Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Clindasol 600 mg (Clindamycinhydrochlorid)

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Clindasol 600 mg (Clindamycinhydrochlorid)

CharlotteL

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Hallo Herr Dr. med. Paulus, Ich befinde mich aktuell in der 18. SSW und soll nun aufgrund einer per vaginalem Abstrich festgestellten Infektion mit B-Streptokokken für 6 Tage 2 x tgl. Clindasol 600 mg (Clindamycinhydrochlorid) einnehmen. Auf Amoxicillin reagiere ich allergisch. Ich habe neben dem Beipackzettel auch noch ein wenig im Internet recherchiert und habe bzgl. der Gabe in der Schwangerschaft vergleichsweise wenig dazu gefunden. Als beunruhigend habe ich jedoch zum einen einen Eintrag empfunden, dass wohl eine kanadische Studie auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko bei der Gabe von Clindamycin im ersten Trimenon hinweist - jedoch sind hier keine Angaben zu etwaigen Risiken innerhalb des zweiten und dritten Trimenons gemacht worden. Weiterhin habe ich auch von einer Gabe von 10 Tagen gelesen. Ich bin einigermaßen verunsichert und möchte natürlich wie jede Schwangere dem Ungeborenen nicht schaden. Mein erstes Kind wurde bei 36+0 aufgrund eines Blasenrisses per KS geboren. Meine FÄ möchte aus diesem Grund die Infektion (schon jetzt) behandeln. Zum anderen hätte ich auch noch ein paar Wochen vor mir und da solle man jetzt schon etwas unternehmen. Aktuell habe ich ein in der 6. SSW festgestelltes und noch vorhandenes Hämatom und habe bereits 2 x Fluomizin eingenommen. Wäre aus Ihrer Sicht die Gabe des ABs in beschriebener Dosierung 6 x 2 tgl. 600mg Clindamycin in der 18. SSW vertretbar? Vielen lieben Dank. Viele Grüße.


Dr. Wolfgang Paulus

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Im humantherapeutischen Einsatz gibt es nach langjährigen Erfahrungen keinen Beweis für eine Fruchtschädigung durch Clindamycin. Das Michigan Medicaid Program erfasste zwischen 1985 und 1992 647 Neugeborene nach Exposition mit Clindamycin im I.Trimenon. Darunter fanden sich 31 angeborene Anomalien (4,8%), was dem üblichen Basisrisiko entspricht (Briggs et al 1999). Eine Anwendung von Clindamycin ist in allen Phasen der Schwangerschaft bei Infektionen vertretbar. Da Sie sich schon weit jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung befinden, sehe ich keine Vorbehalte gegenüber einer Behandlung mit Clindamycin.


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