Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Medikamente bei möglicher Schwangerschaft

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Medikamente bei möglicher Schwangerschaft

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Ich leider an sehr stakem Heuschnupfen und muss dagegen Medikamente nehmen. Ich nehme zur Zeit Xusal Tabletten (Levocetirizinhydrochlorid) und seit drei Tagen nehme ich jeweils einmal am Tag eine Ibu ratiopharm 400 akut Tablette ein, da ich mir einen Nerv eingeklemmt habe. Sehr geehrter Dr. Paulus, Da ich schon seit Monaten keine Mens mehr hatte (seit dem Absetzen der Cerazette nach 1,5 Monaten) und der SS-Test vor 3,5 Wochen beim FA negativ war geh ich eigentlich auch davon aus, nicht schwanger zu sein. Da mein Mann und ich aber nicht verhüten, könnte es ja theoretisch doch zu einer Schwangerschaft gekommen sein. Falls dies so wäre, und ich jetzt diese Medikamente nehme, hätte ich dem Kind damit sehr geschadet? Ich habe heute Mittag wieder einen Termin aber ich würde vorab gerne Ihre Meinung darüber wissen. Was passiert wenn ich doch schwanger bin? Vielen Dank schon mal für Ihre Antwort. LG, Alexa


Dr. Wolfgang Paulus

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Cromoglicinsäure vermindert die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen, so dass es sich nicht nur zur Prävention allergischer Beschwerden der Bronchien, sondern auch der Nase, der Augen und des Darmes eignet. Nach langjähriger Erfahrung wurden keine embryotoxischen Effekte beobachtet. Cromoglicinsäure gilt als unproblematisch in allen Phasen der Schwangerschaft. Das bekannte Antiemetikum Meclozin, das häufig bei Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt wird, ist auch als Antihistaminikum wirksam. Das Collaborative Perinatal Project stellte bei 1.014 Schwangeren nach Anwendung von Meclozin im I.Trimenon keine Häufung angeborener Anomalien fest. Auch die Anwendung glukokortikoidhaltiger Nasensprays (z. B. mit Mometason oder Budesonid) wäre vertretbar (z. B. Nasonex). Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen Ibuprofen, Diclofenac und Indometacin dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln bei strenger Indikationsstellung eingesetzt werden. Die neueren Wirkstoffe aus dieser Substanzklasse ergaben bisher ebenfalls keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte, so dass bei versehentlicher Anwendung nicht mit Fehlbildungen zu rechnen ist. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten. Sofern die Anwendung im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgte, ist bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Die Weiterentwicklung einer in diesem frühen Stadium geschädigten Frucht ist demnach nicht zu befürchten.


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