Liliane91
Guten Morgen Hr. Dr. Gagsteiger, gerne würde ich mich mit ein paar Fragen an Sie wenden und mich sehr über eine Antwort freuen. Mein Mann und ich sind beide 34, beide schlank, Nichtraucher, keine Vorerkrankungen, bislang eine Schwangerschaft: gemeinsamer 3-jähriger Sohn Mein Mann: Spermiogramm vor 6 Monaten: Spermien-Konzentration 112,5 Mio/ml, Spermien-Gesamtzahl: 393,75 Mio, Gesamt-Motilität: 59%, Progressiv-Motilität: 38%, Normalformen: 10% Ich: Zyklen ca. 35-38 Tage, leichte Testosteron- und Prolaktinerhöhung, Progesteronmangel (Schmierblutungen oft schon ab kurz nach Eisprung, Temperaturhochlage nur ca. 9 Tage). Die 1. Schwangerschaft ist direkt im 1. ÜZ nach Absetzen der Pille entstanden, keine Komplikationen während der Schwangerschaft, nur am Ende: 38. SSW vorzeitiger Blasensprung mit leichter Blutung bei BEL, Liegendtransport, 1 Tag stationär prophylaktische Antibiose, am nächsten Tag nach langen Versuchen einer natürlichen Geburt sekundäre Sectio wegen Geburtsstillstand in der Austreibungsphase. Mit dem 2. Kind probieren wir es seit 16 Monaten und es klappt leider nicht. Nach 6 Monaten ohne Erfolg habe ich es auf Anraten meiner Gynäkologin mit Messen der Basaltemperatur, LH-Tests, Inositol, Agnus Castus und Progesteronzäpfchen probiert. Wieder 5 Zyklen lang ohne Erfolg, die LH-Tests wurden aber immer positiv, nur oft sehr spät und danach sehr zögerlicher Temperaturanstieg. Nun sind wir mittlerweile im 3. Behandlungszyklus im Kinderwunschzentrum mit Letrozol 2,5 mg ab ZT 5. Auch das bisher leider ohne Erfolg trotz anscheinend idealer Zyklusbedingungen: Letzter Zyklus an ZT 10 ein Follikel rechts mit 21 mm, dieser Zyklus sogar schon an ZT 9 ein Follikel links mit sogar 23 mm, Gebärmutterschleimhaut 10 mm. Auslösen jeweils mit Ovitrelle, dann Cyclogest. Progesteronwert letzten Zyklus 7 Tage nach Eisprung 21. Alles scheint perfekt, aber geklappt hat es trotzdem noch nicht. Es kann natürlich auch einfach der Zufall der Natur gewesen sein, aber ich frage mich, ab welchem Tag nach Auslösen des Eisprungs durch Ovitrelle Sie die Einnahme von Cyclogest empfehlen. Unser Kinderwunscharzt empfiehlt sie schon am übernächsten Tag abends, aber mir kommt das sehr früh vor, denn ist ja dann maximal 12 Stunden nach dem ES? Ich messe Basaltemperatur und mache LH-Tests. Die Einnahme vom Cyclogest beginne ich dann schon 1,5 Tage nach dem positiven Ovulationstest, meine Temperatur steigt dann erst nochmals zwei Tage später an. In diesem Zyklus habe ich diesen Dienstag (mittags) durch Ovitrelle den ES ausgelöst und soll schon am Donnerstagabend (also heute) mit Cyclogest beginnen. Kann das dem ES im Weg stehen? Der LH-Test war am Dienstagabend schon knallpositiv, gestern auch noch, gestern ist die Temperatur außerdem deutlich abgefallen. Die Temperatur ist aber noch nicht angestiegen. Und zweite Frage: Würden Sie empfehlen, im nächsten Zyklus noch früher zur Ultraschallkontrolle zu gehen? Weil der Follikel an ZT 9/10 schon so groß ist, wird immer sofort nach der Ultraschallkontrolle in der Praxis mit Ovitrelle ausgelöst. Damit bleibt aber ja dann nie ein mehr als zweitägiges Fenster für GV. Reduziert das dann nicht die Chancen auf eine Schwangerschaft? Und letzte Frage: Sollte es in diesem Zyklus wieder nicht klappen, hat der Kinderwunscharzt vorgeschlagen, die Eileiterdurchgängigkeit zu prüfen. Ist in meinem Fall ein Eileiterverschluss überhaupt wahrscheinlich, wenn es schon ein Kind gibt? Oder kann sich dieser auch anschließend an eine Schwangerschaft entwickelt haben oder durch den Kaiserschnitt unseres 1. Kindes entstanden sein? Chlamydien-Blutwert war bei uns beiden auch negativ. Würden Sie eine Eileiterdurchgängigkeitsprüfung befürworten falls es weiterhin trotz dieser idealen Zyklen nicht klappt? Mit welcher Methode? Unser Kinderwunschzentrum rät hier direkt zur Bauchspiegelung. Ist sie wirklich so viel vorteilhafter als die Untersuchung mit Ultraschall/Kontrastmittel? Eine Bauchspiegelung ist ja doch ein Eingriff. Würden Sie ggf. ein weiteres/ausführlicheres Spermiogramm machen lassen oder andere Untersuchungen vorschlagen? Vor der 1. Schwangerschaft hatte ich immer sehr schmerzhafte Regelblutungen, die ich vor Pilleneinnahme nur mit starken Schmerzmitteln ausgehalten habe. Damals gab es den Verdacht auf Endometriose. Seit der Schwangerschaft hat sich dies aber wesentlich verbessert und ich brauche keine Schmerzmittel mehr. Kann sich eine Endometriose so verbessern oder ist eine Endometriose dann eher eine unwahrscheinliche Ursache? Entschuldigen Sie bitte meine vielen Fragen. Vielen Dank im Voraus. Viele Grüße und ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Liliane
Guten Tag, liebe Frau Liliane, vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung und das zusätzliche Detail zur Ovulationszeit und zum üblichen Zeitpunkt der Progesterongabe. Gerne integriere ich diese Informationen in meine Übersicht. Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um allgemeine Hinweise handelt, die eine individuelle Beratung durch Ihr Kinderwunschzentrum nicht ersetzen können. 1. Zeitpunkt der Einnahme von Cyclogest nach Ovitrelle-Auslösung Kurzantwort: Die Gabe von Progesteronpräparaten (z. B. Cyclogest) startet in der Regel etwa 48 Stunden nach Einleitung des Eisprungs. Üblicherweise findet der Eisprung rund 40 bis 44 Stunden nach Ovulationsinduktion (Ovitrelle) bzw. Beginn des LH-Anstiegs statt. Warum nicht zu früh? Wenn Ovitrelle (rekombinantes hCG) gespritzt wird, löst es den Eisprung meist 40–44 Stunden danach aus. Ähnliches gilt, wenn man sich am natürlichen LH-Anstieg orientiert. Da viele Kinderwunschprotokolle empfehlen, das Progesteron (z. B. Cyclogest) etwa 48 Stunden nach Auslösen zu beginnen, liegt dieser Zeitpunkt meist sicher nach dem Eisprung. So wird die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) rechtzeitig auf die Einnistung vorbereitet, ohne den Follikelsprung zu blockieren. Beeinträchtigt frühes Progesteron die Eizellfreisetzung? In der Regel nicht. Sobald der LH-Anstieg oder die Ovitrelle-Gabe erfolgt ist, springt der Follikel auf jeden Fall, sofern er reif ist. Falls Ihr Kinderwunschzentrum empfiehlt, schon etwas früher anzufangen (z. B. 1–2 Tage nach Ovitrelle), hat das meist gute Gründe, wie etwa eine nachgewiesene Lutealphasen-Insuffizienz. Sprechen Sie daher offen an, ob ein Start ab dem dritten Tag nach Auslösen (also ungefähr 48 Stunden später) stattdessen infrage käme. 2. Ultraschallkontrolle – der Zeitpunkt und das Auslösen mit Ovitrelle Kurzantwort: Da Ihre Follikel anscheinend schon früh sehr groß werden, kann ein etwas früherer Ultraschalltermin sinnvoll sein, um Ihren Zyklus optimal zu timen und das „Fenster“ für den Geschlechtsverkehr auszudehnen. Früher Follikelwachstum: Wenn bereits an Zyklustag 9/10 Follikel um die 20–23 mm gemessen werden, könnte man überlegen, schon an Zyklustag 7 oder 8 einen ersten Ultraschall zu machen, um die Entwicklung zu beobachten. Passender Zeitpunkt für GV: Idealerweise erfolgt Geschlechtsverkehr 1–2 Tage vor dem Eisprung sowie am Eisprungtag selbst. Wenn aber direkt bei der Ultraschallkontrolle ausgelöst wird, bleibt manchmal nur ein knappes Intervall, ehe die Eizelle „springt“. Spontaner LH-Anstieg: Wird im Ultraschall ein großer Follikel gesehen und der natürliche LH-Anstieg kündigt sich per Test schon an, sollte man das Auslösen nicht zu lange hinauszögern, um eine spontane, „unkontrollierte“ Ovulation zu vermeiden. 3. Sinnhaftigkeit einer Eileiterdurchgängigkeitsprüfung Kurzantwort: Eine Überprüfung der Eileiterdurchgängigkeit kann trotz bereits vorhandener Schwangerschaft sinnvoll sein, wenn alle anderen Parameter unauffällig sind und es länger nicht klappen will. Kann ein Verschluss neu auftreten? Ja, prinzipiell können sich nach Schwangerschaft, Kaiserschnitt oder anderweitigen Eingriffen Verwachsungen bilden, auch wenn das Risiko in Ihrem Fall ohne nachgewiesene Infektion (negativer Chlamydien-Bluttest) oder andere Risikofaktoren geringer ist. Welche Methoden gibt es? Hysterosalpingokontrastsonografie (HyCoSy) oder Hysterosalpingografie (HSG) per Röntgen-Kontrastmittel gelten als weniger invasive Verfahren, die eine erste Einschätzung zur Durchgängigkeit liefern. Bauchspiegelung (Laparoskopie) wird oft empfohlen, wenn zusätzlich der Verdacht auf Endometriose besteht oder wenn im gleichen Schritt kleine Befunde direkt behoben werden sollen. Falls Sie keinen deutlichen Endometriose-Verdacht oder andere OP-Indikationen haben, könnten Sie mit einer weniger invasiven Methode starten. Besprechen Sie das jedoch genau mit Ihrem Kinderwunschzentrum. 4. Rolle der (möglichen) Endometriose Kurzantwort: Eine Endometriose kann sich in ihrer Symptomatik während und nach einer Schwangerschaft tatsächlich bessern, bleibt allerdings als mögliche (Mit‑)Ursache für unerfüllten Kinderwunsch bestehen. Frühere starke Regelschmerzen: Häufig ein Hinweis auf Endometriose, wenn auch nicht beweisend. Besserung nach der Geburt: Dass Schmerzen sich reduzieren, kann vorkommen, doch manchmal existieren nach wie vor Endometrioseherde, die die Fruchtbarkeit beeinflussen können. Sichere Diagnose: Nur durch eine Bauchspiegelung mit Sichtung bzw. Entfernung verdächtiger Herde. Wenn die Eileiterdurchgängigkeit während derselben OP überprüft wird, hätten Sie beide Untersuchungen in einem Eingriff. 5. Weitere Spermiogramm-Kontrolle oder andere Untersuchungen? Spermiogramm: Die Werte Ihres Mannes waren sehr gut. Eine erneute Kontrolle kann man dennoch in Betracht ziehen, gerade wenn sich das „Warum klappt es nicht?“ weiter in die Länge zieht. Hormonelle Abklärung bei Ihnen: Eine leicht erhöhte Testosteron- und Prolaktin-Konzentration sowie eine kürzere Lutealphase werden bereits durch Letrozol und Progesteronunterstützung angegangen. Zusätzliche Checks (Schilddrüse, DHEAS etc.) können bei Bedarf sinnvoll sein und werden meist im Kinderwunschzentrum ohnehin durchgeführt. Zusammenfassung und Empfehlung Cyclogest-Startzeitpunkt: Der Eisprung findet typischerweise 40–44 Stunden nach Ovitrelle oder bei einem natürlichen Zyklus nach Beginn des LH-Anstiegs statt. Üblich ist eine Progesterongabe etwa 48 Stunden nach Auslösen, damit der Eisprung nicht gestört wird und die Gebärmutterschleimhaut rechtzeitig hormonell versorgt wird. Ultraschallkontrolle: Da Ihre Follikel früh groß werden, könnte ein früherer Ultraschall (ZT 7/8) sinnvoll sein, um das Zeitfenster für den Geschlechtsverkehr optimal zu erweitern. Eileiterprüfung: Eileiterprobleme nach einer bereits erfolgten Schwangerschaft sind zwar seltener, aber nicht unmöglich. Eine HyCoSy oder HSG wären mögliche erste, weniger invasive Untersuchungen. Bei starkem Endometrioseverdacht kann die Bauchspiegelung sinnvoll sein, um gleichzeitig behandlungsbedürftige Herde zu beseitigen. Endometriose: Eine deutliche Besserung der Schmerzen nach einer Schwangerschaft ist möglich, aber Endometriose kann fortbestehen. Bei anhaltendem Kinderwunsch ohne erkennbare Ursache könnte eine Bauchspiegelung Klarheit bringen. Kontrollspermiogramm: Kein Fehler, aber angesichts der guten Werte Ihres Mannes vermutlich nicht die Hauptursache. Hormonstatus: Achten Sie auf eine umfassende endokrinologische Überprüfung, die in der Regel im Kinderwunschzentrum erfolgt (Schilddrüse, Prolaktin, Androgene etc.). Sprechen Sie all diese Punkte unbedingt noch einmal ausführlich mit Ihrem behandelnden Kinderwunschzentrum durch. Insbesondere beim Thema Zeitpunkt der Progesterongabe (48 Stunden später) oder einer früheren Ultraschallkontrolle gibt es oft individuelle Protokolle. Ich hoffe, diese Erläuterungen helfen Ihnen dabei, etwas mehr Klarheit zu bekommen. Für Ihre weitere Behandlung und Ihren Kinderwunsch drücke ich Ihnen fest die Daumen! Herzliche Grüße und alles Gute, Ihr Dr. Gagsteiger
Liliane91
Guten Abend Hr. Dr. Gagsteiger, ich bin ganz begeistert von Ihrer detaillierten Antwort. Ein großes Dankeschön. Ich verstehe die Situation jetzt viel besser. Wenn mir mein Kinderwunscharzt das auch so genau erläutert hätte, wäre vieles gleich klarer gewesen. Alle Punkte werde ich beim nächsten Termin ansprechen und diesen schon für ZT 7 oder 8 vereinbaren, um das Fenster für GV vor dem ES/Auslösen mit Ovitrelle zu vergrößern. Die endokrinologische Überprüfung war umfassend und beinhaltete auch die Schilddrüse: TSH ca. 1,5, also perfekt. Prolaktin zwei Mal lediglich leicht erhöht (ca. 35). DHEAS im Normbereich, nur Testosteron leicht erhöht. Nach 16 Monaten, super Spermiogramm und unter offensichtlich idealen Zyklusbedingungen, stellt sich uns die Frage, ob es auch am Kaiserschnitt oder einer möglichen Endometriose liegen könnte. Der Zyklus, in dem ich vor 4 Jahren direkt nach Absetzen der Pille das erste Mal schwanger wurde, war weitaus chaotischer und ich hatte ihn schon längst abgeschrieben (ES an ZT 40!). Laut unserem Kinderwunscharzt müsste es unter diesen idealen Bedingungen jetzt nach drei Letrozol-Versuchen klappen, ansonsten sollte man nach anderen Ursachen suchen. Kann es auch einfach manchmal länger dauern? Man sagt doch auch bei gesunden Paaren kann es bis zu 6 Monate dauern? Kann die Kaiserschnittnarbe an sich vielleicht auch die Einnistung behindern? Und falls ja, könnte man das nur in einer Bauchspiegelung feststellen oder auch im Ultraschall? Weder meine Gynäkologin noch der Kinderwunscharzt haben sich zu der Narbe geäußert. Nur meine Hebamme empfand sie damals nach der Geburt als überdurchschnittlich lang und konnte sich die Notwendigkeit eines so großen Schnittes selbst bei einer sekundären Sectio nicht erklären. Sie hat auch lange geschmerzt, wurde dann aber super von meiner Hebamme durch Narbenmassage nachbehandelt, sodass ich jetzt keinerlei Probleme mehr damit habe. Noch eine Frage betreffend der Methoden der Eileiterdurchgängigkeitsprüfung HyCoSy und HSG: Welches Verfahren ist denn zuverlässiger und sind die Ergebnisse wesentlich unzuverlässiger als eine Bauchspiegelung wenn es alleine um die Prüfung der Eileiterdurchgängigkeit geht? Und muss man für alle drei Varianten einen Stimulationszyklus pausieren? Ich bedanke mich für Ihre Zeit und Bemühungen. Viele Grüße Liliane
Liebe Liliane, vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung. Ich freue mich, wenn meine Erläuterungen zum besseren Verständnis beitragen konnten. Ich möchte hier gerne auf Ihre neuen Fragen zu den möglichen Gründen, warum es aktuell nicht klappt, zur Bedeutung der Kaiserschnittnarbe, zu Endometriose und zu den verschiedenen Verfahren der Eileiterdurchgängigkeitsprüfung eingehen. Bitte bedenken Sie, dass alle folgenden Informationen allgemeiner Natur sind und Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte Ihre individuelle Situation am besten einschätzen können. 1. Kann es manchmal einfach länger dauern? Auch bei optimalen Bedingungen (regelmäßige Eisprünge, gutes Spermiogramm) kann es passieren, dass die gewünschte Schwangerschaft sich nicht umgehend einstellt. Man rechnet bei gesunden Paaren häufig, dass es innerhalb von sechs bis zwölf Monaten klappen kann. Einschätzung des Kinderwunschzentrums: Wenn nach drei bis sechs stimulierten Zyklen (z. B. mit Letrozol) kein Erfolg eingetreten ist, suchen viele Zentren nach möglichen weiteren Ursachen (z. B. Eileiterdurchgängigkeit, Gebärmutteranatomie, Endometriose). Gerade weil Ihr erster Zyklus nach Absetzen der Pille damals sehr unregelmäßig war und Sie dennoch schwanger geworden sind, zeigt das, dass es manchmal „außerplanmäßig“ klappen kann. Dennoch macht es Sinn, strukturiert andere Ursachen auszuschließen, falls sich der Erfolg nicht einstellt. 2. Möglicher Einfluss einer Kaiserschnittnarbe a) Beeinträchtigt die Narbe die Einnistung? Kaiserschnittnarben und Einnistung: In seltenen Fällen kann sich an der Operationsnarbe (innerhalb der Gebärmutter) eine sogenannte Isthmozele oder Nischbildung entwickeln – dies ist eine Ausbuchtung bzw. Einziehung am Übergang zum Gebärmutterhals. Diese Nische kann unter anderem zu Schmierblutungen vor der Periode führen oder, ganz selten, die Einnistung stören, wenn sie sehr ungünstig liegt. Die äußere Narbe auf der Bauchdecke hat in der Regel keinen Einfluss auf die Gebärmutterhöhle und damit auf die Einnistung. Eine „längere“ Schnittführung bei der Sectio hat meistens rein chirurgische Gründe (Platzbedarf, Lage des Kindes etc.) und sagt nichts darüber aus, ob innen eventuelle Verwachsungen vorliegen. Ob eine Narbenbildung innerhalb der Gebärmutter die Einnistung beeinträchtigt, kann man in vielen Fällen durch einen transvaginalen Ultraschall oder eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) klären. Bei „normalem“ Ultraschall bekommt man häufig ein gutes Bild, wenn gezielt danach geschaut wird. Bei Unklarheiten kann ein 3D-Ultraschall oder eine Kontrastdarstellung (Saline Infusion Sonography, SIS) nähere Informationen liefern. Eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) ist bei reinem Verdacht auf eine Nische im Gebärmutterinneren weniger aussagekräftig als eine Hysteroskopie, da man von außen auf die Gebärmutter schaut. Falls Ihre Kaiserschnittnarbe keine Beschwerden mehr macht und weder Ihre Gynäkologin noch der Kinderwunscharzt Auffälligkeiten sehen, ist eine größere Narbe an der Bauchdecke meist nicht der limitierende Faktor. Trotzdem kann es sinnvoll sein, im Ultraschall noch einmal explizit nach einer eventuellen Nischenbildung zu fahnden, wenn weitere Ursachen ausgeschlossen sind. 3. Mögliche Endometriose Symptome: Typisch (aber nicht immer) sind ausgeprägte Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Zwischenblutungen oder chronische Unterbauchschmerzen. Endometriose und Fruchtbarkeit: Je nachdem, wo Endometrioseherde sitzen (z. B. an den Eierstöcken, Eileitern oder im Beckenbereich), kann das die Befruchtung und Einnistung erschweren. Leichte Endometriose hat aber häufig keinen so starken Effekt auf die Fruchtbarkeit wie stärker ausgeprägte Formen. Diagnostische Optionen: Die genaue Diagnostik gelingt in der Regel am sichersten über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie), bei der Herde auch gleich entfernt bzw. verödet werden können. Ein Ultraschall kann große Endometriose-Zysten (Endometriome) an den Eierstöcken zeigen, aber kleinere Herde oder tief infiltrierende Endometriose sind oft nicht gut erkennbar. Wenn es in absehbarer Zeit nicht klappt oder weitere Hinweise auftauchen, könnte das Gespräch über eine Laparoskopie (mit gleichzeitiger Hysteroskopie) sinnvoll sein – insbesondere wenn die Ärzte einen Verdacht auf Endometriose haben oder andere anatomische Auffälligkeiten ausschließen möchten. 4. Verfahren zur Eileiterdurchgängigkeitsprüfung Grundsätzlich gibt es drei gebräuchliche Methoden, um die Durchgängigkeit der Eileiter (Tuben) zu prüfen: HyCoSy (Hysterosalpingo-Kontrastsonographie) Vorgehen: Hier wird ein Kontrastmittel (z. B. Kochsalzlösung mit Luftbläschen oder ein spezielles Ultraschallkontrastmittel) über einen Katheter in die Gebärmutter eingebracht, und via transvaginalem Ultraschall beobachtet man, ob das Kontrastmittel über die Eileiter in die Bauchhöhle fließt. Vorteile: Kein Röntgen, wird ambulant gemacht, keine Narkose, wenig belastend. Aussagekraft: In erfahrenen Händen ist HyCoSy relativ zuverlässig. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass Auffälligkeiten in der Gebärmutterhöhle (z. B. Polypen, Myome) gleich gut gesehen werden können. Einschränkung: Es kann gelegentlich falsch-positive oder unklare Befunde geben (z. B. nicht eindeutig zu beurteilen, ob beide Seiten durchgängig sind). HSG (Hysterosalpingographie) Vorgehen: Röntgenkontrastmittel wird über einen Katheter in die Gebärmutter eingebracht, anschließend wird eine Röntgenaufnahme gemacht, auf der man sehen kann, ob das Kontrastmittel durch die Eileiter hindurchtritt. Vorteile: Die Darstellung ist in der Regel sehr klar und gut dokumentiert (Röntgenbild). Einschränkung: Röntgenstrahlen und ggf. jodhaltiges Kontrastmittel. Manche Frauen empfinden das Einbringen des Kontrastmittels als unangenehm. Laparoskopie (Bauchspiegelung) mit Chromopertubation Vorgehen: Während einer Bauchspiegelung wird Farbstoff (z. B. Methylenblau) durch die Gebärmutter injiziert. Dann schaut man von außen (in der Bauchhöhle), ob der Farbstoff aus den Eileiterenden austritt. Vorteile: Gilt als Goldstandard, weil man gleichzeitig Verwachsungen, Endometriose und andere Veränderungen sehen und ggf. gleich behandeln kann. Einschränkung: Der größte Eingriff: Krankenhausaufenthalt, Vollnarkose, OP-Risiko. Zuverlässigkeit: Eine korrekt durchgeführte HyCoSy oder HSG liefert in den meisten Fällen eine gute Aussage über die Durchgängigkeit. Bei Verdacht auf z. B. stärkere Verwachsungen oder Endometriose kann die Laparoskopie zusätzlich zur Durchgängigkeitsprüfung sinnvoll sein, da man dort direkt behandeln kann. Muss man pausieren? Für HyCoSy und HSG wird häufig der gleiche Zyklus genutzt, in dem man abklären möchte, also kein aktiver Stimulations- oder Inseminationszyklus. Man wartet i. d. R. einen „natürlichen“ Zyklus ab. Das heißt, man verzichtet meist in diesem Zyklus auf eine gezielte Stimulation und auf einen Embryotransfer (bei IVF). Dennoch ist es oft so, dass die meisten Untersuchungen in der ersten Zyklushälfte (ungefähr zwischen ZT 5 und ZT 12) stattfinden, um sicherzugehen, dass keine Schwangerschaft eingetreten ist und die Gebärmutterschleimhaut noch dünn ist. Eine Bauchspiegelung ist üblicherweise mit einem größeren Aufwand verbunden, daher wird dieser Eingriff oft in einem eigenen Zyklus gemacht, in dem man vorab keine Stimulation plant. Zusammenfassung und Ausblick Es kann durchaus etwas dauern, auch wenn die Rahmenbedingungen „ideal“ sind, da viele Faktoren zusammenspielen. Die Kaiserschnittnarbe auf der Bauchdecke allein stört eine Einnistung normalerweise nicht. Eine innere Nische (Isthmozele) kann man per Ultraschall oder ggf. Hysteroskopie abklären. Endometriose ist ein möglicher Faktor, der sich nur sicher durch eine Laparoskopie ausschließen bzw. behandeln lässt. Bei spezifischen Beschwerden wäre eine Abklärung sinnvoll. Eileiterdurchgängigkeit kann man zunächst per HyCoSy oder HSG kontrollieren. Beide Methoden gelten als relativ sicher, sind weniger aufwendig als eine Laparoskopie und man sieht schnell, ob eine Durchgängigkeit gegeben ist. Wenn Sie also vorerst nur die Durchgängigkeit abklären möchten, ist HyCoSy oder HSG häufig der erste Schritt. Eine Bauchspiegelung würde man überlegen, wenn es konkrete Hinweise auf z. B. Endometriose oder Verwachsungen gibt oder wenn man sowieso zeitnah operativ eingreifen würde. Alles Gute für Sie und viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg! Herzliche Grüße Ihr Dr. Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag Hr. Dr. Gagsteiger, vielen Dank für die detaillierten Informationen. Es hat mir sehr geholfen, die diagnostischen Möglichkeiten besser zu verstehen. Ich werde den Kinderwunscharzt beim nächsten Termin auf jeden Fall fragen, ob er sich die Nische der Kaiserschnittnarbe genau anschauen kann. Ich glaube, dass er das noch nicht gemacht hat, zumindest hat er immer nur nach Follikeln in den Eierstöcken geschaut und die Gebärmutterschleimhaut gemessen. Ich finde meine Temperaturkurve in diesem Zyklus sehr merkwürdig. Das Auslösen mit Ovitrelle fand ja schon an ZT 9 statt, weil da der Follikel schon 23 mm groß war. An ZT 10 ist die Temperatur deutlich abgesunken, seit ZT 11 abends nehme ich Cyclogest. Einen deutlichen Anstieg sehe ich aber heute an ZT 17 noch immer nicht. Die App myNFP zeigt auch keinen Eisprung an. Ich weiß, dass die Temperatur anfällig für Störungen ist, ich glaube aber nicht, dass es in diesem Zyklus Störungen gab. Ich messe immer mit demselben Thermometer, immer rektal direkt nach dem Aufwachen morgens noch im Bett, immer relativ zur selben Uhrzeit, habe gerade keinen Infekt, habe die letzten Tage keinen Alkohol getrunken und eigentlich gut geschlafen. Löst Ovitrelle zu 100% aus? Im letzten Stimulationszyklus lag der Progesteronwert 7 Tage nach ES bei 21. Da ist die Temperatur aber auch 2 Tage nach ES gestiegen und die App erkannte den ES. In diesem Zyklus ist von Seiten des Kinderwunscharztes keine Kontrolle in der 2. Zyklushälfte geplant. Nochmals vielen Dank für Ihre Bemühungen und viele Grüße Liliane
Liebe Liliane, es freut mich, dass Ihnen die Informationen weitergeholfen haben. Gerne gehe ich noch einmal auf Ihre Beobachtungen im aktuellen Zyklus ein: Basaltemperaturkurve und Ausbleiben eines Anstiegs Grundsätzlich steigt die Temperatur in den meisten Zyklen kurz nach dem Eisprung um etwa 0,2–0,4 °C an. Dennoch kann es immer wieder Zyklen geben, in denen der Temperaturanstieg verspätet, geringer oder auch nahezu gar nicht erkennbar ist, obwohl ein Eisprung stattgefunden hat. Möglich ist zum Beispiel, dass die Progesteron-Supplementation (Cyclogest) den Temperaturverlauf verändert. In manchen Fällen passiert es sogar, dass die Basaltemperatur aufgrund äußerer Einflüsse oder individueller Reaktionsmuster nicht mehr so deutlich ansteigt wie erwartet. Wenn Sie sich sicher sind, dass es keine Messfehler oder Störfaktoren (früheres/lateres Messen, unruhige Nächte, Infekte usw.) gegeben hat, kann es trotzdem sein, dass die Temperaturkurve an sich nicht aussagekräftig genug ist, um den Eisprung eindeutig festzustellen. Sicherheit der Auslösung mit Ovitrelle Ovitrelle (hCG-Injektion) hat eine sehr hohe Wirksamkeit in Bezug auf die Endausreifung der Eizelle und den Auslösevorgang. Eine „100%ige“ Garantie gibt es in der Medizin leider selten, doch die Erfolgsquote, einen Eisprung auszulösen, ist mit Ovitrelle erfahrungsgemäß sehr hoch. Wenn der Follikel zum Zeitpunkt der Auslösung (ZT 9) bereits 23 mm groß war, ist das grundsätzlich ein gutes Zeichen dafür, dass er (rein von der Größe her) sprunghaft ist. Trotzdem würde man in manchen Kinderwunschzentren anschließend kontrollieren (z. B. per Ultraschall oder mit Progesteronbestimmung im Blut), ob es wirklich zu einem Follikelsprung kam. Progesteronbestimmung in der 2. Zyklushälfte Da in Ihrem letzten stimulierten Zyklus der Progesteronwert 7 Tage nach Eisprung bei 21 lag, wissen Sie, dass Ihr Körper damals gut reagiert hat. Im aktuellen Zyklus wäre es naheliegend (falls Unsicherheiten bestehen) einmalig den Progesteronspiegel in der 2. Zyklushälfte bestimmen zu lassen, um zu prüfen, ob diesmal ebenfalls ausreichend Progesteron produziert (und damit ein Eisprung erfolgt) ist. Eine Ultraschallkontrolle nach einigen Tagen kann zusätzlich Aufschluss darüber geben, ob der Follikel verschwunden (gesprungen) ist und sich ein Gelbkörper gebildet hat. Wenn Ihr Kinderwunscharzt keine Kontrolluntersuchung vorgesehen hat und Sie dennoch sehr beunruhigt sind, können Sie ihn darauf ansprechen. Frühes Auslösen (ZT 9) Wenn ein Follikel rasch wächst und bereits an ZT 9 auf 23 mm herangewachsen ist, kann eine frühe Auslösung medizinisch durchaus sinnvoll sein, damit er nicht überreif wird. Trotzdem ist dies etwas ungewöhnlich rasch – möglicherweise hatten Sie in diesem Zyklus ein sehr frühreifes Follikelwachstum. Das allein muss aber kein Nachteil sein; wichtig ist, dass das Timing stimmt und am Ende wirklich ein Eisprung stattgefunden hat. Narbe in der Gebärmutter (Section-Nische) Es ist sicherlich hilfreich, dass Sie Ihren Arzt bei der nächsten Untersuchung bitten, die Kaiserschnittnarbe genauer (z. B. per transvaginalem Ultraschall) zu begutachten. So kann man ausschließen, dass eine auffällige Nische die Einnistung oder den Aufbau der Schleimhaut beeinträchtigt. Fazit Ein fehlender (oder nur sehr dezenter) Temperaturanstieg bedeutet nicht zwangsläufig, dass kein Eisprung stattgefunden hat. Wenn Sie Gewissheit möchten, hilft eine Blutuntersuchung (Progesteron 7 Tage nach vermutetem ES) oder ein Ultraschall nach der Follikelruptur, um zu bestätigen, dass der Follikel tatsächlich gesprungen ist. Besprechen Sie mit Ihrem Kinderwunscharzt, ob eine solche Kontrolle in der zweiten Zyklushälfte für Ihre persönliche Sicherheit und die Zyklusbeurteilung sinnvoll wäre. Ich hoffe, das nimmt Ihnen ein wenig die Unsicherheit. Zögern Sie nicht, bei Ihrem nächsten Termin gezielt nachzufragen, damit Sie wissen, wie es in Ihrer zweiten Zyklushälfte weitergeht. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und alles Gute! Herzliche Grüße Ihr Dr. Gagsteiger
Liliane91
Guten Abend Hr. Dr. Gagsteiger, ein großes Dankeschön für Ihre detaillierten Ausführungen. Beim nächsten Termin frage ich nach einer Kontrolle in der 2. Zyklushälfte des Stimulationszyklus falls es in diesem Zyklus wieder nicht geklappt haben sollte und falls nicht ein Zyklus ausgesetzt wird, weil der Kinderwunscharzt erst die Eileiterdurchgängigkeit prüfen möchte. Der Temperaturanstieg in den anderen Zyklen war immer mind. 0,2 Grad, in diesem ist schon 7 Tage nach ES nur ein einziger Wert 0,2 Grad höher als die erste Zyklushälfte. Alle anderen Werte sind max. 0,1 Grad höher. Ich denke mir, dass es vielleicht sinnvoll ist, erst einmal sicher zu sein, dass die 2. Zyklushälfte überhaupt genauso gut verläuft wie die erste bevor man nach weiteren Ursachen wie einem Eileiterverschluss sucht? Auch mein Kinderwunscharzt findet, dass ich unter Letrozol ein ungewöhnlich frühes Follikelwachstum habe und das, obwohl ich erst an ZT 5 mit Letrozol beginne. In jedem Stimulationszyklus waren die Follikel an ZT 9 oder 10 schon bei über 20 mm und trotzdem klappt es nie. Heißt das einfach nur, dass ich auf Letrozol super gut anspreche und ist kein Nachteil? Ohne Stimulation waren meine Zyklen eher 35-38 Tage lang. Jetzt sind sie damit meist nur 26-27 Tage lang und das auch nur, weil das Progesteron meine 2. Zyklushälfte verlängert. Meine Periode setzt dadurch erst ca. 4-5 Tage nach Absetzen von Cyclogest ein. Lieben Dank nochmals und viele Grüße Liliane
Liebe Liliane, hier eine kürzere Zusammenfassung Ihrer Punkte: Zweite Zyklushälfte: Wenn der Temperaturanstieg minimal ist, empfiehlt sich eine Progesteronmessung ca. 7 Tage nach Eisprung oder eine Ultraschallkontrolle (Schleimhautdicke). Dadurch sehen Sie, ob die Gelbkörperphase intakt ist. Frühes Follikelwachstum unter Letrozol: Dass Follikel bereits an ZT 9–10 über 20 mm groß sind, zeigt ein gutes Ansprechen auf Letrozol. Solange Schleimhaut und Eisprung zeitgerecht passen, ist ein früher Eisprung nicht unbedingt ein Nachteil. Verkürzte Zykluslänge: Von 35–38 Tagen auf 26–27 Tage unter Letrozol zu kommen, ist normal. Die Periode setzt durch Progesteron erst später ein, was ebenfalls bekannt ist. Eileiterdurchgängigkeit: Wenn die zweite Zyklushälfte gut ist und es dennoch nicht klappt, ist eine Abklärung der Eileiter (z. B. per HyCoSy oder HSG) sinnvoll. Alles Gute und viele Grüße!
Liliane91
Guten Abend Hr. Dr. Gagsteiger, leider hat es auch im 3. Letrozol-Versuch trotz gutem Follikelwachstum wieder nicht geklappt. Insgesamt probieren wir es jetzt schon seit fast 1,5 Jahren. Eine Prüfung der Eileiterdurchgängigkeit ist geplant. Wann macht eine Prüfung der Gerinnungsfaktoren und Trombophilie Sinn? Auf der Seite meines Vaters gibt es bei mir Thrombosen und sogar Lungenembolie in der 2. und 3. Generation (direkt miteinander verwandt). Hier wurde aber nie jemand genauer genetisch untersucht. Mein Vater und ich hatten nie eine Thrombose. Kann eine Thrombophilie auch die Einnistung stören? Eine Fehlgeburt hatte ich noch nicht. Die 1. Schwangerschaft, die mit einem Kaiserschnitt endete, ist aber direkt im 1. Übungszyklus spontan eingetreten. Deshalb verstehen wir irgendwie nicht, wieso es dieses Mal einfach nicht klappt. Halten Sie eine Untersuchung auf Thrombophilie für sinnvoll oder eher nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen? Lieben Dank im Voraus. Liliane
Guten Abend Liliane, Sie haben inzwischen drei Zyklen mit Letrozol hinter sich, jedes Mal mit gutem Follikelwachstum, dennoch blieb eine Schwangerschaft aus. Eine Röntgen- oder Ultraschallprüfung der Eileiterdurchgängigkeit ist bereits geplant – ein wichtiger nächster Schritt, weil verschlossene oder verklebte Tuben häufigere Ursachen für sekundäre Sterilität sind als Gerinnungsstörungen. Sollte der Röhrentest unauffällig sein, bespricht man typischerweise weitere Diagnostik (Spermiogramm-Update, uterine Spiegelung bei Verdacht auf Polypen oder Septen) und die Frage, ob man zu Inseminationen oder direkt zu einer IVF übergeht. Die naheliegende Frage lautet, ob eine unerkannte erbliche Thrombophilie die Einnistung behindern könnte. Pathophysiologisch erscheint das plausibel, weil Mikrothromben im Endometrium die Durchblutung stören könnten. Die verfügbaren Daten sprechen jedoch eine andere Sprache: Große Register- und Metaanalysen konnten weder bei unerfülltem Kinderwunsch noch bei wiederholtem Implantationsversagen einen Nutzen von routinemäßigem Thrombophilie-Screening oder vorbeugender Heparin-Gabe zeigen. Entsprechend empfehlen die aktuellen Leitlinien der Europäischen Reproduktionsgesellschaft (ESHRE) und der American Society for Reproductive Medicine, in der Situation „Infertilität ohne Fehlgeburten“ keine generelle Untersuchung auf Faktor-V-Leiden, Prothrombin-Mutation oder Protein-C/S-Mangel durchzuführen . Die britische Fertility Society äußert sich ebenso für Frauen mit zwei oder mehr fehlgeschlagenen Embryotransfers – auch dort wird kein Screening angeraten . Erst wenn mindestens zwei Fehlgeburten vorliegen oder persönliche venöse Thromboembolien (VTE) aufgetreten sind, sieht man laut ACOG/ASRM eine sinnvolle Indikation . In Ihrer Familie gab es zwar Lungenembolien und Thrombosen in der zweiten und dritten Generation väterlicherseits, Ihr Vater und Sie selbst sind aber bislang gesund. Damit liegt statistisch nur ein moderat erhöhtes persönliches VTE-Risiko vor, nicht automatisch eine Test-Pflicht. Eine Testung wäre vertretbar, falls bei einem nahen Angehörigen eine hoch-risiko-Mutation nachgewiesen wird, falls Sie selbst eine Thrombose entwickeln oder wenn eine Schwangerschaft mit ausgeprägter Hormonbelastung eintritt. In diesen Konstellationen dient die Labordiagnostik vor allem der Planung einer Thrombose-Prophylaxe und weniger der Verbesserung der Einnistung. Sollten Sie sich aus psychologischen Gründen dennoch für ein Screening entscheiden, wählen Sie einen hormontherapiefreien Zeitpunkt (mindestens sechs Wochen Abstand). Für ein „Basis-Panel“ genügen Faktor-V-Leiden und die Prothrombin-Mutation; erweitert würde man Antithrombin sowie Protein C und S prüfen, eventuell Antiphospholipid-Antikörper. Der häufig angebotene MTHFR-Test bringt in der Kinderwunsch-Situation keinen nachweisbaren Nutzen. Im Alltag können Sie unabhängig davon Ihren Erfolgschancen am meisten helfen, indem Sie Folsäure supplementieren, auf ein normales Körpergewicht, regelmäßige Bewegung, Nikotin und Alkohol-Abstinenz und Stressreduktion achten. Nutzen Sie die fruchtbaren Tage konsequent (Koitus alle zwei Tage um die Ovulation). Kurz gefasst: Ohne Fehlgeburten oder eigene Thrombosen liefert die Thrombophilie-Diagnostik bislang keinen belegten Vorteil für die Einnistung. Konzentrieren Sie sich zunächst auf die geplante Eileiterprüfung und die üblichen strukturellen oder hormonellen Ursachen. Eine gezielte Gerinnungsabklärung wird erst dann sinnvoll, wenn zusätzliche Risikofaktoren hinzukommen. Ich hoffe, dieser Überblick unterstützt Sie bei der Entscheidung und im Gespräch mit Ihrem Behandlungsteam. Für weitere Fragen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung. Herzliche Grüße Dr. med. Friedrich Gagsteiger (Dies ersetzt keine persönliche Arzt-Patientin-Beratung; bitte besprechen Sie Details mit Ihrem betreuenden Zentrum.)
Liliane91
Guten Morgen Hr. Dr. Gagsteiger, wow, ich bin von Ihrer ausführlichen Erklärung ganz begeistert. Vielen Dank! Das hilft mir sehr beim Verständnis möglicher Ursachen für die nicht eingetretene Schwangerschaft trotz gutem Follikelwachstum. Die Abklärung einer erblichen Trombopholie werde ich also vorerst zurückstellen. Unser KiWu-Arzt hat mir eine Verordnung von Krankenhausbehandlung zu Chromo-LSK und diagn. HSK mitgegeben. Er findet eine alleinige Eileiteruntersuchung per Ultraschall oder Röntgen nicht ausreichend. Er meint, die Ergebnisse sind nicht immer zu 100% aussagekräftig. Aufgrund des vorausgegangenen Kaiserschnitts und der starken Regelschmerzen möchte er außerdem mögliche Verwachsungen und Endometriose ausschließen. Die Regelschmerzen sind allerdings seit der Geburt des 1. Kindes viel besser. Deshalb bin ich skeptisch, ob es an einer Endometriose liegen könnte. Führt ein Kaiserschnitt denn häufig zu Tubenverschluss? Die Nische vom Kaiserschnitt fand er im Ultraschall nicht auffällig. Würden Sie in so einem Fall auch zu einer operativen Diagnostik tendieren? Es ist ja doch eine Operation. Ich war etwas verwundert, dass mir am Telefon bei Terminvereinbarung gesagt wurde, dass ich sogar zwei Nächte stationär bleiben muss. Der Termin wird erst im übernächsten Zyklus stattfinden. Spricht etwas dagegen, im Kinderwunschzentrum nach einem weiteren (4.) Stimulationszyklus mit Letrozol zu fragen, um nicht wieder zwei Zyklen zu verlieren? Und sollte bei der Laparoskopie keine Ursache gefunden werden: würde es dann Sinn machen, zunächst mit Letrozol weiter zu stimulieren? Sie erwähnten Insemination oder IVF. Was würden Sie zuerst empfehlen wenn die Eileiter durchgängig sind? Bei mir liegen sonst nur leichte Hyperandrogenämie und leichte Hyperprolaktinämie vor. Da das Spermiogramm meines Mannes besonders gut war, sieht unser Kinderwunscharzt keinen Grund für ein weiteres. Er sagt, selbst wenn das zweite schlechter wäre, wäre es noch immer gut. Ich nehme Folsäure. Wir bewegen uns beide (Yoga, Sport, häufige Spaziergänge), nehmen beide Vitamin D und im Winter Zink, haben kein Übergewicht, rauchen nicht, trinken sehr selten Alkohol und haben jeden stimulierten Zyklus ab der Ultraschallkontrolle immer täglich genutzt. Da bei mir die Folllikelreifung unter Letrozol immer so schnell geht und immer schon direkt nach Ultraschall an ZT 8 mit Ovitrelle ausgelöst wird, nutzen wir für GV immer ZT 8, 9 und 10. Wie viele Stunden Abstand sind für eine gute Spermienproduktion denn nötig? Reichen bei sehr gutem Spermiogramm 24 Stunden oder auch weniger? Lieben Dank im Voraus. Liliane
Guten Morgen, ich beantworte Ihre Fragen gerne Schritt für Schritt: 1. Kaiserschnitt als Ursache für Tubenverschluss? Ein Kaiserschnitt allein führt in der Regel nicht direkt zu einem Tubenverschluss. Jedoch kann er, wie jede Bauchoperation, Verwachsungen verursachen – insbesondere wenn es Komplikationen wie Infektionen oder starke Nachblutungen gab. Diese Verwachsungen können die Beweglichkeit der Eileiter einschränken oder sie teilweise/komplett blockieren. Dass die Narbe im Ultraschall unauffällig ist, ist ein gutes Zeichen – dennoch sieht man damit nicht die Umgebung der Eileiter oder Verwachsungen im kleinen Becken. 2. Empfehlung zur Chromopertubation + HSK? Ich verstehe Ihre Zurückhaltung vollkommen – eine Bauchspiegelung ist kein kleiner Schritt. Dennoch ist die Empfehlung Ihres Arztes aus fachlicher Sicht gut nachvollziehbar: Eine kombinierte Chromopertubation (Tubenprüfung) und diagnostische Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung) bietet eine sehr präzise Beurteilung der Eileiter, der Gebärmutterhöhle und möglicher Endometriose oder Verwachsungen. Allerdings sollte der Eingriff von einem erfahrenen Arzt oder Endometriosespezialisten durchgeführt werden. Die Endometriose kann übrigens auch bei deutlich gebesserten Regelschmerzen noch vorhanden sein – besonders wenn sie nicht-zyklische Beschwerden macht oder kleinflächig ist. Die stationäre Aufnahme für 2 Nächte ist in vielen Kliniken Routine, vor allem wenn gleichzeitig mit Verwachsungslösung oder ausgedehnter Diagnostik zu rechnen ist. Oft reicht in unkomplizierten Fällen auch 1 Nacht – das hängt vom Haus ab. 3. Stimulationszyklus im Wartezyklus? Absolut berechtigt! Wenn Sie sich körperlich gut fühlen und keine medizinischen Kontraindikationen bestehen, spricht nichts dagegen, den nächsten Zyklus für eine weitere Letrozol-Stimulation zu nutzen, um keine wertvolle Zeit zu verlieren. Das kann auch emotional sehr hilfreich sein, nicht "stillstehen" zu müssen. Bitte achten Sie darauf, dass der Zeitpunkt der Operation nicht mit der Gelbkörperphase kollidiert – z. B. durch rechtzeitige hormonelle Steuerung oder eine "Pause" direkt vor der OP. 4. Falls LSK/HSK unauffällig – wie weiter? Wenn die Eileiter durchgängig und alle Befunde unauffällig sind, wäre ein weiterer Versuch mit Letrozol + gezieltem GV oder Insemination (IUI) absolut sinnvoll – je nach Wunsch, Alter und individueller Geduldsspanne. Letrozol scheint ja bei Ihnen gut zu wirken, die Eizellreifung läuft zuverlässig. Wenn das Spermiogramm wirklich überdurchschnittlich ist, kann man durchaus zunächst beim GV zum optimalen Zeitpunkt bleiben. Allerdings erleben wir auch immer wieder, dass uns "gute" Spermiogramme vorgelegt werden, die bei genauerer Überprüfung Verbesserungspotentiale vermuten lassen. IUI (Insemination) ist eine Option, um das Timing zu optimieren – besonders wenn der Verdacht besteht, dass der Transport der Spermien zur Eizelle nicht immer ideal klappt. IVF wäre erst bei nachgewiesener Eileiterproblematik, Endometriose Grad II+ oder wenn die bisherigen Versuche erfolglos bleiben. 5. GV-Timing – reichen 24 Stunden? Bei einem sehr guten Spermiogramm reicht ein Abstand von 24 Stunden in der Regel aus. Manche Studien zeigen sogar, dass Spermien nach kürzeren Abständen (12–24 h) oft beweglicher sind, weil der oxidative Stress durch lange Lagerung entfällt. Ihr gewählter Rhythmus (ZT 8, 9, 10) nach Ovitrelle-Auslösung ist ideal, wenn an ZT 8 ausgelöst wird. Der Eisprung ist dann meist zwischen ZT 9 und 10. Ein zusätzlicher Verkehr am Morgen von ZT 11 kann auch sinnvoll sein, da Ovitrelle den Eisprung ca. 36–40 Stunden nach Injektion auslöst. Zusammenfassung meiner Einschätzung: Die operative Diagnostik erscheint bei Ihrer Vorgeschichte sinnvoll, aber nicht zwingend eilig. Ein zusätzlicher Stimulationszyklus mit Letrozol vor der LSK ist möglich und medizinisch vertretbar. GV alle 24 Stunden bei gutem Spermiogramm ist ausreichend. Falls keine Ursache gefunden wird: weitermachen mit Letrozol ± Insemination. IVF wäre dann der nächste Schritt, wenn weitere Versuche erfolglos bleiben oder neue Erkenntnisse (z. B. Tubenproblematik) hinzukommen. Viel Erfolg!
Liliane91
Guten Morgen Herr Dr. Gagsteiger,
ein großes Dankeschön für die ausführlichen Erklärungen. Das hat mir sehr geholfen. Das würde ich mir von unserem Kinderwunscharzt auch so wünschen.
Ich hätte noch eine Nachfrage zum Spermiogramm bzw. zu Ihrem Satz "Allerdings erleben wir auch immer wieder, dass uns "gute" Spermiogramme vorgelegt werden, die bei genauerer Überprüfung Verbesserungspotentiale vermuten lassen."
Von welcher genaueren Überprüfung sprechen Sie hier? Für unseren Kinderwunscharzt ist mein Mann "raus", weil sein Spermiogramm so überdurchschnittlich war. Das ist erfreulich und umso besser, wenn es wirklich so ist, ich möchte mich nur ungerne mit Bauchspiegelung und allem Drum und Dran auf den Kopf stellen lassen und noch dazu mit unendlichen Versuchen ewig viel Zeit verlieren, wenn es am Ende doch Verbesserungspotentiale bei meinem Mann geben sollte. Ich würde Ihnen gerne die Werte des Spermiogramms geben und um Ihre Einschätzung bitten, ob man hier irgendwo genauer überprüfen sollte. Ich hoffe, das ist in Ordnung.
Karenz (Tage): 5
Volumen (> 1,4 ml): 3,5
Aussehen: normal
Verflüssigung (< 60 min): Normal
Konsistenz/Viskosität: Normal
ph-Wert (7,2-8,0): 8
Spermien-Konzentration (> 16 Mio/ml): 112,5
Spermien-Gesamtzahl (> 39 Mio): 393,75
Gesamt-Motilität (PR + NP) (> 42%): 59
Progressiv-Motilität (PR) (> 30%): 38
Schnell progressiv (WHO A*): 23
Langsam progressiv (WHO B*): 15
Nicht-progressive Motilität (NP) (WHO C*): 21
Immotilität (IM) (WHO D*): 41
Vitalität (> 54% lebendig): 78
Agglutinationen: Keine
Spermien-Morphologie
Normalformen (> 4%): 10
Kopfdefekte (%): 64
Mittelstückdefekte (%): 14
Flagellumdefekte (%): 12
Leukozyten (/100 Sp.): 0-1
Erythrozyten (/100 Sp.): 0-1
Chlamydien: Neg.
Mykoplasmen/Ureaplasmen: Neg./Neg.
Ejakulatkultur gram-/gram+: Neg.
Diagnose: Normozoospermie
Wir möchten den nächsten Zyklus (4. Zyklus) noch einmal zur Stimulation mit Letrozol/Ovitrelle/Cyclogest nutzen. Ich bin privat- und Chefarztversichert und habe den OP-Termin für die Chromo-LSK und HSK auf Empfehlung meines Kinderwunscharztes beim Chefarzt der Frauenklinik, der auch Teamleitung des Endometriosezentrums ist. Mit unserer Urlaubsplanung, meinen dienstlichen Pflichten und dem Urlaub des Chefarztes müsste der OP-Termin nach meiner Berechnung in etwa auf ZT 12 des übernächsten Zyklus fallen, wenn ich mit Cyclogest ein kleines bisschen "trickse" und es diesen und nächsten Zyklus etwa 3 Tage länger nehme (Periode setzt bei mir immer ziemlich genau 4 Tage nach Absetzen ein). Ansonsten fällt der Termin schon eher Richtung Gelbkörperphase. Denken Sie, diese Terminplanung ist passend? Ich würde mich sehr über Ihre Meinung freuen. Mein Kinderwunscharzt hat mich auf die terminliche Planung überhaupt nicht hingewiesen und die Sprechstundenhilfe am Telefon im Krankenhaus wusste nicht einmal, dass der Termin in der 1. Zyklushälfte stattfinden sollte
Vielen lieben Dank für Ihre ausgezeichnete Beratung.
Liliane
Guten Abend, Die Werte des Spermiogramms Ihres Mannes bewegen sich sämtlich deutlich oberhalb der WHO‑Referenzgrenzen (6. Auflage, 2021). Mit 112 Millionen Spermien pro Milliliter, einer Gesamtzahl von fast 400 Millionen Zellen, 38 Prozent progressiver Motilität und zehn Prozent normal geformter Spermien spricht der Befund für eine ausreichend gute Ausgangslage. Ein einmaliges Spitzen‑Ergebnis bedeutet jedoch noch nicht, dass damit jeder mögliche Fertilitätsfaktor ausgeschlossen ist. Zum einen schwankt die Qualität zwischen einzelnen Ejakulaten; deshalb empfiehlt man routinemäßig mindestens zwei Befunde in einem Abstand von zwei bis vier Wochen, bevor man endgültig Entwarnung gibt. Zum anderen können Spermien funktionell beeinträchtigt sein, obwohl die klassischen Parameter hervorragend aussehen. Falls also nach einem halben bis einem Jahr gezielter Zyklen – trotz Letrozol‑Stimulation, korrektem Timing und bald auch abgeklärter weiblicher Faktoren – keine Schwangerschaft eintritt oder es wiederholt zu sehr frühen Fehlgeburten kommt, lohnt sich der Blick auf tiefer gehende Tests. Der wichtigste ist heute die Messung der DNA‑Fragmentation (häufig als DFI bezeichnet). Liegt der Fragmentations‑Index bei 25 Prozent oder höher, sinken die Chancen auf eine spontane Schwangerschaft messbar, und das Fehlgeburtsrisiko steigt. Ebenfalls aussagekräftig ist die Bestimmung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), weil oxidativer Stress die DNA brüchiger macht. Beide Laborwerte lassen sich in derselben Probe erfassen, sind technisch etabliert und bieten vor allem einen Ansatzpunkt für Therapie: Antioxidative Nahrungsergänzung, konsequenter Verzicht auf Nikotin, strikte Begrenzung von Alkohol, das Meiden übermäßiger Hitze (Sauna > 90 °C, heiße Sitzheizung, Laptop auf dem Schoß) und gegebenenfalls eine mikrochirurgische Varikozelen‑Sanierung senken eine erhöhte Fragmentation häufig merklich. Ergänzend kann ein einmaliges Hormonprofil (FSH, LH, Testosteron, Prolaktin, SHBG, Inhibin B) sinnvoll sein, insbesondere wenn sich klinische Hinweise auf eine endokrine Störung ergeben (z. B. verminderte Libido, Hodenvolumen unter 15 ml oder ausgeprägter Hodenhöcker). Für Ihren anstehenden Eingriff – die Kombination aus Chromopertubations‑Laparoskopie und diagnostischer Hysteroskopie – gilt: Das beste Zeitfenster liegt zwischen Zyklustag 5 und 10, also in der frühen Follikelphase. Dann ist das Endometrium noch hauchdünn, Blutungen sind minimal und eine unerkannte sehr frühe Schwangerschaft praktisch ausgeschlossen. Ein OP‑Termin an Zyklustag 12 ist aus Sicht vieler Operateure noch vertretbar, solange zwei Voraussetzungen erfüllt sind: Erstens wird am OP‑Tag ein negativer Urin‑ oder Serum‑hCG‑Test dokumentiert; zweitens verzichten Sie in diesem Zyklus vor dem Eingriff konsequent auf einen Schwangerschaftsversuch – das kann bedeuten, geschützten Geschlechtsverkehr zu wählen oder für diesen einen Zyklus ganz auf Verkehr in der fruchtbaren Phase zu verzichten. Ihr Plan, die bevorstehende Letrozol‑Stimulation wie gewohnt durchzuführen und anschließend durch eine verlängerte Cyclogest‑Einnahme die Periode ein paar Tage nach hinten zu schieben, ist pharmakologisch möglich, weil Progesteron die Abbruchblutung zuverlässig hinauszögert. Allerdings handelt es sich um einen Off‑Label‑Kniff, der seinerseits den nachfolgenden Zyklus geringfügig verschieben kann. Wesentlich komfortabler – und von vielen Zentren bevorzugt – ist deshalb eine andere Taktik: Nehmen Sie den jetzigen Stimulationszyklus ganz normal mit, beginnen Sie danach einen natürlichen Zyklus ohne Stimulation, und legen Sie den Operationstermin auf Tag 6 bis 9 dieses Zyklus. Damit gewinnen Sie automatisch das ideale Sichtfenster, brauchen keine Zyklusverlängerung und laufen nicht Gefahr, trotz negativer Tests gerade in den allerersten Tagen einer Schwangerschaft zu sein. Nach der Operation dürfen Sie, sofern der Befund unauffällig ist, meist schon im darauffolgenden Zyklus wieder stimulieren. Viele Paare nutzen die erste Zeit nach einer diagnostischen oder mild therapeutischen Bauchspiegelung sogar ganz ohne Stimulation, weil die Durchgängigkeit der Eileiter frisch bestätigt und eventuelle Verklebungen behoben wurden – ein Effekt, der sich gerade in den ersten drei Zyklen positiv auf die Spontanschwangerschaftsrate auswirken kann. Zusammengefasst: Ihr Mann hat mit hoher Wahrscheinlichkeit keine wesentliche Einschränkung, doch ein zweites und eventuell drittes Spermiogramm plus – bei weiter ausbleibendem Erfolg – eine DNA‑Fragmentations‑ und ROS‑Analyse schaffen absolute Gewissheit. Planen Sie den laparoskopisch‑hysteroskopischen Eingriff möglichst in der ersten Zyklushälfte, verzichten Sie im OP‑Zyklus vorher auf Empfängnisversuche oder sichern Sie ab, und bestehen Sie am Eingriffstag auf den obligatorischen hCG‑Test. Dann haben Sie medizinisch wie organisatorisch die bestmögliche Ausgangssituation, ohne sich unnötig lang „auf den Kopf stellen“ zu lassen. Ich hoffe, diese ausführlichere Erläuterung hilft Ihnen bei der Entscheidung
Liliane91
Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger,
Sie haben meinen Mann und mich kürzlich sehr gut beraten. Ich würde Sie gerne wieder etwas fragen. Vielleicht können Sie mir helfen, auch wenn es nur teilweise mit Ihrem Kerngebiet zu tun hat.
