Kathi12
Hallo Frau Neumann, unser Sohn wird im Januar 3 Jahre und er isst nur Brot, Brötchen, Knäckebrot, Käse, Wurst, Fleisch, Obst, Pommes, Pizza und er will von Kartoffeln, Nudeln, Reis und Gemüse nichts wissen. Er will nichts von den Sachen probieren, anstatt dessen machen wir ihm dann ein Brot. Was können wir machen und vor allem ist es schlimm wenn er eben diese Dinge nicht isst?? Wir wissen nicht weiter! Ich hoffe das Sie Antworten für uns haben!! Liebe Grüße Kathrin
Hallo Kathi12 nein, es ist nicht weiter tragisch, wenn dein Sohn momentan besondere Essvorlieben hat und sich schwer damit tut, Neues zu probieren. Das Verhalten ist an sich nicht weiter ungewöhnlich für Kinder im Alter deines Sohnes - sofern dein Kind prinzipiell gerne isst und gesund sowie altersentsprechend entwickelt ist, dabei fröhlich und auch fit ist. Wenn du hier jedoch Zweifel hegst, dann müsstest du dich selbstverständlich an den KiA wenden. Da du nichts dergleichen schreibst, antworte ich dir hier auf deine Frage mit den üblichen Empfehlungen. Wie wäre es, wenn du zunächst den Satz "Er will nichts von den Sachen probieren, anstatt dessen machen wir ihm dann ein Brot" umänderst. Ersetze das Wort "anstatt". Bilde den Satz einmal wie folgt: "Er will nichts von den Sachen probieren, darum darf er auch belegtes Brot essen". So kann es gelingen, deinen Sohn an neue Speisen heranzuführen. Biete ihm bewährte und gemochte Speisen an und gib ihm die Möglichkeiten eure üblichen und sonstigen Familienspeisen zwanglos und spierlerisch kennenzulernen. Kinder sind "schlau" und der Spruch, dass ein gesundes Kind nicht vor vollen Tellern verhungern würde, hat seine Berechtigung. Du darfst jetzt Vertrauen haben, dass euer Sohn gut ernährt sein wird, wenn er eine regelmäßige Auswahl an Speisen erhält, die ihm prinzipiell eine ausgewogene Ernährung ermöglichen würden. Die Erklärung folgt hier: Kinder essen, wenn es ihnen schmeckt oder wenn sie hungrig sind. In der Altersphase um den 3. Geburtstag (+/-) herum, beginnen die meisten Kinder ihre Speisenauswahl plötzlich drastisch einzuschränken. Viele Dinge, die sie zuvor gerne gegessen haben werden plötzlich nicht mehr angerührt. Viele Kinder entwickeln phasenweise eine Vorliebe für eine bestimmte Speise, die sie am liebsten wochenlang essen. Aber eines Tages ist auch hier wieder Schluss und sie erklären etwas anderes zu ihrem Favoriten. Mit etwa dem Beginn des 3. Lj beginnt eine Zeit, in der viele Kinder sehr einseitige Essensvorlieben entwickeln und neue Speisen gar nicht mehr probieren möchten. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig, habt Spaß beim Essen und biete viele Essanreize - zusätzlich zum Vertrauten, wie in eurem Fall das Brot. Thematisiere nie die Eigenheiten deines Kindes und kontrolliere nicht zu viel. Auch dein Sohn wird lernen, vielfältiger zu essen. Versprochen. Kinder lernen essen, in dem sie sich an das Essen gewöhnen. Mit diesem Grundsatz kannst du die künftige Ernährung deines Kindes in bessere Bahnen lenken. Je besser Kinder die angebotenen Speisen kennen, desto größer ist die Bereitschaft, dass sie essen. Das ist auch das Werkzeug der Werbeindustrie. Je häufiger Kinder eine Speise sehen, davon hören, diese optisch präsentiert bekommen, darüber gesprochen wird, je häufiger die Speise auf dem Tisch steht, je häufiger sie bei anderen Personen angeboten wird, je häufiger (d)ein Kind sieht wie diese Speise von anderen Personen genussvoll gegessen wird, je ausgiebiger (d)ein Kind diese Speise auch selbst aktiv und mit allen Sinnen erforschen darf, desto eher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie probiert wird. Nur über das Probieren wiederum kann dein Kind seine eigenen Erfahrungen mit der Speise sammeln. Er muss sie bewerten, was aktiv und passiv geschieht. Das geht so: Zunächst werden Speisen optisch bewertet. Der Geruchssinn kommt ins Spiel - riecht es gut? Dann wird die Speise mit den Fingern betastet - wie fühlt es sich an? Weich oder hart? Erst wenn eine Speise diese verschiedenen sensorischen Bewertungskriterien durchlaufen hat, wird (d)ein Kind die Speise in den Mund nehmen. Und auch hier wird er die Speise vielleicht zunächst nur zögerlich an die Lippen führen und abermals bewerten. Die nächste Stufe ist das Erspüren im Mund. Die Tastrezeptoren im Mund bewerten abermals die Speise. Dann erst kommt der Geschmackssinn dazu. Hilfreich fürs Probieren neuer Speisen sit auch die Situation drum herum bzw am Esstisch. Was kannst du bspw hier noch optimieren? Vielleicht kannst du deinem Kind immer einen kleinen Teller mit ganz wenigen Speisen anrichten, von denen er probieren darf und kann. Wo siehst du die größte Hemmschwelle bei deinem Kind, wenn es darum geht Neues zu probieren? In welchen Situationen hast du schon beobachten können, wann die Bereitschaft Neues zu probieren besonders hoch ist? Was ist das Besondere an diesen Situationen? Subjektive Einflussfaktoren für dein Kind könnten sein: die Umgebung (heller großer Raum oder kleine dunkle Küche, Sitzgelegenheit, Stimmung bei Tisch, ...), Emotion (Zwang, Druck, Spaß,...) Gesellschaft, Wie wird auf eine Essverweigerung reagiert? Eine Verweigerung könnte auch darauf zielen mehr Aufmerksamkeit zu erhalten oder einen beginnenden Machtkampf anzeigen. Kinder versuchen ihre Grenzen auch am Esstisch auszutesten. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig, habt Spaß beim Essen und biete viele Essanreize - zusätzlich zum Vertrauten. Je mehr euer Sohn bei euch Eltern sieht und authentisch erlebt, was und wie ihr esst, desto mehr und vielseitiger wird auch er langfristig einfach essen (wollen). Manchmal erweitern Kinder ihren Essens-erlebnis-horizont nur langsam und allmählich - aber es funktioniert. Mit Routine bspw. Den Zeitpunkt für die Bereitschaft und Akzeptanz bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern irgendwo und irgendwann ganz zufällig... Also dann, schöne Weihnachten Grüße Birgit Neumann P.S. mehr zum Thema ausgewogene Mischkost erfährst du vielleicht auch noch hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Essen-2-5-jaehriges-Kind_49365.htm
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