Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Folsan 5 mg und Thyronajod 50

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Folsan 5 mg und Thyronajod 50

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Sehr gegehrter Herr Dr. Paulus, meine Frage richtet sich dahin, wie lange ich noch meine Medikamente einnehmen soll? Ich bin in der 11.SSW und nehme täglich 1x Folsan 5 mg und 1x Thyronajod 50 . Vor meiner Empfängnis habe ich ca. 3 Wochen zuvor 1x täglich 5mg Folsan eingenommen und 2 Monate zuvor habe ich mit 1x täglich Thyronajod 50, aufgrund meiner Hypothyreose angefangen. - Wie lange soll ich noch Folsan 5 mg einnehmen? Reicht es bis zur 12.SSW oder soll ich wie mir meine Frauenärztin rät diese Dosis die ganze Schwangerschaft weiter einnehmen, obwohl es meiner Familie und die meines Mannes kein Anzeichen auf Erbkrankheiten ( u.a. LKG-Spalten o.ä.) gibt ? Welche Schäden könnten entstehen, wenn ich diese Dosis weiter einnehme bzw. nicht einnehme? - Soll die Dosis des Tyronajods geändert werden oder reichen mir die 50 aus? Meine Frauenärztin hat nach der ersten Blutabnahme mir diese Dosis weiterempfohlen. Brauch ich nicht jetzt eine höhere Dosis?


Dr. Wolfgang Paulus

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Ein Folsäuremangel im ersten Schwangerschaftsdrittel kann zu Spaltbildungen an Wirbelsäule bzw. in der Lippen-Kiefer-Gaumen-Region führen. Nach Abschluss des ersten Schwangerschaftsdrittels sind diese Entwicklungen abgeschlossen, eine Folsäuregabe zur Verhinderung von Spaltbildungen ist daher nicht mehr erforderlich. Die Schilddrüsenhormone Triiodthyronin und Levothyroxin (z. B. Thyronajod) passieren die Plazenta nur in geringem Umfang. Eine Dauermedikation mit Thyroxin bei Struma (Schilddrüsenvergrößerung) bzw. Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) sollte in der Schwangerschaft unbedingt fortgeführt werden. Da das thyroxinbindende Globulin in der Schwangerschaft ansteigt, muss die Dosis ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel oft um ca. 25% erhöht werden. Eine Kontrolle der Hormonwerte kann den individuellen Hormonbedarf klären. Der Jodidbedarf steigt in der Schwangerschaft auf ca. 260 µg/d an. Da dieser Bedarf in den Jodmangelgebieten Deutschland, Österreich und Schweiz meistens nicht über die Nahrung gedeckt werden kann, ist die zusätzliche Einnahme von Jodid 200 µg/d in der Schwangerschaft zu empfehlen. Die embryonale Schilddrüse nimmt ihre Aktivität zwischen der 10. und 12.SSW auf. Da Schilddrüsenhormone für die Reifung des Zentralnervensystems dringend erforderlich sind, sollte eine ausreichende Jodidzufuhr für die Produktion der fetalen Schilddrüsenhormone gewährleistet sein.


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