so damit noch weitermachen ohne dass es meinem kind schadet? Außerdem habe ich noch Halsweh und Husten. Welche Mittel kann ich hierfür einnehmen? Vielen Dank für die Beantwortung schon im Voraus!!


Als Schmerzmittel der ersten Wahl gilt in der Stillzeit Paracetamol. Paracetamol geht nur in geringen Mengen in die Muttermilch über (Matheson et al 1985; Berlin et al 1980; Findlay et al 1981; Bitzen et al 1981; Notarianni et al 1987). In einem einzigen Fall wurde ein makulopapulöses Exanthem (Hautausschlag) nach mütterlicher Einnahme von 1000 mg Paracetamol beobachtet, das jedoch nach 24 Stunden wieder verblasst war (Matheson et al 1985). Messungen bei 12 Mutter-Kind-Paaren ergaben nach Gabe von 650 mg Paracetamol eine Aufnahme von 0,04 bis 0,23% der mütterlichen Dosis durch den Säugling (Berlin et al 1980). Die Halbwertszeit von Paracetamol beträgt in der Muttermilch und im Serum ca. 2,6 Stunden (Notarianni et al 1987). Bei Anwendung von 1000 mg Paracetamol erhält der Säugling maximal 1,85% der mütterlichen Dosis. Die American Academy of Pediatrics betrachtet Paracetamol als vereinbar mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994). Aufgrund der Tierexperimente ist davon auszugehen, dass Ambroxol in die Muttermilch übergeht. Allerdings darf Ambroxol auch Säuglingen in einer therapeutischen Dosis von 15 mg/d verabreicht werden, was über die Muttermilch sicher nicht erreicht wird. Der Schleimlöser Acetylcystein ist ebenfalls in der Stillzeit akzeptabel, da der Wirkstoff auch Säuglingen in therapeutischer Dosis verabreicht werden darf. Solche Mengen gehen jedoch über die Muttermilch keinesfalls auf den Säugling über. Als Hustenblocker kämen die Wirkstoffe Clobutinol (z. B. Silomat®) bzw. bei hartnäckigem Reizhusten Dextromethorphan (z. B. NeoTussan® Hustensaft) in moderater Dosis in Frage, da diese Substanzen auch Säuglingen bzw. Kleinkindern direkt verabreicht werden können. Genaue Angaben zum Übergang dieser Substanzen in die Muttermilch liegen leider nicht vor. Desinfizierende Gurgellösungen (z. B. Hexoral) wären mit dem Stillen ebenfalls vereinbar.


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