Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Stimulation ohne Erfolg, weitere Diagnostik?

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Frage: Stimulation ohne Erfolg, weitere Diagnostik?

Liliane91

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Guten Morgen Hr. Dr. Gagsteiger, gerne würde ich mich mit ein paar Fragen an Sie wenden und mich sehr über eine Antwort freuen. Mein Mann und ich sind beide 34, beide schlank, Nichtraucher, keine Vorerkrankungen, bislang eine Schwangerschaft: gemeinsamer 3-jähriger Sohn Mein Mann: Spermiogramm vor 6 Monaten: Spermien-Konzentration 112,5 Mio/ml, Spermien-Gesamtzahl: 393,75 Mio, Gesamt-Motilität: 59%, Progressiv-Motilität: 38%, Normalformen: 10% Ich: Zyklen ca. 35-38 Tage, leichte Testosteron- und Prolaktinerhöhung, Progesteronmangel (Schmierblutungen oft schon ab kurz nach Eisprung, Temperaturhochlage nur ca. 9 Tage). Die 1. Schwangerschaft ist direkt im 1. ÜZ nach Absetzen der Pille entstanden, keine Komplikationen während der Schwangerschaft, nur am Ende: 38. SSW vorzeitiger Blasensprung mit leichter Blutung bei BEL, Liegendtransport, 1 Tag stationär prophylaktische Antibiose, am nächsten Tag nach langen Versuchen einer natürlichen Geburt sekundäre Sectio wegen Geburtsstillstand in der Austreibungsphase. Mit dem 2. Kind probieren wir es seit 16 Monaten und es klappt leider nicht. Nach 6 Monaten ohne Erfolg habe ich es auf Anraten meiner Gynäkologin mit Messen der Basaltemperatur, LH-Tests, Inositol, Agnus Castus und Progesteronzäpfchen probiert. Wieder 5 Zyklen lang ohne Erfolg, die LH-Tests wurden aber immer positiv, nur oft sehr spät und danach sehr zögerlicher Temperaturanstieg. Nun sind wir mittlerweile im 3. Behandlungszyklus im Kinderwunschzentrum mit Letrozol 2,5 mg ab ZT 5. Auch das bisher leider ohne Erfolg trotz anscheinend idealer Zyklusbedingungen: Letzter Zyklus an ZT 10 ein Follikel rechts mit 21 mm, dieser Zyklus sogar schon an ZT 9 ein Follikel links mit sogar 23 mm, Gebärmutterschleimhaut 10 mm. Auslösen jeweils mit Ovitrelle, dann Cyclogest. Progesteronwert letzten Zyklus 7 Tage nach Eisprung 21. Alles scheint perfekt, aber geklappt hat es trotzdem noch nicht. Es kann natürlich auch einfach der Zufall der Natur gewesen sein, aber ich frage mich, ab welchem Tag nach Auslösen des Eisprungs durch Ovitrelle Sie die Einnahme von Cyclogest empfehlen. Unser Kinderwunscharzt empfiehlt sie schon am übernächsten Tag abends, aber mir kommt das sehr früh vor, denn ist ja dann maximal 12 Stunden nach dem ES? Ich messe Basaltemperatur und mache LH-Tests. Die Einnahme vom Cyclogest beginne ich dann schon 1,5 Tage nach dem positiven Ovulationstest, meine Temperatur steigt dann erst nochmals zwei Tage später an. In diesem Zyklus habe ich diesen Dienstag (mittags) durch Ovitrelle den ES ausgelöst und soll schon am Donnerstagabend (also heute) mit Cyclogest beginnen. Kann das dem ES im Weg stehen? Der LH-Test war am Dienstagabend schon knallpositiv, gestern auch noch, gestern ist die Temperatur außerdem deutlich abgefallen. Die Temperatur ist aber noch nicht angestiegen. Und zweite Frage: Würden Sie empfehlen, im nächsten Zyklus noch früher zur Ultraschallkontrolle zu gehen? Weil der Follikel an ZT 9/10 schon so groß ist, wird immer sofort nach der Ultraschallkontrolle in der Praxis mit Ovitrelle ausgelöst. Damit bleibt aber ja dann nie ein mehr als zweitägiges Fenster für GV. Reduziert das dann nicht die Chancen auf eine Schwangerschaft? Und letzte Frage: Sollte es in diesem Zyklus wieder nicht klappen, hat der Kinderwunscharzt vorgeschlagen, die Eileiterdurchgängigkeit zu prüfen. Ist in meinem Fall ein Eileiterverschluss überhaupt wahrscheinlich, wenn es schon ein Kind gibt? Oder kann sich dieser auch anschließend an eine Schwangerschaft entwickelt haben oder durch den Kaiserschnitt unseres 1. Kindes entstanden sein? Chlamydien-Blutwert war bei uns beiden auch negativ. Würden Sie eine Eileiterdurchgängigkeitsprüfung befürworten falls es weiterhin trotz dieser idealen Zyklen nicht klappt? Mit welcher Methode? Unser Kinderwunschzentrum rät hier direkt zur Bauchspiegelung. Ist sie wirklich so viel vorteilhafter als die Untersuchung mit Ultraschall/Kontrastmittel? Eine Bauchspiegelung ist ja doch ein Eingriff. Würden Sie ggf. ein weiteres/ausführlicheres Spermiogramm machen lassen oder andere Untersuchungen vorschlagen? Vor der 1. Schwangerschaft hatte ich immer sehr schmerzhafte Regelblutungen, die ich vor Pilleneinnahme nur mit starken Schmerzmitteln ausgehalten habe. Damals gab es den Verdacht auf Endometriose. Seit der Schwangerschaft hat sich dies aber wesentlich verbessert und ich brauche keine Schmerzmittel mehr. Kann sich eine Endometriose so verbessern oder ist eine Endometriose dann eher eine unwahrscheinliche Ursache? Entschuldigen Sie bitte meine vielen Fragen. Vielen Dank im Voraus. Viele Grüße und ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, liebe Frau Liliane, vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung und das zusätzliche Detail zur Ovulationszeit und zum üblichen Zeitpunkt der Progesterongabe. Gerne integriere ich diese Informationen in meine Übersicht. Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um allgemeine Hinweise handelt, die eine individuelle Beratung durch Ihr Kinderwunschzentrum nicht ersetzen können. 1. Zeitpunkt der Einnahme von Cyclogest nach Ovitrelle-Auslösung Kurzantwort: Die Gabe von Progesteronpräparaten (z. B. Cyclogest) startet in der Regel etwa 48 Stunden nach Einleitung des Eisprungs. Üblicherweise findet der Eisprung rund 40 bis 44 Stunden nach Ovulationsinduktion (Ovitrelle) bzw. Beginn des LH-Anstiegs statt. Warum nicht zu früh? Wenn Ovitrelle (rekombinantes hCG) gespritzt wird, löst es den Eisprung meist 40–44 Stunden danach aus. Ähnliches gilt, wenn man sich am natürlichen LH-Anstieg orientiert. Da viele Kinderwunschprotokolle empfehlen, das Progesteron (z. B. Cyclogest) etwa 48 Stunden nach Auslösen zu beginnen, liegt dieser Zeitpunkt meist sicher nach dem Eisprung. So wird die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) rechtzeitig auf die Einnistung vorbereitet, ohne den Follikelsprung zu blockieren. Beeinträchtigt frühes Progesteron die Eizellfreisetzung? In der Regel nicht. Sobald der LH-Anstieg oder die Ovitrelle-Gabe erfolgt ist, springt der Follikel auf jeden Fall, sofern er reif ist. Falls Ihr Kinderwunschzentrum empfiehlt, schon etwas früher anzufangen (z. B. 1–2 Tage nach Ovitrelle), hat das meist gute Gründe, wie etwa eine nachgewiesene Lutealphasen-Insuffizienz. Sprechen Sie daher offen an, ob ein Start ab dem dritten Tag nach Auslösen (also ungefähr 48 Stunden später) stattdessen infrage käme. 2. Ultraschallkontrolle – der Zeitpunkt und das Auslösen mit Ovitrelle Kurzantwort: Da Ihre Follikel anscheinend schon früh sehr groß werden, kann ein etwas früherer Ultraschalltermin sinnvoll sein, um Ihren Zyklus optimal zu timen und das „Fenster“ für den Geschlechtsverkehr auszudehnen. Früher Follikelwachstum: Wenn bereits an Zyklustag 9/10 Follikel um die 20–23 mm gemessen werden, könnte man überlegen, schon an Zyklustag 7 oder 8 einen ersten Ultraschall zu machen, um die Entwicklung zu beobachten. Passender Zeitpunkt für GV: Idealerweise erfolgt Geschlechtsverkehr 1–2 Tage vor dem Eisprung sowie am Eisprungtag selbst. Wenn aber direkt bei der Ultraschallkontrolle ausgelöst wird, bleibt manchmal nur ein knappes Intervall, ehe die Eizelle „springt“. Spontaner LH-Anstieg: Wird im Ultraschall ein großer Follikel gesehen und der natürliche LH-Anstieg kündigt sich per Test schon an, sollte man das Auslösen nicht zu lange hinauszögern, um eine spontane, „unkontrollierte“ Ovulation zu vermeiden. 3. Sinnhaftigkeit einer Eileiterdurchgängigkeitsprüfung Kurzantwort: Eine Überprüfung der Eileiterdurchgängigkeit kann trotz bereits vorhandener Schwangerschaft sinnvoll sein, wenn alle anderen Parameter unauffällig sind und es länger nicht klappen will. Kann ein Verschluss neu auftreten? Ja, prinzipiell können sich nach Schwangerschaft, Kaiserschnitt oder anderweitigen Eingriffen Verwachsungen bilden, auch wenn das Risiko in Ihrem Fall ohne nachgewiesene Infektion (negativer Chlamydien-Bluttest) oder andere Risikofaktoren geringer ist. Welche Methoden gibt es? Hysterosalpingokontrastsonografie (HyCoSy) oder Hysterosalpingografie (HSG) per Röntgen-Kontrastmittel gelten als weniger invasive Verfahren, die eine erste Einschätzung zur Durchgängigkeit liefern. Bauchspiegelung (Laparoskopie) wird oft empfohlen, wenn zusätzlich der Verdacht auf Endometriose besteht oder wenn im gleichen Schritt kleine Befunde direkt behoben werden sollen. Falls Sie keinen deutlichen Endometriose-Verdacht oder andere OP-Indikationen haben, könnten Sie mit einer weniger invasiven Methode starten. Besprechen Sie das jedoch genau mit Ihrem Kinderwunschzentrum. 4. Rolle der (möglichen) Endometriose Kurzantwort: Eine Endometriose kann sich in ihrer Symptomatik während und nach einer Schwangerschaft tatsächlich bessern, bleibt allerdings als mögliche (Mit‑)Ursache für unerfüllten Kinderwunsch bestehen. Frühere starke Regelschmerzen: Häufig ein Hinweis auf Endometriose, wenn auch nicht beweisend. Besserung nach der Geburt: Dass Schmerzen sich reduzieren, kann vorkommen, doch manchmal existieren nach wie vor Endometrioseherde, die die Fruchtbarkeit beeinflussen können. Sichere Diagnose: Nur durch eine Bauchspiegelung mit Sichtung bzw. Entfernung verdächtiger Herde. Wenn die Eileiterdurchgängigkeit während derselben OP überprüft wird, hätten Sie beide Untersuchungen in einem Eingriff. 5. Weitere Spermiogramm-Kontrolle oder andere Untersuchungen? Spermiogramm: Die Werte Ihres Mannes waren sehr gut. Eine erneute Kontrolle kann man dennoch in Betracht ziehen, gerade wenn sich das „Warum klappt es nicht?“ weiter in die Länge zieht. Hormonelle Abklärung bei Ihnen: Eine leicht erhöhte Testosteron- und Prolaktin-Konzentration sowie eine kürzere Lutealphase werden bereits durch Letrozol und Progesteronunterstützung angegangen. Zusätzliche Checks (Schilddrüse, DHEAS etc.) können bei Bedarf sinnvoll sein und werden meist im Kinderwunschzentrum ohnehin durchgeführt. Zusammenfassung und Empfehlung Cyclogest-Startzeitpunkt: Der Eisprung findet typischerweise 40–44 Stunden nach Ovitrelle oder bei einem natürlichen Zyklus nach Beginn des LH-Anstiegs statt. Üblich ist eine Progesterongabe etwa 48 Stunden nach Auslösen, damit der Eisprung nicht gestört wird und die Gebärmutterschleimhaut rechtzeitig hormonell versorgt wird. Ultraschallkontrolle: Da Ihre Follikel früh groß werden, könnte ein früherer Ultraschall (ZT 7/8) sinnvoll sein, um das Zeitfenster für den Geschlechtsverkehr optimal zu erweitern. Eileiterprüfung: Eileiterprobleme nach einer bereits erfolgten Schwangerschaft sind zwar seltener, aber nicht unmöglich. Eine HyCoSy oder HSG wären mögliche erste, weniger invasive Untersuchungen. Bei starkem Endometrioseverdacht kann die Bauchspiegelung sinnvoll sein, um gleichzeitig behandlungsbedürftige Herde zu beseitigen. Endometriose: Eine deutliche Besserung der Schmerzen nach einer Schwangerschaft ist möglich, aber Endometriose kann fortbestehen. Bei anhaltendem Kinderwunsch ohne erkennbare Ursache könnte eine Bauchspiegelung Klarheit bringen. Kontrollspermiogramm: Kein Fehler, aber angesichts der guten Werte Ihres Mannes vermutlich nicht die Hauptursache. Hormonstatus: Achten Sie auf eine umfassende endokrinologische Überprüfung, die in der Regel im Kinderwunschzentrum erfolgt (Schilddrüse, Prolaktin, Androgene etc.). Sprechen Sie all diese Punkte unbedingt noch einmal ausführlich mit Ihrem behandelnden Kinderwunschzentrum durch. Insbesondere beim Thema Zeitpunkt der Progesterongabe (48 Stunden später) oder einer früheren Ultraschallkontrolle gibt es oft individuelle Protokolle. Ich hoffe, diese Erläuterungen helfen Ihnen dabei, etwas mehr Klarheit zu bekommen. Für Ihre weitere Behandlung und Ihren Kinderwunsch drücke ich Ihnen fest die Daumen! Herzliche Grüße und alles Gute, Ihr Dr. Gagsteiger


Liliane91

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Guten Abend Hr. Dr. Gagsteiger, ich bin ganz begeistert von Ihrer detaillierten Antwort. Ein großes Dankeschön. Ich verstehe die Situation jetzt viel besser. Wenn mir mein Kinderwunscharzt das auch so genau erläutert hätte, wäre vieles gleich klarer gewesen. Alle Punkte werde ich beim nächsten Termin ansprechen und diesen schon für ZT 7 oder 8 vereinbaren, um das Fenster für GV vor dem ES/Auslösen mit Ovitrelle zu vergrößern. Die endokrinologische Überprüfung war umfassend und beinhaltete auch die Schilddrüse: TSH ca. 1,5, also perfekt. Prolaktin zwei Mal lediglich leicht erhöht (ca. 35). DHEAS im Normbereich, nur Testosteron leicht erhöht. Nach 16 Monaten, super Spermiogramm und unter offensichtlich idealen Zyklusbedingungen, stellt sich uns die Frage, ob es auch am Kaiserschnitt oder einer möglichen Endometriose liegen könnte. Der Zyklus, in dem ich vor 4 Jahren direkt nach Absetzen der Pille das erste Mal schwanger wurde, war weitaus chaotischer und ich hatte ihn schon längst abgeschrieben (ES an ZT 40!). Laut unserem Kinderwunscharzt müsste es unter diesen idealen Bedingungen jetzt nach drei Letrozol-Versuchen klappen, ansonsten sollte man nach anderen Ursachen suchen. Kann es auch einfach manchmal länger dauern? Man sagt doch auch bei gesunden Paaren kann es bis zu 6 Monate dauern? Kann die Kaiserschnittnarbe an sich vielleicht auch die Einnistung behindern? Und falls ja, könnte man das nur in einer Bauchspiegelung feststellen oder auch im Ultraschall? Weder meine Gynäkologin noch der Kinderwunscharzt haben sich zu der Narbe geäußert. Nur meine Hebamme empfand sie damals nach der Geburt als überdurchschnittlich lang und konnte sich die Notwendigkeit eines so großen Schnittes selbst bei einer sekundären Sectio nicht erklären. Sie hat auch lange geschmerzt, wurde dann aber super von meiner Hebamme durch Narbenmassage nachbehandelt, sodass ich jetzt keinerlei Probleme mehr damit habe. Noch eine Frage betreffend der Methoden der Eileiterdurchgängigkeitsprüfung HyCoSy und HSG: Welches Verfahren ist denn zuverlässiger und sind die Ergebnisse wesentlich unzuverlässiger als eine Bauchspiegelung wenn es alleine um die Prüfung der Eileiterdurchgängigkeit geht? Und muss man für alle drei Varianten einen Stimulationszyklus pausieren? Ich bedanke mich für Ihre Zeit und Bemühungen. Viele Grüße Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Liliane, vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung. Ich freue mich, wenn meine Erläuterungen zum besseren Verständnis beitragen konnten. Ich möchte hier gerne auf Ihre neuen Fragen zu den möglichen Gründen, warum es aktuell nicht klappt, zur Bedeutung der Kaiserschnittnarbe, zu Endometriose und zu den verschiedenen Verfahren der Eileiterdurchgängigkeitsprüfung eingehen. Bitte bedenken Sie, dass alle folgenden Informationen allgemeiner Natur sind und Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte Ihre individuelle Situation am besten einschätzen können. 1. Kann es manchmal einfach länger dauern? Auch bei optimalen Bedingungen (regelmäßige Eisprünge, gutes Spermiogramm) kann es passieren, dass die gewünschte Schwangerschaft sich nicht umgehend einstellt. Man rechnet bei gesunden Paaren häufig, dass es innerhalb von sechs bis zwölf Monaten klappen kann. Einschätzung des Kinderwunschzentrums: Wenn nach drei bis sechs stimulierten Zyklen (z. B. mit Letrozol) kein Erfolg eingetreten ist, suchen viele Zentren nach möglichen weiteren Ursachen (z. B. Eileiterdurchgängigkeit, Gebärmutteranatomie, Endometriose). Gerade weil Ihr erster Zyklus nach Absetzen der Pille damals sehr unregelmäßig war und Sie dennoch schwanger geworden sind, zeigt das, dass es manchmal „außerplanmäßig“ klappen kann. Dennoch macht es Sinn, strukturiert andere Ursachen auszuschließen, falls sich der Erfolg nicht einstellt. 2. Möglicher Einfluss einer Kaiserschnittnarbe a) Beeinträchtigt die Narbe die Einnistung? Kaiserschnittnarben und Einnistung: In seltenen Fällen kann sich an der Operationsnarbe (innerhalb der Gebärmutter) eine sogenannte Isthmozele oder Nischbildung entwickeln – dies ist eine Ausbuchtung bzw. Einziehung am Übergang zum Gebärmutterhals. Diese Nische kann unter anderem zu Schmierblutungen vor der Periode führen oder, ganz selten, die Einnistung stören, wenn sie sehr ungünstig liegt. Die äußere Narbe auf der Bauchdecke hat in der Regel keinen Einfluss auf die Gebärmutterhöhle und damit auf die Einnistung. Eine „längere“ Schnittführung bei der Sectio hat meistens rein chirurgische Gründe (Platzbedarf, Lage des Kindes etc.) und sagt nichts darüber aus, ob innen eventuelle Verwachsungen vorliegen. Ob eine Narbenbildung innerhalb der Gebärmutter die Einnistung beeinträchtigt, kann man in vielen Fällen durch einen transvaginalen Ultraschall oder eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) klären. Bei „normalem“ Ultraschall bekommt man häufig ein gutes Bild, wenn gezielt danach geschaut wird. Bei Unklarheiten kann ein 3D-Ultraschall oder eine Kontrastdarstellung (Saline Infusion Sonography, SIS) nähere Informationen liefern. Eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) ist bei reinem Verdacht auf eine Nische im Gebärmutterinneren weniger aussagekräftig als eine Hysteroskopie, da man von außen auf die Gebärmutter schaut. Falls Ihre Kaiserschnittnarbe keine Beschwerden mehr macht und weder Ihre Gynäkologin noch der Kinderwunscharzt Auffälligkeiten sehen, ist eine größere Narbe an der Bauchdecke meist nicht der limitierende Faktor. Trotzdem kann es sinnvoll sein, im Ultraschall noch einmal explizit nach einer eventuellen Nischenbildung zu fahnden, wenn weitere Ursachen ausgeschlossen sind. 3. Mögliche Endometriose Symptome: Typisch (aber nicht immer) sind ausgeprägte Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Zwischenblutungen oder chronische Unterbauchschmerzen. Endometriose und Fruchtbarkeit: Je nachdem, wo Endometrioseherde sitzen (z. B. an den Eierstöcken, Eileitern oder im Beckenbereich), kann das die Befruchtung und Einnistung erschweren. Leichte Endometriose hat aber häufig keinen so starken Effekt auf die Fruchtbarkeit wie stärker ausgeprägte Formen. Diagnostische Optionen: Die genaue Diagnostik gelingt in der Regel am sichersten über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie), bei der Herde auch gleich entfernt bzw. verödet werden können. Ein Ultraschall kann große Endometriose-Zysten (Endometriome) an den Eierstöcken zeigen, aber kleinere Herde oder tief infiltrierende Endometriose sind oft nicht gut erkennbar. Wenn es in absehbarer Zeit nicht klappt oder weitere Hinweise auftauchen, könnte das Gespräch über eine Laparoskopie (mit gleichzeitiger Hysteroskopie) sinnvoll sein – insbesondere wenn die Ärzte einen Verdacht auf Endometriose haben oder andere anatomische Auffälligkeiten ausschließen möchten. 4. Verfahren zur Eileiterdurchgängigkeitsprüfung Grundsätzlich gibt es drei gebräuchliche Methoden, um die Durchgängigkeit der Eileiter (Tuben) zu prüfen: HyCoSy (Hysterosalpingo-Kontrastsonographie) Vorgehen: Hier wird ein Kontrastmittel (z. B. Kochsalzlösung mit Luftbläschen oder ein spezielles Ultraschallkontrastmittel) über einen Katheter in die Gebärmutter eingebracht, und via transvaginalem Ultraschall beobachtet man, ob das Kontrastmittel über die Eileiter in die Bauchhöhle fließt. Vorteile: Kein Röntgen, wird ambulant gemacht, keine Narkose, wenig belastend. Aussagekraft: In erfahrenen Händen ist HyCoSy relativ zuverlässig. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass Auffälligkeiten in der Gebärmutterhöhle (z. B. Polypen, Myome) gleich gut gesehen werden können. Einschränkung: Es kann gelegentlich falsch-positive oder unklare Befunde geben (z. B. nicht eindeutig zu beurteilen, ob beide Seiten durchgängig sind). HSG (Hysterosalpingographie) Vorgehen: Röntgenkontrastmittel wird über einen Katheter in die Gebärmutter eingebracht, anschließend wird eine Röntgenaufnahme gemacht, auf der man sehen kann, ob das Kontrastmittel durch die Eileiter hindurchtritt. Vorteile: Die Darstellung ist in der Regel sehr klar und gut dokumentiert (Röntgenbild). Einschränkung: Röntgenstrahlen und ggf. jodhaltiges Kontrastmittel. Manche Frauen empfinden das Einbringen des Kontrastmittels als unangenehm. Laparoskopie (Bauchspiegelung) mit Chromopertubation Vorgehen: Während einer Bauchspiegelung wird Farbstoff (z. B. Methylenblau) durch die Gebärmutter injiziert. Dann schaut man von außen (in der Bauchhöhle), ob der Farbstoff aus den Eileiterenden austritt. Vorteile: Gilt als Goldstandard, weil man gleichzeitig Verwachsungen, Endometriose und andere Veränderungen sehen und ggf. gleich behandeln kann. Einschränkung: Der größte Eingriff: Krankenhausaufenthalt, Vollnarkose, OP-Risiko. Zuverlässigkeit: Eine korrekt durchgeführte HyCoSy oder HSG liefert in den meisten Fällen eine gute Aussage über die Durchgängigkeit. Bei Verdacht auf z. B. stärkere Verwachsungen oder Endometriose kann die Laparoskopie zusätzlich zur Durchgängigkeitsprüfung sinnvoll sein, da man dort direkt behandeln kann. Muss man pausieren? Für HyCoSy und HSG wird häufig der gleiche Zyklus genutzt, in dem man abklären möchte, also kein aktiver Stimulations- oder Inseminationszyklus. Man wartet i. d. R. einen „natürlichen“ Zyklus ab. Das heißt, man verzichtet meist in diesem Zyklus auf eine gezielte Stimulation und auf einen Embryotransfer (bei IVF). Dennoch ist es oft so, dass die meisten Untersuchungen in der ersten Zyklushälfte (ungefähr zwischen ZT 5 und ZT 12) stattfinden, um sicherzugehen, dass keine Schwangerschaft eingetreten ist und die Gebärmutterschleimhaut noch dünn ist. Eine Bauchspiegelung ist üblicherweise mit einem größeren Aufwand verbunden, daher wird dieser Eingriff oft in einem eigenen Zyklus gemacht, in dem man vorab keine Stimulation plant. Zusammenfassung und Ausblick Es kann durchaus etwas dauern, auch wenn die Rahmenbedingungen „ideal“ sind, da viele Faktoren zusammenspielen. Die Kaiserschnittnarbe auf der Bauchdecke allein stört eine Einnistung normalerweise nicht. Eine innere Nische (Isthmozele) kann man per Ultraschall oder ggf. Hysteroskopie abklären. Endometriose ist ein möglicher Faktor, der sich nur sicher durch eine Laparoskopie ausschließen bzw. behandeln lässt. Bei spezifischen Beschwerden wäre eine Abklärung sinnvoll. Eileiterdurchgängigkeit kann man zunächst per HyCoSy oder HSG kontrollieren. Beide Methoden gelten als relativ sicher, sind weniger aufwendig als eine Laparoskopie und man sieht schnell, ob eine Durchgängigkeit gegeben ist. Wenn Sie also vorerst nur die Durchgängigkeit abklären möchten, ist HyCoSy oder HSG häufig der erste Schritt. Eine Bauchspiegelung würde man überlegen, wenn es konkrete Hinweise auf z. B. Endometriose oder Verwachsungen gibt oder wenn man sowieso zeitnah operativ eingreifen würde. Alles Gute für Sie und viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg! Herzliche Grüße Ihr Dr. Gagsteiger


