Frage: Stillen und Wurzelbehandlung

Guten Tag Frau Esch Ich habe eine Frage bezüglich Stillen und Zahnbehandlung. Mein Kind ist 3,5 Monate alt und ich stille voll. Nun steht eine Wurzelbehandlung an. Kann man diese trotz Stillen machen oder muss hier wichtiges beachten? Es kommen ja so Medikamente in den Zahn. haben diese Auswirkungen auf die Milch. Möchte meinem Kind auf keinen Fall schaden. Danke für Ihre Antwort.

von sonneundsonne am 16.11.2015, 11:30



Antwort auf: Stillen und Wurzelbehandlung

Hallo, Wenn Wuzrelbehandlungen anstehen, brauchen Sie keine Schmerzen länger als nötig zu ertragen: Eine Zahnarztbehandlung, auch eine Entzündung oder eine Wurzelbehandlung mit Betäubung usw., verlangt KEINE Stillpause und auch kein Verwerfen der Milch! Ich zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Sollten danach Medikamente nötig sein, gibt es auch genug Alternativen, die mit dem Stillen vereinbar sind. Von der Verwendung von Toxavit wird heutzutage abgeraten, ist aber immer noch in vielen Praxen zu finden. Welche Auswirkung die lokale Anwendung im Zahn auf den Körper hat ist, wie so oft, schwer zu sagen. Tetracyclin (Ledermix) ist zwar kein Mittel der Wahl in der Stillzeit, aber wenn es nötig ist, kann es auch in der Stillzeit genommen werden. CALXYL als medizinische Einlage ist bedenkenlos einsetzbar. Dies ist eine Calciumhydroxidpaste zur Wurzelbehandlung und Wurzelfüllung. Die starke, nachhaltige Wirkung tritt durch die calcium-alkalische Umstimmung unter Schonung des umgebenden Gewebes ein. Eine Gefährdung des Säuglings durch Wurzelbehandlung mit diesem Präparat ist ausgeschlossen. Ich hoffe, ich konnte Sie etwas beruhigen! Lieben Gruß

von Dr. Jacqueline Esch am 16.11.2015



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