Frage: richtiges und gesundes Essen beim Kleinkind

Hallo Frau Neumann, ich bin echt ab verzweifeln.....denn niemand kann und will mir richtig erklären wie ich meine 13. Monate alte Tochter richtig ernähren soll. Es kommt noch dazu, dass sie noch keine Zähne hat. Der untere Schneidezahn ist gerade am kommen :) Mit dem Essen tue ich mich echt schwer, ich weis wirklich nicht wie ich es besser machen kann. Ich gebe ihr nur Gläschen, da sie Stücke nicht kauen kann und diese gleich ausspuckt. Ich möchte Ihnen kurz ein grobes Bespiel zum Essensplan geben: Morgens: eine Milchflasche 3,5% H-Milch ca. 10:00 Uhr Joghurt mit Früchtepüree oder Milchbrei mit Früchten Mittags: ein Gläschen Gemüse-Fleisch-Brei, Nachspeise: Fruchtpüree oder Getreide-Obst-Brei dazwischen wieder eine Milchflasche (sie mag kein Wasser) Abends: Milchflasche Es ist für uns schwierig sie am Familientisch mit essen zu lassen, da sie eh nichts mag. Es bringt mir nichts, wenn sie an Nahrungsmitteln rum lutscht und diese dann auf de Boden schmeißt. Ich würde mir so sehr wünschen, da sie gekochtes ist und nicht ständig Gläschen. Ich weis wirklich nicht mehr weiter Lg

von Maleficent am 06.04.2015, 19:38



Antwort auf: richtiges und gesundes Essen beim Kleinkind

Hallo Maleficent biete deiner Kleinen ruhig vermehrt Familienkost an und lass sie damit experimentieren. In dieser Altersphase, in der die lieben Kleinen selbständiger werden wollen, auch alleine essen möchten, braucht man als Eltern viel Geduld und Toleranz :) Kinder erleben das Essen mit allen Sinnen und Essen dient in diesem Alter nicht mehr nur zur Ernährung, sondern vor allem zum Sammeln von neuen Ess- bzw Sinneseindrücken. Die Kleinen unterscheiden auch noch nicht wirklich zwischen Spiel und Mahlzeit. Sie beobachten ihre Mitwelt und imitieren gerne. Deshalb sind die Speisen besonders begehrt, die andere Familienmitglieder essen, Dinge die sie immer und immer wieder sehen. Ein Brötchen kann zerlegt werden, die Kruste bröckelt ab, das Innere ist weich und lässt sich formen, wie Knete. Es kann gut geschluckt werden. Die Kleinen begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen sehr genau. Kontinuität ist deshalb wichtig. Sie untersuchen die Dinge zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet... Für die Kleinen ist jetzt alles spannend. Als Mama ist man dadurch sehr gefordert. Doch diese Experimentierphase gehört unbedingt dazu und sie vergeht auch wieder. Lass deine Tochter viele Esserfahrungen machen und lass sie immer die gewöhnliche Familienkost mitessen, sodass eure Tochter viele Esseindrücke sammeln und damit ihre gustatorische Wahrnehmung schulen kann. Viele Babys mögen ab etwa 10 Lm bereits kaum noch ihre Breie und dafür umso mehr stückige Kost essen. Manche Babys mögen dennoch gerne weiterhin Breie essen. Wunderbar ist es, einfach beides zu kombinieren. Die Kost sollte stets so aufbereitet sein, dass sie dein Baby ohne "Gefahr" essen kann. Verschlucken sollte vermieden werden. Mangelnde Bezahnung ist meist auch kein Hinderungsgrund für festere Speisen. Mit den Kauleisten und dem Gaumen können die Kleinen enormen Druck ausüben. Erweitern kannst du das Speisenangebot auch mit Brotstückchen, weil auch sie zum Kauen animieren. Auch gekochte Nudeln sind bestens geeignet, denn sie lassen sich am Gaumen zerdrücken. Weiche Brotstückchen sind gut geeignet, weil sie zum Kauen animieren. Kauen muss geübt werden und du darfst dein Kind immer wieder dazu ermuntern. Die Kaumuskulatur