Liliane91

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Guten Tag Hr. Dr. Gagsteiger, vielen Dank für die detaillierten Informationen. Es hat mir sehr geholfen, die diagnostischen Möglichkeiten besser zu verstehen. Ich werde den Kinderwunscharzt beim nächsten Termin auf jeden Fall fragen, ob er sich die Nische der Kaiserschnittnarbe genau anschauen kann. Ich glaube, dass er das noch nicht gemacht hat, zumindest hat er immer nur nach Follikeln in den Eierstöcken geschaut und die Gebärmutterschleimhaut gemessen. Ich finde meine Temperaturkurve in diesem Zyklus sehr merkwürdig. Das Auslösen mit Ovitrelle fand ja schon an ZT 9 statt, weil da der Follikel schon 23 mm groß war. An ZT 10 ist die Temperatur deutlich abgesunken, seit ZT 11 abends nehme ich Cyclogest. Einen deutlichen Anstieg sehe ich aber heute an ZT 17 noch immer nicht. Die App myNFP zeigt auch keinen Eisprung an. Ich weiß, dass die Temperatur anfällig für Störungen ist, ich glaube aber nicht, dass es in diesem Zyklus Störungen gab. Ich messe immer mit demselben Thermometer, immer rektal direkt nach dem Aufwachen morgens noch im Bett, immer relativ zur selben Uhrzeit, habe gerade keinen Infekt, habe die letzten Tage keinen Alkohol getrunken und eigentlich gut geschlafen. Löst Ovitrelle zu 100% aus? Im letzten Stimulationszyklus lag der Progesteronwert 7 Tage nach ES bei 21. Da ist die Temperatur aber auch 2 Tage nach ES gestiegen und die App erkannte den ES. In diesem Zyklus ist von Seiten des Kinderwunscharztes keine Kontrolle in der 2. Zyklushälfte geplant. Nochmals vielen Dank für Ihre Bemühungen und viele Grüße  Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Liliane, es freut mich, dass Ihnen die Informationen weitergeholfen haben. Gerne gehe ich noch einmal auf Ihre Beobachtungen im aktuellen Zyklus ein: Basaltemperaturkurve und Ausbleiben eines Anstiegs Grundsätzlich steigt die Temperatur in den meisten Zyklen kurz nach dem Eisprung um etwa 0,2–0,4 °C an. Dennoch kann es immer wieder Zyklen geben, in denen der Temperaturanstieg verspätet, geringer oder auch nahezu gar nicht erkennbar ist, obwohl ein Eisprung stattgefunden hat. Möglich ist zum Beispiel, dass die Progesteron-Supplementation (Cyclogest) den Temperaturverlauf verändert. In manchen Fällen passiert es sogar, dass die Basaltemperatur aufgrund äußerer Einflüsse oder individueller Reaktionsmuster nicht mehr so deutlich ansteigt wie erwartet. Wenn Sie sich sicher sind, dass es keine Messfehler oder Störfaktoren (früheres/lateres Messen, unruhige Nächte, Infekte usw.) gegeben hat, kann es trotzdem sein, dass die Temperaturkurve an sich nicht aussagekräftig genug ist, um den Eisprung eindeutig festzustellen. Sicherheit der Auslösung mit Ovitrelle Ovitrelle (hCG-Injektion) hat eine sehr hohe Wirksamkeit in Bezug auf die Endausreifung der Eizelle und den Auslösevorgang. Eine „100%ige“ Garantie gibt es in der Medizin leider selten, doch die Erfolgsquote, einen Eisprung auszulösen, ist mit Ovitrelle erfahrungsgemäß sehr hoch. Wenn der Follikel zum Zeitpunkt der Auslösung (ZT 9) bereits 23 mm groß war, ist das grundsätzlich ein gutes Zeichen dafür, dass er (rein von der Größe her) sprunghaft ist. Trotzdem würde man in manchen Kinderwunschzentren anschließend kontrollieren (z. B. per Ultraschall oder mit Progesteronbestimmung im Blut), ob es wirklich zu einem Follikelsprung kam. Progesteronbestimmung in der 2. Zyklushälfte Da in Ihrem letzten stimulierten Zyklus der Progesteronwert 7 Tage nach Eisprung bei 21 lag, wissen Sie, dass Ihr Körper damals gut reagiert hat. Im aktuellen Zyklus wäre es naheliegend (falls Unsicherheiten bestehen) einmalig den Progesteronspiegel in der 2. Zyklushälfte bestimmen zu lassen, um zu prüfen, ob diesmal ebenfalls ausreichend Progesteron produziert (und damit ein Eisprung erfolgt) ist. Eine Ultraschallkontrolle nach einigen Tagen kann zusätzlich Aufschluss darüber geben, ob der Follikel verschwunden (gesprungen) ist und sich ein Gelbkörper gebildet hat. Wenn Ihr Kinderwunscharzt keine Kontrolluntersuchung vorgesehen hat und Sie dennoch sehr beunruhigt sind, können Sie ihn darauf ansprechen. Frühes Auslösen (ZT 9) Wenn ein Follikel rasch wächst und bereits an ZT 9 auf 23 mm herangewachsen ist, kann eine frühe Auslösung medizinisch durchaus sinnvoll sein, damit er nicht überreif wird. Trotzdem ist dies etwas ungewöhnlich rasch – möglicherweise hatten Sie in diesem Zyklus ein sehr frühreifes Follikelwachstum. Das allein muss aber kein Nachteil sein; wichtig ist, dass das Timing stimmt und am Ende wirklich ein Eisprung stattgefunden hat. Narbe in der Gebärmutter (Section-Nische) Es ist sicherlich hilfreich, dass Sie Ihren Arzt bei der nächsten Untersuchung bitten, die Kaiserschnittnarbe genauer (z. B. per transvaginalem Ultraschall) zu begutachten. So kann man ausschließen, dass eine auffällige Nische die Einnistung oder den Aufbau der Schleimhaut beeinträchtigt. Fazit Ein fehlender (oder nur sehr dezenter) Temperaturanstieg bedeutet nicht zwangsläufig, dass kein Eisprung stattgefunden hat. Wenn Sie Gewissheit möchten, hilft eine Blutuntersuchung (Progesteron 7 Tage nach vermutetem ES) oder ein Ultraschall nach der Follikelruptur, um zu bestätigen, dass der Follikel tatsächlich gesprungen ist. Besprechen Sie mit Ihrem Kinderwunscharzt, ob eine solche Kontrolle in der zweiten Zyklushälfte für Ihre persönliche Sicherheit und die Zyklusbeurteilung sinnvoll wäre. Ich hoffe, das nimmt Ihnen ein wenig die Unsicherheit. Zögern Sie nicht, bei Ihrem nächsten Termin gezielt nachzufragen, damit Sie wissen, wie es in Ihrer zweiten Zyklushälfte weitergeht. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und alles Gute! Herzliche Grüße Ihr Dr. Gagsteiger


Liliane91

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Guten Abend Hr. Dr. Gagsteiger, ein großes Dankeschön für Ihre detaillierten Ausführungen. Beim nächsten Termin frage ich nach einer Kontrolle in der 2. Zyklushälfte des Stimulationszyklus falls es in diesem Zyklus wieder nicht geklappt haben sollte und falls nicht ein Zyklus ausgesetzt wird, weil der Kinderwunscharzt erst die Eileiterdurchgängigkeit prüfen möchte. Der Temperaturanstieg in den anderen Zyklen war immer mind. 0,2 Grad, in diesem ist schon 7 Tage nach ES nur ein einziger Wert 0,2 Grad höher als die erste Zyklushälfte. Alle anderen Werte sind max. 0,1 Grad höher. Ich denke mir, dass es vielleicht sinnvoll ist, erst einmal sicher zu sein, dass die 2. Zyklushälfte überhaupt genauso gut verläuft wie die erste bevor man nach weiteren Ursachen wie einem Eileiterverschluss sucht? Auch mein Kinderwunscharzt findet, dass ich unter Letrozol ein ungewöhnlich frühes Follikelwachstum habe und das, obwohl ich erst an ZT 5 mit Letrozol beginne. In jedem Stimulationszyklus waren die Follikel an ZT 9 oder 10 schon bei über 20 mm und trotzdem klappt es nie. Heißt das einfach nur, dass ich auf Letrozol super gut anspreche und ist kein Nachteil? Ohne Stimulation waren meine Zyklen eher 35-38 Tage lang. Jetzt sind sie damit meist nur 26-27 Tage lang und das auch nur, weil das Progesteron meine 2. Zyklushälfte verlängert. Meine Periode setzt dadurch erst ca. 4-5 Tage nach Absetzen von Cyclogest ein. Lieben Dank nochmals und viele Grüße  Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Liliane, hier eine kürzere Zusammenfassung Ihrer Punkte: Zweite Zyklushälfte: Wenn der Temperaturanstieg minimal ist, empfiehlt sich eine Progesteronmessung ca. 7 Tage nach Eisprung oder eine Ultraschallkontrolle (Schleimhautdicke). Dadurch sehen Sie, ob die Gelbkörperphase intakt ist. Frühes Follikelwachstum unter Letrozol: Dass Follikel bereits an ZT 9–10 über 20 mm groß sind, zeigt ein gutes Ansprechen auf Letrozol. Solange Schleimhaut und Eisprung zeitgerecht passen, ist ein früher Eisprung nicht unbedingt ein Nachteil. Verkürzte Zykluslänge: Von 35–38 Tagen auf 26–27 Tage unter Letrozol zu kommen, ist normal. Die Periode setzt durch Progesteron erst später ein, was ebenfalls bekannt ist. Eileiterdurchgängigkeit: Wenn die zweite Zyklushälfte gut ist und es dennoch nicht klappt, ist eine Abklärung der Eileiter (z. B. per HyCoSy oder HSG) sinnvoll. Alles Gute und viele Grüße!


Liliane91

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Guten Abend Hr. Dr. Gagsteiger, leider hat es auch im 3. Letrozol-Versuch trotz gutem Follikelwachstum wieder nicht geklappt. Insgesamt probieren wir es jetzt schon seit fast 1,5 Jahren. Eine Prüfung der Eileiterdurchgängigkeit ist geplant. Wann macht eine Prüfung der Gerinnungsfaktoren und Trombophilie Sinn? Auf der Seite meines Vaters gibt es bei mir Thrombosen und sogar Lungenembolie in der 2. und 3. Generation (direkt miteinander verwandt). Hier wurde aber nie jemand genauer genetisch untersucht. Mein Vater und ich hatten nie eine Thrombose. Kann eine Thrombophilie auch die Einnistung stören? Eine Fehlgeburt hatte ich noch nicht. Die 1. Schwangerschaft, die mit einem Kaiserschnitt endete, ist aber direkt im 1. Übungszyklus spontan eingetreten. Deshalb verstehen wir irgendwie nicht, wieso es dieses Mal einfach nicht klappt. Halten Sie eine Untersuchung auf Thrombophilie für sinnvoll oder eher nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen? Lieben Dank im Voraus. Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Abend Liliane, Sie haben inzwischen drei Zyklen mit Letrozol hinter sich, jedes Mal mit gutem Follikelwachstum, dennoch blieb eine Schwangerschaft aus. Eine Röntgen- oder Ultraschallprüfung der Eileiterdurchgängigkeit ist bereits geplant – ein wichtiger nächster Schritt, weil verschlossene oder verklebte Tuben häufigere Ursachen für sekundäre Sterilität sind als Gerinnungsstörungen. Sollte der Röhrentest unauffällig sein, bespricht man typischerweise weitere Diagnostik (Spermiogramm-Update, uterine Spiegelung bei Verdacht auf Polypen oder Septen) und die Frage, ob man zu Inseminationen oder direkt zu einer IVF übergeht. Die naheliegende Frage lautet, ob eine unerkannte erbliche Thrombophilie die Einnistung behindern könnte. Pathophysiologisch erscheint das plausibel, weil Mikrothromben im Endometrium die Durchblutung stören könnten. Die verfügbaren Daten sprechen jedoch eine andere Sprache: Große Register- und Metaanalysen konnten weder bei unerfülltem Kinderwunsch noch bei wiederholtem Implantationsversagen einen Nutzen von routinemäßigem Thrombophilie-Screening oder vorbeugender Heparin-Gabe zeigen. Entsprechend empfehlen die aktuellen Leitlinien der Europäischen Reproduktionsgesellschaft (ESHRE) und der American Society for Reproductive Medicine, in der Situation „Infertilität ohne Fehlgeburten“ keine generelle Untersuchung auf Faktor-V-Leiden, Prothrombin-Mutation oder Protein-C/S-Mangel durchzuführen . Die britische Fertility Society äußert sich ebenso für Frauen mit zwei oder mehr fehlgeschlagenen Embryotransfers – auch dort wird kein Screening angeraten . Erst wenn mindestens zwei Fehlgeburten vorliegen oder persönliche venöse Thromboembolien (VTE) aufgetreten sind, sieht man laut ACOG/ASRM eine sinnvolle Indikation . In Ihrer Familie gab es zwar Lungenembolien und Thrombosen in der zweiten und dritten Generation väterlicherseits, Ihr Vater und Sie selbst sind aber bislang gesund. Damit liegt statistisch nur ein moderat erhöhtes persönliches VTE-Risiko vor, nicht automatisch eine Test-Pflicht. Eine Testung wäre vertretbar, falls bei einem nahen Angehörigen eine hoch-risiko-Mutation nachgewiesen wird, falls Sie selbst eine Thrombose entwickeln oder wenn eine Schwangerschaft mit ausgeprägter Hormonbelastung eintritt. In diesen Konstellationen dient die Labordiagnostik vor allem der Planung einer Thrombose-Prophylaxe und weniger der Verbesserung der Einnistung. Sollten Sie sich aus psychologischen Gründen dennoch für ein Screening entscheiden, wählen Sie einen hormontherapiefreien Zeitpunkt (mindestens sechs Wochen Abstand). Für ein „Basis-Panel“ genügen Faktor-V-Leiden und die Prothrombin-Mutation; erweitert würde man Antithrombin sowie Protein C und S prüfen, eventuell Antiphospholipid-Antikörper. Der häufig angebotene MTHFR-Test bringt in der Kinderwunsch-Situation keinen nachweisbaren Nutzen. Im Alltag können Sie unabhängig davon Ihren Erfolgschancen am meisten helfen, indem Sie Folsäure supplementieren, auf ein normales Körpergewicht, regelmäßige Bewegung, Nikotin und Alkohol-Abstinenz und Stressreduktion achten. Nutzen Sie die fruchtbaren Tage konsequent (Koitus alle zwei Tage um die Ovulation). Kurz gefasst: Ohne Fehlgeburten oder eigene Thrombosen liefert die Thrombophilie-Diagnostik bislang keinen belegten Vorteil für die Einnistung. Konzentrieren Sie sich zunächst auf die geplante Eileiterprüfung und die üblichen strukturellen oder hormonellen Ursachen. Eine gezielte Gerinnungsabklärung wird erst dann sinnvoll, wenn zusätzliche Risikofaktoren hinzukommen. Ich hoffe, dieser Überblick unterstützt Sie bei der Entscheidung und im Gespräch mit Ihrem Behandlungsteam. Für weitere Fragen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung. Herzliche Grüße Dr. med. Friedrich Gagsteiger (Dies ersetzt keine persönliche Arzt-Patientin-Beratung; bitte besprechen Sie Details mit Ihrem betreuenden Zentrum.)


Liliane91

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Guten Morgen Hr. Dr. Gagsteiger, wow, ich bin von Ihrer ausführlichen Erklärung ganz begeistert. Vielen Dank! Das hilft mir sehr beim Verständnis möglicher Ursachen für die nicht eingetretene Schwangerschaft trotz gutem Follikelwachstum. Die Abklärung einer erblichen Trombopholie werde ich also vorerst zurückstellen.  Unser KiWu-Arzt hat mir eine Verordnung von Krankenhausbehandlung zu Chromo-LSK und diagn. HSK mitgegeben. Er findet eine alleinige Eileiteruntersuchung per Ultraschall oder Röntgen nicht ausreichend. Er meint, die Ergebnisse sind nicht immer zu 100% aussagekräftig. Aufgrund des vorausgegangenen Kaiserschnitts und der starken Regelschmerzen möchte er außerdem mögliche Verwachsungen und Endometriose ausschließen. Die Regelschmerzen sind allerdings seit der Geburt des 1. Kindes viel besser. Deshalb bin ich skeptisch, ob es an einer Endometriose liegen könnte. Führt ein Kaiserschnitt denn häufig zu Tubenverschluss? Die Nische vom Kaiserschnitt fand er im Ultraschall nicht auffällig. Würden Sie in so einem Fall auch zu einer operativen Diagnostik tendieren? Es ist ja doch eine Operation. Ich war etwas verwundert, dass mir am Telefon bei Terminvereinbarung gesagt wurde, dass ich sogar zwei Nächte stationär bleiben muss. Der Termin wird erst im übernächsten Zyklus stattfinden. Spricht etwas dagegen, im Kinderwunschzentrum nach einem weiteren (4.) Stimulationszyklus mit Letrozol zu fragen, um nicht wieder zwei Zyklen zu verlieren? Und sollte bei der Laparoskopie keine Ursache gefunden werden: würde es dann Sinn machen, zunächst mit Letrozol weiter zu stimulieren? Sie erwähnten Insemination oder IVF. Was würden Sie zuerst empfehlen wenn die Eileiter durchgängig sind? Bei mir liegen sonst nur leichte Hyperandrogenämie und leichte Hyperprolaktinämie vor. Da das Spermiogramm meines Mannes besonders gut war, sieht unser Kinderwunscharzt keinen Grund für ein weiteres. Er sagt, selbst wenn das zweite schlechter wäre, wäre es noch immer gut. Ich nehme Folsäure. Wir bewegen uns beide (Yoga, Sport, häufige Spaziergänge), nehmen beide Vitamin D und im Winter Zink, haben kein Übergewicht, rauchen nicht, trinken sehr selten Alkohol und haben jeden stimulierten Zyklus ab der Ultraschallkontrolle immer täglich genutzt. Da bei mir die Folllikelreifung unter Letrozol immer so schnell geht und immer schon direkt nach Ultraschall an ZT 8 mit Ovitrelle ausgelöst wird, nutzen wir für GV immer ZT 8, 9 und 10. Wie viele Stunden Abstand sind für eine gute Spermienproduktion denn nötig? Reichen bei sehr gutem Spermiogramm 24 Stunden oder auch weniger? Lieben Dank im Voraus. Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Morgen, ich beantworte Ihre Fragen gerne Schritt für Schritt: 1. Kaiserschnitt als Ursache für Tubenverschluss? Ein Kaiserschnitt allein führt in der Regel nicht direkt zu einem Tubenverschluss. Jedoch kann er, wie jede Bauchoperation, Verwachsungen verursachen – insbesondere wenn es Komplikationen wie Infektionen oder starke Nachblutungen gab. Diese Verwachsungen können die Beweglichkeit der Eileiter einschränken oder sie teilweise/komplett blockieren. Dass die Narbe im Ultraschall unauffällig ist, ist ein gutes Zeichen – dennoch sieht man damit nicht die Umgebung der Eileiter oder Verwachsungen im kleinen Becken. 2. Empfehlung zur Chromopertubation + HSK? Ich verstehe Ihre Zurückhaltung vollkommen – eine Bauchspiegelung ist kein kleiner Schritt. Dennoch ist die Empfehlung Ihres Arztes aus fachlicher Sicht gut nachvollziehbar: Eine kombinierte Chromopertubation (Tubenprüfung) und diagnostische Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung) bietet eine sehr präzise Beurteilung der Eileiter, der Gebärmutterhöhle und möglicher Endometriose oder Verwachsungen. Allerdings sollte der Eingriff von einem erfahrenen Arzt oder Endometriosespezialisten durchgeführt werden. Die Endometriose kann übrigens auch bei deutlich gebesserten Regelschmerzen noch vorhanden sein – besonders wenn sie nicht-zyklische Beschwerden macht oder kleinflächig ist. Die stationäre Aufnahme für 2 Nächte ist in vielen Kliniken Routine, vor allem wenn gleichzeitig mit Verwachsungslösung oder ausgedehnter Diagnostik zu rechnen ist. Oft reicht in unkomplizierten Fällen auch 1 Nacht – das hängt vom Haus ab. 3. Stimulationszyklus im Wartezyklus? Absolut berechtigt! Wenn Sie sich körperlich gut fühlen und keine medizinischen Kontraindikationen bestehen, spricht nichts dagegen, den nächsten Zyklus für eine weitere Letrozol-Stimulation zu nutzen, um keine wertvolle Zeit zu verlieren. Das kann auch emotional sehr hilfreich sein, nicht "stillstehen" zu müssen. Bitte achten Sie darauf, dass der Zeitpunkt der Operation nicht mit der Gelbkörperphase kollidiert – z. B. durch rechtzeitige hormonelle Steuerung oder eine "Pause" direkt vor der OP. 4. Falls LSK/HSK unauffällig – wie weiter? Wenn die Eileiter durchgängig und alle Befunde unauffällig sind, wäre ein weiterer Versuch mit Letrozol + gezieltem GV oder Insemination (IUI) absolut sinnvoll – je nach Wunsch, Alter und individueller Geduldsspanne. Letrozol scheint ja bei Ihnen gut zu wirken, die Eizellreifung läuft zuverlässig. Wenn das Spermiogramm wirklich überdurchschnittlich ist, kann man durchaus zunächst beim GV zum optimalen Zeitpunkt bleiben. Allerdings erleben wir auch immer wieder, dass uns "gute" Spermiogramme vorgelegt werden, die bei genauerer Überprüfung Verbesserungspotentiale vermuten lassen. IUI (Insemination) ist eine Option, um das Timing zu optimieren – besonders wenn der Verdacht besteht, dass der Transport der Spermien zur Eizelle nicht immer ideal klappt. IVF wäre erst bei nachgewiesener Eileiterproblematik, Endometriose Grad II+ oder wenn die bisherigen Versuche erfolglos bleiben. 5. GV-Timing – reichen 24 Stunden? Bei einem sehr guten Spermiogramm reicht ein Abstand von 24 Stunden in der Regel aus. Manche Studien zeigen sogar, dass Spermien nach kürzeren Abständen (12–24 h) oft beweglicher sind, weil der oxidative Stress durch lange Lagerung entfällt. Ihr gewählter Rhythmus (ZT 8, 9, 10) nach Ovitrelle-Auslösung ist ideal, wenn an ZT 8 ausgelöst wird. Der Eisprung ist dann meist zwischen ZT 9 und 10. Ein zusätzlicher Verkehr am Morgen von ZT 11 kann auch sinnvoll sein, da Ovitrelle den Eisprung ca. 36–40 Stunden nach Injektion auslöst. Zusammenfassung meiner Einschätzung: Die operative Diagnostik erscheint bei Ihrer Vorgeschichte sinnvoll, aber nicht zwingend eilig. Ein zusätzlicher Stimulationszyklus mit Letrozol vor der LSK ist möglich und medizinisch vertretbar. GV alle 24 Stunden bei gutem Spermiogramm ist ausreichend. Falls keine Ursache gefunden wird: weitermachen mit Letrozol ± Insemination. IVF wäre dann der nächste Schritt, wenn weitere Versuche erfolglos bleiben oder neue Erkenntnisse (z. B. Tubenproblematik) hinzukommen. Viel Erfolg!


