Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Klebstoff

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Klebstoff

Kathi hallo

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Hallo Herr Dr. Paulus, mache mir sehr große Sorgen, musste gestern spontan zur Kieferorthopädin weil mein Retainer gebrochen ist. Hab natürlich sofort erwähnt das ich Schwanger bin, die Ärztin ist aber nicht darauf eingegangen und hat den Retainer mit Klebstoff wieder festgeklebt. Ist das generell unbedenklich oder sollte ich nachfragen, was für ein Klebstoff das war? Jetzt beginnt mein Problem mit dem Heuschnupfen, darf ich Citerizin nehmen? Vielen Dank für Ihre tolle Unterstützung. MFG


Dr. Wolfgang Paulus

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Der Klebstoff für den Retainer hat keine Auswirkungen auf die Schwangerschaft. Cromoglicinsäure wird praktisch nicht in relevantem Umfang in die Blutbahn aufgenommen und gehört damit zu den antiallergischen Mitteln erster Wahl in der Schwangerschaft (Nasenspray, Augentropfen). Die systemische Verfügbarkeit von Mometason in der Darreichungsform des wässrigen Nasensprays (z. B. Nasonex) ist vernachlässigbar (< 0,1 %). Mometason ist trotz Verwendung einer empfindlichen Gehaltsbestimmung mit einer unteren Bestimmungsgrenze von 50 pg/ml im Allgemeinen nicht im Plasma nachweisbar. Die Mometasonfuroat-Suspension wird nur sehr wenig aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. Die geringe Menge, die verschluckt werden kann und resorbiert wird, unterliegt vor der Exkretion im Urin und in der Galle einem starken Abbau in der Leber. Eine Anwendung in der Schwangerschaft erscheint daher in üblichen Dosen unproblematisch. Eine Auswertung des Swedish Medical Birth Registry ergab keinen Anstieg von Fehlbildungen unter 903 Kindern, deren Mütter Cetirizin im ersten Trimenon eingenommen hatten (Kallen 2002). Die Fehlbildungsrate lag mit 2,99% nicht signifikant über den Werten der Allgemeinbevölkerung (2,02%). Drei Studien von teratologischen Beratungsstellen konnten unter 177, 123 bzw. 33 Kindern keine Häufung von Fehlbildungen erkennen, nachdem die Mütter im ersten Trimenon Cetirizin bzw. Levocetirizin eingenommen hatten (Einarson et al 1997, Paulus et al 2004, Weber-Schoendorfer & Schaefer 2008). Cetirizin ist schon seit 30 Jahren auf dem Markt, ohne dass sich Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen ergeben hätten.


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