Ich befinde mich gerade im letzten Letrozolzyklus bevor im nächsten Zyklus eine diagnostische Hysteroskopie und Laparoskopie geplant ist, sollte es dieses Mal wieder nicht klappen.
Heute bin ich 8 Tage nach Ovitrelle, es hat mich mit einem sehr unschönen Infekt erwischt, gegen den ich gerne Medikamente einnehmen würde. Ich möchte aber natürlich einer gerade stattfindenden Einnistung oder entstehenden Schwangerschaft auch nicht schaden. Ich habe schon seit drei Tagen starke Halsschmerzen (hauptsächlich rechtsseitig) und mein rechtes Ohr ist etwas "zu". Meine Nase ist dicht, meine Stimme lässt zu wünschen übrig und ich habe etwas Fieber (38.5 Grad Celsius). Kann ich bedenkenlos Nasenspray (Nasic) und Paracetamol nehmen? In der Stillzeit meines erstes Kindes riet mir meine Hausärztin von Nasic ab. Ohne ist es aber schwierig zu schlafen. Die letzten Nächte habe ich mich ohne Nasic gequält. Nächste Woche habe ich noch dazu beruflich eine sehr straffe Woche mit sehr wichtigen unaufschiebbaren Terminen. Kranksein ist also gerade eigentlich keine Option :( Vielleicht können Nasic und Paracetamol mich boosten? Oder empfehlen Sie mir etwas anderes?
Ich danke Ihnen vielmals
Liliane
Guten Tag, vielen Dank für Ihr Vertrauen, ich erinnere mich gut – und helfe Ihnen natürlich sehr gern weiter, auch wenn es diesmal nicht direkt um den Kinderwunsch geht. In Ihrer Situation – 8 Tage nach Ovitrelle, also potenziell in der sensiblen Phase der Einnistung – ist eine gewisse Vorsicht bei Medikamenten angebracht. Gleichzeitig ist eine gute Symptomkontrolle wichtig, da Stress, Schlafmangel und Fieber die Einnistungsbedingungen ebenfalls verschlechtern können. 1. Paracetamol Ja, erlaubt. Paracetamol gilt in allen Phasen der Frühschwangerschaft und auch in der Kinderwunschzeit als sicherstes Schmerz- und Fiebermittel (im Gegensatz zu Ibuprofen, das in der Frühschwangerschaft nicht empfohlen wird). Dosierung: max. 3 × 500–1000 mg/Tag, nicht länger als 3–5 Tage ohne Rücksprache. 2. Nasic (Xylometazolin + Dexpanthenol) Eingeschränkt vertretbar. Das Problem bei abschwellenden Nasensprays ist nicht die Gefahr für das Kind in dieser Frühphase, sondern die Gefahr der Gewöhnung und Schleimhautschädigung bei längerer Anwendung. In der Kinderwunschzeit oder Frühschwangerschaft spricht nichts gegen eine kurzfristige (2–3 Nächte) abendliche Anwendung, wenn Sie dadurch besser schlafen können – gerade weil Schlaf so wichtig für Ihr Immunsystem und Ihre Hormonregulation ist. Alternativen: Tagsüber: Meerwasser-Nasenspray zur Befeuchtung. Ergänzend: Inhalationen mit Kochsalz, ggf. mit Kamille oder ätherischen Ölen (z. B. Eukalyptus, wenn keine Allergie besteht). 3. Weitere Empfehlungen Viel Flüssigkeit, möglichst lauwarm, gern mit Honig und Ingwer (nur in Maßen – hohe Mengen Ingwer meiden bei Kinderwunsch). Halsschmerzen: Lutschpastillen mit Isländisch Moos, Salbei, oder Emser Salz (lokale Wirkung, unbedenklich). Ohrbeschwerden: Wenn sie sich verstärken oder pulsierend werden → ärztliche Kontrolle (z. B. Mittelohrentzündung). Fieber >38,5 länger als 2–3 Tage oder Husten mit gelbem/grünem Auswurf → ggf. Abklärung beim Hausarzt. Eine bakterielle Superinfektion wäre zu behandeln, aber erst nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung(auch hinsichtlich Antibiotikawahl). Fazit: Sie dürfen Paracetamol einnehmen und Nasic gezielt zur Nacht verwenden, um Kraft zu tanken – das ist aus gynäkologisch-reproduktionsmedizinischer Sicht vertretbar. Achten Sie dabei auf eine begrenzte Dauer (max. 3 Tage Nasic). Für die Einnistung ist es jetzt am wichtigsten, dass Sie sich nicht übermüden und das Fieber in Schach halten. Ich wünsche Ihnen baldige Besserung und drücke Ihnen sehr die Daumen für diesen Zyklus. Grüße Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger, ein herzliches Dankeschön für Ihre umfassende und schnelle Antwort. Ich finde es ganz großartig, dass man sich auf Ihren guten Ratschlag immer verlassen kann. Ihre guten Ideen setze ich um. Halspastillen, Paracetamol und warmer Tee mit Honig sind heute mein Begleiter. Meerwasser-Nasenspray habe ich zu Hause und probiert, aber das bewirkt bei mir irgendwie überhaupt nichts. Ich habe letzte Nacht tatsächlich verzweifelt zum Nasic gegriffen, weil ich überhaupt nicht mehr atmen und schlafen konnte. Insofern haben Sie mich heute sehr mit Ihrer Mitteilung, dass dies kurzzeitig vertretbar ist, sehr erleichtert. Ich nehme es nur einmal am Abend und bin mir darüber bewusst, dass ich das nicht länger als ein paar Tage tun sollte. Tagsüber mache ich auch Nasenduschen mit Meersalz. Das rechte Ohr ist nur leicht zu. Das Hauptproblem sind die Halsschmerzen, die wirklich bei jedem Schlucken sehr schmerzen und die leichte Heiserkeit. Ich kann mich nicht erinnern, wann Halsschmerzen bei einer Erkältung mal so hartnäckig waren. Das Fieber ist gleichbleibend und macht müde. Ich hoffe wirklich, der Einnistung jetzt nicht gerade im Weg zu stehen. Ich muss morgen beruflich etwa zwei Stunden lang referieren und bin gespannt mit welcher Stimme das endet. Ich werde es mit Paracetamol, Isländisch Moos und GeloRevoice probieren. Darf ich Sie noch fragen, wie es um Sinupret für die Nebenhöhlen in der potentiellen Einnistungsphase steht? Die Nebenhöhlen fühlen sich nämlich auch dicht an. Ich kenne die Seite Embryotox, die mir mein HNO-Arzt in der 1. Schwangerschaft nannte. Dort finde ich Sinupret aber leider nicht. Wahrscheinlich wäre ein Besuch bei der Hausärztin oder beim HNO-Arzt sinnvoll, doch ich will nur sehr ungern ein Antibiotikum nehmen. Es trägt sicherlich auch nicht zur Einnistung bei? Außerdem habe ich in der Vergangenheit nach jedem Antibiotikum immer Probleme mit der Scheidenflora bekommen (Scheidenpilz), was für den Kinderwunsch auch wieder hinderlich ist? Ich danke Ihnen im Voraus für die gute Beratung. Beste Grüße von Liliane
Liliane91
Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger, ich entschuldige mich, dass ich mich so penetrant bei Ihnen melde. Ich vertraue Ihren Ratschlägen sehr und hätte eine letzte Rückfrage. Leider sind Halsschmerzen, Fieber und Nebenhöhlen nicht besser geworden. Meine Stimme ist nun auch noch fast komplett weg. Ich war heute deshalb beim HNO-Arzt, der eine bakterielle Nasennebenhöhlenentzündung und Laryngitis diagnostiziert hat. Im Ultraschall sah er in den Nebenhöhlen leider viel eitrigen Schleim. Ich habe von der potentiell möglichen Schwangerschaft berichtet und er war dennoch oder gerade deshalb der Meinung, dass wir nicht lange warten sollten und hat mir deshalb Cefuroxim 500 mg für 7 Tage 1-0-1 verschrieben. Ich bin nicht begeistert, aber habe wohl keine Wahl. Er sagte mir, dass es mit Cyclogest keine direkte Wechselwirkung gibt, er sich aber vorstellen kann, dass es die Wirkung von Cyclogest vielleicht etwas reduziert ähnlich wie bei der Wechselwirkung zwischen Antibiotikum und Pille. Ist das aus Ihrer gynäkologischen Perspektive richtig? Und kann man dann etwas falsch machen, wenn man einfach bis zum Schwangerschaftstest zwei Cyclogest täglich nimmt? 1 morgens und 1 abends? Ich möchte einfach einer Einnistung so wenig wie möglich im Weg stehen. Gleichzeitig ist für den nächsten Zyklus ja die Bauchspiegelung geplant, falls es wieder nicht klappt. Deshalb wäre auch eine verfrühte Periode (wenn Cyclogest nicht richtig wirkt) für den OP-Termin jetzt alles andere als ideal. Über eine kurze kompetente Antwort würde ich mich sehr freuen und wünsche Ihnen eine schöne Woche. Vielen Dank im Voraus. Beste Grüße Liliane
Guten Abend, ich verstehe Ihre Sorge – gerade in dieser Phase möchte man nichts dem Zufall überlassen. Kurz gefasst: 1. Wechselwirkung Cefuroxim ↔ Cyclogest Keine relevante Wechselwirkung bekannt. Cefuroxim ist ein Cephalosporin-Antibiotikum. Anders als Rifampicin o. ä., die die Leberenzymaktivität stark ankurbeln, beeinflussen Cephalosporine den Hormonstoffwechsel praktisch nicht. „Pille-Antibiotikum-Problem“ gilt hier nicht. Die (seltene) Abschwächung der Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva hängt teils von Leberenzym-Induktion, teils von einer veränderten Darmflora ab. Cyclogest wird allerdings vaginal oder rektal appliziert und umgeht beide Mechanismen. 2. Cyclogest-Dosierung Luteal-Support-Schemata liegen typischerweise bei 1 × 200–400 mg/Tag oder 2 × 200 mg/Tag. Zwei Suppositorien täglich (morgens + abends) sind daher absolut im üblichen Rahmen und sicher – sie erhöhen den Progesteronspiegel, gefährden aber weder Einnistung noch Schwangerschaft. Ob die Verdopplung nötig ist, hängt von Ihrem Ausgangsschema und Ihrem individuellen Progesteronwert ab – das kann Ihr Kinderwunschzentrum am besten beurteilen. 3. Sicherheit in (potenzieller) Frühschwangerschaft Cefuroxim gilt als Schwangerschafts-Kategorie B (unbedenklich); eine siebentägige Therapie ist daher vertretbar, besonders bei nachgewiesener bakterieller Sinusitis. Gute Infektionskontrolle ist sogar positiv für eine mögliche Einnistung. 4. Zyklus / anstehende Bauchspiegelung Solange Sie Cyclogest wie geplant fortführen, sollte keine vorzeitige Abbruchblutung einsetzen. Fällt der Schwangerschaftstest (i. d. R. 14 Tage nach Embryotransfer/ES + 14) negativ aus, setzen Sie Cyclogest ab – die Blutung beginnt dann meist binnen 2–4 Tagen und Ihr OP-Termin kann wie vorgesehen geplant werden. Mein Rat Antibiotikum nehmen wie verordnet (500 mg morgens & abends, 7 Tage). Cyclogest unverändert laut ursprünglichem Protokoll weiterführen; zweimal täglich ist unproblematisch, aber klären Sie kurz telefonisch, ob Ihre KiWu-Praxis das für nötig hält. Kein Risiko für Einnistung durch Cefuroxim zu erwarten. Sollten neue Symptome (z. B. Vaginalinfektion, Blutung, allergische Reaktion) auftreten, bitte sofort Rücksprache halten. Ich hoffe, das nimmt Ihnen etwas Sorge. Gute und schnelle Besserung – und ich drücke weiterhin die Daumen! Herzliche Grüße Dr. med. Gagsteiger Diese Auskunft ersetzt nicht die persönliche Betreuung durch Ihre behandelnden Ärztinnen/Ärzte.
Liliane91
Danke! Sie haben mich sehr beruhigt
Der HNO-Arzt hat auch extra ein Antibiotikum ausgesucht, das für Schwangere unbedenklich ist. Trotzdem beruhigt es sehr, zu hören, dass Sie das aus gynäkologischer Sicht auch für sinnvoll halten.
Genau so mache ich es und ich frage morgen im Kinderwunschzentrum nach wie ich es handhaben soll.
Ganz ganz großen Dank!!!
Viel Glück!
Liliane91
Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger, ich könnte noch einmal sehr gut Ihre Hilfe brauchen und würde mich wirklich darüber freuen. Wir sind gerade im Urlaub (innerhalb Deutschlands). Ich bin heute 17 Tage nach Ovitrelle und mein Urin-Schwangerschaftstest ist positiv. 15 Tage nach Ovitrelle war er leicht positiv, heute (2 Tage später) deutlicher. Genau 15 Tage nach Ovitrelle hatte ich eine kurze hellrote (fast rosane) minimale Blutung am Toilettenpapier, seitdem nichts mehr. Es ziepft ab und zu in der Gebärmutter. Das Antibiotikum (Cefuroxim 500 mg) gegen die Nebenhöhlenentzündung und Kehlkopfentzündung habe ich bis heute Morgen über 7 Tage genommen und aufgebraucht und bin sehr froh, dass der Arzt darauf geachtet hat, eines auszusuchen, das ist der Schwangerschaft akzeptabel ist. Meine Stimme ist noch immer leicht angeschlagen, aber ansonsten geht es mir wieder gut. Ich hatte, wie von Ihnen empfohlen, mit meinem Kinderwunschzentrum bezüglich der Steigerung der Dosis von Cyclogest während der Antibiotikaeinnahme, gesprochen und die Empfehlung bekommen, früh und abends je eine einzuführen. Die Dosis ist damit aber aktuell sehr hoch: 2 x 400 mg, also insgesamt 800 mg am Tag. Nun waren wir auf unserer Urlaubsreise auch gerade zu Besuch bei Freunden im Allgäu, die mir sehr behilflich waren. Eine unserer Freundinnen ist MFA und hat mir heute Morgen Blut abgenommen und eine ist MTA in einem kleinen Labor und hat mir den hCG-Wert unter der Hand bestimmt. Er ist heute (17 Tage nach Ovitrelle) 175 mIU/ml. Leider konnte sie den Progesteronwert dort nicht bestimmen. Darf ich Sie um einen Rat bitten? Wie schätzen Sie den hCG-Wert ein? Spricht er für eine intakte Schwangerschaft? Ich hatte schonmal eine biochemische Schwangerschaft und habe jetzt nach der kurzen Blutung Angst, wobei sie nicht bräunlich oder dunkel aussah und auch nicht nach Schleimhaut. Meine Basaltemperatur ist bisher einseitig über der Coverline geblieben, aber die letzten zwei Tage etwas gefallen. Ich hoffe, das ist kein schlechtes Zeichen. Könnte es sich bei der Art von Blutung (wie oben beschrieben) einfach um eine Einnistungsblutung gehandelt haben? Ich hatte das in meiner 1. Schwangerschaft nicht. Es war nur ganz kurz hellrosa und seitdem gar nichts mehr. Sollte ich auf unserer Weiterreise durch Niederbayern schauen, von einem Frauenarzt einen Progesteronwert und evtl. zweiten hCG-Wert 2-3 Tage später zu bekommen? So ist es vermutlich schwierig, zu sagen, ob ich nach dem Antibiotikum das Progesteron wieder auf 1 x täglich 400 mg reduzieren kann oder ob ich bei 2 x 400 mg bleiben sollte? Für 2 x täglich 400 mg hätte ich auch nicht mehr genug für den kompletten Urlaub. Noch dazu ist meine Bauchspiegelung in 1,5 Wochen (eigentlich zum neuen Zyklusbeginn) angesetzt. Vermutlich kann ich den Termin absagen, aber das will ich nicht tun, bevor ich nicht definitiv weiß, dass die Schwangerschaft dieses Mal intakt ist. Auch neige ich nach Antibiotikaeinnahme zu einem Ungleichgewicht der Scheidenflora und zu Scheidenpilz. Ich spüre bisher kein Brennen oder Jucken, frage mich aber, ob ich prophylaktisch jetzt etwas tun sollte, denn ein Ungleichgewicht in der Schwangerschaft kann ja auch eine Fehlgeburt begünstigen. Haben Sie einen Tipp für ein Produkt? Ich weiß aber gar nicht wann ich das vaginal nehmen soll, wenn ich gerade schon früh und abends Progesteron vaginal nehme. Progesteron und Milchsäurezäpfchen gleichzeitig sind vermutlich keine gute Idee? Entschuldigen Sie die vielen Fragen. Können Sie mir mit einem guten Rat für all meine Fragen helfen? Ich würde mich so über Ihre Hilfe freuen! Bitte drücken Sie die Daumen, dass alles gut geht! Ich wäre so glücklich! Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit, die Sie hier im Forum leisten. Ich fühle mich immer kompetent beraten von Ihnen! Chapeau! Viele Grüße aus Niederbayern, Liliane
Liliane91
Hallo Herr Dr. Gagsteiger, entschuldigen Sie, dass ich penetrant noch einmal nachfrage, bevor Sie meine Nachricht von gestern (oben) beantworten konnten. Ich habe seit heute morgen eine ganz minimal leichte hellbraune Schmierblutung und ein leichtes Brennen in der Scheide. hCG gestern wie oben geschrieben 175. Nach viel Rumtelefonieren im Urlaub habe ich einen Frauenarzt am Land gefunden, der mich sofort eingeschoben hat. Er hat unter dem Mikroskop Bakterien gesehen, also bakterielle Vaginose. Das ist ja in Frühschwangerschaft jetzt sehr blöd... er hat einen Abstrich gemacht und ich soll 3 Mal täglich Amoxi 750 nehmen. Blutentnahme für einen neuen hCG- und Progesteronwert wurde auch gemacht. Er denkt, das Cefuroxim, das ich bis gestern genommen habe, könnte Schuld an der bakteriellen Vaginose sein. Deckt Amoxicillin alle gängigen Keime ab? Ich habe Angst vor einer Fehlgeburt. Der Arzt hat zwar "eilig" auf den Abstrich geschrieben, das Abstrichergebnis kommt aber trotzdem nicht vor Montag. Wäre Lactobacillus gleichzeitig sinnvoll oder erst im Anschluss? Ich finde es gar nicht super von einem Antibiotikum zum nächsten überzugehen... wie stark erhöht eine bakterielle Vaginose das Fehlgeburtrisiko? Über Ihre Meinung würde ich mich sehr freuen, sich zu meiner vorigen Nachricht. Vielen Dank!
Liebe Liliane, herzlichen Dank für Ihre ausführliche Schilderung und Ihr Vertrauen. Ich verstehe sehr gut, wie belastend diese Situation für Sie ist – zwischen Hoffnung und Sorge, mitten im Urlaub. Ich werde alle Punkte strukturiert beantworten, damit Sie eine klare Orientierung haben: 1. hCG-Wert an Tag 17 nach Ovitrelle: Ein Wert von 175 mIU/ml 17 Tage nach Ovitrelle (also ca. 15 Tage nach Eisprung) ist absolut im normwertigen Bereich und spricht klar für eine Schwangerschaft. Auch dass der Urin-Test an Tag 15 schwach positiv war und jetzt stärker, ist ein gutes Zeichen für einen steigenden hCG-Wert. 🔍 Wichtig wäre zur Verlaufskontrolle ein zweiter hCG-Wert im Abstand von 48 Stunden, um zu sehen, ob er sich mindestens um 60–100 % steigert – das wäre ein positives Zeichen für eine intakte Frühschwangerschaft. 2. Kurze hellrosa Blutung 15 Tage nach Ovitrelle: Das klingt eher nach einer Kontaktblutung z.B. nach Geschlechtsverkehr oder Untersuchung beim Frauenarzt. Solche Blutungen kommen bei ca. 15–25 % der Frauen vor und sind meist harmlos. 3. Basaltemperatur: Ein leichter Abfall über ein oder zwei Tage ist nicht zwangsläufig ein schlechtes Zeichen, insbesondere, wenn die Temperatur weiterhin über der Coverline bleibt. Temporäre Schwankungen durch Schlafqualität, Infekte, Reisebedingungen oder Medikamente (z. B. Antibiotika) sind häufig. 4. Cyclogest 2×400 mg täglich: Die derzeitige Dosierung ist hoch, aber im Rahmen, insbesondere nach Infekt und bei Verdacht auf eine Lutealinsuffizienz. Viel Progesteron ist nicht schädlich, kann aber müde machen. Da Sie durch die hohe Dosis aber nicht genug für den ganzen Urlaub haben, wäre Folgendes möglich: Option A (vorsichtig): Dosis beibehalten bis Progesteronwert bestimmt ist (gut, dass das gemacht wurde!). Falls dieser gut ist (>15 ng/ml), könnten Sie auf 1×400 mg abends umstellen. Option B (wenn kein Laborwert möglich): auf 600 mg/Tag (z. B. 1–1–1) der 200er Tabletten reduzieren, sobald die Akutphase (Infekt + Schmierblutung) vorbei ist. 💡 Wenn Sie Ihre nächsten Tage sicher abdecken wollen, könnten Sie sich Cyclogest oder Utrogest in der Apotheke holen. Wir würden Ihnen ein Rp. zuschicken oder in der Apotheke anrufen. 5. Bauchspiegelungstermin: Stand jetzt sieht es so aus, als könnten Sie die Bauchspiegelung ersparen. ⚠️ Eine intakte Schwangerschaft ist eine Kontraindikation für eine Laparoskopie – auch in sehr früher Woche. Bitte keine Narkose oder OP. 6. Bakterielle Vaginose + Antibiotikum: Eine bakterielle Vaginose in der Frühschwangerschaft sollte schnell behandelt werden. Amoxicillin ist in der Schwangerschaft sehr gut verträglich, hat aber kein optimales Wirkspektrum. Es könnte dennoch helfen. Falls das Labor Gardnerella oder Mobiluncus nachweist, wäre Metronidazol (z. B. Arilin vaginal oder oral)gezielter – aber das klärt sich durch das Abstrichergebnis. 7. Probiotische Behandlung (Lactobacillen): Sehr sinnvoll – sowohl zusätzlich als auch im Anschluss an das Antibiotikum. Idealerweise: 4–6 Stunden versetzt zum Antibiotikum (z. B. Lactobacillus vaginal abends, Amoxi morgens/mittags). Wenn das logistisch schwierig ist, dann lieber nach dem Antibiotikum beginnen. Beispiele: Vagisan Milchsäure-Zäpfchen, Gynophilus, FloraProtectis, OmniBiotic Flora Plus (oral). 8. Vaginale Anwendung von Progesteron & Milchsäurepräparat: Kombination ist grundsätzlich möglich, aber: Immer mit 6–8 Stunden Abstand. Z. B. Progesteron morgens und abends, Milchsäurepräparat zur Mittagszeit Alternativ: Probiotikum oral, wenn vaginal zu kompliziert. Zusammenfassung – meine Empfehlung: hCG erneut in 48 h bestimmen, um Entwicklung zu beurteilen Progesteronwert abwarten, bei Unsicherheit 600 mg/d als Mindestdosis Amoxicillin einnehmen, da Infekt + Frühschwangerschaft Lactobacillus-Probiotikum ab Tag 2 der Antibiose starten Bauchspiegelung absagen, sobald zweite hCG-Kontrolle positiven Verlauf bestätigt, Ultraschall nächsten Montag um sicher zu gehen, dass in der Gebärmutter eine Fruchtblase zu sehen ist. Weiterhin körperlich schonen, ausreichend trinken, Stress vermeiden Und sich keine Sorgen machen! Alles scheint in Ordnung zu sein! Ich drücke Ihnen ganz fest die Daumen, dass sich alles gut weiterentwickelt – die bisherigen Zeichen sprechen jedenfalls für eine gute Chance. Gern begleite ich Sie weiter durch diese spannende und sensible Phase. Herzliche Grüße aus Ulm Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger P.S. Das Allgäu ist nicht weit weg von Ulm. Sie dürfen gerne auch schnell vorbei kommen. (www.bestfertility.de)
Liliane91
Hallo Herr Dr. Gagsteiger, Sie können sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie ich mich über Ihre genauen Erklärungen und Ihre ermutigende Nachricht gefreut habe. Sie machen hier wirklich einen unglaublich tollen Job und leisten so viele gute Taten. Danke, danke, danke! Zwischen Freude, Hoffnung und gleichzeitig Angst und Sorge trifft es gerade ganz gut und das mitten im Urlaub. Einerseits freuen wir uns so, dass es endlich geklappt hat. Andererseits ist die Freude noch sehr verhalten. Es fühlt sich so an, als wäre durch den HNO-Arzt ein Problem beseitigt worden und dadurch ein neues Problem entstanden… never ending story… Wir stellen gerade viele Pläne für den Urlaub komplett auf den Kopf. Eigentlich wollten wir auch mal in die Thermenlandschaft Niederbayerns gehen, aber das kann ich vermutlich vergessen, weil Thermen Keimschleudern sind und das bei bakterieller Vaginose + Schwangerschaft bestimmt nicht förderlich ist? Gestern bin ich erst einmal 1 Stunde für den Arzttermin beim Frauenarzt durch die Gegend gefahren, denn alle näheren Praxen haben entweder Urlaub oder mich am Telefon abgelehnt und mich auf den Bereitschaftsdienst oder die Notaufnahme im Klinikum Passau hingewiesen. Doch ich finde, genau so werden die Notaufnahmen mit Fällen verstopft, die auch einfach zum Facharzt gehen könnten. Ich finde es deshalb außerordentlich nett von Ihnen, mir sogar anzubieten, in Ulm vorbeizukommen. Danke! Das würde ich wirklich tun, wenn wir noch im Allgäu wären, doch wir sind seit gestern schon weiter ins tiefste Niederbayern gefahren. Hier habe ich einen Frauenarzt gefunden, der mir angeboten hat, sofort vorbei zu kommen. Er hat sich viel Zeit genommen, doch zwei Aussagen haben mich etwas irritiert: 1) Den Progesteronwert hielt er für unnötig und hat ihn nur bestimmt, weil ich ihn unbedingt wollte. 2) Er hätte mir kein Antibiotikum gegeben obwohl er selbst sagte, dass unter dem Mikroskop Bakterien sind. Er hätte erst das Abstrichergebnis abgewartet, das aber ja wohl nicht vor Montag kommt. Erst als ich schon an der Tür gefragt habe, ob man die Bakterien nicht schon einmal behandeln sollte und ich Angst vor einer Fehlgeburt habe, schwenkte er um und hielt das Antibiotikum sogar für sinnvoll. Ich weiß daher nicht, wie sehr ich ihm vertrauen kann und bin sehr froh über Ihren kompetenten Rat. Oder hätte man hier wirklich erst das Abstrichergebnis abwarten können? Heute habe ich folgende Blutwerte erhalten: hCG (von gestern/Mittwoch, d.h. Ovitrelle + 18): 185 Progesteron: 23,5 Morgen (Freitag) soll ich noch einmal zu dem Frauenarzt in Passau. Er will einen zweiten hCG 48 Stunden nach dem von Mittwoch, wie auch Ihr Vorschlag war. Was halten Sie von hCG und Progesteron? Der hCG ist ja nur um 10 gestiegen, zwar in 24 Stunden, aber ist das nicht sehr wenig? Meine Freundin im Allgäu hatte ziemlich genau 24 Stunden vorher 175 gemessen. Der Arzt meinte, wir bestimmen ja morgen noch einen und innerhalb von 24 Stunden sei das schon ok. Ich finde den Anstieg sehr gering. Oder muss das noch nichts heißen? Machen 2 x 400 mg Cyclogest also weiterhin Sinn? Kann Amoxi die Wirkung von Cyclogest reduzieren? Bis Anfang nächster Woche reichen die Zäpfchen noch aus. Ich werde den Frauenarzt am Freitag nach einem Rezept für Cyclogest fragen. Sollte er es mir nicht geben, würde ich sehr gerne auf Sie zurückkommen und Ihnen eine Apotheke für einen Anruf nennen. Tausend Dank auch für dieses Angebot! Wäre es sinnvoll, dass der Frauenarzt am Freitag noch einmal unter dem Mikroskop schaut, ob die Bakterien zumindest weniger geworden sind oder geht das nicht so einfach wie ich mir das vorstelle? Andernfalls gibt es ja wahrscheinlich keine Methode um vor dem Abstrichergebnis am Montag zu sehen ob das Amoxi anschlägt? Oder doch? Heute brennt es an der Scheide noch genauso wie gestern. Die ganz zart hellbräunliche Schmierblutung kommt eigentlich meist nur mit den Resten vom Cyclogest raus, z.B. morgens nach dem Aufstehen. Normalerweise sind die Cyclogestreste ja weiß und seit vorgestern sind sie eher zart hellbraun. Der Frauenarzt selbst war diesbezüglich relativ entspannt, er sah keine Schmierblutung. Kann die Schmierblutung von den Bakterien kommen? Ich hoffe, der Arzt hat durch den vaginalen Ultraschall nicht die Bakterien noch weiter nach innen geschoben… ist das ein unbegründeter Gedanke? Das Amoxi soll ich 3 x täglich alle 8 Stunden nehmen, daher wird es dann wahrscheinlich mit vaginalen Lactobacillen schwierig, noch dazu mit 2 x täglich Cyclogest. Sollte ich dann erst danach damit beginnen? Es tut mir leid, dass ich so viele Fragen habe. Vielen Dank, dass Sie mich weiterhin durch diese spannende und sensible Phase begleiten. Das gibt mir viel Sicherheit! Nun bleiben wir optimistisch und genießen den Sonnenschein und den Urlaub weiterhin. Vor ein paar Tagen sind wir im Allgäu noch Berge mit 20-30% Steigung hochgestiegen, jetzt lassen wir es eben etwas ruhiger angehen. Ich freue mich schon sehr auf Ihre Antwort und melde mich dann wieder mit dem hCG Wert von Freitag bei Ihnen. Viele liebe Grüße von Niederbayern nach Ulm! Und danke, danke, danke! Liliane
Guten Tag, herzlichen Dank für Ihre warmen Zeilen und Ihr Vertrauen. Ihre Rückmeldung zeigt, wie sehr Ihnen alles unter die Haut geht. Ich nehme Ihre Fragen sehr ernst und antworte Ihnen so differenziert wie möglich, auch wenn in dieser Phase oft Geduld und Zuversicht die besten Begleiter sind. 1. Zu Ihren aktuellen Werten hCG von 185 an +18 nach Ovitrelle: Das ist ein absolut akzeptabler Wert. An +18 nach Ovitrelle (also ca. +15 nach Befruchtung) liegt er im guten Bereich. Dass der Wert in 24 Stunden nur leicht gestiegen ist, kann auch an den Messungen in zwei verschiedenen Laboren liegen. Entscheidend ist der Anstieg über mehrere Tage. Morgen wissen wir mehr. Gehen sie aber morgens zum Frauenarzt. Die Resultate kommen sonst nicht mehr am selben Tag. Progesteron 23,5 ng/ml: Das ist ein sehr solider Wert unter vaginaler Progesteronsubstitution (Cyclogest). Wichtig ist weniger der absolute Wert als die fortlaufende Einnahme. Also: 2×400 mg Cyclogest unbedingt fortsetzen, auch bei leichten Schmierblutungen. 2. Zur bakteriellen Vaginose und Amoxicillin Ich kann gut verstehen, dass Sie irritiert waren – die Entscheidung, trotz Mikroskopbefund kein Antibiotikum zu geben, ist bei Kinderwunsch und erst recht in der Frühschwangerschaft nicht leitliniengerecht. Das Antibiotikum bereits vor dem Abstrichergebnis zu beginnen, war absolut richtig, gerade bei bekannten Keimen wie E. faecalis oder S. aureus. Ein nochmaliger Mikroskop-Blick morgen: kann zwar Hinweise geben (weniger Leukozyten, weniger Clue Cells o. Ä.), aber das ist nicht standardisiert objektivierbar – letztlich liefert nur das Abstrichergebnis Klarheit. Trotzdem kann der Arzt schauen, ob sich die Situation sichtbar bessert. Brennen trotz Antibiotikum: Leider kann es 2–3 Tage dauern, bis eine spürbare Besserung eintritt. Lactobacillen vaginal (z. B. Vagisan, Gynophilus, etc.) schadet nicht, wird aber auch durch das Antibiotikum "behandelt".. 3. Zur Thermenfrage Ich würde Ihnen von Thermalbädern derzeit abraten. Nicht nur wegen der Keime. Thermen sind für Schwangere und Kinder nicht geeignet. 4. Zur Schmierblutung und Ultraschall Leichte hellbräunliche Rückstände nur beim morgendlichen Cyclogest-Rest sind häufig und meist harmlos. Der Gedanke, dass der Vaginalultraschall Bakterien „nach innen schieben“ könnte, ist zwar nachvollziehbar, aber in der Praxis unbegründet. Eine geübte Untersuchung mit sterilem Schallkopf überwindet nicht die Zervixbarriere – keine Sorge! 5. Vertrauen zum Arzt vor Ort Sie haben gut gehandelt, sich nicht abspeisen lassen und nachgehakt. Wenn man in einer Schwangerschaft mit bekannter vaginaler Fehlflora nicht ernst genommen wird, darf man ruhig klar Position beziehen – das haben Sie sehr überlegt gemacht. 6. Zum Rezept für Cyclogest Wenn Sie morgen kein Rezept erhalten sollten, geben Sie mir einfach Bescheid und nennen mir die Apotheke – ich helfe gern. Eine sichere Progesteronunterstützung in der Frühschwangerschaft ist ein Grundpfeiler der Unterstützung. Fazit und Empfehlung: Amoxi wie verordnet fertig nehmen Cyclogest weiter wie bisher (2×400 mg) Lactobacillen wieder starten Thermenbesuch vermeiden Mikroskopische Kontrolle morgen kann, muss aber nicht zwingend erfolgen Warten Sie morgen den hCG-Wert ab – erst dann ist eine echte Verlaufskontrolle möglich Ich freue mich, dass Sie sich trotz all der Aufregung ein Stück Urlaub bewahren. Aber jetzt keine körperlichen Anstrengungen mehr! Ich bin sehr gespannt auf den hCG-Wert von morgen und hoffe auf einen ordentlichen Anstieg – das wäre das schönste Zeichen! Alle guten Wünsche aus Ulm und weiterhin viel Kraft und Sonnenschein, Ihr Dr. Gagsteiger
Liliane91
Hallo Herr Dr. Gagsteiger, vielen, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort und Ihre vielen guten Tipps. Sie haben gestern sehr zu meiner Beruhigung beigetragen und wir haben anschließend noch einen kleinen Abstecher nach Österreich gemacht und die Sonne genießen können. Die beste Nachricht zuerst: Der hCG-Wert von heute Morgen ist 557. Ich vermute, Sie werden mir sagen, dass das ein super Anstieg ist? Spricht das für eine intakte Schwangerschaft? Sollte der Wert irgendwann noch einmal gemessen werden und wann? Reicht es Ende nächster Woche in meinem Kinderwunschzentrum, wenn wir wieder zu Hause sind? Ich merke auch zunehmend ein Ziepfen in der Gebärmutter und heute Morgen ist es mir zum ersten Mal auf den Geruch meiner Zahnpasta übel geworden. Und mein Kreislauf ist heute irgendwie auch nicht so gut. Ein Rezept für Cyclogest habe ich vom Frauenarzt in Passau erhalten. Aber vielen Dank noch einmal für Ihr Angebot, in der Apotheke anzurufen! Das ist ein Einsatz, der nicht selbstverständlich ist! Leider habe ich das Gefühl, diese zwei Antibiotika direkt nacheinander haben so ziemlich jede Flora zerstört, die vaginale Flora sowie die Darmflora. Seit gestern Abend hatte ich schon zwei Mal Bauchschmerzen und Durchfall. Nun habe ich mir in der Apotheke Gynophilus, OnniBiotic Woman (oral) und OmniBiotic 10 (für die Darmflora) geholt. Kann ich alle drei bedenkenlos mit möglichst viel Abstand zum letzten Antibiotikum nehmen? Oder würden Sie mir noch etwas anderes empfehlen? Was mich jetzt noch etwas beunruhigt: Das Keimergebnis der bakteriellen Vaginose ist doch schon da und es handelt sich um Klebsiella. Wenn ich das im Internet recherchiere, steht da, diese sind oft gegen Amoxicillin resistent. Oder ist das nicht so? Den Frauenarzt habe ich am Telefon gefragt, ob Amoxi dagegen wirkt und er hat mir einfach gesagt, das sei ok und ich sollte das Antibiotikum zu Ende nehmen und dann zu Hause bei meiner Frauenärztin Ende nächster Woche zur Kontrolle gehen. Wie sehen Sie das? Bräuchte es hier ein anderes Antibiotikum oder ist das Vorgehen so in Ordnung? Haben Sie eine Empfehlung? Gibt es überhaupt ein Antibiotikum dagegen, das in der Schwangerschaft erlaubt ist? Ich danke Ihnen unendlich für Ihren Einsatz! Ein schönes sonniges Wochenende für Sie und viele liebe Grüße von Niederbayern nach Ulm!
Guten Tag, das ist ja sehr erfreulich! 1. Ihr hCG-Verlauf Am 11. 06. 2025 lag Ihr β-hCG bei 185 IU/L, zwei Tage später (13. 06.) schon bei 557 IU/L. Auch wenn es zwei verschiedene medizinische Labore waren, können Sie sehr beruhigt sein. Ein toller Anstieg. 2. Frühschwangerschafts-Symptome Das Ziehen in der Gebärmutter, die plötzliche Geruchsempfindlichkeit, leichte Übelkeit und Kreislaufschwankungen passen sehr gut zu der hormonellen Umstellung dieser Wochen. Treten jedoch stärkere Schmerzen, Blutungen oder ein ausgeprägter Kreislaufkollaps auf, lassen Sie sich bitte sofort ärztlich kontrollieren. 3. Progesteron (Cyclogest) Prima, dass Sie das Rezept bereits haben. Viele Zentren geben Progesteron bis etwa zur 10.–12. SSW, um die Gelbkörperphase zu unterstützen. Halten Sie sich einfach an die Dosierungsempfehlung Ihres Zentrums. Und lassen sie auch diesen Wert immer dann bestimmen, wenn Blut abgenommen wird. 4. Probiotika nach Antibiotika Mit Gynophilus® (Lactobacillus crispatus), Omni-Biotic® Woman (oral) und Omni-Biotic® 10 für die Darmflora liegen Sie richtig; alle gelten als schwangerschaftstauglich. Ein Abstand von mindestens zwei Stunden zur letzten Antibiotikagabe schützt die Bakterien davor, gleich wieder inaktiviert zu werden. Viel trinken, ballaststoffreich essen und leichte Bewegung unterstützen zusätzlich den Wiederaufbau Ihrer Darm- und Vaginalflora. 5. Klebsiella-Nachweis & Amoxicillin Klebsiella-Stämme bilden meist β-Laktamasen und können resistent sein. Der entscheidende Punkt ist der individuelle Resistenzbefund Ihres Labors: Er sollte zusammen mit dem Keimergebnis eine Sensitivitätstabelle liefern. Bitte setzen Sie die laufende Therapie nicht eigenmächtig ab, sondern rufen Sie möglichst bald Ihre Ärztin bzw. Ihr Zentrum an, um das Ergebnis gemeinsam zu besprechen und gegebenenfalls das Antibiotikum anzupassen. Oft kommt es aber auch zu einer spontanen Heilung durch die Milchsäurebakterien. 6. Was Sie selbst tun können Genügend trinken, ausgewogene Ernährung und ausreichend Ruhe. Bei erneutem Durchfall an Elektrolyte denken (z. B. Rehydrierungslösungen). Temperaturanstieg, Schmerzen oder Blutungen? Sofort ärztlich abklären lassen. Ich hoffe, die Zusammenfassung hilft Ihnen, die kommende Woche entspannt anzugehen. Alles Gute für den weiteren Schwangerschaftsverlauf und genießen Sie die sonnigen Tage in Niederbayern! Grüße aus Ulm Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger, ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich mich schon wieder bei Ihnen melde. Ih fühle mich sehr gut von Ihnen begleitet und finde, dass Sie wirklich einen ausgesprochen tollen Job im Forum machen. Ich bedanke mich vielmals für Ihre letzte Antwort. Sie haben mich sehr beruhigt und wir verbringen gerade ein paar wunderschöne sonnige ruhige Urlaubstage in Niederbayern. Ich habe mir nun alle Befunde von dem Frauenarzt hier besorgt und einen Telefontermin mit meinem Kinderwunscharzt vereinbart. Ich wollte Sie auch um Ihre Meinung zum Bakterienbefund fragen, weil ich mir Ihre kompetente Antwort immer sehr hilft und ich gerade sehr verwirrt bin. Am Telefon sprach der Arzt von Klebsiellen, im Befund finde ich diesen Keim nicht ein einziges Mal: Mikrobiologischer TEILbefund: STI 1 Multiplex-PCR Mycopl. genitalium-DNA (PCR): nicht nachgewiesen Mycopl. hominis-DNA (PCR): nicht nachgewiesen Gramfärbung von Material: grampositive Stäbchen: mäßig viel gramnegative Stäbchen: mäßig viel Aerobier (Kultur): positiv Gardnerella (Kultur): folgt Sprosspilze (Kultur): folgt Anmerkung zur Kultur: vereinzelt Wachstum von Enterokokken-Flora Keim-Identifizierung: Keim 1: reichlich Ich sehe hier nur Enterokokken. Hat das etwas mit Klebsiellen zu tun? Und was meint dann Keim 1? Dahinter steht kein Name, sondern nur "reichlich". Meint das die Aerobier? Oder die Enterokokken? Wirkt Amoxi normalerweise gegen Enterokokken? Auch eine Sensitivitätstabelle, wie Sie erwähnten, sehe ich hier nicht. Für den Arzt hier scheint mein Fall abgeschlossen zu sein. Er meinte einfach, ich sollte zu Hause zur Frauenärztin gehen und sie noch einmal nachschauen lassen wenn ich das Amoxi aufgebraucht habe. Doch der Befund ist ja offensichtlich noch nicht einmal vollständig. Ich werde mich telefonisch auch mit meinem Kinderwunscharzt noch einmal darüber unterhalten, wollte Sie aber gerne um Ihre Meinung fragen, da ich Ihre kompetenten Nachrichten sehr schätze. Was würden Sie mir empfehlen? Ich danke Ihnen sehr für Ihre tolle Hilfe. Viele Grüße von Niederbayern nach Ulm! Liliane
Liebe Liliane, es freut mich sehr, dass ich Ihnen helfen konnte und Sie Ihren Urlaub genießen können – genau das soll eine Beratung hier bewirken. 🌞 1 | Was steht wirklich im Befund? Enterokokken Das sind gram-positive (kugelige) Darmbakterien, die gelegentlich in der Scheide vorkommen. Sie passen zur Zeile „grampositive Stäbchen … mäßig viel“ / „Enterokokken-Flora“. Aerobier (Kultur): positiv bedeutet nur: „Es ist überhaupt etwas gewachsen.“ Keim 1: reichlich heißt: Ein einzelner Keim wurde eindeutig als Hauptverursacher gefunden. Der Name steht meist auf Seite 2 der Kultur oder folgt, sobald das Labor die endgültige Identifizierung abgeschlossen hat. ➡️ Klebsiella (gram-negative Stäbchen) taucht im Befund nicht auf. Wahrscheinlich hat der Arzt am Telefon die „gramnegativen Stäbchen“ allgemein als Klebsiellen bezeichnet – fachlich nicht korrekt, aber eine häufige Verwechslung. 2 | Ist Amoxicillin (Amoxi) sinnvoll? Enterokokken sind oft empfindlich gegenüber Amoxicillin, aber nicht immer. Ohne Resistenztest (Antibiogramm) bleibt es eine empirische Therapie – meist erfolgreich, aber nicht garantiert. Fordern Sie deshalb unbedingt den vollständigen Endbefund mit Resistenzliste vom Labor oder der Praxis an. 3 | Was jetzt tun? Vollständigen Bericht einholen Fragen Sie gezielt nach dem Namen von „Keim 1“ und nach der Sensitivitätstabelle. Antibiotikum beenden & Kontrolle Nehmen Sie Amoxi wie verordnet zu Ende. Danach (frühestens 7 Tage nach der letzten Tablette) erneut Abstrich/Kultur – so sieht man, ob der Keim eliminiert ist. Mikrobiom aufbauen Gerade nach Antibiotika empfehle ich eine Laktobazillus-Kur (z. B. Vaginalzäpfchen mit L. crispatus / L. rhamnosus) für 5–10 Nächte, um die Scheidenflora zu stabilisieren. Kinderwunsch-Ärztin einbeziehen Schicken Sie Ihr den Endbefund vor dem Telefontermin. So kann sie gezielt entscheiden, ob weitere Maßnahmen nötig sind (z. B. Partnerbehandlung, längere Probiotikatherapie oder ein anderes Antibiotikum). 4 | Warum das Ganze wichtig ist Eine intakte Scheidenflora schützt vor aufsteigenden Infektionen und verbessert – gerade bei Kinderwunsch – die Einnistungsbedingungen. Enterokokken allein sind selten gefährlich, können aber auf ein bakterielles Ungleichgewicht hindeuten. Zum Forum Ihre Frage passt thematisch eher in den Bereich „Infektionen & Schwangerschaft“ bzw. „Scheidenflora“, nicht in das klassische Kinderwunsch-Unterforum. Wenn Sie dort posten, bekommen Sie zusätzlich Erfahrungen von Frauen in ähnlicher Situation. Ich hoffe, das bringt Ihnen Klarheit. Genießen Sie weiter die niederbayerische Sonne – und melden Sie sich gern wieder, wenn noch Fragen offen sind. Herzliche Grüße Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Morgen Herr Dr. Gagsteiger, vielen lieben Dank für Ihre genauen Erklärungen und Hinweise wie ich weiter verfahren kann. Das hat mir sehr sehr geholfen und ich habe es genau so gemacht. Den Endbefund habe ich von dem Frauenarzt in Passau erhalten und dann mit meinem Kinderwunscharzt telefoniert. Ich hätte noch eine letzte Frage dazu und würde mich sehr über Ihre kompetente Antwort freuen: Der Keim 1, der "reichlich" gefunden wurde, heißt Klebsiella pneumoniae B96.2! Außerdem heißt Keim 2 Lactobacillus species B96.88! (davon mäßig viel). Verstehe ich richtig, dass der zweite Keim eigentlich gute Bakterien sind? In der Sensitivitätstabelle steht Amoxi, das ich gerade nehme, zwar als "sensibel", aber als Kombination Amoxi/Clavulans i.v. Als resistent steht dort Ampicillin. Ansonsten sensibel Piperac./Tazobactam, Ceftriaxon, Ceftazidim, Imipenem, Meropenem, Gentamicin, Trimeth.-Sulfameth., Levofloxacin, Ciprofloxacin. Außerdem mögliche Option bei Gabe einer Höchstdosistherapie: Cefuroxim i.v. Der Kinderwunscharzt sagte mir, man sollte auf jeden Fall 1 Woche nach Antibiotikaende einen neuen Abstrich machen, weil Amoxi alleine vielleicht nicht ausreicht. Ansonsten schlug er Cefuroxim oder Fluomizin vor. Cefuroxim hatte ich aber ja zuvor gerade erst vom HNO-Arzt bekommen und einen Tag nach Antibiotikaende schon das Brennen in der Scheide gespürt. Daher meine Frage: würde das aus Ihrer Sicht etwas ausmachen, es noch einmal zu nehmen? Wäre es eine Option falls im nächsten Abstrich noch einmal dieselben Bakterien gefunden werden? Oder gibt man eher nicht zwei Mal kurz hintereinander dasselbe Antibiotikum? Alle anderen Antibiotika sind in der (Früh)Schwangerschaft nicht geeignet? Die Lactobacillus-Kur habe ich sowohl oral als auch vaginal schon begonnen. Ich habe dummerweise vergessen zu fragen, ob mein Mann mitbehandelt werden sollte. Wir hatten allerdings seit der Einnahme der beiden Antibiotika, mit denen das Problem entstand, noch keinen GV. Ich bedanke mich für Ihre Mühe und will Sie nicht weiter damit belästigen. Wenn es in Ordnung ist, würde ich mich in einer Woche noch einmal mit dem neuesten hCG-Wert melden. Meine Frauenärztin wird dann neben dem Abstrich und hCG-Wert auch mal einen Ultraschall machen und schauen ob man schon etwas vom kleinen Wunder sehen kann. Übrigens hatte ich den hCG-Wert am Telefon falsch verstanden. Er lag bei Ovitrelle + 18 nicht bei 185, sondern bei 285 und zwei Tage später (Ovitrelle + 20) bei 557. Der Anstieg ist also etwas geringer, aber trotzdem gut? Meine Freundin im anderen Labor im Allgäu hatte an Ovitrelle + 17 den Wert 175 gemessen. Eine schöne restliche Woche wünsche ich Ihnen! Danke, danke, danke! Sie haben mir sehr geholfen, den Urlaub trotz dieser kleinen Hürden entspannt genießen zu können und wir freuen uns jetzt schon sehr auf unser zweites kleines Wunder und hoffen, dass alles weiterhin gut verläuft. Grüße aus Niederbayern nach Ulm! Liliane
Guten Morgen, vielen Dank für Ihre liebe Rückmeldung – es freut mich sehr, dass ich Sie bisher begleiten durfte und dass Sie den Urlaub trotz der Unsicherheiten genießen können. Gern beantworte ich Ihre weiteren Fragen: Bakterienbefund – Klebsiella & Lactobacillus Sie haben ganz richtig verstanden: Klebsiella pneumoniae B96.2 ist ein potenziell krankmachender Keim und gehört nicht zur natürlichen Scheidenflora. In reichlicher Menge ist eine gezielte Behandlung erforderlich. Lactobacillus species B96.88 hingegen sind wertvolle „gute“ Milchsäurebakterien. Sie sorgen für ein saures Scheidenmilieu und schützen vor Infektionen. Dass sie in „mäßiger“ Menge vorkommen, ist ein Hinweis darauf, dass die gesunde Flora gestört, aber nicht völlig zerstört ist. Antibiotikatherapie und Optionen Wie Sie bereits erfahren haben, ist Amoxicillin allein oft nicht ausreichend, da Klebsiellen häufig Resistenzen durch Beta-Laktamasen aufweisen. In Ihrem Fall wurde zwar Amoxi + Clavulansäure (z. B. Augmentan®) als sensibel getestet – Amoxi allein kann dennoch grenzwertig sein. Eine Kontrollabstrichuntersuchung eine Woche nach Therapieende ist daher sinnvoll. Sollte der Keim erneut nachweisbar sein, wäre Cefuroxim eine Option – auch wenn Sie es kürzlich schon erhalten haben. Eine zweite Gabe ist prinzipiell möglich, insbesondere wenn der Abstand zur ersten Behandlung ein paar Wochen beträgt und keine Alternativen besser geeignet sind. Fluomizin® (Dequaliniumchlorid) wäre eine mögliche lokale Ergänzung, falls die Beschwerden weiterhin auf den unteren Genitaltrakt beschränkt bleiben. Systemisch wirksame Antibiotika wie Ciprofloxacin, Gentamicin oder Carbapeneme sind in der Frühschwangerschaft nicht erste Wahl. Mitbehandlung des Partners Da seit der Einnahme der Antibiotika kein Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, ist eine sofortige Mitbehandlung nicht zwingend erforderlich. Dennoch empfehle ich: bis zum Vorliegen eines keimfreien Abstrichs sollte nur geschützter Verkehr (Kondome) stattfinden. Bei erneutem Keimnachweis könnte auch der Partner untersucht oder vorsorglich mitbehandelt werden. hCG-Werte Die Werte mit Ovitrelle + 18: 285 Ovitrelle + 20: 557 zeigen eine sehr gute Dynamik mit einer Verdopplungszeit von ca. 48 Stunden, was völlig im Normbereich liegt. Ich bin also sehr optimistisch – und der sanfte Anstieg ist auch unter dem Einfluss des Ovitrelle-Rests plausibel. 🌿 Aufbau der Scheidenflora nach Antibiotikatherapie Besonders wichtig ist jetzt, die gesunde Scheidenflora wieder zu stabilisieren, um Rückfälle zu vermeiden. Kombinierte Empfehlung: Vaginale Anwendung von Milchsäurebakterien z. B. KadeFlora®, Gynophilus®, Vagi-C® oder Multi-Gyn FloraPlus® → Anwendung ab dem ersten Tag nach der Antibiotikatherapie für 6–10 Tage abends vor dem Schlafengehen. Orale Einnahme von Lactobacillen (sicher in der Frühschwangerschaft): z. B. Omni-Biotic Flora plus+® Lactofem® FemBiotic® ProLactBalance® → Einnahme über mindestens 4 Wochen, um die Darm- und indirekt auch die Vaginalflora zu stabilisieren. Diese Kombination hat sich besonders in der Frühschwangerschaft bewährt, um das Mikrobiom zu unterstützen und wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ich wünsche Ihnen und Ihrem kleinen Wunder weiterhin einen stabilen und hoffnungsvollen Verlauf – und freue mich, wenn Sie mir mit dem Kontrollabstrich, dem Ultraschall oder dem nächsten hCG-Wert wieder schreiben. Bis dahin alles Liebe und herzliche Grüße nach Niederbayern! Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Hallo Herr Dr. Gagsteiger,
vielen lieben Dank für die schnelle Rückmeldung. Sie war wieder sehr hilfreich für mich. Ich schätze Ihre Begleitung wirklich sehr.
Sie sind sehr engagiert!