Liliane91

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Guten Morgen Herr Dr. Gagsteiger, ein großes Dankeschön für die ausführlichen Erklärungen. Das hat mir sehr geholfen. Das würde ich mir von unserem Kinderwunscharzt auch so wünschen. Ich hätte noch eine Nachfrage zum Spermiogramm bzw. zu Ihrem Satz "Allerdings erleben wir auch immer wieder, dass uns "gute" Spermiogramme vorgelegt werden, die bei genauerer Überprüfung Verbesserungspotentiale vermuten lassen." Von welcher genaueren Überprüfung sprechen Sie hier? Für unseren Kinderwunscharzt ist mein Mann "raus", weil sein Spermiogramm so überdurchschnittlich war. Das ist erfreulich und umso besser, wenn es wirklich so ist, ich möchte mich nur ungerne mit Bauchspiegelung und allem Drum und Dran auf den Kopf stellen lassen und noch dazu mit unendlichen Versuchen ewig viel Zeit verlieren, wenn es am Ende doch Verbesserungspotentiale bei meinem Mann geben sollte. Ich würde Ihnen gerne die Werte des Spermiogramms geben und um Ihre Einschätzung bitten, ob man hier irgendwo genauer überprüfen sollte. Ich hoffe, das ist in Ordnung. Karenz (Tage): 5 Volumen (> 1,4 ml): 3,5 Aussehen: normal Verflüssigung (< 60 min): Normal Konsistenz/Viskosität: Normal ph-Wert (7,2-8,0): 8 Spermien-Konzentration (> 16 Mio/ml): 112,5 Spermien-Gesamtzahl (> 39 Mio): 393,75 Gesamt-Motilität (PR + NP) (> 42%): 59 Progressiv-Motilität (PR) (> 30%): 38 Schnell progressiv (WHO A*): 23 Langsam progressiv (WHO B*): 15 Nicht-progressive Motilität (NP) (WHO C*): 21 Immotilität (IM) (WHO D*): 41 Vitalität (> 54% lebendig): 78 Agglutinationen: Keine Spermien-Morphologie Normalformen (> 4%): 10 Kopfdefekte (%): 64 Mittelstückdefekte (%): 14 Flagellumdefekte (%): 12 Leukozyten (/100 Sp.): 0-1 Erythrozyten (/100 Sp.): 0-1 Chlamydien: Neg. Mykoplasmen/Ureaplasmen: Neg./Neg. Ejakulatkultur gram-/gram+: Neg. Diagnose: Normozoospermie Wir möchten den nächsten Zyklus (4. Zyklus) noch einmal zur Stimulation mit Letrozol/Ovitrelle/Cyclogest nutzen. Ich bin privat- und Chefarztversichert und habe den OP-Termin für die Chromo-LSK und HSK auf Empfehlung meines Kinderwunscharztes beim Chefarzt der Frauenklinik, der auch Teamleitung des Endometriosezentrums ist. Mit unserer Urlaubsplanung, meinen dienstlichen Pflichten und dem Urlaub des Chefarztes müsste der OP-Termin nach meiner Berechnung in etwa auf ZT 12 des übernächsten Zyklus fallen, wenn ich mit Cyclogest ein kleines bisschen "trickse" und es diesen und nächsten Zyklus etwa 3 Tage länger nehme (Periode setzt bei mir immer ziemlich genau 4 Tage nach Absetzen ein). Ansonsten fällt der Termin schon eher Richtung Gelbkörperphase. Denken Sie, diese Terminplanung ist passend? Ich würde mich sehr über Ihre Meinung freuen. Mein Kinderwunscharzt hat mich auf die terminliche Planung überhaupt nicht hingewiesen und die Sprechstundenhilfe am Telefon im Krankenhaus wusste nicht einmal, dass der Termin in der 1. Zyklushälfte stattfinden sollte  Vielen lieben Dank für Ihre ausgezeichnete Beratung. Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Abend, Die Werte des Spermiogramms Ihres Mannes bewegen sich sämtlich deutlich oberhalb der WHO‑Referenzgrenzen (6. Auflage, 2021). Mit 112 Millionen Spermien pro Milliliter, einer Gesamtzahl von fast 400 Millionen Zellen, 38 Prozent progressiver Motilität und zehn Prozent normal geformter Spermien spricht der Befund für eine ausreichend gute Ausgangslage. Ein einmaliges Spitzen‑Ergebnis bedeutet jedoch noch nicht, dass damit jeder mögliche Fertilitätsfaktor ausgeschlossen ist. Zum einen schwankt die Qualität zwischen einzelnen Ejakulaten; deshalb empfiehlt man routinemäßig mindestens zwei Befunde in einem Abstand von zwei bis vier Wochen, bevor man endgültig Entwarnung gibt. Zum anderen können Spermien funktionell beeinträchtigt sein, obwohl die klassischen Parameter hervorragend aussehen. Falls also nach einem halben bis einem Jahr gezielter Zyklen – trotz Letrozol‑Stimulation, korrektem Timing und bald auch abgeklärter weiblicher Faktoren – keine Schwangerschaft eintritt oder es wiederholt zu sehr frühen Fehlgeburten kommt, lohnt sich der Blick auf tiefer gehende Tests. Der wichtigste ist heute die Messung der DNA‑Fragmentation (häufig als DFI bezeichnet). Liegt der Fragmentations‑Index bei 25 Prozent oder höher, sinken die Chancen auf eine spontane Schwangerschaft messbar, und das Fehlgeburtsrisiko steigt. Ebenfalls aussagekräftig ist die Bestimmung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), weil oxidativer Stress die DNA brüchiger macht. Beide Laborwerte lassen sich in derselben Probe erfassen, sind technisch etabliert und bieten vor allem einen Ansatzpunkt für Therapie: Antioxidative Nahrungsergänzung, konsequenter Verzicht auf Nikotin, strikte Begrenzung von Alkohol, das Meiden übermäßiger Hitze (Sauna > 90 °C, heiße Sitzheizung, Laptop auf dem Schoß) und gegebenenfalls eine mikrochirurgische Varikozelen‑Sanierung senken eine erhöhte Fragmentation häufig merklich. Ergänzend kann ein einmaliges Hormonprofil (FSH, LH, Testosteron, Prolaktin, SHBG, Inhibin B) sinnvoll sein, insbesondere wenn sich klinische Hinweise auf eine endokrine Störung ergeben (z. B. verminderte Libido, Hodenvolumen unter 15 ml oder ausgeprägter Hodenhöcker). Für Ihren anstehenden Eingriff – die Kombination aus Chromopertubations‑Laparoskopie und diagnostischer Hysteroskopie – gilt: Das beste Zeitfenster liegt zwischen Zyklustag 5 und 10, also in der frühen Follikelphase. Dann ist das Endometrium noch hauchdünn, Blutungen sind minimal und eine unerkannte sehr frühe Schwangerschaft praktisch ausgeschlossen. Ein OP‑Termin an Zyklustag 12 ist aus Sicht vieler Operateure noch vertretbar, solange zwei Voraussetzungen erfüllt sind: Erstens wird am OP‑Tag ein negativer Urin‑ oder Serum‑hCG‑Test dokumentiert; zweitens verzichten Sie in diesem Zyklus vor dem Eingriff konsequent auf einen Schwangerschaftsversuch – das kann bedeuten, geschützten Geschlechtsverkehr zu wählen oder für diesen einen Zyklus ganz auf Verkehr in der fruchtbaren Phase zu verzichten. Ihr Plan, die bevorstehende Letrozol‑Stimulation wie gewohnt durchzuführen und anschließend durch eine verlängerte Cyclogest‑Einnahme die Periode ein paar Tage nach hinten zu schieben, ist pharmakologisch möglich, weil Progesteron die Abbruchblutung zuverlässig hinauszögert. Allerdings handelt es sich um einen Off‑Label‑Kniff, der seinerseits den nachfolgenden Zyklus geringfügig verschieben kann. Wesentlich komfortabler – und von vielen Zentren bevorzugt – ist deshalb eine andere Taktik: Nehmen Sie den jetzigen Stimulationszyklus ganz normal mit, beginnen Sie danach einen natürlichen Zyklus ohne Stimulation, und legen Sie den Operationstermin auf Tag 6 bis 9 dieses Zyklus. Damit gewinnen Sie automatisch das ideale Sichtfenster, brauchen keine Zyklusverlängerung und laufen nicht Gefahr, trotz negativer Tests gerade in den allerersten Tagen einer Schwangerschaft zu sein. Nach der Operation dürfen Sie, sofern der Befund unauffällig ist, meist schon im darauffolgenden Zyklus wieder stimulieren. Viele Paare nutzen die erste Zeit nach einer diagnostischen oder mild therapeutischen Bauchspiegelung sogar ganz ohne Stimulation, weil die Durchgängigkeit der Eileiter frisch bestätigt und eventuelle Verklebungen behoben wurden – ein Effekt, der sich gerade in den ersten drei Zyklen positiv auf die Spontanschwangerschaftsrate auswirken kann. Zusammengefasst: Ihr Mann hat mit hoher Wahrscheinlichkeit keine wesentliche Einschränkung, doch ein zweites und eventuell drittes Spermiogramm plus – bei weiter ausbleibendem Erfolg – eine DNA‑Fragmentations‑ und ROS‑Analyse schaffen absolute Gewissheit. Planen Sie den laparoskopisch‑hysteroskopischen Eingriff möglichst in der ersten Zyklushälfte, verzichten Sie im OP‑Zyklus vorher auf Empfängnisversuche oder sichern Sie ab, und bestehen Sie am Eingriffstag auf den obligatorischen hCG‑Test. Dann haben Sie medizinisch wie organisatorisch die bestmögliche Ausgangssituation, ohne sich unnötig lang „auf den Kopf stellen“ zu lassen. Ich hoffe, diese ausführlichere Erläuterung hilft Ihnen bei der Entscheidung 


Liliane91

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Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger, Sie haben meinen Mann und mich kürzlich sehr gut beraten. Ich würde Sie gerne wieder etwas fragen. Vielleicht können Sie mir helfen, auch wenn es nur teilweise mit Ihrem Kerngebiet zu tun hat. Ich befinde mich gerade im letzten Letrozolzyklus bevor im nächsten Zyklus eine diagnostische Hysteroskopie und Laparoskopie geplant ist, sollte es dieses Mal wieder nicht klappen. Heute bin ich 8 Tage nach Ovitrelle, es hat mich mit einem sehr unschönen Infekt erwischt, gegen den ich gerne Medikamente einnehmen würde. Ich möchte aber natürlich einer gerade stattfindenden Einnistung oder entstehenden Schwangerschaft auch nicht schaden.  Ich habe schon seit drei Tagen starke Halsschmerzen (hauptsächlich rechtsseitig) und mein rechtes Ohr ist etwas "zu". Meine Nase ist dicht, meine Stimme lässt zu wünschen übrig und ich habe etwas Fieber (38.5 Grad Celsius). Kann ich bedenkenlos Nasenspray (Nasic) und Paracetamol nehmen? In der Stillzeit meines erstes Kindes riet mir meine Hausärztin von Nasic ab. Ohne ist es aber schwierig zu schlafen. Die letzten Nächte habe ich mich ohne Nasic gequält. Nächste Woche habe ich noch dazu beruflich eine sehr straffe Woche mit sehr wichtigen unaufschiebbaren Terminen. Kranksein ist also gerade eigentlich keine Option :( Vielleicht können Nasic und Paracetamol mich boosten? Oder empfehlen Sie mir etwas anderes? Ich danke Ihnen vielmals  Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag,   vielen Dank für Ihr Vertrauen, ich erinnere mich gut – und helfe Ihnen natürlich sehr gern weiter, auch wenn es diesmal nicht direkt um den Kinderwunsch geht.   In Ihrer Situation – 8 Tage nach Ovitrelle, also potenziell in der sensiblen Phase der Einnistung – ist eine gewisse Vorsicht bei Medikamenten angebracht. Gleichzeitig ist eine gute Symptomkontrolle wichtig, da Stress, Schlafmangel und Fieber die Einnistungsbedingungen ebenfalls verschlechtern können. 1. Paracetamol Ja, erlaubt. Paracetamol gilt in allen Phasen der Frühschwangerschaft und auch in der Kinderwunschzeit als sicherstes Schmerz- und Fiebermittel (im Gegensatz zu Ibuprofen, das in der Frühschwangerschaft nicht empfohlen wird). Dosierung: max. 3 × 500–1000 mg/Tag, nicht länger als 3–5 Tage ohne Rücksprache. 2. Nasic (Xylometazolin + Dexpanthenol) Eingeschränkt vertretbar. Das Problem bei abschwellenden Nasensprays ist nicht die Gefahr für das Kind in dieser Frühphase, sondern die Gefahr der Gewöhnung und Schleimhautschädigung bei längerer Anwendung. In der Kinderwunschzeit oder Frühschwangerschaft spricht nichts gegen eine kurzfristige (2–3 Nächte) abendliche Anwendung, wenn Sie dadurch besser schlafen können – gerade weil Schlaf so wichtig für Ihr Immunsystem und Ihre Hormonregulation ist. Alternativen: Tagsüber: Meerwasser-Nasenspray zur Befeuchtung. Ergänzend: Inhalationen mit Kochsalz, ggf. mit Kamille oder ätherischen Ölen (z. B. Eukalyptus, wenn keine Allergie besteht). 3. Weitere Empfehlungen Viel Flüssigkeit, möglichst lauwarm, gern mit Honig und Ingwer (nur in Maßen – hohe Mengen Ingwer meiden bei Kinderwunsch). Halsschmerzen: Lutschpastillen mit Isländisch Moos, Salbei, oder Emser Salz (lokale Wirkung, unbedenklich). Ohrbeschwerden: Wenn sie sich verstärken oder pulsierend werden → ärztliche Kontrolle (z. B. Mittelohrentzündung). Fieber >38,5 länger als 2–3 Tage oder Husten mit gelbem/grünem Auswurf → ggf. Abklärung beim Hausarzt. Eine bakterielle Superinfektion wäre zu behandeln, aber erst nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung(auch hinsichtlich Antibiotikawahl). Fazit: Sie dürfen Paracetamol einnehmen und Nasic gezielt zur Nacht verwenden, um Kraft zu tanken – das ist aus gynäkologisch-reproduktionsmedizinischer Sicht vertretbar. Achten Sie dabei auf eine begrenzte Dauer (max. 3 Tage Nasic). Für die Einnistung ist es jetzt am wichtigsten, dass Sie sich nicht übermüden und das Fieber in Schach halten. Ich wünsche Ihnen baldige Besserung und drücke Ihnen sehr die Daumen für diesen Zyklus. Grüße Dr. Friedrich Gagsteiger


Liliane91

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Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger, ein herzliches Dankeschön für Ihre umfassende und schnelle Antwort. Ich finde es ganz großartig, dass man sich auf Ihren guten Ratschlag immer verlassen kann. Ihre guten Ideen setze ich um. Halspastillen, Paracetamol und warmer Tee mit Honig sind heute mein Begleiter. Meerwasser-Nasenspray habe ich zu Hause und probiert, aber das bewirkt bei mir irgendwie überhaupt nichts. Ich habe letzte Nacht tatsächlich verzweifelt zum Nasic gegriffen, weil ich überhaupt nicht mehr atmen und schlafen konnte. Insofern haben Sie mich heute sehr mit Ihrer Mitteilung, dass dies kurzzeitig vertretbar ist, sehr erleichtert. Ich nehme es nur einmal am Abend und bin mir darüber bewusst, dass ich das nicht länger als ein paar Tage tun sollte. Tagsüber mache ich auch Nasenduschen mit Meersalz.  Das rechte Ohr ist nur leicht zu. Das Hauptproblem sind die Halsschmerzen, die wirklich bei jedem Schlucken sehr schmerzen und die leichte Heiserkeit. Ich kann mich nicht erinnern, wann Halsschmerzen bei einer Erkältung mal so hartnäckig waren. Das Fieber ist gleichbleibend und macht müde. Ich hoffe wirklich, der Einnistung jetzt nicht gerade im Weg zu stehen. Ich muss morgen beruflich etwa zwei Stunden lang referieren und bin gespannt mit welcher Stimme das endet. Ich werde es mit Paracetamol, Isländisch Moos und GeloRevoice probieren.  Darf ich Sie noch fragen, wie es um Sinupret für die Nebenhöhlen in der potentiellen Einnistungsphase steht? Die Nebenhöhlen fühlen sich nämlich auch dicht an. Ich kenne die Seite Embryotox, die mir mein HNO-Arzt in der 1. Schwangerschaft nannte. Dort finde ich Sinupret aber leider nicht. Wahrscheinlich wäre ein Besuch bei der Hausärztin oder beim HNO-Arzt sinnvoll, doch ich will nur sehr ungern ein Antibiotikum nehmen. Es trägt sicherlich auch nicht zur Einnistung bei? Außerdem habe ich in der Vergangenheit nach jedem Antibiotikum immer Probleme mit der Scheidenflora bekommen (Scheidenpilz), was für den Kinderwunsch auch wieder hinderlich ist? Ich danke Ihnen im Voraus für die gute Beratung. Beste Grüße von Liliane


Liliane91

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Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger, ich entschuldige mich, dass ich mich so penetrant bei Ihnen melde. Ich vertraue Ihren Ratschlägen sehr und hätte eine letzte Rückfrage. Leider sind Halsschmerzen, Fieber und Nebenhöhlen nicht besser geworden. Meine Stimme ist nun auch noch fast komplett weg. Ich war heute deshalb beim HNO-Arzt, der eine bakterielle Nasennebenhöhlenentzündung und Laryngitis diagnostiziert hat. Im Ultraschall sah er in den Nebenhöhlen leider viel eitrigen Schleim. Ich habe von der potentiell möglichen Schwangerschaft berichtet und er war dennoch oder gerade deshalb der Meinung, dass wir nicht lange warten sollten und hat mir deshalb Cefuroxim 500 mg für 7 Tage 1-0-1 verschrieben. Ich bin nicht begeistert, aber habe wohl keine Wahl. Er sagte mir, dass es mit Cyclogest keine direkte Wechselwirkung gibt, er sich aber vorstellen kann, dass es die Wirkung von Cyclogest vielleicht etwas reduziert ähnlich wie bei der Wechselwirkung zwischen Antibiotikum und Pille. Ist das aus Ihrer gynäkologischen Perspektive richtig? Und kann man dann etwas falsch machen, wenn man einfach bis zum Schwangerschaftstest zwei Cyclogest täglich nimmt? 1 morgens und 1 abends? Ich möchte einfach einer Einnistung so wenig wie möglich im Weg stehen. Gleichzeitig ist für den nächsten Zyklus ja die Bauchspiegelung geplant, falls es wieder nicht klappt. Deshalb wäre auch eine verfrühte Periode (wenn Cyclogest nicht richtig wirkt) für den OP-Termin jetzt alles andere als ideal. Über eine kurze kompetente Antwort würde ich mich sehr freuen und wünsche Ihnen eine schöne Woche. Vielen Dank im Voraus. Beste Grüße  Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Abend,  ich verstehe Ihre Sorge – gerade in dieser Phase möchte man nichts dem Zufall überlassen. Kurz gefasst: 1. Wechselwirkung Cefuroxim ↔ Cyclogest Keine relevante Wechselwirkung bekannt. Cefuroxim ist ein Cephalosporin-Antibiotikum. Anders als Rifampicin o. ä., die die Leberenzymaktivität stark ankurbeln, beeinflussen Cephalosporine den Hormonstoffwechsel praktisch nicht. „Pille-Antibiotikum-Problem“ gilt hier nicht. Die (seltene) Abschwächung der Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva hängt teils von Leberenzym-Induktion, teils von einer veränderten Darmflora ab. Cyclogest wird allerdings vaginal oder rektal appliziert und umgeht beide Mechanismen. 2. Cyclogest-Dosierung Luteal-Support-Schemata liegen typischerweise bei 1 × 200–400 mg/Tag oder 2 × 200 mg/Tag. Zwei Suppositorien täglich (morgens + abends) sind daher absolut im üblichen Rahmen und sicher – sie erhöhen den Progesteronspiegel, gefährden aber weder Einnistung noch Schwangerschaft. Ob die Verdopplung nötig ist, hängt von Ihrem Ausgangsschema und Ihrem individuellen Progesteronwert ab – das kann Ihr Kinderwunschzentrum am besten beurteilen. 3. Sicherheit in (potenzieller) Frühschwangerschaft Cefuroxim gilt als Schwangerschafts-Kategorie B (unbedenklich); eine siebentägige Therapie ist daher vertretbar, besonders bei nachgewiesener bakterieller Sinusitis. Gute Infektionskontrolle ist sogar positiv für eine mögliche Einnistung.   4. Zyklus / anstehende Bauchspiegelung Solange Sie Cyclogest wie geplant fortführen, sollte keine vorzeitige Abbruchblutung einsetzen. Fällt der Schwangerschaftstest (i. d. R. 14 Tage nach Embryotransfer/ES + 14) negativ aus, setzen Sie Cyclogest ab – die Blutung beginnt dann meist binnen 2–4 Tagen und Ihr OP-Termin kann wie vorgesehen geplant werden. Mein Rat Antibiotikum nehmen wie verordnet (500 mg morgens & abends, 7 Tage). Cyclogest unverändert laut ursprünglichem Protokoll weiterführen; zweimal täglich ist unproblematisch, aber klären Sie kurz telefonisch, ob Ihre KiWu-Praxis das für nötig hält. Kein Risiko für Einnistung durch Cefuroxim zu erwarten. Sollten neue Symptome (z. B. Vaginalinfektion, Blutung, allergische Reaktion) auftreten, bitte sofort Rücksprache halten. Ich hoffe, das nimmt Ihnen etwas Sorge. Gute und schnelle Besserung – und ich drücke weiterhin die Daumen! Herzliche Grüße Dr. med. Gagsteiger Diese Auskunft ersetzt nicht die persönliche Betreuung durch Ihre behandelnden Ärztinnen/Ärzte.


