Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
ich nehme seit 8 Jahre Citalopram 20 mg. Letztes halbes Jahr 1/2 Tablette.
Bin in der 7. Schwangerschaftswoche. Habe Citalopram komplett abgesetzt,
aber ich merke, dass es nicht gut für mich ist.
Kann ich entweder 1/2 oder evtl. auch eine 1/4 Tablette tgl. während meiner Schwangerschaft nehmen? Oder gibt es eine alternative.
Ich freue mich auf Ihre Antwort. Vielen Dank.
von
aurora3
am 27.10.2017, 14:53
Antwort auf:
Citalopram in der Schwangerschaft
Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 2.701 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Citalopram enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,4% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden.
Bei Bedarf wäre die Fortsetzung der Medikation mit Citalopram in der Schwangerschaft durchaus vertretbar. Bei moderater Tagesdosis (z. B. 10 mg) wären auch keine Anpassungsstörungen beim Kind nach Geburt zu befürchten.
Eine neuere Übersichtsarbeit sieht – wenn überhaupt – allenfalls ein geringes Risiko von weniger als 1% für die Entwicklung einer pulmonalen Hypertonie des Feten bei mütterlicher Therapie mit SSRI in der zweiten Schwangerschaftshälfte. Ein Verzicht auf eine erforderliche Behandlung der Mutter in der Spätschwangerschaft erscheint daher nicht sinnvoll ('t Jong et al 2012).
Angesichts Ihrer Beschwerden wäre der Einsatz von Citalopram auch schon in der aktuellen Phase der Schwangerschaft vertretbar.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 27.10.2017