Ich wollte mich eigentlich erst nächste Woche mit neuen Ergebnissen bei Ihnen melden, doch bin ich heute etwas verunsichert und habe daran gedacht, ob Sie mir vielleicht weiterhelfen können. Heute ist der 2. Tag nach Beendigung von Amoxi und ich spüre schon wieder ein leichtes Brennen in der Scheide. Kein verstärkter Ausfluss, keine Blutung oder andere Symptome. Es brennt auch nicht dramatisch schlimm (weniger als vor der Amoxi-Einnahme), aber das Brennen war vor zwei Tagen ganz weg und ich spüre, dass entweder einfach das Gleichgewicht noch nicht passt oder es doch wieder Keime gibt. Ich nehme ganz gewissenhaft Gynoflor vaginal und OmniBiotic Woman. Würden Sie mir einfach empfehlen bis nächste Woche so weiter zu machen und wirklich erst 7 Tage nach dem Amoxi den Abstrich zu machen oder in diesem Fall lieber früher? Wir sind wieder aus dem Urlaub zurück zu Hause. Das Dumme ist nur leider, dass meine Frauenärztin diese Woche im Urlaub ist, d.h. ich müsste es dann morgen (Freitag) bei der Vertretung probieren. Mein Kinderwunscharzt hat damit beim letzten Telefonat auch nur auf meine Frauenärztin verwiesen. Abstriche macht das Kinderwunschzentrum nicht. Oder ich behandle einfach gewissenhaft mit Milchsäurebakterien weiter und melde mich am Montag bei meiner Frauenärztin so lange das Brennen nicht viel schlimmer wird und kein Ausfluss dazu kommt? Ich weiß nicht so recht, was richtig ist. Wäre ich nicht schwanger, würde ich einfach abwarten, denn schlimm ist es nicht, aber in Ordnung auch nicht. Können Sie mir einen Rat geben? Ich könnte auch die Dosis vom OmniBiotic Woman auf 2 x täglich erhöhen? Oder ich hole mir mal Fluomizin aus der Apotheke? Beim Gynoflor ist es schwierig, zwei Kapseln täglich einzuführen, denn wegen der Cyclogesteinnahme morgens und abends kann ich das Gynoflor nur mittags mit genügend Abstand einführen. Es nervt und beunruhigt mich wegen dem erhöhten Risiko einer Fehlgeburt, dass es nicht aufhört. Dieses Problem kenne ich aus der Vergangenheit nach Antibiotikaeinnahme, es löste sich aber normalerweise schnell. Kann es an der zusätzlichen Hormonumstellung der Schwangerschaft liegen, dass es dieses Mal nicht so ist? Ich versuche schon alles zu tun, was in meiner Macht steht: Lactobacillen, Unterwäsche bei 60 Grad waschen, pH-neutrale Seife. Mehr fällt mir nicht ein.
Ich würde mich sehr über eine kurze Antwort freuen und wünsche Ihnen einen schönen Abend.
Danke, danke, danke!
Liliane
Guten Abend, ich kann Ihre Verunsicherung absolut nachvollziehen, zumal Sie gerade alles richtig machen und dennoch spüren, dass „etwas nicht ganz in der Balance“ ist. Mein Rat für Sie: 1. Kein Grund zur Panik – aber zum Hinschauen: Ein leichtes Brennen nach Antibiotikagabe – gerade nach Amoxicillin – ist nicht ungewöhnlich. Auch wenn Sie in der Vergangenheit eine schnellere Besserung erlebt haben, so kann die Kombination aus: Schwangerschaft, Hormonumstellung (besonders Östrogen), Progesteron-Zäpfchen (Cyclogest), und die Schleimhautveränderungen durch Gynoflor dazu führen, dass die Schleimhaut empfindlicher und die Regeneration etwas verzögert ist. 2. Gynoflor weiter verwenden – aber mit Bedacht: Wenn Sie derzeit nur mittags eine Gynoflor-Kapsel einführen können, ist das völlig in Ordnung. Lieber eine Kapsel sinnvoll platziert, als zwei „chaotisch“ – zumal Gynoflor ohnehin in Studien meist einmal täglich verabreicht wird. 3. Omni-Biotic Woman können Sie durchaus auf 2x täglich steigern, gerade in dieser sensiblen Phase – das ist unproblematisch. 4. Fluomizin würde ich aktuell nicht ohne Abstrich empfehlen, da es – im Gegensatz zu Gynoflor – nicht aufbaut, sondern antiseptisch wirkt. Wenn also gar keine „bösen Keime“ vorhanden sind, könnte es unnötig irritieren. Falls der Abstrich allerdings doch eine bakterielle Vaginose zeigen sollte, wäre Fluomizin dann wiederum eine gute Wahl. 5. Abstrich ja – aber erst ab Montag sinnvoll: Ich würde tatsächlich noch keine Vaginalabnahme vor dem 7. Tag nach Ende von Amoxi machen. Vorher ist der Abstrich einfach oft nicht aussagekräftig (weil Restantibiotika noch Keime hemmen oder das Bild verfälschen). Also: wenn möglich, Abstrich Anfang kommender Woche, idealerweise bei Ihrer gewohnten Ärztin. 6. In der Zwischenzeit bitte: Weiter wie bisher mit Gynoflor & OmniBiotic, pH-Wert gerne einmal messen (z. B. mit dem KadeFemin pH-Test) – ist er < 4,5? Dann ist die Flora meist okay. Keine Intimspülungen oder Milchsäure zusätzlich – das tun Sie schon über Gynoflor genug. Kein Waschen mit Seife direkt an der Scheide – auch pH-neutral nicht nötig. Lauwarmes Wasser genügt, ggf. eine beruhigende Intim-Waschlotion wie Sagella med. Und zum Thema Fehlgeburtsrisiko: Ich verstehe Ihre Sorge sehr. Aber das, was Sie beschreiben – ein leichtes Brennen ohne Infektionszeichen, bei weiterhin stabiler Schwangerschaft – ist kein akuter Risikofaktor. Sie handeln vorausschauend, umsichtig, und Ihre Maßnahmen dienen genau diesem Schutz. Ein leichtesUngleichgewicht der Flora in der Frühschwangerschaft ist keine Seltenheit – und auch kein Grund zur Verzweiflung. Fazit: Nicht heute zur Vertretung – kein echter Gewinn. Am Montag ggf. bei Ihrer Frauenärztin Abstrich machen. Bis dahin weiter Gynoflor (1x/Tag) und OmniBiotic (2x/Tag). Keine zusätzliche Medikation nötig – beobachten, aber ohne Alarm. Wenn sich das Brennen deutlich verstärkt, Ausfluss oder Blutungen auftreten, dann selbstverständlich früher zur Kontrolle – aber danach klingt es im Moment nicht. Ich wünsche Ihnen ein möglichst entspanntes Wochenende – und dem kleinen Krümel weiterhin gutes Gedeihen! 🌱 Mit herzlichen Grüßen Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort! Sie haben mir wieder sehr weiter geholfen und mich v.a. sehr beruhigt. Dem kleinen Krümel geht es bestimmt gut. Mir war gestern den ganzen Tag bei jeder kleinsten Geruchsänderung übel. Gute Idee, den pH-Wert zu messen. Das habe ich gestern gemacht. Er ist leider bei 5,0. Ich versuche dann am Montag für Anfang der Woche einen Termin bei meiner Frauenärztin auszumachen und melde mich mit neuen Ergebnissen. Danke, danke, danke! Ein schönes sonniges Wochenende!
Das wünsche ich Ihnen auch! Alles Gute!
Liliane91
Hallo Herr Dr. Gagsteiger,
ich war heute bei meiner Frauenärztin und habe ihr auch alle Befunde des Frauenarztes aus Passau gezeigt. Die beste Nachricht ist, dass man beim Ultraschall eine Fruchthöhle mit Embryo und den Herzschlag als Flackern sehen konnte. Ein wahnsinnig schöner Moment! Wir sind so glücklich!
Nach der Berechnung meiner Frauenärztin nach Auslösen von Ovitrelle am 24.5. ist heute SSW 6+1. Sie hat eine Embryogröße von 2,2 mm gemessen, beim nochmaligen Messen aus einer anderen Perspektive sogar 3 mm. Ist diese Größe in Ordnung oder sollte der Embryo schon größer sein? Meine Schwangerschaftsapp sagt bei SSW 6 eine durchschnittliche Größe von 2 mm und bei SSW 7 schon 5 mm.
Einen Bakterienabstrich hat sie gemacht. Das Ergebnis kommt aber erst nächste Woche. Unter dem Mikroskop hat sie keine Entzündungsmarker gesehen und sagte, das sei schon mal ein gutes Zeichen. Allerdings waren die Milchsäurebakterien auch Mangelware. Trotzdem war ihr Vorschlag, nur alle zwei Tage Gynophylus einzuführen. Dieser Logik kann ich nicht ganz folgen. Jeden Tag kann doch nicht schaden? Das Brennen in der Scheide ist zum Glück wieder weg. Vielleicht lag es wirklich an den vielen Zäpfchen (Cyclogest und Gynophylus). Das pH-Wert-Stäbchen war zwar heute bei der Untersuchung hellbraun und nicht gelb, wie es ja bei einem pH-Wert unter 4,5 wäre, sie sagte aber, sie denkt, das Cyclogest bewirkt diese Verfärbung. Ich habe das letzte Cyclogest-Zäpfchen aber heute Morgen ganz bewusst erst nach der Untersuchung eingeführt, d.h. das letzte Cyclogest hatte ich schon 12 Stunden vorher genommen.
Wie ist Ihre Meinung zu Gynophylus nur alle zwei Tage und zur Verfärbung des pH-Stäbchens von Cyclogest?
Und stimmt es, dass bakterielle Vaginosen in der Frühschwangerschaft wie diese mit den Klebsiellen zu Frühgeburten führen können? Das sagte mir die Frauenärztin heute. Oder ist das eher der Fall, wenn sie unbehandelt bleiben?
Den hCG-Wert wollte sie nicht erneut bestimmen, weil der Herzschlag zu sehen war. Für einen neuen Progesteronwert wurde mir Blut abgenommen. Meine Frauenärztin fand den Wert mit 23 von vor zwei Wochen nicht allzu hoch. Sie hätte ihn gerne über 30 gehabt und möchte ne nach neuem Wert, dass ich evtl. noch mehr Progesteron nehme. Ich war darüber etwas verwundert, denn sowohl Sie als auch mein Kinderwunscharzt fanden den Wert in Ordnung, wenn ich das richtig verstanden hatte. Ich nehme ja schon zwei Mal täglich Cyclogest 400 mg, damit sind es ja schon 800 mg. Mit zwei Cyclogest- und einem Milchsäurezäpfchen am Tag wüsste ich auch gar nicht, wann ich noch ein Zäpfchen mehr einführen soll. Meine Frauenärztin sagte, ich sie würde mir sonst noch oral Progesteron verschreiben. Wie sehen Sie das? Kann ich Ihnen Ende der Woche mal den Progesteronwert schicken wenn ich ihn habe? Ich kämpfe gerade sowieso schon mit der schwangerschaftsbedingten Müdigkeit und Progesteron macht doch noch müder? Es ist gerade sehr anstrengend, mit Arbeit und Kleinkind trotz Müdigkeit und Übelkeit "zu funktionieren". Ich könnte jeden Nachmittag wie ein Baby zwei Stunden Mittagsschlaf machen (wenn ich Zeit dafür hätte). Und jede kleine Geruchsveränderung führt zu einem latenten Übelkeitsgefühl.
Über Ihre Meinung würde ich mich wieder sehr freuen. Danke, danke, danke!
Viele Grüße von der glücklichen Liliane
Guten Tag, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu diesem wunderschönen Meilenstein – ein sichtbarer Herzschlag ist in der 7. Schwangerschaftswoche (SSW 6 + 1) das allerbeste Zeichen dafür, dass sich Ihr kleines Wunder gut entwickelt! 1 | Embryogröße (CRL) Was wurde gemessen? Ein Crown-Rump-Length (CRL) von 2,2 – 3 mm passt perfekt zu 6 + 1. Große Studien zeigen für 6 + 0 bis 6 + 2 einen Mittelwert von ~2,5 mm, wobei ±1 mm völlig normal ist. Der Embryo wächst jetzt rund 1 mm pro Tag – deshalb kann schon ein minimal anderer Schallwinkel 0,5 – 1 mm Unterschied machen. Warum sagt die App 5 mm für SSW 7? SSW 7 = 6 + 0 bis 6 + 6; am Ende der Woche (6 + 6) liegt der Durchschnitt schon bei 5 mm. Ihr Wert ist deshalb absolut im Normbereich. 2 | Gynophilus® alle zwei Tage? Die Vaginaltablette setzt Lactobacillus rhamnosus langsam frei; Untersuchungen zeigen, dass noch nach 48–72 h ausreichend hohe Konzentrationen nachweisbar sind. Ein „Tagesrhythmus“ bringt also keinen Zusatznutzen, kann aber die Scheide reizen – besonders zusammen mit Cyclogest®. Kurz gesagt: Wenn Ihre Ärztin „alle zwei Tage“ empfiehlt, folgt sie damit genau den pharmakokinetischen Daten. Mehr schadet meist nicht, bringt aber auch nichts außer evtl. mehr Brennen. 3 | pH-Stäbchen & Cyclogest® Vaginale Progesteron-Zäpfchen enthalten meist fetthaltige Träger (z. B. Hartfett), die den Lackmusfarbstoff im Teststreifen verfärben können. Ein brauner statt gelber Streifen zeigt nicht zwingend einen hohen pH-Wert an, sondern kann schlicht ein Artefakt sein, wenn noch Rückstände in der Scheide sind. Das passt zu Ihrer Beobachtung. (Hierzu gibt es wenig Publiziertes – das Phänomen ist aber aus der Praxis bekannt.) 4 | Bakterielle Vaginosen & Frühgeburt Das Risiko sinkt deutlich, sobald eine ziemlich kurze Antibiotika-Kur (z. B. Metronidazol) oder ein zielgerichtetes Schema abgeschlossen ist. Ihre Ärztin hat also recht. 5 | Progesteron-Spiegel und Dosierung Zeitpunkt Ihr Wert Literatur-Cut-off für „viable“ SS Typische Untergrenze „Wunschbereich“ Ein Progesteronwert über 20 ng/ml gilt aus ausreichend hoher Wert für eine stabile Frühschwangerschaft. Warum wollen manche > 30 ng/ml? Bei IVF-/ICSI-Schwangerschaften wird oft „auf Nummer sicher“ gegangen, weil man weiß, dass zusätzliche Gabe nicht schadet. DassWerte > 30 ng/ml zu besseren Outcomes führen, ist nicht bewiesen. 800 mg vaginal (= 2 × Cyclogest® 400 mg) ist bereits eine hohe Dosis mit sehr guter uteriner Bioverfügbarkeit. Eine zusätzliche orale Kapsel erhöht vor allem den Blut-, nicht unbedingt den Gebärmutterspiegel – und ja, sie macht häufiger müde. Mein pragmatischer Rat: Warten Sie den neuen Wert ab. Liegt er weiterhin um ≥ 20 ng/ml und der Ultraschall bleibt unauffällig, reicht das in aller Regel. Sollten Sie doch ergänzen müssen, kann Ihre Ärztin auf eine niedrigere orale Zusatzdosis (z. B. 100 mg Abends) ausweichen – dann bleibt die Tagesmüdigkeit oft geringer. 6 | Müdigkeit & Übelkeit Progesteron verstärkt die ohnehin schwangerschaftsbedingte Müdigkeit, aber der Haupttreiber ist das hCG-Hochum SSW 9–10. Machen Sie sich, so gut es geht, feste Ruheinseln – auch 15-min-Powernaps helfen. Gegen Geruchsempfindlichkeit hilft es, kleine, fettarme Snacks griffbereit zu haben (z. B. Cracker, Nüsse), damit der Magen nie ganz leer ist. 7 | Wie geht es weiter? Progesteronwert abwarten: Gern können Sie mir den Laborbefund zusenden, dann besprechen wir, ob eine Anpassung sinnvoll ist. Bakterienabstrich: Falls Klebsiellen oder BV bestätigt werden, folgt in der Regel eine orale oder vaginale Antibiotikatherapie – beides ist in der Frühschwangerschaft sicher. Ultraschallkontrolle: In ~10 Tagen sieht man meist schon eine deutliche Größensteigerung. Kurzfazit: Ihr Embryo liegt mit 2,2 – 3 mm exakt im Soll, der Progesteronwert war völlig ok, und Gynophilus® alle zwei Tage genügt. Eine behandelte BV senkt das Frühgeburtsrisiko erheblich. Quälen sie sich nicht. Wenn sie nicht arbeiten können, bekommen Sie auch eine AU von ihrem Frauenarzt. Auch ein Beschäftigungsverbot sollte diskutiert werden. Melden Sie sich gern, sobald der neue Progesteronwert und der Abstrich-Befund da sind – ich schaue beides sehr gern mit an. Bis dahin genießen Sie das frisch flackernde Herzchen ♥️ und gönnen Sie sich viel Ruhe. Alles Liebe und weiterhin eine möglichst beschwerdearme Kugelzeit Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger,
zuerst einmal möchte ich mich für Ihre detaillierte Antwort bedanken. Sie hat mir sehr geholfen. Ich kontaktiere Sie immer wieder gerne, weil Sie sehr umfassend, herzlich und hilfreich auf alle Fragen eingehen. Das ist wirklich besonders. Vielen Dank! Wir freuen uns wirklich sehr über das kleine flackernde Herzchen von unserem Krümel
Ich habe heute meinen Progesteronwert von SSW 6 + 1 erhalten: 34,4
Damit ist er ja im Vergleich zum Wert 23,5 noch einmal deutlich gestiegen. Könnte ich aus Ihrer Sicht dann die Dosis mit 2 x 400 mg Cyclogest (insgesamt 800 mg) beibehalten ohne zusätzliche orale Gabe? Oder sogar sogar auf 1 x 400 mg abends reduzieren? Ich denke aber auch, dass die Müdigkeit eher von der Schwangerschaft (hCG) kommt, denn das Cyclogest habe ich ja schon ab Eisprung genommen und war da auch nie müde. Die Müdigkeit wurde erst in den letzten Tagen schlimmer.
Nun hätte ich noch eine andere Frage zum Thema Arbeit / AU / Beschäftigungsverbot. Das bereitet mir gerade etwas Kopfzerbrechen. Vielleicht haben Sie auch dazu einen guten Rat für mich. Sie schrieben mir ja, dass ich mich nicht mit Müdigkeit und Übelkeit quälen soll. Bisher habe ich mich an zwei Tagen krankgemeldet, weil es da einfach gar nicht ging. Ansonsten ging es, aber ich kam sehr platt nach Hause und habe es dann mit Powernaps probiert.
Meine Frauenärztin hat mir heute auch gleichzeitig mitgeteilt, dass ich keine Antikörper gegen Ringelröteln habe. Ich arbeite als Gymnasiallehrerin und gleichzeitig wirke ich in der Bildungsforschung mit. Letzteres ist eher Schreibtischarbeit + Fortbildungen für andere Lehrkräfte. Ich arbeite also viel mit Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren. Ich habe meinem Arbeitgeber die Schwangerschaft noch nicht mitgeteilt. Zum Einen ist es vor den Sommerferien immer die heiße Prüfungsphase und man will ja auch nicht alles auf die Kollegen abwälzen und ich wollte deshalb zumindest noch die nächsten zwei Wochen "durchhalten". Außerdem fällt gerade schon eine Fachkollegin krankheitsbedingt aus und vielleicht bin ich zu pflichtbewusst um "dem Turm beim Einstürzen zuzusehen". Das heißt aber für mich gerade Mehrarbeit, die ich als Schwangere offiziell so gar nicht machen dürfte. Zum Anderen wollte ich gerne zumindest noch den nächsten hoffentlich unauffälligen Ultraschall abwarten (dann SSW 9). Andererseits beunruhigt es mich jetzt, mein Baby nur aus Pflichtbewusstsein evtl. dem Risiko von Ringelröteln o.ä. auszusetzen. Bislang entwickelt sich ja auch alles nach Plan. Ich hatte auch noch keine Fehlgeburt und bin 34 Jahre jung. Ich weiß natürlich, dass Sie mir die Entscheidung nicht abnehmen können, wann ich es dem Arbeitgeber mitteile. Wäre es denn aus medizinischer Sicht sinnvoll, es möglichst bald zu tun? Und ich wollte Sie gerne fragen, wie hoch Sie das Risiko für Ringelröteln in meinem aktuellen Fall einschätzen. Kann mir meine Frauenärztin in so einem Fall ein individuelles Beschäftigungsverbot ausstellen? Sollte ich sie darauf ansprechen? Halten Sie das für sinnvoll? Natürlich gäbe es auch den Weg über die Gefährdungsbeurteilung des Arbeitgebers. Von anderen Kolleginnen weiß ich aber, dass da die Mühlen eher langsam mahlen. Gleichzeitig geht unser Sohn in die Kita und hier ist das Ansteckungsrisiko sicherlich noch höher.
Ich freue mich sehr auf Ihre Antwort. Das Ergebnis vom Abstrich sende ich Ihnen nächste Woche sobald es da ist.
Danke, danke, danke!
Ich wünsche Ihnen ein wunderschönes erholsames Wochenende!
Liliane
Guten Abend – ich freue mich, wieder von Ihnen zu hören und dass Ihr „Krümel-Herzchen“ so schön flackert! Hier meine Einschätzung zu beiden Punkten: 1. Progesteron & Cyclogest-Dosis Wert 34,4 ng/ml in SSW 6 + 1 liegt im soliden Mittelfeld des 1. Trimenons (norm: ≈ 11 – 90 ng/ml) . Therapeutische Spanne: In IVF-/ICSI-Zyklen werden 600–800 mg vaginal häufig bis zur 9.–10. SSW gegeben; danach übernimmt meist die Plazenta. Viele Zentren reduzieren sukzessiv auf 400 mg, wenn: stabile Serum-Werte > 25 ng/ml, kein Blutverlust, intakter Ultraschallbefund. Da Ihre Werte steigen und Sie keine Blutungen erwähnen, rein medizinisch spricht nichts gegen ein vorsichtiges Herunterfahren auf 1 × 400 mg – sofern Ihre Ärztin einverstanden ist. Eine zusätzliche orale Gabe ist bei diesen Spiegeln nicht nötig; Vaginal-Progesteron erzielt dort, wo es wirken soll, die höchsten Konzentrationen und macht – anders als oral – kaum müde. Die zunehmende Müdigkeit passt zeitlich besser zu den stark ansteigenden hCG- und Schilddrüsenhormon-Änderungen als zu Cyclogest. 2. Ringelröteln / Parvovirus B19 & Arbeitsschutz Aktuelle Situation Seit Winter 2023/24 verzeichnet das RKI einen ungewöhnlich starken Anstieg von Parvovirus-B19-Infektionen . Schwangere ohne Antikörper haben ein Infektions-Risiko von ≈ 1–2 % pro Schulhalbjahr. Wird die Mutter infiziert, liegt die Übertragungsrate aufs Kind bei ≈ 30 %; das fetale Risiko für Fehlgeburt/Hydrops bis zur 20. SSW liegt bei ≈ 5–10 % . Rechtlicher Rahmen (Mutterschutzgesetz) Ihr Arbeitgeber muss nach Mitteilung der Schwangerschaft sofort eine Gefährdungsbeurteilung durchführen. Bei fehlender Immunität gegen Parvovirus B19 sind Lehrkräfte bis zum 5. Monat von Tätigkeiten mit engem Schüler-Kontakt freizustellen, falls dort aktuell Fälle auftreten oder ein Ausbruch nicht sicher ausgeschlossen ist . Kann der Kontakt nicht ausgeschlossen werden (Klassenraum, Pausenaufsicht), muss ein betriebliches Beschäftigungsverbot ausgesprochen oder eine risikoarme Ersatzaufgabe (z. B. Korrekturarbeiten im Home-Office) eingerichtet werden. Was Ihre Frauenärztin tun kann Sie darf jederzeit ein individuelles Beschäftigungsverbot (§ 16 MuSchG) aussprechen, wenn eine konkrete Gesundheitsgefahr besteht und der Betrieb sie nicht rasch ausschalten kann. Gerade bei aktuell hohen Fallzahlen ist das nicht unüblich. Praktische Empfehlungen für Sie Frühzeitige Information des Arbeitgebers (auch wenn’s schwerfällt). Damit startet sofort der Mutterschutz-Mechanismus und Sie müssen keine Mehrarbeit mehr leisten. Erkundigen Sie sich (Schule/Kita) regelmäßig nach Ringelröteln-Fällen; bei einem Ausbruch sollten Sie zu Hause bleiben, bis 10 Tage nach dem letzten Krankheitsfall vergangen sind – das gilt auch für den Kontakt zum Kita-Kind. Sprechen Sie Ihre Frauenärztin proaktiv auf ein mögliches Beschäftigungsverbot ab jetzt bis zur 20. SSW an, wenn die Schule kein schnelles Risikomanagement bietet. Prüfen Sie, ob Sie den Forschungs-/Fortbildungsanteil zeitlich vorziehen können – das lässt sich meist gut im Home-Office erledigen. Allgemeine Hygiene (häufig Händewaschen, nicht das gleiche Besteck/Glas wie Ihr Sohn) reduziert das Restrisiko zu Hause. 3. Kurz-Fazit Progesteron: Ihr Spiegel ist komfortabel. Wenn Ihr behandelndes Team zustimmt, können Sie auf 1 × 400 mg Cyclogest umstellen und beobachten (Kontrolle in 7 d sinnvoll). Beschäftigung: Keine Immunität + hohes Infektionsgeschehen = guter Grund, den Arbeitgeber jetzt zu informieren und ggf. durch Ihre Ärztin ein individuelles Beschäftigungsverbot erteilen zu lassen. Damit schützen Sie Ihr Baby und auch sich selbst, ohne Kolleg*innen im Stich zu lassen – denn die Schule kann rechtzeitig Ersatz organisieren. Ich hoffe, das nimmt Ihnen etwas von den Kopfzerbrechen. Gönnen Sie sich weiterhin Ihre Powernaps – das ist echte „Bauarbeit“ da drin! Ich wünsche Ihnen und Ihrem Krümel ein ruhiges, sonniges Wochenende. Herzliche Grüße Ihr Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Hallo Herr Dr. Gagsteiger,
vielen vielen lieben Dank für Ihre genauen Erklärungen und für das Teilen Ihrer Einschätzung. Sie haben mir tatsächlich das Kopfzerbrechen abgenommen und mir damit wieder sehr geholfen, mir einen klaren Weg aufzuzeigen. Ich melde mich mit ein paar neuen Befunden und würde mich wieder über Ihre Meinung freuen.
Leider habe ich seit gestern Abend eine braune Schmierblutung, aber nicht wahnsinnig viel (nur wenig im Slip und am Toilettenpapier), heute Morgen war auch wenig rotes Blut dabei, als die Cyclogestreste rausliefen. Das hat mir Angst gemacht und ich habe sofort bei meiner Frauenärztin angerufen und durfte auch unmittelbar kommen. Heute ist SSW 7 + 2. Die beruhigendste Nachricht für mich war, dass das Herzchen von unserem Krümel zum Glück schön geflackert und geschlagen hat und er von 3 mm (SSW 6 + 2) auf 9,1 mm (SSW 7 + 2) gewachsen ist. Das Ultraschallprogramm hat ihn allerdings auf SSW 6 + 6 zurückdatiert. Meine Frauenärztin meinte, das sei ok. Sehen Sie das auch so? Sie hat auch kein Hämatom o.ä. gefunden und denkt, die rötliche Blutung kam vom Muttermund, für die bräunliche konnte sie keine Erklärung finden. Ich soll "langsam machen" und trotz des gestiegenen Progesteronswerts (34,4) lieber 2 x 400 mg beibehalten. Ist das auch Ihre Meinung? Denken Sie, ich muss mir nicht allzu große Sorgen machen? Kann es andere (harmlose?) Gründe für die Schmierblutung geben? Muss ich mir Gedanken machen, dass ich unseren 3-jährigen Sohn eben nunmal ab und zu hochheben oder kurz tragen muss? Ich versuche es schon, soweit möglich zu vermeiden, aber zu ganz lässt es sich einfach nicht umsetzen. In der 1. Schwangerschaft hatte ich in der 7. SSW ein paar Tage braune Schmierblutungen, es war trotzdem auch alles ok und unser erstes Wunder ist heute 3 Jahre alt. "Frau" macht sich nur eben Gedanken, insbesondere weil ich die letzte Woche viel Gas für die Schule gegeben habe, um die heiße Phase noch pflichtbewusst zu Ende zu bringen. Langsam zu machen im Schuldienst ist eigentlich unmöglich. Sobald man dort ist, dreht sich das Hamsterrad und man rennt mit. Meinem Chef habe ich die Schwangerschaft mitgeteilt, wie Ihr Rat war, auch wenn es schwer fiel. Auf die Mitteilung, dass ich keine Ringelröteln-Immunität habe, reagierte er nicht gerade verständnisvoll (um es nett auszudrücken). Das habe ich meiner Frauenärztin heute erzählt und sie hat mir in Anbetracht der Schmierblutung und fehlenden Immunität direkt ein Beschäftigungsverbot ausgestellt. Ihr Rat hat mir also sehr dabei geholfen, den richtigen Weg zu finden. Herzlichen Dank!
Ich wollte Ihnen eigentlich noch das genaue Ergebnis vom Abstrich schicken, habe aber gerade festgestellt, dass die MFA mir den falschen Befundbericht ausgedruckt hat, nämlich den letzten zytologischen Befundbericht im Rahmen der Krebsvorsorge von März. Ich werde beim nächsten Termin nach dem richtigen Befund fragen. Die Frauenärztin hat mir jedenfalls heute mitgeteilt, dass noch Klebsiellen gefunden wurden, jedoch wenige und auch Milchsäurebakterien vorhanden waren, jedoch noch immer nicht in ausreichender Menge. Unter dem Mikroskop hat sie auch heute keine Entzündungszellen gesehen. Sie würde deshalb ohne Antibiotika und nur mit Milchsäurebakterien vaginal und oral weiterbehandeln. Ist das aus Ihrer Sicht vertretbar? Den nächsten Termin habe ich in zwei Wochen, soll mich aber früher melden, falls die Schmierblutung länger anhält. Sollte beim nächsten Termin nochmals ein Abstrich gemacht werden oder reicht es, wenn der pH-Wert ok ist und unter dem Mikroskop keine Entzündungszellen zu sehen sind?
Und letzte Frage: ich habe mir auch die aktuellen Laborwerte der Frauenärztin aushändigen lassen. Sie hat ein komplettes Blutbild gemacht. Es sind alle Werte im Normbereich (Leber, Niere, TSH) mit der Ausnahme von zwei Werten, zu denen mir die Frauenärztin aber nichts gesagt hat:
(+) Leukozyten: 11,6 (Norm: 3,90-10,2)
(-) MCHC: 30,4 (Norm: 31,5-36,0)
Alle anderen Werte, die wohl mit MCHC zusammenhängen, passen aber:
Haematokrit: 43 (35,5-45,5)
Haemoglobin: 13,1 (12,0-15,6)
MCV: 96 (80-99)
MCH: 29,0 (27,0-33,5)
Könnten Sie mir vielleicht sagen, wie man die erhöhten Leukozyten und das erniedrigte MCHC bewerten kann? Hat es mit der Schwangerschaft zu tun? Oder deutet es auf irgendetwas hin, was man sich genauer anschauen sollte? Oder würden Sie sagen, man kann beides vernachlässigen? Zum Zeitpunkt der Blutentnahme letzte Woche hatte ich gerade etwas Halsschmerzen und Husten, aber nichts dramatisches. Kann ein kleiner Infekt die Leukozyten gleich ansteigen lassen? Normalerweise stecke ich mich selten an, doch seit Beginn der Schwangerschaft und der Nebenhöhlenentzündung folgt gefühlt ein Infekt den nächsten und das obwohl gerade Hochsommer ist. Ich habe das Gefühl, mein Immunsystem ist viel schlechter als sonst.
Danke, danke, danke für Ihre tolle Arbeit, die Sie leisten! Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen sonnigen (wenn auch zu heißen) Tag!
Liliane und der Krümel
Guten Tag, zuerst einmal freut es mich sehr, dass Ihr Krümel heute mit einem kräftigen Herzschlag im Ultraschall zu sehen war. Die Scheitel-Steiß-Länge von 9,1 mm entspricht in den gängigen Referenzkurven ziemlich genau 6 + 6 SSW; da die CRL-Methode in diesem Stadium nur etwa drei bis fünf Tage Streuung hat, ist eine Rückdatierung um zwei Tage vollkommen im Rahmen und kein Grund zur Beunruhigung. Zu den braunen und kurzzeitig rötlichen Schmierblutungen: Statistisch erlebt etwa jede fünfte Frau eine solche Episode im ersten Trimester. Häufig stammt das Blut aus dem gut durchbluteten Muttermund oder aus kleinen Gefäßrissen der hochaufgebauten Schleimhaut; dank der Progesteronkapseln kann dabei zusätzlich etwas Sekret nach außen laufen und die Farbe verändern. Solange die Menge gering bleibt, keine stärkeren Krämpfe auftreten und das Herzchen weiter schlägt, spricht das Bild eher für ein banales „Spotting“ als für eine drohende Fehlgeburt. Die Fortsetzung mit zweimal täglich 400 mg vaginalem Progesteron ist sinnvoll. Seit der 2021 in Kraft getretenen NICE-Empfehlung dürfen Frauen mit Frühschwangerschaftsblutungen und mindestens einem früheren Abort routinemäßig Progesteron erhalten; die PRISM-Studie, auf der diese Empfehlung basiert, hat gezeigt, dass das Präparat sicher ist und bei entsprechender Vorgeschichte die Lebendgeburtrate erhöhen kann. Ein Absetzen nur wegen eines guten Serumspiegels ist nicht vorgesehen. Was das Heben Ihres dreijährigen Sohnes und den Schulalltag betrifft: Eine große systematische Übersicht aus dem Jahr 2024 konnte erst dann negative Effekte beobachten, wenn Frauen regelmäßig Lasten über etwa 10–12 kg hoben oder kumulativ mehr als 100 kg pro Tag bewegten. Gelegentliches kurzzeitiges Hochnehmen eines normalgewichtigen Kindes liegt gewöhnlich deutlich unter diesen Schwellen; ergonomisch korrektes Anheben aus der Hocke reduziert die Belastung zusätzlich. Vor dem Hintergrund der Blutung und Ihrer fehlenden Ringelröteln-Immunität ist das ärztliche Beschäftigungsverbot dennoch klug ‒ es verschafft Ihnen und dem Baby schlicht mehr Ruhe. Im Vaginalabstrich wurden nur wenige Klebsiella-Keime gefunden, und unter dem Mikroskop waren keine Entzündungszellen zu sehen. Nach den ACOG-Leitlinien braucht man Enterobacterales wie Klebsiella erst ab ≥10^5 KBE/ml oder bei klarer Symptomatik mit Antibiotika zu behandeln; solange das nicht vorliegt, genügt eine Milieu-Stabilisierung mit Laktobazillen, so wie Ihre Ärztin es empfohlen hat. Studien zu vaginalen Probiotika zeigen zudem, dass eine Wiederbesiedelung mit Laktobazillen die Fehlgeburtsrate senken kann, ohne die Schwangerschaft zu gefährden. Wenn der pH-Wert beim nächsten Termin normal ist und weiterhin keine Entzündungszellen sichtbar sind, reicht eine einfache Kontrolle; ein neuer Abstrich ist erst bei Beschwerden nötig. Zum Blutbild: Ein Leukozytenwert von 11,6 G/l liegt in der typischen ersten-Trimester-Spanne von ungefähr 5,7 bis 13,6 G/l; Schwangerschaft und der leichte Halsinfekt erklären die Erhöhung also schlüssig. Das MCHC ist mit 30,4 g/dl nur geringfügig unter der Norm und alle übrigen Erythrozyten-Indizes sind in Ordnung; leichte Absenkungen kommen durch die physiologische Verdünnung des Blutes vor und sind in der Regel unproblematisch. Ein Ferritin-Kontrollwert bei Ihrem nächsten Termin genügt, um einen beginnenden Eisenmangel sicher auszuschließen. Sollte die Schmierblutung plötzlich stärker, hellrot oder von Schmerzen begleitet werden, oder sollten Fieber und Schwindel hinzukommen, melden Sie sich bitte sofort in der Praxis oder Klinik. Anhaltendes bräunliches Spotting ohne Zusatzsymptome darf hingegen bis zum vereinbarten Kontrolltermin beobachtet werden. Was Sie selbst tun können: Progesteron weiter korrekt anwenden, ausreichend trinken, viel liegen oder sitzen mit leicht erhöhtem Becken, regelmäßige Eisen- und Folsäure-Supplemente einnehmen, sich Hilfe für schwere Einkäufe oder das Tragen holen und bewusst kleine Ruhepausen in den Tag einbauen. Schon ein paar Minuten Tiefatmung oder Hörbuch im Liegen helfen, den Kreislauf zu entspannen und die Gebärmutter ruhig zu halten. Unterm Strich zeigen Ultraschall, Labor und klinischer Befund ein sehr gutes Bild. Ihr Krümel wächst, das Herz schlägt, und die beobachteten Abweichungen liegen alle im Rahmen dessen, was in der Frühschwangerschaft häufig und meist harmlos ist. Gönnen Sie sich jetzt Erholung, und zögern Sie nicht, bei neuen Fragen wieder zu schreiben. Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute Ihr Dr. Gagsteiger
Liliane91
Hallo Herr Dr. Gagsteiger,
ich danke Ihnen vielmals für Ihre freundlichen Worte und die sehr guten Erklärungen. Ich freue mich immer wieder über Ihre Antwort, weil sie immer äußerst detailliert, verständnisvoll und aufschlussreich ist und mich beruhigt.
Ich hatte gedacht, mich nicht schon wieder an Sie wenden zu müssen, insbesondere weil die Schmierblutung beruhigenderweise momentan ganz ganz wenig geworden ist. Doch leider geht es mir gerade gar nicht gut und nachdem Sie immer einen guten Rat haben, wollte ich Sie noch einmal um Hilfe bitten. Heute ist schon der 3. Tag, an dem es mir so übel ist, dass ich mich etwa 4-5 Mal täglich übergebe und meinem Alltag selbst jetzt mit Beschäftigungsverbot stellenweise nicht nachgehen kann. Morgens und abends ist es am schlimmsten mit dem häufigsten Übergeben. Tagsüber übergebe ich mich max. 1 Mal, übel ist mir aber fast pausenlos. Hinzu kommt, dass die aktuelle Hitzewelle meinem Kreislauf zusätzlich zu schaffen macht. Abends entlastet mein Mann mich gerade soweit möglich und kümmert sich um unseren 3-jährigen Sohn. Morgens muss er aber sehr früh aus dem Haus und ich habe es die letzten beiden Tage nicht auf die Reihe gekriegt, unseren Sohn in die Kita zu bringen. Mit einem Kleinkind zu Hause wenn es einem selbst elendig übel ist und man sich übergibt, das funktioniert mehr schlecht als recht. Ich möchte eigentlich so wenig Medikamente wie möglich nehmen, aber so komme ich nicht klar. Tagsüber halte ich das irgendwie aus, aber morgens und abends nicht. Haben Sie einen Vorschlag? Tipps? Unbedenkliche Medikamente? Oder andere Ideen, die man vor der Einnahme von Medikamenten noch probieren könnte? Oder sollte ich meine Frauenärztin schon wieder bemühen? Könnte sie mir etwas verschreiben? Wenn ja, was und welche Dosierung empfehlen Sie? Meine Hebamme hat mir ein Ingwerpräparat empfohlen, es hilft mir aber bisher gar nicht. Viele kleine Mahlzeiten probiere ich schon, ich reagiere aber auf jede Geruchsveränderung so stark, dass es mir dann oft gleich wieder übel wird. Meine Hebamme bietet auch Akupunktur (u.a. gegen Übelkeit) an. Lohnt es einen Versuch?
Vielleicht sollte ich es auch einfach noch ein paar Tage aushalten und hoffen, es wird wieder besser wie es vorher war? Vielleicht ist es nur eine kurze Episode?
Und ich hätte noch eine Frage: Würden Sie sagen, dass die Einnahme von Flohsamenschalen (1 EL in 250 ml Wasser pro Tag quellen lassen) in der Schwangerschaft in Ordnung sind? Ich hatte vor langer Zeit (Jahren) einmal eine Analfissur und bekam vom Arzt damals die Empfehlung, regelmäßig Flohsamenschalen ins Müsli mischen, was ich lange gemacht habe, weil es mir super geholfen hat und die Analfissur komplett verheilt ist. Seitdem habe ich das nicht mehr gebraucht, habe jetzt in der Schwangerschaft aber zunehmend das Gefühl, dass seit dem letzten höheren Progesteronspiegel auch der Darm träger wird und es leichter zu Verstopfung kommt. Es ist nicht tragisch, aber ich möchte gerne verhindern, dass es schlimmer wird. Ich muss natürlich auch sehen, wie sich die Einnahme davon mit der Übelkeit vereinbaren lässt, denn "lecker" ist die Konsistenz gequollener Flohsamenschalen nicht unbedingt. Aber spricht etwas gegen Flohsamenschalen in der Schwangerschaft? Ich würde darauf achten, sie mit mindestens 2 Stunden Abstand zu Femibion zu nehmen, um nicht die Aufnahme vom Femibion zu verhindern.
Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich Sie schon wieder um Rat bitte. Sie haben immer ein offenes Ohr und gute Ideen.
Danke, danke, danke! Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag!
Liliane und der Krümel
Guten Tag, herzlichen Dank für Ihre sehr freundliche Nachricht. Was Ihre derzeitige Übelkeit betrifft: Sie beschreiben die Situation sehr eindrücklich, und ich kann gut nachvollziehen, wie belastend das für Sie sein muss – insbesondere mit einem kleinen Kind zu Hause und unter den aktuellen klimatischen Bedingungen. Wenn die Übelkeit so stark ist, dass es zu häufigem Erbrechen kommt und der Alltag kaum noch zu bewältigen ist, ist es absolut gerechtfertigt, nach wirksamer Unterstützung zu suchen – auch in medikamentöser Form, wenn natürliche Maßnahmen nicht ausreichen. Was Sie versuchen können: 1. Natürliche Maßnahmen: Kleine, häufige Mahlzeiten wie Sie es bereits tun, sind weiterhin empfehlenswert. Geruchsarme, kühle Speisen (z. B. Zwieback, Reiswaffeln, kalte Kartoffeln) können oft besser vertragen werden. Lutschen von Ingwerbonbons oder das Trinken von Ingwertee hilft manchen Frauen, auch wenn Sie bisher keinen Effekt spüren. Akupunktur ist definitiv einen Versuch wert – viele Schwangere berichten über eine deutliche Besserung. Eine weitere nicht-medikamentöse Möglichkeit sind Vitamin-B6-Präparate (z. B. 10–20 mg 3×/Tag), die von einigen Gynäkolog:innen bei Schwangerschaftsübelkeit empfohlen werden. 2. Medikamentöse Hilfe: Xonvea und Cariban wärne tatsächlich eine passende Option. Die Kombination aus Doxylamin (ein Antihistaminikum) und Vitamin B6 (Pyridoxin) zeigt oft gute Verträglichkeit und Wirksamkeit. ➤ Wichtig: Die Wirkung setzt verzögert ein, also nicht als Akutmittel geeignet, sondern zur Stabilisierung über Tage. Cariban oder andere Präparate mit Doxylamin, Dimenhydrinat oder Meclozin werden auch oft eingesetzt – aber bitte in Rücksprache mit Ihrer Frauenärztin, die das genau für Ihre individuelle Situation beurteilen kann. Bitte beachten Sie: Da wir hier im Rahmen der Kinderwunschsprechstunde beraten, sind wir für medizinische Begleitung in der fortgeschrittenen Schwangerschaft nicht mehr die primären Ansprechpartner. In solchen Fällen stehen Ihnen Ihre Frauenärztin und Ihre Hebamme mit ihrer geburtshilflichen Expertise zur Seite – und sie sind es auch, die Ihnen ggf. ein Rezept für Xonvea oder Alternativen ausstellen können. Zur Frage mit den Flohsamenschalen: Ja, Flohsamenschalen sind in der Schwangerschaft unbedenklich, solange sie mit ausreichend Flüssigkeiteingenommen werden (mindestens 250 ml Wasser pro 1 EL) und keine bekannten Darmverengungen oder Schluckstörungen vorliegen. Ihr geplanter Abstand zur Einnahme von Femibion ist klug – 2 Stunden Abstand sind sinnvoll, um die Aufnahme der Mikronährstoffe nicht zu behindern. Gerade in Zeiten hormoneller Umstellung und unter Progesteroneinfluss kann die Darmträgheit zunehmen – hier sind Flohsamenschalen eine gute, sanfte Unterstützung, um Komplikationen wie Verstopfung oder eine Reaktivierung der alten Fissur zu verhindern. Fazit: Xonvea ist eine gute, moderne Option bei starker Schwangerschaftsübelkeit und sollte über Ihre Frauenärztin verordnet werden. Natürliche Methoden wie Akupunktur oder Vitamin-B6 können ergänzend oder zunächst ausprobiert werden. Flohsamenschalen sind erlaubt und können bei beginnender Verstopfung hilfreich sein – bitte auf reichlich Flüssigkeit achten. Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft, baldige Besserung und einen möglichst ruhigen und erträglichen Verlauf der nächsten Tage. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Morgen Herr Dr. Gagsteiger,
ich möchte Ihnen vielmals für Ihre ausführliche Nachricht mit den vielen Tipps gegen die Übelkeit danken. Es ist wirklich nicht selbstverständlich, dass Sie sich immer so viel Zeit nehmen. Ihren Rat habe ich wie immer befolgt und meine Hebamme hat mir bereits eine erste Akupunktur gemacht. Heute geht es mir sehr gut und ich spüre gar keine Übelkeit am Morgen, wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass die Akupunktur so schnell wirken kann. Jedenfalls ist es eine echte Wohltat, aufzustehen, ohne sich direkt zu übergeben.
Gleichzeitig hat aber die braune Schmierblutung, die die letzten Tage komplett weg war, wieder eingesetzt und die Kombination aus "keine Übelkeit + Schmierblutung" macht das gleichzeitig etwas Sorgen. Darf ich Sie hierzu noch einmal etwas fragen? Die Gynophilus-Scheidentabletten haben ja ein gelb-hellbräunliches Pulver. Cyclogest führe ich ja jeweils morgens und abens ein, Gynophilus jeden 2. Tag mittags. Könnte es sein, dass das Gynophilus die Cyclogestreste bräunlich verfärbt und das gar keine Schmierblutung ist? Dieser Gedanke kam mir heute morgen. Doch dann müssten die Reste aber ja immer bräunlich aus der Scheide laufen. Warum waren sie dann die letzten Tage wieder weiß?
Meine Frauenärztin meinte, ich sollte wieder kommen, wenn es nicht nachlässt oder sogar mehr wird. Gesternabend fing es wieder an: 1 x im Slip, 2 x auf der Toilette, heute morgen wieder 1 x auf der Toilette. Jetzt bin ich verunsichert, ob ich einfach bis zum nächsten Termin in 10 Tagen abwarten soll oder nicht. Haben Sie einen Rat?
Und noch eine Frage zur Schilddrüse: Ich hatte Ihnen geschrieben, dass der TSH-Wert ok war. Meine Frauenärztin hatte dazu jedenfalls nichts gesagt. Nun hat mir eine Freundin gesagt, er sollte am besten zwischen 1 und 2 liegen. Meiner liegt bei 2,9. Ist das dann zu hoch? Ich habe noch nie Schilddrüsentabletten genommen.
(Heute ist SSW 7 + 6)
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir zu Schilddrüse und Schmierblutung helfen könnten. Ich schätze Ihre Hilfsbereitschaft sehr und danke Ihnen für die ganz tolle, verständnisvolle, kompetente Begleitung durch diese sensible Phase. Ich werde mich selbstverständlich, sobald diese Phase abgeschlossen ist, mit meinen Fragen nicht mehr an Sie wenden. Ich möchte Ihnen auf keinen Fall auf die Nerven gehen und hoffe, dass es in Ordnung ist, Sie mit meinen Fragen um Hilfe zu bitten.
Ich wünsche Ihnen ein wunderschönes Wochenende mit viel Sonnenschein!
Liliane und der Krümel
Guten Abend,, es freut mich sehr, dass Sie heute zum ersten Mal seit Langem ohne morgendliche Übelkeit aufstehen konnten – genießen Sie das! Akupunktur wirkt zwar nicht immer so rasch, aber manchmal genügt schon eine kleine zusätzliche Reizsetzung, um den Kreislauf der Übelkeit zu durchbrechen. Was den aktuell wieder bräunlichen Ausfluss angeht: Gynophilus® löst sich in der Scheide zu einem gelb-beigen Gel auf; wenn sich davon Rückstände mit ganz wenig älterem Blut vermischen, erscheint das Sekret rasch braun. Hinzu kommt, dass Cyclogest®-Zäpfchen die empfindlich durchblutete Portio leicht reizen können – „weiß oder bräunlich“ gilt dort sogar ausdrücklich als häufige Begleiterscheinung (cyclogest-Packungsbeilage). Schon ein Tropfen alten Blutes reicht also aus, um den Ausfluss dunkler zu färben, ohne dass das zwangsläufig etwas Gefährliches bedeutet. Trotzdem bleibt jede wiederkehrende Schmierblutung in der Frühschwangerschaft ein Signal, lieber einmal öfter nachschauen zu lassen. Große Fachkliniken (z. B. Mayo Clinic) empfehlen, die Praxis spätestens dann zu kontaktieren, wenn eine vaginale Blutung länger als 24 Stunden anhält oder wiederholt auftritt – selbst wenn sie nur hell- bis mittelbraun ist. Da Sie nun an zwei Abenden und erneut am Morgen etwas Farbe bemerkt haben, rate ich: Melden Sie sich gleich morgen früh in Ihrer Frauenarztpraxis, damit ein kurzer Ultraschall klärt, ob alles unauffällig ist. Bei stärkerem, hellrotem Blut, Krämpfen, Gewebeabgang oder Schwindel bitte sofort in die Notaufnahme gehen. Zu Ihrem Schilddrüsenwert: Ein TSH von 2,9 mIU/l liegt heute klar innerhalb der empfohlenen Norm für das 1. Trimester. Sowohl die revidierten Leitlinien der American Thyroid Association (2017) als auch aktuelle europäische Empfehlungen setzen die obere Grenze inzwischen bei etwa 4 mIU/l an. Behandlungsbedarf besteht erst ab ≥ 4 mIU/l – oder schon ab 2,5 mIU/l, wenn gleichzeitig TPO-Antikörper nachweisbar sind. Sollten diese Antikörper noch nicht bestimmt worden sein, könnte das bei Gelegenheit ergänzt werden; meistens genügt aber eine einfache Kontrollmessung im zweiten Trimester. Praktisch können Sie bis dahin Folgendes tun: Medikamente unverändert weiter nehmen; Progesteron stabilisiert die Schwangerschaft. Gynophilus möglichst im Liegen einführen und danach 10–15 Minuten liegen bleiben – so fließt weniger Gel direkt wieder heraus. Körperliche Belastung in Blutungsphasen reduzieren (kein schweres Heben, keine langen Läufe). Ein kleines Blutungs-Tagebuch führen (Datum, Menge, Farbe, Begleitsymptome). Kurz gesagt: Ihr TSH ist aktuell völlig in Ordnung, und die bräunliche Absonderung erklärt sich sehr wahrscheinlich durch eine Mischung aus Medikamentenrückständen und minimaler Reizblutung. Weil sie aber an mehreren Tagen erscheint, lassen Sie lieber zeitnah kontrollieren, dann können Sie sich – hoffentlich bald – beruhigt zurücklehnen. Ich hoffe, das nimmt Ihnen etwas von der Sorge. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger Hinweis: Diese Information ersetzt keine persönliche Untersuchung; bei Unsicherheit bitte immer direkt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Liliane91
Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger,
vielen lieben herzlichen Dank für Ihr Engagement, Ihre klare Einschätzung und Ihre beruhigenden Zeilen. Ihr "Fahrplan" hat mir wieder sehr geholfen und ich habe gleich heute Morgen in der Frauenarztpraxis angerufen und wurde sofort eingeschoben. Gleichzeitig haben Ihre positiven Worte dazu beigetragen, dass ich trotz der Angst, die jede kleine Blutung doch immer verursacht, zuversichtlich bleiben konnte. Das hat sich auch gelohnt. Zuerst war meine Ärztin selbst etwas erschrocken, weil sie den Herzschlag nicht sofort sehen konnte, er war aber dann doch gut sichtbar
und unser Krümel ist von 9 mm (letzte Woche: SSW 7 + 2) auf 1,44 cm (heute: SSW 8 + 1) gewachsen. Er wurde wieder drei Tage zurückdatiert (SSW 7 + 5), aber das ist laut Ärztin ok. Was sagen Sie? Passt die Größe? Sie meint, so genau kann man die Befruchtung ja nicht datieren. Aber kann man das nicht durch Einnahme von Letrozol und Auslösen mit Ovitrelle eigentlich sehr genau sagen? Ausgelöst habe ich am 24.5. gegen mittags.
Meine Ärztin kann sich die Schmierblutungen nicht erklären. In der Gebärmutter hat sie zum Glück nichts auffälliges gesehen. Sie denkt auch, es könnte von einer Reizung von Cyclogest + Gynophilus kommen. Sie hat selbst heute die Schmierblutung gesehen. Sie sagt, ich soll weiterhin langsam machen, nicht so viel "hin- und herlaufen", in einer Woche wieder kommen und sie hat noch einmal Blut für den Progesteronwert abgenommen. Evtl. würde sie mir dann je nach Wert doch zusätzlich zu 2 x 400 mg Cyclogest noch oral Progesteron geben. Darf ich Ihnen Ende der Woche den Wert schicken und um Ihre Meinung bitten, auf die ich viel Wert lege? Natürlich möchte ich, dass die Schmierblutungen aufhören, denn sie machen mich jedes Mal wieder nervös. Aber wenn der Progesteronwert gut ist, will ich auch nicht unbedingt noch mehr einnehmen, denn oral macht es ja müde und ich bin gerade sowieso dauermüde und werde von unserem 3-jährigen Sohn schon am Sofa geweckt mit den Worten "Mama, nicht schlafen. Du sollst mit mir spielen."
Die Frauenärztin schlägt außerdem vor, Gynophilus ganz wegzulassen, in der Hoffnung, die Reizung / Blutung hört dann auf. Ich verstehe den Gedanken, doch sie hat unter dem Mikroskop auch heute wieder zu wenige Milchsäurebakterien gesehen (aber keine Entzündungszellen). Laufen wir dann nicht Gefahr, dass ich wieder eine bakterielle Vaginose bekomme bzw. sich die Klebsiellen, von denen im letzten Abstrich ja noch wenige vorhanden waren, wieder vermehren? Teilen Sie diese Meinung? Würden Sie mir dasselbe auch empfehlen? Ich nehme gerade oral auch Kijimea Floracare. Die Frauenärztin sagt aber, das ist nicht so effektiv wie vaginal. Nun bin ich nicht gekocht und nicht gebraten in Bezug auf die Milchsäurezäpfchen. Oder gibt es ein anderes Präparat als Gynophilus, das vielleicht besser geeignet wäre? Was denken Sie?
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche! Vielen Dank für Ihre kompetente und hilfreiche Begleitung durch diese sensible "wackelige" Zeit! Das schätze ich sehr!!!