Liliane91

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Danke! Sie haben mich sehr beruhigt  Der HNO-Arzt hat auch extra ein Antibiotikum ausgesucht, das für Schwangere unbedenklich ist. Trotzdem beruhigt es sehr, zu hören, dass Sie das aus gynäkologischer Sicht auch für sinnvoll halten. Genau so mache ich es und ich frage morgen im Kinderwunschzentrum nach wie ich es handhaben soll. Ganz ganz großen Dank!!!


Liliane91

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Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger, ich könnte noch einmal sehr gut Ihre Hilfe brauchen und würde mich wirklich darüber freuen. Wir sind gerade im Urlaub (innerhalb Deutschlands). Ich bin heute 17 Tage nach Ovitrelle und mein Urin-Schwangerschaftstest ist positiv. 15 Tage nach Ovitrelle war er leicht positiv, heute (2 Tage später) deutlicher. Genau 15 Tage nach Ovitrelle hatte ich eine kurze hellrote (fast rosane) minimale Blutung am Toilettenpapier, seitdem nichts mehr. Es ziepft ab und zu in der Gebärmutter. Das Antibiotikum (Cefuroxim 500 mg) gegen die Nebenhöhlenentzündung und Kehlkopfentzündung habe ich bis heute Morgen über 7 Tage genommen und aufgebraucht und bin sehr froh, dass der Arzt darauf geachtet hat, eines auszusuchen, das ist der Schwangerschaft akzeptabel ist. Meine Stimme ist noch immer leicht angeschlagen, aber ansonsten geht es mir wieder gut. Ich hatte, wie von Ihnen empfohlen, mit meinem Kinderwunschzentrum bezüglich der Steigerung der Dosis von Cyclogest während der Antibiotikaeinnahme, gesprochen und die Empfehlung bekommen, früh und abends je eine einzuführen. Die Dosis ist damit aber aktuell sehr hoch: 2 x 400 mg, also insgesamt 800 mg am Tag. Nun waren wir auf unserer Urlaubsreise auch gerade zu Besuch bei Freunden im Allgäu, die mir sehr behilflich waren. Eine unserer Freundinnen ist MFA und hat mir heute Morgen Blut abgenommen und eine ist MTA in einem kleinen Labor und hat mir den hCG-Wert unter der Hand bestimmt. Er ist heute (17 Tage nach Ovitrelle) 175 mIU/ml. Leider konnte sie den Progesteronwert dort nicht bestimmen.  Darf ich Sie um einen Rat bitten? Wie schätzen Sie den hCG-Wert ein? Spricht er für eine intakte Schwangerschaft? Ich hatte schonmal eine biochemische Schwangerschaft und habe jetzt nach der kurzen Blutung Angst, wobei sie nicht bräunlich oder dunkel aussah und auch nicht nach Schleimhaut. Meine Basaltemperatur ist bisher einseitig über der Coverline geblieben, aber die letzten zwei Tage etwas gefallen. Ich hoffe, das ist kein schlechtes Zeichen. Könnte es sich bei der Art von Blutung (wie oben beschrieben) einfach um eine Einnistungsblutung gehandelt haben? Ich hatte das in meiner 1. Schwangerschaft nicht. Es war nur ganz kurz hellrosa und seitdem gar nichts mehr. Sollte ich auf unserer Weiterreise durch Niederbayern schauen, von einem Frauenarzt einen Progesteronwert und evtl. zweiten hCG-Wert 2-3 Tage später zu bekommen?  So ist es vermutlich schwierig, zu sagen, ob ich nach dem Antibiotikum das Progesteron wieder auf 1 x täglich 400 mg reduzieren kann oder ob ich bei 2 x 400 mg bleiben sollte? Für 2 x täglich 400 mg hätte ich auch nicht mehr genug für den kompletten Urlaub.  Noch dazu ist meine Bauchspiegelung in 1,5 Wochen (eigentlich zum neuen Zyklusbeginn) angesetzt. Vermutlich kann ich den Termin absagen, aber das will ich nicht tun, bevor ich nicht definitiv weiß, dass die Schwangerschaft dieses Mal intakt ist. Auch neige ich nach Antibiotikaeinnahme zu einem Ungleichgewicht der Scheidenflora und zu Scheidenpilz. Ich spüre bisher kein Brennen oder Jucken, frage mich aber, ob ich prophylaktisch jetzt etwas tun sollte, denn ein Ungleichgewicht in der Schwangerschaft kann ja auch eine Fehlgeburt begünstigen. Haben Sie einen Tipp für ein Produkt? Ich weiß aber gar nicht wann ich das vaginal nehmen soll, wenn ich gerade schon früh und abends Progesteron vaginal nehme. Progesteron und Milchsäurezäpfchen gleichzeitig sind vermutlich keine gute Idee? Entschuldigen Sie die vielen Fragen. Können Sie mir mit einem guten Rat für all meine Fragen helfen? Ich würde mich so über Ihre Hilfe freuen! Bitte drücken Sie die Daumen, dass alles gut geht! Ich wäre so glücklich! Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit, die Sie hier im Forum leisten. Ich fühle mich immer kompetent beraten von Ihnen! Chapeau! Viele Grüße aus Niederbayern, Liliane


Liliane91

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Hallo Herr Dr. Gagsteiger, entschuldigen Sie, dass ich penetrant noch einmal nachfrage, bevor Sie meine Nachricht von gestern (oben) beantworten konnten. Ich habe seit heute morgen eine ganz minimal leichte hellbraune Schmierblutung und ein leichtes Brennen in der Scheide. hCG gestern wie oben geschrieben 175. Nach viel Rumtelefonieren im Urlaub habe ich einen Frauenarzt am Land gefunden, der mich sofort eingeschoben hat. Er hat unter dem Mikroskop Bakterien gesehen, also bakterielle Vaginose. Das ist ja in Frühschwangerschaft jetzt sehr blöd... er hat einen Abstrich gemacht und ich soll 3 Mal täglich Amoxi 750 nehmen. Blutentnahme für einen neuen hCG- und Progesteronwert wurde auch gemacht. Er denkt, das Cefuroxim, das ich bis gestern genommen habe, könnte Schuld an der bakteriellen Vaginose sein. Deckt Amoxicillin alle gängigen Keime ab? Ich habe Angst vor einer Fehlgeburt. Der Arzt hat zwar "eilig" auf den Abstrich geschrieben, das Abstrichergebnis kommt aber trotzdem nicht vor Montag. Wäre Lactobacillus gleichzeitig sinnvoll oder erst im Anschluss? Ich finde es gar nicht super von einem Antibiotikum zum nächsten überzugehen... wie stark erhöht eine bakterielle Vaginose das Fehlgeburtrisiko? Über Ihre Meinung würde ich mich sehr freuen, sich zu meiner vorigen Nachricht. Vielen Dank!


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Liliane, herzlichen Dank für Ihre ausführliche Schilderung und Ihr Vertrauen. Ich verstehe sehr gut, wie belastend diese Situation für Sie ist – zwischen Hoffnung und Sorge, mitten im Urlaub. Ich werde alle Punkte strukturiert beantworten, damit Sie eine klare Orientierung haben: 1. hCG-Wert an Tag 17 nach Ovitrelle: Ein Wert von 175 mIU/ml 17 Tage nach Ovitrelle (also ca. 15 Tage nach Eisprung) ist absolut im normwertigen Bereich und spricht klar für eine Schwangerschaft. Auch dass der Urin-Test an Tag 15 schwach positiv war und jetzt stärker, ist ein gutes Zeichen für einen steigenden hCG-Wert. 🔍 Wichtig wäre zur Verlaufskontrolle ein zweiter hCG-Wert im Abstand von 48 Stunden, um zu sehen, ob er sich mindestens um 60–100 % steigert – das wäre ein positives Zeichen für eine intakte Frühschwangerschaft. 2. Kurze hellrosa Blutung 15 Tage nach Ovitrelle: Das klingt eher nach einer Kontaktblutung z.B. nach Geschlechtsverkehr oder Untersuchung beim Frauenarzt. Solche Blutungen kommen bei ca. 15–25 % der Frauen vor und sind meist harmlos. 3. Basaltemperatur: Ein leichter Abfall über ein oder zwei Tage ist nicht zwangsläufig ein schlechtes Zeichen, insbesondere, wenn die Temperatur weiterhin über der Coverline bleibt. Temporäre Schwankungen durch Schlafqualität, Infekte, Reisebedingungen oder Medikamente (z. B. Antibiotika) sind häufig. 4. Cyclogest 2×400 mg täglich: Die derzeitige Dosierung ist hoch, aber im Rahmen, insbesondere nach Infekt und bei Verdacht auf eine Lutealinsuffizienz. Viel Progesteron ist nicht schädlich, kann aber müde machen. Da Sie durch die hohe Dosis aber nicht genug für den ganzen Urlaub haben, wäre Folgendes möglich: Option A (vorsichtig): Dosis beibehalten bis Progesteronwert bestimmt ist (gut, dass das gemacht wurde!). Falls dieser gut ist (>15 ng/ml), könnten Sie auf 1×400 mg abends umstellen. Option B (wenn kein Laborwert möglich): auf 600 mg/Tag (z. B. 1–1–1) der 200er Tabletten reduzieren, sobald die Akutphase (Infekt + Schmierblutung) vorbei ist. 💡 Wenn Sie Ihre nächsten Tage sicher abdecken wollen, könnten Sie sich Cyclogest oder Utrogest in der Apotheke holen. Wir würden Ihnen ein Rp. zuschicken oder in der Apotheke anrufen.   5. Bauchspiegelungstermin: Stand jetzt sieht es so aus, als könnten Sie die Bauchspiegelung ersparen. ⚠️ Eine intakte Schwangerschaft ist eine Kontraindikation für eine Laparoskopie – auch in sehr früher Woche. Bitte keine Narkose oder OP. 6. Bakterielle Vaginose + Antibiotikum: Eine bakterielle Vaginose in der Frühschwangerschaft sollte schnell behandelt werden. Amoxicillin ist in der Schwangerschaft sehr gut verträglich, hat aber kein optimales Wirkspektrum. Es könnte dennoch helfen. Falls das Labor Gardnerella oder Mobiluncus nachweist, wäre Metronidazol (z. B. Arilin vaginal oder oral)gezielter – aber das klärt sich durch das Abstrichergebnis. 7. Probiotische Behandlung (Lactobacillen): Sehr sinnvoll – sowohl zusätzlich als auch im Anschluss an das Antibiotikum. Idealerweise: 4–6 Stunden versetzt zum Antibiotikum (z. B. Lactobacillus vaginal abends, Amoxi morgens/mittags). Wenn das logistisch schwierig ist, dann lieber nach dem Antibiotikum beginnen. Beispiele: Vagisan Milchsäure-Zäpfchen, Gynophilus, FloraProtectis, OmniBiotic Flora Plus (oral).   8. Vaginale Anwendung von Progesteron & Milchsäurepräparat: Kombination ist grundsätzlich möglich, aber: Immer mit 6–8 Stunden Abstand. Z. B. Progesteron morgens und abends, Milchsäurepräparat zur Mittagszeit Alternativ: Probiotikum oral, wenn vaginal zu kompliziert.   Zusammenfassung – meine Empfehlung: hCG erneut in 48 h bestimmen, um Entwicklung zu beurteilen Progesteronwert abwarten, bei Unsicherheit 600 mg/d als Mindestdosis Amoxicillin einnehmen, da Infekt + Frühschwangerschaft Lactobacillus-Probiotikum ab Tag 2 der Antibiose starten Bauchspiegelung absagen, sobald zweite hCG-Kontrolle positiven Verlauf bestätigt, Ultraschall nächsten Montag um sicher zu gehen, dass in der Gebärmutter eine Fruchtblase zu sehen ist. Weiterhin körperlich schonen, ausreichend trinken, Stress vermeiden Und sich keine Sorgen machen! Alles scheint in Ordnung zu sein! Ich drücke Ihnen ganz fest die Daumen, dass sich alles gut weiterentwickelt – die bisherigen Zeichen sprechen jedenfalls für eine gute Chance. Gern begleite ich Sie weiter durch diese spannende und sensible Phase. Herzliche Grüße aus Ulm Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger P.S. Das Allgäu ist nicht weit weg von Ulm. Sie dürfen gerne auch schnell vorbei kommen. (www.bestfertility.de)


Liliane91

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Hallo Herr Dr. Gagsteiger, Sie können sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie ich mich über Ihre genauen Erklärungen und Ihre ermutigende Nachricht gefreut habe. Sie machen hier wirklich einen unglaublich tollen Job und leisten so viele gute Taten. Danke, danke, danke! Zwischen Freude, Hoffnung und gleichzeitig Angst und Sorge trifft es gerade ganz gut und das mitten im Urlaub. Einerseits freuen wir uns so, dass es endlich geklappt hat. Andererseits ist die Freude noch sehr verhalten. Es fühlt sich so an, als wäre durch den HNO-Arzt ein Problem beseitigt worden und dadurch ein neues Problem entstanden… never ending story… Wir stellen gerade viele Pläne für den Urlaub komplett auf den Kopf. Eigentlich wollten wir auch mal in die Thermenlandschaft Niederbayerns gehen, aber das kann ich vermutlich vergessen, weil Thermen Keimschleudern sind und das bei bakterieller Vaginose + Schwangerschaft bestimmt nicht förderlich ist? Gestern bin ich erst einmal 1 Stunde für den Arzttermin beim Frauenarzt durch die Gegend gefahren, denn alle näheren Praxen haben entweder Urlaub oder mich am Telefon abgelehnt und mich auf den Bereitschaftsdienst oder die Notaufnahme im Klinikum Passau hingewiesen. Doch ich finde, genau so werden die Notaufnahmen mit Fällen verstopft, die auch einfach zum Facharzt gehen könnten. Ich finde es deshalb außerordentlich nett von Ihnen, mir sogar anzubieten, in Ulm vorbeizukommen. Danke! Das würde ich wirklich tun, wenn wir noch im Allgäu wären, doch wir sind seit gestern schon weiter ins tiefste Niederbayern gefahren. Hier habe ich einen Frauenarzt gefunden, der mir angeboten hat, sofort vorbei zu kommen. Er hat sich viel Zeit genommen, doch zwei Aussagen haben mich etwas irritiert: 1) Den Progesteronwert hielt er für unnötig und hat ihn nur bestimmt, weil ich ihn unbedingt wollte. 2) Er hätte mir kein Antibiotikum gegeben obwohl er selbst sagte, dass unter dem Mikroskop Bakterien sind. Er hätte erst das Abstrichergebnis abgewartet, das aber ja wohl nicht vor Montag kommt. Erst als ich schon an der Tür gefragt habe, ob man die Bakterien nicht schon einmal behandeln sollte und ich Angst vor einer Fehlgeburt habe, schwenkte er um und hielt das Antibiotikum sogar für sinnvoll. Ich weiß daher nicht, wie sehr ich ihm vertrauen kann und bin sehr froh über Ihren kompetenten Rat. Oder hätte man hier wirklich erst das Abstrichergebnis abwarten können? Heute habe ich folgende Blutwerte erhalten: hCG (von gestern/Mittwoch, d.h. Ovitrelle + 18): 185 Progesteron: 23,5 Morgen (Freitag) soll ich noch einmal zu dem Frauenarzt in Passau. Er will einen zweiten hCG 48 Stunden nach dem von Mittwoch, wie auch Ihr Vorschlag war. Was halten Sie von hCG und Progesteron? Der hCG ist ja nur um 10 gestiegen, zwar in 24 Stunden, aber ist das nicht sehr wenig? Meine Freundin im Allgäu hatte ziemlich genau 24 Stunden vorher 175 gemessen. Der Arzt meinte, wir bestimmen ja morgen noch einen und innerhalb von 24 Stunden sei das schon ok. Ich finde den Anstieg sehr gering. Oder muss das noch nichts heißen? Machen 2 x 400 mg Cyclogest also weiterhin Sinn? Kann Amoxi die Wirkung von Cyclogest reduzieren? Bis Anfang nächster Woche reichen die Zäpfchen noch aus. Ich werde den Frauenarzt am Freitag nach einem Rezept für Cyclogest fragen. Sollte er es mir nicht geben, würde ich sehr gerne auf Sie zurückkommen und Ihnen eine Apotheke für einen Anruf nennen. Tausend Dank auch für dieses Angebot! Wäre es sinnvoll, dass der Frauenarzt am Freitag noch einmal unter dem Mikroskop schaut, ob die Bakterien zumindest weniger geworden sind oder geht das nicht so einfach wie ich mir das vorstelle? Andernfalls gibt es ja wahrscheinlich keine Methode um vor dem Abstrichergebnis am Montag zu sehen ob das Amoxi anschlägt? Oder doch? Heute brennt es an der Scheide noch genauso wie gestern. Die ganz zart hellbräunliche Schmierblutung kommt eigentlich meist nur mit den Resten vom Cyclogest raus, z.B. morgens nach dem Aufstehen. Normalerweise sind die Cyclogestreste ja weiß und seit vorgestern sind sie eher zart hellbraun. Der Frauenarzt selbst war diesbezüglich relativ entspannt, er sah keine Schmierblutung. Kann die Schmierblutung von den Bakterien kommen? Ich hoffe, der Arzt hat durch den vaginalen Ultraschall nicht die Bakterien noch weiter nach innen geschoben… ist das ein unbegründeter Gedanke? Das Amoxi soll ich 3 x täglich alle 8 Stunden nehmen, daher wird es dann wahrscheinlich mit vaginalen Lactobacillen schwierig, noch dazu mit 2 x täglich Cyclogest. Sollte ich dann erst danach damit beginnen? Es tut mir leid, dass ich so viele Fragen habe. Vielen Dank, dass Sie mich weiterhin durch diese spannende und sensible Phase begleiten. Das gibt mir viel Sicherheit! Nun bleiben wir optimistisch und genießen den Sonnenschein und den Urlaub weiterhin. Vor ein paar Tagen sind wir im Allgäu noch Berge mit 20-30% Steigung hochgestiegen, jetzt lassen wir es eben etwas ruhiger angehen. Ich freue mich schon sehr auf Ihre Antwort und melde mich dann wieder mit dem hCG Wert von Freitag bei Ihnen. Viele liebe Grüße von Niederbayern nach Ulm! Und danke, danke, danke! Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, herzlichen Dank für Ihre warmen Zeilen und Ihr Vertrauen. Ihre Rückmeldung zeigt, wie sehr Ihnen alles unter die Haut geht. Ich nehme Ihre Fragen sehr ernst und antworte Ihnen so differenziert wie möglich, auch wenn in dieser Phase oft Geduld und Zuversicht die besten Begleiter sind. 1. Zu Ihren aktuellen Werten hCG von 185 an +18 nach Ovitrelle: Das ist ein absolut akzeptabler Wert. An +18 nach Ovitrelle (also ca. +15 nach Befruchtung) liegt er im guten Bereich. Dass der Wert in 24 Stunden nur leicht gestiegen ist, kann auch an den Messungen in zwei verschiedenen Laboren liegen. Entscheidend ist der Anstieg über mehrere Tage. Morgen wissen wir mehr. Gehen sie aber morgens zum Frauenarzt. Die Resultate kommen sonst nicht mehr am selben Tag. Progesteron 23,5 ng/ml: Das ist ein sehr solider Wert unter vaginaler Progesteronsubstitution (Cyclogest). Wichtig ist weniger der absolute Wert als die fortlaufende Einnahme. Also: 2×400 mg Cyclogest unbedingt fortsetzen, auch bei leichten Schmierblutungen. 2. Zur bakteriellen Vaginose und Amoxicillin Ich kann gut verstehen, dass Sie irritiert waren – die Entscheidung, trotz Mikroskopbefund kein Antibiotikum zu geben, ist bei Kinderwunsch und erst recht in der Frühschwangerschaft nicht leitliniengerecht. Das Antibiotikum bereits vor dem Abstrichergebnis zu beginnen, war absolut richtig, gerade bei bekannten Keimen wie E. faecalis oder S. aureus. Ein nochmaliger Mikroskop-Blick morgen: kann zwar Hinweise geben (weniger Leukozyten, weniger Clue Cells o. Ä.), aber das ist nicht standardisiert objektivierbar – letztlich liefert nur das Abstrichergebnis Klarheit. Trotzdem kann der Arzt schauen, ob sich die Situation sichtbar bessert. Brennen trotz Antibiotikum: Leider kann es 2–3 Tage dauern, bis eine spürbare Besserung eintritt. Lactobacillen vaginal (z. B. Vagisan, Gynophilus, etc.) schadet nicht, wird aber auch durch das Antibiotikum "behandelt"..  3. Zur Thermenfrage Ich würde Ihnen von Thermalbädern derzeit abraten. Nicht nur wegen der Keime. Thermen sind für Schwangere und Kinder nicht geeignet. 4. Zur Schmierblutung und Ultraschall Leichte hellbräunliche Rückstände nur beim morgendlichen Cyclogest-Rest sind häufig und meist harmlos. Der Gedanke, dass der Vaginalultraschall Bakterien „nach innen schieben“ könnte, ist zwar nachvollziehbar, aber in der Praxis unbegründet. Eine geübte Untersuchung mit sterilem Schallkopf überwindet nicht die Zervixbarriere – keine Sorge! 5. Vertrauen zum Arzt vor Ort Sie haben gut gehandelt, sich nicht abspeisen lassen und nachgehakt. Wenn man in einer Schwangerschaft mit bekannter vaginaler Fehlflora nicht ernst genommen wird, darf man ruhig klar Position beziehen – das haben Sie sehr überlegt gemacht. 6. Zum Rezept für Cyclogest Wenn Sie morgen kein Rezept erhalten sollten, geben Sie mir einfach Bescheid und nennen mir die Apotheke – ich helfe gern. Eine sichere Progesteronunterstützung in der Frühschwangerschaft ist ein Grundpfeiler der Unterstützung. Fazit und Empfehlung: Amoxi wie verordnet fertig nehmen Cyclogest weiter wie bisher (2×400 mg) Lactobacillen wieder starten Thermenbesuch vermeiden Mikroskopische Kontrolle morgen kann, muss aber nicht zwingend erfolgen Warten Sie morgen den hCG-Wert ab – erst dann ist eine echte Verlaufskontrolle möglich Ich freue mich, dass Sie sich trotz all der Aufregung ein Stück Urlaub bewahren. Aber jetzt keine körperlichen Anstrengungen mehr! Ich bin sehr gespannt auf den hCG-Wert von morgen und hoffe auf einen ordentlichen Anstieg – das wäre das schönste Zeichen!   Alle guten Wünsche aus Ulm und weiterhin viel Kraft und Sonnenschein, Ihr Dr. Gagsteiger


Liliane91

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Hallo Herr Dr. Gagsteiger, vielen, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort und Ihre vielen guten Tipps. Sie haben gestern sehr zu meiner Beruhigung beigetragen und wir haben anschließend noch einen kleinen Abstecher nach Österreich gemacht und die Sonne genießen können. Die beste Nachricht zuerst: Der hCG-Wert von heute Morgen ist 557. Ich vermute, Sie werden mir sagen, dass das ein super Anstieg ist? Spricht das für eine intakte Schwangerschaft? Sollte der Wert irgendwann noch einmal gemessen werden und wann? Reicht es Ende nächster Woche in meinem Kinderwunschzentrum, wenn wir wieder zu Hause sind? Ich merke auch zunehmend ein Ziepfen in der Gebärmutter und heute Morgen ist es mir zum ersten Mal auf den Geruch meiner Zahnpasta übel geworden. Und mein Kreislauf ist heute irgendwie auch nicht so gut. Ein Rezept für Cyclogest habe ich vom Frauenarzt in Passau erhalten. Aber vielen Dank noch einmal für Ihr Angebot, in der Apotheke anzurufen! Das ist ein Einsatz, der nicht selbstverständlich ist! Leider habe ich das Gefühl, diese zwei Antibiotika direkt nacheinander haben so ziemlich jede Flora zerstört, die vaginale Flora sowie die Darmflora. Seit gestern Abend hatte ich schon zwei Mal Bauchschmerzen und Durchfall. Nun habe ich mir in der Apotheke Gynophilus, OnniBiotic Woman (oral) und OmniBiotic 10 (für die Darmflora) geholt. Kann ich alle drei bedenkenlos mit möglichst viel Abstand zum letzten Antibiotikum nehmen? Oder würden Sie mir noch etwas anderes empfehlen? Was mich jetzt noch etwas beunruhigt: Das Keimergebnis der bakteriellen Vaginose ist doch schon da und es handelt sich um Klebsiella. Wenn ich das im Internet recherchiere, steht da, diese sind oft gegen Amoxicillin resistent. Oder ist das nicht so? Den Frauenarzt habe ich am Telefon gefragt, ob Amoxi dagegen wirkt und er hat mir einfach gesagt, das sei ok und ich sollte das Antibiotikum zu Ende nehmen und dann zu Hause bei meiner Frauenärztin Ende nächster Woche zur Kontrolle gehen. Wie sehen Sie das? Bräuchte es hier ein anderes Antibiotikum oder ist das Vorgehen so in Ordnung? Haben Sie eine Empfehlung? Gibt es überhaupt ein Antibiotikum dagegen, das in der Schwangerschaft erlaubt ist? Ich danke Ihnen unendlich für Ihren Einsatz! Ein schönes sonniges Wochenende für Sie und viele liebe Grüße von Niederbayern nach Ulm!


