Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

„Lipstain“

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: „Lipstain“

Christiana

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Hallo Herr Dr. Paulus, Ich würde mir gerne einen Lipstain kaufen, das ist Lippenfarbe, die besonders langanhaltend und wasserfest sein soll. Können Sie mir anhand der Inhaltsstoffe sagen, ob das unbedenklich ist? Lip Masque (4 ml / 0.135 fl.oz): Water (Aqua/Eau), Pentylene Glycol, Butylene Glycol, Mica, Algin, Glycerin, Indigofera Tinctoria Leaf Extract, 1, 2-Hexandiol, Caprylyl Glycol, Hydroxyethyl Acrylate/Sodium Acryloyldimethyl Taurate Copolymer, Squalane, Caprylic/Capric Glucoside, Flavor (Aroma), Polysorbate 80, Tin Oxide, Lactic Acid, Glucose. May Contain: Titanium Dioxide (CI 77891), Red 22 (CI 45380), Blue 1 (CI 42090), Red 40 (CI 16035), Yellow 5 (CI 19140), Red 33 (CI 17200). Und noch eine Frage: ich habe so trockene Haut an den Augenliedern zur Zeit, können Sie mir sagen, wenn ich mir eine Augencreme kaufe, was da nicht enthalten sein sollte oder eine empfehlen? Vielen lieben Dank für Ihre Arbeit und Hilfe! Christiana


Dr. Wolfgang Paulus

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Zumindest fiel mir in Ihrer Auflistung der Inhaltsstoffe eine derzeit sehr umstrittene Substanz auf, nämlich Titandioxid. Titandioxid war bis 2022 als weißer Farbstoff in Lebensmitteln, Kosmetika und sogar Medikamenten zugelassen. Das Einatmen von Titandioxid stufte der Risikoausschuss der Europäischen Chemikalienagentur als vermutlich krebserregend ein. Die französische Gesundheitsbehörde entschloss sich 2019 aufgrund der mangelnden Datenlage Titandioxid als Zusatzstoff in Lebensmitteln nicht länger als "unbedenklich" einzustufen. Seit Mai 2021 gilt der Verzehr von Lebensmitteln mit Titandioxid laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auch in Deutschland als "unsicher". Der Verdacht auf eine erbgutschädigende Wirkung konnte durch aktuelle Studienergebnisse nicht entkräftet werden. Auf einen Vorschlag der Europäischen Kommission ist die Verwendung von Titandioxid in Lebensmitteln in Deutschland seit Februar 2022 verboten. Wie Sie den obigen Ausführungen entnehmen können, ist die Bewertung von Titandioxid noch bei weitem nicht abgeschlossen. In Deutschland war Titandioxid durch die Farbstoff-Verordnung seit 1959 als Lebensmittelfarbstoff für die Verwendung in Lebensmitteln bis 2022 zugelassen. Ich bin Frauenarzt mit Schwerpunkt Pränatalmedizin und leider nicht Kosmetikexperte. Bei trockener Haut dürfen Sie in der Schwangerschaft fettende Pflegeprodukte anwenden, bei Einrissen eignen sich auch Produkte mit Dexpanthenol.


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