Liliane und Krümel
Guten Tag Ihr Krümel liegt mit 1,44 cm Scheitel-Steiß-Länge in der 7 + 5. Schwangerschaftswoche genau innerhalb der erwarteten Norm; eine Rückdatierung um drei Tage gilt im ersten Trimester als völlig unproblematisch. Da der Eisprung nach einer Ovitrelle-Auslösespritze erfahrungsgemäß rund 40 bis 44 Stunden später stattfindet, passt auch die rechnerische Chronologie weiterhin stimmig zusammen. Zu den Schmierblutungen: Häufig sind es harmlose Kontaktblutungen durch die lokale Reizung der empfindlichen Zervixschleimhaut – sowohl durch die Progesteron-Zäpfchen als auch durch das vaginale Probiotikum. Solange die Blutung nur schmier- oder bräunlich ist, kein Zug- oder Krampfschmerz hinzukommt und der Ultraschall unauffällig bleibt, reicht Schonung und Beobachtung. Wird das Blut frisch rot oder stärker, sollten Sie sich natürlich sofort wieder vorstellen. Zum Progesteron: Ihre momentane Dosis von zweimal täglich 400 mg vaginal entspricht den Leitlinien für Blutungen im ersten Trimester. Entscheidend ist nun der Serum-Progesteronwert, den Ihre Ärztin abnimmt. Liegt er deutlich über 15 Nanogramm pro Milliliter, spricht das eher gegen eine weitere Steigerung, unterhalb dieser Schwelle erwägen viele Kolleginnen und Kollegen eine zusätzliche orale Gabe. Senden Sie mir den Laborwert gern, dann kann ich etwas genauer einschätzen, wie sinnvoll ein zusätzliches Präparat wäre – unter Berücksichtigung Ihrer Müdigkeit, die unter oraler Anwendung meist stärker ausgeprägt ist. Zum Thema Laktobazillen: Eine laktobazillenreiche Scheidenflora schützt nachweislich vor bakterieller Vaginose und vor aufsteigenden Infektionen, doch ein vorübergehendes Absetzen des Gynophilus für etwa eine Woche ist vertretbar, wenn tatsächlich eine lokale Reizung vermutet wird. Parallel können Sie Kijimea Floracare weiter einnehmen; das ersetzt die lokale Kolonisierung zwar nicht vollständig, stabilisiert aber die Gesamtflora. Sollte die Blutung nach der Pause aufhören, können Sie entweder Gynophilus in reduzierter Frequenz (beispielsweise nur zweimal pro Woche) wieder einsetzen oder auf ein milderes Präparat wie Vagisan ProbioFlora umsteigen, das viele Frauen in der Schwangerschaft besser vertragen. Zeigen sich erneut Beschwerden, bespricht Ihre Ärztin mit Ihnen gegebenenfalls eine individuelle Rezeptur mit anderen Laktobazillenstämmen. Was Sie bis zum nächsten Termin selbst tun können: Bleiben Sie gern in Bewegung, aber verzichten Sie für einige Tage auf längeres Stehen, schweres Heben und Springen. Achten Sie auf ausreichend Flüssigkeit und ballaststoffreiche Ernährung, damit sich kein unnötiger Druck auf den Muttermund durch Verstopfung aufbaut. Wenn die Schmierblutung sich hartnäckig fortsetzt, können Sie versuchsweise ein Progesteron-Zäpfchen rektal einführen; so wird der Wirkstoff gut aufgenommen, ohne die Zervix zu reizen. Treten frisches, rotes Blut in Periodenstärke, anhaltende oder krampfartige Unterbauchschmerzen, ein plötzlicher Verlust aller Schwangerschaftssymptome oder Fieber auf, sollten Sie sich sofort – am besten noch am selben Tag – wieder in der Praxis beziehungsweise in einer Klinik vorstellen. Kommen Sie auf mich zu, wenn der Progesteronwert vorliegt oder neue Fragen auftauchen. Bis dahin wünsche ich Ihnen und Ihrem Krümel weiterhin eine ruhige Woche und möglichst wenig Anlass zur Sorge. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger,
ich danke Ihnen vielmals für Ihre Einschätzung und Ihre guten Tipps. Ich setze jetzt mit Gynophilus aus und werde anschließend einmal das von Ihnen vorgeschlagene mildere Präparat Vagisan probieren. Die Schmierblutung war gestern leicht da, heute bisher nicht. Ich habe die Hoffnung, dass es vielleicht wirklich an der Reizung von Cyclogest + Gynophilus liegt. Ich werde es weiter beobachten. Sind sowohl Vagisan ProbioFlora als auch Vagisan Milchsäure Vaginalzäpfchen gleich mild? Ich hatte gelesen, dass es besser sei, wenn die Zäpfchen einzeln verpackt sind (was bei Vagisan Milchsäure Vaginalzäpfchen) der Fall ist, weil sie dann nicht bei jedem Öffnen in Kontakt mit Luft kommen.
Ich habe heute per Post endlich den Befund des vaginalen Abstrichs nach der Amoxi-Einnahme (gegen die Klebsiellen) erhalten und hätte hierzu noch einmal eine Frage an Sie. Der Keim "Klebsiella pneumoniae", der beim 1. Abstrich "reichlich" gefunden wurde, wurde jetzt 1 Woche nach Antibiotikaende (Amoxi) "mäßig" gefunden. Was genau heißt das? Meine Frauenärztin stellte es so dar, als wäre er kaum mehr vorhanden. Für mich klingt "mäßig" nicht dramatisch, aber nach mehr als "kaum" oder "wenig". Ist es aus Ihrer Sicht dennoch in Ordnung, dass kein weiteres Antibiotikum nötig ist und ich auch gerade eine Pause mit den Lactobacillen machen (abgesehen von der oralen Kijimea Floracare-Einnahme)? Brennen oder Jucken habe ich aktuell nicht. Gerne tippe ich Ihnen den Rest des Befunds ab, falls er hilfreich ist:
Gardnerella-Kulturen: kein Wachstum; mäßig viel Wachstum von Döderleinflora.
Kultur: Klebsiella pneumoniae: mäßig
Kultur anaerob: kein Wachstum
Myko-/Ureaplasma Kulturen: kein Wachstum
Streptokokken-Kulturen: kein Wachstum
Enterobacterales (E.coli. Klebsiella spp. Proteus spp. Enterobacter spp. Citrobacter spp. Morgagnella spp. Und Serratia spp.) in geringer Menge gehören unter anderem zur normalen Vaginalflora von asymptomatischen Frauen. Die Besiedlung der Vagina mit Darmkeimen kann von geringer Bedeutung sein. Zu beachten ist, wenn die Scheidenflora nicht ausreichend mit Laktobazillen besiedelt ist, können Enterbacterales aus dem Darm in die Scheide und den Harntrakt verschleppt werden und dort Harnwegsinfektionen auslösen (evtl. Urinkultur durchführen). Schwangere Frauen, die an einem Harnwerginfekt erkranken, haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines komplizierten Harnwegsinfekts und Pyelonephritis. Möglicherweise besteht außerdem ein Zusammenhang mit dem vermehrten Auftreten von z.B. Frühgeburtlichkeit und reduziertem Geburtsgewicht. Bei einer Besiedlung ohne klinische Symptomatik empfiehlt sich eine regelmäßige Kontrolle. Bei entsprechender klinischer Symptomatik: Ggf. sollte eine Keimzahlreduktion z.B. Octenisept Vaginaltherapeutikum (nicht in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten) versucht werden.
Antibiogramm: (R=resistent, I=sensibel bei erhöhter Dosierung, S=sensibel)
Benzylpenicllin: R; Amoxicillin: R; Amoxicillin (i.v.): R; Smpi/Sulbactam: S; Amox/Clavulansr.: I; Amox/Clavulansr. (i.v.): S; Piperacillin: R; Pip/Tazobactam: S; Oxacillin: R; Cefuroxim-Axetil: I; Cefuroxim (i.v.): I; Cefotaxim: S; Cefixim: S; Cetazidim: S; Cefriaxon: S; Cefpodoxim: S; Imipenem: S; Meropenem: S; Erythromycin: R; Clarithromycin: R; Clindamycin: R; Teicoplanin: R; Vacomycin: R; Linezolid: R; Gentamicin: S; Ciprofloxacin: S; Moxifloxacin: S; Cotrimoxazol: S; Rifampicin: R
Wie interpretieren Sie den Befund? Was bedeutet "mäßig"? Welche Behandlung würden Sie daraus ableiten? Sollte man dann weiterhin kein Antibiotikum mehr geben? Wenn doch, welches der sensiblen wäre in der Frühschwangerschaft überhaupt erlaubt? Im Vergleich zum ersten Antibiogramm haben die Resistenzen offensichtlich zugenommen. Sollte man nochmals (in welchem Abstand) eine erneute Kultur machen oder weiterhin nur, wenn unter dem Mikroskop Entzündungszellen sichtbar sind? Sollte die Schmierblutung sich jetzt wirklich beruhigen, wie oft wöchentlich (oder täglich?) wäre anschließend Ihre Empfehlung für einen Versuch mit Vagisan? Am liebesten möchte ich natürlich kein Antibiotikum mehr nehmen, doch eine erneute bakterielle Vaginose in der (Früh)Schwangerschaft würde mir auch Sorgen machen, insbesondere im Hinblick auf Frühgeburtlichkeit/reduziertes Geburtsgewicht (wie im Bericht erwähnt).
Ich freue mich sehr auf Ihre Antowrt und sende Ihnen den Progesteronwert sobald ich ihn habe.
Danke, danke, danke für Ihre große Mühe!
Liliane und der Krümel
Guten Tag, vielen Dank für Ihre ausführliche Nachricht. Es freut mich zu hören, dass sich die Schmierblutung aktuell beruhigt hat und Sie keine Beschwerden wie Brennen oder Jucken verspüren. Das spricht dafür, dass es sich eher um eine lokale Reizung durch Cyclogest und Gynophilus gehandelt haben könnte. Beide Präparate von Vagisan – sowohl die Milchsäure-Zäpfchen als auch die ProbioFlora-Kapseln – gelten als gut verträglich. Die Milchsäure-Zäpfchen sind besonders mild und können mit einem Zäpfchen pro Tag für etwa eine Woche, anschließend ein- bis zweimal wöchentlich, angewendet werden. Wenn Sie das gut vertragen, können Sie später ergänzend ProbioFlora einsetzen, um die Flora gezielt zu unterstützen. Zum Abstrichbefund: Der Nachweis von Klebsiella pneumoniae nur noch in „mäßiger“ Menge ist ein klarer Rückgang gegenüber dem ursprünglichen „reichlich“. In Kombination mit dem Wiederauftreten von Döderleinflora und dem Fehlen anderer Erreger ist dies ein positiver Verlauf. Solange Sie symptomfrei sind, ist aus meiner Sicht derzeit kein weiteres Antibiotikum erforderlich. Eine erneute Kontrolle – vaginaler Abstrich und ggf. auch Urinkultur – ist in etwa 3–4 Wochen empfehlenswert oder früher, falls erneut Beschwerden auftreten. Sollte wider Erwarten doch eine antibiotische Behandlung notwendig werden, wären Cephalosporine wie Cefuroxim oder Cefixim Mittel der Wahl in der Frühschwangerschaft. Diese gelten als gut untersucht und verträglich. Ciprofloxacin oder Cotrimoxazol sind in dieser Phase nur zweite Wahl. Gerne sehen wir uns gemeinsam Ihren Progesteronwert an, sobald Sie ihn vorliegen haben. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen und wünsche Ihnen und Ihrem kleinen Krümel weiterhin alles Gute. Mit freundlichen Grüßen Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger,
zuerst vielen lieben Dank für die schnelle und hilfreiche Antwort. Sie helfen mir jedes Mal und ich schätze Ihren Rat sehr.
Ich habe den Progesteronwert erhalten und habe gleichzeitig noch eine Rückfrage zu Ihrer gestrigen Nachricht.
Zum Progesteronwert: Er ist 19,7. Ich bin etwas erschrocken, dass er so viel niedriger ist als der letzte es war. Für meine Frauenärztin ist ein Wert ab 30 gut und sie möchte deshalb, dass ich nun zusätzlich eine orale Dosis Utrogest nehme. Sind Sie dieser Meinung auch? Wenn ja, welche Dosis und wann? Sollte der Wert dann erneut kontrolliert werden? Wieso kann er plötzlich niedriger geworden sein? Leider hatte ich mich gestern auch etwas zu früh gefreut, als die Schmierblutung aufzuhören schien. Heute Morgen war wieder eine ganz leichte braune Schmierblutung am Toilettenpapier und hat mich wieder "nervös" gemacht. Im Slip war aber seit Absetzen von Gynophilus vor 3 Tagen noch nichts. Meine Schwangerschaftssymptome spüre ich auch täglich. Die Müdigkeit merke ich. Das ständige Übergeben ist zwar seit der Akupunktur besser, die Übelkeit bleibt aber mein ständiger Begleiter und ich übergebe mich auch immer wieder. Ist das in diesem Zusammenhang als "gut" zu bewerten? Meine erste Schwangerschaft konnte ich am Anfang mehr genießen und hatte keine bakterielle Vaginose gefolgt von ständigen Schmierblutungen gepaart mit Übelkeit/Erbrechen, aber vielleicht sagt das zumindest, dass es dem kleinen Krümel trotz Schmierblutung gut geht? Woher kann die Schmierblutung nur kommen wenn der Ultraschall jedes Mal unauffällig ist? Meine Frauenärztin sagt, wir sollten auch keinen GV haben solange immer wieder Schmierblutungen auftreten. Sehen Sie das auch so? Und anschließend aufgrund der noch immer mäßig vorhandenen Klebsiellen nur mit Komdom? Mein Mann hat keinerlei Symptome und das Brennen in der Scheide hatte ich zu einem Zeitpunkt, zu dem wir keinen GV hatten. Seitdem hatten wir bis zum Zeitpunkt der Schmierblutung nur mit Kondom GV und seit der Schmierblutung gar nicht. Wir glauben nicht, dass er mitbehandelt werden müsste oder sehen Sie das anders? Die Frauenärztin hat gar nichts davon erwähnt.
Zu Ihrer letzten Nachricht: Sehrn Sie eine Urinkultur nur an als notwendig falls in der routinemäßigen Urinuntersuchung Auffälligkeiten wie Eiweiß gefunden werden oder grundsätzlich aufgrund Befundes? Ich habe keine Symptome einer Blasenentzündung und hatte auch noch nie eine. Ich scheine da nicht anfällig zu sein.
Und letzte Frage: Was meinten Sie mit "später ProbioFlora ergänzend" zu den Vagisan Milchsäurezäpfchen einsetzen? Sind nicht beide für die vaginale Anwendung gedacht?
Kommenden Dienstag habe ich einen neuen Ultraschalltermin und hoffe, dem Krümel geht es dann trotz Schmierblutung weiterhin gut. Wenn ich darf, sende ich Ihnen dann den neuesten Befund.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Danke, danke, danke!
Liliane und der Krümel
Guten Abend, Im Folgenden gehe ich Schritt für Schritt auf Ihre Fragen ein: Zum Progesteronwert von 19,7 ng/ml: Dieser Wert liegt im unteren Normbereich einer intakten Frühschwangerschaft (optimal sind Werte über 25–30 ng/ml). Besonders bei begleitenden Symptomen wie Schmierblutungen ist es durchaus sinnvoll, das Progesteron therapeutisch zu unterstützen. Ihre Frauenärztin liegt mit der Empfehlung zur zusätzlichen oralen Gabe richtig. Wenn Sie bereits vaginal Progesteron (z. B. 2×200 mg) anwenden, können Sie ergänzend 1×200 mg oral abends einnehmen, um auch die systemische Komponente zu stärken. Alternativ sind auch 100 mg morgens und 100 mg abends möglich – wichtig ist die regelmäßige Einnahme. Eine nochmalige Blutkontrolle in 5–7 Tagen wäre sinnvoll, vor allem wenn die Schmierblutungen weiter bestehen. Zur erneuten Schmierblutung: Bräunliche Schmierblutungen in der Frühschwangerschaft sind zwar beunruhigend, aber nicht automatisch gefährlich – besonders, wenn der Ultraschall unauffällig ist. Sie können hormonell bedingt sein, durch eine kleine Gefäßverletzung, ein Hämatom im Bereich der Plazenta oder einfach durch das empfindliche Scheidenmilieu nach einer Infektion. Ein zusätzlicher Aspekt, den Sie bitte beim nächsten Ultraschall erfragen können: Liegt der Mutterkuchen möglicherweise in der Nähe oder direkt über dem inneren Muttermund? Wenn dies der Fall ist, kann es durch das Wachstum der Gebärmutter zu sogenannten Scherblutungen kommen. Die Plazenta wird dabei auf einer Seite mitgezogen – im Ultraschall lassen sich dabei manchmal kleine Blutansammlungen erkennen. Diese Form der Blutung ist mechanisch bedingt und nicht gefährlich. In den allermeisten Fällen wandert die Plazenta mit dem Gebärmutterwachstum nach oben – dann verschwinden auch diese Blutungen. Machen Sie sich bitte keine Sorgen: Das wäre ein plausibler und häufiger Befund, den man gut beobachten kann. Zur Übelkeit: Auch wenn die Symptome unangenehm sind – ausgeprägte Übelkeit ist in diesem Zusammenhang eher positiv zu bewerten. Sie deutet auf einen hohen Hormonspiegel hin, der mit einer gut entwickelnden Schwangerschaft assoziiert ist. Schön, dass die Akupunktur Ihnen bereits ein wenig Linderung gebracht hat! Kein Geschlechtsverkehr bei Schmierblutungen? Ja, ich teile die Empfehlung Ihrer Frauenärztin: Solange wiederkehrende Blutungen auftreten, ist Vorsicht geboten. Auch mechanische Reizung oder pH-Veränderungen könnten Schmierblutungen begünstigen. Zur Partnerbehandlung: Wenn Ihr Mann keine Symptome hat, kein direkter Zusammenhang mit dem Infekt besteht und Sie seitdem nur mit Kondom Geschlechtsverkehr hatten, ist eine Mitbehandlung nicht notwendig. Eine Ausnahme wäre nur bei rezidivierenden Infektionen. Urinkultur – ja oder nein? Solange die Standarduntersuchung des Urins (ohne Auffälligkeiten wie Eiweiß, Leukozyten oder Nitrit) unauffällig bleibt und Sie keinerlei Symptome einer Blasenentzündung haben, ist eine Urinkultur derzeit nicht zwingend erforderlich. Falls sich später ein unklarer Verlauf zeigt, kann sie jederzeit nachgeholt werden. Vagisan und ProbioFlora – was ist wann sinnvoll? Beides sind vaginale Präparate, jedoch mit leicht unterschiedlicher Zielrichtung. Die Milchsäurezäpfchen dienen der kurzfristigen pH-Regulation und Reizlinderung, während ProbioFlora auf eine langfristige Besiedelung mit gesunden Laktobazillen abzielt. Daher empfehle ich folgendes Vorgehen: Zuerst 7–10 Tage Vagisan Milchsäurezäpfchen, anschließend ein- bis zweimal wöchentlich ProbioFlora zur Stabilisierung der Flora. Ultraschall am Dienstag: Sehr gerne können Sie mir den Befund dann wieder übermitteln – ich hoffe sehr, dass sich Ihr kleiner Krümel weiterhin gut entwickelt. Ich wünsche Ihnen ein ruhiges Wochenende – mit viel Geduld, kleinen Zuversichtsmomenten und dem Vertrauen, dass sich die Dinge gut entwickeln dürfen. Herzliche Grüße Dr. Friedrich Gagsteiger www.bestfertility.de
Liliane91
Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger,
erst einmal ein großes herzliches Dankeschön für Ihre guten Erklärungen, Hinweise, Ideen, Ihr kompetentes Mitdenken und Ihre freundlichen Wünsche. All das führt dazu, dass ich Sie immer wieder gerne um Ihre Meinung bitte.
Ich war heute (SSW 9+2) beim Ultraschall und laut meiner Frauenärztin sieht alles top aus. Wir freuen uns so über das flackernde Herzlein und den Krümel, der langsam schon wie ein Baby auszusehen beginnt. Und wenn es beim 1. Kind so schnell geklappt hat und beim 2. Kind zwei Jahre gedauert und Nachhilfe im Kiwu-Zentrum gebraucht hat, ist die Freude dann umso größer.
Zum Ultraschall: SSL: 2,33 cm (Rückdatierung um 2 Tage auf SSW 9+0), Kopf ca. 0,9 cm, die Gehirnerstrukturen sind schon erkennbar und je 5 Finger konnte die Ärztin auch schon zählen. Ich denke, das klingt alles sehr gut oder was meinen Sie?
Sie schrieben, ich könnte danach fragen, ob die Plazenta vor dem inneren Muttermund liegt. Das ist nicht der Fall. Sie liegt eher weiter oben und ist eine Vorderwandplazenta. Daher kommt die Schmierblutung also nicht, richtig? Die Vorderwandplazenta hat der kleine Krümel seinem großen Bruder nachgemacht, bei dem das in der 1. Schwangerschaft auch schon der Fall war. So lange unser Krümel seinem Bruder nicht auch die Beckenendlage, den vorzeitigen Blasensprung und die Notsectio wegen Geburtsstillstand nachmacht, ist alles gut
Die Schmierblutungen haben zum Glück seit dem Wochenende aufgehört. Die Frauenärztin denkt also, es lag wirklich an der Kombination 2 x täglich Cyclogest + Gynophilus. Ich habe jetzt seit einer Woche nur noch 2 x täglich Cyclogest eingeführt. Ich habe die Frauenärztin auf Ihre Idee 7-10 Tage Vagisan Milchsäurezäpfchen + anschließend 1-2 Mal pro Woche Vagisan ProFlora einzuführen, angesprochen. Sie meint, ich sollte das erst nach der 12. SSW machen, wenn ich Cyclogest abgesetzt habe. Denken Sie, es ist vertretbar, noch so lange zu warten auch wenn im letzten Abstrich noch "mäßig" viele Klebsiellen gefunden wurden? Ich habe einerseits Angst vor einer weiteren bakteriellen Vaginose, andererseits möchte ich mir nicht wieder wegen Schmierblutungen Sorgen machen müssen. Der pH-Schnelltest war heute ok und unter dem Mikroskop gab es keine Entzündungszellen. Symptome wie Brennen habe ich auch nicht. Der Urin war auch unauffällig. Oral nehme ich weiterhin Kijimea FloraCare. Oder würden Sie doch gleich mit Vagisan beginnen?
Noch zum Progesteronwert: Seit dem letzten Wert letzte Woche (19,7) nehme ich zusätzlich zur vaginalen Einnahme oral Progesteron. Mir erscheint die Dosis jetzt sehr hoch: 2 x täglich 400 mg vaginal + abends 200 mg oral. Das macht täglich 1000 mg. Ist das nicht etwas viel? So möchte es meine Frauenärztin aufgrund der Schmierblutungen, die jetzt aber ja aufgehört haben. Heute wurde mir für einen neuen Wert nochmals Blut abgenommen. Wenn ich darf, würde ich Ihnen diesen Ende der Woche gerne schicken. Vielleicht kann man ja die Dosis dann etwas reduzieren? Ich habe seit Sonntag noch mehr Müdigkeit und Übelkeit. Meine Frauenärztin meint, das käme eher von den hCG-Höchstwerten in der 9./10.SSW als von der Progesteroneinnahme. Denken Sie das auch? Ich könnte ständig schlafen und das Übergeben ist so unangenehm. Auf der anderen Seite bin ich natürlich sehr froh, dass ich gerade keine Schmierblutung habe.
Ich wünsche Ihnen eine wunderschöne Restwoche und freue mich auf Ihre Antwort. Ich bin Ihnen für Ihre tolle Begleitung durch diese sensible Phase sehr dankbar! Nun hoffe ich, dass die Schmierblutungen nicht wieder auftreten und es unserem Krümel weiterhin so gut geht!
Viele Grüße
Liliane und der Krümel
Guten Abend, herzlichen Dank für Ihre warmen Worte – ich freue mich sehr, dass Sie sich gut aufgehoben fühlen und dass der heutige Ultraschall so erfreulich war! 1 | Ultraschall-Befund SSL 2,33 cm → SSW 9 + 0 – liegt genau im Erwartungsbereich. Herzaktion, Kopf- und Hirnstrukturen, je fünf Finger: alles spricht für eine regelrechte Embryonalentwicklung in dieser Phase. Vorderwandplazenta ohne Nähe zum inneren Muttermund: Damit erklärt sich die frühere Schmierblutung nicht, was sehr beruhigend ist. 2 | Schmierblutungen & Scheidenmilieu Der letzte Abstrich ergab zwar „mäßig“ Klebsiella, abe – pH normal, keine Entzündungszellen, keine Symptome → derzeit kein dringender Handlungsbedarf. – Untersuchungen zeigen, dass eine gezielte Lactobacillus-Kur das Rezidiv-Risiko bakterieller Vaginose deutlich senken kann. Wann beginnen? Ihre Ärztin möchte die Vaginalflora-Kur nach Absetzen von Cyclogest (≈ Ende 12. SSW) starten – das ist völlig vertretbar, solange Sie beschwerdefrei bleiben. Möchten Sie dennoch früher beginnen, wäre ab SSW 10 ein 5- bis 7-tägiger Milchsäure-Block mit anschließender Erhaltungsdosis 1- bis 2-mal pro Woche eine sinnvolle Alternative. 3 | Progesteron-Dosierung 400 mg vaginal 2-mal täglich entspricht der aktuellen NICE-Leitlinie für Blutungen im 1. Trimester. Zusätzliche 200 mg oral heben den Gesamtspiegel an, wirken aber hauptsächlich systemisch – hier entstehen oft Müdigkeit und Übelkeit. 1000 mg/Tag sind nicht gefährlich, liegen aber oberhalb des üblichen evidenzbasierten Bereichs. Sobald der neue Serum-Progesteronwert vorliegt, lässt sich meist das orale Präparat reduzieren oder ganz absetzen. 4 | Übelkeit & Müdigkeit Um SSW 9 – 10 erreichen hCG und körpereigenes Progesteron ihren Gipfel – typische Ursache für Ihre Symptome. Orales Progesteron verstärkt die Sedierung zusätzlich. Kleine, fettarme Mahlzeiten, Ingwerpräparate und bei Bedarf Doxylamin/Pyridoxin können Erleichterung bringen. 5 | Wie geht es weiter? Schicken Sie mir gern den neuen Progesteron-Wert – wir besprechen dann eine mögliche Dosisanpassung. pH-Selbsttests zwei- bis dreimal pro Woche reichen. Bei pH > 4,5 oder Beschwerden Milchsäure-Block erwägen. Melden Sie sich sofort, falls erneut Blutungen, stärkere Schmerzen oder Fieber auftreten. Persönliche Anmerkung Ich freue mich besonders, dass Ihnen meine Antworten hier weiterhelfen. Bitte bedenken Sie, dass wir diese Beratung ehrenamtlich in unserer Freizeit anbieten. Sollten Sie meine Arbeit für wertvoll halten, würde ich mich sehr über eine wohlwollende Google-Bewertung auf www.bestfertility.de freuen – das hilft uns, anderen Paaren ebenfalls bestmöglich zur Seite zu stehen. Ich wünsche Ihnen weiterhin eine entspannte Schwangerschaft und Ihrem „Krümel“ alles Gute! Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Hallo Herr Dr. Gagsteiger,
ich danke Ihnen recht herzlich für Ihre ausführliche Beratung. Ihre guten Erklärungen sind nicht nur beruhigend, sondern helfen auch immer dabei, eine Entscheidung zu treffen. Man merkt, dass Sie Ihre Arbeit mit Leidenschaft machen, denn es ist wirklich nicht selbstverständlich, dass Sie eine so qualitativ hochwertige Beratung in Ihrer Freizeit und auch noch ehrenamtlich machen. Selbstverständlich habe ich Ihnen eine 5 Sterne-Google-Bewertung auf Ihrer Homepage gelassen. Ich hoffe, Sie können Sie sehen?
Ich finde es auch beeindruckend, wie Sie mitdenken. Es ist eine sehr gute Idee, einfach selbst durch das Messen des pH-Wertes und die Beobachtung von Symptomen abzuwägen, ob ich mit Vagisan schon früher oder erst nach Absetzen von Cyclogest beginne.
Leider ist es irgendwie verhext. Immer wenn ich Ihnen schreibe, dass die Schmierblutung aufgehört hat, fängt sie wieder an. Heute Morgen liefen mit den weißen Cyclogestresten mehrere "bräunliche Streifen" raus. Wenn ich sie nicht mit dem Papier nicht abgewischt hätte, wären sie mir vermutlich gar nicht aufgefallen. Nun bin ich verunsichert, ob ich mich am Tag nach der Ultraschalluntersuchung, bei der ja alles unauffällig war, schon wieder bei meiner Frauenärztin melden soll? Ich bin dort schon Dauergast und mich kennen alle schon mit Namen. Ich habe mich auch gefragt, ob es eine Kontaktblutung nach dem Ultraschall sein kann, aber dann wäre sie vermutlich eher rot? Im Slip habe ich bislang nichts bemerkt. Es waren wirklich nur die weißen Cyclogestreste mit bräunlichen Spuren durchzogen. Meine Ärztin hat gestern auch nichts mehr dazu gesagt, ob ich mich bei Schmierblutungen wieder melden soll, da sie ja aufgehört hatten. Der nächste Termin ist erst in 2,5 Wochen zu Beginn der 13. SSW zum 1. Screening. Sollte ich mich wirklich schon wieder melden oder abwarten ob es bei der einen minimalen Schmierblutung bleibt? Sonst merke ich keinerlei Veränderungen zu gestern. Aber am Gynophilus in Verbindung mit Cyclogest scheinen die Schmierblutungen ja dann doch nicht zu liegen, wenn sie trotz Pause mit den Lactobacillen immer wieder kommen. Es ist einfach nervig und man erschrickt jedes Mal wieder obwohl dann zum Glück immer alles in Ordnung ist...
Danke, danke, danke für all Ihre Bemühungen!
Liliane und der Krümel
Guten Tag, vielen Dank für Ihre herzlichen Worte – es freut mich sehr zu hören, dass Ihnen die Beratung ein wenig Sicherheit geben kann. Bitte bedenken Sie aber stets, dass eine Betreuung „auf Distanz“ Grenzen hat; wenn Sie sich unsicher fühlen oder stärkere Beschwerden auftreten, ist Ihre Frauenärztin weiterhin die erste Anlaufstelle. Was hinter den bräunlichen Streifen stecken kann Kontaktblutung nach der Ultraschalluntersuchung: Beim vaginalen Ultraschall wird der Gebärmutterhals häufig leicht irritiert. Die dabei entstehenden kleinen Gefäßeinblutungen brauchen manchmal einen Tag, bis sie – nun als „altes“, braunes Blut – wieder austreten. Cyclogest-Reste: Progesteronzäpfchen können etwas Schleimhaut mitsamt minimalen Blutbeimengungen herauslösen; das sieht dann in den weißlichen Resten oft kräftiger aus, als es tatsächlich ist. Geringe Reste einer früheren Schmierblutung: Auch diese „alten“ Blutreste wirken braun, solange kein frisches (rotes) Blut nachläuft. Wann Sie sich sofort melden sollten Hell-rotes Blut: Direkt Ihre Frauenärztin / den ärztlichen Bereitschaftsdienst kontaktieren Krampfartige Unterbauchschmerzen, Druck nach unten, Fieber Ebenfalls umgehend vorstellen Übelriechender Ausfluss, Juckreiz, Brennen Termin vereinbaren bzw. vorziehen Solange es also bei den minimalen bräunlichen Streifen bleibt, keine Schmerzen dazukommen und Ihr Allgemeinbefinden gut ist, können Sie mit gutem Gewissen zunächst abwarten. Praktische Tipps bis zum nächsten Termin pH-Kontrolle Messen Sie alle 2-3 Tage morgens vor dem Einführen von Cyclogest. Liegt der pH dauerhaft > 4,5 oder treten vermehrt Beschwerden auf, können Sie Vagisan auch schon während der Cyclogest-Phase sanft vaginal einführen (am besten zeitversetzt – z. B. morgens Vagisan, abends Cyclogest). Aufzeichnungen führen Notieren Sie kurz Farbe, Menge und Zeitpunkt jeder Schmierblutung. Das hilft Ihrer Frauenärztin später bei der Einordnung. Schonhaltung Meiden Sie übermäßige körperliche Belastung, schweres Heben und Geschlechtsverkehr für ein, zwei Tage – das senkt die Durchblutungsaktivität am Gebärmutterhals und gibt dem Gewebe Zeit, sich zu beruhigen. Gedankliche Gelassenheit (so gut es geht) In der Frühschwangerschaft sind 20–30 % aller Frauen von gelegentlichen, harmlosen Schmierblutungen betroffen. In aller Regel zeigt der nächste Ultraschall, dass alles in bester Ordnung ist. Sollten Sie Ihre Frauenärztin jetzt schon anrufen? Nein, wenn: die Blutung weiter abklingt, sie ausschließlich bräunlich bleibt, Sie beschwerdefrei sind. Ja, wenn: die Schmierblutung morgen noch anhält oder stärker wird, frisches rotes Blut erscheint, Ihnen das Grübeln sprichwörtlich „den Schlaf raubt“. Gerade in der Schwangerschaft ist es völlig legitim, auch „zur Sicherheit“ einmal mehr anzurufen – das Praxisteam ist solche Situationen gewohnt. Ihre nächste reguläre Kontrolle zum Erst-Trimester-Screening (Beginn 13. SSW) liegt in einem gut vertretbaren Abstand, doch Ihr Wohlbefinden geht vor. Ich wünsche Ihnen und dem kleinen Krümel weiterhin alles Gute! Melden Sie sich gern, wenn sich etwas verändert oder weitere Fragen auftauchen. Herzliche Grüße Dr. med. Gagsteiger
Liliane91
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich weiß gar nicht, ob Sie ahnen können, wie dankbar ich für Ihren "Beistand" und Ihre klare Einordnung bin. Sie haben mir heute wieder sehr dabei geholfen, eine Entscheidung zu treffen. Es ist manchmal wirklich schwierig, selbst einzuschätzen, wann Vorsicht richtig ist und wann man vielleicht übervorsichtig ist. Ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch und denke immer optimistisch, dass bestimmt alles gut ist, aber es wäre dennoch gelogen, zu behaupten, dass nicht jede Schmierblutung wieder einen gewissen Zweifel und eine gewisse Verunsicherung und Beunruhigung mit sich bringt. Heute Vormittag wurde die Schmierblutung leider hellrot. Sie blieb ganz zart, aber das hat mich dann nach Ihrer Nachricht, in der Sie schrieben, ich sollte die Praxis lieber kontaktieren, wenn frisches rotes Blut erscheint, doch etwas mehr beunruhigt. Ich wurde also mal wieder eingeschoben. Meine Frauenärztin hatte auch großes Verständnis und hat mich dazu ermutigt, lieber einmal zu oft als zu selten zu kommen, sollte wieder eine rote Schmierblutung auftreten. Dem Krümel geht es zum Glück gut, das Herz schlägt ganz brav. Das hat mich wieder sehr erleichtert
Auch sonst hat die Ärztin kein Hämatom oder andere Auffälligkeiten gefunden. Eine Aussage hat mich aber etwas verwundert. Möglicherweise habe ich sie gestern im Bezug auf den Sitz der Plazenta falsch verstanden. Heute hat sie sie sich noch einmal ganz genau angeschaut und gesagt, dass es zwar schon eine Vorderwandplazenta ist, aber kleine Teile der Plazenta eben schon über dem inneren Muttermund liegen und die Blutung evtl. daher kommen könnte. Sie meinte aber, dieser Teil der Plazenta wird sich noch auflösen. Im Nachhinein frage ich mich jetzt, ob Sie auch von so einer Plazenta gesprochen hatten? Eine Plazenta praevia oder ist das etwas anderes? Löst sich so eine Plazenta immer auf? Und wenn ja, wie lange dauert das? Und welche Konsequenzen hat das (für mich)? Ist das ungefährlich? Meine Frauenärztin hat nur noch einmal betont, dass ich mich schonen soll und GV weiterhin nicht "erlaubt" ist. Nachdem ich meine Kollegen mit dem Beschäftigungsverbot von heute auf morgen "alleine" habe stehen lassen, versuche ich, ihnen wenigstens von zu Hause aus noch das abzunehmen, was an letzten Arbeiten vor den Sommerferien anfällt. Und mit Kleinkind ist es natürlich auch nicht immer leicht, sich zu schonen.
Der Progesteronwert von gestern ist leider noch nicht da. Ich geben Ihnen den Wert sobald ich ihn habe. Meine Ärztin hatte heute kurz überlegt, ob es sinnvoll wäre, das Cyclogest komplett oral zu ersetzen, um zumindest diese Reizung zu vermeiden. Sie meinte aber, mit den aktuellen 2 x 400 mg Cyclogest + 200 mg oral, müsste die orale Dosis dann eher insgesamt noch höher sein und das befand sie dann selbst für keine gute Idee. Stimmen Sie dem zu?
Haben Sie sonst noch Tipps oder Hinweise?
Meine Frauenärztin hat mir heute ebenfalls gesagt, dass ich bei leicht bräunlicher Schmierblutung abwarten kann, wenn sie stärker wird oder rot wird oder bleibt, wieder kommen soll. Nun hoffe ich auf einen ausreichend hohen Progesteronwert und darauf, dass sich die Schmierblutung wieder beruhigt und bleibe optimistisch.
Herzliche Grüße
Liliane und der Krümel
Guten Tag, ich halte mich heute etwas kürzer – hier in der Praxis ist gerade viel Betrieb –, aber Sie können sich selbstverständlich jederzeit wieder an mich wenden. Placenta über dem inneren Muttermund • Das kleine Stück Plazenta „löst“ sich nicht auf; es wird einfach durch das Wachstum der Gebärmutter nach oben „mitgezogen“. • Sobald es nicht mehr über dem Muttermund liegt, treten dort keine Scherkräfte mehr auf – die Schmierblutungen sollten sich dann legen. • Bis dahin gilt: schonen, schweres Heben vermeiden, weiterhin kein Geschlechtsverkehr. Progesterongabe • Ob wir an der Dosierung etwas ändern, hängt vom ausstehenden Serum-Progesteronwert ab. • Ein kompletter Wechsel auf oral würde eine deutlich höhere Gesamtdosis erfordern und hätte meist mehr Nebenwirkungen – deshalb vorerst lieber bei 2 × 400 mg vaginal + 200 mg oral bleiben, bis der Wert da ist. Bei neuerlichem hellrotem Blut, stärkeren Schmerzen oder Unsicherheit gehen Sie bitte sofort wieder zu Ihrer Ärztin – auch mehrfach, wenn nötig. Ansonsten: Ruhe bewahren, pH kontrollieren, Krümel wachsen lassen. Herzliche Grüße Dr. med. Gagsteiger
Liliane91
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
dass Sie mir selbst an einem Tag mit sehr viel Betrieb in Ihrer eigenen Praxis so zeitnah und hilfreich antworten, weiß ich wirklich zu schätzen. Sie geben mir in dieser sensiblen Phase, die ich gerade als ziemlich "holprig" erlebe, viel Sicherheit. Vielen Dank! Ich wünschte, es würde einfach alles rund laufen… Heute Morgen hatte ich wieder eine bräunliche Schmierblutung am Toilettenpapier, aber leider, wenn auch sehr wenig, auch wieder etwas frisches dunkelrotes Blut. Also bin ich wieder zu meiner Frauenärztin gegangen. Es nervt mich langsam einfach nur noch. Jeden Tag die Sorge, dass hoffentlich alles gut ist, jeden Vormittag verbringe ich wartend in der Arztpraxis. Seit Dienstag war ich jetzt täglich dort und die MFAs bezeichnen mich schon als Dauergast. Ich glaube, ich war jetzt in SSW 10 bald schon öfter dort als in der 1. Schwangerschaft insgesamt. Mit dem Krümel ist zum Glück wieder alles in Ordnung. Das Herz schlägt fleißig und heute war er sogar sehr lebhaft und hat Arme und Beine bewegt, natürlich noch etwas zaghaft, aber es war deutlich zu erkennen und hat mich sehr glücklich gemacht. Wieder kein Hämatom. pH-Wert 4,0. Alles gut außer der Plazenta, die eben hoffentlich noch weiter hoch rutscht.
Der Progesteronwert liegt vor: Er ist von 19,7 letzte Woche auf 27,2 gestiegen. Meine Frauenärztin sagt, der Wert ist jetzt ok. Da die Schmierblutungen überwiegend morgens direkt nach dem Aufstehen auftreten, wenn die Cyclogestreste auslaufen, war ihre Idee, doch nur noch auf orale Gabe von Progesteron umzusteigen. Bisher nahm ich 2 x 400 mg Cyclogest + 200 mg oral abends. Jetzt will sie 1 x 400 mg Cyclogest morgens und 2 x 200 mg Utrogest oral abends daraus machen, in der Hoffnung, die Schmierblutung, die immer morgens mit dem Cyclogest auftritt, hört dann auf. Sollte es weiterhin zu Schmierblutungen kommen, könnte ich auch morgens 2 x 200 mg Utrogest und abends 2 x 200 mg Utrogest oral einnehmen und gar kein Cyclogest mehr einführen. Wie sehen Sie das denn? Gestern sagte sie noch, oral müsste ich eher mehr als vaginal nehmen, also abends 3 x 200 mg Utrogest. Heute sprach sie von 2 x 200 mg. Was wäre jetzt sinnvoll? Utrogest vor dem Schlafen ist ok, aber morgens bin ich dann vermutlich dauermüde… und momentan ist es mir abends immer wieder so übel. Gestern Abend habe ich mich ca. 1 Stunde nach der oralen Dosis wieder übergeben müssen. Daher bezweifle ich, ob von der oralen Gabe dann überhaupt etwas ankam? Sollte ich die Tablette in so einem Fall noch einmal nehmen? Oder besser gleich erst direkt vor dem Schlafen in der Hoffnung, dass ich die Übelkeit dann "verschlafe"? Am übelsten ist mir aber insbesondere morgens, vormittags lässt es meist nach und wird dann oft ab 17 Uhr wieder stärker. Ich übergebe mich aber nicht jeden Abend, aber immer wieder mal.
Ich habe auch noch einmal Rückfragen zur Plazenta:
Was ist mit "Schonung" denn konkret gemeint abgesehen vom nicht schweren Heben? Ist normale Bewegung wie sonst auch ok? Spaziergänge? Gestern habe ich mich aufgrund der roten Schmierblutung nicht zu meinem Yogakurs getraut. Ich liebe diesen Kurs und er tut mir seelisch und körperlich so gut. Es ist kein Power Yoga, bei dem man sich sehr verausgabt, aber auch kein Kurs für Schwangere, sondern schon für fortgeschrittene Yogis. Ich mache ihn schon lange, mein Körper ist also Dehnungen gewöhnt und ich bin sehr flexibel. So lange noch kein Bauch stört, klappt das noch sehr gut. Danach würde ich in einen Yogakurs für Schwangere wechseln. Ich achte auch darauf, Sprünge wegzulassen. Ist das jetzt trotz diesem kleinen Teil Plazenta vor dem Muttermund vertretbar?
Und habe ich richtig verstanden, dass die Gefahr bei dieser Art von Plazenta eine vorzeitige Plazentaablösung wäre (falls sie nicht nach oben mitgezogen wird)? Aber ist das denn so früh in der Schwangerschaft (heute SSW 9+4) überhaupt schon möglich? Bis wann spätestens müsste sie denn nach oben mitgezogen werden oder anders gefragt: Ab welcher SSW muss man leider davon ausgehen, dass sie zumindest teilweise über dem inneren Muttermund bleibt wenn sie bis dahin nicht nach oben wandert?
Wir verhalte ich mich nun die nächsten Tage am besten? Wirklich täglich zur Ärztin gehen bei jeder kleinsten roten Schmierblutung? Und am Wochenende? Ich will nicht jedes Mal zum Notdienst oder in die Klinik. Kann ich dann wenigstens bis Montag warten wenn es nur ganz wenig ist?
Ich hoffe, bis Anfang August legen sich die Blutungen. Wir haben eine Woche Urlaub in Berchtesgaden gebucht und sind dort auch auf einer Hochzeit eingeladen. Innerhalb Deutschlands wäre es zwar sicherlich leichter, zur Not einen Arzt aufzusuchen, aber meine Erfahrung in Passau, sämtliche Frauenärzte anzurufen um einen zu finden, muss ich nicht unbedingt ausgerechnet im Urlaub wiederholen.
Nun freue ich mich schon auf Ihre Antwort, wünsche Ihnen einen schönen Abend und bedanke mich herzlich für Ihre ausgezeichnete Begleitung. Ich hoffe auf ein ruhiges Wochenende, das mich nicht wieder verunsichert...
Danke, danke, danke!
Herzliche Grüße
Liliane und der Krümel
Liebe Liliane, lieber Krümel, ganz herzlichen Dank für Ihre so offene, ehrliche und zugleich warmherzige Nachricht. Ich wünsche mir natürlich, dass es einfach mal rund läuft und Sie die Schwangerschaft unbeschwert genießen könnten. 1. Zur Progesterongabe: vaginal oder oral? Der Anstieg Ihres Progesteronwertes auf 27,2 ng/ml ist beruhigend – das ist ein schöner Wert in der Frühschwangerschaft. Die Schmierblutungen haben bei so guten Werten vermutlich nichts mit dem Progesteronspiegel zu tun. Also dürfen sie es ruhig wagen, wieder vaginal zu substituieren. Mein Vorschlag zur Einnahme (bei Übelkeit): Falls die Übelkeit abends zu stark ist: lieber auf reine vaginale Gabe umsteigen (z. B. 2 × 400 mg) 2. Zu Ihrer Frage zur Plazenta Was Sie beschreiben, klingt nach einer tief sitzenden Plazenta (Placenta praevia marginalis oder tiefliegend). Wichtig: In dieser frühen SSW (9+4) ist das ganz häufig – die Plazenta „wandert“ oft im Laufe des 2. Trimesters nach oben, einfach weil sich die Gebärmutter ausdehnt und die Plazenta sich damit nach oben verlagert. Bis zur SSW 20–24 wartet man in der Regel erst einmal ab, ob sie sich „mitzieht“. Erst ab ca. der 28. SSW spricht man von einer persistierenden Plazenta praevia, wenn sie dann immer noch den inneren Muttermund erreicht oder bedeckt. 3. Bewegung, Schonung und Yoga: Mit „Schonung“ ist nicht gemeint, dass Sie sich bettlägerig verhalten sollen. Aber: kein Heben über 5–7 kg kein Sport mit Erschütterung, Druck auf den Bauch oder Sprüngen kein Sex, da sich die Gebärmutter bei einem Orgasmus kontrahieren kann Ihr Yogakurs klingt sehr bewusst und gut angepasst. Dennoch wäre ich bei nicht speziell auf Schwangerschaft ausgerichtetem Yoga bei dieser Konstellation noch zurückhaltend. Lieber ein paar Wochen pausieren, und wenn sich die Situation stabilisiert, ggf. in den Schwangerenkurs wechseln. 4. Wie oft zum Arzt? Wenn die Blutung: hellrot ist, oder zunimmt, oder mit Krämpfen einhergeht …dann bitte immer gehen – auch am Wochenende in die Klinik. Wenn es nur ganz minimale braune oder rötliche Schlieren sind, wie Sie beschreiben, und sich der Zustand des Krümels unverändert gut zeigt, darf man es aus meiner Sicht übers Wochenende beobachten, solange Sie sich sonst wohlfühlen. Vertrauen Sie da bitte auch Ihrem Bauchgefühl – wenn Sie sich unsicher fühlen oder das Gefühl haben, „irgendetwas stimmt nicht“, dann ist es völlig legitim, sich Gewissheit zu holen. 5. Ihr Urlaub Anfang August: Ich wünsche Ihnen sehr, dass bis dahin Ruhe einkehrt. Innerhalb Deutschlands ist es in der Regel problemlos möglich, im Notfall ärztliche Hilfe zu bekommen – und in einer stabilen Schwangerschaft mit einer sich bessernden Plazentasituation spricht meist auch nichts gegen eine Reise. Berchtesgaden klingt traumhaft – vielleicht tut Ihnen die klare Bergluft und der Abstand vom Alltag ja gut. Abschließend noch dies: Sie machen das großartig. Trotz dieser täglichen Unsicherheit gehen Sie achtsam mit sich um, holen sich Rat, sind aufmerksam, ohne panisch zu sein – das ist alles andere als selbstverständlich. Ich hoffe sehr, dass bald etwas Ruhe einkehrt. Ihr kleiner Krümel scheint auf jeden Fall stark, lebendig und voller Lebenswillen zu sein – genau wie Sie. Ich wünsche Ihnen ein möglichst blutungsfreies Wochenende mit ein paar Momenten zum Durchatmen. Und wenn Sie mögen: Ich bin gerne weiter für Sie da. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ganz herzlichen Dank für Ihre freundliche, empathische und hilfreiche Antwort. Auch über Ihre Ermutigung und Bestärkung habe ich mich gefreut. Ich schätze es sehr, wie viel Zeit Sie sich nehmen um dann auch noch sehr kompetent und warmherzig zu antworten. Und das Ganze machen Sie auch noch in Ihrer Freizeit. Dass so viel Menschlichkeit und Mühe nicht selbstverständlich sind, habe ich heute erlebt. Leider hatte ich heute Morgen wieder eine hellrote Blutung, nicht so viel, dass es eine Binde gebraucht hätte, aber immerhin deutlich sichtbar im Slip und am Toilettenpapier, also definitiv mehr als Schlieren. Das hat mir wirklich Angst gemacht, denn so viel war es die letzten Tage nie. Meine Frauenärztin macht aber ausgerechnet heute ein verlängertes Wochenende. Ich habe also bei der Vertretung angerufen und dort auch gleich einen Termin bekommen. Der Arzt konnte zum Glück wieder nichts Auffälliges sehen, hat jedoch auch Teile der Plazenta über dem inneren Muttermund bestätigt. Den Krümel scheint das alles überhaupt nicht zu stören. Er hat sich wieder entspannt und fröhlich bewegt und sich von nichts aus der Ruhe bringen lassen. Das hat mich wahnsinnig erleichtert. Da ich in Anwesenheit des Arztes nicht mehr blutete, zeigte er sich nicht gerade verständlich für meine Sorge. Ich musste mir anhören, dass in der Scheide doch nur Cyclogestreste seien, aber sonst nichts und hatte geradezu den Eindruck, ihm seine wertvolle Zeit zu stehlen. Er hat mich wirklich zum Zweifeln gebracht, ob ich vielleicht doch zu überempfindlich reagiert habe und einfach bis Montag abwarten hätte sollen. Ich hatte heute Morgen aber mit meiner Hebamme telefoniert und sie war auch der Meinung, dass ich entweder zur Vertretung oder in die Klinik gehen sollte. Ich finde diese ständigen Blutungen sowieso schon eine nervliche Tortur, aber meine Frauenärztin hat darauf immer verständnisvoll reagiert und mir auch gesagt, ich kann nicht oft genug kommen. Doch wenn man dann so etwas hört, zweifelt man plötzlich an seiner eigenen Wahrnehmung.
Und seit heute Nachmittag ist das Brennen in der Scheide auch noch zunehmend zurück gekommen. So hatte es sich auch angefühlt, als die Klebsiellen in reichlicher Menge gefunden wurden. Ich habe vorhin den pH-Wert gemessen und je nachdem wie ich die dunkle Farbe genau deute, ist er bei 5,3-5,8. Heute Morgen hatte ich dieses brennende Gefühl noch nicht. Der Vertretungsarzt hat auch keinen pH-Wert gemessen und auch nicht unter dem Mikroskop geschaut. Wozu raten Sie mir jetzt? Gleich Vagisan Milchsäurezäpfchen nehmen? 1 Mal täglich mittags? Am Montag wieder zu meiner Frauenärztin gehen, damit sie schaut, ob es Entzündungszellen unter dem Mikroskop gibt? Oder erst einmal abwarten? Ich hoffe, die Klebsiellen vermehren sich nicht gerade wieder munter. Könnte die Schmierblutung heute Morgen auch davon gekommen sein?
Und noch eine letzte Nachfrage zur Progesteroneinnahme: Wäre es dann evtl. doch sinnvoll, momentan abends Utrogest oral zu nehmen (direkt vor dem Schlafen wenn es die Übelkeit erlaubt), morgens Cyclogest 400 mg einzuführen und abends Vagisan einzuführen, damit weniger davon direkt wieder herausläuft? Wenn ich Utrogest oral nehme, würden Sie mir 2 x oder 3 x 200 mg empfehlen um 1 Cyclogest 400 mg Zäpfchen zu ersetzen? Ich möchte jetzt natürlich auch nicht, dass der gute Progesteronwert wieder sinkt, denn bei vaginaler Einnahme kommt ja mehr dort an, wo es ankommen soll als bei oraler Einnahme? Da ich sowieso schon Blutungen habe, möchte ich auf keinen Fall, dass zu wenig Progesteron ankommt. Dann ertrage ich lieber mehr Müdigkeit als Nebenwirkung.
Es tut mir leid, dass ich gerade so oft von Ihrer wertvollen Zeit nehme. Bis gestern habe ich das nervlich alles ganz gut verkraftet, aber heute ist es alles etwas viel. Mein Mann würde mit mir am Wochenende auch in die Klinik fahren, weil er sich auch sorgt, aber ich halte es für besser, meine Frauenärztin die Situation am Montag einschätzen zu lassen. Sie hat mich jeden Tag gesehen, alle Laborbefunde zur bakteriellen Vaginose und Antibiogramme besser im Blick als jemand in der Klinik, der mich noch nie gesehen hat. Und dem Krümel geht es ja jedes Mal gut. Vielleicht komme ich auch einfach mit Vagisan Milchsäurezäpfchen hin? Was denken Sie? Haben Sie einen Wochenendfahrplan für mich?
Ich wünsche Ihnen ein erholsames und hoffentlich sonniges Wochenende!
Danke, danke, danke!
