Frage: Grundsätzliche Fragen

Liebe Frau Neumann, leider isst unser Sohn (knapp 20 Mon.) z Zt. außer Möhren, Zucchini und Pastinaken kein weiteres Gemüse. Wie soll ich mich diesbezüglich verhalten? Ihm immer wieder andere Sorten anbieten? Bsp.: Ich habe heute Ratatouille gemacht, Paprika und Aubergine extra gehäutet & mit ihm zusammen gegessen. Ein Löffel und der Rest wurde verweigert. Ich weiß, dass er Paprika und Tomaten nicht mag, beides war aber im Essen enthalten. Ich hatte, weil ich seine Verweigerung schon ahnte, einfach mehr Möhren gedünstet, die hat er dann mit seinen Kartoffeln gefuttert. Ich mag aber nicht immer doppelt kochen! Außerdem wäre etwas Abwechslung für den kleinen Mann nicht verkehrt, oder? Mit dem Essen hat er sehr spät (mit ca. 15 Monaten) begonnen, ob es daran liegt? Außerdem haben Sie hier in sehr vielen Rezepten Sahne etc. angegeben. Müssen die Kindergerichten eigentlich immer so fetthaltig sein? Fehlt ihnen etwas, wenn ich Sahne gegen Milch austausche? Ab wann kann ich unserem Sohn 1,5 %- Milch geben? Z. Zt. haben wir immer 2 Milchpackungen im Kühlschrank, eine für ihn, eine für uns, weil wir die fetthaltigere Milch nicht mögen. Letzte Frage: Obwohl er schon wirklich toll mit Löffel und Gabel essen kann, matscht er mittags (und nur dann!) alles mit seinen Händen. Löffel und/ oder Gabel beachtet er gar nicht. Morgens isst er sein Müsli ganz toll mit dem Löffel, warum dann mittags immer dieses "mit den Händen essen"? Es endet natürlich alles in einer riesigen Sauerei, aber das Lachen kann ich mir dann nicht verkneifen. Soll/ darf ich es weiter zulassen, oder ist es besser, einen Schlussstrich unter das Gematsche zu ziehen? So viele Fragen..... jetzt aber auch ein dickes Lob: Auch wenn unser Männlein kaum etwas von Ihren Rezeptvorschlägen (derzeit) isst, meinem Mann und mir schmeckt es ;-)))) Viele Grüße, wbm

