Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Paulus, seit Juli 2008 nehme ich Citalopram und Mirtazapin aufgrund von vielen Todesfällen usw. in der Familie und im Freundeskreis. Nun haben mein Mann und ich einen Kinderwunsch. Wäre es da sinnvoll, die Medikamente vorher abzusetzen (falls es geht...)?? Was, wenn ich während der Schwangerschaft einen Rückfall bekommen? Können diese Medikament dem Kleinen schaden?? Vielen Dank für ihre Antwort. Nina84
Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 2.701 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Citalopram enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,4% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden. Bei Bedarf kann demnach Citalopram in moderater Dosis (z. B. 20 – 30 mg) auch in der Schwangerschaft beibehalten werden. Erfahrungen in der menschlichen Schwangerschaft liegen für Mirtazapin in begrenztem Umfang vor. Eine Publikation berichtet von zwei unauffälligen Neugeborenen nach mütterlicher Behandlung mit Mirtazapin im ersten Schwangerschaftsdrittel (Kesim et al 2002). In einem Kollektiv von sieben weiteren Schwangerschaften wurden neben einem Spontanabort und einem Schwangerschaftsabbruch (aus persönlichen Gründen) fünf unauffällige Neugeborene nach Exposition mit Mirtazapin im ersten Trimenon registriert (Yaris et al 2004). Eine britische Sammlung von 40 Fällen einer maternalen Medikation mit Mirtazapin im ersten Trimenon umfasst 8 Schwangerschaftsabbrüche, 8 Spontanaborte sowie 24 Neugeborene. Ein Frühgeborenes wies auf einen offenen Ductus arteriosus auf, ansonsten wurde keine Anomalien registriert (Biswas et al 2003). Weitere 7 Schwangere wurden wegen Schwangerschaftserbrechen zwischen SSW 10 und 17 mit Mirtazapin behandelt. Davon wies ein Kind einen mäßigen Hochdruck im Lungenkreislauf auf (Saks 2001). In einer prospektiv kontrollierten Multicenterstudie wurden 104 Schwangerschaften unter Medikation mit Mirtazapin erfasst: 6 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für Fehlbildungen) 20 Spontanaborte 1 Totgeburt 75 gesunde Neugeboren 2 angeborene Anomalien Es zeigte sich lediglich ein statistisch signifikanter Anstieg der Spontanaborte, wie er unter anderen Antidepressiva ebenfalls beschrieben ist, jedoch keine Zunahme angeborener Anomalien. Allerdings nahmen nur 25% der Patientinnen das Präparat während der gesamten Schwangerschaft ein (Djulus et al 2006). Wir verfügen inzwischen über 40 Rückmeldungen nach Exposition mit Mirtazapin in der Schwangerschaft: 4 x Schwangerschaftsabbruch (ohne Anhalt für Anomalie) 5 x Spontanabort 31 x Neugeborene ohne Fehlbildung Allerdings wurde die Behandlung nur in 13 Fällen über das erste Schwangerschaftsdrittel hinaus fortgesetzt. Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko aufgrund der Medikation mit Mirtazapin ist angesichts der aktuellen Datenlage zwar nicht zu erkennen, doch wäre die Behandlung mit einer erprobten Einzelsubstanz wie Citalopram oder Amitriptylin in der Schwangerschaft grundsätzlich vorzuziehen.
Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Paulus! In den oben genannten Beitrag schreiben sie das "Bei Bedarf ... demnach Citalopram in moderater Dosis (z. B. 20 – 30 mg) auch in der Schwangerschaft beibehalten werden" kann. Seit 4 Jahren nehme ich eine tägliche Dosis von 20 mg Citalopram ein. Ist diese Dosis während einer Schwangerschaft vertretbar? Ich habe leider keine Erfahrungen mit einer geringeren Dosierung, jedoch wirkt sich ein absetzen des Medikaments massiv auf meine Stimmungslage aus. Vielen Dank für Ihre Antwort!
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