Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Hohe Dosen Symbicort und Empfehlung Singulair trotz ärztlichen Zweifeln?

Frage: Hohe Dosen Symbicort und Empfehlung Singulair trotz ärztlichen Zweifeln?

smultron

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Sehr geehrer Herr Doktor, ich habe über 10 jahre lang Singulair Forte 2x und Singulair 1 x täglich genommen. Seitdem ich nach Schweden umgezogen bin wurde ich auf Pulmicort 200 und Oxis 4,5 umgestellt. Mit Feststellen meiner SS verschrieb mir ein Arzt (der mich und meinen Asthmaverlauf nicht kennt) per Telefon Bricanyl, ich sollte nur noch Bricanyl nehmen bei Bedarf und sonst alles absetzen. Nach 3 Tagen habe ich wieder angerufen da ich Bricanyl 8x täglich nehmen musste um gut Luft zu bekommen. Die Krankenschwester meinte das sei zuviel - dann wurde mit Symbicort verschrieben und ich solle nur Symbicort nehmen bis zu 12x täglich. Morgens und Abends 2x und bei Bedarf, kein Bricanyl mehr. Über die ganze Zeit wurde mir verweigert einen Arzt persönlich zu treffen. In Schweden ist das leider nicht so. Ich hatte allerdings ein Treffen mit einer Krankenschwester die mir einen Folder gab mit den neusten medizinischen Erkenntnissen und diese meinte, ich kann auch wieder Singulair nehmen. Der Arzt sei zwar dagegen gewesen aber in der Broschüre steht dass das okay wäre und das wäre immerhin der letzte Stand der Wissenschaft. In der Broschüre vom schwedischen Asthma & Allergieverb steht: Frauen mit Asthma die schon vor der SS mit Leukotrinantagonisten mediziniert worden können dies fortsetzen. Das seien lt. Krankenschwester Singulair. Ich habe aber in Ihrem Forum gesucht Herr Doktor und sie schrieben Monteleukast soll nicht angewendet werden. Ausserdem bin ich unsicher, weil ich Symbicort oft 7-8 mal (oft 3 mal in einer kurzen Zeitperiode) nehmen muss. Ist das nicht zuviel? Kann der Embryo hier nicht doch Schädigungen erfahren? In ihren Beiträgen las ich dass eine Studie sagt bis zu 400mikrog Kortikoide seien ok ... aber wenn ich dann 160mikrog per Hub mal 8 addiere wird mir Angst und Bange ... Ich habe Singulair trotz Rat der Krankenschwester abgesetzt, eben weil es mir suspekt vorkam das der Arzt dagegen war ... und denke mir aber, sollte ich Singulair nehmen bräuchte ich viell. weniger Symbicort. Ausserdem hat meine Hauptallergie Zeit noch nicht angefangen. Was soll ich tun? Ist es sicherer Singulair nach der 12. SSW wieder zu beginnen? Kann ich statt den vielen Hüben Symbicort nicht auch mal zwischendurch nur Bricanyl nehmen? Ich habe Angst fehlzudosieren. Ich bin verzweifelt und fühle mich hier in Schweden vom Gesundheitssystem im Stich gelassen. Ich hoffe auf Ihre Hilfe. Mit freundlichen Grüßen


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

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Zur Asthmatherapie empfiehlt sich vor allem die inhalative Applikation, da sich auf diesem Wege die allgemeine Belastung deutlich reduzieren lässt. Wirkstoffe, die speziell die ß2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Erweiterung der Bronchien, aber auch zu einer Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die ß1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert. Zur Asthmatherapie empfiehlt sich vor allem die inhalative Applikation, da sich auf diesem Wege die systemische Belastung deutlich reduzieren lässt. Aus der Klasse der Betasympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol, Salbutamol, Reproterol und Terbutalin bewährt. Während ihre Wirkung auf 4 bis 6 Stunden begrenzt ist, zeichnen sich die neueren Vertreter Formoterol (z. B. in Symbicort) und Salmeterol durch eine deutlich längere Wirkdauer (über 12 Stunden) aus. Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclometason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason, Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995). Epidemiologische Studien zur inhalativen Glukokortikoidtherapie in der Schwangerschaft zeigten keine Zunahme angeborener Anomalien. Eine retrospektive Studie zur Medikation mit Triamcinolon, Beclometason bzw. Theophyllin bei Asthma in der Schwangerschaft ergab für keinen Wirkstoff einen Zusammenhang mit Fehlbildungen (Blais et al 1998). Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Inzidenz angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004). Zwar sind die Erfahrungen mit Montelukast in der Schwangerschaft bislang noch begrenzt, doch ergaben sich bisher keine Anhaltspunkte für eine Fruchtschädigung. Grundsätzlich wären inhalative Präparate mit Kortikoiden (z. B. Budesonid) bzw. Betamimetika (z. B. Salbutamol) in der Schwangerschaft erprobter. Der Hersteller erfasste 245 Schwangerschaften unter Exposition mit Montelukast prospektiv (davon 197 Expositionen im ersten Trimenon). Darunter fanden sich 8 Fälle mit folgenden Anomalien: Extremitätendefekte, Hypospadien, Triploidie und Hörverlust (Merck 2003). Eine Multicenterstudie mehrerer teratologischer Beratungsstelle umfasste 180 Schwangerschaften, bei denen Montelukast in 166 Fällen auch im ersten Trimenon eingesetzt worden ist (Sarkar et al 2009). Im Vergleich zu einer unbelasteten Kontrollgruppe zeigte sich kein Anstieg kongenitaler Anomalien. Von einer anderen teratologischen Beratungsstelle wurden 96 Schwangerschaften nach Behandlung mit Montelukast dokumentiert (Bakhireva et al 2009). Zwar lag die Raten angeborener Anomalien mit 5,95% höher als in der Kontrollgruppe, doch zeigte sich kein einheitliches Fehlbildungsmuster (Klumpfuß, Neurofibromatose, Analatresie). Eine Studie des Swedish Medical Birth Registry fand 7 Kinder mit Anomalien unter Therapie mit Montelukast (Källén & Otterblad Olausson 2007). Eine Zunahme der Fehlbildungsrate ließ sich nicht erkennen.


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