Liliane und der Krümel
Guten Abend, ich kann sehr gut nachvollziehen, wie erschöpfend diese ständigen Blutungen und die damit verbundenen Sorgen sind – gerade wenn Sie unterwegs nicht denselben empathischen Rückhalt finden wie bei Ihrer eigenen Frauenärztin. Lassen Sie uns Schritt für Schritt schauen, was jetzt übers Wochenende sinnvoll ist und wo die größten Risiken liegen. 1. Die heutige hellrote Blutung Wahrscheinlichste Ursache: Die von zwei Ärzt*innen gesehene Plazenta, die (teil-)über dem inneren Muttermund liegt. Schon sehr kleine Gefäßverletzungen an einer solchen Plazenta können helle, oft überraschend kräftige Blutungen auslösen – ohne dass in der Ultraschallkontrolle ein «sichtbares» Problem erkennbar wäre. Alarmzeichen fürs Krankenhaus: Blut, das eine Binde in < 30 min durchtränkt ziehende Bauch-/Rückenschmerzen, Wehengefühl Kreislaufsymptome (Schwindel, Herzrasen, kalter Schweiß) → In einem dieser Fälle nicht bis Montag warten, sondern direkt in die Klinik. 2. Brennen & pH-Wert 5,3–5,8 Mögliche Erklärung: Ein Wiederaufflammen der bakteriellen Fehlbesiedlung (Klebsiella & Co.) – typisch ist ein eher alkalischer pH (> 4,5), leichtes Brennen und manchmal dünner Ausfluss. Was Sie jetzt selbst tun können: Vagisan Milchsäure (oder ein ähnliches pH-Regulat) – 1 Zäpfchen × täglich, am besten abends vor dem Schlafen, bis Sie Montag zur Kontrolle gehen. Keine Intimduschen, keine Seifen in der Scheide, nur klares Wasser zum Waschen. Baumwollwäsche, luftig, keine Slipeinlagen mit Duftstoffen. Viel trinken (mind. 2 l/Tag) → hilft auch der Blase und spült Keime. 3. Progesteron-Schema übers Wochenende Zeitpunkt Option A (bewährt) Option B (bei starker Übelkeit) morgens Cyclogest 400 mg vaginal Cyclogest 400 mg vaginal abends Cyclogest 400 mg vaginal Utrogest 200 mg oral direkt vorm Schlafen Warum reicht meist 1 × Cyclogest 400 mg? Vaginal appliziert gelangt deutlich mehr Wirkstoff zur Gebärmutter als bei oraler Einnahme. 400 mg einmal/Tag ist in den Leitlinien der gängigste Wert. Wenn Sie zusätzlich oral nehmen möchten: 200 mg Utrogest oral ≈ etwa 60–70 mg vaginal wirksames Progesteron. Zwei Kapseln Utrogest 200 mg oral würden also ein Cyclogest 400 mg (grob) ersetzen. Mehr als 600 mg Gesamttagesdosis (z. B. Cyclogest 400 mg + 3 × 200 mg Utrogest) bringt nach Studienlage kaum zusätzlichen Nutzen, verursacht aber öfter Schläfrigkeit. Praxis-Tipp: Bleiben Sie bei Ihrem jetzigen Schema (morgens + abends Cyclogest). Falls die abendliche Vaginalgabe sehr schnell herausläuft, kombinieren Sie wie in Option B. Spätestens Montag würde ich das mit Ihrer Ärztin feinjustieren. 4. «Wochenendfahrplan» im Überblick Ruhe & Schonung Keine schweren Lasten, kein Sport, möglichst viel Liegen oder halbsitzendes Ruhen. Beckenboden entlasten: Kissen unter das Gesäß, wenn Sie sich hinlegen. Vagisan abends – mindestens bis Montag, danach pH- und Abstrichkontrolle. Progesteron wie oben – keine Dosisreduktion bis die Blutungen mehrere Tage ganz verschwunden sind. Selbstbeobachtung Blutverlust: Mengen abschätzen, Farbe/Intensität notieren (kann Ihrer Ärztin helfen). Klinik sofort, wenn einer der Alarmpunkte unter Abschnitt 1 zutrifft oder das Brennen in kombinierter Form mit Fieber > 38 °C auftritt. 5. Warum Sie nicht «überempfindlich» sind Starke, ungewohnte oder plötzliche Blutungen in einer Schwangerschaft – zumal bei einer tief sitzenden Plazenta – sind immer ein Grund zur Kontrolle. Ihr spontaner Weg zum Vertretungsarzt war genau richtig. Dass dort gerade keine Blutung sichtbar war, ändert nichts an der Tatsache, dass Sie sie erlebt haben. Vertrauen Sie hier weiter auf Ihr Körpergefühl – Ihre eigene Ärztin und Ihre Hebamme unterstützen Sie ja ausdrücklich darin. Zum Schluss Ich hoffe, das gibt Ihnen einen klaren Plan und etwas Ruhe zurück. Versuchen Sie, das Wochenende wirklich zur Entspannung zu nutzen – viel liegen, Podcast oder Hörbuch, nette Filme, häusliche Verwöhneinheiten. Wenn etwas überraschend anders wird oder sich Ihr Gefühl verschlechtert, zögern Sie nicht, in die Klinik zu fahren; andernfalls reicht die Kontrolle am Montag vollkommen aus. Ich sende Ihnen und dem kleinen Krümel ganz viel Zuversicht und wünsche Ihnen trotz allem ein möglichst sonniges, erholsames Wochenende. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag, lieber Herr Dr. Gagsteiger,
Sie haben mir wieder so unglaublich geholfen! Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für diesen klaren Fahrplan und die vielen guten Tipps. Es tut mir sehr leid, dass ich Sie am Sonntag in Anspruch nehme und hoffe, Sie haben ein erholsames Wochenende. Ich wollte Sie eigentlich am Wochenende verschonen, doch ich könnte jetzt sehr gut wieder Ihren Rat brauchen, weil es leider nach wie vor nicht rund läuft…
Ich habe mir alles zu Herzen genommen, was Sie mir empfohlen haben, habe mich sehr viel mit Kissen unter dem Becken hingelegt, Filme geschaut, Bücher gelesen, Podcasts und Musik gehört, mich von meinem Mann verwöhnen lassen, viel getrunken und mich entspannt soweit das mit Kleinkind zu Hause möglich ist. Gestern ging das gut und die Blutung war zwar rot, aber nur sehr leicht. Heute Nacht kam es beim Aufstehen zu einer wirklich stärkeren Blutung beim Aufstehen, das Blut lief sogar etwas am Bein entlang. Ich bin so erschrocken und habe wirklich Angst bekommen. Außerdem zieht es seit gestern Abend im Unterleib, nur leicht, aber das war die letzten Tage nicht so (heute SSW 10+0). Wir haben also schnell mitten in der Nacht eine Kinderbetreuung organisiert und sind noch nachts in die Klinik gefahren. Diese Aufregung hätte es nicht gebraucht. Ich habe mit dem Schlimmsten gerechnet, aber glücklicherweise geht es dem kleinen Krümel wieder gut, sein Herz hat kräftig und regelmäßig geschlagen. Er lässt sich wirklich nicht aus der Ruhe bringen. Zwischen Plazenta und der Gebärmutterwand wurde ein 3 x 4 cm großes Hämatom gefunden. Ist das eher groß oder eher klein? Kann es innerhalb von zwei Tagen entstanden sein? Hätte es der Vertretungsarzt am Freitag nicht auch sehen müssen? Kann sich dieses Hämatom von selbst wieder auflösen? Wie lange dauert so etwas normalerweise? Hat es vermutlich etwas mit der tiefliegenden Plazenta über dem Muttermund zu tun? Außer Schonung und weiterhin Cyclogest 2 x 400 mg morgens und abends wurde mir hierzu nichts gesagt. Unter dem Mikroskop waren Entzündungszellen sichtbar. Ich habe deshalb die beiden Klebsiellen-Abstrichbefunde mitgebracht. Daraufhin wurde mir Unacid 375 mg (2 x täglich) für 5 Tage verschrieben. Nach meiner Recherche ist der Wrikstoff Ampicillin und Sulbactam. Sind diese in der Schwangerschaft beide in Ordnung? Ein Abstrich wurde nicht gemacht. Ist das aber nicht trotzdem sinnvoll? Sollte ich diesen morgen von meiner Frauenärztin gleich nachholen lassen? Sie hatten bei Wiederaufflammen der Infektion Cefixim empohlen. Wäre das nicht sinnvoller? Oder wäre es am sinnvollsten, erst einmal überhaupt das Abstrichergebnis abzuwarten, bevor man wieder behandelt und hinterher feststellt, dass das Antibiotikum nicht Wahl Nummer 1 war? Sollte ich das morgen vielleicht noch einmal mit meiner Frauenärztin besprechen bevor ich mit der Unacid-Einnahme beginne? Urin war in der Klinik ok, ich habe keinen Ausfluss, kein Brennen beim Wasserlassen, kein Fieber, nur ein Brennen in der Scheide, Entzündungszellen unter dem Mikroskop und der pH-Wert war mit 5,3-5,8 eben zu hoch. Und würden Sie Vagisan Zäpfchen weiter nehmen (mittags, weil früh und abends Cyclogest)? Ich gebe Ihnen nochmals das Antibiogramm des Abstrichbefunds mit "mäßig vielen Klebsiellen":
Antibiogramm: (R=resistent, I=sensibel bei erhöhter Dosierung, S=sensibel) Benzylpenicllin: R; Amoxicillin: R; Amoxicillin (i.v.): R; Ampi/Sulbactam: S; Amox/Clavulansr.: I; Amox/Clavulansr. (i.v.): S; Piperacillin: R; Pip/Tazobactam: S; Oxacillin: R; Cefuroxim-Axetil: I; Cefuroxim (i.v.): I; Cefotaxim: S; Cefixim: S; Cetazidim: S; Cefriaxon: S; Cefpodoxim: S; Imipenem: S; Meropenem: S; Erythromycin: R; Clarithromycin: R; Clindamycin: R; Teicoplanin: R; Vancomycin: R; Linezolid: R; Gentamicin: S; Ciprofloxacin: S; Moxifloxacin: S; Cotrimoxazol: S; Rifampicin: R
Im Internet lese ich auch, dass bei Hämatomen in der Frühschwangerschaft Magnesium gegeben wird. Ich habe keines erhalten. Haben Sie dazu eine Empfehlung?
Haben Sie weitere Empfehlungen?
Die Blutungen belasten mich nervlich mittlerweile wirklich sehr, sie nehmen zu und es zieht in der Gebärmutter. Ich habe Angst vor einer Fehlgeburt oder Frühgeburt. Ein Hämatom in Kombination mit einer tiefliegenden Plazenta und Bakterien zum zweiten Mal sind wirklich kein guter Schwangerschaftsstart. Ich schone mich, wo es geht (was mit Kleinkind wirklich nicht so einfach ist) und trotzdem ist mein Gefühl, dass es eher schlechter als besser wird. Aber wir bleiben positiv, dem Krümel geht es zum Glück immer gut!
Danke, danke, danke für Ihre Begleitung, moralische Unterstützung und medizinische Kompetenz!
Liliane und der Krümel
Guten Tag, wie gut, dass Sie sich in dieser beunruhigenden Situation sofort ärztliche Hilfe geholt haben – und wie schön zu hören, dass es dem kleinen Krümel weiterhin gut geht. Dass Sie sich Sorgen machen, ist absolut nachvollziehbar. Sie machen das ganz großartig, und ich versichere Ihnen: Ihr Engagement, Ihre Umsicht und Ihre Kraft sind genau das, was Ihr Baby jetzt braucht. Zum Hämatom Ein Hämatom von 3 x 4 cm ist nicht winzig und durchaus ein Grund zur Vorsicht. Ja, so ein Hämatom kann durchaus innerhalb von einem Tag entstehen, gerade wenn kleine Gefäße einreißen. Dass es am Freitag nicht gesehen wurde, kann mehrere Gründe haben: Der Ultraschallfokus war womöglich anders gesetzt, das Hämatom war noch kleiner oder noch gar nicht da. Ein solches Hämatom sollte sich gut von selbst wieder zurückbilden, besonders wenn der Embryo intakt ist und keine frischen Einblutungen dazukommen. Die Dauer der Rückbildung ist individuell verschieden – manchmal verschwindet es in zwei Wochen, manchmal dauert es bis ins zweite Trimester. Bezug zur Plazenta praevia Ja, Hämatome treten häufiger auf, wenn die Plazenta sehr tief liegt oder Teile davon über den Muttermund reichen. Der Bereich ist besonders gut durchblutet und empfindlich, besonders in der Frühschwangerschaft, wenn sich alles noch sortiert und festigt. Therapie: Schonung, Progesteron, Magnesium Ihre Schonung ist absolut richtig – und unter den gegebenen Umständen mehr als verdient. Dass Sie sich trotzdem um Ihr Kind kümmern und dann noch nachts in die Klinik fahren, ist bewundernswert. Bitte lassen Sie am Montag auch noch einmal den Östrogen und den Progesteron-Wert im Blut bestimmen. Magnesium (z. B. 2–3x täglich 150–200 mg Magnesiumcitrat oder -bisglycinat) kann sinnvoll sein, um die leichte Uterusaktivität zu dämpfen. Es ist in der Frühschwangerschaft unproblematisch. Sprechen Sie Ihre Frauenärztin ruhig darauf an – oder Sie beginnen vorsichtig mit einer Dosis täglich, z. B. abends. Zur Antibiotikatherapie Am besten wäre es, sie bräuchten kein Antibiotikum und die Scheidenflora würde sich wieder normalisieren. Unacid (Ampicillin + Sulbactam) ist laut Antibiogramm sensibel und für die Schwangerschaft zugelassen. Es ist nicht falsch, auch wenn Cefixim ebenfalls sensibel ist. Cefixim wäre ggf. verträglicher, aber weniger “breit” als Unacid – ich würde tatsächlich empfehlen, morgen nochmal Rücksprache mit Ihrer Frauenärztin zu halten, bevor Sie mit der Therapie starten, vor allem da kein aktueller Abstrich gemacht wurde. Eine Kulturkontrolle jetzt wäre sehr sinnvoll – es könnte ja sein, dass die Infektion längst abgeklungen ist. Vaginalmilieu & Vagisan Den pH-Wert von 5,3–5,8 finde ich grenzwertig, aber nicht dramatisch. Das Brennen spricht für Irritation oder eine beginnende Dysbiose. Sie können Vagisan-Zäpfchen weiterhin mittags nehmen – der zeitliche Abstand zu Cyclogest ist gut gewählt. Alternativ (oder abwechselnd) könnten Lactofem Milchsäure-Zäpfchen eine sanftere Unterstützung sein. Ihr Körper – Ihre Lage Sie tun wirklich alles, was medizinisch und emotional sinnvoll ist. Und es zahlt sich aus: Ihr Kind wächst, bewegt sich und zeigt eine schöne Herzaktivität. Aber ja: Ein Hämatom plus eine tiefliegende Plazenta plus eine wieder aufflammende Infektion ist eine Herausforderung – körperlich und psychisch. Sie dürfen sich überfordert fühlen. Sie dürfen müde sein. Und Sie dürfen auch sagen: Ich halte das nicht allein aus. Falls es für Sie denkbar ist: Eine psychosoziale Schwangerschaftsbegleitung, etwa über die Caritas oder donum vitae, kann entlasten – gerade wenn die Schwangerschaft aufgrund solcher Komplikationen nicht nur mit Freude, sondern auch mit Sorge belegt ist. Fazit / Handlungsempfehlung: Magnesiumpräparat (z. B. 150–200 mg abends) beginnen oder Rücksprache mit Ärztin halten. Abstrich morgen nachholen, ggf. auf aktuelle Klebsiellen-Besiedlung und pH-Wert prüfen. Blutwerte Östrogen und Progesteron bestimmen. Nur sehr vorsichige vaginale US-Untersuchungen. Unacid noch nicht nehmen, sondern das weitere Vorgehen mit der Frauenärztin abstimmen. Cefixim könnte eine Alternative sein. Vagisan darf täglich einmal weiter genommen werden. Schonung, gerne weiterhin mit erhöhtem Beckenlagerung. Nichts Schweres heben. Stress meiden, so gut es geht. Positives Denken beibehalten – das Herz Ihres Babys schlägt, die Schwangerschaft ist stabil, auch wenn der Weg holprig ist. Ihr Krümel scheint wirklich ein kleiner Kämpfer zu sein – gelassen, stark und völlig unbeeindruckt vom Drama rundherum. Und Sie selbst sind eine liebevolle, kluge und unglaublich engagierte Mutter – auch jetzt schon. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass die nächsten Wochen ruhiger werden und sich alles gut einpendelt. Und ich bin selbstverständlich weiter für Sie da – auch sonntags, wenn es nötig ist. Alles Gute für Sie beide Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag, lieber Herr Dr. Gagsteiger,
was soll ich sagen. Einfach danke! Sie haben so eine verständnisvolle herzliche Art, einem Mut zuzusprechen wenn man diesen wirklich brauchen kann. Sie geben mir in dieser holprigen Phase so viel Sicherheit und stehen selbst Sonntagnachmittag zur Verfügung wenn Not am Mann ist. Lieben lieben Dank für diesen moralischen Beistand und diese medizinisch so kompetenten Einfälle! Alle habe ich heute zum Gespräch mit meiner Ärztin mitgenommen, eingebracht und das hat sehr viel gebracht.
Seit gestern habe ich jetzt auch immer wieder krampfartige Unterbauchschmerzen. Es fühlt sich wie starke Regelschmerzen an und tut ganz schön weh. Kann das vom Hämatom kommen? Oder spricht das immer für eine bevorstehende Fehlgeburt? Es macht mir einfach Angst. Eine Wärmflasche ist wahrscheinlich nicht erlaubt? Alle Scheangerschaftssymptome sind aber nach wie vor da: Übelkeit, Müdigkeit, mein Kreislauf spielt nicht immer mit. Aber es blutet auch immer wieder ordentlich. Ohne Binde geht es momentan nicht. Dazwischen ist immer wieder Ruhe und es blutet gar nicht und ich habe Hoffnung, dass die Blutung sich beruhigt. Doch bei jedem Aufstehen aus der Liegeposition bekomme ich seit der stärkeren Blutung gestern Nacht Angst, dass es wieder sturzflutartig losgehen könnte und mich wieder erschrecken könnte. Das ist psychisch wirklich belastend und man meidet es dann fast schon aufzustehen. Insofern danke ich Ihnen auch für die Quellen für die psychosoziale Unterstützung. Mein Mann ist Psychologe und unterstützt mich soweit möglich. Doch auch ihn beunruhigt die Situation immer wieder, da ihm natürlich der nötige Abstand fehlt, wenn man selbst betroffen ist. Er kann sich aber in seinem Psychotherapeutenumfeld umhören und versuchen, kurzfristig Unterstützung für mich zu finden.
Meine Frauenärztin hat mich heute wieder gleich eingeschoben und dieses Mal sogar sofort ohne große Wartezeit. Sie ist wirklich immer sehr verständnisvoll. Ich hatte wirklich Angst, es nicht mit einer Binde bis zu ihr zu schaffen, aber zu diesem Zeitpunkt hatte die Blutung sich zum Glück gerade wieder für eine Zeit beruhigt. Das Hämatom hat sie auch ziemlich gleich groß gemessen: 3,1 x 4,0 cm. Denken Sie, die Ursache hierfür liegt in der tiefliegenden Plazenta? Welche anderen Ursachen kann es geben? Kann es an der vorausgegangenen Notsectio (Kind 1) liegen? Ist eine stärkere Blutung eher ein Zeichen, dass das Hämatom abblutet oder dass es weiter wächst? Der Krümel war jedenfalls wieder völlig unbeeindruckt von dem ganzen Stress, Herzschlag war kräftig
und SSL von 2,33 cm vor einer Woche auf 3,20 cm gewachsen (wieder Rückdatierung um 2 Tage auf SSW 9 + 6). Ist die Größe gut?
Ich soll am besten möglichst viel liegen und alle Aufgaben abgeben. Mit Kleinkind ist das sehr schwierig. Meine Schwiegereltern leben in Kanada, meine Eltern unterstützen so gut möglich, mein Mann arbeitet, ich werde gebraucht und es gab gestern Tränen, als ich unseren Sohn (13 kg) nicht getragen habe, obwohl er es so gerne wollte. Meine Frauenärztin sagte, ich sollte ihn momentan überhaupt nicht heben. Sehen Sie das genauso? Manchmal bricht es einem das Herz, wenn die Kleinen so untröstlich danach weinen, getragen werden zu wollen.
Meine Frauenärztin sagte, ich könnte ruhig 3 x täglich 200 mg Magnesiumcitrat einnehmen. Hat es einen Grund, dass Sie vorschlagen, vorsichtig mit einer Dosis abends zu beginnen?
Den Progesteronwert wollte die Frauenärztin von selbst bestimmen. Um den Östrogenwert habe ich gebeten, auch dieser wird bestimmt. Wozu kann er hilfreich sein? Um einen Mangel auszuschließen? Würde man dann Östrogen zusätzlich verabreichen? Gleichzeitig werden auch Schilddrüse, Leukozyten, Hämoglobin bestimmt.
Bis zum Vorliegen des Blutwerts will sie, dass ich zusätzlich zum Cyclogest 400 mg (morgens und abends) auch noch morgens und abends je 1 x 200 mg Utrogest oral nehme. Ihre Sorge ist, dass durch die momentan stärkeren Blutungen zu viel Cyclogest mit dem Blut herausläuft. Ich verstehe das, hoffe nur, dass Müdigkeit und vor allem die Übelkeit mir da keinen Strich durch die Rechnung machen. Morgens ist mir meist nur übel ohne Übergeben wenn ich schnell genug etwas esse. Abends übergebe ich mich nach wie vor häufig. Wie sehen Sie das mit der oralen Einnahme? Nötig? Unnötig? Haben Sie andere Vorschläge?
Unter dem Mikroskop waren auch heute deutlich Entzündungszellen zu erkennen. Der pH-Wert 5,3-5,8 war der Wert, den ich am Freitag selbst gemessen hatte. Heute hat die Frauenärztin 7,0 gemessen. Einen Abstrich hat sie gemacht und ihn als eilig ins Labor gegeben. Trotzdem erwartet sie das Ergebnis nicht vor Freitag, vielleicht sogar erst Montag nächste Woche. Mein Eindruck war, dass sie selbst hin- und her überlegt hat, ob es Sinn macht, direkt mit einem Antibiotikum zu beginnen oder zuerst das Ergebnis abzuwarten. Letztlich hat sie entschieden, momentan engmaschig alle zwei Tage zu kontrollieren und zu beobachten und mit Vagisan weiter zu machen. Sie schlugen auch Lactofem im Wechsel vor. Wo genau ist der Unterschied zwischen Vagisan und Lactofem? Beide enthalten nach meiner Recherche Milchsäure, Macrogol 1500 und Macrogol 6000. Macht die Natrium-(S)-lactat-Lösung bei Lactofem den Unterschied? Würden Sie dieser Strategie meiner Frauenärztin zustimmen? Einerseits möchte ich auch nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen, gerade wo es nach Cefuroxim und Amoxi schon das 3. Antibiotikum in der Schwangerschaft wäre. Andererseits will ich gerade in der sowieso schon holprig laufenden Schwangerschaft nicht auch noch mehr Komplikationen durch eine sich ausbreitende Infektion riskieren.
Am Mittwoch möchte meine Ärztin mich wieder sehen. Die Blutwerte erhalte ich dann auch und gebe sie Ihnen.
Letzte Frage: was wären für Sie Alarmzeichen, bei denen ich mich früher (schon morgen) an meine Ärztin oder die Klinik wenden sollte?
Nun hoffe ich sehr, dass sich die Blutung bald etwas beruhigt. Wir denken positiv weiter: dem Krümel geht es gut. Es wird schon irgendwie werden.
Danke, danke, danke!
Liliane und der Krümel
Guten Tag, Ich weiß, wie nervenaufreibend diese Phase für Sie ist, und bewundere Ihren klaren Blick – sowohl für die medizinischen Details als auch für Ihr eigenes seelisches Gleichgewicht. Aber eigentlich sollten sie sich nur mit guten Nachrichten beschäftigen. Krampfartige Schmerzen und Hämatom Ein Hämatom kann die Gebärmutter reizen und dabei regelähnliche Krämpfe auslösen, ohne dass dies zwangsläufig auf eine Fehlgeburt hindeutet. Entscheidend ist, dass Ihr Kleines sich weiterhin gut entwickelt – die SSL von 3,2 cm bei 9 + 6 SSW ist wirklich erfreulich. Blutungen Kurzzeitig stärkere Blutungen können bedeuten, dass altes Blut abfließt; sie müssen nicht zwangsläufig ein Zeichen von Wachstum sein. Eine tiefliegende Plazenta ist die häufigste Ursache. Ein direkter Zusammenhang mit Ihrer früheren Sectio ist eher unwahrscheinlich. Schonung und Kind tragen Bitte vermeiden Sie schweres Heben (über ca. 5–7 kg). Das ist emotional schwierig, aber vielleicht hilft ein festes „Kuschel-Ritual“ im Sitzen, um Ihrem Sohn Nähe zu schenken, ohne Ihren Bauch zu belasten. Magnesium und Progesteron Mit einer abendlichen Magnesium-Dosis zu starten, ist sinnvoll, um die Verträglichkeit zu testen; danach können Sie gern bis zu drei Gaben über den Tag verteilen. Was das Progesteron angeht: Damit sich die Scheidenflora schneller erholen kann, wäre ein Verzicht auf die vaginale Progesterongabe sinnvoll. Midem Präparat "Prolutex" könnt man dieses auch subcutan zuführen. Entscheidend ist der Blutspiegel: Sollte er im therapeutischen Bereich liegen, könnten wir – in enger Abstimmung mit Ihrer Ärztin – tatsächlich erwägen, Cyclogest (und auch das ergänzende Utrogest) zu reduzieren oder ganz auszusetzen. Das würde Ihrer Vaginalflora spürbar zugutekommen. Bitte lassen Sie mir die Werte zukommen, sobald sie vorliegen, dann können wir gemeinsam entscheiden. Östrogenwert Der Östrogenwert wird primär bestimmt, um ein hormonelles Ungleichgewicht auszuschließen. Ein klarer Mangel ist selten, aber sollte er auftreten, lässt er sich gezielt ausgleichen. Infektionsprophylaxe Vagisan und Lactofem enthalten beide Milchsäure, differieren aber in ihrer pH-Regulierung; Lactofem wirkt durch die Natrium-(S)-lactat-Lösung etwas stärker. Die Strategie Ihrer Ärztin – engmaschige Kontrollen, gezielte Antibiotikatherapie erst nach Laborbefund – halte ich für sehr vernünftig. Alarmzeichen Bitte melden Sie sich sofort bei Ihrer Ärztin oder – falls sie nicht erreichbar ist – in der Klinik, wenn anhaltende, starke Schmerzen auftreten, eine Binde in unter einer Stunde vollständig durchblutet ist, Fieber oder unangenehmer Geruch hinzukommen oder die Schwangerschaftssymptome plötzlich deutlich nachlassen und zugleich Blutungen bestehen. Psychische Unterstützung Ihr Mann ist Ihnen eine wunderbare Stütze, doch gerade weil Sie beide betroffen sind, kann ein neutraler Therapeut zusätzlichen Halt geben. Wenn Sie möchten, formuliere ich Ihnen gern eine kurze „Mut-Botschaft“ zum Ausdrucken für die besonders schwierigen Momente. Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Ruhe, stabile Nerven und vor allem Vertrauen in Ihren kleinen Kämpfer, der bisher alles so tapfer wegsteckt. Ich bin weiterhin an Ihrer Seite – zögern Sie nicht, mich jederzeit zu kontaktieren. Herzliche Grüße und alle guten Wünsche Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag, lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich kann einfach immer nur danke, danke, danke sagen! Danke, dass Sie so treu an meiner Seite sind mit Erläuterungen, Vorschlägen, Notfall-Fahrplänen und sogar mit psychologisch-moralischer Unterstützung. Dass Sie immer da sind, gibt mir so viel Sicherheit.
Es gibt schon wieder was Neues: Meine Frauenärztin hat mich vorhin angerufen, einfach nur um sich zu erkundigen, wie es mir geht und ob die Blutung zumindest "stabil" ist. Das fand ich wirklich sehr aufmerksam von ihr. Leider sind ausgerechnet Progesteron- und Östrogenwert noch nicht da (kommen vermutlich morgen). Bei der Gelegenheit hat sie mir aber gesagt, dass ihr mein TSH-Wert nicht so ganz gefällt. Bei der letzten Messung lag er noch bei 2,9 und dieses Mal plötzlich bei 4,4. Sie möchte mir morgen ein Rezept für L-Thyroxin geben. Passiert das häufig, dass der TSH innerhalb von ein paar Wochen plötzlich so steigt? Oder kann es ein einmaliger Ausrutscher sein? Wie würden Sie verfahren? Halten Sie eine Behandlung auch für nötig? Welche Dosis? Kann ein erhöhter TSH-Wert auch zu einer Fehlgeburt führen? Gefühlt kommt jeden Tag ein neues Problem hinzu…
Zum Progesteron:
Die anderen Blutwerte, die schon vorliegen, waren wohl in Ordnung. Ich werde sie mir morgen ausdrucken und geben lassen und Ihnen mit Progesteron- und Östrogenwert zusammen schicken.
Meine Frauenärztin denkt, dass die Milchsäurebakterien es nicht so richtig schaffen, sich auszubreiten, weil ich ständig Cyclogest einführen muss. War es das, was auch Sie meinten? Von Prolutex hatte sie nie etwas erwähnt. Ich werde sie morgen direkt darauf ansprechen. Was ist der Vorteil gegenüber der oralen Gabe? Hatten Sie dabei wohl an das Problem mit der Übelkeit/dem Übergeben gedacht oder wird auch mehr davon aufgenommen als oral? Am meisten kommt vermutlich dennoch vaginal an? Wie viel Prolutex müsste man denn für 400 mg Cyclogest spritzen? Ich denke, die momentane Gabe von Cyclogest und Utrogest kombiniert ist nicht so sinnvoll. Das Cyclogest läuft mit der Blutung größtenteils wieder heraus und das Utrogest nehme ich jetzt schon direkt vor dem Schlafengehen und trotzdem habe ich mich gestern z.B. kurz danach noch einmal übergeben. Ich habe die Befürchtung, dass momentan fast gar kein Progesteron ankommt.
Zur Blutung und den Schmerzen:
Sie schreiben, dass stärkere Blutungen bedeuten können, dass altes Blut abfließt. Schließt das hellrotes Blut ein? Letzte Woche fing es mit braunen Schmierblutungen an, aber seit Beginn der ersten hellroten Schmierblutung blutet es immer hellrot, aber immer ohne Gewebe. Ich wechsle die Binden gestern und heute alle 2 Stunden aus Hygienegründen, da ist sie etwa zwei Drittel voll. Ich empfinde das schon als überperiodenstark oder vielleicht so stark wie an den ersten beiden Tagen der Periode. Meine Hebamme kam gestern zur Akupunktur (gegen Übelkeit) zu mir und hat sich die Blutung angeschaut und fand sie auch stark. Die ersten zwei Tabletten Magnesium gestern habe ich gut vertragen und hatte auch das Gefühl, dass sie wirklich etwas gegen die Gebärmutterkrämpfe helfen. Nach der dritten heute Morgen bekam ich Bauchschmerzen und Durchfall. Vielleicht ist es aber auch Zufall. Sollte ich dann vielleicht doch nicht 3 Mal täglich eine nehmen, sondern weniger oft oder erst noch einmal testen ob es wirklich davon kommt? Meine Ärztin sagte, eine Wärmflasche gegen die Krämpfe ist ok, aber nicht wärmer als 40 Grad. Das habe ich gestern ausprobiert und das ändert gar nichts an den Krämpfen. 40 Grad fühlen sich nicht wirklich warm an. Bei Periodenschmerzen habe ich das Wasser immer auf 80 Grad gekocht. Alternativ hat sie mir Paracetamol vorgeschlagen. Wenn es irgendwie geht, will ich das aber vermeiden. Der arme kleine Krümel musste in seiner kurzen "Lebenszeit" schon genug aushalten… was ist aus Ihrer Sicht erlaubt in Bezug auf Wärmflasche und Co.? Oder Ihr Rat? Ich würde die Schmerzen gerne etwas mehr ausbremsen. Es ist nicht nur unangenehm, sondern trägt auch wesentlich zur Angst bei.
Zum Schluss: Es ist emotional ganz schwer für mein Mamaherz, nicht so fürs Kind da sein zu können, wie ich das normalerweise tue. Kuscheln geht auch im Sitzen und im Liegen, aber all das Drumherum fällt mir momentan mit der körperlichen Belastung durch die Blutung, Krämpfe, Übelkeit, Müdigkeit und der seelischen Belastung durch die Angst einfach schwer. Und ich versuche ganz viel, mich mit guten Nachrichten zu beschäftigen. Nach jeder Blutung, nach der mich die Angst überkommt, schaue ich mir das letzte Ultraschallbild vom Krümel an, denke an seinen Herzschlag und seine aktiven Ärmchen und Beinchen und sein tapferes Kämpfen und das macht mir dann wieder etwas Mut, dass es bestimmt alles gut gehen wird. Mein Mann sagt auch, dass er die neutrale Rolle eines Therapeuten nicht leisten kann, wenn es die eigene Frau und das eigene ungeborene Kind betrifft. Das kann ich gut nachvollziehen. Nach der heftigen Blutung Samstagnacht macht er sich Sorgen, mich alleine zu Hause zu lassen und ruft tagsüber oft an, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist. Er ist schon auf der Suche nach einem Therapeuten, hat aber bislang trotz seines guten Netzwerks noch niemanden gefunden, der freie Kapazität hat. Ich finde es wirklich ganz besonders von Ihnen, dass Sie mir eine Mut-Botschaft anbieten. Krümel und ich freuen uns schon sehr darauf.
Danke, danke, danke!
Liliane und der Krümel
Guten Tag, danke für Ihre ausführliche, so offene und berührende Nachricht. Ich kann nur sagen: Ihr kleiner Krümel hat eine wirklich beeindruckend starke, kluge und liebevolle Mutter – und ich bin mir sicher, dass genau das auch in ihm oder ihr weiterwirkt. Dass Sie all das gerade aushalten, mit dieser Intensität, Fürsorge und Ihrem ganz eigenen Mut, verdient größten Respekt. Nun zu Ihren medizinischen Fragen, Schritt für Schritt: TSH-Wert Ein Anstieg von 2,9 auf 4,4 kann durch viele Faktoren entstehen – auch vorübergehend durch Stress, Infekte, Medikamenteneinnahmen oder hormonelle Veränderungen in der Frühschwangerschaft. Ja, so ein Ausschlag kann einmalig sein – aber da Schilddrüsenhormone wichtig für die frühe Entwicklung des Embryos sind, ist Ihre Ärztin mit dem Vorschlag einer Substitution sehr umsichtig. Meine Empfehlung: Ja, L-Thyroxin – niedrig dosiert – ist in diesem Fall sinnvoll. Oft beginnt man in der Schwangerschaft mit 25 µg, eventuell auch 50 µg, abhängig von der freien T3- und T4-Bestimmung. Zielwert: TSH < 2,5 in der Frühschwangerschaft. Ich würde die Werte in 2–4 Wochen erneut kontrollieren. Progesteron-Substitution Das Cyclogest scheint unter den aktuellen Umständen nicht gut wirksam zu sein – das Blut wäscht zu viel davon aus, und das ist tatsächlich ein Problem. Dass Sie zusätzlich auch noch Utrogest oral einnehmen und es möglicherweise erbrechen, schwächt die Gesamtwirkung weiter. Ihre Sorge, dass zu wenig Progesteron ankommt, ist daher absolut berechtigt. Prolutex (Hydroxyprogesteron): eine gute Alternative. Es wird subkutan gespritzt und umgeht den Magen-Darm-Trakt und die Vagina. Die Bioverfügbarkeit ist hoch, die Verträglichkeit gut – und es gibt keinen „Verlust“ durch Blutung oder Erbrechen. Eine Injektion mit 25 mg täglich oder zweimal täglich entspricht etwa ein bis 2 mal 400 mg vaginalem Progesteron. Die Entscheidung hängt von der klinischen Einschätzung und den Serumwerten ab. Ich hatte in der Tat an Ihre Übelkeit gedacht – aber auch daran, dass Krümel aktuell eine möglichst sichere und konstante Hormonversorgung braucht. Es ist sicherlich sinnvoll, das mit Ihrer Frauenärztin konkret zu besprechen. Oft übernehmen sogar die Krankenkassen die Kosten bei medizinischer Notwendigkeit. Blutung Eine durchgehend hellrote Blutung ist (im Gegensatz zu braunem, „altem“ Blut) ein Hinweis auf eine frische und aktive Quelle. Dass die Blutung nicht gewebsartig ist, ist beruhigend – aber die Menge, wie Sie sie beschreiben (über den Periodenbeginn hinausgehend), ist definitiv nicht mehr „ganz leicht“. Ich finde es gut, dass Ihre Hebamme mit einbezogen ist – auch das ist ein Schutznetz. Magnesium Magnesium kann helfen – aber ja, in höheren Dosierungen führt es bei empfindlichen Menschen zu Durchfall. Testen Sie ruhig eine reduzierte Dosis (z. B. 1–2 x täglich) und achten Sie auf Ihre Reaktion. Bei Durchfall geht sonst auch zu viel Flüssigkeit und Elektrolyte verloren – und das schwächt zusätzlich. Wärmflasche und Schmerzmittel Eine Wärmflasche darf – aus meiner Sicht – etwas wärmer als 40 °C sein, solange Sie sie nicht direkt auf den Unterbauch legen, sondern z. B. in ein Tuch eingeschlagen oder über der Kleidung. Es geht mehr um das Wohlgefühl als um eine exakte Temperatur. Paracetamol ist in der Schwangerschaft erlaubt, aber ich verstehe Ihren Wunsch, es möglichst zu vermeiden. Emotionale Belastung Ihr Schmerz, sich gerade nicht so um Ihr älteres Kind kümmern zu können, wie Sie es möchten, ist absolut verständlich. Und trotzdem: Auch Sich-Schonen ist eine Form von Fürsorge – für beide Kinder. Für Krümel, damit er geschützt bleibt. Und für das ältere Kind, das eine Mama braucht, die auf sich selbst achtet, auch wenn es gerade schwerfällt. Dass Sie sich das Ultraschallbild ansehen, an den Herzschlag und die Bewegungen denken – das ist eine wunderbare innere Verbindung. Und es stimmt: Krümel kämpft. Und nicht allein. Ihr Mann hat recht – er ist keine neutrale Kraft, sondern emotional mittendrin. Und doch ist er offenbar ganz bei Ihnen, das spürt man in jedem Ihrer Sätze. Die Idee, therapeutische Unterstützung dazuzuholen, ist gut – die Internetseite www.bkid.de ist dafür geeignet. Und zuletzt – die Mut-Botschaft “Krümel, du bist nicht allein.” Da draußen gibt es ein großes Mutterherz, das jeden Tag für dich schlägt. Eine Mama, die mit jeder Zelle ihres Körpers für dich kämpft. Sie legt dir Hoffnung unter das Kissen, Wärme auf den Bauch, Liebe in jede Träne und Mut in jedes Lächeln. Du bist willkommen. Du bist gewollt. Du bist geliebt. Ich bleibe gerne an Ihrer Seite. Schicken Sie mir bitte die Werte, sobald sie da sind. Mit herzlichen Grüßen an Sie und Ihren tapferen kleinen Kämpfer Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag, lieber Herr Dr. Gagsteiger,
Ihre freundlichen Worte und Ihre Mut-Botschaft haben mich so berührt. Ich habe sie mir von Hand aufgeschrieben. So kann ich mir sie immer wieder ansehen. Ihre Botschaft schafft für mich so eine intensive Verbindung zwischen meinem Krümel und mir und rührt mich jedes Mal zu Tränen. Im nächsten Moment denke ich, dass Krümel es bei so viel Liebe doch schaffen muss und wird.
Ihre Vielseitigkeit ist zu bewundern. Das habe ich noch nirgends erlebt: so viel Kompetenz gepaart mit Einfühlsamkeit und emotionalem Beistand. In unserem Kinderwunschzentrum waren wir eine Nummer. Jedes Mal schlug der Arzt wieder ZT 12 zur Follikelkontrolle vor obwohl ich auf Letrozol immer früher reagierte und jedes Mal musste ich ihm den richtigen Zyklustag vorschlagen. Er hätte ohne mein Mitdenken den Eisprung bzw. das Auslösen mit Ovitrelle jedes Mal verpasst. Nach der bakteriellen Vaginose gleich zu Beginn des positiven Schwangerschaftstests erhielt ich zwar von ihm das Angebot, mich noch einmal zu melden, fühlte mich dort aber nie so individuell begleitet wie von meiner Frauenärztin und Ihnen. Und das, obwohl Sie nur aus der Ferne helfen können. All das soll nur ausdrücken: Sie machen einen unglaublich tollen Job!
Zuerst alle Blutwerte inklusive Progesteron und Östrogen. Da passt wohl leider mehreres nicht ganz (heute SSW 10+3 nach Rechnung meiner Ärztin bzw. 10+1 nach Berechnung vom Ultraschall):
Thrombozyten: 299 (150-370)
+ Leukozyten: 11.9 (3.90-10.2)
Erythrozyten: 3.98 (3.90-5.20)
- Haemoglobin: 10,7 (12.0-15.6)
- Haematokrit 32,7 (35.5-45.5)
Mittl. Ery-Vol. (MCV) 82,2 (80-99)
- HbE (MCH) 26.9 (27.0-33.5)
MCHC 32,7 (31.5-36.0)
Progesteron 18.9 (kein Normwert angegeben)
Östradiol 322 (kein Normwert angegeben)
Bilirubin, gesamt 0.32 (0.30-1.20)
Harnstoff 18.6 (15.0-40.0)
Harnsaeure 3.97 (2.60-6.00)
Gesamteiweiss 7.50 (6.40-8.30)
Kreatinin, enzym. 0.57 (0.51-0.95)
GOT 19.4 (bis 35.0)
GPT 14.9 (bis 35.0)
Gamma-GT 14.4 (bis 40.0)
Alk. Phosphatase 75.0 (55.0-105)
Chlam.trach.-PCR negativ
GFR (CKD-EPI Formel) 121 (> 90)
HIV – 1/2/0 negativ
TSH basal 4,40
Progesteron ist also von 27.2 auf 18.9 deutlich gesunken. Meine Befürchtung, dass von Cyclogest vaginal und Utrogest oral nicht viel ankommt, ist wohl leider wahr?
Und ist Östradiol nicht auch sehr niedrig oder täusche ich mich? Dazu sagte meine Frauenärztin heute nichts.
Sie hat mir aber einen ganzen Haufen Rezepte gegeben:
- Prolutex 25 mg. Meine Frauenärztin würde 2 x täglich spritzen. Sie auch? Es funktioniert vermutlichgenauso wie Ovitrelle spritzen, nur im Oberschenkel? Denken Sie, PKV + Beihilfe bezahlen das sogar eher als die gesetzliche KV? Ich werde eine Einreichung auf jeden Fall probieren. Leider muss die Apotheke es erst bis morgen Früh bestellen.
- L-Thyroxin vorerst 25 Mikrogramm bis T3 und T4 bestimmt vorliegen. Dafür wurde heute schon wieder Blut abgenommen. Darf ich Ihnen diese Werte auch wieder schicken?
- 50 mg Eisen am Tag. Woher kann der plötzliche Mangel kommen? Kann die Blutung so schnell zu solchen Folgen führen?
- Magnesium weiterhin 1-3 Mal täglich, je nach Verträglichkeit.
Stimmen Sie all dem zu? Wie lesen Sie die Blutwerte? Sind erhöhte Leukozyten besorgniserregend oder eher schwangerschaftsbedingt? Mir macht das alles Angst. Als wären die Probleme nicht schon ausreichend. Jetzt kommen auch noch Eisenmangel und die Schilddrüse dazu und das Progesteron ist auch wieder abgefallen. Irgendwann muss es Krümel doch zu "ungemütlich" werden in meinem Bauch…
Wie würden Sie die Medikamente am besten einnehmen um das Erbrechen direkt nach Einnahme zu umgehen? Morgens nüchtern und abends ab 17 Uhr ist die Übelkeit am schlimmsten. Mittags und am frühen Nachmittag ist es am besten. Da übergebe ich mich eigentlich nie. Morgens seltener, abends oft. Lässt sich das irgendwie umgehen für L-Thyroxin und Eisen?
Zum Ultraschall heute: unser kleiner Kämpfer kämpft weiter als ob nichts wäre. Es ist unglaublich und erleichtert mich jedes Mal so sehr, auch wenn ich natürlich weiß, dass es nichts als eine Momentaufnahme ist. Das Hämatom ist zwar nicht gewachsen, aber leider auch nicht kleiner geworden. Sollte es nicht täglich etwas schrumpfen? Auch die Plazenta ist weiterhin teilweise vor dem inneren Muttermund.
Zu den Bakterien: es ist noch kein Abstrichergebnis da (frühestens Freitag). pH-Wert unverändert bei 7. Es brennt weiterhin in der Scheide. Die Blutung ist leider auch heute genauso stark, dass eine Binde nach 2 Stunden etwa zwei Drittel voll ist. Ich denke deshalb, dass auch vom Vagisan nicht viel ankommt. Ich lege mich danach immer hin, dennoch zweifle ich an der Wirksamkeit. Kijimea Flora Care nehme ich weiterhin oral. Ich habe die Befürchtung, dass es entweder doch auf ein Antibiotikum herauslaufen wird oder dass Vagisan erst wirken kann, wenn die Blutung nachlässt. Wie lange kann das so weiter gehen?
Am Freitag möchte meine Ärztin mich wieder sehen, meine Hebamme schaut morgen mal bei mir vorbei. Sie ist auch eine große Stütze. Sie hat mich schon in der 1. Schwangerschaft kompetent und einfühlsam begleitet und tut es jetzt wieder obwohl wir seit unserem Umzug nach Kind 1 nicht mehr in ihrem Gebiet wohnen. Sie hat mir dennoch angeboten, mich wieder zu betreuen.
Die Wärmflasche habe ich jetzt mit 70 Grad warmen Wasser gefüllt und in einen Stoffbezug und zusätzlich auf die Kleidung. So ist es nicht zu heiß und hilft etwas. Herzlichen Dank für die Aufmunterung, was mein weinendes Mamaherz betrifft. Wenn ich einige Stunden mit unserem Sohn alleine zu Hause bin, ist das zwar sehr anstrengend für mich, aber es macht ihn auch glücklich, wenn ich auch für ihn mal da bin. Aber Übelkeit, Müdigkeit und die Schmerzen schaffen mich echt richtig.
Die Internetseite zur Psychotherapie bei Kinderwunsch kannten wir nicht. Danke für diesen Tipp. Wir sind weiter auf der Suche.
Wenn ich darf, melde ich mich mit neuen Blutwerten und dem Abstrichergebnis wieder oder falls sich etwas verschlechtert. So lange bleiben wir positiv. Es wird werden!
Danke, danke, danke, lieber Herr Dr. Gagsteiger!
Liliane und der Krümel
Liliane91
Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger,
es tut mir leid, dass ich Sie wieder "belästige", bevor Sie mir auf meine Nachricht mit den Blutwerten antworten konnten. Ich halte mich ganz kurz. Meine Hebamme meinte heute, ich sollte mir von meiner Frauenärztin morgen (also Freitag) ein Antibiotikum geben lassen. Sie hat den pH-Wert vaginal gemessen (weiterhin 7) und findet den Ausfluss vom Geruch auffällig. Für sie spricht das für Bakterien und sie würde nicht mehr ewig abwarten. Ich hoffe auf das Abstrichergebnis morgen. Was würden Sie tun wenn es noch nicht da ist? Auf Verdacht Klebsiellen des letzten Abstrichs behandeln? Unacid wie mir die Klinik vorgeschlagen hat? Cefixim? Doch bis Montag abwarten? Fieber habe ich nicht. Sind der Geruch des Ausflusses, der pH-Wert und das Brennen genug um sofort ein Antibiotikum zu geben? Meine Sorge ist, wieder ein Antibiotikum zu erwischen, das nicht sensibel genug auf den Keim reagiert. Andererseits will ich natürlich gerade jetzt in der Schwangerschaft und mit den sowieso schon bestehenden Komplikationen keine Ausbreitung der Infektion riskieren.
Ich freue mich auf Ihre Antwort und entschuldige mich vielmals Sie schon wieder zu kontaktieren.
Ich wünsche Ihnen einen schönen und erholsamen Abend!
Danke, danke, danke!
Liliane und der Krümel
Guten Abend liebe Liliane, bitte machen Sie sich keine Sorgen – Sie „belästigen“ mich nicht. Gerade in der Schwangerschaft zählt jeder Tag, und es ist immer besser, einmal zu viel nachzufragen als einmal zu wenig zu reagieren. Zu Ihrer Frage: Ein vaginaler pH-Wert von 7, auffälliger Geruch und Brennen sprechen tatsächlich stark für eine bakterielle Fehlbesiedelung, und das Risiko einer aufsteigenden Infektion ist insbesondere in der Schwangerschaft nicht zu unterschätzen. Auch wenn Sie aktuell kein Fieber haben, reicht diese Konstellation – insbesondere bei bestehender Komplikationsvorgeschichte – durchaus aus, um eine Behandlung einzuleiten, selbst wenn das Abstrichergebnis morgen noch nicht vorliegt. Wenn beim letzten Abstrich Klebsiellen nachgewiesen wurden, wäre Unacid (Amoxicillin + Sulbactam) eine sehr vernünftige Wahl – es ist in der Schwangerschaft zugelassen, gut verträglich, und deckt Klebsiellen in vielen Fällen gut ab. Cefixim wäre ebenfalls eine Option, allerdings wirken Cephalosporine nicht immer optimal gegen Klebsiellen – das hängt etwas vom Resistenzmuster ab. Was ich tun würde, wenn das aktuelle Ergebnis noch nicht da ist: Nicht bis Montag abwarten. Ich würde zur begründeten kalkulierten Therapie raten, am ehesten mit Unacid, wenn Sie es gut vertragen. Wenn das Ergebnis dann morgen oder Montag kommt und einen resistenten Keim zeigt, kann man die Therapie noch anpassen. Begleitend ist es auch weiterhin sinnvoll, lokal mit Milchsäurebakterien zu arbeiten (z. B. Vagisan Milchsäurekur oder vergleichbare Produkte), um das Scheidenmilieu zu stabilisieren. Ihre Sorge ist berechtigt und sehr verständlich. Aber bitte versuchen Sie auch, sich nicht zu sehr zu ängstigen – Sie handeln genau richtig. Der Krümel hat eine sehr kluge und umsichtige Mama. Ich wünsche Ihnen von Herzen eine möglichst ruhige Nacht. Herzliche Grüße Ihr Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag, lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für die so schnelle Antwort gestern Abend! Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Sie geben mir in dieser holprigen Schwangerschaft immer wieder viel Sicherheit.
Ich möchte Ihnen gerne kurz von meinem heutigen Besuch bei der Frauenärztin erzählen, Ihnen neue Blutwerte geben und Sie nach Ihrer Meinung fragen. Ich würde mich auch sehr über Ihre Meinung zu den Blutwerten, die ich Ihnen vorgestern geschickt habe, freuen, insbesondere in Bezug auf Progesteron, Östrogen und Eisenmangel.
Dem kleinen Krümel-Kämpfer geht es zum Glück nach wie vor gut (SSW 10 + 3). Sein Herz schlägt tapfer.
Das Hämatom ist minimal kleiner geworden: von 3,1 x 4,0 letzte Woche Samstag auf 2,8 x 3,5. Das ist aber nicht so wahnsinnig viel, oder? Oder zumindest ein guter Trend? Die Blutung hält leider noch immer an und das Abstrichergebnis ist noch nicht da. Meine Frauenärztin meinte auch wie Sie, ich sollte das Unacid, das mir die Klinik gegeben hat, nehmen. Ich hoffe, das klappt trotz Übelkeit und Erbrechen gut. Wenn nicht, gäbe es nur zwei Möglichkeiten: 1) meine Frauenärztin hat mir Cariban gegen die Übelkeit verschrieben oder 2) das Antibiotikum intravenös in der Klinik. Möglichkeit 2 will ich wenn irgendwie möglich vermeiden. Doch Cariban wirkt soweit ich weiß auch nicht sofort? Verträgt es sich überhaupt mit Unacid? Zu Hause habe ich gesehen, dass im Beipackzettel bei Wechselwirkungen steht, dass man es nicht mit bestimmten Antibiotika zusammen nehmen darf.
Ich sende Ihnen hier noch einmal die Blutwerte von vorgestern inklusive Progesteron, Östrogen und die heutigen neuen (fT3 und fT4). Ich weiß nicht, ob Sie die von vorgestern schon erhalten hatten:
Thrombozyten: 299 (150-370)
+ Leukozyten: 11.9 (3.90-10.2)
Erythrozyten: 3.98 (3.90-5.20)
- Haemoglobin: 10,7 (12.0-15.6)
- Haematokrit 32,7 (35.5-45.5)
Mittl. Ery-Vol. (MCV) 82,2 (80-99)
- HbE (MCH) 26.9 (27.0-33.5)
MCHC 32,7 (31.5-36.0) Progesteron 18.9 (kein Normwert angegeben) Östradiol 322 (kein Normwert angegeben) Bilirubin, gesamt 0.32 (0.30-1.20)
Harnstoff 18.6 (15.0-40.0) Harnsaeure 3.97 (2.60-6.00) Gesamteiweiss 7.50 (6.40-8.30)
Kreatinin, enzym. 0.57 (0.51-0.95)
GOT 19.4 (bis 35.0)
GPT 14.9 (bis 35.0)
Gamma-GT 14.4 (bis 40.0) Alk. Phosphatase 75.0 (55.0-105)
Chlam.trach.-PCR negativ GFR (CKD-EPI Formel) 121 (> 90)
HIV – 1/2/0 negativ
+ TSH basal 4,40
- fT3 1.22 (2-4.4)
- fT4 0.49 (0.8-1.8)
Progesteron ist also von 27.2 auf 18.9 deutlich gesunken. Meine Befürchtung, dass von Cyclogest vaginal und Utrogest oral nicht viel ankommt, ist wohl leider wahr? Und ist Östradiol nicht auch sehr niedrig oder täusche ich mich? Dazu sagte meine Frauenärztin heute nichts. Sie hat mir aber folgende Rezepte gegeben:
- Prolutex 25 mg. Meine Frauenärztin würde 2 x täglich spritzen. Sie auch? Oder nur 1 x ?Denken Sie, PKV + Beihilfe bezahlen das sogar eher als die gesetzliche KV? Ich werde eine Einreichung auf jeden Fall probieren.
- L-Thyroxin will sie von 25 auf 50 Mikrogramm erhöhen. Sie auch? Oder bei 25 bleiben?
- 50 mg Eisen am Tag. Woher kann der plötzliche Mangel kommen? Kann die Blutung so schnell zu solchen Folgen führen?
- Magnesium weiterhin 1-3 Mal täglich, je nach Verträglichkeit. Stimmen Sie all dem zu? Wie lesen Sie die Blutwerte? Sind erhöhte Leukozyten besorgniserregend oder eher schwangerschaftsbedingt? Ich versuche, so entspannt es geht, zu bleiben. Doch natürlich mache ich mir Sorgen, dass es es Krümel doch irgendwann zu "ungemütlich" wird in meinem Bauch… Wie würden Sie die Medikamente am besten einnehmen um das Erbrechen direkt nach Einnahme zu umgehen? Mit Cariban? Wie könnte ich es am besten nehmen damit ich mich vor allem abends nicht übergebe? Ich möchte die Medikamentenanzahl und -Dosis einfach so gering wie möglich halten. Morgens nüchtern und abends ab 17 Uhr ist die Übelkeit am schlimmsten. Mittags und am frühen Nachmittag ist es am besten. Da übergebe ich mich eigentlich nie. Morgens selten, abends oft. Lässt sich das irgendwie umgehen für L-Thyroxin und Eisen?
Wenn ich darf, melde ich mich am Montag mit dem Abstrichergebnis bei Ihnen oder früher falls sich etwas verschlechtert, wovon wir mal nicht ausgehen.
Ich hoffe so, es wird bald alles besser. In 1,5 Wochen steht unser Urlaub in Berchtesgaden an. Mein Mann möchte unter diesen Umständen nicht fahren. Unter welchen Umständen ist es denn aus Ihrer Perspektive überhaupt vertretbar? Müssen Hämatom und Blutung komplett weg sein und die Plazenta gar nicht mehr vor dem Muttermund liegen? Wir haben eine Reiserücktrittsversicherung, aber ich würde einfach gerne mal wieder rauskommen und das Leben und die Schwangerschaft genießen.
Falls meine Nachricht vorgestern Sie nicht erreicht hat: über Ihre Mut-Botschaft habe ich mich sehr gefreut. Sie stellt eine ganz intensive Verbindung zwischen Krümel und mir her. Da muss es ihm ja gut gehen
Ich wünsche Ihnen ein schönes entspanntes Wochenende!
Liliane und der Krümel
Liliane91
Guten Abend, lieber Herr Dr. Gagsteiger,
es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen schon wieder nicht ausreichend Zeit lasse, meine vorige Nachricht mit den Blutwerten zu beantworten. Sie hatten mir Anfang der Woche geschrieben, dass Sie mir, sobald Östrogen- und Progesteronwert vorliegen, Ihre Einschätzung dazu und zur Einnahme von Prolutex geben würden. Ich möchte Sie aber wirklich nicht länger damit "belästigen", ich verstehe, dass Sie mit Ihrer eigenen Praxis genug um die Ohren haben und jetzt das Wochenende genießen.
Ich habe deshalb auch gezögert, mich schon wieder zu melden. Doch ich bin mir sehr unsicher, was ich tun soll. Seit gestern nehme ich Unacid wegen der bakteriellen Vaginose. Gestern Nachmittag habe ich Halsschmerzen bekommen, heute Schnupfen und Fieber um 38.5 Grad Celsius. Ich fühle mich echt platt von der Mischung aus Erkältung, Fieber, Schwangerschaftsübelkeit, Blutung und Unterleibsschmerzen. Ich denke aber, das Fieber kommt von der Erkältung, mein Mann meint, es könnte aber ja auch von den Bakterien kommen, die vielleicht doch aufgestiegen sind und will deshalb, wenn es am Sonntag nicht besser ist, lieber wieder in die Klinik mit mir. Am Montag bin ich aber sowieso wieder bei meiner Frauenärztin. Reicht das nicht vielleicht? Zusätzlich zum Hausarzt? Unter welchen Umständen sollten wir unbedingt in die Klinik?
Sollte ich Sie zu sehr belästigen, tut es mir sehr leid.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und bedanke mich im Voraus für Ihren Rückhalt und Ihre Geduld.
Liliane und der Krümel
Guten Abend, ich verstehe sehr gut, dass Sie sich im Moment mit Erkältungssymptomen, Fieber, Schwangerschaftsübelkeit, Blutung und Unterleibsschmerzen gleichzeitig überfordert fühlen – zumal eine bakteriell bedingte Infektion in der Schwangerschaft immer besondere Aufmerksamkeit erfordert. Zunächst: Unacid (Ampicillin + Sulbactam) gilt seit vielen Jahren als sicheres Antibiotikum in der Schwangerschaft, deshalb nehmen Sie es bitte exakt so weiter, wie es verordnet wurde. Gegen das Fieber dürfen Sie Paracetamol in der üblichen Dosierung von 500 bis 1000 mg bis zu viermal pro Tag einnehmen; auf Ibuprofen sollten Sie ab dem dritten Trimenon besser verzichten. Trinken Sie reichlich (zwei bis drei Liter Wasser oder Tee täglich), gönnen Sie sich Bettruhe und versuchen Sie, die Temperatur durch lauwarme Waden- oder Stirnauflagen zusätzlich zu senken. Beobachten Sie Ihr Befinden engmaschig: Steigt das Fieber über 39 °C, bleibt es trotz Paracetamol länger als etwa 24 Stunden über 38,5 °C, verschlimmern sich die Unterleibsschmerzen oder die Blutung, treten übel riechender Ausfluss, Schüttelfrost, Herzrasen, Kreislaufprobleme oder das Gefühl starker Schwäche auf, dann fahren Sie bitte sofort – auch nachts oder am Wochenende – in die nächstgelegene Klinik mit Geburtshilfe oder wählen im Notfall den Rettungsdienst 112. Dasselbe gilt, wenn Sie kaum noch trinken können oder einfach ein kräftiges „Alarm-Bauchgefühl“ haben. Bleiben Fieber und Beschwerden dagegen mild, lassen sich durch Paracetamol auf unter 38 °C bringen und verschlechtern sich nicht, reicht meistens der ohnehin geplante Termin bei Ihrer Frauenärztin am Montag; zusätzlich können Sie bei Bedarf Ihren Hausarzt hinzuziehen. Notieren Sie Temperatur, Symptome und den Verlauf Ihrer Blutung mehrmals täglich, damit Ihre Ärztin den Trend nachvollziehen kann. Kurz gesagt: Antibiotikum fortführen, Paracetamol gegen Fieber einsetzen, viel trinken und ruhen; bei hohem oder anhaltendem Fieber, zunehmenden Schmerzen oder stärkerer Blutung sofort in die Klinik. Im Zweifel gehen Sie lieber einmal zu früh als einmal zu spät. Ich wünsche Ihnen schnelle Besserung, ein erholsames Wochenende und dass Ihr „Krümel“ sich weiterhin gut entwickelt.
