Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Daflon 500

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Daflon 500

mamavonkirk

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Guten Tag Herr Dr. ich habe im Bereich der äußeren Schamlippen sowie innen starke Krampfadern. Ich bin in der 28. SSW. Ich habe 2mal taeglich Daflon 500 verschrieben bekommen. Darf ich das bedenkenlos nehmen oder würden Sie mir etwas anderes empfehlen? Vielen Dank


Dr. Wolfgang Paulus

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Das Bioflavonoid Diosmin wird zur Stabilisierung der Gefäßwände eingesetzt. In einer reproduktionstoxikologischen Studie an Ratten wurden keine fetalen Schäden beobachtet. Die orale Gabe von Diosmin / Hesperidin (z. B. Daflon) zur Behandlung von Hämorrhoiden bei 50 Schwangeren führte nicht zu einer Beeinträchtigung der fetalen Entwicklung. Die Behandlung erfolgte über ca. 8 Wochen in der Schwangerschaft und ca. 4 Wochen im Wochenbett (Buckshee et al 1997). Größere Studien in der Schwangerschaft liegen jedoch nicht vor. Das Arzneimtteltelegramm meldete bereits im Oktober 2002 zu sogenannten venentonisierenden Wirkstoffen wie Diosmin (z. B. Daflon) bzw. Troxerutin: „Die spanische Arzneimittelbehörde nimmt 15 perorale "Venentonika" vom Markt, die mit Indikationen wie "venöse Insuffizienz" oder "schwere Beine" angeboten werden. Betroffen sind Produkte, die Bestandteile wie Diosmin oder Troxerutin enthalten. Nach Auswertung der verfügbaren Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit wird den Mitteln eine negative Nutzen-Schaden-Bilanz attestiert. Studien zum Beleg eines hinreichenden Nutzens fehlen. "Venentonika" wie Diosmin (TOVENE) oder Troxerutin (TROXERUTIN-RATIOPHARM u.a.) erachten wir als "zweifelhaftes Therapieprinzip" ("Arzneimittelkursbuch 2002/03", A.V.I. Berlin 2002, Seite 642-4).“ Auch wenn bislang keine Hinweise auf eine kindliche Schädigung bei Anwendung in der Schwangerschaft vorliegen, ist der therapeutische Nutzen wohl eher umstritten.


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