sollte sich ausbilden, was widerum für die Mundmotorik, das Sprechen bedeutsam ist. Indem deine Tochter die Nahrung auf eigene Faust erkunden kann, wird sie vorsichtig und langsam, in ihrem Entwicklungstempo auch bald vermehrt stückige Kost essen. Wichtig ist dabei, dass sie diese Erfahrungen alleine machen kann. Sie wird das Stückchen so in den Mund nehmen, dass sie es lamgsam mit den Tastrezeptoren im Mund ertasten kann. Diese Tastrezeptoren sind bei Babys/Kleinkindern sehr weit vorne im Mund/Zunge platziert. Darum ist das Ablutschen zunächst wichtig, Dadurch entsteht Berührungskontakt. Deine Kleine kann langsam die Oberflächenstruktur eines neuen Lebensmittels erspüren und sich daran gewöhnen. Die "Hemmschwelle" es weiter in den Mund zu nehmen wird irgendwann "gebrochen". Sie wird das neue Lebensmittel dann lutschen, ggf erste Kaubewegungen machen und möglicherweise schlucken oder ausspucken. Die Zeit der Annäherung kann etwas dauern, aber sie führt zum Ziel.* Hab aber sonst auf jeden Fall ganz viel Geduld mit deiner Tochter. Sie kennt viele Speisen, die für dich selbstverständlich sind, noch nicht. Sie muss diese neuen Speise erst kennen lernen und sich daran gewöhnen. Sie muss sich langsam an etwas Neues herantasten. Zuerst ist es gut, wenn deine Kleine etwas Neues einfach erst einmal mit den Händen, den Fingern, befühlen kann. Sie sollte die Gelegenheit bekommen, das "Ding" ausgiebig zu betasten und zu erspüren. Danach wird sie es in den Mund nehmen und auch dort mit den vorhandenen Tastrezeptoren befühlen. Bei Babys (kleinen Kindern) sind diese im ganzen Mundraum verteilt und reagieren sehr sensibel - auf Krümel, auf breiiges, auf Brösel u.v.m. Was gefällt, wird meist geschluckt. Und wenn sich die Konsistenz einer neuen Speise merkwürdig anfühlt, wird sie ausgespuckt. Das bedeutet nicht, dass diese Speise niemals gegessen würde. In ein paar Wochen kann sich das ändern. Und auch bei mehrmaligem "befühlen" mit der Zunge, mit dem Mundraum, kann sich dein Kind langsam an die neue Konsistenz gewöhnen und irgendwann kann sie diese dann doch akzeptieren. Leite deine Kleine zu ganz viel Selbständigkeit an. Füttern solltest du sie nur ausnahmsweise. Gib ihr ruhig auch schon ein eigenes (Kinder-)Besteck. Erlaube aber unbedingt das Essen mit den Fingern. Denn das ist wichtig, wie oben erwähnt, für das sinnliche Erlebnis. Achte auf Vielfalt und Geschmack. Vor allen ein schön und reichhaltig gedeckter Esstisch ist für deine Tochter eine große Spielwiese an Möglichkeiten, die alle Sinne anspricht: Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem dem Tastsinn im Mund. Und was deine Kleine mag, das isst sie auch. Versuche es neben Brotstückchen auch damit: Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten wie Apfel oder Birne (jeweils geschält) in fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) in leicht gesalzenem Wasser sehr weich. Schwenke die Stücke in Butter, für mehr Geschmack. Fertig ist das Fingerfood. Als Stäbchen/Stick lässt sich das weich gegarte Gemüse gut mit der Faust umschliessen und festhalten um schliesslich abgelutscht zu werden. Vorraussetzung ist immer, dass deine Kleine Spaß dabei hat und das Essen gut schlucken kann. * Ich will noch kurz anmerken: Wenn dir die Phase ggf doch zu lange dauert oder wenn du sehr besorgt bist, dass deine Tochter noch nicht gut Familienkost bzw stückige Kost isst, kannst bzw solltest du dich an den KiA wenden, um mögliche Ursachen (ggf organische