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, das ist ja sehr erfreulich! 1. Ihr hCG-Verlauf Am 11. 06. 2025 lag Ihr β-hCG bei 185 IU/L, zwei Tage später (13. 06.) schon bei 557 IU/L. Auch wenn es zwei verschiedene medizinische Labore waren, können Sie sehr beruhigt sein. Ein toller Anstieg. 2. Frühschwangerschafts-Symptome Das Ziehen in der Gebärmutter, die plötzliche Geruchsempfindlichkeit, leichte Übelkeit und Kreislaufschwankungen passen sehr gut zu der hormonellen Umstellung dieser Wochen. Treten jedoch stärkere Schmerzen, Blutungen oder ein ausgeprägter Kreislaufkollaps auf, lassen Sie sich bitte sofort ärztlich kontrollieren. 3. Progesteron (Cyclogest) Prima, dass Sie das Rezept bereits haben. Viele Zentren geben Progesteron bis etwa zur 10.–12. SSW, um die Gelbkörperphase zu unterstützen. Halten Sie sich einfach an die Dosierungsempfehlung Ihres Zentrums. Und lassen sie auch diesen Wert immer dann bestimmen, wenn Blut abgenommen wird. 4. Probiotika nach Antibiotika Mit Gynophilus® (Lactobacillus crispatus), Omni-Biotic® Woman (oral) und Omni-Biotic® 10 für die Darmflora liegen Sie richtig; alle gelten als schwangerschaftstauglich. Ein Abstand von mindestens zwei Stunden zur letzten Antibiotikagabe schützt die Bakterien davor, gleich wieder inaktiviert zu werden. Viel trinken, ballaststoffreich essen und leichte Bewegung unterstützen zusätzlich den Wiederaufbau Ihrer Darm- und Vaginalflora. 5. Klebsiella-Nachweis & Amoxicillin Klebsiella-Stämme bilden meist β-Laktamasen und können resistent sein. Der entscheidende Punkt ist der individuelle Resistenzbefund Ihres Labors: Er sollte zusammen mit dem Keimergebnis eine Sensitivitätstabelle liefern.  Bitte setzen Sie die laufende Therapie nicht eigenmächtig ab, sondern rufen Sie möglichst bald Ihre Ärztin bzw. Ihr Zentrum an, um das Ergebnis gemeinsam zu besprechen und gegebenenfalls das Antibiotikum anzupassen. Oft kommt es aber auch zu einer spontanen Heilung durch die Milchsäurebakterien. 6. Was Sie selbst tun können Genügend trinken, ausgewogene Ernährung und ausreichend Ruhe. Bei erneutem Durchfall an Elektrolyte denken (z. B. Rehydrierungslösungen). Temperaturanstieg, Schmerzen oder Blutungen? Sofort ärztlich abklären lassen. Ich hoffe, die Zusammenfassung hilft Ihnen, die kommende Woche entspannt anzugehen. Alles Gute für den weiteren Schwangerschaftsverlauf und genießen Sie die sonnigen Tage in Niederbayern! Grüße aus Ulm Friedrich Gagsteiger


Liliane91

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Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger, ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich mich schon wieder bei Ihnen melde. Ih fühle mich sehr gut von Ihnen begleitet und finde, dass Sie wirklich einen ausgesprochen tollen Job im Forum machen. Ich bedanke mich vielmals für Ihre letzte Antwort. Sie haben mich sehr beruhigt und wir verbringen gerade ein paar wunderschöne sonnige ruhige Urlaubstage in Niederbayern.  Ich habe mir nun alle Befunde von dem Frauenarzt hier besorgt und einen Telefontermin mit meinem Kinderwunscharzt vereinbart. Ich wollte Sie auch um Ihre Meinung zum Bakterienbefund fragen, weil ich mir Ihre kompetente Antwort immer sehr hilft und ich gerade sehr verwirrt bin. Am Telefon sprach der Arzt von Klebsiellen, im Befund finde ich diesen Keim nicht ein einziges Mal: Mikrobiologischer TEILbefund: STI 1 Multiplex-PCR Mycopl. genitalium-DNA (PCR): nicht nachgewiesen  Mycopl. hominis-DNA (PCR): nicht nachgewiesen  Gramfärbung von Material: grampositive Stäbchen: mäßig viel gramnegative Stäbchen: mäßig viel Aerobier (Kultur): positiv Gardnerella (Kultur): folgt Sprosspilze (Kultur): folgt Anmerkung zur Kultur: vereinzelt Wachstum von Enterokokken-Flora Keim-Identifizierung: Keim 1: reichlich Ich sehe hier nur Enterokokken. Hat das etwas mit Klebsiellen zu tun? Und was meint dann Keim 1? Dahinter steht kein Name, sondern nur "reichlich". Meint das die Aerobier? Oder die Enterokokken? Wirkt Amoxi normalerweise gegen Enterokokken? Auch eine Sensitivitätstabelle, wie Sie erwähnten, sehe ich hier nicht. Für den Arzt hier scheint mein Fall abgeschlossen zu sein. Er meinte einfach, ich sollte zu Hause zur Frauenärztin gehen und sie noch einmal nachschauen lassen wenn ich das Amoxi aufgebraucht habe. Doch der Befund ist ja offensichtlich noch nicht einmal vollständig. Ich werde mich telefonisch auch mit meinem Kinderwunscharzt noch einmal darüber unterhalten, wollte Sie aber gerne um Ihre Meinung fragen, da ich Ihre kompetenten Nachrichten sehr schätze. Was würden Sie mir empfehlen? Ich danke Ihnen sehr für Ihre tolle Hilfe. Viele Grüße von Niederbayern nach Ulm! Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Liebe Liliane,   es freut mich sehr, dass ich Ihnen helfen konnte und Sie Ihren Urlaub genießen können – genau das soll eine Beratung hier bewirken. 🌞 1 | Was steht wirklich im Befund? Enterokokken Das sind gram-positive (kugelige) Darmbakterien, die gelegentlich in der Scheide vorkommen. Sie passen zur Zeile „grampositive Stäbchen … mäßig viel“ / „Enterokokken-Flora“. Aerobier (Kultur): positiv bedeutet nur: „Es ist überhaupt etwas gewachsen.“ Keim 1: reichlich heißt: Ein einzelner Keim wurde eindeutig als Hauptverursacher gefunden. Der Name steht meist auf Seite 2 der Kultur oder folgt, sobald das Labor die endgültige Identifizierung abgeschlossen hat. ➡️ Klebsiella (gram-negative Stäbchen) taucht im Befund nicht auf. Wahrscheinlich hat der Arzt am Telefon die „gramnegativen Stäbchen“ allgemein als Klebsiellen bezeichnet – fachlich nicht korrekt, aber eine häufige Verwechslung. 2 | Ist Amoxicillin (Amoxi) sinnvoll? Enterokokken sind oft empfindlich gegenüber Amoxicillin, aber nicht immer. Ohne Resistenztest (Antibiogramm) bleibt es eine empirische Therapie – meist erfolgreich, aber nicht garantiert. Fordern Sie deshalb unbedingt den vollständigen Endbefund mit Resistenzliste vom Labor oder der Praxis an. 3 | Was jetzt tun? Vollständigen Bericht einholen Fragen Sie gezielt nach dem Namen von „Keim 1“ und nach der Sensitivitätstabelle. Antibiotikum beenden & Kontrolle Nehmen Sie Amoxi wie verordnet zu Ende. Danach (frühestens 7 Tage nach der letzten Tablette) erneut Abstrich/Kultur – so sieht man, ob der Keim eliminiert ist. Mikrobiom aufbauen Gerade nach Antibiotika empfehle ich eine Laktobazillus-Kur (z. B. Vaginalzäpfchen mit L. crispatus / L. rhamnosus) für 5–10 Nächte, um die Scheidenflora zu stabilisieren. Kinderwunsch-Ärztin einbeziehen Schicken Sie Ihr den Endbefund vor dem Telefontermin. So kann sie gezielt entscheiden, ob weitere Maßnahmen nötig sind (z. B. Partner­behandlung, längere Probiotikatherapie oder ein anderes Antibiotikum). 4 | Warum das Ganze wichtig ist Eine intakte Scheidenflora schützt vor aufsteigenden Infektionen und verbessert – gerade bei Kinderwunsch – die Einnistungs­bedingungen. Enterokokken allein sind selten gefährlich, können aber auf ein bakterielles Ungleichgewicht hindeuten. Zum Forum Ihre Frage passt thematisch eher in den Bereich „Infektionen & Schwangerschaft“ bzw. „Scheidenflora“, nicht in das klassische Kinderwunsch-Unterforum. Wenn Sie dort posten, bekommen Sie zusätzlich Erfahrungen von Frauen in ähnlicher Situation.   Ich hoffe, das bringt Ihnen Klarheit. Genießen Sie weiter die niederbayerische Sonne – und melden Sie sich gern wieder, wenn noch Fragen offen sind.    Herzliche Grüße Dr. Friedrich Gagsteiger


Liliane91

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Guten Morgen Herr Dr. Gagsteiger, vielen lieben Dank für Ihre genauen Erklärungen und Hinweise wie ich weiter verfahren kann. Das hat mir sehr sehr geholfen und ich habe es genau so gemacht. Den Endbefund habe ich von dem Frauenarzt in Passau erhalten und dann mit meinem Kinderwunscharzt telefoniert. Ich hätte noch eine letzte Frage dazu und würde mich sehr über Ihre kompetente Antwort freuen: Der Keim 1, der "reichlich" gefunden wurde, heißt Klebsiella pneumoniae B96.2! Außerdem heißt Keim 2 Lactobacillus species B96.88! (davon mäßig viel). Verstehe ich richtig, dass der zweite Keim eigentlich gute Bakterien sind? In der Sensitivitätstabelle steht Amoxi, das ich gerade nehme, zwar als "sensibel", aber als Kombination Amoxi/Clavulans i.v. Als resistent steht dort Ampicillin. Ansonsten sensibel Piperac./Tazobactam, Ceftriaxon, Ceftazidim, Imipenem, Meropenem, Gentamicin, Trimeth.-Sulfameth., Levofloxacin, Ciprofloxacin. Außerdem mögliche Option bei Gabe einer Höchstdosistherapie: Cefuroxim i.v. Der Kinderwunscharzt sagte mir, man sollte auf jeden Fall 1 Woche nach Antibiotikaende einen neuen Abstrich machen, weil Amoxi alleine vielleicht nicht ausreicht. Ansonsten schlug er Cefuroxim oder Fluomizin vor. Cefuroxim hatte ich aber ja zuvor gerade erst vom HNO-Arzt bekommen und einen Tag nach Antibiotikaende schon das Brennen in der Scheide gespürt. Daher meine Frage: würde das aus Ihrer Sicht etwas ausmachen, es noch einmal zu nehmen? Wäre es eine Option falls im nächsten Abstrich noch einmal dieselben Bakterien gefunden werden? Oder gibt man eher nicht zwei Mal kurz hintereinander dasselbe Antibiotikum? Alle anderen Antibiotika sind in der (Früh)Schwangerschaft nicht geeignet? Die Lactobacillus-Kur habe ich sowohl oral als auch vaginal schon begonnen. Ich habe dummerweise vergessen zu fragen, ob mein Mann mitbehandelt werden sollte. Wir hatten allerdings seit der Einnahme der beiden Antibiotika, mit denen das Problem entstand, noch keinen GV. Ich bedanke mich für Ihre Mühe und will Sie nicht weiter damit belästigen. Wenn es in Ordnung ist, würde ich mich in einer Woche noch einmal mit dem neuesten hCG-Wert melden. Meine Frauenärztin wird dann neben dem Abstrich und hCG-Wert auch mal einen Ultraschall machen und schauen ob man schon etwas vom kleinen Wunder sehen kann. Übrigens hatte ich den hCG-Wert am Telefon falsch verstanden. Er lag bei Ovitrelle + 18 nicht bei 185, sondern bei 285 und zwei Tage später (Ovitrelle + 20) bei 557. Der Anstieg ist also etwas geringer, aber trotzdem gut? Meine Freundin im anderen Labor im Allgäu hatte an Ovitrelle + 17 den Wert 175 gemessen. Eine schöne restliche Woche wünsche ich Ihnen! Danke, danke, danke! Sie haben mir sehr geholfen, den Urlaub trotz dieser kleinen Hürden entspannt genießen zu können und wir freuen uns jetzt schon sehr auf unser zweites kleines Wunder und hoffen, dass alles weiterhin gut verläuft. Grüße aus Niederbayern nach Ulm! Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Morgen,   vielen Dank für Ihre liebe Rückmeldung – es freut mich sehr, dass ich Sie bisher begleiten durfte und dass Sie den Urlaub trotz der Unsicherheiten genießen können. Gern beantworte ich Ihre weiteren Fragen:  Bakterienbefund – Klebsiella & Lactobacillus Sie haben ganz richtig verstanden: Klebsiella pneumoniae B96.2 ist ein potenziell krankmachender Keim und gehört nicht zur natürlichen Scheidenflora. In reichlicher Menge ist eine gezielte Behandlung erforderlich. Lactobacillus species B96.88 hingegen sind wertvolle „gute“ Milchsäurebakterien. Sie sorgen für ein saures Scheidenmilieu und schützen vor Infektionen. Dass sie in „mäßiger“ Menge vorkommen, ist ein Hinweis darauf, dass die gesunde Flora gestört, aber nicht völlig zerstört ist.   Antibiotikatherapie und Optionen Wie Sie bereits erfahren haben, ist Amoxicillin allein oft nicht ausreichend, da Klebsiellen häufig Resistenzen durch Beta-Laktamasen aufweisen. In Ihrem Fall wurde zwar Amoxi + Clavulansäure (z. B. Augmentan®) als sensibel getestet – Amoxi allein kann dennoch grenzwertig sein. Eine Kontrollabstrichuntersuchung eine Woche nach Therapieende ist daher sinnvoll. Sollte der Keim erneut nachweisbar sein, wäre Cefuroxim eine Option – auch wenn Sie es kürzlich schon erhalten haben. Eine zweite Gabe ist prinzipiell möglich, insbesondere wenn der Abstand zur ersten Behandlung ein paar Wochen beträgt und keine Alternativen besser geeignet sind. Fluomizin® (Dequaliniumchlorid) wäre eine mögliche lokale Ergänzung, falls die Beschwerden weiterhin auf den unteren Genitaltrakt beschränkt bleiben. Systemisch wirksame Antibiotika wie Ciprofloxacin, Gentamicin oder Carbapeneme sind in der Frühschwangerschaft nicht erste Wahl.   Mitbehandlung des Partners Da seit der Einnahme der Antibiotika kein Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, ist eine sofortige Mitbehandlung nicht zwingend erforderlich. Dennoch empfehle ich: bis zum Vorliegen eines keimfreien Abstrichs sollte nur geschützter Verkehr (Kondome) stattfinden. Bei erneutem Keimnachweis könnte auch der Partner untersucht oder vorsorglich mitbehandelt werden.   hCG-Werte Die Werte mit Ovitrelle + 18: 285 Ovitrelle + 20: 557 zeigen eine sehr gute Dynamik mit einer Verdopplungszeit von ca. 48 Stunden, was völlig im Normbereich liegt. Ich bin also sehr optimistisch – und der sanfte Anstieg ist auch unter dem Einfluss des Ovitrelle-Rests plausibel.   🌿 Aufbau der Scheidenflora nach Antibiotikatherapie Besonders wichtig ist jetzt, die gesunde Scheidenflora wieder zu stabilisieren, um Rückfälle zu vermeiden.   Kombinierte Empfehlung:   Vaginale Anwendung von Milchsäurebakterien z. B. KadeFlora®, Gynophilus®, Vagi-C® oder Multi-Gyn FloraPlus® → Anwendung ab dem ersten Tag nach der Antibiotikatherapie für 6–10 Tage abends vor dem Schlafengehen. Orale Einnahme von Lactobacillen (sicher in der Frühschwangerschaft): z. B. Omni-Biotic Flora plus+® Lactofem® FemBiotic® ProLactBalance® → Einnahme über mindestens 4 Wochen, um die Darm- und indirekt auch die Vaginalflora zu stabilisieren.   Diese Kombination hat sich besonders in der Frühschwangerschaft bewährt, um das Mikrobiom zu unterstützen und wieder ins Gleichgewicht zu bringen.   Ich wünsche Ihnen und Ihrem kleinen Wunder weiterhin einen stabilen und hoffnungsvollen Verlauf – und freue mich, wenn Sie mir mit dem Kontrollabstrich, dem Ultraschall oder dem nächsten hCG-Wert wieder schreiben. Bis dahin alles Liebe und herzliche Grüße nach Niederbayern! Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger


Liliane91

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Hallo Herr Dr. Gagsteiger, vielen lieben Dank für die schnelle Rückmeldung. Sie war wieder sehr hilfreich für mich. Ich schätze Ihre Begleitung wirklich sehr.   Sie sind sehr engagiert! Ich wollte mich eigentlich erst nächste Woche mit neuen Ergebnissen bei Ihnen melden, doch bin ich heute etwas verunsichert und habe daran gedacht, ob Sie mir vielleicht weiterhelfen können. Heute ist der 2. Tag nach Beendigung von Amoxi und ich spüre schon wieder ein leichtes Brennen in der Scheide. Kein verstärkter Ausfluss, keine Blutung oder andere Symptome. Es brennt auch nicht dramatisch schlimm (weniger als vor der Amoxi-Einnahme), aber das Brennen war vor zwei Tagen ganz weg und ich spüre, dass entweder einfach das Gleichgewicht noch nicht passt oder es doch wieder Keime gibt. Ich nehme ganz gewissenhaft Gynoflor vaginal und OmniBiotic Woman. Würden Sie mir einfach empfehlen bis nächste Woche so weiter zu machen und wirklich erst 7 Tage nach dem Amoxi den Abstrich zu machen oder in diesem Fall lieber früher? Wir sind wieder aus dem Urlaub zurück zu Hause. Das Dumme ist nur leider, dass meine Frauenärztin diese Woche im Urlaub ist, d.h. ich müsste es dann morgen (Freitag) bei der Vertretung probieren. Mein Kinderwunscharzt hat damit beim letzten Telefonat auch nur auf meine Frauenärztin verwiesen. Abstriche macht das Kinderwunschzentrum nicht. Oder ich behandle einfach gewissenhaft mit Milchsäurebakterien weiter und melde mich am Montag bei meiner Frauenärztin so lange das Brennen nicht viel schlimmer wird und kein Ausfluss dazu kommt? Ich weiß nicht so recht, was richtig ist. Wäre ich nicht schwanger, würde ich einfach abwarten, denn schlimm ist es nicht, aber in Ordnung auch nicht. Können Sie mir einen Rat geben? Ich könnte auch die Dosis vom OmniBiotic Woman auf 2 x täglich erhöhen? Oder ich hole mir mal Fluomizin aus der Apotheke? Beim Gynoflor ist es schwierig, zwei Kapseln täglich einzuführen, denn wegen der Cyclogesteinnahme morgens und abends kann ich das Gynoflor nur mittags mit genügend Abstand einführen. Es nervt und beunruhigt mich wegen dem erhöhten Risiko einer Fehlgeburt, dass es nicht aufhört. Dieses Problem kenne ich aus der Vergangenheit nach Antibiotikaeinnahme, es löste sich aber normalerweise schnell. Kann es an der zusätzlichen Hormonumstellung der Schwangerschaft liegen, dass es dieses Mal nicht so ist? Ich versuche schon alles zu tun, was in meiner Macht steht: Lactobacillen, Unterwäsche bei 60 Grad waschen, pH-neutrale Seife. Mehr fällt mir nicht ein. Ich würde mich sehr über eine kurze Antwort freuen und wünsche Ihnen einen schönen Abend. Danke, danke, danke! Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Abend,   ich kann Ihre Verunsicherung absolut nachvollziehen, zumal Sie gerade alles richtig machen und dennoch spüren, dass „etwas nicht ganz in der Balance“ ist. Mein Rat für Sie: 1. Kein Grund zur Panik – aber zum Hinschauen: Ein leichtes Brennen nach Antibiotikagabe – gerade nach Amoxicillin – ist nicht ungewöhnlich. Auch wenn Sie in der Vergangenheit eine schnellere Besserung erlebt haben, so kann die Kombination aus:   Schwangerschaft, Hormonumstellung (besonders Östrogen), Progesteron-Zäpfchen (Cyclogest), und die Schleimhautveränderungen durch Gynoflor dazu führen, dass die Schleimhaut empfindlicher und die Regeneration etwas verzögert ist.   2. Gynoflor weiter verwenden – aber mit Bedacht: Wenn Sie derzeit nur mittags eine Gynoflor-Kapsel einführen können, ist das völlig in Ordnung. Lieber eine Kapsel sinnvoll platziert, als zwei „chaotisch“ – zumal Gynoflor ohnehin in Studien meist einmal täglich verabreicht wird. 3. Omni-Biotic Woman können Sie durchaus auf 2x täglich steigern, gerade in dieser sensiblen Phase – das ist unproblematisch. 4. Fluomizin würde ich aktuell nicht ohne Abstrich empfehlen, da es – im Gegensatz zu Gynoflor – nicht aufbaut, sondern antiseptisch wirkt. Wenn also gar keine „bösen Keime“ vorhanden sind, könnte es unnötig irritieren. Falls der Abstrich allerdings doch eine bakterielle Vaginose zeigen sollte, wäre Fluomizin dann wiederum eine gute Wahl. 5. Abstrich ja – aber erst ab Montag sinnvoll: Ich würde tatsächlich noch keine Vaginalabnahme vor dem 7. Tag nach Ende von Amoxi machen. Vorher ist der Abstrich einfach oft nicht aussagekräftig (weil Restantibiotika noch Keime hemmen oder das Bild verfälschen). Also: wenn möglich, Abstrich Anfang kommender Woche, idealerweise bei Ihrer gewohnten Ärztin. 6. In der Zwischenzeit bitte:   Weiter wie bisher mit Gynoflor & OmniBiotic, pH-Wert gerne einmal messen (z. B. mit dem KadeFemin pH-Test) – ist er < 4,5? Dann ist die Flora meist okay. Keine Intimspülungen oder Milchsäure zusätzlich – das tun Sie schon über Gynoflor genug. Kein Waschen mit Seife direkt an der Scheide – auch pH-neutral nicht nötig. Lauwarmes Wasser genügt, ggf. eine beruhigende Intim-Waschlotion wie Sagella med.   Und zum Thema Fehlgeburtsrisiko: Ich verstehe Ihre Sorge sehr. Aber das, was Sie beschreiben – ein leichtes Brennen ohne Infektionszeichen, bei weiterhin stabiler Schwangerschaft – ist kein akuter Risikofaktor. Sie handeln vorausschauend, umsichtig, und Ihre Maßnahmen dienen genau diesem Schutz. Ein leichtesUngleichgewicht der Flora in der Frühschwangerschaft ist keine Seltenheit – und auch kein Grund zur Verzweiflung.   Fazit: Nicht heute zur Vertretung – kein echter Gewinn. Am Montag ggf. bei Ihrer Frauenärztin Abstrich machen. Bis dahin weiter Gynoflor (1x/Tag) und OmniBiotic (2x/Tag). Keine zusätzliche Medikation nötig – beobachten, aber ohne Alarm.   Wenn sich das Brennen deutlich verstärkt, Ausfluss oder Blutungen auftreten, dann selbstverständlich früher zur Kontrolle – aber danach klingt es im Moment nicht. Ich wünsche Ihnen ein möglichst entspanntes Wochenende – und dem kleinen Krümel weiterhin gutes Gedeihen! 🌱   Mit herzlichen Grüßen Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger


Liliane91

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Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort! Sie haben mir wieder sehr weiter geholfen und mich v.a. sehr beruhigt. Dem kleinen Krümel geht es bestimmt gut. Mir war gestern den ganzen Tag bei jeder kleinsten Geruchsänderung übel. Gute Idee, den pH-Wert zu messen. Das habe ich gestern gemacht. Er ist leider bei 5,0. Ich versuche dann am Montag für Anfang der Woche einen Termin bei meiner Frauenärztin auszumachen und melde mich mit neuen Ergebnissen. Danke, danke, danke! Ein schönes sonniges Wochenende!


