Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Nichts wird probiert, würgen

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Frage: Nichts wird probiert, würgen

Mitglied inaktiv

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Hallo Fr. Neumann, Gleich als Vorwarnung, es wird lang!!! Ich hoffe Sie können mir Tipps geben, wie ich ein fast 5 jähriges Kind zum "normalen" essen bekomme, muss dazu sagen, es ist nicht mein eigenes Kind, sondern mein Tageskind, welches ich alle 2 Wochen betreue, seit knapp 4 Monaten. Ich habe die Ernährungsweise erst einmal angenommen, da ich es mit den anderen Tageskinder drehen könnte, dass diese es eben nicht mitbekommen haben. Aber von vorne rein klar gemacht, dass ich es nicht auf Dauer leisten kann. Die Mutter ist damit einverstanden und möchte auch, dass sich etwas ändert. Vorweg, dass Kind ist kerngesund, weigert sich aber seit dem er ca 2 Jahre alt ist "normal" zu Essen. Verschiedene Ärzte sehen es als Aufmerksamkeitsersuchen. Unter normalem Essen verstehe ich, richtige und weitgehende ausgewogene Ernährung, nicht nur Süsses oder trocken "Brot" (in diesem Fall Brezel) Das Kind isst keine warmen Mahlzeiten! Das Kind isst keine Mahlzeiten die für Kinder der Renner sind! Es isst keine Nudeln, keine Pfannkuchen, noch nicht mal Pommes. Auch in der Kita nimmt er nicht am Essen Teil. Ich zähle mal lieber auf, was es überhaupt isst: Äpfel, aber nur rote und sie dürfen keine Flecken haben Banane, aber dürfen keine Flecken haben, Mit Glück mal 2 Himbeeren (als wir Saison hatten) Das war's schon mit dem gesunden, der Hauptspeiseplan sieht so aus: Kuchen/Muffins Fruchtzwerge Schokobrötchen Nutella Brot (aber hier nur weißes Toastbrot) Trockenes Knäckebrot Brezel In der Familie wird das Kind verwöhnt, Einzelkind, jüngstes Kind der Familie, Mutter alleinerziehend, kein Kontakt zum Vater. Innerhalb kürzester Zeit bin ich nun die 2. Tagesmutter und ich möchte eigentlich nicht so schnell aufgeben. Letzte Tagesmutter hat nach 4 Monaten aufgegeben, weil die anderen Kinder rebelliert haben wegen der Sonderbehandlung. Ich konnte es bisher gut trennen, so dass es die anderen nicht bemerkt hatten, nach den Ferien wird es aber nicht mehr möglich sein. Ich habe ihm zwar sein Nutella Brot anfangs gegeben, aber nur mit Vollkorntoast. Hat er auch gegessen, die Mutter war erstaunt. Dann ging es in den Campingurlaub und das Kind hat bei mir die komplette Nahrungsaufnahme eingestellt. Nach 2 Betreuungs-Wochen haben die Mutter und ich uns geeinigt, dass er sein Essen selbst mitbringen soll und nach den Sommerferien starten wir nochmal neu. Dazu bereite ich ihn jetzt schon vor, dass sich nach den Ferien einiges ändern wird und es neue Regeln geben wird. (Aber es hat nicht nur mit dem Essen zu tun) Haben sie mir Tipps, was wir machen können? Wie bekommen wir ihn zum probieren ohne Würgeanfälle? Beim Kochen helfen tut er, er fasst jedes Nahrungsmittel an, aber er probiert es nicht bzw. Er nimmt es in den Mund und würgt dann. Wobei ich mich langsam den Ärzten anschließen muss, dass es reine Aufmerksamkeit ist, da er immer "versteckt" grinst und meint es merkt keiner. Ich versuchte das Würgen und das Grinsen zu ignorieren, aber erfolglos. Oder geben wir einfach zu schnell wieder nach? Ich habe das Thema in einer Fortbildung im Ernährungszentrum mal angesprochen. Der Dozentin hat es die Sprache verschlagen, sie wusste keinen Rat, die anderen Tagesmütter würden das Kind ablehnen und garnicht erst in Betreuung nehmen. Somit sind sie jetzt meine letzte Hoffnung, ansonsten muss ich das Kind auch abgeben. Haben Sie Tipps wie wir es richtig anpacken können? Worauf muss man achten? Wo kann man sich überall Hilfe holen? Ich arbeite streng mit der Mutter zusammen, sie wünscht sich die Änderung auch, habe aber den Eindruck, sie gibt schneller nach als ich bzw. Fällt immer wieder in ihr altes Verhaltensmuster zurück. Ich danke Ihnen hier fürs Durchhalten um meinen ganzen Text zu lesen und hoffe, dass Sie uns etwas weiterhelfen können und wenn es nur ein kleiner Schritt sein sollte. LG Manuela