Guten Tag Liliane, zuerst die gute Nachricht – Krümels Herzschlag bei 10 + 3 und das sich minimal verkleinernde Hämatom zeigen, dass Ihre Gebärmutter das Blutgerinnsel langsam resorbiert. Ein Rückgang von 3,1 × 4,0 cm auf 2,8 × 3,5 cm innerhalb einer Woche ist zwar kein Quantensprung, aber eindeutig ein Trend in die richtige Richtung; solange es nicht wächst und das Baby vital bleibt, zählt jeder Millimeter. Progesteron und Estradiol: Der Wert von 18,9 ng/ml liegt trotz des Rückgangs noch innerhalb des typischen Korridors für das 1. Trimester (rund 10–44 ng/ml) . Die sinkende Kurve spricht dafür, dass das vaginale Cyclogest und das oral eingenommene Utrogest nicht mehr ganz ausreichen – hier setzt Prolutex an. Ihr Estradiol von 322 pg/ml liegt im unteren Drittel der 1.-Trimester-Spanne (etwa 154–3 243 pg/ml) , also ebenfalls nicht kritisch, aber ausbaufähig, was Sie mit stabilem Progesteron und fortschreitender Plazentahormonproduktion meist von selbst erreichen. Prolutex: Die Studiendaten untermauern eine Standard-Dosis von 25 mg subkutan einmal täglich; einige Zentren verdoppeln auf zweimal täglich, wenn die Spiegel hartnäckig niedrig bleiben oder eine Blutung wie bei Ihnen anhält . Ich würde 2 × 25 mg geben und wenn möglich auf die transvaginale Dosis dann verzichten. Private und Beihilfe-Versicherungen erstatten Prolutex oft, weil es offiziell zugelassen ist; legen Sie die Laborbefunde und das ärztliche Rezept bei – einen Versuch ist es wert. Blutbild und Eisen: Hämoglobin 10,7 g/dl, Hämatokrit 32,7 % sowie leicht erniedrigte MCV/MCH deuten auf eine beginnende mikrozytäre Eisenmangelanämie; das passt zum anhaltenden Blutverlust aus dem Hämatom und zum in der Schwangerschaft erhöhten Eisenbedarf. Schon 50 mg elementares Eisen täglich können die Speicher auffüllen; prüfen Sie nach vier Wochen, ob Hb wieder steigt. Eine solche Anämie ist häufig und reversibel, kann aber unbehandelt müde machen und das Herz-Kreislauf-System belasten . Schilddrüse: Ein TSH von 4,40 mIU/l liegt deutlich über dem in Schwangerschaften angestrebten Ziel von < 2,5 mIU/l im ersten Trimenon ; fT3 und fT4 sind bereits unter der Norm. Das spricht klar für eine Dosiserhöhung von L-Thyroxin auf mindestens 50 µg. Nach vier bis sechs Wochen sollte eine neue Kontrolle erfolgen, um gegebenenfalls weiter zu steigern. Leukozyten: 11,9 G/l sind bei schwangeren Frauen noch als leichter, physiologischer Anstieg zu werten, können aber auch die Reaktion auf Ihre bakterielle Vaginose sein. Solange CRP und Temperatur nach Abklingen des Infekts fallen, gibt das keinen Grund zur Sorge. Cariban (Doxylamin/Pyridoxin) plus Unacid: Die Kombination ist in Studien als sicher klassifiziert; relevante Wechselwirkungen mit Penicillinen wie Ampicillin/Sulbactam sind nicht beschrieben . Cariban wirkt nicht in Minuten, sondern baut sich über den Tag auf. Nehmen Sie zwei Tabletten vor dem Schlafengehen; falls morgens noch Übelkeit besteht, kommt eine dritte am Vormittag, bei Bedarf eine vierte am frühen Nachmittag infrage – das ist das von der FDA geprüfte Schema . Einnahmeplan gegen Erbrechen: L-Thyroxin gehört nüchtern direkt nach dem Aufwachen mit Leitungswasser, dann 30 Minuten nichts essen; das lässt sich auch an einem Tag mit Morgenübelkeit erledigen, weil die Tablette kaum Volumen hat. Eisen sollte mindestens vier Stunden später und nach einer kleinen, vitamin-C-reichen Mahlzeit (z. B. Saft + Cracker) eingenommen werden, damit es das Thyroxin nicht behindert. Unacid darf zu einer leichten Mahlzeit eingenommen werden, um den Magen zu schonen; Cariban eher abends, weil es schläfrig macht. Wenn ab 17 Uhr die Übelkeit schlimm ist, können Sie versuchen, Ihre zweite Eisen- oder Magnesiumportion vorzuverlegen und abends nur Cariban plus Prolutex-Spritze zu nehmen. Reiseplan Berchtesgaden: Eine Fahrt innerhalb Deutschlands ist vertretbar, wenn das Hämatom weiterhin schrumpft, die Blutung nicht zunimmt, Sie fieberfrei sind, Ihre Hb-Werte stabilisieren und das nächste Krankenhaus mit Gynäkologie in Reichweite liegt. Besprechen Sie vor Abfahrt nochmals Ultraschall und Labor mit Ihrer Frauenärztin und nehmen Sie eine Kopie des Mutterpasses, die letzten Befunde und ausreichend Medikamente mit. Unterm Strich: Prolutex 2 × täglich starten, L-Thyroxin auf 50 µg steigern, Eisen weiterführen, Cariban abends beziehungsweise in Dreifach-Schema nach Bedarf, Unacid regulär zu Ende nehmen. Regelmäßige Laborkontrollen (Hb, Ferritin, TSH, Progesteron). Beobachten Sie Krümels Herz und das Hämatom per Ultraschall engmaschig; solange der Trend positiv bleibt, dürfen Sie behutsam optimistisch sein – und vielleicht sogar den Urlaub genießen. Alles Gute für Sie beide, rasche Besserung und melden Sie sich gern, sobald das Abstrichresultat oder neue Fragen auftauchen
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für die Zeit, die Sie sich genommen haben, um mir alle meine zahlreichen Fragen zu beantworten. Das ist nicht selbstverständlich, gibt mir aber viel Sicherheit. Ich schätze Ihre ausführlichen Antworten sehr.
Ich fühle mich leider sowohl körperlich als auch seelisch gerade in einem Tief. Heute Morgen hat die Blutung auf einmal wieder schwallartig zugenommen, es lief und lief und lief hellrot und die Binde war in kürzester Zeit voll. Hätte ich nicht eine Stunde später sowieso Termin bei meiner Ärztin gehabt, wären wir sofort in die Klinik gefahren. Es war wieder so ein Schreckmoment, in dem ich dachte, das war es jetzt für Krümelchen. Es ist wirklich nicht leicht, dann ruhig zu bleiben, noch dazu, wenn das Kind zu Hause auch noch irgendwie in die Kita kommen muss. Unterleibsschmerzen, Erkältungssymptome und Fieber sind seit zwei Tagen gleich. Paracetamol drückt das Fieber, nach einigen Stunden geht es auf 38.5 Grad Celsius. Aber die gute Nachricht: Krümelchen lässt sich wirklich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen. Es war wieder vital, sein Herz schlägt munter (heute rechnerisch SSW 11+1 bzw. laut Ultraschall SSW 10+6). Das erleichtert mich natürlich, aber die Angst ist momentan bei so vielen Problemen groß, auch wenn ich die "sensiblen" 12 Wochen bald geschafft habe. Eine Freundin von mir hatte einmal eine späte Fehlgeburt nach der 12. Woche. Das Hämatom ist leider nicht weiter geschrumpft. Am Freitag hatte die Ärztin 2,8 × 3,5 cm gemessen, heute 2,9 x 3,6 cm und Teile der Plazenta liegen nach wie vor so tief vor dem Muttermund. Damit erklärt sich meine Ärztin die heftige Blutung heute Morgen. Sie hat jetzt wieder nachgelassen, dennoch wechsle ich die Binden alle 2 Stunden 2/3 voll. Ich soll heute am besten nur liegen. Aufgrund meines Befindens hat die Ärztin heute noch einmal Blut abgenommen, um Leukozyten, CRP, Hb erneut zu bestimmen. Ich habe auch um Ferritin gebeten, weil Sie das angesprochen haben. Ich danke für Ihren aufmerksamen Blick auf alles! Das Abstrichergebnis ist auch eingetroffen:
Gardnerella-Kulturen: kein Wachstum
Kultur 1: Klebsiella pneumoniae: mäßig
Kultur 2: Staphylococcus aureus: reichlich
Kultur anaerob: kein Wachstum
Myko-/Ureaplasma Kulturen: kein Wachstum
Streptokokken-Kulturen: kein Wachstum
Das Klebsiella-Problem kennen wir ja bereits, doch woher kommen nun die Staphylokokken?
Antibiogramm:
Staphylococcus aureus: sensibel: Flucloxacillin, Azithromycin, Rifampicin, Vancomycin. Resistent: Ampi/Sulbactam (Unacid, das ich gerade nehme).
Klebsiella pneumoniae: sensibel: Ampi/Sulbactam (das ich seit Freitag nehme), Cefixim, Cetazidim, Ciprofloxacin, Moxifloxacin.
Gegen beide (Staphyl. + Klebsiella) sensibel: Ceftriaxon, Gentamicin.
Meine Frauenärztin will von Unacid auf Ceftriaxon umstellen. Würden Sie das genauso tun? Ich habe Ceftriaxon auf Embryotox gesucht. Es ist zwar "grün", gleichzeitig gibt es aber wenig Erfahrungsumfang für Ceftriaxon im 1. Trimenon. Wäre Flucloaxcillin eine bessere Alternative? Oder schlechter, weil es nicht sensibel auf Klebsiella ist (wobei es davon ja nur "mäßig" gibt)? Macht es überhaupt Sinn, Unacid jetzt nach 3 Tagen Einnahme mittendrin abzubrechen? Zwei gleichzeitig (z.B. Flucloaxcillin + Unacid) gibt man wahrscheinlich eher nicht? Wie kann ich dem tapferen Krümel am wenigsten schaden?
Und noch eine Nachfrage zu den regelmäßigen Laborkontrollen, die Sie vorschlagen: Wie oft oder nach welchem Abstand würden Sie Progesteron, Hb, Ferritin kontrollieren? Prolutex 2 x täglich und Eisen 50 mg habe ich am Freitag gestartet, heute wurde wie gesagt Hb erneut und Ferritin erstmalig kontrolliert wegen der starken Blutung heute Morgen. TSH werde ich nach 4-6 Wochen L-Thyroxin-Einnahme kontrollieren lassen, wie Sie vorschlugen. Sie sagten auch einmal etwas von irgendwelchen Schilddrüsen-Antikörpern. Sollte hier etwas bestimmt werden?
Cariban hilft mir gegen die Übelkeit. Allerdings fange ich jetzt erkältungsbedingt auch noch an zu husten und der Hustenreiz gepaart mit einem latenten Übelkeitsgefühl ist eine echte Tortur und bringt mich dann dennoch ab und zu dazu, mich übergeben zu müssen. Ich jammere nicht gerne, aber momentan ist es echt etwas zu viel auf einmal.
Der Plan meiner Ärztin ist jetzt, sich morgen das Blutbild mit mir anzusehen. Sollte das Fieber nicht langsam besser werden und die Leukozyten und CRP zu hoch sein, müsste ich mich evtl. darauf einstellen, lieber ein paar Tage in die Klinik zu gehen. Von einer aufsteigenden Infektion hat sie aber nichts gesagt. Sie hat den Unterleib abgetastet und Ultraschall gemacht. Hätte man eine aufsteigende Infektion so erkannt? Im Mikroskop waren nach wie vor viele Entzündungszellen zu sehen, der pH-Wert noch immer bei 7 und ich habe auch noch immer dieses Brennen und den Ausfluss.
Falls Sie irgendwelche guten Einfälle haben, halten Sie mich gerne am Laufenden. Ansonsten freue ich mich einfach auf Ihre Antwort und entschuldige mich für meine lange Nachricht und die vielen Fragen. Wenn ich darf, sende ich Ihnen die nächsten Blutwerte wieder, möchte Sie aber nicht belästigen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.
Liliane und der Krümel
Guten Abend, vielen Dank für Ihre ausführliche Nachricht – Sie müssen sich keineswegs entschuldigen. Ihre Sorgen sind absolut verständlich, und ich nehme sie sehr ernst. In einer so herausfordernden Situation ist es wichtig, dass Sie sich gut begleitet fühlen und sich nicht mit Ihren Ängsten allein gelassen sehen. Dass Ihr tapferes Krümelchen sich trotz allem weiter so fil zeigt, ist eine großartige Nachricht. 1. Blutungsereignis & Plazenta praevia-ähnliche Lage Die schwallartige Blutung heute Morgen ist erschreckend, das verstehe ich sehr gut. Dass Ihre Ärztin die Plazentaanteile, die nahe oder über dem Muttermund liegen, als Ursache sieht, ist nachvollziehbar – insbesondere bei gleichzeitigem Hämatom. Auch wenn die Größe des Hämatoms nicht wesentlich geschrumpft ist, so ist immerhin kein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen – das darf man als kleinen, stabilen Befund werten. Bitte versuchen Sie, sich an die Liegeempfehlung zu halten. In der aktuellen Situation können körperliche Ruhe und das Meiden von Stress einen positiven Einfluss haben. 2. Infektion: Staphylococcus aureus & Klebsiella pneumoniae Sie fragen zu Recht, wie es mit der antibiotischen Therapie weitergehen sollte: Staphylococcus aureus: resistent gegen das derzeit verordnete Unacid (Ampicillin/Sulbactam) – dieses deckt also den reichlichen S. aureus-Befund nicht ab. Klebsiella pneumoniae: mäßig vorhanden, aber sensibel auf Unacid – hier wirkt das derzeitige Antibiotikum. Ceftriaxon wäre gegen beide Keime wirksam und hat ein akzeptables Sicherheitsprofil in der Frühschwangerschaft. Dass es in Embryotox als „grün“ eingestuft ist, spricht für seinen Einsatz – auch wenn Erfahrungsberichte im 1. Trimenon begrenzt sind, wurden keine Hinweise auf Teratogenität festgestellt. Es wird regelmäßig bei Pyelonephritiden in der Schwangerschaft eingesetzt. Flucloxacillin hingegen ist gezielt gut gegen Staphylokokken, aber nicht wirksam gegen Klebsiella, was in Ihrem Fall ein Nachteil ist – auch wenn die Klebsiellen nur mäßig vorhanden sind, handelt es sich um ein gramnegatives Bakterium, das gerade in Kombination mit geschwächter Immunlage nicht zu unterschätzen ist. → Empfehlung: Die Umstellung auf Ceftriaxon i.v. (z. B. 1–2 g/Tag) erscheint rational und sinnvoll, besonders da Sie ohnehin systemische Symptome wie Fieber, Husten, Allgemeinabgeschlagenheit haben. Wenn möglich, sollte vorher ein CRP und ein Differenzialblutbild vorliegen, was ja auch geplant ist. Ein paralleles Antibiotikum (Unacid + Flucloxacillin) würde in der Schwangerschaft nicht empfohlen, es sei denn, es liegt ein schwerer septischer Verlauf oder eine gezielte Kombinationstherapie bei Resistenzlage vor – das ist hier nicht gegeben. 3. Aufsteigende Infektion – wie erkennt man sie? Eine aufsteigende Infektion lässt sich klinisch nicht immer eindeutig erkennen, aber: Ihre Ärztin hat den Unterleib abgetastet: keine Abwehrspannung? pH-Wert 7 + Entzündungszellen + Bakterienbesiedlung = Hinweis auf bakterielle Vaginose oder lokale Infektion, aber kein zwingender Hinweis auf eine bereits aufsteigende Infektion. → Eine stationäre Aufnahme könnte dennoch sinnvoll sein, wenn Fieber und Laborzeichen nicht rückläufig sind, um intravenös behandeln und lückenlos überwachen zu können. Im stationären Umfeld könnten auch weitere Kulturen(z. B. Blutkulturen, Urin) gewonnen werden. 4. Laborwerte und Verlaufskontrollen Gute Entscheidung, heute Hb und Ferritin zu bestimmen. Ich empfehle: Hb: 1×/Woche bei anhaltender Blutung oder Erschöpfungssymptomatik Ferritin: 1×/Monat (außer bei auffälligem Befund) Progesteron: bei relevanter Blutungssymptomatik 1×/Woche; bei stabiler Lage 14-tägig ausreichend TSH: wie Sie schreiben, nach 4–6 Wochen erneute Kontrolle – das ist perfekt Schilddrüsenantikörper: nur bei auffälligem TSH oder positiver Anamnese (z. B. Hashimoto). Wenn Sie möchten, könnten TPO-AK (Thyreoidale Peroxidase-Antikörper) bestimmt werden – meist ausreichend zur Risikoabschätzung. 5. Cariban, Husten und Übelkeit Das Husten-Übelkeit-Dilemma ist sehr belastend. Bei starkem Reizhusten: Hustenreizdämpfer in Rücksprache mit der Ärztin, z. B. Dextromethorphan in Ausnahmefällen kurzzeitig erlaubt Hausmittel: warme Brustwickel, Honig (sofern kein Schwangerschaftsdiabetes), Inhalationen mit Kochsalzlösung 6. Abschließend Sie machen alles richtig. Ihr Krümel entwickelt sich weiterhin gut – trotz all der Umstände. Es ist jetzt an der Zeit, dass sich all Ihre Geduld und Ihr Durchhaltevermögen auszahlen. Ihr Körper leistet Enormes, und Sie sorgen klug und vorausschauend für alles, was Sie beeinflussen können. Bitte melden Sie sich jederzeit, auch mit den nächsten Blutwerten – das ist keine Belästigung, sondern Ausdruck Ihrer liebevollen Sorge. Mit den besten Wünschen für Sie, Ihr Kind und Ihr ganzes Zuhause, herzliche Grüße Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre großartige Unterstützung und Ihre freundlichen Worte! Es ist sehr lieb von Ihnen, mich in dieser herausfordernden Situation nicht alleine zu lassen! Ihre Erläuterungen haben mir wieder viel Sicherheit gegeben.
Mir geht es noch immer gleichbleibend nicht gut. Ich fühle mich sehr schlapp, ob das von der Blutung und dem Eisenmangel oder vom Fieber oder der Erkältung oder der Schilddrüse oder der Schwangerschaft kommt, weiß ich nicht. Was denken Sie? Ich lege mich freiwillig ins Bett wo es geht und liege oft mit Wärmflasche gegen die Krämpfe. Doch immer lässt sich das mit einem Kleinkind selbst mit Unterstützung anderer nicht umsetzen. Auch schwindelig ist mir immer wieder. Das Problem im Liegen ist dann, dass die Nase von der Erkältung erst recht dicht ist und der Husten erst recht schlimmer wird. Das ist dann wiederum nicht förderlich für Übelkeit und Unterleibsschmerzen. Meine Frauenärztin meinte, Nasic Nasenspray ist für einige Tage vertretbar. Ich traue mich irgendwie nicht. Das Krümelchen muss schon so viel aushalten. Auch will ich nicht ständig Paracetamol nehmen und denke mir, 38.5 ist ja nicht so hohes Fieber und "leide" dann lieber. Ich mache schon Salzwasser-Nasenduschen und trinke Tee mit Honig und inhaliere. Herzlichen Dank für den Tipp zu Dextromethorphan. Auch meine Frauenärztin hat sich dafür ausgesprochen. Am besten nur abends vor dem Schlafen? Wie lange maximal? Wie oft täglich maximal? Ich versuche es so selten wie möglich zu nehmen, doch denke ich mir, dass es auch nicht gut ist, wenn ich mich dann vor Husten übergeben muss und das bei der momentanen Anzahl an Medikamenten, die ja auch alle gut wirken sollen.
Die Blutwerte von gestern sind eingetroffen. Der Pfeil -> zeigt die Veränderung vom jeweils letzten Wert letzte Woche auf den gestrigen Wert.
+ Leukozyten: 11.9 -> 13.8 (3.90-10.2)
Differenzialblutbild (autom.)
+ Neutrophile Granulozyten 79 % (40-75%)
- Lymphozyten 16,3 % (20-45%)
Monozyten 3,6% (2-13%)
Eosinophile Granulozyten 1,1 % (0-4%)
Basophile Granulozyten 0,0 % (0-1%)
Differenzialblutbild (absolut)
+ Neutrophile Granulozyten 10.90 (1.8-7.7)
Lymphozyten 2.25 (1.0-4.8)
Monozyten 0.50 (0-0.8)
Eosinophile Granulozyten 0.15 (0-0.45)
Basophile Granulozyten 0.00 (0-0.11)
+ CRP hoch sensitiv i.S. 8.1 (< 5)
- Haemoglobin: 10.7 -> 10.2 (12.0-15.6)
Ferritin 19(15-200)
CMV-AK IgM: negativ (< 0,7)
Laut meiner Ärztin spricht das für eine bakterielle Infektion. Wie interpretieren Sie die Werte? Heißt das, die Bakterien sind vielleicht doch aufgestiegen und das Fieber kommt daher? Aber wäre es dann nicht höher? Könnte es einfach von der bakteriellen Vaginose kommen?Wären aus Ihrer Sicht weitere Untersuchungen nötig oder nicht? Die Urinuntersuchung hat leicht erhöhtes Eiweiß gezeigt. Morgen will meine Ärztin noch einmal Blut abnehmen, Urin untersuchen, Ultraschall machen und sollten sich die Werte dann am 2. Tag nach Beginn von Ceftriaxon nicht bessern, das Fieber nicht sinken oder die Blutung wieder so stark werden, möchte sie, dass ich in der Klinik weiterbehandelt werde. Ich will nicht in die Klinik, habe aber sehr Angst um mein Baby.
Was halten Sie für richtig?
Und was denken Sie vom Eisenmangel? Die Blutung gestern hat offenbar einen weiteren Hb-Abfall bewirkt. Wie viel Eisen würden Sie nehmen?
Momentan bekomme ich Ceftriaxon 1 g täglich in der Arztpraxis gespritzt. Denken Sie, die Dosis ist ausreichend? Über wie viele Tage sollte es gegeben werden? Ich hoffe, am Wochenende kann das Spritzen mein Mann zu Hause übernehmen.
Halten Sie mich bei klugen Ideen gerne am Laufenden.
Danke, danke, danke! Ich habe mir heute schon oft Ihre Mut-Botschaft und Krümels letztes Ultraschallbild angesehen… Ich tue alles, was in meiner Macht steht, ruhe mich aus, bleibe dran, nehme alle Medikamente, halte mich an alle Regeln für Schwangere und doch läuft es nicht rund. Es mich macht nervlich wirklich gerade fertig.
Ich melde mich, wenn es etwas Neues gibt.
Liliane und der Krümel
Liebe Liliane, vielen herzlichen Dank für Ihre offene und ehrliche Nachricht. Es berührt mich sehr, mit welchem Mut, welcher Fürsorge und inneren Stärke Sie sich durch diese schwierige Zeit tragen – nicht nur für Ihr Krümelchen, sondern auch für Ihr Kind zu Hause und für sich selbst. Sie machen das großartig, auch wenn es sich im Moment wahrscheinlich gar nicht so anfühlt. Zu Ihrem Befinden und den Beschwerden: Die starke Abgeschlagenheit, der Schwindel, das Frösteln, die Übelkeit und die Krämpfe sind in der Kombination aus mehreren Ursachen erklärbar – und gerade in der Schwangerschaft kann es eben ein Zusammenspiel sein: Die erhöhten Entzündungswerte (Leukozyten + Neutrophile + CRP) sprechen tatsächlich für eine bakterielle Infektion, wie Ihre Frauenärztin bereits sagte. Das muss nicht zwangsläufig ein „großer“ Infekt mit hohem Fieber sein – bei Schwangeren können Infektionen auch mit nur leichtem Fieber (wie Ihre 38,5 °C) und starkem Krankheitsgefühl verlaufen. Die bakteriellen Veränderungen in der Scheide (Vaginose) könnten eine Mitursache sein – wichtig ist, dass kein aufsteigender Infekt entsteht, deshalb ist das Vorgehen mit Ceftriaxon richtig. Der niedrige Hb-Wert (10,2 g/dl) und das grenzwertige Ferritin (19 ng/ml) sprechen zusätzlich für eine eisenmangelbedingte Müdigkeit und Schwäche. Die Erkältung mit verstopfter Nase, Husten und Unwohlsein trägt ebenfalls zur Erschöpfung bei. Dass Sie bei verstopfter Nase schlechter schlafen, ist verständlich – dadurch regeneriert der Körper schlechter, was wiederum alle anderen Beschwerden verstärken kann. Zur Interpretation der Blutwerte: Infektzeichen: Die stark erhöhten neutrophilen Granulozyten + hohes CRP + hohe Leukozytenzahl sprechen nicht für einen Virus, sondern tatsächlich für eine bakterielle Ursache. Das passt zum klinischen Bild und zur antibiotischen Behandlung mit Ceftriaxon. Lymphozyten leicht erniedrigt: Dies ist bei bakteriellen Infekten nicht untypisch. Urin mit Eiweiß: Sollte beobachtet werden, aber bei Infekten und leicht erhöhter Temperatur kann das gelegentlich vorkommen, ohne dass gleich an eine Schwangerschaftskomplikation wie Präeklampsie zu denken ist – Ihre Frauenärztin beobachtet das ja engmaschig. Hämoglobin/Ferritin: Eine Eisentherapie ist sinnvoll. Bei Ferritin < 30 und Hb < 11 empfehle ich in der Schwangerschaft eine tägliche Eisenzufuhr von mindestens 100 mg elementarem Eisen, z. B. als Eisentablette mit 100–120 mg Eisen(II)-sulfat, -fumarat oder -gluconat. Am besten nüchtern oder mit Orangensaft (Vitamin C verbessert die Aufnahme), nicht zusammen mit Milchprodukten oder Magnesium. Wenn Sie es schlecht vertragen, könnte man auch ein besser bioverfügbares Präparat wie Ferrochel (Eisen-Bisglycinat) versuchen. Zum Medikamentenplan: Ceftriaxon 1 g täglich ist eine Standarddosis für viele Infekte, in der Schwangerschaft zugelassen, gut verträglich. Wenn sich der Zustand nicht binnen 2–3 Tagen bessert, wäre entweder eine Umstellung oder die stationäre Kontrolle in der Klinik sinnvoll. Ich verstehe Ihre Sorgen gut – aber Klinik bedeutet nicht, dass Sie versagt hätten, sondern dass Sie noch bessere Überwachung erhalten, wenn es nötig ist. Sie dürfen jederzeit zurück, wenn es stabil ist. Dextromethorphan: Ja, wenn nötig, dann vor allem abends zur Schlafverbesserung, maximal 3x täglich 15–30 mg, aber am besten wirklich nur bei Reizhusten, nicht vorbeugend. In der Frühschwangerschaft ist es laut Embryotox unbedenklich. Nasic Nasenspray: Sie dürfen das 1–2x täglich, maximal 5–7 Tage, auch in der Frühschwangerschaft anwenden, da es nur lokal wirkt. Ihre Sorge ist sehr verständlich – aber Atemnot, schlechter Schlaf und ständiger Husten sind auch Stress für Sie und das Baby. Nasenduschen und Inhalationen sind ergänzend weiterhin sinnvoll.Sie machen derzeit medizinisch alles richtig. Ihre Hausärztin und Ihre Frauenärztin handeln besonnen, und Ihre eigenen Beobachtungen und Ihre Selbstfürsorge sind bemerkenswert. Auch wenn es gerade sehr schwer ist: Solange Ihr Baby sich im Ultraschall gut entwickelt, der Herzschlag regelmäßig ist und es Ihnen gelingt, Symptome nicht schlimmer werden zu lassen, ist Hoffnung angebracht. Ich bin zuversichtlich, dass Krümelchen das alles schaffen kann – auch dank Ihrer Hingabe. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
Sie haben so eine nette, aufmerksame, positive Art, die in dieser holprigen Schwangerschaft viel Mut macht. Danke für Ihre so zeitnahe ausführliche Beratung. Ich habe mir Ihre Tipps sehr genau durchgelesen und zu Herzen genommen.
Ich könnte schon wieder Ihren guten Rat gebrauchen: Bei der Untersuchung heute Morgen waren nach wie vor viele Entzündungszellen unter dem Mikroskop zu sehen, der pH-Wert ist immernoch 7, es brennt noch immer in der Scheide und ich habe noch immer leichtes Fieber bis 38.5 Grad Celsius. Krümelchen ist aber weiterhin vital. Es ist also leider nach zwei Tagen Antibiotikum noch immer alles wie vorher, zwar nicht schlechter, aber auch nicht besser. Blut wurde wieder abgenommen (Leukozyten, CRP). Bei der Gelegenheit habe ich auch um die Bestimmung der TPO-AK gebeten. Einzig das Hämatom ist von 2,5 x 3,8 cm auf 3,3 x 4,2 cm leicht gewachsen. Ein Schritt in die falsche Richtung? Kann es sich trotzdem noch von selbst auflösen? Es macht mir Sorgen. Muss ich jetzt evtl. mit noch stärkeren Blutungen rechnen? Es erschrickt mich jedes Mal so sehr, wenn es wieder so unkontrolliert beginnt zu laufen.
Die Ärztin hat heute nochmals einen vaginalen Abstrich gemacht, weil sie sicher gehen möchte, dass sich seit dem letzten Abstrich letzte Woche Montag nicht noch andere neue Bakterien finden lassen und sich meine Symptome deshalb nicht wirklich bessern. Ist dies möglich und sinnvoll?
Ich habe die Ärztin heute auf das Eiweiß im Urin angesprochen, das in der heutigen Urinprobe übrigens auch wieder erhöht war. Wenn ich richtig verstanden habe, waren auch Nitrit und Leukozyten etwas erhöht. Weiter hat sie dazu nichts gesagt. Jetzt im Nachhinein zu Hause frage ich mich, ob man von einer Blasenentzündung ausgehen muss? Wenn ja, wann sollte man dagegen tun? Beim Wasserlassen brennt es auch, aber ich kann nicht genau sagen, ob es nicht einfach an der Scheide durch die bakterielle Vaginose brennt.
Unseren Urlaub in Berchtesgaden ab nächster Woche Dienstag sehe ich dahinschwinden. Wir würden so gerne wenigstens zu Hochzeit unserer Freunde am Wochenende danach gehen. Sehen Sie da irgendwie ein bisschen Hoffnung? Meine Frauenärztin selbst ist eigentlich ab Montag für drei Wochen im Urlaub. Sie hat zwar Vertretungen, aber jede Woche andere Frauenärzte. Das ist für mich sicherlich nicht ideal. Nun hat sie folgenden Plan: Morgen Blutwerte besprechen, am Freitag Kontrolle Ultraschall etc. Am Montag und Dienstag ist sie noch in der Praxis für administrative Dinge und eigentlich schon geschlossen, hat mir aber netterweise angeboten, noch für mich da zu sein. Am Montag wird rechnerisch SSW 12 + 1 sein. Sie würde mir dann zusätzlich das erste große Screening mit Nackenfaltenmessung und NIPT-Test machen. Sie hofft, dass bis Freitag vielleicht wenigstens ein Teilergebnis (Keimbestimmung ohne Antibiogramm?) da ist, um zu sehen ob das Ceftriaxon wirklich passt und bis Dienstag dann das Antibiogramm da ist. Ansonsten würde sie dazu trotz Urlaub in der Praxis vorbeischauen und mich dafür extra aus dem Urlaub anrufen. Sie bemüht sich wirklich sehr für mich wie Sie auch. Ich bin Ihnen und meiner Ärztin so dankbar. Klingt der Plan für Sie gut?
Danke für die Einschätzung zur Eiseneinnahme. Meine Ärztin hatte nur 50mg empfohlen. Ich hatte mich schon gefragt, ob das ausreichend ist, da die Blutung ja nicht aufhört. Nun nehme ich Eisensulfat Lomapharm 100mg. Innerhalb welcher Zeit würde man welchen Anstieg des Hb erwarten?
Fürsorge für meine "beiden" Kinder ist für mich selbstverständlich. Aber es fühlt sich gerade wirklich nicht so an. Um das Krümelchen versuche ich mich zwar zu kümmern, wo es geht, doch dem sind eben leider Grenzen gesetzt durch die Ereignisse, die ich nicht steuern kann. Und unser Sohn leidet unter der aktuellen Situation am meisten, denn ich komme einfach sehr schnell an meine Grenzen, muss und soll mich ja auch hinlegen. So habe ich das Gefühl, überhaupt nicht für ihn da sein zu können. Und sollte ich in die Klinik müssen, tut es mir besonders für ihn am allermeisten leid.
Wenn Sie einverstanden sind, sende ich Ihnen morgen neue Leukozyten-, CRP- und den TPO-AK-Wert.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Mittwoch und hoffentlich nicht allzu viel Stress in der Praxis! Ich entschuldige mich für meine ständigen Fragen.
Danke, danke, danke, dass Sie zusätzlich für mich und das Krümelchen da sind.
Liliane und der Krümel
Guten Tag, herzlichen Dank für Ihre sehr persönliche, offene und vertrauensvolle Nachricht. Es ist wunderbar, wie aufmerksam Sie auf sich und Ihr kleines Krümelchen achten, trotz all der Unsicherheit und Belastung. Und Ihr Sohn spürt mit Sicherheit, dass Sie ihn lieben – auch wenn Ihre Kraft im Moment nicht immer für alles reicht. Allein schon, dass Sie sich solche Gedanken machen, zeigt, wie sehr Sie für Ihre Kinder da sind – auf Ihre ganz eigene Weise. Zu Ihren Fragen: 1. Infektion und Antibiotikatherapie: Dass es nach zwei Tagen unter Ceftriaxon noch keine Besserung gibt, ist nicht ungewöhnlich – manche Infektionen brauchen etwas länger, bis sie auf das Antibiotikum ansprechen, insbesondere wenn das vaginale Milieu durch die hohe Entzündungsaktivität und den pH-Wert gestört ist. Ein neuer Abstrich ist in diesem Fall absolut sinnvoll, um nachzusehen, ob sich zwischenzeitlich neue Keime (z. B. Anaerobier oder Pilze als Folge der Antibiotikagabe) angesiedelt haben. Die Entscheidung Ihrer Ärztin war daher sehr umsichtig. Ich hoffe, dass das Antibiogramm bis Dienstag genauere Hinweise gibt – und ja, manchmal ist die Keimdifferenzierung (ohne Resistenztestung) schon vorab verfügbar. 2. Hämatomwachstum: Dass das Hämatom minimal gewachsen ist, ist sicher kein Grund zur Panik. Ein solcher Verlauf kann durchaus durch kleinere Gefäßundichtigkeiten entstehen, besonders bei bestehender Entzündung. In vielen Fällen resorbiert sich das Hämatom von selbst wieder. Das Wichtigste ist: Ihr Krümelchen ist vital! Und bitte legen Sie sich viel hin. Ob es noch einmal zu stärkeren Blutungen kommt, lässt sich leider nicht vorhersagen – aber Sie wissen inzwischen, wie gut Ihr Körper darauf reagiert. Legen Sie sich bei erneuter Blutung hin und scheuen Sie sich nicht, im Zweifel medizinische Hilfe zu holen. 3. Eiweiß, Leukozyten und Nitrit im Urin: Das spricht tatsächlich für eine beginnende oder bestehende Blasenentzündung. Wenn zusätzlich Brennen beim Wasserlassen besteht, würde ich zu einer antibiotischen Mitbehandlung tendieren – das ist in der Frühschwangerschaft ungefährlich, sofern das Antibiotikum entsprechend gewählt ist. Ihre Ärztin hat das vermutlich im Blick. Falls nicht, wäre ein Urinkulturansatz sinnvoll – oft reicht dann eine gezielte kurze Behandlung aus, um eine weitere Belastung des Körpers zu verhindern. 4. Screening/NIPT nächste Woche: Das klingt nach einem sehr guten Plan! Dass Ihre Ärztin Sie trotz Urlaub weiter betreut, spricht für Ihre enge Bindung und ihren Einsatz. Und auch medizinisch ist es absolut sinnvoll, jetzt den NIPT und die Nackentransparenzmessung vorzunehmen – damit wäre das erste große Screening gut abgeschlossen und es kann etwas mehr Sicherheit einkehren. 5. Eisenbehandlung: Die Dosis mit 100 mg Eisensulfat täglich ist in Ihrer Situation passend. Wenn die Aufnahme im Darm gut ist (am besten nüchtern mit einem Glas Orangensaft oder in Kombination mit Vitamin C), kann man in etwa zwei Wochen mit einem messbaren Anstieg des Hb rechnen – je nach Reservezustand 0,2 bis 0,4 g/dl pro Woche. Die Blutungen verzögern diesen Anstieg natürlich, aber der Ersatz läuft trotzdem kontinuierlich im Hintergrund. 6. Ihr Gefühl als Mutter: Bitte seien Sie nicht zu streng mit sich. Sie leisten gerade unglaublich viel – körperlich und emotional. Ihr Sohn braucht nicht Ihre Perfektion, sondern Ihre Liebe – und die ist spürbar. Sie müssen gerade nicht stark sein – es reicht völlig, dass Sie da sind, auch wenn es nur vom Sofa oder Bett aus ist. Und auch Krümelchen spürt: Da ist jemand, der alles tut, damit es ihm gut geht. 7. Urlaub in Berchtesgaden: Noch ist nicht alles verloren! Wenn sich die Infektion bis Freitag stabilisiert und kein neuer Rückschlag kommt, könnte man vielleicht über eine vorsichtige, gut abgesicherte Teilnahme an der Hochzeit (ohne langen Aufenthalt) nachdenken. Bitte besprechen Sie das unbedingt noch einmal mit Ihrer Ärztin am Freitag. Ich drücke Ihnen sehr die Daumen! Sehr gerne dürfen Sie mir morgen die neuen Werte schicken – ich schaue sie mir direkt an. Und bitte machen Sie sich keine Gedanken wegen Ihrer Fragen – Sie haben jedes Recht dazu, und ich bin froh, wenn ich Sie ein Stück begleiten darf. Mit den besten Wünschen für eine ruhige Nacht, stabile Entzündungswerte und weiterhin so tapferes Herzklopfen beim kleinen Krümel, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
was soll ich sagen. Ihre menschliche, verständnisvolle, hilfsbereite unterstützende und herzliche Art ist wirklich besonders. Ihre lieben Worte haben mich berührt. Danke, danke, danke für Ihre medizinisch fundierte und menschlich so freundliche Begleitung!
Gestern Nachmittag war wieder so ein unangenehmer Schreckmoment. Erst kam ein Hustenanfall, auf den ich mich anschließend übergeben musste. Dann hat es wieder ziemlich stark geblutet und im Unterleib geschmerzt. Ich weiß nicht, ob durch das Husten eine Art von Erschütterung in der Gebärmutter entsteht, die dann wieder zu mehr Blutungen führt? Oder ist das eine unsinnige Theorie? Es lief und lief wieder. Mir wurde dann auch etwas schwindlig, ob das wegen der Blutung oder weil es mir einfach schlecht ging oder ob es wegen der Angst war, weiß ich natürlich nicht. Ich war mit unserem Sohn gerade alleine und war deshalb in dieser Ausnahmesituation wirklich noch mehr gestresst. Einen Moment lang überlegt man dann, was man jetzt mit seinem Kind macht um es nicht zu verschrecken, ob man in die Klinik geht und wie man alleine jetzt hinkommt. Ich habe mich dann erst einmal hingelegt, tief durchgeatmet und dann hat die Blutung glücklicherweise schnell nachgelassen. Als mein Mann nach Hause kam, hatte es aufgehört zu bluten und ich wollte dann abwarten, bis ich heute meine Ärztin sowieso sah. Mein Mann war von meiner "Gelassenheit" nicht beeindruckt und hätte sich gewünscht, dass ich ihn anrufe um mit ihm in die Klinik zu fahren. Doch müssten wir dann momentan jeden oder jeden zweiten Tag in die Klinik und meine Ärztin sieht mich sowieso täglich. Habe ich nun richtig gehandelt? War ich zu unvorsichtig? Ich habe mir dann selbst Vorwürfe gemacht, zu entspannt gehandelt zu haben. Was ist nun richtig in dieser Situation? Krümelchen war auch heute zum Glück wie jedes Mal fidel, das Hämatom unverändert.
Die Blutwerte sind da (-> zeigt die Entwicklung von alt nach neu):
+ Leukozyten: 11.9 -> 13.8 -> 14.1 (3.90-10.2)
+ CRP hoch sensitiv i.S. 8.1 -> 11.0 (< 5)
+ TPO-AK 955 (< 80)
Meine Ärztin ist nicht begeistert. Sie denkt, zumindest das Keimabstrichergebnis müsste morgen da sein. Eine Urinkultur hat sie auch veranlasst. Aber auch diese dauert vermutlich wieder eine Woche? Wie lesen Sie die Werte? Ist der Anstieg für Sie noch moderat oder deutlich? Ist es häufig so, dass die Blasenentzündung von denselben Bakterien wie die bakterielle Vaginose ausgelöst wird, also Klebsiella pneumoniae und Stphylococcus aureus oder würde man eher andere Bakterien erwarten? Wofür sprechen die Blutwerte aus Ihrer Sicht? Ist das drei Tage nach Ceftriaxon ok oder spricht das für ein Therapieversagen? Aber das Antibiotikum war doch als sensibel getestet worden… dann müsste es doch wirken! Oder spricht das für zusätzliche andere Keime? Oder muss man sich vielleicht einfach noch gedulden? Meine Symptome wie Brennen in der Scheide, Brennen beim Wasserlassen und leichtes Fieber sind unverändert. Ich spüre die Blasenentzündung auch durch häufigeres Wasserlassen. Sie schrieben, Sie würden zu einer antibiotischen Mitbehandlung der Blasenentzündung tendieren. Womit? Kann Ceftriaxon dagegen nicht wirken? Momentan führt meine Ärztin Ceftriaxon fort, sieht sonst aber wartend bis zum Ergebnis des Abstrichs zu. Ist das ok?
Und gibt es eine Konsequenz aus den TPO-AK?
Sie schrieben in der letzen Nachricht, dass ich das Eisen am besten nüchtern mit Vitamin C nehmen soll, aber behindert es dann morgen nicht das L-Thyroxin? Würden Sie es dann irgendwann tagsüber nehmen? Und getrennt vom Magnesium und Cariban? Ich nehme zwei Cariban am Abend und eine am Vormittag. Am Nachmittag nehme ich keine und versuche, die Übelkeit auszuhalten. Ich nehme dann das zweite Magnesium schon am Nachmittag, denn ab 17 Uhr wird mir meist wieder übel.
Immerhin die Erkältungssymptome lassen heute nach. Aus der Kita bringt unser Sohn leider alles mögliche mit. Auch meine aktuelle Erkältung hatte er mir mitgebracht. Ich hoffe, es geht nicht von einer Erkältung zur nächsten über, denn er fing letzte Nacht schon wieder an zu husten mit erhöhter Temperatur. Entsprechend schlecht haben wir alle geschlafen.
Progesteron hat meine Ärztin gestern auch wieder abgenommen. Der Wert kommt vermutlich morgen. Ich werde ihn schicken. Ich hoffe, die Prolutex-Spritzen haben den Wert jetzt angehoben. Auch das Keimergebnis schicke ich Ihnen morgen falls es da ist.
Halten Sie mich bei guten weiteren Ideen Ihrerseits zu Diagnostik und Therapie bitte am Laufenden.
Und letzte "banale" Frage: ist Minze in der Schwangerschaft erlaubt? Im Internet liest man darüber komische Theorien über vorzeitige Wehen durch Minze. Mir erscheint das übertrieben. Ich habe festgestellt, dass es mir bei einem leichten Hauch von Übelkeit hilft, ein Glas Wasser mit Eiswürfeln und 3 frischen Minzblättern aus dem Garten zu trinken. Das ist erlaubt, oder?
Ich wünsche mir so sehr, dass ich diese holprige Schwangerschaft endlich auch mal genießen kann ohne ständige Sorgen
Danke, danke, danke für Ihre geduldige Begleitung! Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag ohne Stress in der Praxis!
Liliane und der Krümel
Liliane91
Guten Abend lieber Herr Dr. Gagsteiger,
es tut mir leid, dass ich Sie schon wieder kontaktiere bevor Sie auf meine letzte Nachricht geantwortet haben. Leider geht es mir noch immer nicht besser: immer wieder heftige Blutungen, Schmerzen, leichtes Fieber, Brennen in der Scheide und beim Wasserlassen, Übelkeit, Müdigkeit, Abgeschlagenheit. Und die neuesten Ergebnisse haben mich heute irgendwie wieder niedergeschlagen. Zuerst einmal ist das Hämatom wieder leicht gewachsen:
2,5 x 3,8 cm -> 3,3 x 4,2 cm -> 3,8 x 4,6 cm
Wie sehen Sie diesen Befund? Kann sich so ein Hämatom noch immer selbst auflösen und was braucht es dazu, dass es endlich kleiner wird?
Heute kam auch das Teilergebnis vom vaginalen Abstrich diese Woche mit Keimbestimmung aber ohne Antibiogramm:
Gardnerella-Kulturen: kein Wachstum
Kultur 1: Klebsiella pneumoniae: spärlich
Kultur 2: Staphylococcus aureus: mäßig
Kultur 3: Enterococcus faecium: reichlich
Kultur anaerob: Kultur: Bacteroides fragilis: reichlich
Myko-/Ureaplasma Kulturen: kein Wachstum Streptokokken-Kulturen: kein Wachstum
Die Klebsiellen und Staphylokokken sind also jeweils zurückgegangen (von mäßig -> spärlich bzw. von reichlich -> mäßig) zwei Tage nach Ceftriaxon-Beginn. Dafür sind jetzt auch noch Enterokokken und Bacteroides in reichlicher Menge vorhanden. Es ist zum Verzweifeln für mich… ist es wahrscheinlich, dass dieselben Bakterien auch in der Urinkultur gefunden werden oder eher nicht? Sind sie für Blasenentzündungen durchaus auch typisch und kommt es häufig vor, dass man im vaginalen Abstrich und in der Urinkultur dieselben Bakterien findet?
Meine Ärztin will aufgrund meines Befindens, des Abstrichergebnis und der Entzündungswerte nicht aufs Antibiogramm warten, sondern gleich mit einem neuen Antibiotikum starten. Ceftriaxon soll ich bis Sonntag weiter bekommen (7 Tage) und zusätzlich Amoxi+Clavulansäure. Sprechen Enterococcus faecium und Bacteroides fragilis denn nicht auf Ceftriaxon an? Und wer sagt überhaupt, dass sie sicher auf Amoxicillin + Clavulansäure ansprechen? Was halten Sie von diesem Plan? Sollte man so handeln oder doch erst das Antibiogramm abwarten, das aber frühestens Montag oder Dienstag da ist? Hängt dies auch von den Entzündungswerten ab, die ich Ihnen gestern gegeben hatte? Ich bin so frustriert, in der 12. SSW schon das 4. Antibiotikum zu nehmen.
Immerhin der Progesteronwert ist gestiegen:
Progesteron: 18.9 -> 29.1
Ihr Vorschlag mit Prolutex war wirklich hervorragend! Danke, danke, danke! Heute ist SSW 11 + 5 (rechnerisch) bzw. SSW 11 + 3 laut Ultraschall. Ist der Wert jetzt gut? Würden Sie ab SSW 12 + 0 komplett absetzen oder ausschleichen oder noch fortsetzen oder noch einmal den Wert messen angesichts der andauernden Blutungen?
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir bei Gelegenheit auch noch auf meine Nachricht mit den Blutwerten von gestern antworten würden (31.7.25 um 13:51 Uhr). Aber bitte nur wenn Sie Zeit finden, da ich mir vorstellen kann, dass Sie sich auf ein entspanntes Wochenende freuen. Ich will Sie nicht belästigen.
Wenn ich darf, melde ich mich mit dem Antibiogramm oder weiteren Ergebnissen.
Danke, danke, danke! Ich freue mich sehr auf Ihren Rat und wünsche Ihnen eine gute Nacht und ein schönes nicht so verregnetes Wochenende!
Liliane und der Krümel
Liebe Liliane, zuerst einmal danke ich Ihnen von Herzen für Ihre berührenden Worte. Es ist mir wirklich ein großes Anliegen, Sie in dieser sensiblen und fordernden Phase gut zu begleiten – medizinisch fundiert, aber ebenso mit einem offenen Ohr und echtem Mitgefühl. Und genau dafür stehen Sie mit Ihrem Vertrauen in mich. Danke dafür! Nun zu Ihren vielen wichtigen Fragen: 1. Blutung nach Hustenanfall – war Ihre Reaktion richtig? Ja, Ihre Überlegung, dass starkes Husten durch Erschütterung die Blutung provozieren könnte, ist durchaus plausibel. Gerade wenn bereits ein Hämatom vorliegt, können Erschütterungen wie Husten, Niesen oder auch Erbrechen einen lokalen Druckanstieg auslösen und eine vorbestehende, fragile Gefäßsituation zum „Nachbluten“ bringen. Ihre Reaktion war besonnen und richtig: Sie haben sich beruhigt, hingelegt und die Situation beobachtet. Dass Ihr Mann sich Sorgen gemacht hat, ist verständlich, aber es spricht nichts dagegen, dass Sie abgewogen haben und bei täglicher ärztlicher Kontrolle nicht direkt in die Klinik gefahren sind. Bitte machen Sie sich keine Vorwürfe – Sie haben klug und achtsam reagiert. 2. Blutwerte – was sagen sie aus? Leukozyten: Der Anstieg von 11.9 auf 14.1 ist da, also weiter kontrollieren. In der Schwangerschaft sind Leukozyten sowieso erhöht. Der Trend spricht aber dafür, dass der entzündliche Prozess noch aktiv ist. CRP hs: Der Anstieg von 8.1 auf 11.0 zeigt weiterhin eine Entzündungsreaktion, aber kein septisches Geschehen. Es ist ein moderater Anstieg, der kontrolliert werden sollte. TPO-AK: Ein Wert von 955 ist hoch, aber leider nicht selten in der Schwangerschaft. Das weist auf eine Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto) hin. Wichtig ist vor allem, dass TSH unter Kontrolle bleibt (idealerweise < 2.5 mIU/l im 1. Trimenon). Sollte das nicht der Fall sein, wäre eine L-Thyroxin-Anpassung notwendig. 3. Antibiotikatherapie – Ceftriaxon sinnvoll? Ceftriaxon wirkt gegen viele gramnegative Keime – u.a. gegen Klebsiella pneumoniae und teils auch gegen Staphylococcus aureus. Wenn das Resistenzprofil eine Sensibilität zeigt, sollte es eigentlich greifen. Dass die Entzündungswerte dennoch steigen, kann mehrere Ursachen haben: Therapiedauer zu kurz oder Konzentration zu niedrig Ko-Infektion mit einem resistenten Keim Schlechte Gewebedurchblutung (z. B. durch Hämatom oder lokale Schwellung) Nachlaufende Entzündungsreaktion, die noch etwas Zeit braucht, um abzuklingen Ihre Ärztin handelt klug, indem sie das Antibiotikum fortführt, aber gleichzeitig auf die Ergebnisse der Keimabstriche und Urinkultur wartet. Eine Ausweitung auf ein Präparat wie Fosfomycin oder Nitrofurantoin (bei Blasenbeteiligung) könnte je nach Befund gerechtfertigt sein – das hängt vom Ergebnis ab. 4. Zusammenhang BV und Blaseninfekt – gleiche Keime? Es ist möglich, aber nicht zwangsläufig. Viele vaginale Keime – wie Klebsiellen, E. coli oder Enterokokken – können sowohl bakterielle Vaginose als auch Harnwegsinfekte auslösen. Bei Staph. aureus denkt man eher an Hautkeime oder externe Verunreinigung – eine gezielte Diagnostik ist hier absolut sinnvoll. Ich bin gespannt auf Ihre Ergebnisse. 5. Eisen & Schilddrüse – wann einnehmen? Das ist eine häufige Frage. L-Thyroxin und Eisen dürfen auf keinen Fall gleichzeitig eingenommen werden, da Eisen die Resorption von L-Tyroxin massiv stört. Empfehlung: L-Thyroxin: nüchtern morgens, 30–60 Minuten vor dem Frühstück Eisen: frühestens 3–4 Stunden später, z. B. mittags mit etwas Orangensaft Cariban: unabhängig möglich, wie Sie es bereits gut machen Magnesium: am besten getrennt von Eisen, z. B. abends 6. Erkältung & Kita-Viren Ja, das ist leider die Realität mit kleinen Kindern – besonders, wenn das Immunsystem in der Schwangerschaft sowieso etwas gehemmt ist. Bitte stärken Sie sich so gut es geht, schlafen Sie, wo es möglich ist, und versuchen Sie, die nächste Viruswelle zu überstehen. Gern dürfen Sie (in Rücksprache mit Ihrer Ärztin) auch mal ein paar Tage Nasic verwenden, wenn Sie sehr verschnupft sind – besser als sich wegen Atemnot zu quälen. 7. Prolutex & Progesteron Ich bin gespannt auf den Wert. Die zusätzliche Gabe mit Prolutex ist sehr gut. 8. Minze in der Schwangerschaft – erlaubt? Ja – Sie dürfen sich beruhigt zurücklehnen! Minze (ob als Tee oder im Wasser mit frischen Blättern) ist in moderaten Mengen völlig unbedenklich. Die oft zitierten Risiken stammen aus Tierversuchen mit hochdosierten Minzöl-Präparaten. Drei Blättchen aus dem Garten sind absolut in Ordnung – und wenn es hilft: umso besser! Mein Fazit: Sie handeln klug, verantwortungsbewusst und gut informiert. Ihre Reaktionen waren absolut richtig, auch wenn die Situationen verständlicherweise belastend waren. Vertrauen Sie sich bitte ein bisschen mehr – Sie machen das wirklich gut! Ich weiß, wie schwer es ist, wenn ständig neue Unsicherheiten auftauchen. Aber Sie bewältigen das mit beeindruckender Klarheit und Kraft. Sobald Sie den Progesteronwert und die Keimergebnisse haben, schicken Sie mir diese gerne – ich bin gespannt und halte Sie weiter auf dem Laufenden. Und ja – ich wünsche Ihnen von Herzen, dass bald ein Stückchen mehr Leichtigkeit einkehrt und Sie das Wunder dieser Schwangerschaft auch genießen können. Mit herzlichen Grüßen, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liebe Liliane, vielen, vielen Dank für Ihre ausführliche Nachricht und Ihr Vertrauen. Das ist jetzt eine herausfordernde, kräftezehrende Phase, und Sie schlagen sich tapfer. Ich gehe sehr gerne auf alles ein – Schritt für Schritt: 1. Hämatomwachstum – muss man sich Sorgen machen? Das Hämatom hat sich zwar leicht vergrößert (von 2,5 × 3,8 cm auf 3,8 × 4,6 cm), aber: Solche Schwankungen sind in dieser Phase nicht ungewöhnlich, besonders wenn weiterhin Blutungen auftreten. Ein Hämatom kann sich durchaus noch komplett resorbieren, auch wenn es langsamer geht als erhofft. Die entscheidenden Faktoren dafür sind: möglichst wenig körperliche Belastung, viel Bettruhe gute Progesteronwerte (die haben Sie – mehr dazu unten) stabile Kreislaufverhältnisse Zeit und Geduld Der Umstand, dass das Hämatom nicht deutlich wächst und Krümel sich weiterhin gut entwickelt, ist ein positives Zeichen. Trotzdem verstehe ich die Sorge vollkommen – jedes neue Blutungsgeschehen ist ein seelischer Ausnahmezustand. 2. Vaginalabstrich – wie sind die Keime zu beurteilen? Sie haben völlig recht, die Keimsituation ist komplex. Der aktuelle Befund: Klebsiella pneumoniae: spärlich Staphylococcus aureus: mäßig Enterococcus faecium: reichlich Bacteroides fragilis: reichlich Das spricht für eine persistierende bakterielle Fehlbesiedlung, die bisher durch Ceftriaxon nur teilweise gebessertwurde. Besonders: Enterococcus faecium ist typisch resistent gegen viele Antibiotika, u.a. auch gegen Cephalosporine wie Ceftriaxon – hier hilft Ihre Ärztin vermutlich prophylaktisch mit Amoxi+Clavulansäure nach. Bacteroides fragilis ist ein anaerober Keim, der oft nicht gut durch Cephalosporine erfasst wird, aber durch Amoxicillin/Clavulansäure durchaus bekämpft werden kann. ➤ Was spricht für den Behandlungsplan? Ihre Beschwerden (Fieber, Brennen, Blutung, schlechter Allgemeinzustand) rechtfertigen die zügige Erweiterung der antibiotischen Therapie auch ohne vollständiges Antibiogramm. Amoxicillin/Clavulansäure deckt Enterokokken und Anaerobier (wie Bacteroides) besser ab als Ceftriaxon allein. Die parallele Fortführung von Ceftriaxon bis Sonntag ist ebenfalls sinnvoll, um den bereits begonnenen Therapieverlauf nicht abzubrechen. ➡️ Fazit: Ich halte diesen Plan für vertretbar und medizinisch sehr nachvollziehbar, gerade weil Ihr Zustand weiterhin kritisch ist und die Erregerlage eine verbreiterte Abdeckung notwendig macht. 3. Urinkultur – erwartet man dieselben Keime? Tatsächlich ja: Es ist nicht selten, dass sich bei massiver vaginaler Fehlbesiedlung Keime auch in der Harnröhre und Blase wiederfinden. Besonders: Enterokokken Klebsiellen können sowohl vaginale Infektionen als auch Harnwegsinfekte verursachen. Daher ist es sehr gut, dass eine Urinkultur läuft – auch zur Therapieüberprüfung. 4. Antibiotika in der Frühschwangerschaft – wie weiter? Ich verstehe Ihre Frustration sehr gut. Vier Antibiotika in zwölf Wochen klingen schlimm – aber das Wichtigste ist: Sie tun es nicht leichtfertig, sondern auf klarer Indikation und ärztlicher Überwachung. In der Gesamtabwägung steht der Schutz von Ihnen und Krümel im Vordergrund. Und: Die eingesetzten Antibiotika (Ceftriaxon, Amoxi/Clavulansäure) gelten in der Frühschwangerschaft als sicher. 5. Progesteronwert – großartig! Ihr Wert von 29,1 ng/ml ist sehr gut für die 12. SSW. Das zeigt, dass Prolutex wirksam unterstützt – und das Timing war goldrichtig. Wie weiter? Bei anhaltender Blutung würde ich Prolutex zunächst fortführen, evtl. bis SSW 13+6 oder sogar 14+6. Ein Ausschleichen (z. B. von täglich auf alle zwei Tage, dann absetzen) kann erwogen werden, sobald keine Blutungen mehr auftreten. Eine erneute Kontrolle des Progesterons in ca. 5–7 Tagen wäre ebenfalls möglich – aber bei stabilem Verlauf ist das nicht zwingend. Das vaginale Progesteron können Sie nun ganz absetzen. Das tut auch der Scheidenflora gut. 6. TPO-AK und Ihre letzte Nachricht (vom 31.07.) Dazu sende ich Ihnen später noch eine Rückmeldung im Detail – versprochen. Ich will Ihre Geduld nicht strapazieren, aber eine sorgfältige Einschätzung verdient eine ruhige Minute. Und zuletzt – Ihr Umgang mit allem? Liliane, ich kann Ihnen nur sagen: Sie handeln sorgsam, umsichtig und absolut nachvollziehbar. Trotz aller Rückschläge bewahren Sie Übersicht und Mitgefühl für sich und Ihr Kind – und das in einer Dauerkrisensituation. Was Sie leisten, ist bewundernswert. Und: Ja, natürlich dürfen Sie mir das Antibiogramm und neue Ergebnisse wieder schreiben! Ich bin gerne für Sie da – auch am Wochenende, wenn etwas Dringendes ist. Ich wünsche Ihnen und Krümel eine ruhige Nacht, möglichst ohne Blutung, ohne Fieber und ohne weitere Sorgen. Herzliche Grüße, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Morgen, lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich weiß gar nicht, wie ich am besten anfange, um Ihnen meine Dankbarkeit und Freude über Ihre Unterstützung auszusprechen ohne mich ständig zu wiederholen. Auf jeden Fall habe ich wirklich großes Vertrauen in Sie. Es ist sicherlich selten, sich von einem Arzt online besser begleitet zu fühlen als wir uns teilweise in unserem Kinderwunschzentrum begleitet gefühlt haben. Dieses Kompliment an Sie musste einfach mal ausgesprochen werden!