Liliane91

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Hallo Herr Dr. Gagsteiger, ich war heute bei meiner Frauenärztin und habe ihr auch alle Befunde des Frauenarztes aus Passau gezeigt. Die beste Nachricht ist, dass man beim Ultraschall eine Fruchthöhle mit Embryo und den Herzschlag als Flackern sehen konnte. Ein wahnsinnig schöner Moment! Wir sind so glücklich!  Nach der Berechnung meiner Frauenärztin nach Auslösen von Ovitrelle am 24.5. ist heute SSW 6+1. Sie hat eine Embryogröße von 2,2 mm gemessen, beim nochmaligen Messen aus einer anderen Perspektive sogar 3 mm. Ist diese Größe in Ordnung oder sollte der Embryo schon größer sein? Meine Schwangerschaftsapp sagt bei SSW 6 eine durchschnittliche Größe von 2 mm und bei SSW 7 schon 5 mm. Einen Bakterienabstrich hat sie gemacht. Das Ergebnis kommt aber erst nächste Woche. Unter dem Mikroskop hat sie keine Entzündungsmarker gesehen und sagte, das sei schon mal ein gutes Zeichen. Allerdings waren die Milchsäurebakterien auch Mangelware. Trotzdem war ihr Vorschlag, nur alle zwei Tage Gynophylus einzuführen. Dieser Logik kann ich nicht ganz folgen. Jeden Tag kann doch nicht schaden? Das Brennen in der Scheide ist zum Glück wieder weg. Vielleicht lag es wirklich an den vielen Zäpfchen (Cyclogest und Gynophylus). Das pH-Wert-Stäbchen war zwar heute bei der Untersuchung hellbraun und nicht gelb, wie es ja bei einem pH-Wert unter 4,5 wäre, sie sagte aber, sie denkt, das Cyclogest bewirkt diese Verfärbung. Ich habe das letzte Cyclogest-Zäpfchen aber heute Morgen ganz bewusst erst nach der Untersuchung eingeführt, d.h. das letzte Cyclogest hatte ich schon 12 Stunden vorher genommen.  Wie ist Ihre Meinung zu Gynophylus nur alle zwei Tage und zur Verfärbung des pH-Stäbchens von Cyclogest? Und stimmt es, dass bakterielle Vaginosen in der Frühschwangerschaft wie diese mit den Klebsiellen zu Frühgeburten führen können? Das sagte mir die Frauenärztin heute. Oder ist das eher der Fall, wenn sie unbehandelt bleiben? Den hCG-Wert wollte sie nicht erneut bestimmen, weil der Herzschlag zu sehen war. Für einen neuen Progesteronwert wurde mir Blut abgenommen. Meine Frauenärztin fand den Wert mit 23 von vor zwei Wochen nicht allzu hoch. Sie hätte ihn gerne über 30 gehabt und möchte ne nach neuem Wert, dass ich evtl. noch mehr Progesteron nehme. Ich war darüber etwas verwundert, denn sowohl Sie als auch mein Kinderwunscharzt fanden den Wert in Ordnung, wenn ich das richtig verstanden hatte. Ich nehme ja schon zwei Mal täglich Cyclogest 400 mg, damit sind es ja schon 800 mg. Mit zwei Cyclogest- und einem Milchsäurezäpfchen am Tag wüsste ich auch gar nicht, wann ich noch ein Zäpfchen mehr einführen soll. Meine Frauenärztin sagte, ich sie würde mir sonst noch oral Progesteron verschreiben. Wie sehen Sie das? Kann ich Ihnen Ende der Woche mal den Progesteronwert schicken wenn ich ihn habe? Ich kämpfe gerade sowieso schon mit der schwangerschaftsbedingten Müdigkeit und Progesteron macht doch noch müder? Es ist gerade sehr anstrengend, mit Arbeit und Kleinkind trotz Müdigkeit und Übelkeit "zu funktionieren". Ich könnte jeden Nachmittag wie ein Baby zwei Stunden Mittagsschlaf machen (wenn ich Zeit dafür hätte). Und jede kleine Geruchsveränderung führt zu einem latenten Übelkeitsgefühl. Über Ihre Meinung würde ich mich wieder sehr freuen. Danke, danke, danke! Viele Grüße von der glücklichen Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu diesem wunderschönen Meilenstein – ein sichtbarer Herzschlag ist in der 7. Schwangerschaftswoche (SSW 6 + 1) das allerbeste Zeichen dafür, dass sich Ihr kleines Wunder gut entwickelt!    1 | Embryogröße (CRL) Was wurde gemessen? Ein Crown-Rump-Length (CRL) von 2,2 – 3 mm passt perfekt zu 6 + 1. Große Studien zeigen für 6 + 0 bis 6 + 2 einen Mittelwert von ~2,5 mm, wobei ±1 mm völlig normal ist. Der Embryo wächst jetzt rund 1 mm pro Tag – deshalb kann schon ein minimal anderer Schallwinkel 0,5 – 1 mm Unterschied machen.   Warum sagt die App 5 mm für SSW 7? SSW 7 = 6 + 0 bis 6 + 6; am Ende der Woche (6 + 6) liegt der Durchschnitt schon bei 5 mm. Ihr Wert ist deshalb absolut im Normbereich.   2 | Gynophilus® alle zwei Tage? Die Vaginaltablette setzt Lactobacillus rhamnosus langsam frei; Untersuchungen zeigen, dass noch nach 48–72 h ausreichend hohe Konzentrationen nachweisbar sind. Ein „Tagesrhythmus“ bringt also keinen Zusatznutzen, kann aber die Scheide reizen – besonders zusammen mit Cyclogest®.   Kurz gesagt: Wenn Ihre Ärztin „alle zwei Tage“ empfiehlt, folgt sie damit genau den pharmakokinetischen Daten. Mehr schadet meist nicht, bringt aber auch nichts außer evtl. mehr Brennen.   3 | pH-Stäbchen & Cyclogest® Vaginale Progesteron-Zäpfchen enthalten meist fetthaltige Träger (z. B. Hartfett), die den Lackmusfarbstoff im Teststreifen verfärben können. Ein brauner statt gelber Streifen zeigt nicht zwingend einen hohen pH-Wert an, sondern kann schlicht ein Artefakt sein, wenn noch Rückstände in der Scheide sind. Das passt zu Ihrer Beobachtung. (Hierzu gibt es wenig Publiziertes – das Phänomen ist aber aus der Praxis bekannt.)   4 | Bakterielle Vaginosen & Frühgeburt Das Risiko sinkt deutlich, sobald eine ziemlich kurze Antibiotika-Kur (z. B. Metronidazol) oder ein zielgerichtetes Schema abgeschlossen ist. Ihre Ärztin hat also recht. 5 | Progesteron-Spiegel und Dosierung Zeitpunkt Ihr Wert Literatur-Cut-off für „viable“ SS Typische Untergrenze „Wunschbereich“ Ein Progesteronwert über 20 ng/ml gilt aus ausreichend hoher Wert für eine stabile Frühschwangerschaft.  Warum wollen manche > 30 ng/ml?  Bei IVF-/ICSI-Schwangerschaften wird oft „auf Nummer sicher“ gegangen, weil man weiß, dass zusätzliche Gabe nicht schadet. DassWerte  > 30 ng/ml zu besseren Outcomes führen, ist nicht bewiesen. 800 mg vaginal (= 2 × Cyclogest® 400 mg) ist bereits eine hohe Dosis mit sehr guter uteriner Bioverfügbarkeit. Eine zusätzliche orale Kapsel erhöht vor allem den Blut-, nicht unbedingt den Gebärmutterspiegel – und ja, sie macht häufiger müde. Mein pragmatischer Rat: Warten Sie den neuen Wert ab. Liegt er weiterhin um ≥ 20 ng/ml und der Ultraschall bleibt unauffällig, reicht das in aller Regel. Sollten Sie doch ergänzen müssen, kann Ihre Ärztin auf eine niedrigere orale Zusatzdosis (z. B. 100 mg Abends) ausweichen – dann bleibt die Tagesmüdigkeit oft geringer.   6 | Müdigkeit & Übelkeit Progesteron verstärkt die ohnehin schwangerschaftsbedingte Müdigkeit, aber der Haupttreiber ist das hCG-Hochum SSW 9–10. Machen Sie sich, so gut es geht, feste Ruheinseln – auch 15-min-Powernaps helfen. Gegen Geruchsempfindlichkeit hilft es, kleine, fettarme Snacks griffbereit zu haben (z. B. Cracker, Nüsse), damit der Magen nie ganz leer ist.   7 | Wie geht es weiter? Progesteronwert abwarten: Gern können Sie mir den Laborbefund zusenden, dann besprechen wir, ob eine Anpassung sinnvoll ist. Bakterienabstrich: Falls Klebsiellen oder BV bestätigt werden, folgt in der Regel eine orale oder vaginale Antibiotikatherapie – beides ist in der Frühschwangerschaft sicher. Ultraschallkontrolle: In ~10 Tagen sieht man meist schon eine deutliche Größensteigerung.   Kurzfazit: Ihr Embryo liegt mit 2,2 – 3 mm exakt im Soll, der Progesteronwert war völlig ok, und Gynophilus® alle zwei Tage genügt. Eine behandelte BV senkt das Frühgeburtsrisiko erheblich. Quälen sie sich nicht. Wenn sie nicht arbeiten können, bekommen Sie auch eine AU von ihrem Frauenarzt. Auch ein Beschäftigungsverbot sollte diskutiert werden.   Melden Sie sich gern, sobald der neue Progesteronwert und der Abstrich-Befund da sind – ich schaue beides sehr gern mit an. Bis dahin genießen Sie das frisch flackernde Herzchen ♥️ und gönnen Sie sich viel Ruhe.   Alles Liebe und weiterhin eine möglichst beschwerdearme Kugelzeit Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger  


Liliane91

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Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger, zuerst einmal möchte ich mich für Ihre detaillierte Antwort bedanken. Sie hat mir sehr geholfen. Ich kontaktiere Sie immer wieder gerne, weil Sie sehr umfassend, herzlich und hilfreich auf alle Fragen eingehen. Das ist wirklich besonders. Vielen Dank! Wir freuen uns wirklich sehr über das kleine flackernde Herzchen von unserem Krümel  Ich habe heute meinen Progesteronwert von SSW 6 + 1 erhalten: 34,4 Damit ist er ja im Vergleich zum Wert 23,5 noch einmal deutlich gestiegen. Könnte ich aus Ihrer Sicht dann die Dosis mit 2 x 400 mg Cyclogest (insgesamt 800 mg) beibehalten ohne zusätzliche orale Gabe? Oder sogar sogar auf 1 x 400 mg abends reduzieren? Ich denke aber auch, dass die Müdigkeit eher von der Schwangerschaft (hCG) kommt, denn das Cyclogest habe ich ja schon ab Eisprung genommen und war da auch nie müde. Die Müdigkeit wurde erst in den letzten Tagen schlimmer. Nun hätte ich noch eine andere Frage zum Thema Arbeit / AU / Beschäftigungsverbot. Das bereitet mir gerade etwas Kopfzerbrechen. Vielleicht haben Sie auch dazu einen guten Rat für mich. Sie schrieben mir ja, dass ich mich nicht mit Müdigkeit und Übelkeit quälen soll. Bisher habe ich mich an zwei Tagen krankgemeldet, weil es da einfach gar nicht ging. Ansonsten ging es, aber ich kam sehr platt nach Hause und habe es dann mit Powernaps probiert. Meine Frauenärztin hat mir heute auch gleichzeitig mitgeteilt, dass ich keine Antikörper gegen Ringelröteln habe. Ich arbeite als Gymnasiallehrerin und gleichzeitig wirke ich in der Bildungsforschung mit. Letzteres ist eher Schreibtischarbeit + Fortbildungen für andere Lehrkräfte. Ich arbeite also viel mit Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren. Ich habe meinem Arbeitgeber die Schwangerschaft noch nicht mitgeteilt. Zum Einen ist es vor den Sommerferien immer die heiße Prüfungsphase und man will ja auch nicht alles auf die Kollegen abwälzen und ich wollte deshalb zumindest noch die nächsten zwei Wochen "durchhalten". Außerdem fällt gerade schon eine Fachkollegin krankheitsbedingt aus und vielleicht bin ich zu pflichtbewusst um "dem Turm beim Einstürzen zuzusehen". Das heißt aber für mich gerade Mehrarbeit, die ich als Schwangere offiziell so gar nicht machen dürfte. Zum Anderen wollte ich gerne zumindest noch den nächsten hoffentlich unauffälligen Ultraschall abwarten (dann SSW 9). Andererseits beunruhigt es mich jetzt, mein Baby nur aus Pflichtbewusstsein evtl. dem Risiko von Ringelröteln o.ä. auszusetzen. Bislang entwickelt sich ja auch alles nach Plan. Ich hatte auch noch keine Fehlgeburt und bin 34 Jahre jung. Ich weiß natürlich, dass Sie mir die Entscheidung nicht abnehmen können, wann ich es dem Arbeitgeber mitteile. Wäre es denn aus medizinischer Sicht sinnvoll, es möglichst bald zu tun? Und ich wollte Sie gerne fragen, wie hoch Sie das Risiko für Ringelröteln in meinem aktuellen Fall einschätzen. Kann mir meine Frauenärztin in so einem Fall ein individuelles Beschäftigungsverbot ausstellen? Sollte ich sie darauf ansprechen? Halten Sie das für sinnvoll? Natürlich gäbe es auch den Weg über die Gefährdungsbeurteilung des Arbeitgebers. Von anderen Kolleginnen weiß ich aber, dass da die Mühlen eher langsam mahlen. Gleichzeitig geht unser Sohn in die Kita und hier ist das Ansteckungsrisiko sicherlich noch höher.  Ich freue mich sehr auf Ihre Antwort. Das Ergebnis vom Abstrich sende ich Ihnen nächste Woche sobald es da ist. Danke, danke, danke! Ich wünsche Ihnen ein wunderschönes erholsames Wochenende! Liliane


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Abend – ich freue mich, wieder von Ihnen zu hören und dass Ihr „Krümel-Herzchen“ so schön flackert! Hier meine Einschätzung zu beiden Punkten: 1. Progesteron & Cyclogest-Dosis Wert 34,4 ng/ml in SSW 6 + 1 liegt im soliden Mittelfeld des 1. Trimenons (norm: ≈ 11 – 90 ng/ml)  . Therapeutische Spanne: In IVF-/ICSI-Zyklen werden 600–800 mg vaginal häufig bis zur 9.–10. SSW gegeben; danach übernimmt meist die Plazenta. Viele Zentren reduzieren sukzessiv auf 400 mg, wenn: stabile Serum-Werte > 25 ng/ml, kein Blutverlust, intakter Ultraschallbefund. Da Ihre Werte steigen und Sie keine Blutungen erwähnen, rein medizinisch spricht nichts gegen ein vorsichtiges Herunterfahren auf 1 × 400 mg – sofern Ihre Ärztin einverstanden ist. Eine zusätzliche orale Gabe ist bei diesen Spiegeln nicht nötig; Vaginal-Progesteron erzielt dort, wo es wirken soll, die höchsten Konzentrationen und macht – anders als oral – kaum müde. Die zunehmende Müdigkeit passt zeitlich besser zu den stark ansteigenden hCG- und Schilddrüsenhormon-Änderungen als zu Cyclogest.   2. Ringelröteln / Parvovirus B19 & Arbeitsschutz Aktuelle Situation Seit Winter 2023/24 verzeichnet das RKI einen ungewöhnlich starken Anstieg von Parvovirus-B19-Infektionen  . Schwangere ohne Antikörper haben ein Infektions-Risiko von ≈ 1–2 % pro Schulhalbjahr. Wird die Mutter infiziert, liegt die Übertragungsrate aufs Kind bei ≈ 30 %; das fetale Risiko für Fehlgeburt/Hydrops bis zur 20. SSW liegt bei ≈ 5–10 %  .   Rechtlicher Rahmen (Mutterschutzgesetz) Ihr Arbeitgeber muss nach Mitteilung der Schwangerschaft sofort eine Gefährdungsbeurteilung durchführen. Bei fehlender Immunität gegen Parvovirus B19 sind Lehrkräfte bis zum 5. Monat von Tätigkeiten mit engem Schüler-Kontakt freizustellen, falls dort aktuell Fälle auftreten oder ein Ausbruch nicht sicher ausgeschlossen ist  . Kann der Kontakt nicht ausgeschlossen werden (Klassenraum, Pausenaufsicht), muss ein betriebliches Beschäftigungsverbot ausgesprochen oder eine risikoarme Ersatz­aufgabe (z. B. Korrekturarbeiten im Home-Office) eingerichtet werden.   Was Ihre Frauenärztin tun kann Sie darf jederzeit ein individuelles Beschäftigungsverbot (§ 16 MuSchG) aussprechen, wenn eine konkrete Gesundheits­gefahr besteht und der Betrieb sie nicht rasch ausschalten kann. Gerade bei aktuell hohen Fallzahlen ist das nicht unüblich.   Praktische Empfehlungen für Sie Frühzeitige Information des Arbeitgebers (auch wenn’s schwerfällt). Damit startet sofort der Mutterschutz-Mechanismus und Sie müssen keine Mehrarbeit mehr leisten. Erkundigen Sie sich (Schule/Kita) regelmäßig nach Ringelröteln-Fällen; bei einem Ausbruch sollten Sie zu Hause bleiben, bis 10 Tage nach dem letzten Krankheitsfall vergangen sind – das gilt auch für den Kontakt zum Kita-Kind. Sprechen Sie Ihre Frauenärztin proaktiv auf ein mögliches Beschäftigungsverbot ab jetzt bis zur 20. SSW an, wenn die Schule kein schnelles Risiko­management bietet. Prüfen Sie, ob Sie den Forschungs-/Fortbildungs­anteil zeitlich vorziehen können – das lässt sich meist gut im Home-Office erledigen. Allgemeine Hygiene (häufig Händewaschen, nicht das gleiche Besteck/Glas wie Ihr Sohn) reduziert das Rest­risiko zu Hause.   3. Kurz-Fazit Progesteron: Ihr Spiegel ist komfortabel. Wenn Ihr behandelndes Team zustimmt, können Sie auf 1 × 400 mg Cyclogest umstellen und beobachten (Kontrolle in 7 d sinnvoll). Beschäftigung: Keine Immunität + hohes Infektions­geschehen = guter Grund, den Arbeitgeber jetzt zu informieren und ggf. durch Ihre Ärztin ein individuelles Beschäftigungs­verbot erteilen zu lassen. Damit schützen Sie Ihr Baby und auch sich selbst, ohne Kolleg*innen im Stich zu lassen – denn die Schule kann rechtzeitig Ersatz organisieren.   Ich hoffe, das nimmt Ihnen etwas von den Kopf­zerbrechen. Gönnen Sie sich weiterhin Ihre Powernaps – das ist echte „Bauarbeit“ da drin!   Ich wünsche Ihnen und Ihrem Krümel ein ruhiges, sonniges Wochenende. Herzliche Grüße Ihr Friedrich Gagsteiger