von wildebackmaus am 07.05.2015, 14:34



Antwort auf: Grundsätzliche Fragen

Hallo wildebackmaus vielen Dank für dein nettes feedback. Die Sahne kannst du in den meisten herzhaften Rezepten durch Milch bzw halb Milch und halb Sahne ersetzen. Nachteil kann ein evtl tendentiell leicht bitter schmeckender Beigeschmack sein. Trinkmilch mit 1,5% Fettgehalt könnte dein Kleiner auch bekommen. Das hier eingesparte Fett solltest du an anderer Stelle dem Essen zugeben. Bei zwei Porionen Trinkmilch (=300ml) am Tag müsstest du etwa 6g Fett = ca 3/4 EL Öl/1 EL Butter ergänzen. Kinder brauchen eine gehaltvolle Ernährung. Das passt leider nicht immer 100% zu den persönlich favorisierten Lebensmitteln. Wenn es keine Umstände macht, behältst du die zwei verschiedenen Milchsorten im Haushalt bei. Wenn es dir zu umständlich ist, gibst du deinem Kleinen die fettarme Variante. Es ist übrigens nicht schlimm, wenn euer Sohn momentan nur erst wenige Gemüsesorten gerne isst. Der Rest und die Vielfalt werden irgendwann dazu kommen. Du machst es auch genau richtig, in dem du deinem Kleinen immer die geliebten und verlässlich gegessen Möhren mit Kartoffeln anbietest. Das gibt ihm Siucherheit beim Essen. Der Rest, die Familienkost, neue Gemüsesorten, all das kann er optional dazu essen. Du könntest, um dir Arbeit zu sparen, evtl von den gemochten Gemüsesorten einen kleinen Vorrat (für 2-3 Tage) kochen und mit etwas Butter/Öl wieder aufwärmen. Bei der Einführung der Familienkost ist es meist sehr hilfreich in kleinen Schritten vorzugehen. Besonders gut wird das Neue angenommen - bspw das von dir mit viel Liebe und Hingabe kleinkindgrecht gekochte Ratatouille - wenn dein Sohn auf deinem Schoss sitzt und von deinem Teller direkt eine kleine Probierportion nimmt. Am nächsten Tag und nächste Woche macht ihr es mit diesem Gericht noch einmal genau so. Und wenn dein Kleiner das Gericht mag, wird er immer mehr davon essen, bis er es schliesslich beim nächsten Mal wieder erkennt auch wenn es auf seinem Teller liegt. Manchmal dauert so eine Annäherung sehr lange - manche Speisen müssen Kinder bis zu 10 mal probieren, bevor sie es mögen. Kinder lieben Wiederholungen. Dein Kleiner kennt viele Speisen, die für dich selbstverständlich sind, noch nicht. Er muss diese neuen Speise erst kennen lernen, in dem er sich daran gewöhnt. Er muss sich langsam an das Neue herantasten. Zuerst ist es gut, wenn er etwas Neues einfach erst einmal mit den Händen, den Fingern, befühlen kann. Er sollte die Gelegenheit bekommen, das "Ding" ausgiebig zu betasten und zu erspüren. Danach wird er es in den Mund nehmen und dort mit den vorhandenen Tastrezeptoren befühlen. Was gefällt, wird meist geschluckt. Und wenn sich die Konsistenz einer neuen Speise merkwürdig anfühlt, wird sie ausgespuckt. Das bedeutet nicht, dass diese Speise niemals gegessen würde. In ein paar Wochen kann sich das ändern. Und auch bei mehrmaligem "befühlen" mit der Zunge, mit dem Mundraum, kann sich dein Kind langsam an die neue Konsistenz und den Geschmack gewöhnen. Leite deinen Kleinen zu ganz viel Selbständigkeit an. Füttern solltest du ihn nur ausnahmsweise. Gib ihm auch mittags sein eigenes (Kinder-)Besteck. Erlaube aber unbedingt das Essen mit den Fingern. Denn das ist wichtig, wie oben erwähnt, für das sinnliche Erlebnis und die langsame Annäherung. In dieser Altersphase, in der die lieben Kleinen selbständiger werden wollen, auch alleine essen möchten, braucht man als Eltern viel Geduld und Toleranz :) Kinder erleben das Essen mit allen Sinnen und Essen dient in diesem Alter nicht mehr nur zur Ernährung, sondern vor allem zum Sammeln von neuen Ess- bzw Sinneseindrücken. Ein Brötchen kann zerlegt werden, die Kruste bröckelt ab, das Innere ist weich und lässt sich formen, wie Knete. Es kann gut geschluckt werden. Die Kleinen begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen sehr genau. Kontinuität ist deshalb wichtig. Sie untersuchen die Dinge zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet... Für die Kleinen ist jetzt alles spannend. Als Mama ist man dadurch sehr gefordert. Doch diese Experimentierphase gehört unbedingt dazu und sie vergeht auch wieder. Lass deine Tochter viele Esserfahrungen machen und lass sie immer die gewöhnliche Familienkost mitessen, sodass euer ind viele Esseindrücke sammeln und damit seine gustatorische Wahrnehmung schulen kann. Also dann viele Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 09.05.2015



Antwort auf: Grundsätzliche Fragen

Hallo wbm entschuldige bitte die manchmal etwas verwirrende Bennenung für deinen Sohn. Manchmal habe ich stattdessen von "sie" bzw deiner "Tochter" geschrieben. Sowas passiert manchmal durch das Kopieren der Antworten aus vorhergehenden Postings. Trotz Korrekturlesen bleiben nach dem Schreiben der jeweils individuell veränderten und angepassten Tipps im neuen Posting, leider manche Textbausteine doch so stehen.... Ich hoffe, es ist nicht all zu schlimm :) Die allgemeinen Tipps gelten ja ohnehin für alle Kinder. Grüße

von Birgit Neumann am 09.05.2015



Antwort auf: Grundsätzliche Fragen

Liebe Frau Neumann, herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Ob Sie nun "Sohn" oder "Tochter" schreiben ist egal, ich finde das nicht schlimm! Schön, dass wir offenbar auf dem richtigen Weg sind, das Bohren in einer Brotscheibe war heute einfach köstlich anzusehen! Ein schönes Wochenende, wbm

von wildebackmaus am 09.05.2015, 21:09