Ursachen- bspw Schluckbeschwerden) zu finden oder (hoffentlich) auszuschliessen. Schneide angebotene Nahrungsmittel ggf klein oder zerdrücke sie im Beisein deines Kindes auf dem Teller. Du kannst Banane roh zerdrücken, Birne ebenfalls, rohen Apfel kannst du auf einer Reibe fein reiben oder ein Mus kochen. Auch rohe Möhre oder Kohlrabi lässt sich fein reiben und als Ergänzung zu Brot auch zahnlos gut essen. Statt Brot könntest du auch eine Art Grießbrei anbieten: Grundrezept für Grießschnitten: 200g Kuhmilch ca 30g-35g (*/-) Grieß Grieß in der Milch aufkochen, kurz quellen lassen, auf einen Teller streichen, stehen lassen, Formen ausstechen oder in Stücke schneiden, in etwas flüssiger Butter wieder erwärmen, Obstmus zugeben. Sie sind ein Kompromiss zwischen breiig und fest. Es geht bei der Einführung zur Familienkost zunächst auch darum, gemeinsame Mahlzeiten am reichhaltig gedeckten Tisch zusammen einzunehmen. Das gemeinsame Mahl inspiriert zum Nachahmen. Davon profitieren die Kleinsten stark. Bereite das Essen so zu, wie es dir schmeckt. Einzig auf zu viel Salz und zu viel Gewürz. sowie Scharfes solltest du verzichten. Morgens und abends kannst du einen Teller mit Butter bestrichenen Brotstückchen richten. 1/2 Scheibe würde ausreichen. Idealerweise isst sie diese selbst. Schneide kleine (entrindete) mundgerechte Brotstückchen, die mit einem "happs" im Mund landen. Du könntest als Brotbelag etwas vom Obstmus aufgeben, welches sie schon kennt. Das fördert meist die Akzeptanz. Denn das, was Kinder kennen, vermittelt ihnen Sicherheit und Geborgenheit. Du kannst also ruhig noch ein klein wenig bei den bewährten von deinem Kind gerne gegessenen Breien im Gläschen bleiben, diese aber unbedingt mit Familienkost ergänzen. Und die Breie solltest du auf einem Teller servieren und die Portionen allmählich kleiner werden lassen, um den Fokus vermehrt auf das Neue zu lenken - die Gläschen schliesslich bald komplett abschaffen und stattdessen selbst kochen :-) Die einfachen Zutaten einer Mahlzeit dürfen breiig, zerdrückt oder klein geschnitten angeboten werden. Wunderbar eignet sich bspw auch frisch zubereiteter Kartoffelbrei: Kartoffel schälen, waschen, klein schneiden, in Wasser (plus Salz) weich kochen, dauert etwa 15-20 min, je nach Größe. Wasser abschütten, etwas Butter in den Topf, Kartoffeln leicht mit Milch bedecken, warm werden lassen, mit dem Stampfer zu Brei zerdrücken. Würzen. Fertig! auch ein schönes Fingerfood sind Grießschnitten: 200g Kuhmilch ) 35-40g (+/-) g Grieß Grieß in der Milch gut aufkochen, rühren, rühren, rühren :-) Die Masse auf einen Teller streichen, stehen lassen, d.h. den Grieß kurz quellen lassen. Danach kannst du entweder hübsche Motive ausstechen oder den sehr festen Brei in Stücke schneiden. Dazu etwas flüssige Butter dazugeben, Obstmus zugeben und evtl etwas süßen. Herzoginkartoffeln 750g geschälte Kartoffeln in Salzwasser kochen. Wasser abschütten, Kartoffeln stampfen, zu Kartoffelbrei. Etwas auskühlen lassen. mit 1 Ei, 1 Eigelb, Salz, 1 EL Butter vermengen, Hauch Muskat nach Belieben. Alles gut vermischen und mit dem Spritzbeutel Rosetten auf eine Backblech spritzen. Wenn das zu mühselig ist, also für die Alltagsküche, kann man den Teig auch mit Hilfe von zwei TL als Nocken auf ein Backblech setzen. Die Dinger werden noch mit einer Eigelb/Milch-Mischung bepinselt und ca 15 min im Ofen bei 190° gebacken. Auch Sahne reicht zum Bepinseln aus. Sie werden dann nur nicht so schön leuchtend