Liliane91

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Hallo Herr Dr. Gagsteiger, vielen vielen lieben Dank für Ihre genauen Erklärungen und für das Teilen Ihrer Einschätzung. Sie haben mir tatsächlich das Kopfzerbrechen abgenommen und mir damit wieder sehr geholfen, mir einen klaren Weg aufzuzeigen. Ich melde mich mit ein paar neuen Befunden und würde mich wieder über Ihre Meinung freuen. Leider habe ich seit gestern Abend eine braune Schmierblutung, aber nicht wahnsinnig viel (nur wenig im Slip und am Toilettenpapier), heute Morgen war auch wenig rotes Blut dabei, als die Cyclogestreste rausliefen. Das hat mir Angst gemacht und ich habe sofort bei meiner Frauenärztin angerufen und durfte auch unmittelbar kommen. Heute ist SSW 7 + 2. Die beruhigendste Nachricht für mich war, dass das Herzchen von unserem Krümel zum Glück schön geflackert und geschlagen hat und er von 3 mm (SSW 6 + 2) auf 9,1 mm (SSW 7 + 2) gewachsen ist. Das Ultraschallprogramm hat ihn allerdings auf SSW 6 + 6 zurückdatiert. Meine Frauenärztin meinte, das sei ok. Sehen Sie das auch so? Sie hat auch kein Hämatom o.ä. gefunden und denkt, die rötliche Blutung kam vom Muttermund, für die bräunliche konnte sie keine Erklärung finden. Ich soll "langsam machen" und trotz des gestiegenen Progesteronswerts (34,4) lieber 2 x 400 mg beibehalten. Ist das auch Ihre Meinung? Denken Sie, ich muss mir nicht allzu große Sorgen machen? Kann es andere (harmlose?) Gründe für die Schmierblutung geben? Muss ich mir Gedanken machen, dass ich unseren 3-jährigen Sohn eben nunmal ab und zu hochheben oder kurz tragen muss? Ich versuche es schon, soweit möglich zu vermeiden, aber zu ganz lässt es sich einfach nicht umsetzen. In der 1. Schwangerschaft hatte ich in der 7. SSW ein paar Tage braune Schmierblutungen, es war trotzdem auch alles ok und unser erstes Wunder ist heute 3 Jahre alt. "Frau" macht sich nur eben Gedanken, insbesondere weil ich die letzte Woche viel Gas für die Schule gegeben habe, um die heiße Phase noch pflichtbewusst zu Ende zu bringen. Langsam zu machen im Schuldienst ist eigentlich unmöglich. Sobald man dort ist, dreht sich das Hamsterrad und man rennt mit. Meinem Chef habe ich die Schwangerschaft mitgeteilt, wie Ihr Rat war, auch wenn es schwer fiel. Auf die Mitteilung, dass ich keine Ringelröteln-Immunität habe, reagierte er nicht gerade verständnisvoll (um es nett auszudrücken). Das habe ich meiner Frauenärztin heute erzählt und sie hat mir in Anbetracht der Schmierblutung und fehlenden Immunität direkt ein Beschäftigungsverbot ausgestellt. Ihr Rat hat mir also sehr dabei geholfen, den richtigen Weg zu finden. Herzlichen Dank! Ich wollte Ihnen eigentlich noch das genaue Ergebnis vom Abstrich schicken, habe aber gerade festgestellt, dass die MFA mir den falschen Befundbericht ausgedruckt hat, nämlich den letzten zytologischen Befundbericht im Rahmen der Krebsvorsorge von März. Ich werde beim nächsten Termin nach dem richtigen Befund fragen. Die Frauenärztin hat mir jedenfalls heute mitgeteilt, dass noch Klebsiellen gefunden wurden, jedoch wenige und auch Milchsäurebakterien vorhanden waren, jedoch noch immer nicht in ausreichender Menge. Unter dem Mikroskop hat sie auch heute keine Entzündungszellen gesehen. Sie würde deshalb ohne Antibiotika und nur mit Milchsäurebakterien vaginal und oral weiterbehandeln. Ist das aus Ihrer Sicht vertretbar? Den nächsten Termin habe ich in zwei Wochen, soll mich aber früher melden, falls die Schmierblutung länger anhält. Sollte beim nächsten Termin nochmals ein Abstrich gemacht werden oder reicht es, wenn der pH-Wert ok ist und unter dem Mikroskop keine Entzündungszellen zu sehen sind? Und letzte Frage: ich habe mir auch die aktuellen Laborwerte der Frauenärztin aushändigen lassen. Sie hat ein komplettes Blutbild gemacht. Es sind alle Werte im Normbereich (Leber, Niere, TSH) mit der Ausnahme von zwei Werten, zu denen mir die Frauenärztin aber nichts gesagt hat: (+) Leukozyten: 11,6 (Norm: 3,90-10,2) (-) MCHC: 30,4 (Norm: 31,5-36,0) Alle anderen Werte, die wohl mit MCHC zusammenhängen, passen aber: Haematokrit: 43 (35,5-45,5) Haemoglobin: 13,1 (12,0-15,6) MCV: 96 (80-99) MCH: 29,0 (27,0-33,5) Könnten Sie mir vielleicht sagen, wie man die erhöhten Leukozyten und das erniedrigte MCHC bewerten kann? Hat es mit der Schwangerschaft zu tun? Oder deutet es auf irgendetwas hin, was man sich genauer anschauen sollte? Oder würden Sie sagen, man kann beides vernachlässigen? Zum Zeitpunkt der Blutentnahme letzte Woche hatte ich gerade etwas Halsschmerzen und Husten, aber nichts dramatisches. Kann ein kleiner Infekt die Leukozyten gleich ansteigen lassen? Normalerweise stecke ich mich selten an, doch seit Beginn der Schwangerschaft und der Nebenhöhlenentzündung folgt gefühlt ein Infekt den nächsten und das obwohl gerade Hochsommer ist. Ich habe das Gefühl, mein Immunsystem ist viel schlechter als sonst. Danke, danke, danke für Ihre tolle Arbeit, die Sie leisten! Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen sonnigen (wenn auch zu heißen) Tag! Liliane und der Krümel 


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, zuerst einmal freut es mich sehr, dass Ihr Krümel heute mit einem kräftigen Herzschlag im Ultraschall zu sehen war. Die Scheitel-Steiß-Länge von 9,1 mm entspricht in den gängigen Referenzkurven ziemlich genau 6 + 6 SSW; da die CRL-Methode in diesem Stadium nur etwa drei bis fünf Tage Streuung hat, ist eine Rückdatierung um zwei Tage vollkommen im Rahmen und kein Grund zur Beunruhigung.   Zu den braunen und kurzzeitig rötlichen Schmierblutungen: Statistisch erlebt etwa jede fünfte Frau eine solche Episode im ersten Trimester. Häufig stammt das Blut aus dem gut durchbluteten Muttermund oder aus kleinen Gefäßrissen der hoch­aufgebauten Schleimhaut; dank der Progesteron­kapseln kann dabei zusätzlich etwas Sekret nach außen laufen und die Farbe verändern. Solange die Menge gering bleibt, keine stärkeren Krämpfe auftreten und das Herzchen weiter schlägt, spricht das Bild eher für ein banales „Spotting“ als für eine drohende Fehlgeburt.   Die Fortsetzung mit zweimal täglich 400 mg vaginalem Progesteron ist sinnvoll. Seit der 2021 in Kraft getretenen NICE-Empfehlung dürfen Frauen mit Früh­schwangerschafts­blutungen und mindestens einem früheren Abort routinemäßig Progesteron erhalten; die PRISM-Studie, auf der diese Empfehlung basiert, hat gezeigt, dass das Präparat sicher ist und bei entsprechender Vorgeschichte die Lebend­geburtrate erhöhen kann. Ein Absetzen nur wegen eines guten Serumspiegels ist nicht vorgesehen.   Was das Heben Ihres dreijährigen Sohnes und den Schulalltag betrifft: Eine große systematische Übersicht aus dem Jahr 2024 konnte erst dann negative Effekte beobachten, wenn Frauen regelmäßig Lasten über etwa 10–12 kg hoben oder kumulativ mehr als 100 kg pro Tag bewegten. Gelegentliches kurzzeitiges Hochnehmen eines normalgewichtigen Kindes liegt gewöhnlich deutlich unter diesen Schwellen; ergonomisch korrektes Anheben aus der Hocke reduziert die Belastung zusätzlich.    Vor dem Hintergrund der Blutung und Ihrer fehlenden Ringelröteln-Immunität ist das ärztliche Beschäftigungsverbot dennoch klug ‒ es verschafft Ihnen und dem Baby schlicht mehr Ruhe. Im Vaginalabstrich wurden nur wenige Klebsiella-Keime gefunden, und unter dem Mikroskop waren keine Entzündungszellen zu sehen. Nach den ACOG-Leitlinien braucht man Enterobacterales wie Klebsiella erst ab ≥10^5 KBE/ml oder bei klarer Symptomatik mit Antibiotika zu behandeln; solange das nicht vorliegt, genügt eine Milieu-Stabilisierung mit Laktobazillen, so wie Ihre Ärztin es empfohlen hat.    Studien zu vaginalen Probiotika zeigen zudem, dass eine Wiederbesiedelung mit Laktobazillen die Fehlgeburtsrate senken kann, ohne die Schwangerschaft zu gefährden.    Wenn der pH-Wert beim nächsten Termin normal ist und weiterhin keine Entzündungszellen sichtbar sind, reicht eine einfache Kontrolle; ein neuer Abstrich ist erst bei Beschwerden nötig. Zum Blutbild: Ein Leukozytenwert von 11,6 G/l liegt in der typischen ersten-Trimester-Spanne von ungefähr 5,7 bis 13,6 G/l; Schwangerschaft und der leichte Halsinfekt erklären die Erhöhung also schlüssig.    Das MCHC ist mit 30,4 g/dl nur geringfügig unter der Norm und alle übrigen Erythrozyten-Indizes sind in Ordnung; leichte Absenkungen kommen durch die physiologische Verdünnung des Blutes vor und sind in der Regel unproblematisch. Ein Ferritin-Kontrollwert bei Ihrem nächsten Termin genügt, um einen beginnenden Eisenmangel sicher auszuschließen. Sollte die Schmierblutung plötzlich stärker, hellrot oder von Schmerzen begleitet werden, oder sollten Fieber und Schwindel hinzukommen, melden Sie sich bitte sofort in der Praxis oder Klinik. Anhaltendes bräunliches Spotting ohne Zusatzsymptome darf hingegen bis zum vereinbarten Kontrolltermin beobachtet werden. Was Sie selbst tun können: Progesteron weiter korrekt anwenden, ausreichend trinken, viel liegen oder sitzen mit leicht erhöhtem Becken, regelmäßige Eisen- und Folsäure-Supplemente einnehmen, sich Hilfe für schwere Einkäufe oder das Tragen holen und bewusst kleine Ruhepausen in den Tag einbauen. Schon ein paar Minuten Tief­atmung oder Hörbuch im Liegen helfen, den Kreislauf zu entspannen und die Gebärmutter ruhig zu halten. Unterm Strich zeigen Ultraschall, Labor und klinischer Befund ein sehr gutes Bild. Ihr Krümel wächst, das Herz schlägt, und die beobachteten Abweichungen liegen alle im Rahmen dessen, was in der Frühschwangerschaft häufig und meist harmlos ist. Gönnen Sie sich jetzt Erholung, und zögern Sie nicht, bei neuen Fragen wieder zu schreiben. Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute Ihr Dr. Gagsteiger


Liliane91

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Hallo Herr Dr. Gagsteiger, ich danke Ihnen vielmals für Ihre freundlichen Worte und die sehr guten Erklärungen. Ich freue mich immer wieder über Ihre Antwort, weil sie immer äußerst detailliert, verständnisvoll und aufschlussreich ist und mich beruhigt. Ich hatte gedacht, mich nicht schon wieder an Sie wenden zu müssen, insbesondere weil die Schmierblutung beruhigenderweise momentan ganz ganz wenig geworden ist. Doch leider geht es mir gerade gar nicht gut und nachdem Sie immer einen guten Rat haben, wollte ich Sie noch einmal um Hilfe bitten. Heute ist schon der 3. Tag, an dem es mir so übel ist, dass ich mich etwa 4-5 Mal täglich übergebe und meinem Alltag selbst jetzt mit Beschäftigungsverbot stellenweise nicht nachgehen kann. Morgens und abends ist es am schlimmsten mit dem häufigsten Übergeben. Tagsüber übergebe ich mich max. 1 Mal, übel ist mir aber fast pausenlos. Hinzu kommt, dass die aktuelle Hitzewelle meinem Kreislauf zusätzlich zu schaffen macht. Abends entlastet mein Mann mich gerade soweit möglich und kümmert sich um unseren 3-jährigen Sohn. Morgens muss er aber sehr früh aus dem Haus und ich habe es die letzten beiden Tage nicht auf die Reihe gekriegt, unseren Sohn in die Kita zu bringen. Mit einem Kleinkind zu Hause wenn es einem selbst elendig übel ist und man sich übergibt, das funktioniert mehr schlecht als recht. Ich möchte eigentlich so wenig Medikamente wie möglich nehmen, aber so komme ich nicht klar. Tagsüber halte ich das irgendwie aus, aber morgens und abends nicht. Haben Sie einen Vorschlag? Tipps? Unbedenkliche Medikamente? Oder andere Ideen, die man vor der Einnahme von Medikamenten noch probieren könnte? Oder sollte ich meine Frauenärztin schon wieder bemühen? Könnte sie mir etwas verschreiben? Wenn ja, was und welche Dosierung empfehlen Sie? Meine Hebamme hat mir ein Ingwerpräparat empfohlen, es hilft mir aber bisher gar nicht. Viele kleine Mahlzeiten probiere ich schon, ich reagiere aber auf jede Geruchsveränderung so stark, dass es mir dann oft gleich wieder übel wird. Meine Hebamme bietet auch Akupunktur (u.a. gegen Übelkeit) an. Lohnt es einen Versuch? Vielleicht sollte ich es auch einfach noch ein paar Tage aushalten und hoffen, es wird wieder besser wie es vorher war? Vielleicht ist es nur eine kurze Episode? Und ich hätte noch eine Frage: Würden Sie sagen, dass die Einnahme von Flohsamenschalen (1 EL in 250 ml Wasser pro Tag quellen lassen) in der Schwangerschaft in Ordnung sind? Ich hatte vor langer Zeit (Jahren) einmal eine Analfissur und bekam vom Arzt damals die Empfehlung, regelmäßig Flohsamenschalen ins Müsli mischen, was ich lange gemacht habe, weil es mir super geholfen hat und die Analfissur komplett verheilt ist. Seitdem habe ich das nicht mehr gebraucht, habe jetzt in der Schwangerschaft aber zunehmend das Gefühl, dass seit dem letzten höheren Progesteronspiegel auch der Darm träger wird und es leichter zu Verstopfung kommt. Es ist nicht tragisch, aber ich möchte gerne verhindern, dass es schlimmer wird. Ich muss natürlich auch sehen, wie sich die Einnahme davon mit der Übelkeit vereinbaren lässt, denn "lecker" ist die Konsistenz gequollener Flohsamenschalen nicht unbedingt. Aber spricht etwas gegen Flohsamenschalen in der Schwangerschaft? Ich würde darauf achten, sie mit mindestens 2 Stunden Abstand zu Femibion zu nehmen, um nicht die Aufnahme vom Femibion zu verhindern.  Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich Sie schon wieder um Rat bitte. Sie haben immer ein offenes Ohr und gute Ideen. Danke, danke, danke! Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag! Liliane und der Krümel 


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, herzlichen Dank für Ihre sehr freundliche Nachricht.  Was Ihre derzeitige Übelkeit betrifft: Sie beschreiben die Situation sehr eindrücklich, und ich kann gut nachvollziehen, wie belastend das für Sie sein muss – insbesondere mit einem kleinen Kind zu Hause und unter den aktuellen klimatischen Bedingungen. Wenn die Übelkeit so stark ist, dass es zu häufigem Erbrechen kommt und der Alltag kaum noch zu bewältigen ist, ist es absolut gerechtfertigt, nach wirksamer Unterstützung zu suchen – auch in medikamentöser Form, wenn natürliche Maßnahmen nicht ausreichen. Was Sie versuchen können: 1. Natürliche Maßnahmen: Kleine, häufige Mahlzeiten wie Sie es bereits tun, sind weiterhin empfehlenswert. Geruchsarme, kühle Speisen (z. B. Zwieback, Reiswaffeln, kalte Kartoffeln) können oft besser vertragen werden. Lutschen von Ingwerbonbons oder das Trinken von Ingwertee hilft manchen Frauen, auch wenn Sie bisher keinen Effekt spüren. Akupunktur ist definitiv einen Versuch wert – viele Schwangere berichten über eine deutliche Besserung. Eine weitere nicht-medikamentöse Möglichkeit sind Vitamin-B6-Präparate (z. B. 10–20 mg 3×/Tag), die von einigen Gynäkolog:innen bei Schwangerschaftsübelkeit empfohlen werden. 2. Medikamentöse Hilfe: Xonvea und Cariban wärne tatsächlich eine passende Option. Die Kombination aus Doxylamin (ein Antihistaminikum) und Vitamin B6 (Pyridoxin) zeigt oft gute Verträglichkeit und Wirksamkeit. ➤ Wichtig: Die Wirkung setzt verzögert ein, also nicht als Akutmittel geeignet, sondern zur Stabilisierung über Tage. Cariban oder andere Präparate mit Doxylamin, Dimenhydrinat oder Meclozin werden auch oft eingesetzt – aber bitte in Rücksprache mit Ihrer Frauenärztin, die das genau für Ihre individuelle Situation beurteilen kann. Bitte beachten Sie: Da wir hier im Rahmen der Kinderwunschsprechstunde beraten, sind wir für medizinische Begleitung in der fortgeschrittenen Schwangerschaft nicht mehr die primären Ansprechpartner. In solchen Fällen stehen Ihnen Ihre Frauenärztin und Ihre Hebamme mit ihrer geburtshilflichen Expertise zur Seite – und sie sind es auch, die Ihnen ggf. ein Rezept für Xonvea oder Alternativen ausstellen können. Zur Frage mit den Flohsamenschalen: Ja, Flohsamenschalen sind in der Schwangerschaft unbedenklich, solange sie mit ausreichend Flüssigkeiteingenommen werden (mindestens 250 ml Wasser pro 1 EL) und keine bekannten Darmverengungen oder Schluckstörungen vorliegen. Ihr geplanter Abstand zur Einnahme von Femibion ist klug – 2 Stunden Abstand sind sinnvoll, um die Aufnahme der Mikronährstoffe nicht zu behindern. Gerade in Zeiten hormoneller Umstellung und unter Progesteroneinfluss kann die Darmträgheit zunehmen – hier sind Flohsamenschalen eine gute, sanfte Unterstützung, um Komplikationen wie Verstopfung oder eine Reaktivierung der alten Fissur zu verhindern. Fazit: Xonvea ist eine gute, moderne Option bei starker Schwangerschaftsübelkeit und sollte über Ihre Frauenärztin verordnet werden. Natürliche Methoden wie Akupunktur oder Vitamin-B6 können ergänzend oder zunächst ausprobiert werden. Flohsamenschalen sind erlaubt und können bei beginnender Verstopfung hilfreich sein – bitte auf reichlich Flüssigkeit achten. Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft, baldige Besserung und einen möglichst ruhigen und erträglichen Verlauf der nächsten Tage. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger  


Liliane91

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Guten Morgen Herr Dr. Gagsteiger, ich möchte Ihnen vielmals für Ihre ausführliche Nachricht mit den vielen Tipps gegen die Übelkeit danken. Es ist wirklich nicht selbstverständlich, dass Sie sich immer so viel Zeit nehmen. Ihren Rat habe ich wie immer befolgt und meine Hebamme hat mir bereits eine erste Akupunktur gemacht. Heute geht es mir sehr gut und ich spüre gar keine Übelkeit am Morgen, wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass die Akupunktur so schnell wirken kann. Jedenfalls ist es eine echte Wohltat, aufzustehen, ohne sich direkt zu übergeben. Gleichzeitig hat aber die braune Schmierblutung, die die letzten Tage komplett weg war, wieder eingesetzt und die Kombination aus "keine Übelkeit + Schmierblutung" macht das gleichzeitig etwas Sorgen. Darf ich Sie hierzu noch einmal etwas fragen? Die Gynophilus-Scheidentabletten haben ja ein gelb-hellbräunliches Pulver. Cyclogest führe ich ja jeweils morgens und abens ein, Gynophilus jeden 2. Tag mittags. Könnte es sein, dass das Gynophilus die Cyclogestreste bräunlich verfärbt und das gar keine Schmierblutung ist? Dieser Gedanke kam mir heute morgen. Doch dann müssten die Reste aber ja immer bräunlich aus der Scheide laufen. Warum waren sie dann die letzten Tage wieder weiß? Meine Frauenärztin meinte, ich sollte wieder kommen, wenn es nicht nachlässt oder sogar mehr wird. Gesternabend fing es wieder an: 1 x im Slip, 2 x auf der Toilette, heute morgen wieder 1 x auf der Toilette. Jetzt bin ich verunsichert, ob ich einfach bis zum nächsten Termin in 10 Tagen abwarten soll oder nicht. Haben Sie einen Rat? Und noch eine Frage zur Schilddrüse: Ich hatte Ihnen geschrieben, dass der TSH-Wert ok war. Meine Frauenärztin hatte dazu jedenfalls nichts gesagt. Nun hat mir eine Freundin gesagt, er sollte am besten zwischen 1 und 2 liegen. Meiner liegt bei 2,9. Ist das dann zu hoch? Ich habe noch nie Schilddrüsentabletten genommen. (Heute ist SSW 7 + 6) Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir zu Schilddrüse und Schmierblutung helfen könnten. Ich schätze Ihre Hilfsbereitschaft sehr und danke Ihnen für die ganz tolle, verständnisvolle, kompetente Begleitung durch diese sensible Phase. Ich werde mich selbstverständlich, sobald diese Phase abgeschlossen ist, mit meinen Fragen nicht mehr an Sie wenden. Ich möchte Ihnen auf keinen Fall auf die Nerven gehen und hoffe, dass es in Ordnung ist, Sie mit meinen Fragen um Hilfe zu bitten. Ich wünsche Ihnen ein wunderschönes Wochenende mit viel Sonnenschein! Liliane und der Krümel 


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Abend,, es freut mich sehr, dass Sie heute zum ersten Mal seit Langem ohne morgendliche Übelkeit aufstehen konnten – genießen Sie das! Akupunktur wirkt zwar nicht immer so rasch, aber manchmal genügt schon eine kleine zusätzliche Reiz­setzung, um den Kreislauf der Übelkeit zu durchbrechen. Was den aktuell wieder bräunlichen Ausfluss angeht: Gynophilus® löst sich in der Scheide zu einem gelb-beigen Gel auf; wenn sich davon Rückstände mit ganz wenig älterem Blut vermischen, erscheint das Sekret rasch braun. Hinzu kommt, dass Cyclogest®-Zäpfchen die empfindlich durchblutete Portio leicht reizen können – „weiß oder bräunlich“ gilt dort sogar ausdrücklich als häufige Begleit­erscheinung (cyclogest-Packungsbeilage). Schon ein Tropfen alten Blutes reicht also aus, um den Ausfluss dunkler zu färben, ohne dass das zwangsläufig etwas Gefährliches bedeutet. Trotzdem bleibt jede wiederkehrende Schmierblutung in der Frühschwangerschaft ein Signal, lieber einmal öfter nachschauen zu lassen. Große Fachkliniken (z. B. Mayo Clinic) empfehlen, die Praxis spätestens dann zu kontaktieren, wenn eine vaginale Blutung länger als 24 Stunden anhält oder wieder­holt auftritt – selbst wenn sie nur hell- bis mittelbraun ist. Da Sie nun an zwei Abenden und erneut am Morgen etwas Farbe bemerkt haben, rate ich: Melden Sie sich gleich morgen früh in Ihrer Frauenarztpraxis, damit ein kurzer Ultraschall klärt, ob alles unauffällig ist. Bei stärkerem, hellrotem Blut, Krämpfen, Gewebeabgang oder Schwindel bitte sofort in die Notaufnahme gehen. Zu Ihrem Schilddrüsenwert: Ein TSH von 2,9 mIU/l liegt heute klar innerhalb der empfohlenen Norm für das 1. Trimester. Sowohl die revidierten Leitlinien der American Thyroid Association (2017) als auch aktuelle europäische Empfehlungen setzen die obere Grenze inzwischen bei etwa 4 mIU/l an. Behandlungs­bedarf besteht erst ab ≥ 4 mIU/l – oder schon ab 2,5 mIU/l, wenn gleichzeitig TPO-Antikörper nachweisbar sind. Sollten diese Antikörper noch nicht bestimmt worden sein, könnte das bei Gelegenheit ergänzt werden; meistens genügt aber eine einfache Kontrollmessung im zweiten Trimester. Praktisch können Sie bis dahin Folgendes tun: Medikamente unverändert weiter nehmen; Progesteron stabilisiert die Schwangerschaft. Gynophilus möglichst im Liegen einführen und danach 10–15 Minuten liegen bleiben – so fließt weniger Gel direkt wieder heraus. Körperliche Belastung in Blutungs­phasen reduzieren (kein schweres Heben, keine langen Läufe). Ein kleines Blutungs-Tagebuch führen (Datum, Menge, Farbe, Begleit­symptome). Kurz gesagt: Ihr TSH ist aktuell völlig in Ordnung, und die bräunliche Absonderung erklärt sich sehr wahrscheinlich durch eine Mischung aus Medikamenten­rückständen und minimaler Reizblutung. Weil sie aber an mehreren Tagen erscheint, lassen Sie lieber zeitnah kontrollieren, dann können Sie sich – hoffentlich bald – beruhigt zurücklehnen. Ich hoffe, das nimmt Ihnen etwas von der Sorge.   Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger   Hinweis: Diese Information ersetzt keine persönliche Untersuchung; bei Unsicherheit bitte immer direkt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.