Danke, danke, danke! Und Ihre moralische Unterstützung berührt mich auch wieder sehr. Sie sagen zwar, ich mache das großartig, aber in Wirklichkeit habe ich einfach Angst um meinen Krümel und könnte weinen. Wir haben so gekämpft, schwanger zu werden, dann freut man sich so sehr, dass es endlich geklappt hat und die Schwangerschaft intakt ist und dann läuft einfach trotzdem eines nach dem anderen schief und man sorgt sich ständig um sein Baby…
Ich fühle mich ganz unwohl, Sie an Ihrem hoffentlich freien Sonntag schon wieder zu belästigen. Ich mache mir schon wieder Sorgen. Heute Morgen war etwas Blut im Urin. Ist das typisch bei einer Blasenentzündung? Oder Zeichen einer Verschlechterung und ich muss mir wieder Sorgen machen? Denken Sie, ich kann bis zum morgigen Termin mit meiner Ärztin warten? Alle anderen Symptome sind gleich geblieben: leichtes Fieber bis 38.5 Grad Celsius, dadurch immer wieder Frösteln, immer wieder Unterbauchschmerzen. Wann müsste denn das Amoxicillin/Clavulansr. anschlagen? Am Freitagabend habe ich begonnen. Heute bekomme ich außerdem die letzte Dosis Ceftriaxon (7. Tag). Ist das evtl.zu kurz? Sollte vor Absetzen etwas untersucht werden?
Außerdem hat es gestern wieder so stark geblutet, lief und lief direkt wieder an den Beinen entlang und es kam dieses Mal auch ein ganz kleines bisschen Gewebe mit raus. Es erschrickt mich immer wieder und macht mir Angst, ob es Krümel hoffentlich gut geht. Ich habe mich dann gleich wieder hingelegt und es wurde bald besser, blutete aber gestern den ganzen Tag, mal mehr, mal weniger. Meine Hebamme kam dann extra am Samstag bei mir vorbei, hat den Bauch abgetastet und mir etwas Sicherheit gegeben. Gewebe, auch wenn es wenig ist, muss nicht automatisch auf eine sich ankündigende Fehlgeburt hindeuten? Kann es einfach vom Hämatom oder der tiefliegenden Plazenta kommen? Sie formulieren es sehr treffend: jede Blutung ist ein seelischer Ausnahmezustand. "Frau" denkt an das Schlimmste, v.a. wenn es so unkontrolliert aus einem läuft und "frau" sich fragt, wo das überhaupt alles herkommen kann. Dennoch ist morgen beim Ultraschall bestimmt wieder alles in Ordnung mit dem kleinen Krümel.
Außerdem habe ich seit gestern immer wieder Bauchschmerzen und Durchfall, mehrmals am Tag (gestern 4 Mal, heute bisher 1 Mal). Ich frage mich, ob es vom Amoxicillin/Clavulansäure kommt, das ich seit Freitag nehme? Nach dem 1. Antibiotikum hatte ich OmniFlora Protect genommen. Jetzt habe ich das Gefühl, nach dem 4. Antibiotikum ist die Darmflora komplett kaputt. Ich fühle mich sowieso schon so abgeschlagen und müde. Der Durchfall macht es nicht besser. Außerdem bin ich dadurch nicht sicher, was von den ganzen anderen Medikamenten dann überhaupt ankommt (L-Thyroxin, Eisen, Magnesium, Femibion, Cariban). Und wirkt das Antibiotikum dann trotzdem ausreichend? Haben Sie eine Idee, was ich tun könnte?
Ich habe die Erklärungen Ihrer beiden Nachrichten genau gelesen und mir alles zu Herzen genommen. Ein paar Nachfragen hätte ich noch:
Zum Progesteronwert: Es freut mich, dass wenigstens dieser jetzt so großartig ist. Sie schreiben, Sie würden noch 2-3 Wochen mit Prolutex fortfahren bis die Blutung hoffentlich aufhört. Würden Sie weiterhin 2 x täglich spritzen oder auf 1 x täglich reduzieren? Cyclogest nehme ich schon seit einer Woche gar nicht mehr, weil es sowieso mit der Blutung zu oft rauslief.
Zu den Antibiotika und Ceftriaxon und Amoxicillin/Clavulansr.:
Sie schreiben, dass Enterococcus faecium gegen viele Antibiotika resistent ist. Was würde man nun tun, wenn das Antibiogramm zeigt, dass nur Antibiotika sensibel sind, die in der Schwangerschaft von Embryotox nicht als "grün", sondern z.B. "grau" eingestuft werden? Ich möchte Krümel nicht noch mehr mit so vielen Medikamenten belasten… Sie hatten bei Blasenbeteiligung von Fosfomycin oder Nitrofurantoin geschrieben. Wären diese denn gegen die Bakterien wirksam, die im vaginalen Abstrich gefunden wurden, falls in der Urinkultur dieselben sein sollten (Klebsiella pn., Staphylococcus aureus, Enterococcus faecium, Bacteroides fragilis)? Auf Embryotox sind sie nur "grau".
Zum Hämatom:
Ich versuche mich, so viel es geht, auszuruhen. Vormittags klappt das oft gut, während unser Sohn in der Kita ist. Am Nachmittag fordert er mich oft mehr. Was meinen Sie mit stabilen Kreislaufverhältnissen, die wichtig sind, damit das Hämatom kleiner wird? Den Blutdruck? Sollte ich ihn regelmäßig messen? Schwindlig ist mir oft, aber das mag auch am niedrigen Hb liegen?
Zur Schilddrüse und den TPO-AK: Sollte bei so hohen TPO-AK das L-Thyroxin erhöht werden oder hat es damit nichts zu tun? Ich nehme nun seit gut einer Woche 50 ug L-Thyroxin. Oder würde man andere Konsequenzen aus den TPO-AK ziehen? Ich gebe Ihnen nochmals alle Schilddrüsenwerte auf einen Blick:
+ TSH basal 4,40 (0.4-4.0)
- fT3 1.22 (2-4.4)
- fT4 0.49 (0.8-1.8)
+ TPO-AK 955 (< 80)
Ich wundere mich noch immer, woher ich plötzlich Hashimoto habe oder es hat nie jemand festgestellt.
Zu den Infekten aus der Kita:
Ich versuche, mich zu schützen, doch es ist fast unmöglich und ich hoffe wirklich, mich gerade nicht schon wieder mit dem nächsten Infekt von unserem Sohn zu infizieren. Gerade letzte Nacht hatten wir wieder so eine Situation, in der mein Mann und ich beide im Einsatz waren und Schlaf hinten anstehen musste. Unser Sohn hat sich vor Husten in seinem Bett übergeben, er wachte daraufhin weinend mit 38,9 Grad Celsius Fieber auf, hat sich dann hustend und weinend direkt in meinen Armen noch einmal übergeben. Gerade krank brauchen die Kleinen dann auch noch besonders viel Nähe und niesen und husten einem direkt ins Gesicht und übergeben sich auf dem Schoß. Immerhin ist sein Fieber heute runter gegangen, aber er hustet sehr verschleimt. Nun habe ich zwar in der Schule alleine schon wegen der Blutungen Beschäftigungsverbot und kann mich dort von keinen Schülern anstecken, doch meine größte Angst fürs Baby ist immer, dass unser Sohn irgendwann einmal so etwas wie CMV, Ringelröteln oder Varizellen aus der Kita mitbringt, wogegen ich keine Antikörper habe.
Nun ist meine Nachricht wieder so lange geworden. Ich entschuldige mich dafür und will Sie an Ihrem wohlverdienten Sonntag nicht mehr belästigen.
Danke, danke, danke für Ihre so wohltuende Begleitung! Sie leisten wirklich einen unglaublich tollen Job!
Liliane und der Krümel
Vorwort Ich lese Ihre Zeilen mit großem Respekt – und mit dem klaren Gefühl, dass wir den nächsten Schritt auf Nummer sicher gehen müssen. Ihr Körper sendet Signale, die wir ernst nehmen sollten, ohne in Panik zu verfallen. Deshalb möchte ich nüchtern erklären, wo tatsächlich Gefahren lauern, und zugleich konkrete Handlungsoptionen aufzeigen. 1 | Kann sich ein subchorionales Hämatom entzünden? Eine echte „Eiterung“ des Hämatoms ist selten; in der Literatur finden sich fast ausschließlich Einzelfallberichte. Das Blutgerinnsel liegt außerhalb der Fruchtblase – damit Bakterien dorthin gelangen, bräuchte es erst eine aufsteigende Infektion aus der Scheide. Entscheidend wären Warnzeichen wie: rasch steigendes Fieber > 38,5 °C, übel riechender vaginaler Ausfluss, zunehmender Unterbauchschmerz trotz Bettruhe. Ohne diese Symptome genügt die übliche Überwachung; eine prophylaktische Dauerantibiose bringt laut heutigen Empfehlungen keinen Vorteil. 2 | Stationäre Aufnahme – wann ist sie sinnvoll? Eine tiefliegende Plazenta („placenta praevia“) plus wiederholte stärkere Blutungen ist der klassische Grund, Schwangere zumindest phasenweise stationär zu behandeln. Vorteile: Sofortige Blutstillung (i. v. Medikamente, Transfusion, Not-OP) bei erneuter Sturzblutung. Lückenlose Überwachung von Kreislauf, Fieberkurve und Infektionsparametern. Entlastung im Alltag – strikte Bettruhe ist im häuslichen Umfeld mit Kleinkind kaum realisierbar. Nachteile: Psychische Belastung durch Trennung von Familie. Erhöhtes Thromboserisiko bei langer Immobilität → Heparin-Prophylaxe erforderlich. Keine Garantie, dass Blutungen ganz ausbleiben; oft wird nur Zeit gewonnen. Internationale Leitlinien empfehlen eine Aufnahme, wenn die Blutung stärker als „Periodenstärke“ ist oder mehrfach auftritt, oder wenn häusliche Distanz/Betreuungslage ungünstig sind. Ihr geschildertes Blut-„Laufen“ spricht dafür, die Situation jetzt stationär zu entschärfen. 3 | Bettruhe – was ist heute noch sinnvoll? Komplette Bettruhe wird in der Schwangerschaft nicht mehr routinemäßig verordnet, weil sie Komplikationen wie Thrombosen oder Muskelabbau nach sich ziehen kann. Bei Placenta praevia mit Rezidivblutungen gilt allerdings eine „modifizierte“ Bettruhe (viel Liegen, nur kurze Toilettengänge, Duschen statt Baden) weiterhin als pragmatischer Zwischenweg, bis die Plazenta sich hochgezogen hat oder die Schwangerschaft weiter fortgeschritten ist. 4 | Organisation der Kinderbetreuung Dass Ihr Sohn Keime aus der Kita mitbringt, lässt sich nie ganz verhindern. Dennoch: Wenn Sie (vorübergehend) stationär sind, kann Ihr Mann – zur Not mit Urlaub oder unbezahlter Freistellung – die Hauptbetreuung übernehmen. Alternativ lassen sich Großeltern, Geschwister oder Freunde tageweise einteilen, um die Belastung zu verteilen. Kurze Besuche im Krankenhaus sind möglich, aber auf Händewaschen, Maske bei Husten und keine Küsse auf Mund/Nase achten. Zu Hause wäre das Einhalten echter körperlicher Schonung bei gleichzeitiger Ganztagsbetreuung praktisch unmöglich – hier gewinnt der stationäre Ansatz an Gewicht. 5 | Wie geht es mit den Antibiotika weiter? Sobald Urin- und Vaginalkulturen negativ sind, kann man Amoxicillin/Clavulansäure absetzen. Eine längerfristige „Vorbeugung“ ist weder nötig noch sinnvoll; Stabilität der Scheidenflora erreichen Sie besser durch ein geeignetes Laktobazillen-Probiotikum plus konsequente Intimhygiene. Kontrollabstriche nach Therapieende machen Sinn, um einen stummen Rückfall auszuschließen. 6 | Mein Vorschlag in Kürze Heute noch Rücksprache mit Ihrer Frauenärztin / dem Kreißsaal-Dienst: Vorstellung zur stationären Aufnahme prüfen. Falls stationär: 48 h engmaschige Überwachung von Blutung, Temperatur und Kreislauf. Tägliche Kontrolle fetaler Herztöne und Hämatomgröße (Sonografie). Anpassung der Schilddrüsen- und Eisenmedikation, Heparin-Prophylaxe. Zuhause nur, wenn Blutung minimal, Fieber weg und sichere 24-h-Betreuung des Sohnes durch andere gewährleistet ist. Antibiotika nur bei positivem Befund oder klarer klinischer Indikation fortführen. 7 | Mut machender Abschluss Auch wenn die aktuellen Maßnahmen radikal klingen: Sie dienen vor allem dazu, weitere Blutungs-„Schübe“ zu verhindern und Ihnen die dringend benötigte Ruhe zu verschaffen. Jede Woche, in der Ihr kleiner „Krümel“ unbehelligt weiterwächst, verbessert die Prognose enorm. Lassen Sie uns jetzt die Vorsichtsschraube anziehen, damit Sie bald wieder durchatmen können. Wir sind für Sie da – melden Sie sich bitte, sobald Sie wissen, ob die stationäre Aufnahme möglich ist oder wenn neue Symptome auftreten. Alles Gute Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich kann einfach nur danke sagen für Ihre großartige Fürsorge!
Ich wurde gestern stationär aufgenommen und das war die absolut richtige Entscheidung! Danke, danke, danke, dass Sie die Lage so gut einschätzen konnten. Wir waren damit überfordert. Auch mein Mann ist dankbar für diesen "radikalen" Schritt nachdem er sich schon seit Tagen Sorgen macht. Bei der letzten Sturzblutung war er anwesend und das hat ihn auch genau wie mich in einen seelischen Ausnahmezustand versetzt. Trotzdem finde ich es psychisch ganz schwer auszuhalten, nicht zu wissen, wie lange und vielleicht auch wie oft ich in dieser Schwangerschaft noch in der Klinik liegen muss und zu Hause bei meinem Sohn Krokodilstränen fließen.
Ich war leider nicht früher in der Lage, mich bei Ihnen zu melden und mich zu bedanken. In der Klinik anrufen, Kind bei den Großeltern unterbringen, Tasche für die Klinik packen, hinfahren, warten und warten und warten, Untersuchungen. Alles dauerte ewig. Ich bekam dann Schüttelfrost, das Fieber stieg in der Zwischenzeit auf 39.2 Grad Celsius, ich bekam zusätzlich starke Rücken- und Flankenschmerzen und war einfach nur mit mir selbst und meinem Befinden beschäftigt und gleichzeitig in großer Angst um unser Krümelchen. In der Klinik wurde festgestellt, dass sich aus der Blasenentzündung eine Nierenbeckenentzündung entwickelt hat. Nun bekomme ich Amoxi/Clavulansäure i.v. Man bietet mir immer wieder Ibuprofen und Paracetamol an. Paracetamol drückt das Fieber um etwa 1 Grad, dadurch geht es mir besser. Insgesamt fühle ich mich trotzdem sehr schlapp. Doch ich will Krümelchen nicht auch noch Ibuprofen zumuten. Vorhin habe ich mit meiner Frauenärztin telefoniert. Ein Teilergebnis der Urinkultur (Keimbestimmung) und das Antibiogramm des vaginalen Abstrichs sind da. Beides leitet sie sofort an die Klinik weiter. Leider ist aber noch kein Antibiogramm vom Urinabstrich eingetroffen. Das wäre vermutlich sehr wichtig?
Urinkultur:
Keim 1: Entetococcus faecium (1 000 000 KBE/ml)
Keim 2: Klebsiella pneumoniae (10 000 KBE/ml)
Antibiogramm vaginaler Abstrich:
Amoxi/Clavulansäure sind sensibel aber nur in hoher Dosis, also am besten i.v. Möglicherweise habe ich deshalb am Wochenende bei oraler Einnahme keine Besserung gespürt? Ist das Vorgehen sinnvoll? Ich habe wirklich große Angst um mein Baby. Denken Sie, das Risiko einer Fehlgeburt oder Frühgeburt ist stark erhöht mit dieser Diagnose? Sollten noch andere Untersuchungen stattfinden?
Das Hämatom hat sich von 3,8 × 4,6 cm auf 4,4 x 5,6 cm vergrößert. Wie kann man sicher gehen, dass sich in der Gebärmutter nichts entzündet hat? Ich soll jetzt möglichst nur liegen, aber in der Klinik ist das sowieso alles leichter. Sie Plazenta liegt nach wie vor teilweise vor dem inneren Muttermund. Der Rest ist an der Vorderwand.
Nach Hb, Leukozyten und CRP habe ich mich erkundigt. Das sind die Werte von gestern Abend direkt bei der Aufnahme:
- Hämoglobin: 10.7 -> 10.2 -> 9.9
+ Leukozyten: 11.9 -> 13.8 -> 14.1 -> 16.2
+ CRP hoch sensitiv 8.1 -> 11.0 -> 23.7
Soweit ich das richtig verstanden habe, erhalte ich weiterhin 100 mg Eisen. Ist das zu wenig? Sind die Entzündungswerte typisch für Nierenbeckenentzündung? Ist der Anstieg sehr stark? Es macht mir Sorgen.
Zur Schilddrüse: L-Thyroxin 50 mg habe ich heute Morgen erhalten. Eine Dosisveränderung hat noch nicht stattgefunden. Wäre dies wichtig?
Trotz allen Umständen entwickelt Krümelchen sich prächtig. Das ist die schönste aller Nachrichten. Die Herztöne sind super. Heute an SSW 12 +1 eine SSL von 5,72 cm. Passt die Größe? Sogar genauere Messungen wurden auf meinen Wunsch gemacht, da meine Frauenärztin nun die Nachfalte ja heute nicht messen kann wie es geplant war. Es war nicht so einfach, weil der kleine Krümel wohl etwas ungünstig lag und sich auch nicht so drehen wollte wie es für die Messungen gut gewesen wäre. Die Messung der Nackenfalte hat einmal 0,8 cm und einmal 0,9 cm ergeben. Es sind bereits Gehirnstrukturen erkennbar, die Wirbelsäule ist erkennbar, der Magen auch, Rücken und Nabel sind geschlossen, das Herz schlägt sehr regelmäßig, die beiden Herzkammern sehen gut aus. Darm und Milz lassen sich erahnen. Ich spüre auch schon jetzt, dass die Hosen enger werden. Das hat in der 1. Schwangerschaft länger gedauert. Klingt das zumindest alles gut?
Der Blutdruck war vorhin 90/60. Das erklärt vielleicht, warum mir oft schwindlig ist?
Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden wenn Ihnen ein guter Einfall zu Diagnostik oder Therapie kommt.
Ich freue mich auf Ihre Antwort und hoffe sehr auf baldige Besserung…
Danke, danke, danke!
Liliane und der Krümel
Guten Tag, liebe Liliane, das ist ja spannend – aber ich bin ebenfalls sehr froh, dass Sie sich zu diesem Schritt entschlossen haben. Jetzt können sie sich ein wenig entspannen. Sie haben alles nur mögliche getan. Zu Ihren Fragen: 1 · Akute Nierenbeckenentzündung • Die stationäre i. v.-Therapie mit Amoxicillin/Clavulansäure ist leitliniengerecht, weil sie rasch hohe Wirkspiegel erreicht und Komplikationen vorbeugt. • Paracetamol ist während der gesamten Schwangerschaft das bevorzugte Mittel gegen Fieber und Schmerzen; Ibuprofen sollte erst nach Rücksprache eingesetzt werden. • Die nächsten 48–72 Stunden sind entscheidend: Fieber, CRP und Leukozyten müssen beginnen zu sinken, sonst wird das Team die Behandlung anpassen (z. B. Antibiotika-Wechsel, Nieren-Sonografie). 2 · Subchoriales Hämatom & Placenta praevia • Das Hämatom liegt im mittleren Größenbereich und resorbiert sich in vielen Fällen nach und nach. • Eine teilweise Placenta praevia im 1. Trimester rückt häufig von selbst vom Muttermund weg. Bis dahin gelten Schonung, Blutungs-Selbstkontrolle und regelmäßige Ultraschallkontrollen. 3 · Entwicklung des „Krümels“ • Mit 5,72 cm Scheitel-Steiß-Länge bei 12 + 1 SSW liegt Ihr Baby exakt im Durchschnitt. • Die Nackenfalte ist mit 0,8–0,9 mm erfreulich dünn. • Herzschlag, Organe und Wirbelsäule wirken altersgerecht – ein sehr gutes Zeichen. 4 · Laborwerte & Therapie • Hb ist auf 9,9 g/dl gefallen. Bei niedrigem Ferritin kann eine höher dosierte i. v.-Eisengabe (500–1000 mg als Einmal-Infusion) sinnvoll sein. • Der Anstieg von CRP (8 → 23 mg/L) und Leukozyten (11,9 → 16,2 G/L) passt zu einer akuten Pyelonephritis und sollte unter Therapie bald rückläufig sein. • Lassen Sie zeitnah TSH bestimmen: Liegt er über 2,5 mIU/l, wird oft eine um 20–30 % erhöhte L-Thyroxin-Dosis empfohlen. 5 · Kreislauf • Ein Blutdruck von 90/60 mmHg ist in der Frühschwangerschaft häufig, erklärt Schwindel und bessert sich meist durch reichlich Flüssigkeit, salzbetonte Ernährung und langsames Aufstehen. 6 · Praktische nächste Schritte Tägliche Kontrolle von Fieber, CRP und Blutbild; nach 48–72 h beurteilen, ob die Werte fallen. Kontroll-Urinkultur 48 h nach Therapiebeginn und erneut nach Abschluss der 10- bis 14-tägigen Gesamtbehandlung. Regelmäßige Ultraschall-Kontrollen von Hämatom und Plazenta. Hb / Ferritin einmal pro Woche; bei Bedarf höher dosiertes i. v.-Eisen. Schilddrüsenwert in zwei Wochen überprüfen und L-Thyroxin-Dosis ggf. anpassen. Psychosoziale Unterstützung nutzen; Video-Telefonate können Ihrem Sohn das Vermissen erleichtern. 7 · Zuversicht Das altersgerechte Wachstum Ihres Babys, die stabilen Herzfrequenzen und die schnelle, leitliniengerechte Infekt-Therapie sprechen für eine gute Prognose. Die meisten Schwangeren fühlen sich schon wenige Tage nach Fieberfreiheit deutlich besser, und das Frühgeburtsrisiko sinkt, wenn die Infektion vollständig ausheilt. Halten Sie mich bitte weiterhin auf dem Laufenden. Alles Liebe und baldige Besserung für Sie, Ihren Mann, Ihren Sohn und den kleinen Krümel!
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre treue verlässliche Art mich zu begleiten, für Ihre Anteilnahme und Ihre so zeitnahen Antworten obwohl Sie sicherlich in der Praxis genug zu tun haben. Das ist wirklich überhaupt keine Selbstverständlichkeit und ich habe großen Respekt vor Ihrer Leistung!
Sie geben mir in dieser wackligen Situation so viel Sicherheit und Mut, das können Sie sich vielleicht nur ansatzweise vorstellen.
Sehr gerne halte ich Sie am Laufenden und freue mich, wenn auch Sie mich am Laufenden halten mit Ihren guten Gedanken.
Heute ist nicht mein Tag.
Wir freuen uns riesig, dass es Krümelchen so gut geht und er sich von all den Problemen in seinem Wachstum nicht beeindrucken lässt. Ich habe seit gestern Abend aber so ein heftiges Ziehen in der Gebärmutter und Druck nach unten. Nachdem ich ja schon einmal entbunden habe (zwar per Not-Sectio wegen BEL und Geburtsstillstand, aber in der Austreibungsphase nachdem der Muttermund schon vollständig geöffnet war), weiß ich ja, wie sich Wehen anfühlen. Dieses Ziehen ist schon ganz schön schmerzhaft, nicht so stark wie Wehen, die minütlich auftreten und die "frau" gar nicht mehr veratmen kann, aber doch so, dass ich mit ruhigem Atmen versuchen muss, sie gut hinter mich zu bringen und es hält oft eine ganze Minute an bis es nachlässt. Im Moment kommt das schon ungefähr jede Stunde einmal vor. Ich bekomme jetzt mehr Magnesium, soweit ich weiß 3 x 200 mg. Ich habe wirklich Angst, dass das schon vorzeitige Wehen sind? Gibt es das so früh in SSW 13 überhaupt? Es macht mir Angst. Nach der Untersuchung habe ich die Anweisung bekommen, heute außer Duschen und Toilettengang gar nicht aufzustehen. Können das wirklich schon vorzeitige Wehen sein, woran werden sie vom Arzt erkannt und hilft dagegen wirklich Magnesium ausreichend um sie komplett zu stoppen? Kann man vorzeitige Wehen überhaupt ganz stoppen? Wie soll das sonst weitergehen? Sonst kann man nichts tun? Es gibt doch wehenhemmende Medikamente?
Außerdem hat unser Sohn mich wohl prompt wieder mit seinem Husten am Wochenende angesteckt. Wie er habe ich nur Husten, sonst nichts, durch das viele Liegen ist das aber nicht nur lästig, sondern es schmerzt beim Husten in der Gebärmutter und nach einem stärkeren Hustenanfall heute hatte ich wieder eine starke Blutung. Gestern hatte ich schon Hoffnung, dass die Sturzblutungen vorbei sind. Heute lief es wieder ziemlich. Im Ultraschall wurden keine auffälligen Veränderungen gesehen, doch der psychische Schreckmoment ist einfach schlimm. Und dem niedrigen Hb kommt es bestimmt auch nicht zu Gute.
Sie schreiben, bei einem TSH von über 2,5 sollte das L-Thyroxin evtl. erhöht werden. Da ist noch nichts passiert. Vor ca. 10 Tagen wurden der TSH 4,4 gemessen. Davor wusste ja überhaupt niemand von meinem Hashimoto. fT3, fT4 und TPO-AK wurden erst später gemessen, aber die Dosis wurde vor 1 Woche nur von 25 auf 50 ug erhöht. Finden Sie das bei diesen Werten ausreichend?
(links von vor 10 Tagen -> jetzt):
+ TSH basal 4,4 -> 4,2
- fT3 1.22 -> 1.30
- fT4 0.49 -> 0.53
+ TPO-AK 955 -> nicht erneut gemessen
Andere neue Blutwerte:
Ferritin: 19 (Frauenärztin) -> 23 (Klinik)
Hämoglobin: 10.7 -> 10.2 -> 9.9 (gestern)
Leukozyten: 11.9 -> 13.8 -> 14.1 -> 16.2 -> 16.5 (aktuell)
CRP hoch sensitiv 8.1 -> 11.0 -> 23.7 -> 25.2 (aktuell)
Was sagen Sie dazu? Ich mache mir Sorgen, dass sich noch nichts tut. Vielleicht dauert es noch einen Tag? Fieber und Schmerzen sind auch noch gleich. Mit Paracetamol auszuhalten (aber nicht weg) und vor der nächsten Gabe tun mir die Flanken richtig weh und ich friere. Ich soll mich melden wenn es schlimmer wird, aber dann bekommt Krümel ja ständig Paracetamol. Dann halte ich es lieber eine Zeit lang aus. Und wäre eine Eiseninfusion, von der Sie sprachen, nötig? Welche Dosis?
Ich halte viel Kontakt zu unserem Sohn per Video Call und er kommt auch mit Papa oder Großeltern zu Besuch. Das klappt gut und doch fehlen mir seine pfiffige Art und seine Erzählungen, in denen er mir seine kleine heile Welt erklärt, vor allem welche Züge er gebaut hat (seine große Leidenschaft).
Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden, sollten Sie weitere gute Einfälle haben. Ich bin heute wirklich ängstlich, dass das Krümelchen sich vielleicht doch nicht mehr wohlfühlt in meinem Bauch.
Ich hoffe weiter auf Besserung… Danke, danke, danke!
Liliane und der Krümel
Liebe Liliane, danke für Ihre ehrlichen, mutigen und bewegenden Zeilen. Auch wenn die Situation alles andere als einfach ist, zeigen Sie eine enorme Stärke, die Ihrem Krümel mit Sicherheit zugutekommt. Zu den Schmerzen und dem Druck nach unten Ja, leider können vorzeitige Wehen bereits in der 13. SSW auftreten, auch wenn das selten ist. Meistens handelt es sich in diesem frühen Stadium eher um sogenannte Tonusanstiege der Gebärmutter, also um eine erhöhte Grundspannung, die sich für Sie wie Wehen anfühlen kann. Dass Sie die Schmerzen mit Atmung begleiten müssen, zeigt, wie ernst das zu nehmen ist – auch wenn es noch nicht unbedingt „echte“ Geburtswehen sein müssen. Gut, dass Sie liegen und Magnesium bekommen. Die Dosierung mit 3 x 200 mg ist eher niedrig – bei akuter Bedrohungslage können auch 600–900 mg täglich oder mehr gegeben werden. Wichtig ist, dass Sie es gut vertragen (kein Durchfall, keine Übelkeit) und es regelmäßig einnehmen. Magnesium entspannt die Muskulatur der Gebärmutter und ist im Frühstadium tatsächlich oft ausreichend, um eine Reizlage zu beruhigen. Gibt es weitere Maßnahmen? Ja, es gibt natürlich auch medikamentöse Wehenhemmer (Tokolytika) wie Atosiban oder Fenoterol. Diese werden aber meistens erst ab der 24. SSW eingesetzt, wenn das Kind eine realistische Chance auf ein Überleben hätte. In früheren Schwangerschaftswochen versucht man, möglichst sanft zu stabilisieren – mit Magnesium, Schonung, ggf. Progesteron und engmaschiger Überwachung. Und ja, es kann gelingen, die Wehen vollständig zum Stillstand zu bringen. Deshalb: weiter so vorsichtig bleiben, wie es Ihnen geraten wurde. Auch das Duschen würde ich an besonders kritischen Tagen auf das Notwendigste beschränken. Der erneute Infekt Dass Sie durch das Liegen noch mehr unter dem Husten leiden, kann ich mir gut vorstellen – und ja, Husten erhöht den Druck auf den Bauchraum und kann eine bereits instabile Situation verschlechtern. Dass nach dem Husten wieder eine stärkere Blutung kam, ist verständlicherweise beunruhigend – aber solange im Ultraschall keine neuen Auffälligkeiten zu sehen sind und Krümelchen sich unbeeindruckt zeigt, dürfen wir auch darauf vertrauen, dass sich alles wieder beruhigt. Wichtig: Risiko einer Hämatomentzündung Natürlich muss man auch daran denken, dass ein subchorionales Hämatom sich – in seltenen Fällen – entzünden kann. Das ist zwar nicht häufig, aber möglich, insbesondere bei gleichzeitigem Infekt, erhöhter Keimbelastung oder geschwächtem Immunsystem. Deshalb mein dringender Rat: Bitte sprechen Sie mit den behandelnden Gynäkologen im Krankenhaus auch gezielt diese Möglichkeit an – und bitten Sie ggf. um engmaschige Kontrollen oder prophylaktische Überlegungen. In manchen Fällen kann eine gezielte Antibiotikatherapie notwendig werden, um eine aufsteigende Infektion zu verhindern oder zu behandeln. Ihre Schilddrüse Hier bin ich bei Ihnen: TSH > 4,0 ist in der Schwangerschaft zu hoch. Auch wenn fT3 und fT4 leicht ansteigen, ist das Tempo zu langsam, und die Dosissteigerung auf 50 µg scheint nicht ausreichend. Eine Erhöhung auf 75 µg L-Thyroxin wäre bei Ihren Werten in der Schwangerschaft gerechtfertigt. Bitte besprechen Sie das zeitnah mit Ihrer Ärztin – denn eine stabile Schilddrüsenfunktion ist für die Entwicklung des Kindes und Ihr eigenes Wohlbefinden essenziell. Eisenwerte Ihr Hb-Wert ist unter 10 g/dl gefallen, und das Ferritin liegt ebenfalls im Mangelbereich. Das spricht eindeutig für eine notwendige Eiseninfusion. In der Schwangerschaft zielt man auf einen Hb-Wert über 11 g/dl ab. Typischerweise beginnt man mit einer Dosis von 500–1000 mg Eisen (z. B. Ferinject®) als Einmalgabe. Das kann ambulant oder stationär problemlos erfolgen. Entzündungszeichen und Fieber Ihr CRP ist erhöht, ebenso die Leukozyten – das spricht für einen viralen oder beginnenden bakteriellen Infekt. Solange das Fieber nicht hoch ist und die Beschwerden mit Paracetamol kontrollierbar bleiben, darf man abwarten. Aber: Wenn die Flankenschmerzen zunehmen, Fieber steigt oder Schüttelfrost auftritt, bitte nicht zögern – das muss ärztlich abgeklärt werden, z. B. um eine Nierenbeckenentzündung oder die Entzündung des Hämatoms auszuschließen. Liebe Liliane, Ihre Sorgen sind absolut nachvollziehbar – und dennoch bin ich zuversichtlich, dass Sie und Krümel diese schwierige Etappe meistern können. Sie tun alles richtig. Ich wünsche Ihnen von Herzen Stabilität, eine ruhige Nacht, baldige Besserung – und viel Nähe zu Ihrem Sohn, auch wenn sie im Moment nur digital sein kann. Seine Züge sind sicher nicht nur aus Holz gebaut, sondern tragen auch etwas Tröstliches in Ihr Herz. Ich bleibe an Ihrer Seite und denke mit – bitte melden Sie sich jederzeit, wenn Sie unsicher sind. Mit herzlichen Grüßen Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre mitfühlenden Zeilen und Ihr großartiges Mitdenken. Sie finden immer wieder die richtigen Worte und tun dies auf eine sehr Sicherheit spendende Art
Woran würden die Ärzte denn Tonusanstiege von echten Geburtswehen unterscheiden können? Am Muttermund? Vielleicht könnte ich genauere Nachfragen stellen wenn Sie mir das genauer erklären können. Und wären Tonusanstiege ungefährlich? Die Magnesiumdosis wurde auf 900 mg täglich gesteigert. Damit habe ich heute schon Durchfall gehabt. Doch was ist dann besser? Die Dosis wieder reduzieren oder etwas Durchfall zu bekommen? Ich will einfach, dass diese Wehen aufhören. Der eine Aspekt ist, dass sie richtig weh tun und ich sie wirklich veratmen muss und das auch nachts. Letzte Nacht hat mich etwa stündlich eine Wehe geweckt und ich stand dann vor Schmerzen erst einmal komplett unter Strom. Auch die Schlafqualität leidet dann darunter. Dann kommt noch der Husten dazu und ich war die halbe Nacht wach. Aber der Hauptaspekt ist, dass jede Wehe eine Angstreaktion auslöst und ich dann den schrecklichen Gedanken habe, dass es heißen könnte, dass mein Krümelchen es jetzt schon nicht mehr in meinem Bauch aushält. Zuerst sollte ich Progesteron standardmäßig vaginal bekommen. Ich habe aber darauf bestanden, weiterhin Prolutex gespritzt zu bekommen, weil diese gute Idee von Ihnen meinen Wert deutlich angehoben hatte. Sollte ich noch einmal um eine Laborkontrolle bitten?
Zur Infektion: Eine Nierenbeckenentzündung wurde ja bereits festgestellt. Sie wird ja mit Amoxi/Clavulansäure i.v. behandelt. Die Urinkultur der Klinik ist noch nicht ausgewertet. Bei der Frauenärztin wurden ja Klebsiella pneumoniae und hauptsächlich aber Enterococcus faecium gefunden. Ich habe weiter Fieber, Flanken- und Rückenschmerzen, Brennen beim Wasserlassen und Blut im Urin. Sobald die Paracetamol nicht mehr wirkt, friere ich und die Schmerzen nehmen zu. Die Entzündungswerte sinken auch noch nicht:
Leukozyten: 11.9 -> 13.8 -> 14.1 -> 16.2 -> 16.5 -> 16.7 (aktuell) CRP hoch sensitiv 8.1 -> 11.0 -> 23.7 -> 25.2 -> 27.8 (aktuell)
Heute war die Rede von einer möglichen Erweiterung des Antibiotikums durch Gentamicin, weil Entetococcus faecium dagegen nicht resistent wäre. Gentamicin ist bei Embryotox aber "grau". Sollte man das Krümel jetzt auch noch zumuten? Mich macht das nervlich fertig. Das 5. Antibiotikum in 13 SSW und jetzt auch noch ein nicht optimal geeignetes in der Schwangerschaft?
Woran würde man eine Entzündung des Hämatoms bei den Kontrollen feststellen? An welche Untersuchungen hatten Sie gedacht? Vaginalen Ultraschall oder andere Untersuchungen? Was wären prophylaktische Überlegungen, von denen Sie schreiben?
Zur Schilddrüse: meine Frauenärztin ist jetzt drei Wochen im Urlaub. Ich versuche, die Dosiserhöhung auf 75 ug in der Klinik zu bekommen.
Eine Infusion mit 500 mg Eisen habe ich erhalten. Wie oft macht man das üblicherweise? Wann kontrolliert man anschließend den Eisenwert und um wieviel steigt er üblicherweise nach einer solchen Einmalgabe? Wie oft wiederholt man das? Bis zu einem bestimmten Wert?
Wir sorgen uns wirklich sehr. Wir hatten niemals mit so einer "komplizierten" Schwangerschaft gerechnet. Die erste lief bis auf die BEL am Schluss ohne jegliche Komplikationen. Mir ging es immer gut und jetzt geht es mir echt gar nicht gut. Es kommt irgendwie alles zusammen: Die Schmerzen, das Gefühl der Abgeschlagenheit und Schlappheit, die Übelkeit. Für Ihre guten Wünsche bedanke ich mich deshalb von Herzen. Ihr offenes Ohr und Mitdenken tun mir so gut. Ihre Mut-Botschaft sehe ich mir immer wieder an und freue mich darüber. Und wenn mir unser Sohn im Video Call seine gebauten Gleise und Züge zeigt und mir fröhlich und naiv die Welt der Züge erklärt, zaubert er mir ein Lächeln in Gesicht und Herz.
Liliane und der Krümel
Guten Tag liebe Liliane, vielen Dank für Ihre offene, bewegende Nachricht – ich habe sie mit großer Anteilnahme gelesen. Es ist vollkommen verständlich, dass Sie sich bei all den Beschwerden und Unsicherheiten momentan so belastet fühlen. Sie zeigen unglaubliche Stärke – und Ihr Krümelchen scheint ebenfalls ein Kämpfer zu sein. Ich gehe gerne auf alle Ihre Fragen ein: 1. Tonusanstiege vs. echte Geburtswehen: Wie unterscheiden Ärzte das? Die wichtigste Unterscheidung geschieht durch: Muttermundbefund: Bei echten Wehen kommt es meist zu einer Verkürzung und Öffnung des Muttermunds. Bei Tonusanstiegen bleibt der Muttermund in der Regel unverändert. CTG (Kardiotokografie): Echte Wehen zeigen typische Kurvenverläufe mit ansteigender und abfallender Kontraktion. Tonusanstiege können flacher oder diffuser erscheinen. Regelmäßigkeit und Schmerzcharakter: Echte Wehen treten regelmäßig und meist zunehmend schmerzhaft auf. Tonusanstiege oder Dehnungsschmerzen sind oft unregelmäßig. Reaktion auf Magnesium: Wenn sich die Beschwerden unter Magnesium bessern, spricht das eher für sogenannte „Übungswehen“ oder Uterustonusanstiege. Fragen Sie die betreuenden Ärzte also ruhig konkret: „Gab es Veränderungen am Muttermund?“ „Wie sehen die Kontraktionen im CTG aus?“ „Denken Sie, dass mein Magnesium bereits gut wirkt?“ 2. Magnesium – Durchfall: reduzieren oder beibehalten? 900 mg täglich ist eine recht hohe Dosis. Durchfall ist eine typische Nebenwirkung. Ob Sie reduzieren oder die Dosis beibehalten sollten, hängt vom Nutzen ab: Wenn die Wehen nachlassen: kann man diese Dosis evtl. beibehalten, auch wenn der Durchfall leicht ist. Wenn Durchfall stark ist oder neue Probleme verursacht: Reduktion auf z. B. 600 mg könnte sinnvoll sein – eventuell in Kombination mit einer anderen Wehenhemmung (Tokolyse), wenn nötig. Bitte sprechen Sie das mit den Ärzt:innen vor Ort ab – auch eine Umstellung auf ein anderes Magnesiumsalz (z. B. Magnesiocard) kann helfen. 3. Ihre Sorge vor Frühwehen – und die Angst Sie beschreiben eine große seelische Belastung. Es ist so wichtig, dass Ihre Sorgen ernst genommen werden – das tun Sie bereits sehr gut. Der nächtliche Schmerz, das Veratmen der Wehen, die Schlaflosigkeit und der Husten sind keine Bagatellen – sie gehören beobachtet. Es ist in Ihrer Situation völlig verständlich, dass jede Kontraktion mit Angst verbunden ist. Gut ist: Sie sind in medizinischer Betreuung, und wenn der Muttermund stabil ist, ist das aktuell ein gutes Zeichen. 4. Prolutex & Progesteronkontrolle Sehr gut, dass Sie auf Prolutex bestanden haben – das wirkt stabilisierender auf die Gebärmutter als vaginales Progesteron, vor allem bei Wehen. Eine erneute Kontrolle des Progesteronwertes wäre sinnvoll – gerade jetzt, wo die Uterusaktivität so stark ist. Bitte bitten Sie darum, den Serumprogesteronspiegel erneut zu bestimmen. 5. Infektion und Antibiotikatherapie Ihre Symptome und Laborwerte sprechen ganz klar dafür, dass die Infektion noch nicht vollständig unter Kontrolle ist: Ansteigende Leukozyten und CRP Anhaltendes Fieber, Schmerzen, Dysurie Der Enterococcus faecium ist bekannt dafür, auf viele Antibiotika resistent zu sein, weshalb Gentamicin medizinisch sinnvoll sein kann – auch wenn es bei Embryotox nur “grau” gelistet ist. Meine Einschätzung: Wenn die Infektion nicht zurückgeht und Komplikationen drohen, ist Gentamicin trotz “Grau-Einstufung” vertretbar, vor allem wenn es sich um eine kurze, gezielte intravenöse Gabe handelt. Eine unbehandelte schwere Infektion wäre für das Kind deutlich gefährlicher. 6. Entzündung eines Hämatoms – wie erkennen? Anzeichen für eine sekundäre Entzündung eines Hämatoms können sein: Zunehmende Schmerzen trotz Bettruhe Fieber ohne andere Ursache Veränderter Ausfluss Neue Blutungen Diagnostik: Vorsichtoge Vaginalsonografie mit Farbdoppler zur Beurteilung des Hämatoms (Randzone, Echogenität, ggf. Flüssigkeitseinlagerung), Messung der Zervixlänge. Laborkontrollen: CRP, Leukozyten, ggf. Blutkulturen Urinuntersuchungen und vaginale Abstriche Eine prophylaktische Dauerantibiose bringt laut aktuellen Leitlinien keinen Vorteil – aber eine engmaschige Überwachung ist absolut sinnvoll. 7. Schilddrüse: Dosiserhöhung auf 75 µg Sehr gut – bitte darauf bestehen, dass die neue Dosis in der Klinik umgesetzt wird. Eine gut eingestellte Schilddrüse ist essenziell in der Frühschwangerschaft. Eine Kontrolle wäre ca. nach 2–3 Wochen sinnvoll. 8. Eiseninfusion – wie geht es weiter? 500 mg Eisen ist eine übliche Dosierung – je nach Ausgangswert kann sich der Ferritin-Wert um 30–80 µg/l erhöhen. Kontrolle des Ferritin- und Hb-Werts ist sinnvoll, um den Effekt zu überprüfen. Wiederholt wird die Infusion bei: Ferritin < 30 µg/l Hb unter 11 g/dl oder bei weiterhin bestehender Erschöpfung Abschließend Liebe Liliane, es ist absolut nachvollziehbar, dass Sie sich ausgelaugt fühlen. Ihre Schwangerschaft ist derzeit ein intensiver Weg voller Herausforderungen, und Sie gehen ihn mit bemerkenswerter Wachsamkeit, Verantwortungsbewusstsein und Herz. Ihr Krümel ist trotz allem bei Ihnen und gibt Ihnen Zeichen – genauso wie Ihr kleiner Sohn, der Ihnen mit seinen Zügen wieder ein Stück Normalität schenkt. Halten Sie durch. Sie sind nicht allein. Ich wünsche Ihnen baldige Erleichterung – sowohl körperlich als auch seelisch. Wenn es Ihnen hilft, lassen Sie sich in der Klinik ruhig psychologisch mitbetreuen – auch das ist Stärke. Von Herzen alles Gute – Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger P. S.: Danke für Ihre nette Botschaft
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre Anteilnahme, Ihre lieben Worte, die Sie wieder gefunden haben, Ihre medizinisch fundierte Beratung und einfach für die Unterstützung. Ich schätze Sie sehr!
Ich bin seelisch wirklich im Ausnahmezustand. Ich will mein Baby nicht verlieren und alle Symptome und Diagnosen sind machen mir so Angst, dass das passieren könnte. Es ist auch so schade, wenn man in der 13. SSW immer noch mit sich hadert, wem man von der Schwangerschaft überhaupt schon erzählt und wenn dann immer die Vorfreude so gedämpft bleibt.
Alles ist unverändert, ich versuche mir einzureden, dass es nicht sogar noch schlechter ist.
Die Wehen treten zwar nur 1 Mal pro Stunde auf, das aber sehr regelmäßig. Nachts wecken sie mich wirklich etwa stündlich. Die Schmerzintensität baut sich dann schnell sehr stark auf und ich muss sie dann veratmen bis sie nach etwa 1 Minute nachlässt und dann langsam alles wieder vorbei ist. Bis dahin bin ich dann nachts hellwach und die Sorgen, dass Krümel es nicht schaffen könnte, nehmen zu. Ihre gut formulierten Fragen habe ich gestellt und die Antwort darauf macht mir große Sorgen: Der Muttermund ist weicher als er es in der 13. SSW sein sollte. Ich hätte genauer fragen sollen. Ich war zu sehr gestresst von dieser Antwort. Was genau heißt "weicher"? Dass er nicht komplett geschlossen ist? Wäre eine kleine Öffnung von 1 cm auch schon sehr schlecht? Die Zervixlänge ist 37 mm. Ist das schon verkürzt? Das Magnesium zeigt noch keine Wirkung. Im CTG steigen und fallen die Kurven bei einer Kontraktion deutlich. Die Ärztin sagte, es seien leider keine Übungswehen. Es war heute die Rede von einer eventuellen Zervixcerclage. Halten Sie das für sinnvoll? Eine Tokolyse würde man normalerweise erst weit später machen, hat man mir erklärt. Ich verstehe das aber nicht ganz. Wenn es die Wehen stoppen kann, ist es doch egal, ob man das im Moment tut, in dem ein Baby schon eine realistische Überlebenschance hat oder noch nicht? Kann eine Zervixcerclage die Wehen komplett stoppen? Ab wann setzt man sie ein? Bleibt sie bis zur Geburt? Die Magnesiumdosis soll ich erst einmal weiter erhalten (900 mg) so lange davon nicht öfter als einmal täglich Durchfall auftritt. Eine Progesteronkontrolle habe ich heute veranlasst. Ich gebe Ihnen den Wert sobald ich ihn habe. Würden Sie so lange 2 x täglich Prolutex weiter spritzen (1-0-1) oder eine andere Dosis?
Letzte Nacht habe ich mich zusätzlich zu Wehen, Husten und ständigem Wasserlassen (durch die Blasen- und Nierenbeckenentzündung) einmal übergeben, weil mir so übel war und heute Vormittag auch einmal. Ich weiß nicht, woher das jetzt wieder kommt. Schwangerschaftsübelkeit? Die war aber die letzten Tage etwas besser. Die Infektion? Das Magnesium? Was denken Sie? Sollte ich wieder um mehr Cariban bitten?
Beim heutigen Ultraschall habe ich noch einmal ganz konkret gefragt, ob das Hämatom entzündet sein könnte. Einige der Symptome, die Sie aufzählen, habe ich: häufig Schmerzen trotz Bettruhe, Fieber (von der Nierenbeckenentzündung?), übel riechender Ausfluss (von der bakteriellen Vaginose?), immer wieder neue Blutungen. Trotzdem wurden keine Anzeichen auf eine Entzündung des Hämatoms gefunden. Das ist wenigstens mal eine gute Nachricht. Würde es Sinn ergeben, ein MRT vom ganzen Unterbauch zu machen um sicher zu sein, dass nichts weiteres entzündet ist oder ist das in der Schwangerschaft verboten?
Mit Gentamicin i.v. wird heute begonnen. Was wäre Ihrer Ansicht nach eine gute Dosis? Es macht mir Angst, Krümelchen ein von Embryotox nicht für ganz sicher erklärtes Antibiotikum zuzumuten, doch welche Wahl habe ich. Ich lese dort von Nierenschäden bei Babys und Hörschäden. Es mag selten auftreten, aber da wird mir ganz anders. Oder denken Sie, dieses Risiko ist minimal?
Und wenn wir gerade von minimalen Risiken reden. Denken Sie, es lohnt in der Klinik um den NIPT-Test zu bitten, weil meine Ärztin ihn jetzt vor ihrem Urlaub nicht mehr machen konnte? PKV + Beihilfe haben ihn in der 1. Schwangerschaft komplett bezahlt obwohl ich da deutlich unter 35 war. Dieses Mal werde ich kurz vor dem Entbindungstermin 35.
Das sind die letzten miesen Blutwerte:
Leukozyten: 11.9 -> 13.8 -> 14.1 -> 16.2 -> 16.5 -> 16.7 -> 16.9 (aktuell)
CRP hoch sensitiv 8.1 -> 11.0 -> 23.7 -> 25.2 -> 27.8 -> 30.2 (aktuell)
Ferritin: 19 (Frauenärztin) -> 23 (Klinik) -> 27 (nach 1. Eiseninfusion 500mg)
Hämoglobin: 10.7 -> 10.2 -> 9.9 -> 10.4 (nach 1. Eiseninfusion 500mg)
Da Fieber ist auch gleich, etwa 39,0-39,3 ohne Paracetamol und 38,0-38,3 mit Paracetamol.
Das spricht also für eine weitere nötige Eiseninfusion, richtig?
Sollten bei einer Nierenbeckenentzündung eigentlich die Nierenwerte täglich kontrolliert werden? In wievielen Tagen sollten die Urinkultur und der vaginale Abstrich wiederholt werden?
Erhöhung 75 ug L-Thyroxin läuft seit heute Morgen. Sollte man bei Hashimoto nicht Jod vermeiden? Sollte ich Femibion also in Zukunft nicht mehr nehmen? Darin ist etwas Jod enthalten. In der Klinik erhalte ich momentan nur Folsäure.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
wir machen uns gerade so große Sorgen. Ich weine jeden Tag wenn mir wieder eine neue schlechte Nachricht mitgeteilt wird. Sie Nerven liegen blank. Emotional ist das alles ganz schwierig auszuhalten. Dank Ihres Beistands fühle ich mich sicherer. Ich versuche durchzuhalten und alles zu tun, was in meiner Macht steht. Auch psychologische Unterstützung werde ich annehmen. Ich weiß, dass mein Mann das als Psychologe nicht leisten kann. Es betrifft ihn selbst zu sehr und für mich wird es immer schwerer, dem Allem noch mit Gelassenheit zu begegnen. Und ich denke, mehr Entspanntheit kommt auch unserem Krümel zu Gute. Gestern Nachmittag war unser Sohn zu Besuch bei mir, hat meinen Bauch liebevoll gestreichelt und in seiner naiven Fantasie gesagt: "Das Baby soll mal rauskommen. Ich will mal Hallo sagen und ihm meine Züge zeigen." Das sind die herzerwärmenden Momente.
Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden wenn Sie gute Ideen für Diagnostik oder Therapie haben.
Danke, danke, danke fürs Mitdenken!
