Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Kosmetika in der SS und Stillzeit

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Kosmetika in der SS und Stillzeit

Jenny2002

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Sehr geehrter Herr Dr.! Ich habe viele Fragen zum Thema Kosmetika in der SS und Stillzeit. 1. Darf man in der Stillzeit Retinol/Retinal Cremes benutzen oder ist hier Vorsicht geboten? In der SS darf man nicht, das ist mir klar. 2. Darf man eine 2%ige BHA (Salicylsäure) Creme in der SS und/oder Stillzeit benutzen? Falls nein, darf man zumindest ein abwaschbares 2%iges Salicylsäure-Reinigungsgel in der SS und/oder Stillzeit benutzen? 3. Darf man eine Creme mit dieser Beschreibung in der SS und/oder Stillzeit benutzen? "Glycolic Acid (3 %) löst effektiv abgestorbene und dehydrierte Hautzellen und beschleunigt so die Regeneration. Der enthaltene Acid-Komplex (5 %) besteht aus sechs unterschiedlichen Säuren und unterstützt die Milchsäure und Glykolsäure in ihrer Wirkung: Salicylic Acid, Tartaric Acid, Gluconic Acid, Ascorbic Acid, Malic Acid, Citric Acid. Bifida Ferment Filtrate (2 %) und Allantoin (0,5 %) fördern die Zellerneuerung und mildern Hautschäden." ICH DANKE IHNEN VIELMALS!


Dr. Wolfgang Paulus

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Was in der Muttermilch ankommt, hängt im Wesentlichen vom mütterlichen Blutspiegel der Substanzen ab. Die Blutspiegel sind wiederum von behandelter Hautoberfläche und Menge der angewandten Kosmetika abhängig. Salicylate gehen in geringen Mengen in die Muttermilch über (Weibert & Bailey 1979, Findlay et al 1981). Auswirkungen der Salicylate auf die Thrombozytenaggegation wurden zwar bisher nicht beobachtet, sind jedoch denkbar. Die American Academy of Pediatrics rät daher zur Vorsicht im Umgang mit Salicylaten in der Stillzeit (Committee on Drugs 1994). Der Milch/Plasma-Quotient liegt nach den bisherigen Untersuchungen mit Salicylaten in der Stillzeit unter 1. Demnach nimmt der Säugling lediglich 4 bis 8% einer mütterlichen Dosis auf (Bailey et al 1982; Findlay et al 1981). Gegen eine kleinflächige Anwendung in der Stillzeit bestehen keine Vorbehalte. Das würde auch für die Fruchtsäuren (z. B. Glykolsäure) gelten.


Dr. Wolfgang Paulus

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Eben habe ich gesehen, dass Sie auch zum Einsatz in der Schwangerschaft angefragt haben. Bei Kosmetika mit Vitamin A sollte man in der Schwangerschaft zurückhaltend sein. Hohe Dosen von Salicylsäure könnten lediglich bei Anwendung jenseits der 30.SSW zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus (kindliche Kreislaufverbindung) führen. Unter externer Anwendung von Salicylsäure sind bei kleinflächiger Applikation deutlich niedrigere Wirkstoffspiegel zu erwarten als bei oraler Aufnahme. Lösungen zur äußerlichen Anwendung, die Salicylsäure enthalten, sind daher bei kleinflächiger Anwendung in der Schwangerschaft nicht als gefährlich einzustufen. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist Zurückhaltung geboten! Als Keratolytikum findet die organische Glykolsäure in der dermatologischen Therapie und in Kosmetika Anwendung. Epidemiologische Studien zum Einsatz von Glykolsäure in der menschlichen Schwangerschaft liegen nicht vor. In Tierversuchen mit hohen Dosen von Glykolsäure beobachtete man gehäuft Fehlbildungen von Rippen und Wirbelsäule (Munley & Hurtt 1996, Breslin et al 1997). Bei lokaler Anwendung im Gesicht werden jedoch derartig hohe Konzentrationen wie in den Tierversuchen keinesfalls erreicht.


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