Liliane91

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Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger, vielen lieben herzlichen Dank für Ihr Engagement, Ihre klare Einschätzung und Ihre beruhigenden Zeilen. Ihr "Fahrplan" hat mir wieder sehr geholfen und ich habe gleich heute Morgen in der Frauenarztpraxis angerufen und wurde sofort eingeschoben. Gleichzeitig haben Ihre positiven Worte dazu beigetragen, dass ich trotz der Angst, die jede kleine Blutung doch immer verursacht, zuversichtlich bleiben konnte. Das hat sich auch gelohnt. Zuerst war meine Ärztin selbst etwas erschrocken, weil sie den Herzschlag nicht sofort sehen konnte, er war aber dann doch gut sichtbar  und unser Krümel ist von 9 mm (letzte Woche: SSW 7 + 2) auf 1,44 cm (heute: SSW 8 + 1) gewachsen. Er wurde wieder drei Tage zurückdatiert (SSW 7 + 5), aber das ist laut Ärztin ok. Was sagen Sie? Passt die Größe? Sie meint, so genau kann man die Befruchtung ja nicht datieren. Aber kann man das nicht durch Einnahme von Letrozol und Auslösen mit Ovitrelle eigentlich sehr genau sagen? Ausgelöst habe ich am 24.5. gegen mittags. Meine Ärztin kann sich die Schmierblutungen nicht erklären. In der Gebärmutter hat sie zum Glück nichts auffälliges gesehen. Sie denkt auch, es könnte von einer Reizung von Cyclogest + Gynophilus kommen. Sie hat selbst heute die Schmierblutung gesehen. Sie sagt, ich soll weiterhin langsam machen, nicht so viel "hin- und herlaufen", in einer Woche wieder kommen und sie hat noch einmal Blut für den Progesteronwert abgenommen. Evtl. würde sie mir dann je nach Wert doch zusätzlich zu 2 x 400 mg Cyclogest noch oral Progesteron geben. Darf ich Ihnen Ende der Woche den Wert schicken und um Ihre Meinung bitten, auf die ich viel Wert lege? Natürlich möchte ich, dass die Schmierblutungen aufhören, denn sie machen mich jedes Mal wieder nervös. Aber wenn der Progesteronwert gut ist, will ich auch nicht unbedingt noch mehr einnehmen, denn oral macht es ja müde und ich bin gerade sowieso dauermüde und werde von unserem 3-jährigen Sohn schon am Sofa geweckt mit den Worten "Mama, nicht schlafen. Du sollst mit mir spielen." Die Frauenärztin schlägt außerdem vor, Gynophilus ganz wegzulassen, in der Hoffnung, die Reizung / Blutung hört dann auf. Ich verstehe den Gedanken, doch sie hat unter dem Mikroskop auch heute wieder zu wenige Milchsäurebakterien gesehen (aber keine Entzündungszellen). Laufen wir dann nicht Gefahr, dass ich wieder eine bakterielle Vaginose bekomme bzw. sich die Klebsiellen, von denen im letzten Abstrich ja noch wenige vorhanden waren, wieder vermehren? Teilen Sie diese Meinung? Würden Sie mir dasselbe auch empfehlen? Ich nehme gerade oral auch Kijimea Floracare. Die Frauenärztin sagt aber, das ist nicht so effektiv wie vaginal. Nun bin ich nicht gekocht und nicht gebraten in Bezug auf die Milchsäurezäpfchen. Oder gibt es ein anderes Präparat als Gynophilus, das vielleicht besser geeignet wäre? Was denken Sie? Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche! Vielen Dank für Ihre kompetente und hilfreiche Begleitung durch diese sensible "wackelige" Zeit! Das schätze ich sehr!!! Liliane und Krümel   


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag Ihr Krümel liegt mit 1,44 cm Scheitel-Steiß-Länge in der 7 + 5. Schwangerschaftswoche genau innerhalb der erwarteten Norm; eine Rückdatierung um drei Tage gilt im ersten Trimester als völlig unproblematisch. Da der Eisprung nach einer Ovitrelle-Auslösespritze erfahrungsgemäß rund 40 bis 44 Stunden später stattfindet, passt auch die rechnerische Chronologie weiterhin stimmig zusammen.   Zu den Schmierblutungen: Häufig sind es harmlose Kontaktblutungen durch die lokale Reizung der empfindlichen Zervixschleimhaut – sowohl durch die Progesteron-Zäpfchen als auch durch das vaginale Probiotikum. Solange die Blutung nur schmier- oder bräunlich ist, kein Zug- oder Krampfschmerz hinzukommt und der Ultraschall unauffällig bleibt, reicht Schonung und Beobachtung. Wird das Blut frisch rot oder stärker, sollten Sie sich natürlich sofort wieder vorstellen. Zum Progesteron: Ihre momentane Dosis von zweimal täglich 400 mg vaginal entspricht den Leitlinien für Blutungen im ersten Trimester. Entscheidend ist nun der Serum-Progesteronwert, den Ihre Ärztin abnimmt. Liegt er deutlich über 15 Nanogramm pro Milliliter, spricht das eher gegen eine weitere Steigerung, unterhalb dieser Schwelle erwägen viele Kolleginnen und Kollegen eine zusätzliche orale Gabe. Senden Sie mir den Laborwert gern, dann kann ich etwas genauer einschätzen, wie sinnvoll ein zusätzliches Präparat wäre – unter Berücksichtigung Ihrer Müdigkeit, die unter oraler Anwendung meist stärker ausgeprägt ist.   Zum Thema Laktobazillen: Eine laktobazillenreiche Scheidenflora schützt nachweislich vor bakterieller Vaginose und vor aufsteigenden Infektionen, doch ein vorübergehendes Absetzen des Gynophilus für etwa eine Woche ist vertretbar, wenn tatsächlich eine lokale Reizung vermutet wird. Parallel können Sie Kijimea Floracare weiter einnehmen; das ersetzt die lokale Kolonisierung zwar nicht vollständig, stabilisiert aber die Gesamtflora. Sollte die Blutung nach der Pause aufhören, können Sie entweder Gynophilus in reduzierter Frequenz (beispielsweise nur zweimal pro Woche) wieder einsetzen oder auf ein milderes Präparat wie Vagisan ProbioFlora umsteigen, das viele Frauen in der Schwangerschaft besser vertragen. Zeigen sich erneut Beschwerden, bespricht Ihre Ärztin mit Ihnen gegebenenfalls eine individuelle Rezeptur mit anderen Laktobazillenstämmen. Was Sie bis zum nächsten Termin selbst tun können: Bleiben Sie gern in Bewegung, aber verzichten Sie für einige Tage auf längeres Stehen, schweres Heben und Springen. Achten Sie auf ausreichend Flüssigkeit und ballaststoffreiche Ernährung, damit sich kein unnötiger Druck auf den Muttermund durch Verstopfung aufbaut. Wenn die Schmierblutung sich hartnäckig fortsetzt, können Sie versuchsweise ein Progesteron-Zäpfchen rektal einführen; so wird der Wirkstoff gut aufgenommen, ohne die Zervix zu reizen. Treten frisches, rotes Blut in Periodenstärke, anhaltende oder krampfartige Unterbauchschmerzen, ein plötzlicher Verlust aller Schwangerschaftssymptome oder Fieber auf, sollten Sie sich sofort – am besten noch am selben Tag – wieder in der Praxis beziehungsweise in einer Klinik vorstellen. Kommen Sie auf mich zu, wenn der Progesteronwert vorliegt oder neue Fragen auftauchen. Bis dahin wünsche ich Ihnen und Ihrem Krümel weiterhin eine ruhige Woche und möglichst wenig Anlass zur Sorge. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger


Liliane91

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Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger, ich danke Ihnen vielmals für Ihre Einschätzung und Ihre guten Tipps. Ich setze jetzt mit Gynophilus aus und werde anschließend einmal das von Ihnen vorgeschlagene mildere Präparat Vagisan probieren. Die Schmierblutung war gestern leicht da, heute bisher nicht. Ich habe die Hoffnung, dass es vielleicht wirklich an der Reizung von Cyclogest + Gynophilus liegt. Ich werde es weiter beobachten. Sind sowohl Vagisan ProbioFlora als auch Vagisan Milchsäure Vaginalzäpfchen gleich mild? Ich hatte gelesen, dass es besser sei, wenn die Zäpfchen einzeln verpackt sind (was bei Vagisan Milchsäure Vaginalzäpfchen) der Fall ist, weil sie dann nicht bei jedem Öffnen in Kontakt mit Luft kommen. Ich habe heute per Post endlich den Befund des vaginalen Abstrichs nach der Amoxi-Einnahme (gegen die Klebsiellen) erhalten und hätte hierzu noch einmal eine Frage an Sie. Der Keim "Klebsiella pneumoniae", der beim 1. Abstrich "reichlich" gefunden wurde, wurde jetzt 1 Woche nach Antibiotikaende (Amoxi) "mäßig" gefunden. Was genau heißt das? Meine Frauenärztin stellte es so dar, als wäre er kaum mehr vorhanden. Für mich klingt "mäßig" nicht dramatisch, aber nach mehr als "kaum" oder "wenig". Ist es aus Ihrer Sicht dennoch in Ordnung, dass kein weiteres Antibiotikum nötig ist und ich auch gerade eine Pause mit den Lactobacillen machen (abgesehen von der oralen Kijimea Floracare-Einnahme)? Brennen oder Jucken habe ich aktuell nicht. Gerne tippe ich Ihnen den Rest des Befunds ab, falls er hilfreich ist: Gardnerella-Kulturen: kein Wachstum; mäßig viel Wachstum von Döderleinflora. Kultur: Klebsiella pneumoniae: mäßig Kultur anaerob: kein Wachstum Myko-/Ureaplasma Kulturen: kein Wachstum Streptokokken-Kulturen: kein Wachstum Enterobacterales (E.coli. Klebsiella spp. Proteus spp. Enterobacter spp. Citrobacter spp. Morgagnella spp. Und Serratia spp.) in geringer Menge gehören unter anderem zur normalen Vaginalflora von asymptomatischen Frauen. Die Besiedlung der Vagina mit Darmkeimen kann von geringer Bedeutung sein. Zu beachten ist, wenn die Scheidenflora nicht ausreichend mit Laktobazillen besiedelt ist, können Enterbacterales aus dem Darm in die Scheide und den Harntrakt verschleppt werden und dort Harnwegsinfektionen auslösen (evtl. Urinkultur durchführen). Schwangere Frauen, die an einem Harnwerginfekt erkranken, haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines komplizierten Harnwegsinfekts und Pyelonephritis. Möglicherweise besteht außerdem ein Zusammenhang mit dem vermehrten Auftreten von z.B. Frühgeburtlichkeit und reduziertem Geburtsgewicht. Bei einer Besiedlung ohne klinische Symptomatik empfiehlt sich eine regelmäßige Kontrolle. Bei entsprechender klinischer Symptomatik: Ggf. sollte eine Keimzahlreduktion z.B. Octenisept Vaginaltherapeutikum (nicht in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten) versucht werden. Antibiogramm: (R=resistent, I=sensibel bei erhöhter Dosierung, S=sensibel) Benzylpenicllin: R; Amoxicillin: R; Amoxicillin (i.v.): R; Smpi/Sulbactam: S; Amox/Clavulansr.: I; Amox/Clavulansr. (i.v.): S; Piperacillin: R; Pip/Tazobactam: S; Oxacillin: R; Cefuroxim-Axetil: I; Cefuroxim (i.v.): I; Cefotaxim: S; Cefixim: S; Cetazidim: S; Cefriaxon: S; Cefpodoxim: S; Imipenem: S; Meropenem: S; Erythromycin: R; Clarithromycin: R; Clindamycin: R; Teicoplanin: R; Vacomycin: R; Linezolid: R; Gentamicin: S; Ciprofloxacin: S; Moxifloxacin: S; Cotrimoxazol: S; Rifampicin: R Wie interpretieren Sie den Befund? Was bedeutet "mäßig"? Welche Behandlung würden Sie daraus ableiten? Sollte man dann weiterhin kein Antibiotikum mehr geben? Wenn doch, welches der sensiblen wäre in der Frühschwangerschaft überhaupt erlaubt? Im Vergleich zum ersten Antibiogramm haben die Resistenzen offensichtlich zugenommen. Sollte man nochmals (in welchem Abstand) eine erneute Kultur machen oder weiterhin nur, wenn unter dem Mikroskop Entzündungszellen sichtbar sind? Sollte die Schmierblutung sich jetzt wirklich beruhigen, wie oft wöchentlich (oder täglich?) wäre anschließend Ihre Empfehlung für einen Versuch mit Vagisan? Am liebesten möchte ich natürlich kein Antibiotikum mehr nehmen, doch eine erneute bakterielle Vaginose in der (Früh)Schwangerschaft würde mir auch Sorgen machen, insbesondere im Hinblick auf Frühgeburtlichkeit/reduziertes Geburtsgewicht (wie im Bericht erwähnt). Ich freue mich sehr auf Ihre Antowrt und sende Ihnen den Progesteronwert sobald ich ihn habe. Danke, danke, danke für Ihre große Mühe! Liliane und der Krümel 


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, vielen Dank für Ihre ausführliche Nachricht. Es freut mich zu hören, dass sich die Schmierblutung aktuell beruhigt hat und Sie keine Beschwerden wie Brennen oder Jucken verspüren. Das spricht dafür, dass es sich eher um eine lokale Reizung durch Cyclogest und Gynophilus gehandelt haben könnte.   Beide Präparate von Vagisan – sowohl die Milchsäure-Zäpfchen als auch die ProbioFlora-Kapseln – gelten als gut verträglich. Die Milchsäure-Zäpfchen sind besonders mild und können mit einem Zäpfchen pro Tag für etwa eine Woche, anschließend ein- bis zweimal wöchentlich, angewendet werden. Wenn Sie das gut vertragen, können Sie später ergänzend ProbioFlora einsetzen, um die Flora gezielt zu unterstützen.   Zum Abstrichbefund: Der Nachweis von Klebsiella pneumoniae nur noch in „mäßiger“ Menge ist ein klarer Rückgang gegenüber dem ursprünglichen „reichlich“. In Kombination mit dem Wiederauftreten von Döderleinflora und dem Fehlen anderer Erreger ist dies ein positiver Verlauf. Solange Sie symptomfrei sind, ist aus meiner Sicht derzeit kein weiteres Antibiotikum erforderlich. Eine erneute Kontrolle – vaginaler Abstrich und ggf. auch Urinkultur – ist in etwa 3–4 Wochen empfehlenswert oder früher, falls erneut Beschwerden auftreten.   Sollte wider Erwarten doch eine antibiotische Behandlung notwendig werden, wären Cephalosporine wie Cefuroxim oder Cefixim Mittel der Wahl in der Frühschwangerschaft. Diese gelten als gut untersucht und verträglich. Ciprofloxacin oder Cotrimoxazol sind in dieser Phase nur zweite Wahl.   Gerne sehen wir uns gemeinsam Ihren Progesteronwert an, sobald Sie ihn vorliegen haben. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen und wünsche Ihnen und Ihrem kleinen Krümel weiterhin alles Gute.   Mit freundlichen Grüßen   Dr. Friedrich Gagsteiger


Liliane91

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Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger, zuerst vielen lieben Dank für die schnelle und hilfreiche Antwort. Sie helfen mir jedes Mal und ich schätze Ihren Rat sehr. Ich habe den Progesteronwert erhalten und habe gleichzeitig noch eine Rückfrage zu Ihrer gestrigen Nachricht. Zum Progesteronwert: Er ist 19,7. Ich bin etwas erschrocken, dass er so viel niedriger ist als der letzte es war. Für meine Frauenärztin ist ein Wert ab 30 gut und sie möchte deshalb, dass ich nun zusätzlich eine orale Dosis Utrogest nehme. Sind Sie dieser Meinung auch? Wenn ja, welche Dosis und wann? Sollte der Wert dann erneut kontrolliert werden? Wieso kann er plötzlich niedriger geworden sein? Leider hatte ich mich gestern auch etwas zu früh gefreut, als die Schmierblutung aufzuhören schien. Heute Morgen war wieder eine ganz leichte braune Schmierblutung am Toilettenpapier und hat mich wieder "nervös" gemacht. Im Slip war aber seit Absetzen von Gynophilus vor 3 Tagen noch nichts. Meine Schwangerschaftssymptome spüre ich auch täglich. Die Müdigkeit merke ich. Das ständige Übergeben ist zwar seit der Akupunktur besser, die Übelkeit bleibt aber mein ständiger Begleiter und ich übergebe mich auch immer wieder. Ist das in diesem Zusammenhang als "gut" zu bewerten? Meine erste Schwangerschaft konnte ich am Anfang mehr genießen und hatte keine bakterielle Vaginose gefolgt von ständigen Schmierblutungen gepaart mit Übelkeit/Erbrechen, aber vielleicht sagt das zumindest, dass es dem kleinen Krümel trotz Schmierblutung gut geht? Woher kann die Schmierblutung nur kommen wenn der Ultraschall jedes Mal unauffällig ist? Meine Frauenärztin sagt, wir sollten auch keinen GV haben solange immer wieder Schmierblutungen auftreten. Sehen Sie das auch so? Und anschließend aufgrund der noch immer mäßig vorhandenen Klebsiellen nur mit Komdom? Mein Mann hat keinerlei Symptome und das Brennen in der Scheide hatte ich zu einem Zeitpunkt, zu dem wir keinen GV hatten. Seitdem hatten wir bis zum Zeitpunkt der Schmierblutung nur mit Kondom GV und seit der Schmierblutung gar nicht. Wir glauben nicht, dass er mitbehandelt werden müsste oder sehen Sie das anders? Die Frauenärztin hat gar nichts davon erwähnt. Zu Ihrer letzten Nachricht: Sehrn Sie eine Urinkultur nur an als notwendig falls in der routinemäßigen Urinuntersuchung Auffälligkeiten wie Eiweiß gefunden werden oder grundsätzlich aufgrund Befundes? Ich habe keine Symptome einer Blasenentzündung und hatte auch noch nie eine. Ich scheine da nicht anfällig zu sein. Und letzte Frage: Was meinten Sie mit "später ProbioFlora ergänzend" zu den Vagisan Milchsäurezäpfchen einsetzen? Sind nicht beide für die vaginale Anwendung gedacht? Kommenden Dienstag habe ich einen neuen Ultraschalltermin und hoffe, dem Krümel geht es dann trotz Schmierblutung weiterhin gut. Wenn ich darf, sende ich Ihnen dann den neuesten Befund. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende! Danke, danke, danke! Liliane und der Krümel 


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Abend, Im Folgenden gehe ich Schritt für Schritt auf Ihre Fragen ein: Zum Progesteronwert von 19,7 ng/ml: Dieser Wert liegt im unteren Normbereich einer intakten Frühschwangerschaft (optimal sind Werte über 25–30 ng/ml). Besonders bei begleitenden Symptomen wie Schmierblutungen ist es durchaus sinnvoll, das Progesteron therapeutisch zu unterstützen. Ihre Frauenärztin liegt mit der Empfehlung zur zusätzlichen oralen Gabe richtig.   Wenn Sie bereits vaginal Progesteron (z. B. 2×200 mg) anwenden, können Sie ergänzend 1×200 mg oral abends einnehmen, um auch die systemische Komponente zu stärken. Alternativ sind auch 100 mg morgens und 100 mg abends möglich – wichtig ist die regelmäßige Einnahme. Eine nochmalige Blutkontrolle in 5–7 Tagen wäre sinnvoll, vor allem wenn die Schmierblutungen weiter bestehen.   Zur erneuten Schmierblutung: Bräunliche Schmierblutungen in der Frühschwangerschaft sind zwar beunruhigend, aber nicht automatisch gefährlich – besonders, wenn der Ultraschall unauffällig ist. Sie können hormonell bedingt sein, durch eine kleine Gefäßverletzung, ein Hämatom im Bereich der Plazenta oder einfach durch das empfindliche Scheidenmilieu nach einer Infektion.   Ein zusätzlicher Aspekt, den Sie bitte beim nächsten Ultraschall erfragen können: Liegt der Mutterkuchen möglicherweise in der Nähe oder direkt über dem inneren Muttermund? Wenn dies der Fall ist, kann es durch das Wachstum der Gebärmutter zu sogenannten Scherblutungen kommen. Die Plazenta wird dabei auf einer Seite mitgezogen – im Ultraschall lassen sich dabei manchmal kleine Blutansammlungen erkennen. Diese Form der Blutung ist mechanisch bedingt und nicht gefährlich. In den allermeisten Fällen wandert die Plazenta mit dem Gebärmutterwachstum nach oben – dann verschwinden auch diese Blutungen. Machen Sie sich bitte keine Sorgen: Das wäre ein plausibler und häufiger Befund, den man gut beobachten kann. Zur Übelkeit: Auch wenn die Symptome unangenehm sind – ausgeprägte Übelkeit ist in diesem Zusammenhang eher positiv zu bewerten. Sie deutet auf einen hohen Hormonspiegel hin, der mit einer gut entwickelnden Schwangerschaft assoziiert ist. Schön, dass die Akupunktur Ihnen bereits ein wenig Linderung gebracht hat! Kein Geschlechtsverkehr bei Schmierblutungen? Ja, ich teile die Empfehlung Ihrer Frauenärztin: Solange wiederkehrende Blutungen auftreten, ist Vorsicht geboten. Auch mechanische Reizung oder pH-Veränderungen könnten Schmierblutungen begünstigen.  Zur Partnerbehandlung: Wenn Ihr Mann keine Symptome hat, kein direkter Zusammenhang mit dem Infekt besteht und Sie seitdem nur mit Kondom Geschlechtsverkehr hatten, ist eine Mitbehandlung nicht notwendig. Eine Ausnahme wäre nur bei rezidivierenden Infektionen.   Urinkultur – ja oder nein? Solange die Standarduntersuchung des Urins (ohne Auffälligkeiten wie Eiweiß, Leukozyten oder Nitrit) unauffällig bleibt und Sie keinerlei Symptome einer Blasenentzündung haben, ist eine Urinkultur derzeit nicht zwingend erforderlich. Falls sich später ein unklarer Verlauf zeigt, kann sie jederzeit nachgeholt werden.   Vagisan und ProbioFlora – was ist wann sinnvoll? Beides sind vaginale Präparate, jedoch mit leicht unterschiedlicher Zielrichtung. Die Milchsäurezäpfchen dienen der kurzfristigen pH-Regulation und Reizlinderung, während ProbioFlora auf eine langfristige Besiedelung mit gesunden Laktobazillen abzielt. Daher empfehle ich folgendes Vorgehen: Zuerst 7–10 Tage Vagisan Milchsäurezäpfchen, anschließend ein- bis zweimal wöchentlich ProbioFlora zur Stabilisierung der Flora. Ultraschall am Dienstag: Sehr gerne können Sie mir den Befund dann wieder übermitteln – ich hoffe sehr, dass sich Ihr kleiner Krümel weiterhin gut entwickelt. Ich wünsche Ihnen ein ruhiges Wochenende – mit viel Geduld, kleinen Zuversichtsmomenten und dem Vertrauen, dass sich die Dinge gut entwickeln dürfen. Herzliche Grüße Dr. Friedrich Gagsteiger www.bestfertility.de


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