Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, wegen meiner monatlich wiederkehrenden starken, tagelangen Migräne hat mir mein Gynäkologe Imigran verschrieben. Nun steht aber im Beipackzettel, dass man dieses Medikament nur im ersten Drittel nehmen darf. Vor der Schwangerschaft half mir lediglich Naproxen (Dolormin für Frauen)sehr gut. Kann ich das nicht vielleicht doch wieder nehmen oder hätten Sie eine Alternative? (Paracetamol, Homöopathika, Akupunktur, Magnesium und Koffein zeigen keinerlei Wirkung.) Vielen Dank für Ihre Mühe!
In welcher Schwangerschaftswoche befinden Sie sich? Leider haben Sie die für eine individuelle Beratung nötigen Angaben nicht übermittelt. Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen ASS (z. B. Aspirin®), Ibuprofen (z. B. Dolgit®), Diclofenac (z. B. Voltaren®) und Indometacin (z. B. Amuno®) dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten. Eine Therapie über einige Tage ist jedoch möglich. Die neueren Wirkstoffe aus dieser Substanzklasse (z. B. Naproxen) ergaben bisher ebenfalls keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte, sind jedoch in der Schwangerschaft weniger umfangreich untersucht. In Frage käme im 2./3.Schwangerschaftsdrittel auch der Einsatz von Dihydroergotamin, evtl. auch in Kombination mit Paracetamol. Bei gewissen Formen von Migräne bringt auch der langfristige Einsatz von Metoprolol (z. B. 50 mg/d) Erleichterung. Bei begleitender Übelkeit haben sich Metoclopramid und Meclozin bewährt. Bei 377 dokumentierten Fällen nach Exposition mit Sumatriptan im ersten Schwangerschaftsdrittel zeigten sich folgende Schwangerschaftsausgänge: 11 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für Fehlbildung!) 27 Spontanaborte 4 Totgeburten (ohne Anhalt für Fehlbildung!) 321 unauffällige Neugeborene 14 Fehlbildungen Die Fehlbildungsrate liegt mit 4,2% im Rahmen des üblichen Basisrisikos für jede Schwangere von 3 bis 5% (Eldrigde et al 1997; Sumatriptan and Naratriptan Pregnancy Registries 2005).