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Manuela mein Forum Kochen für Kinder ist leider nicht ganz die richtige Anlaufstelle für deine Frage. Und leider kann und darf ich dir hier nicht ganz optimal weiter helfen, verweise dich entsprechend an die KollegINNen in den Nachbarforen, an Frau Ubbens und an Prof. Dr. Nohr, sowie ggf auch Herrn Dr. Busse und Herrn Prof. Dr. Wirth. Ich schreibe dir trotzdem gerne ein paar Zeilen, versuche die Thematik grob zu umreißen. Fakt ist: du möchtest das Tageskind weiterhin betreuen, siehst dich jedoch mit der scheinbar schwierigen Aufgabe konfrontiert, das Kind zur Mittagszeit zusammen mit deinen anderen Tageskindern satt zu bekommen. Der allgemeine Rat für eine solche Situation würde lauten: du als Tagesmutter solltest das (gesunde und schmackhafte, kinderkompatible) Essen bereitstellen und alle Kinder dürfen, müssen, sollten mitessen (können). Sonderbehandlungen sollten nur nach (streng) medizinischer Indikation (Allergie, Unverträglichkeit, u.a.) gewährt sein. Im Alter von 5 Jahren sollte ein gesundes (!) Kind in der Lage sein, oder anders gesagt: es ist in der Lage (!) sich in diese Essgemeinschaft einzufügen. Manchmal dauert es ein bisschen, bis sich ein Kind gut in die neue Situation eingewöhnt hat. Du als TaMu machst die Regeln - auch für die Mahlzeiten sollten deine Regeln gelten. Die Tageskinder und Eltern müssen sich an diese Regeln halten. Regeln helfen Kindern (und Eltern) gut, sich in die neue Situation einzufügen. Regeln geben Halt und Sicherheit, Orientierung. Auch dein (gesundes) Tageskind wird sich daran gewöhnen und irgendwann einfach mit essen. Hier sind nun noch ein paar Links, die dir evtl neue Impulse für dein Handeln und deine Haltung geben können: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=45980&suche1=neophobie&seite=1 https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=45659&suche1=verhungern+bestimmst&seite=1 https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=46269&suche1=picky+eating&seite=1 https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=43710&suche1=neophobie&seite=1 https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=46220&suche1=tiny&seite=1 Vielleicht ist ja der ein oder andre Rat oder Tipp in den Postings ein bisschen hilfreich für dich - im Umgang mit dem Kind - während den Mahlzeiten. Das Thema ist ja doch sehr komplex und für dich als TaMu ist die eigentliche Essproblematik des Kindes auch nicht lösbar. Du kannst nur die Rahmenbedingungen schaffen, die dem Kind weiterhin ermöglichen von dir betreut zu werden. Zur Zufriedenheit aller. Also dann Grüße Birgit Neumann


Mitglied inaktiv

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Hallo. Ich danke Ihnen trotzdem sehr für Ihre Antwort und werde mich durch Ihre Links lesen und ggf. Den Tipp annehmen und mich mit den anderen Experten hier im Forum in Verbindung setzen. Ich sehe dies genauso, dass Regeln sehr wichtig sind. Jedes Kind wird mit diesen Regeln vertraut gemacht und es klappt eigentlich mit jedem Kind, nur dieses macht mir wahnsinnige Sorgen. Ich habe es nun auch so geplant, dass wir in der einen Woche, in der alle da sind, wir ein "Regelplakat" machen um auch immer wieder darauf verweisen zu können: Schau hier gelten die Regel so und wir halten uns alle daran. Ich hatte sonst immer nur Max. 2 Kinder auf einmal, nun sind es 3 bis 4 und meistens tanzt einer aus der Reihe und deshalb will ich nun "sichtbare" Regeln, aber die Gestaltung, welche ich gemeinsam ausführen will, geht jetzt erst in der 1 Woche in den Ferien, wo dann auch alle da sind. Nach den Ferien sind auch alle Kinder zum Essen da, vorher war es nur 1 am Mittag (in den Ferien) und das Problemkind am Abend. Nachmittags habe ich immer Obst und/Oder Gemüseteller gerichtet, wird auch ganz gerne genommen, nur von diesem Kind leider meistens nichts. Nun ist es doch wieder länger geworden. Ich sage nochmals DANKE für die Tipps und die "Bestärkung" dass er es eigentlich kann.


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