Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Nitrat im Leitungswasser Schwangerschaft

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Nitrat im Leitungswasser Schwangerschaft

JessKe

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, bei meiner Frage geht es nicht direkt um Medikamente während der Schwangerschaft, sondern um Schadstoffe im Trinkwasser. Ich hoffe, sie können mir hier weiter helfen. Heute kam meine Analyse des Trinkwasser zurück und leider hat es einen Nitratwert von 10,3 mg/l ergeben. Ich habe gelesen, dass die Grenze während der Schwangerschaft bei 10 mg/l im Trinkwasser sein soll. Und je niedriger, desto bessser. Aktuell bin ich in der 15. SSW und habe eigentlich fast auschließlich dieses Leitungswasser getrunken. Können Sie einschätzen, ob dadurch schon eine Gefährdung bzw. Schädigung des Fötus statt gefunden hat. Und sollte ich jetzt lieber auf Flaschenwasser in Zukunft umsteigen. Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mir meine Fragen beantworten könnten. Vielen Dank und viele Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

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Die Trinkwasserverordnung legt für Nitrat einen Grenzwert von 50 mg/l fest. Vom Nitrat selbst geht nur eine sehr geringe unmittelbare Gesundheitsgefährdung für den erwachsenen Menschen aus. Unter bestimmten Umständen kann Nitrat jedoch teilweise zu Nitrit umgewandelt werden, welches auf zwei Arten die menschliche Gesundheit gefährden kann: Zum einen kann es insbesondere bei Säuglingen unter drei Monaten eine sogenannte "Methämoglobinämie" auslösen. Nitrit bewirkt dabei, dass der rote Blutfarbstoff, das Hämoglobin, zum Methämoglobin umgewandelt wird. Methämoglobin ist im Gegensatz zum Hämoglobin nicht mehr in der Lage, Sauerstoff in die Gewebe zu transportieren. Der resultierende Sauerstoffmangel in lebenswichtigen Organen wie dem Zentralnervensystem und dem Herz kann bei entsprechender Ausprägung gefährlich werden. Zum anderen kann Nitrit mit sekundären Aminen im Magen sogenannte "Nitrosamine" bilden. Einige Nitrosamine wirken im Tierversuch krebserzeugend.  Eine Gefährdung des Ungeborenen durch einen Nitratwert von 10,3 mg/l im Trinkwasser ist nicht zu befürchten.  


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