Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Medikamente in der Früh-SS

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Medikamente in der Früh-SS

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich habe am 06.02.05 einen Schwangerschaftstest aus der Apotheke gemacht und dieser war positiv. Daraufhin bin ich zu meinem Frauenarzt der die Schwangerschaft am 11.02.05 bestätigt hat. Mein errechneter Eisprung ist der 17.01.05. Ich habe folgende Medikamente eingenommen: 5 x Zovirax vom 24.01.-26.01.05 1 x Grippostad am 28.01.05 3 x Lopedium Iso 09.02.-11.02.05 8 x Approvel vom 28.01.-04.02.05 Ich leide unter Bluthochdruck und hatte in diesem Zeitraum Durchfall und Herpes. Jetzt mache ich mir große Sorgen, dass die Medikamente die körperliche- bzw. geistige Entwicklung meines Kindes beeinträchtigen könnten. Ich danke Ihnen für Ihre Antwort. Mit freundlichen Grüßen Michèle


Dr. Wolfgang Paulus

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Haben Sie Zovirax als Tablette oder Creme benutzt? Welche Tagesdosis? Welche Dosis haben Sie von Aprovel pro Tag eingenommen (Aprovel™ 75 mg/-150 mg/-300 mg Tbl.)?


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Ich habe Zovirax als Tablette eingenommen; vom 24.01.05 - 26.01.05 insgesamt 5 Stück. Aprovel pro Tag eine Tablette: 7 x 75mg 1 x 150mg


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Ich habe Zovirax als Tablette eingenommen; vom 24.01.05 - 26.01.05 insgesamt 5 Stück. Aprovel pro Tag eine Tablette: 7 x 75mg 1 x 150mg


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Das vom Hersteller Glaxo Wellcome aufgebaute Register (Acyclovir Pregnancy Registry 1999) erfasste 19 angeborene Anomalien unter 596 Neugeborenen, deren Mütter im ersten Schwangerschaftsdrittel Aciclovir angewandt hatten und danach bis zur Geburt verfolgt worden waren. Mit einer Fehlbildungsrate von 3,2% übertrifft dieses Kollektiv nicht das Basisrisiko von 3 bis 5%. Ein bestimmtes Fehlbildungsmuster ließ sich bei den 19 Kindern mit Anomalien nicht erkennen. Paracetamol gilt als Schmerzmittel der 1.Wahl in allen Phasen der Schwangerschaft (3-4 x 500 mg/d). Bei Chlorphenamin handelt es sich um ein Antihistaminikum, das in zahlreichen Erkältungspräparaten enthalten ist. Das Collaborative Perinatal Project fand bei 1070 Schwangeren nach Exposition mit Chlorphenamin im ersten Schwangerschaftsdrittel insgesamt keine Häufung angeborener Anomalien (Heinonen et al 1977). Nach Anwendung von Chlorphenamin im ersten Schwangerschaftsdrittel wurde in zwei Kohorten des Boston Collaborative Drug Surveillance Program mit über 275 Kindern kein Anstieg der Fehlbildungsrate registriert, ebensowenig bei 61 Fällen der Michigan Medicaid Study (Jick et al 1981; Aselton et al 1985; Rosa 1993). Bei akuter Diarrhoe darf außer medizinischer Kohle (z. B. Kohle-Compretten®) auch Loperamid (z. B. Imodium®) in der Schwangerschaft eingenommen werden. Bei Loperamid handelt es sich zwar um ein Derivat der Opiate, doch gelangt nur sehr wenig Wirkstoff in das zentrale Nervensystem, so dass keine Gefahr von Abhängigkeit besteht. Nach oraler Gabe werden nur ca. 0,3% der Substanz absorbiert. Eine Erfassung von 105 Schwangerschaften aus verschiedenen Beratungsstellen ergab gegenüber einer Kontrollgruppe keinen Anstieg der Fehlbildungsrate, wobei 89 Anwendungen in der sensiblen Phase des ersten Schwangerschaftsdrittels erfolgten (Einarson et al . 2000). Irbesartan blockiert die Interaktion von Angiotensin II mit dem AT1-Rezeptor. Aufgrund der Erfahrungen mit ACE-Hemmern im 2. und 3.Schwangerschaftsdrittel (kindliche Nierenschäden) sollte eine Therapie mit Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten in der Schwangerschaft möglichst rasch umgestellt werden. In der Schwangerschaft sollte ein Bluthochdruck bevorzugt mit Methyldopa, Dihydralazin oder älteren Betablockern (z. B. Metoprolol) behandelt werden. Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko aufgrund der bisherigen Medikamenteneinnahme ist bei Ihnen nicht zu befürchten. Allerdings sollte auf Aprovel im weiteren Schwangerschaftsverlauf verzichtet werden.


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