gelb. Auch muss es nicht jeden Tag ein neues, unbekanntes Gericht geben. Wenn deine Tochter bspw Kartoffeln oder (kleingeschnittene) Nudeln gut akzepztiert, darfst du ruhig eine Woche lang Kartoffeln oder Nudeln zu den Breien servieren. Statt Apfelbrei aus dem Gläschen, kannst du einen Apfel frisch fein reiben. So kann er gut gelöffelt werden. Und versuche es mit zerdrückter Banane, oder schneide sie in Scheiben, oder lass deine Kleine die Banane in der Schale halten und daran lutschen... Presse einmal frischen Mandarinensaft und lass sie mit Hilfe eines kleinen Löffels davon kosten. Gib ihr ein Brötchen in die Hand und schau, was sie damit anstellt. Lass sie auch kräftig und intensiv schmeckende Speisen probieren. Bspw gebratenes Toastbrot in einer Pfanne viel Butter schmelzen lassen, Toastbrotscheiben einlegen, leicht salzen und von beiden Seiten anbraten. Kartoffeltortilla (alias Kartoffel mit Rührei) 1 kleine Zwiebel, fein gewürfelt, gar dünsten. In einer Pfanne ca 3 große Kartoffeln (geschält und in ca 1 cm große Würfel geschnitten) in Ollivenöl von allen Seiten anbraten. Salzen. Die Kartoffeln in ein Däpmfsieb geben und fertig garen. 3 Eier aufschlagen, 1/2 Becher Sahne zugeben, Würzen. Die gegarten Kartoffeln in eine Teflonpfanne geben, etwas Öl zugeben. Die Eiermasse übergießen. Die Tortilla nun anbraten und das Ei stocken lassen. Die Tortilla sanft auf einen Teller gleiten lassen. Einen weiteren Teller zu Hilfe nehmen, stürzen, und mit der anderen Seite in die Pfanne zurück gleiten lassen. Weiter braten und garen. Dazu Tomatensalat. noch ein für schmackhaftes Gericht für Essanfänger: Grießklößchen 80g (Nockerl-)Grieß oder Hartweizengrieß 30g flüssige Butter 1 Ei 1 Prise Salz 1/2 l Gemüse- oder Fleischbrühe in einem mehr hohen als breiten Topf zum Kochen bringen. Nach dem Aufkochen die Temperatur zur Hälfte reduzieren. Zubereitung Klößchen: Das Ei in einer kleinen Schüssel oder Tasse mit einer Gabel verquirlen. Salz dazu geben. Die Butter im Wasserbad (oder Mikrowelle) verflüssigen, zum Ei rühren. Schliesslich den Grieß mit Hilfe der Gabel vermischen. Mit einm Teelöffel nun kleine Nocken abstechen und direkt in die aufgekochte Brühe einlegen. Ca 20 mon sanft köcheln lassen, Hitze wegnehmen und weitere 5 - 10 min ziehen lassen. Servieren. In der Brühe kann man gut geraspeltes Gemüse (Möhre) mitgaren. Und gewöhne deine Kleine auch an das Trinken (Wasser/Saftschorle) aus Tassen/Bechern. Vor allem Kuhmilch sollte besser aus Tassen getrunken werden. Im 2. Lj solllte die Nuckelflasche möglichst durch Tassen/Becher ersetzt werden. Alternativ könntet ihr einen Schnabelaufsatz fürs Fläschchen verwenden und die empfohlene Menge Kuhmilch von täglich ca 300 ml im Groben einhalten. das tägliche Essen* sollte bestehen aus: Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag gefolgt von Milch- und Milchprodukten (ca 300 ml am Tag) dann Fleisch, Fisch, Eiprodukte schliesslich noch einen sehr kleinen Anteil an Fetten und Ölen am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein ausreichend Getränke = Wasser *bzw der Wochenplan Gerne gebe ich dir noch ein paar Tipps und Ideen für weitere kleinkindgeeignete Gerichte und Speisen. Gib mir in ein paar Tagen doch einfach eine kleine Rückmeldung, ob du schon etwas verändern konntest und wie deine Tochter mit den Neueungen im Essensplan umgeht. Ich würde mich sehr darüber freuen, bald von dir zu hören. Also dann Viele Grüße B. Neumann

von Birgit Neumann am 08.04.2015