ChrisF
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich bin in der 11. SSW und war Dienstagmorgen bei meinem Zahnarzt wegen akuter Zahnschmerzen. Ich hab ihn darum gebeten, bevor er mir eine Betäubung oder ein Medikament gibt, dies mit meinem Frauenarzt abzuklären. Er meinte dann, dass er kurz den Zahn, der Schmerzen bereitet reinigt und ein pflanzliches Medikament benutzen müsste. Ich hab dann gesagt er soll es bitte vor ab mit der Frauenärztin abklären. Das hat er nicht gemacht sondern während der Reinigung dieses Medikament in das Zahnloch mit einem Wattebausch eingeführt. Es handelt sich hierbei um das Medikament ED 84, was folgende Inhaltsstoffe hat: Chloroxylenol (10 %) und Kampfer (15 %) Nachdem ich dann erfahren hab, welches Medikament er tatsächlich benutzt hat, hab ich ihn, nach Recherche im Internet, darauf hingewiesen, dass das in der Schwangerschaft nicht ratsam ist. Er hat dann nach 2 Stunden diesen Wattebausch, den er vorher in den Zahn geführt hat, entnommen. Jetzt mache ich mir Sorgen. Was sagen Sie dazu und wozu würden Sie mir raten? Viele Grüsse ChrisF
Chloroxylenol wird als Desinfektionsmittel verwendet, u. a. auch in vielen Körperpflegeprodukten. Eine orale Verabreichung von Chloroxylenol an trächtige Ratten in einer Dosierung von bis zu 1000 mg/kg/Tag führte nicht zu einer Zunahme von kongenitalen Anomalien oder Schädigungen der fetalen Entwicklung. Kontrollierte Studien beim Menschen liegen für die Schwangerschaft zwar nicht vor, doch sind bei der begrenzten lokalen Anwendung keine relevanten Konzentration in Ihrer Blutbahn zu befürchten. In Tierversuchen an Ratten und Kaninchen führte Campher selbst in hohen Dosen nicht zu einem Anstieg der Fehlbildungsrate (Leuschner et al 1997). Bei Vergiftungsfällen mit Campher in der Schwangerschaft zeigten sich keine speziellen kindlichen Komplikationen (Weiss & Catalano 1973, Riggs et al 1965, Blackman & Curry 1957, Jacobziner & Raybin 1962). Das Collaborative Perinatal Project stellte keine Zunahme von Entwicklungsstörungen bei 168 Schwangerschaften nach äußerlicher Anwendung von Campher im ersten Trimenon bzw. 763 Schwangerschaften zu einem beliebigen Zeitpunkt der Schwangerschaft fest (Heinonen et al 1977). Angesichts der punktuellen lokalen Anwendung von Campher ist bei Ihnen nicht mit einer kindlichen Schädigung zu rechnen. Ein insuffizient behandelter bakterieller Herd an den Zähnen stellt mit Sicherheit eine größere Gefahr für die Schwangerschaft dar (erhöhtes Fehlgeburts- bzw. Frühgeburtsrisiko).