Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Wie wird das gehandhabt und ist es ok?

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Wie wird das gehandhabt und ist es ok?

xeliara

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Hallo, Mein Sohn ist 20 Monate alt und ein mehr oder weniger guter Esser. Er verschmäht Gemüse, aber man hat ja seine Tricks: püriert unter Reis gemischt als Gemüsereis, als Suppe oder geraspelt in Pufferform ist es lecker. Allerdings habe ich 3 Fragen zum Thema Frühstück und Snack. Morgens gibt es bei uns i.d.R. Naturjoghurt 3,5% mit Haferflocken, Honig und Obst, da Brot nicht gern gegessen wird. Aber auch mal Müsli oder Vollkorncornflakes mit 3,5% H-Milch gibt es. Er mag aber sehr gern Dinkeltoast (Dinkelmehl, Wasser, Dinkelkleie, Rapsöl, Zucker, Hefe, Salz,Dinkelvollkornmehl, Dinkeleiweiß) mit Wurst/Käse/Marmelade oder Honig. Brot (i.d.R. Roggen) etc. bieten wir immer wieder an. Nutella oder andere Schokihaltige Dinge bekommt er gar nicht und kennt sie auch nicht. Ist das in Ordnung, was er zum Frühstück bekommt, oder sollte ich da etwas optimieren? Zum Snack gibt es mal verschiedene Knabbersachen (Hippsternchen, Maisenten etc), mal 2 Löffelbiskuits ohne Zuckerkruste/Aromen/Backtriebmittel, frisches Obst, 1 industriellen Fruchtjoghurt aber auch mal ein Quetschie. Gilt ein Quetschie auch als eine Obstportion für den Tag? Enthält er überhaupt noch Vitamine? Welche Mengen Obst und Gemüse sollten denn die täglichen Portionen haben? Wir versuchen täglich 3 Portionen Obst und 2 Portionen Gemüse zu geben, orientieren uns an seiner Hand. Allerdings wäre so die tägliche Obstration ja mit 1/2 Apfel oder Banane schon abgedeckt? Vielen Dank. Xeliara


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo xeliara Quetschies sind kein adäquater Ersatz für frisches Obst. Quetschies sind praktisch für unterwegs, wenn frisches Obst schlecht transportabel ist. Quetschies kannst du ab und an mal anbieten. Jedes Kind liebt Quetschies und lernt damit den Geschmack vieler Früchte kennen. Das ist okay. Doch Kinder lieben Quetschies vor allem deshalb, weil neben dem Genuss (schmeckt süß, erfordert kaum Essaufwand, schmeckt leicht erfrischend), für sie auch der Spaßfaktor zählt. Die Beutelchen sind super praktisch, kleckerfrei essbar, schmecken süß und lassen sich "nuckeln", was sehr bequem ist. Doch gerade auch deshalb sind sie nicht ganz optimal zum Dauergebrauch geeignet - auch wegen der Zahngesundheit. Kinder sollten lernen, richtig zu essen, Nahrung in ihrer Ganzheit kennen lernen. Sie sollten sehen, was sie essen, sie sollten es riechen, fühlen, erschmecken. Dieses ganzheitliche Lern-Erlebnis geht dabei völlig unter und kommt zu kurz. Weil das Saugen an den Beutelchen so bequem und einfach ist, verlernen Kinder langfristig die Lust am Kauen, am Essen. Das geht zulasten der Mundmotorik, worunter das Sprechen leiden kann. Wenn Kinder partout keine Obststücke mögen, darf Obst durchaus auch püriert und zerkleinert angeboten werden. Aber am besten selbstgemacht!Und besser ist es auch dann: löffeln lassen und das Löffeln üben - für die Fein-und Grobmotorik. Quetschies sind natürlich auch für unterwegs, ggf mal für die Schule, für älterer Kinder oder sehr kleine Kinder, für besondere Momente, für die Reise, als Vorrat, als Süßigkeit, etcetc durchaus völlig okay. Quetschbeutel sollten aber besser nicht täglich als Frischobstersatz für Essanfänger zum Einsatz kommen. Welche Obstsorten magst du selbst gerne? Erdbeeren, Melone?Versuche es nachmittags doch mit einem bunten, hübschen Obstteller zum selbständigen Entdecken neuer Obstsorten. Schneide Wassermelone in kleine Stückchen. Das rot der Wassermelone wird dein Kind entzücken und er wird essen. Serviere ruhig eine Woche lang nachmittags Melonenstückchen und eine andere Obstsorte. Was magst du besonders gerne? Kiwi? Oder presse ihm einen Saft aus frischen Orangen und lass ihn trinken. Lass ihn parallel dazu auch an einem Schnitz Orange lecken. Erdbeeren: 3 Stück waschen, Stielansatz entfernen, kleinschneiden, pürieren. In einem kleinen Gläschen anrichten. Mit dem Finger eintauchen und dein Kind probieren lassen. Und deinem Kind eine weitere, gewaschene Erdbeere in die Hand geben. Himbeeren - auf jeden Finger eine Himbeere stecken. Deinem Sohn wird es gefallen. Und er wird essen. Heidelbeeren - einfach auf einem Teller (ggf platt drücken - vor den Augen deines Sohnes) anbieten. Lass ihn die Beeren ebenfalls zerdrücken - und essen. Auch die Knabbersnacks sind nur weniger optimal. Für unterwegs sind sie prima. Zuhause darfst du gerne etwas anderes anbieten. Und versuche doch auch noch mehr Brot und ähnliche feste Speisen in den Plan einzufügen, damit dein Kind genügend Gelegenheiten hat, um das Kauen zu trainieren. Toastbrot ist okay. Versuche aber weiterhin auch immer wieder normale Brotsorten zu geben. Das erreichst du durch das kontinuierliche Anbieten von Brotstückchen. je häufiger dein Kind etwas sieht wie bspw die Brotstückchen. Je häufiger dein Kind den optischen Eindruck erhält, desto besser gewöhnt er sich daran. Wenn er das Brotstückchenarrangement immer wieder sieht dann wird es ihm vertraut. Und mit der Zeit, wächst das Vertrauen, und er wird es irgendwann essen. Vielleicht wird er es zunächst nur anfassen und vorsichtig in den Mund nehmen. Ein Stückchen und dann ist Schluss? Am nächsten Tag sind es vielleicht zwei. Gib ihm die Zeit, Neues zu entdecken, in seinem Tempo. Er muss sich an die verschiedenen sensorischen Eindrücke im Mund gewöhnen. Das dauert manchmal etwas länger. Essen lernen funktioniert dennoch genau so. Also dann Grüße Birgit Neumann


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