Liliane und der Krümel
Liebe Liliane, ich verstehe so gut, wie belastend diese Situation für Sie ist – körperlich, seelisch und emotional. Ihre Schilderung zeigt, dass Sie unglaublich aufmerksam auf Ihren Körper hören, die richtigen Fragen stellen und trotz aller Sorgen sehr klar handeln. Das ist in dieser Lage eine große Stärke. Ein „weicher“ Muttermund in der 13. SSW bedeutet zunächst nicht automatisch, dass er schon geöffnet ist. Die Beurteilung bezieht sich auf die Gewebekonsistenz. Normalerweise ist er in diesem Stadium sehr fest, ein weicherer Befund kann aber ein Hinweis auf eine beginnende Verkürzung oder Belastung sein. Ihre Zervixlänge von 37 mm ist noch im Normalbereich (kritisch wird es meist unter 25 mm), sollte aber engmaschig kontrolliert werden. Eine kleine Öffnung von 1 cm wäre in diesem Stadium tatsächlich ungünstig, aber davon schreiben Sie nicht – daher scheint dies aktuell nicht vorzuliegen. Eine Zervixcerclage wird eingesetzt, wenn sich der Gebärmutterhals vorzeitig verkürzt oder öffnet, ohne dass eine akute Infektion oder fortgeschrittene Wehentätigkeit vorliegt. Sie kann das Risiko einer Frühgeburt deutlich senken, stoppt aber Wehen nicht. Ob sie bis zur Geburt bleibt, hängt vom Verlauf ab – meist wird sie kurz vor der Entbindung entfernt. Eine Tokolyse gibt man in der Frühschwangerschaft sehr zurückhaltend, weil sie zwar Wehen bremsen kann, aber nicht immer die zugrunde liegende Ursache behebt und Nebenwirkungen hat. In Ihrem Fall würde der Fokus zunächst auf Infektionskontrolle und Entlastung der Zervix liegen. Ihre Magnesiumdosis ist am oberen Ende, aber solange Sie keine stärkeren Durchfälle entwickeln, kann sie beibehalten werden. Prolutex würde ich in der aktuellen Dosis weiterführen, bis das Progesteronergebnis vorliegt. Übelkeit kann von vielen Faktoren kommen – hormonelle Schwankungen, Infekt, Magnesium, Antibiotika – oft spielen mehrere zusammen. Cariban kann hier helfen, wenn Sie merken, dass es Ihre Kräfte zu sehr raubt. Gut, dass das Hämatom keine Entzündungszeichen zeigt. Ein MRT wird in der Schwangerschaft nur in speziellen Situationen eingesetzt, meist wenn ein wichtiger Befund anders nicht sicher zu klären ist – es ist nicht grundsätzlich verboten, sollte aber streng abgewogen werden. Gentamicin wird in der Schwangerschaft nur gegeben, wenn es keine sichere gleichwertige Alternative gibt. Das Risiko für Hör- oder Nierenschäden beim Kind ist bei sorgfältiger Dosierung und kurzer Therapiedauer sehr gering. Die Dosierung richtet sich nach Gewicht und Nierenfunktion, und ja – Nierenwerte sollten während einer Nierenbeckenentzündung regelmäßig kontrolliert werden. Ihre steigenden Leukozyten- und CRP-Werte sprechen dafür, dass die Infektion weiterhin aktiv ist. Eine zweite Eiseninfusion erscheint sinnvoll, um Ihre Reserven zu stabilisieren. Urinkulturen und vaginale Abstriche sollte man in wenigen Tagen wiederholen, um den Therapieerfolg zu prüfen. Zum Thema Jod und Hashimoto: In der Schwangerschaft wird meist weiterhin eine moderate Jodzufuhr empfohlen (150 µg täglich), da das Kind Jod braucht und eine Unterversorgung problematisch wäre – die Entscheidung sollte aber individuell mit Ihrem Endokrinologen abgestimmt werden. Femibion ist in dieser Hinsicht in der Regel unbedenklich. Zum NIPT: Wenn Sie ihn wünschen, ist es medizinisch nicht zu spät. Auch mit 34 Jahren und 11 Monaten können PKV/Beihilfe die Kosten übernehmen, vor allem wenn es bereits in einer früheren Schwangerschaft gezahlt wurde. Ich weiß, dass die vielen schlechten Nachrichten schwer wiegen. Aber Sie handeln konsequent, lassen nichts unversucht und haben ein waches Team an Ihrer Seite. Sie dürfen weinen, Sie dürfen Angst haben – und trotzdem ist jeder Tag, den Ihr Krümel in Ruhe weiterwachsen kann, ein Erfolg. Die Worte Ihres Sohnes zeigen, dass Ihr Kind jetzt schon eine liebevolle Familie hat, die auf es wartet. Diese Momente dürfen Sie als Kraftquelle nehmen. Herzliche Grüße Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre Nachricht, Ihre lieben Worte und Ihre Erklärungen.
Gentamicin scheint nun endlich zu wirken. Die Entzündungswerte beginnen zu sinken, die Flankenschmerzen und das Fieber lassen nach (noch max. 38.0 Grad Celsius). Auch das Hämatom ist kleiner geworden (4.4 x 5.6 -> 3.2 x 3.6) und die Blutungen sind schwächer geworden, aber noch nicht weg.
Ich würde Ihnen gerne die aktuellen Werte geben und Sie fragen, ob Sie denken, diese sinken schon ausreichend? Sind sie noch immer hoch? Wie schnell sollten sie sinken? Wann genau würden Sie wieder eine Urinkultur und einen vaginalen Abstrich machen? Gentamicin erhalte ich den 4. Tag.
Leukozyten: 16.9 -> 16.5 -> 16.0 (aktuell)
CRP hoch sensitiv 30.2 - > 25.8 -> 19.6 (aktuell)
Ferritin: 23 -> 27 (nach 1. Eiseninfusion 500mg -> 30 (nach 2. Eiseninfusion 500 mg)
Hämoglobin: 9.9 -> 10.4 (nach 1. Eiseninfusion 500mg) -> 10.9 (nach 2. Eiseninfusion 500mg)
Sollte es noch weitere Eiseninfusionen geben oder Tabletten?
Insgesamt fühle ich mich etwas besser, aber noch immer schlapp.
Dem kleinen Krümel geht es weiterhin gut. Das macht uns viel Hoffnung. Die Zervixlänge hat sich nämlich leider von 37 mm auf 33 mm verkürzt. Die Wehen treten etwas seltener auf (ungefähr alle 90 Minuten statt alle 60 Minuten). Wenn sie auftreten, muss ich sie jedes Mal veratmen, weil sie wirklich schmerzhaft sind. Es zieht dann richtig krampfhaft durch die Gebärmutter und bis in den Rücken. Der Muttermund ist minimal geöffnet (0.2 cm). Das ist zwar sehr wenig, aber in SSW 13 + 0 (heute) kein gutes Zeichen, oder? Magnesium bekomme ich ja schon in Höchstdosis. Vermutlich wird eine Cervixcerlage notwendig sein. Würden Sie das genauso behandeln? Hat sie Nebenwirkungen oder Risiken? Wenn sie Wehen nicht bremsen kann, dient sie nur dazu den Zervix nicht weiter zu verkürzen und den Muttermund nicht weiter zu öffnen? Oder bewirkt sie sogar, dass die Zervixlänge sich verlängert und der Muttermund wieder schließt?
Meine Erkältungssymptome lassen leider auch noch nicht wirklich nach. Aus dem eher trockenen Husten wurde vor zwei Tagen eine verstopfte und laufende Nase. Diese ist jetzt besser. Ich habe nur zwei Mal Nasic benötigt. Jetzt habe ich dafür das Gefühl, dass der Schleim von der Nase in den Rachen gelaufen ist und ich huste noch mehr und verschleimt. Das reizt dann wieder in der Gebärmutter und tut weh. Es würde mich nicht wundern, wenn die Blutung auch deshalb nicht ganz aufhört. Gegen die Erkältung kann man aber ja vermutlich nicht viel machen? Es nervt mich tierisch. Es geht schon seit einer Woche so. Unser Sohn, von dem ich den Husten letztes Wochenende bekommen hatte, hat nur drei Tage gehustet und dann war es vorbei. Mein Mann hat sich gar nicht angesteckt und bei mir geht es schon eine Woche lang so. Wäre ich nicht schwanger und zu Hause, würde ich jetzt zu ACC akut greifen. Sollte ich wenigstens mal um einen anderen Schleimlöser bitten? Gibt es überhaupt einen Geeigneten in der Schwangerschaft? Sind alle Hustenbonbons in der Schwangerschaft erlaubt?
Der Progesteronwert ist von 29.1 auf 33.2 gestiegen mit 2 x täglich Prolutex. Würden Sie die Dosis noch weiter so spritzen obwohl schon die 14. SSW beginnt, weil die Blutung noch anhält oder reduzieren?
Wir haben immer noch sehr gemischte Gefühle, froh, dass die Entzündung nachlässt und das Hämatom etwas kleiner wird, gleichzeitig ängstlich, dass die Blutungen und Wehen und der Zustand von Zervix und Muttermund noch kein gutes Zeichen sind. Unseren Urlaub und die Hochzeit unserer Freunde mussten wir natürlich auch absagen. In 2,5 Wochen wollen wir eine Woche nach Italien fahren. Auch das ist schon lange gebucht. Und auch das sehe ich noch nicht kommen. In dem Fall sind wir ja nicht einmal mehr in Deutschland.
Wie schätzen Sie die medizinische Lage ein? Sollte ich irgendwo genauer nachbohren? Ist es denn für Sie absehbar, dass ich irgendwann nach Hause darf? Was wäre für Sie die Bedingung? Unser kleiner Sohn vermisst mich schon. Das ist für mich emotional auch sehr belastend.
Danke, danke, danke für Ihre Unterstützung in dieser schwierigen Situation.
Liliane und der Krümel
Liebe Liliane, Ihre Entzündungswerte gehen in die richtige Richtung – das ist ein gutes Zeichen. Ein CRP von 19,6 mg/l und leicht fallende Leukozyten nach nur vier Tagen Gentamicin sprechen für ein Ansprechen der Therapie, auch wenn die Werte noch nicht im Normbereich sind. Eine weitere Abnahme in den nächsten Tagen ist zu erwarten. Urinkultur und vaginalen Abstrich würde ich erst nach Ende der Antibiose bzw. kurz davor wiederholen, um eine klare Aussage zur Erregerfreiheit zu erhalten. Ihre Blutwerte zur Eisenversorgung zeigen ebenfalls eine Verbesserung – mit Ferritin 30 µg/l und Hämoglobin 10,9 g/dl sind Sie noch im unteren Bereich, aber deutlich besser als zu Beginn. Eine weitere Eiseninfusion wäre nur dann nötig, wenn die Blutungen anhalten oder sich der Wert nicht weiter stabilisiert. Sonst können Tabletten (gut verträglich und über Wochen eingenommen) den Speicher auffüllen. Die Zervixverkürzung auf 33 mm und minimale Muttermundsöffnung in der 13. SSW sind ernstzunehmend. Eine Cerclage kann in so einer Situation helfen, die mechanische Belastung des Muttermundes zu reduzieren und weitere Verkürzung zu verhindern. Sie kann die Länge aber nicht verlässlich „zurückgewinnen“. Sie birgt ein kleines Risiko für Infektion und Blutung, wird aber oft erfolgreich eingesetzt, wenn die Wehen nicht dominieren. Entscheidend ist, dass vor dem Eingriff eine akute Infektion sicher ausgeschlossen ist. Dann könnte man auch einen Muttermundverschluss diskutieren. Aber das besprechen Sie bitte mit Ihren Ärzten in der Klinik. Hier hört meine Kompetenz langsam auf. Zu Ihrer Erkältung: Schleimlöser wie Ambroxol oder Guaifenesin sind in der Schwangerschaft unter ärztlicher Abwägung möglich, allerdings verzichtet man meist, wenn keine Atemnot besteht. Viel trinken, Inhalationen mit Kochsalz und ggf. milde, schwangerschaftsgeeignete Hustenbonbons (ohne Alkohol und hochdosierte ätherische Öle) sind die sichere Basis. ACC würde ich in der Frühschwangerschaft nicht nehmen, im zweiten Trimester nur nach strenger Indikation. Das Progesteron würde ich vorerst in der bisherigen Dosierung weitergeben, da es auch wehenhemmend wirkt. Ein Reduzieren macht man in solchen Fällen eher, wenn die Situation stabil ist und keine akuten Symptome mehr bestehen. Für eine Entlassung nach Hause sollten die Entzündungswerte weiter fallen, keine neuen Fieberspitzen auftreten, das Hämatom stabil bleiben oder sich weiter verkleinern, die Wehen seltener werden und der Muttermund sich nicht weiter öffnet. Ich verstehe, dass Sie Ihren Sohn und den Alltag vermissen – aber gerade jetzt ist konsequente Schonung Ihre beste Chance, die Schwangerschaft zu sichern. Alles Gute weiternim!
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke für Ihre schnelle Nachricht und das am Sonntagnachmittag! Das schätze ich wirklich sehr!
Es geht mir heute zunehmend etwas besser. Ich bin so froh! Das Gentamicin zeigt Erfolg. Ich habe kein Fieber und keine Flankenschmerzen mehr. Auch das vaginale Brennen ist weg. Die Entzündungswerte verbessern sich weiter, sind aber nach 6 Tagen Antibiotikum noch nicht ganz in der Norm:
Leukozyten: 16.9 -> 16.5 -> 16.0 -> 13.8 (aktuell)
CRP hoch sensitiv 30.2 - > 25.8 -> 19.6 -> 10.1 (aktuell)
Denken Sie, die Werte sind nach 6 Tagen Antibiotikum in Ordnung oder sollten sie da schon in der Norm sein?
Die Wehen sind seit gestern auch deutlich seltener, unregelmäßiger und viel weniger schmerzhaft geworden. Jetzt fühlen sie sich eher wie Übungswehen an und ich muss sie nicht mehr veratmen. Eine Wohltat! Muttermund und Zervixlänge sind gleichbleibend, nicht schlechter aber trotzdem beunruhigt es uns sehr. Morgen soll ich wahrscheinlich die Zervixcerclage bekommen. Sie schrieben, dass es wichtig ist, dass zum Zeitpunkt, zu dem man die Cerclage erhält, eine akute Infektion sicher ausgeschlossen ist. Sollte ich an dieser Stelle noch einmal nachhaken, weil die Entzündungswerte sich zwar ja verbessern, aber noch nicht im Normbereich sind? Sollte vorher ein neuer vaginaler Abstrich stattfinden und eine Urinkultur gemacht werden oder gäbe es andere Untersuchungen, die eine Infektion sicher ausschließen können? Woran hatten Sie gedacht?
Der Husten macht mich leider immernoch wahnsinnig. Es sind manchmal richtige Hustenanfälle und sie klingen wie bei einer Kettenraucherin. Die Lunge ist frei, aber der Schleim hängt tief in den Bronchien fest. Ambroxol wurde mir angeboten, aber da ich keine Atemnot habe und die Lunge frei ist, würde ich lieber noch abwarten und hoffen, der Schleim löst sich auch so. Armer Krümel muss genug aushalten. Ambroxol löst vermutlich auch nur den Schleim, wird aber den Hustenreiz selbst nicht lindern, richtig?
Zur Entlassung nach Hause:
Meine Vernunft sagt mir auch, dass ich noch nicht nach Hause gehöre auch wenn es mir schon besser geht. Selbst wenn wir eine Betreuung für unseren Sohn durch Großeltern, Geschwister, Freunde nach der Kita organisieren, ist die Ruhe zu Hause niemals so effektiv wie zu Hause. Doch das schlechte Gewissen und das Mitleid für unseren Sohn machen es mir nicht leicht, nicht nach Hause zu wollen.
Noch eine Frage zum Blutdruck: die letzten Tage war er immer eher zu niedrig, sodass das Blutdruckmessgerät ihn gar nicht messen konnte und Error angezeigt hat. Das Gerät mit Pumpball hat dann für den oberen Wert oft etwa 90 und der untere Wert etwa 60 gemessen. Gestern und heute war er auf einmal eher zu hoch: einmal 135/93 und einmal 139/97. Ist das vermutlich eher ein Ausreißer gewesen oder muss das genauer beobachtet werden?
Ich lasse mich jetzt auch psychologisch begleiten. Das tut gut. Danke, danke, danke für Ihren geduldigen Beistand und für die Sicherheit, die Sie mir geben. Wir hoffen sehr, dass unser Krümel sich weiterhin in meinem Bauch wohlfühlt. Trotz der Besserung der Infektion bleibt bei diesem Gebärmutterhals- und Muttermundbefund eine große Angst vor einer Fehl- oder Frühgeburt. Wir wollen unseren kleinen Krümelkämpfer auf keinen Fall verlieren. Ich schätze Ihren moralischen und medizinischen Beistand und Ihr offenes Ohr wirklich sehr!
Ich freue mich auf Ihre Antwort und auch immer wenn Sie weitere Anregungen für Therapie, Diagnostik oder Ideen haben, wie ich nachbohren kann.
Liliane und der Krümel
Liebe Liliane, zunächst einmal klingt es sehr erfreulich, dass sich Ihr Zustand in den letzten Tagen so klar verbessert hat – das ist ein wichtiger Schritt. Die Entwicklung der Entzündungswerte ist ebenfalls ein gutes Zeichen: Leukozyten und CRP sinken kontinuierlich, was zeigt, dass die Therapie anschlägt. Nach sechs Tagen Antibiotikum kann es durchaus sein, dass die Werte zwar noch leicht erhöht, aber schon deutlich rückläufig sind. Ein völliger Normwert ist nicht zwingend notwendig, bevor eine Besserung klinisch eindeutig ist – wichtiger ist, dass der Trend nach unten stabil ist und keine neuen Symptome hinzukommen. Trotzdem haben Sie Recht: Vor einer Zervixcerclage sollte man sicherstellen, dass keine akute Infektion besteht. Das bedeutet in der Praxis: klinische Symptomfreiheit (kein Fieber, keine Schmerzen, kein Brennen, kein auffälliger Ausfluss) deutlich rückläufige Entzündungswerte möglichst aktueller vaginaler Abstrich (bakteriologisch) und Urinkultur, um eine aufsteigende oder persistierende Infektion auszuschließen Diese beiden mikrobiologischen Kontrollen würde ich tatsächlich noch einmal anregen – insbesondere, wenn die Cerclage geplant ist, während die Entzündungswerte noch leicht oberhalb der Norm liegen. Sie geben zusätzliche Sicherheit und helfen, ein Restrisiko zu minimieren. Zum Husten: Ambroxol ist in erster Linie ein Schleimlöser, nicht unbedingt ein Reizhustenstiller. Bei tief sitzendem Bronchialschleim kann er helfen, dass sich das Sekret besser löst – das kann indirekt den Hustenreiz reduzieren, wenn der Reiz vor allem durch festsitzenden Schleim ausgelöst wird. Falls der Husten jedoch quälend bleibt, wäre zusätzlich ein milder, in der Schwangerschaft zugelassener Hustenstiller (vor allem für die Nacht) eine Option – das müsste mit den behandelnden Ärzt:innen abgestimmt werden. Zur Blutdruckfrage: Einzelne höhere Werte wie 135/93 oder 139/97 können gerade im Krankenhausalltag und bei Anspannung durchaus Ausreißer sein. Wichtig ist die Tendenz. Wenn der Blutdruck mehrfach und unabhängig voneinander Werte ≥140/90 mmHg erreicht, sollte genauer hingeschaut werden, vor allem in der Schwangerschaft (Stichwort Präeklampsie-Screening: Blutdruck, Urin auf Eiweiß, ggf. Blutuntersuchungen). Bei Ihnen würde ich empfehlen, dass die nächsten Tage noch etwas engmaschiger kontrolliert wird, um eine echte Tendenz auszuschließen. Was Ihre Sorge um den „Krümel“ betrifft: Sie tun derzeit medizinisch und organisatorisch alles, um die Schwangerschaft zu schützen. Die Entscheidung, vorerst stationär zu bleiben, ist in Ihrer Situation sehr vernünftig – die psychische Belastung durch die Trennung von Ihrem Sohn ist verständlich, aber Ihre Ruhe und die medizinische Überwachung geben Ihrem Baby gerade die besten Chancen. Hier ist eine kompakte, aber vollständige Liste, mit der Sie morgen in das Gespräch zur geplanten Cerclage gehen können. Die Cerclage selbst wird ja erst in einigen Wochen stattfinden. Fragen vor der Zervixcerclage Infektionsstatus Werden vor dem Eingriff noch einmal ein aktueller vaginaler Abstrich und eine Urinkultur angelegt, um eine Infektion sicher auszuschließen? Gibt es andere Untersuchungen (z. B. Labor, Ultraschallzeichen), die den Ausschluss einer akuten Infektion bestätigen? Sind die aktuell noch leicht erhöhten Entzündungswerte (Leukozyten, CRP) in Ihrem Fall unproblematisch oder sollte man warten, bis sie komplett in der Norm sind? Risiko-Nutzen-Abwägung Welche Vorteile bringt die Cerclage in meiner konkreten Situation mit dem aktuellen Gebärmutterhals- und Muttermundbefund? Welche Risiken bestehen, wenn man den Eingriff jetzt durchführt, und welche, wenn man ihn verschiebt? Medikamentöse Begleitung Soll vor oder nach der Cerclage noch eine prophylaktische antibiotische Abdeckung erfolgen, um das Infektionsrisiko weiter zu minimieren? Wird die Tokolyse (Wehenhemmung) vor oder nach der Cerclage fortgesetzt oder angepasst? Allgemeiner Verlauf Wie lange müsste ich nach der Cerclage stationär bleiben? Welche Kontrollintervalle sind danach geplant (klinisch und per Ultraschall)? Husten & Allgemeinzustand Kann mein aktueller Husten den Eingriff oder die Heilung negativ beeinflussen? Gibt es eine Möglichkeit, den Hustenreiz zusätzlich zu lindern, damit der Druck auf den Muttermund reduziert wird? Blutdruck Soll vor dem Eingriff noch einmal ein engmaschiger Blutdruck-Check erfolgen, um einen Ausreißer von einer beginnenden Blutdruckproblematik zu unterscheiden?
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich will mich vielmals für Ihre Erklärungen sowie für die Liste mit Fragen für die Cervixcerclage bedanken. Sie können sich vermutlich nur ansatzweise vorstellen, wie hilfreich mir insbesondere diese Liste für das Gespräch heute war.
Sie hat einiges aufgedeckt, was meinen Mann und mich sehr daran zweifeln lässt, dass eine Cervixcerclage für mich die richtige Lösung ist. Zumindest momentan zweifeln wir sehr an deren Nützlichkeit für meinen Fall. Der Infektionsstatus wird zwar heute noch einmal geklärt (vaginaler Abstrich mit Kultur, Urinkultur, Entzündungswerte) und der Vorteil sei die mögliche Vermeidung einer Frühgeburt. Doch die Risiken wie Blutungen, Infektionen, Gebärmutterhalsschäden, vorzeitige Wehen machen uns etwas Angst. Eine Durchführung jetzt hätte jetzt gerade ein leicht erhöhtes Infektionsrisiko, eine spätere Durchführung hätte dafür geringere Erfolgsaussichten. Ich habe mich auch selbst noch einmal informiert und bin dabei auf den folgenden Artikel des Chefarztes der Frauen-Universitätsklinik Bern gestoßen: https://www.universimed.com/ch/article/gynaekologie-geburtshilfe/wann-progesterontherapie-und-wann-zervixcerclage-2105897
Er definiert eine Zervixlänge von 20–30mm Zervixlänge als Grauzone (allerdings in der 20. und 34. SSW., ich weiß nicht was dann die Grauzone in der 14. SSW ist?). Meine Zervixlänge hat sich leider leicht weiter verkürzt und beträgt jetzt 31mm. Wo ist die Grauzone zwischen der 14. und 20. SSW? Ich erfülle aktuell keine der Indikationen in der Tab. 2 zur Zervixcerclage. Ich hatte weder eine vorausgegangene Frühgeburt/Spätabort noch ist meine Fruchtblase sichtbar (das hat mir zumindest keiner gesagt). Allerdings kann ich als Nichtmedizinerin natürlich nicht einschätzen, ob dieser Artikel eine Einzelmeinung ist oder der allgemeinen Forschungslage und auch der Behandlung in Deutschland entspricht.
Meine vorzeitigen Wehen haben deutlich nachgelassen, der Muttermund ist zwar 0,2 cm geöffnet, das aber seit einigen Tagen ohne sich weiter zu öffnen. Die Prolutex- und Magnesiumtherapie scheinen zu helfen, weshalb wir gerade dazu tendieren, mit einer Cervixcerclage lieber noch zu warten, zumindest bis die Infektion und der Husten komplett weg sind und um zu sehen, ob der Gebärmutterhals sich weiter verkürzt oder stabil bleibt. Denken Sie, diese Entscheidung macht Sinn? Gibt es außer Prolutex und Magnesium etwas, wie ich dazu beitragen kann, dass der Gebärmutterhals sich nicht noch weiter verkürzt?
Zum Blutdruck und Präeklampsie-Screening: Heute morgen war der Blutdruck mit 139/95 wieder grenzwertig. Ich bekomme jetzt eine Langzeitblutdruckmessung, die Eiweißstoffe aus dem Blut werden gemessen und es gibt später oder morgen noch eine Blutflussmessung in den beiden Gebärmutterarterien. Gibt es hier gezielt etwas, nach dem ich nachhaken kann? Worauf kommt es bei den Eiweißstoffen und der Blutflussmessung an? Und was würde man normalerweise tun, falls sich aus den Untersuchungen ein erhöhtes Präeklampsie-Risiko ergeben sollte?
Meine Risikofaktoren dürften eigentlich minimal sein. Ich hatte in der 1. Schwangerschaft keine Präeklampsie, ich kenne auch niemanden in meiner Familie, der eine hatte, bin noch knapp unter 35, ich habe keinen Diabetes. Der Zuckertest in der Schwangerschaft wurde aber noch nicht gemacht. Mein BMI vor der Schwangerschaft war 22. Ich habe allerdings jetzt in der 14. SSW schon 3kg zugenommen seit Schwangerschaftsbeginn. Auch wenn ich selbst an den Hosen schon merke, dass es auch am Baby/der Gebärmutter liegt, fürchte ich, dass es auch am vielen Rumliegen in der Klinik liegt. Zu Hause hatte ich noch gar nichts zugenommen, alleine schon wegen der Übelkeit. Der einzige Bluthochdruckrisikofaktor wäre meine Familienvorgeschichte. Da gibt es einige mit Bluthochdruck (Vater, Oma, u.a.). Aber das alleine erhöht das Risiko sicherlich nicht enorm, oder?
Ich bemühe mich wirklich, alles zu tun, was in meiner Macht steht, um unseren kleinen Krümel zu schützen. Aber es fühlt sich so an, als wären mir die Hände da sehr gebunden. So gerne ich zu unserem Sohn nach Hause möchte, hoffe ich aber auch, dass es zu Hause nicht wieder zu einer Verschlechterung kommen wird. Ich werde mit der strikten Auflage, viel zu liegen, entlassen, sobald die Entzündungswerte noch etwas weiter sinken und das Gentamicin i.v. bald abgesetzt wird. Das kann durchaus schon Ende dieser Woche der Fall sein. Die Voraussetzung ist natürlich, dass die Blutungen minimal bleiben, was sie gerade sind, das Fieber nicht wieder kommt und die Wehen nicht wieder zunehmen. Ich habe dabei nicht explizit nach Entlassung gefragt oder gar darum gebeten. Das war die allgemeine Aussage. Sehen Sie hier Einwände oder Aspekte, bei denen ich genauer nachbohren sollte? Die Nachbehandlung müsste dann ja die Vertretung meiner Frauenärztin übernehmen, weil sie noch zwei Wochen Urlaub hat. Dass sie noch dazu jede Woche eine andere Vertretung hat, finde ich in meinem Fall gar nicht günstig...
Danke, danke, danke, dass Sie so viel für mich leisten und ich entschuldige mich, dass ich Sie ständig belästige. Ich wünsche Ihnen einen sonnigen Nachmittag!
Liliane und der Krümel
Liebe Liliane, Ihre Überlegungen klingen insgesamt sehr vernünftig, und Sie haben die wichtigsten Punkte bereits klar im Blick. Ich gehe gern der Reihe nach auf Ihre Fragen und Einschätzungen ein. 1. Bedeutung der Zervixlänge in der 14.–20. SSW Die „Grauzone“ von 20–30 mm, die in dem Schweizer Artikel für die 20.–24. SSW beschrieben ist, lässt sich nicht eins zu eins auf die 14. SSW übertragen. In dieser frühen Phase ist der Gebärmutterhals bei den allermeisten Schwangeren noch >35 mm lang. Eine Verkürzung auf 31 mm in der 14. SSW ist eine leichte Auffälligkeit, aber nicht zwingend ein Grund für eine sofortige Cerclage – vor allem nicht, wenn es keine weiteren Risikofaktoren wie vorangegangene Frühgeburt oder sichtbare Fruchtblase gibt. In vielen deutschen Kliniken würde man in so einer Situation zunächst konservativ vorgehen und engmaschig kontrollieren, so wie Sie es gerade tun. 2. Ihre momentane Entscheidung, abzuwarten Mit einem stabilen Befund, zurückgegangenen Wehen und laufender Infektionsabklärung ist es medizinisch gut vertretbar, die Cerclage jetzt nicht sofort zu setzen. Das Risiko einer Infektion unmittelbar nach einer Antibiotikatherapie ist real, und eine spätere Cerclage kann – falls nötig – immer noch erwogen werden. Wichtig ist, den Verlauf der Zervixlänge in den nächsten 1–2 Wochen zu beobachten. 3. Was Sie selbst zusätzlich tun können Neben Prolutex und Magnesium ist vor allem konsequente körperliche Schonung entscheidend. Strenge Bettruhe wird nicht mehr pauschal empfohlen, aber in Ihrem Fall – wegen der Vorgeschichte, der leichten Verkürzung und der Wehentendenz – ist eine weitgehende körperliche Schonung sinnvoll. Stressreduktion, ausreichend Flüssigkeit, gute Stuhlregulation (kein starkes Pressen) und das Vermeiden von Erschütterungen (lange Autofahrten, Sport) helfen zusätzlich. 4. Blutdruck, Präeklampsie-Screening und Blutflussmessung Bei der Doppleruntersuchung der Gebärmutterarterien achtet man vor allem auf den Widerstand (Pulsatilitätsindex, ggf. Notching). Erhöhte Widerstände in Kombination mit auffälligen Laborwerten (z. B. niedriger PlGF- oder hoher sFlt-1-Wert) können ein erhöhtes Präeklampsierisiko anzeigen. Bei Eiweißbestimmungen ist vor allem eine Proteinurie >300 mg/24 h relevant. Falls ein erhöhtes Risiko festgestellt würde, käme in der Regel niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS 100–150 mg täglich, am besten abends) bis zur 34.–36. SSW in Betracht, sofern keine Gegenanzeigen bestehen. 5. Ihre Risikoeinschätzung Ihre persönlichen Risikofaktoren sind tatsächlich überschaubar. Eine familiäre Häufung von Bluthochdruck kann ein kleiner Baustein sein, ist aber ohne weitere Faktoren kein hoher Einzelrisikofaktor. Das aktuelle Blutdruckniveau sollte aber beobachtet werden – die Langzeitmessung wird zeigen, ob es sich um einzelne Ausreißer handelt oder um einen Trend. 6. Entlassung und ambulante Betreuung Die Kriterien, die Ihnen genannt wurden (stabile Entzündungswerte, keine Blutungszunahme, kein Fieber, keine Wehenzunahme), sind medizinisch sinnvoll. Falls Sie entlassen werden, wäre es gut, dass die Vertretung Ihrer Frauenärztin direkt vorab einen klaren Plan bekommt: wöchentliche Zervixmessung, Kontrolle auf Wehen, Blutdruckkontrollen und ggf. Laborkontrollen. Auch sollte klar abgesprochen werden, wohin Sie sich sofort wenden, falls sich Symptome verschlechtern. 7. Nachhaken könnten Sie noch bei: exakte Dokumentation der Zervixlänge bei jeder Kontrolle, klare Festlegung, ab welchem Wert oder welcher Symptomänderung eine erneute stationäre Vorstellung oder Cerclage erwogen wird, ob ggf. schon jetzt ASS zur Präeklampsieprävention beginnen sollte (falls Doppler oder Labor ein Risiko zeigen). Ihr derzeitiger Plan – weiter abwarten, Infektion vollständig ausheilen lassen, engmaschige Kontrollen – ist medizinisch nachvollziehbar und entspricht in vielen Kliniken dem Vorgehen bei einem solchen Befund. Bitte denken Sie daran, dass Alle auf Sie aufpassen sollen und Sie nicht auf Alle aufpassen müssen! Alles Gute weiterhin! Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
Sie beeindrucken mich immer wieder mit Ihren schnellen Antworten und klaren Einschätzungen. Danke für die Sicherheit, die Sie uns bei unserer Entscheidung in Bezug auf die Zervixcerclage gegeben haben. Wir werden also abwarten und die Zervixlänge regelmäßig kontrollieren lassen. Die Klinik empfiehlt uns eine neue Vorstellung und Prüfung der Notwendigkeit einer Zervixcerclage bei einem Gebärmutterhals von 25 mm. Ist dieser Wert für Sie auch eine sinnvolle Grenze, bei der wieder über eine stationäre Aufnahme (evtl. mit Legen einer Cerclage) gesprochen werden sollte? Oder würden Sie früher oder später vorschlagen?
Mehr Sorgen machen uns gerade mein Blutdruck und das Präeklampsie-Screening, das nicht so ausfiel, wie erhofft. Warum muss ich mir eigentlich immer etwas Neues "aussuchen" sobald ein Problem beginnt gelöst zu werden? Die Langzeit-Blutdruckmessung hat leider immer wieder zu hohe Werte ergeben, der höchste 147/100, häufige Werte: 135/95. Es waren auch normale Werte unter 130/90 dabei, aber zu viele Ausreißer. Die Doppleruntersuchung der Gebärmutterarterien hat leicht erhöhte Widerstände gezeigt. Deutet dies auch auf eine Plazentainsuffizienz hin? Gibt es hier einen bestimmten Wert, nach dem ich mich erkundigen könnte? Und was macht man dagegen? Der sFlt-1 PIGF-Quotient ist 43 und damit leicht auffällig. Gibt es hier Normbereiche? Wie stark auffällig ist der Wert für Sie?
Wie interpretieren Sie die Ergebnisse? Welche Schlüsse für weitere Diagnostik und Therapie würden Sie ziehen? Ab sofort soll ich 150 mg ASS nehmen. ASS wirkt aber ja blutverdünnend, richtig? Ist das mit leichten Blutungen dann überhaupt sinnvoll? Wenn ich es richtig aufgefasst habe, bekomme ich auch einen Blutdrucksenker, muss mich aber noch einmal erkundigen, welchen in welcher Dosis. Welche sind denn in der Schwangerschaft überhaupt erlaubt und welche Dosis ist vielleicht sinnvoll? Kann ASS eine Präeklampsie überhaupt völlig verhindern oder nur hinauszögern und abmildern? Ich muss zugeben, die erhöhte Präeklampsiewahrscheinlichkeit hat uns heute richtig aus der Bahn geworfen. Das hat genau noch gefehlt und ist ja auch wirklich gefährlich. Ich verstehe es irgendwie nicht. Ich hatte noch nie Blutdruckprobleme. Kann diese Infektion so viel Schaden angerichtet haben (vorzeitige Wehen, Gebärmutterhalsverkürzung, Präeklampsie-Risiko)? Ich habe heute so große Angst und Panik bekommen. Wie sollte die weitere Präeklampsie-Überwachung (ambulant) aus Ihrer Sicht jetzt aussehen? Gäbe es etwas, wo ich vor Entlassung nachhaken sollte?
Ich danke Ihnen auch für Ihre klar formulierten Gedanken zur Entlassung. So konnte ich gezielt nachbohren. Bei Symptomen wie Blutungszunahme, Fieber oder Wehenzunahme soll ich mich sofort wieder vorstellen. Die Entzündungswerte sind weiter gepurzelt sodass Gentamicin i.v. morgen gestoppt wird:
Leukozyten: 16.9 -> 16.5 -> 16.0 -> 13.8 -> 12.4 (aktuell) CRP hoch sensitiv 30.2 - > 25.8 -> 19.6 -> 10.1 -> 3.2 (aktuell)
Sind die Werte aus Ihrer Sicht jetzt wieder ok oder noch zu hoch?
Vermutlich werde ich also schon morgen (am Freitag) entlassen. Gäbe es aus Ihrer Sicht Einwände? Gleich für Montag sollte ich einen Termin bei der Vertretung zur Blutwert-, Blutdruck-, Ultraschall- und Zervixkontrolle machen.
Es passen gerade so viele gut auf mich auf und darüber bin ich sehr froh! Mein Mann kümmert sich rührend, meine Eltern nehmen uns unseren Sohn sehr viel ab, Geschwister, Freunde bemühen sich. Denken Sie, es ist nötig, grundsätzlich immer eine zusätzliche Person zur Betreuung unseres Sohnes zu haben, sodass ich wirklich nie mit ihm alleine bin? Mein Mann hat schon sehr viel organisiert, um eine fast lückenlose Betreuung zu sichern, arbeitet gerade deutlich weniger usw., doch mit den momentanen Kita-Ferien ist das alles nicht ganz so einfach. Er möchte mich am liebsten gar nicht allein zu Hause lassen (egal ob mit oder ohne Kind), doch ich weiß nicht, ob sich das immer umsetzen lässt. Als Mama fällt es meinem Herz schwer, nicht so richtig auf meinen Schatz aufpassen zu können.
Auch Sie passen gerade so gut auf mich und Krümelchen auf! Sie tragen einen beträchtlichen Teil dazu bei, dass es mir besser geht. Danke, danke, danke für Ihr so aktives Mitdenken!
Ich freue mich auf Ihre Antwort. Halten Sie mich bitte bei neuen Ideen auf dem Laufenden.
Liliane und der Krümel
Liebe Liliane, vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung und das Vertrauen. Ich möchte Ihnen zu jedem Punkt eine klare Einschätzung geben und dabei auch die von Ihnen genannten Sorgen und meine Bedenken zur Entlassung und zur Cerclage mit einfließen lassen. 1) Zervixlänge und Cerclage-Grenzwert Eine Grenze von 25 mm für die Neubewertung ist in vielen Leitlinien als kritischer Punkt festgelegt. Erfahrungsgemäß kann ab dieser Länge die Verkürzung oft rasch fortschreiten – deshalb sollte dann kurzfristig über eine stationäre Aufnahme und mögliche Cerclage diskutiert werden. Ich würde aber noch keine Cerclage legen, solange die Gefahr einer Infektion (insbesondere bei Hämatom über dem inneren Muttermund) nicht sicher ausgeschlossen ist. Eine Cerclage in der Nähe eines potenziell infizierten Hämatoms ist ein erhebliches Risiko und kann die Infektion massiv verschlechtern. 2) Entlassung – mein Standpunkt Ich bin noch nicht dafür, Sie aus dem Krankenhaus zu entlassen, weil ich die Gefahr sehe, dass die Infektion im Bereich des Hämatoms noch nicht vollständig gebannt ist. Erst wenn folgende Punkte sicher ausgeschlossen sind, würde ich eine Entlassung in Betracht ziehen: Keine vor dem Muttermund liegende Plazenta mehr nachweisbar Keine klinischen oder laborchemischen Infektionszeichen (Leukozyten und CRP stabil im Normbereich) Keine Zunahme von Wehen, Blutungen oder Schmerzen Bis dahin ist die engmaschige stationäre Überwachung aus meiner Sicht sicherer. 3) Blutdruck, Präeklampsie-Risiko und Doppler-Befunde Blutdruckwerte wie 135–147/95–100 mmHg sind in der Schwangerschaft zu hoch, auch wenn zwischendurch normale Werte auftreten. Doppler-Uterinarterien mit leicht erhöhten Widerständen deuten auf ein erhöhtes Risiko für eine Plazentainsuffizienz, sind aber allein kein Beweis dafür. Hier wäre der Pulsatilitätsindex (PI) wichtig, um die Aussage einzuordnen. sFlt-1/PlGF-Quotient: Werte < 38 gelten als unauffällig, 38–85 als grenzwertig, >85 (je nach Gestationsalter) als auffällig. Ihr Wert von 43 ist leicht erhöht, was ein erhöhtes Risiko, aber keine akute Präeklampsie bedeutet. 4) Therapie ASS 150 mg ist Standard zur Präeklampsieprävention; es wirkt gerinnungshemmend, aber in dieser Dosierung nur sehr mild blutverdünnend. Bei leichten Schmierblutungen ist es meist unproblematisch, sollte aber im Verlauf kontrolliert werden. Blutdrucksenker in der Schwangerschaft: Meist Methyldopa, Nifedipin oder Labetalol. Die genaue Auswahl hängt von Ihren Werten und Begleitfaktoren ab. Ziel ist es, Werte unter 140/90 mmHg zu halten. ASS kann Präeklampsie nicht vollständig verhindern, aber oft deutlich hinauszögern und die Schwere mindern. 5) Zusammenhang mit Infektion Ja, eine schwere oder länger bestehende Infektion kann die Plazentaentwicklung beeinträchtigen, Entzündungsprozesse auslösen und damit das Risiko für Präeklampsie und Gebärmutterhalsverkürzung erhöhen. 6) Überwachungsvorschlag (ambulant, sobald vertretbar) 2× pro Woche Blutdruckkontrolle (besser täglich zu Hause) Regelmäßige Doppler-Ultraschallkontrollen der Uterinarterien und Plazenta sFlt-1/PlGF-Quotient-Kontrolle alle 2–3 Wochen Bei jeder Kontrolle Zervixlängenmessung und CTG Sofortige Vorstellung bei Blutungszunahme, Wehen, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Oberbauchschmerzen oder plötzlicher Gewichtszunahme 7) Betreuung zu Hause Solange Sie stationär sind, entfällt das Problem. Wenn Sie entlassen werden, ist in der ersten Zeit tatsächlich eine durchgehende Entlastung im Alltag sinnvoll – gerade, um Stress und körperliche Belastung zu minimieren und sofort reagieren zu können, falls Symptome auftreten. Ich verstehe gut, dass Sie nicht immer fremdbetreut sein wollen, aber in Ihrer aktuellen Situation ist eine zusätzliche Betreuung für Ihren Sohn eine Sicherheit für Sie beide. 8) Aktuelle Entzündungswerte Ihre Werte sind sehr schön gefallen (CRP jetzt 3,2; Leukozyten 12,4), aber Leukozyten noch leicht erhöht. Das ist für mich ein weiterer Grund, stationär zu bleiben, bis dieser Wert stabil im Normbereich liegt. Zusammenfassung meiner Empfehlung Noch keine Cerclage – erst, wenn Infektionsgefahr und Hämatom als Keimquelle sicher ausgeschlossen sind Keine Entlassung vor vollständiger Infektberuhigung und unauffälliger Plazentalokalisation Zervixlängenkontrolle engmaschig; bei ≤25 mm zügig stationär prüfen und ggf. Cerclage legen Blutdruckkontrolle intensivieren, ASS fortsetzen, blutdrucksenkende Medikation nach Rücksprache starten Ambulante Nachsorge erst, wenn Sie klinisch stabil und alle Risiken minimiert sind Alles Gute für Sie und Ihren Krümel
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich habe lange überlegt, wie ich meine Nachricht an Sie heute beginne. Zuerst hat mich Ihre "gegenteilige" Ansicht, noch stationär in der Klinik zu bleiben, verunsichert. Doch als ich mit meinem Mann darüber gesprochen habe, war er sehr erleichtert, denn er war auch überhaupt noch nicht überzeugt davon, dass es richtig sein könnte, wenn ich schon nach Hause komme. Er hatte selbst große Bedenken dabei, die "Verantwortung" für mich in meinem aktuellen Zustand zu übernehmen. Sie haben ihn also darin bestätigt, was er sowieso schon dachte, doch als Nichtmediziner nicht so genau einschätzen konnte. Ich soll mich deshalb auch in seinem Namen bei Ihnen bedanken! Ihr aktives Mitdenken ist wirklich hilfreich! Mein Mann hat also alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass ich heute nicht "rausgeworfen" werde und hatte Erfolg. Ob ich allerdings so lange behalten werde, bis die Plazenta gar nicht mehr über dem inneren Muttermund ist, weiß ich nicht. Ist das so üblich oder haben Sie sich nur in meinem konkreten Fall dafür ausgesprochen?
Ich bin ehrlich gesagt unglaublich geknickt. Es fühlt sich zunehmend so an, als würde ich diese ganzen Probleme bis zum Ende der Schwangerschaft mit mir herumtragen. Das alleine macht schon Angst. Gleichzeitig habe ich auch noch große Sorgen, dass unser Krümel es im schlimmsten Fall nicht schaffen könnte oder eine extreme Frühgeburt werden könnte. Und all das vielleicht wegen dieser blöden Infektion. Das macht mich so traurig und ich fühle mich schuldig. Da kommen mir Gedanken wie: Hätte ich mir vom HNO-Arzt kein Antibiotikum gegen die Nebenhöhlenentzündung verschreiben lassen, wäre es wahrscheinlich zu keiner bakteriellen Vaginose ganz zu Beginn der Schwangerschaft gekommen und damit nicht zu diesem ganzen Teufelskreis der gestörten Scheidenflora, Blasenentzündung, Nierenbeckenentzündung usw. Ich mache mir irgendwie Vorwürfe, dass es vielleicht auch anders hätte gehen können. Ohne Antibiotika. Ich könnte einfach nur weinen, weil ich mich vielleicht falsch verhalten habe und damit unseren Krümel in Gefahr gebracht habe. Und noch dazu muss unser Sohn die nächsten Wochen mehr oder weniger ohne mich klarkommen. Und mein Mann rotiert um alles zu organisieren.
Trotzdem bin ich in der Klinik besser aufgehoben. Mir ist heute sowieso so schwindlig und ich könnte dauerschlafen. Ich weiß nicht, ob es an all den Problemen liegt oder einfach an der Kombination aus Hitze und Schwangerschaft, die ich gerade selbst innen sehr anstrengend finde.
Sie schreiben von einer möglichen potentiellen Gefahr einer Infektion im Bereich des Hämatoms. Wie können die Ärzte das denn sicher ausschließen? Es hieß immer, die Infektion beschränkt sich auf Blase + Nierenbeckenentzündung + bakterielle Vaginose. Anders gefragt: ich weiß nicht genau wie ich hier noch einmal gezielt nachhaken kann.
Die Größe hat sich reduziert: 4.4 x 5.6 -> 2.5 x 2.1
Der Dopplerbefund der Gebärmutterarterien ist folgender:
Rechts:
PI: 1,30, RI: 0,80
Links:
PI: 0,99, RI 0,63
"Grenzwertig, muss beobachtet werden", wurde mir gesagt. Aber keine akute Plazentainsuffizienz, so habe ich es aufgefasst. Stimmen Sie dem zu oder sind die Werte alleine nicht genug aussagefähig? Krümels Entwicklung ist aktuell zum Glück noch immer in der Norm.
Als Blutdrucksenker erhalte ich Methyldopa 250 mg heute 1 x täglich und es wird evtl. weiter gesteigert falls es nicht ausreichend Wirkung zeigt. Heute Morgen vor der Tablette war der Blutdruck 141/98. Einige Zeit nach der Einnahme 135/93. Das ist kein wesentlicher Unterschied. Was wäre denn aus Ihrer Sicht ein Zielwert? Ist es normal, dass es Zeit braucht, diesen zu erreichen? Im Beipackzettel von Nethyldopa steht: "Eisen führt zu einer verminderten Resorption von Methyldopa." Da mein Hb noch immer zu niedrig ist, erhalte ich weiterhin Eisen. Gibt es hier dann etwas zu beachten?
Und bedeutet mein sFlt-1/PlGF-Quotient von 43 dann im Umkehrschluss dann auch, dass zwar mein Präeklampsierisiko erhöht ist und beobachtet werden muss, aber nicht zu 100% eine Präeklampsie eintreten muss/wird? Wenn man versucht, optimistisch zu bleiben?
Die Leukozyten sind heute von 12.4 auf 12.3 gesunken. Sie schreiben, Sie sollten erst wieder im Normbereich sein. Doch ich dachte, sie sind in der Schwangerschaft immer leicht erhöht? Vor der Infektion waren sie bei mir zu Beginn der Schwangerschaft mal bei 11.6. Was wäre ein ausreichender Wert? Sollte Gentamicin i.v. dann auch noch nicht abgesetzt werden?
Halten Sie mich gerne am Laufenden, wenn ich irgendwo intervenieren oder einfach nachhaken kann, sei es bei Diagnostik, Blutwerten oder Therapie. Aber bitte nur wenn ich Sie nicht belästige. Ich habe ein schlechtes Gefühl, Ihnen schon wieder so viele Fragen zu stellen. Es tut mir leid, Sie so oft zu kontaktieren. Ich habe Verständnis wenn Sie mir nicht mehr antworten mögen. Danke, danke, danke für Ihren großartigen Job!
Ich bin mir bewusst, dass das nicht jeder in seiner Freizeit tun würde.
Ich wünsche Ihnen ein schönes ruhiges Wochenende!
Liliane und der Krümel
Guten Tag, Bitte machen Sie sich keine Vorwürfe. Weder die Antibiotika noch Ihr Verhalten haben diese komplizierte Situation „verursacht“. Infektionen in der Schwangerschaft entstehen leider manchmal trotz größter Vorsicht, und gerade die Kombination von Schwangerschaft, Abwehrlage und Vorerkrankungen kann ein solches Geschehen begünstigen. Sie haben also nichts „falsch gemacht“. Dass Sie stationär bleiben können, ist aus meiner Sicht eine gute und richtige Entscheidung. In Ihrem speziellen Fall war es wichtig, die Risiken noch genau im Blick zu behalten. Nicht jede Frau mit einer Plazenta praevia oder einem Hämatom wird so lange in der Klinik bleiben, aber durch die Kombination aus Vorgeschichte, Infektion und Blutungsrisiko ist das bei Ihnen sehr sinnvoll. Zu Ihren Fragen im Einzelnen: Infektion im Bereich des Hämatoms: Eine absolute Sicherheit gibt es hier nicht, aber regelmäßig kontrollierte Entzündungswerte, Ultraschall und klinische Untersuchung (Fieber, Schmerzen) geben recht verlässliche Hinweise. Dass Ihr Hämatom kleiner wird, ist ein gutes Zeichen. Dopplerwerte: Ihre Werte sind grenzwertig, aber noch nicht pathologisch. Und ganz wichtig: Gerade zu Beginn des zweiten Trimenons sind Dopplerwerte, Blutdruckmessungen und auch Präeklampsie-Diagnostik noch sehr unscharf. Sie müssen nicht bedeuten, dass sich daraus später eine Gefahr entwickelt. Entscheidend ist die Entwicklung im Verlauf, und da ist aktuell die Versorgung Ihres Kindes zum Glück normal. Blutdruck & Methyldopa: Ziel ist in der Schwangerschaft meist ein Wert < 140/90 mmHg, gerne im Bereich 120–135/80–85. Methyldopa wirkt manchmal etwas verzögert, und oft braucht es mehrere Gaben pro Tag, bis ein stabiler Effekt erreicht wird. Dass Ihr Blutdruck nach Einnahme nicht sofort deutlich abfällt, ist normal. Eisen und Methyldopa sollten nach Möglichkeit zeitversetzt (ca. 2 Stunden) eingenommen werden, damit sich die Medikamente nicht gegenseitig behindern. sFlt-1/PlGF-Quotient: Ein Wert von 43 bedeutet ein erhöhtes Risiko, aber keinesfalls eine sichere Präeklampsie. Entscheidend ist die Verlaufsbeobachtung und das klinische Bild. Es ist absolut legitim, hier optimistisch zu bleiben. Leukozyten: Leichte Erhöhungen sind in der Schwangerschaft normal. Werte um 11–12 können also auch ohne Infektion vorkommen. Wichtig ist, dass Ihre Werte im Verlauf sinken – das spricht für ein gutes Ansprechen auf die Therapie. Solange die Entzündungswerte und der klinische Verlauf noch nicht ganz unauffällig sind, wird das Antibiotikum in der Regel weitergegeben. Vielleicht wäre es für Sie auch eine Entlastung, in der Klinik einmal nach einer Psychologin zu fragen. Viele Frauen nutzen in diesen herausfordernden Zeiten die Möglichkeit, kleine Tricks zur Ablenkung, zum Entspannen oder zur inneren Beruhigung zu lernen. Auch ein gutes Buch, ein Hörbuch oder kleine kreative Tätigkeiten können helfen, dass sich die Gedanken nicht immer nur um die Sorgen drehen, sondern auch Raum für etwas Leichteres bleibt. Bitte haben Sie keine Hemmungen, mir Ihre Fragen zu stellen. Sie „belästigen“ mich damit nicht – im Gegenteil, es ist wichtig, dass Sie die Dinge verstehen und sich nicht hilflos fühlen. Ihre Sorgen und Ihre Verantwortung für Ihr Kind sind vollkommen nachvollziehbar. Dass Sie müde, schwindlig und emotional erschöpft sind, ist bei all dem kein Wunder. Versuchen Sie, sich kleine Ruheinseln zu schaffen und darauf zu vertrauen, dass Sie in der Klinik gut aufgehoben sind. Ihr Mann und Ihr Sohn werden diese Phase mit Ihnen gemeinsam tragen – und am Ende steht hoffentlich die Freude über Ihr gesundes Kind. Ich wünsche Ihnen und dem Krümel weiterhin viel Kraft, gute Zuversicht und auch Momente der Ruhe und Leichtigkeit. Und bitte: Melden Sie sich weiterhin, wenn Sie Fragen haben – Sie machen das genau richtig. Herzliche Grüße Ihr Dr. Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre freundliche Antwort, für Ihr Verständnis für unsere Sorgen, Ihr Mitdenken und für Ihren ganzheitlichen Ansatz. Sie haben mir schon so viel Gutes getan!
Und gerade heute bin ich Ihnen extrem dankbar für Ihren Einwand, dass ich stationär bleiben darf. Eine Entlassung wäre gründlich schief gegangen. Letzte Nacht hatte ich wieder drei Mal so eine heftige Wehe, dass ich sie vor Schmerzen kaum aushalten konnte und richtig veratmen musste. In dem Moment war ich so mit dem Schmerz und mir selbst beschäftigt, dass ich mich erst danach melden konnte. Es wurde dann eine ganze Zeit lang ein CTG geschrieben, aber es kam keine Wehe mehr. Später kam wieder eine, aber das CTG hat sie jedes Mal "verpasst". Ich konnte die ganze Nacht vor Angst kaum schlafen. Es war eine psychische Tortur für mich. Der Gebärmutterhals hat sich von 31 mm auf 29 mm verkürzt. Das macht mir so Sorgen. Heute ist gerade mal SSW 13 + 6. Die Wehen haben sich heute zum Glück wieder beruhigt, aber am Morgen kam dann wieder eine heftige überperiodenstarke schwallartige Blutung. Es lief richtig. Jetzt ist es wieder besser, aber es ist heute mehr als Schmierblutung. Außer der Plazenta praevia und des Hämatoms konnte im Ultraschall nichts festgestellt werden. Krümels Herzschlag war regelmäßig. Könnten es trotzdem Zeichen eines Aborts sein? Ich habe heute so Angst. Wie kann es sein, dass es jetzt wieder mit Wehen und Blutungen losgeht wenn doch die Infektion selbst besser wird? Sollte ich mich nach bestimmten Ergebnissen genauer erkundigen? Infektion? Blutwerte? Entzüdungswerte? Progesteron? Anderes? Hb? Mir ist seit der Blutung heute so schwindlig und ich bin so schlapp und müde. Und jetzt, wo ich gerade schreibe und darüber nachdenke: müsste man ASS heute nicht aussetzen wenn ich so blute? Ich bin gerade einfach überfordert mit mir und der Situation und es fällt mir schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Psychologisch lasse ich mich schon seit ein paar Tagen begleiten. Das tut gut. Ich versuche auch, mich durch Lesen, Filme und Stricken abzulenken. Oft gelingt mir das gut, aber heute bin ich körperlich und seelisch zu belastet um mich gut abzulenken. Der Blutdruck ist vorhin auch auf 146/101 gestiegen, vielleicht auch aus Stress. Wie schnell steigert man denn das Methyldopa normalerweise? Gestern habe ich 1 Tablette, heute 2 Tabletten bekommen.
Ich entschuldige mich, Sie schon wieder am Wochenende zu kontaktieren. Ich wünsche Ihnen gute Erholung von der Arbeit! Bitte lassen Sie sich die Zeit mit der Antwort, die Sie brauchen. Sie haben sich auch Ruhe verdient.
Danke, danke, danke!
Liliane und der Krümel
Guten Tag liebe Frau Liliane, danke, dass Sie mir wieder so offen schreiben. Ich kann sehr gut verstehen, wie erschöpft und auch verängstigt Sie sich nach dieser Nacht fühlen. So eine Kombination aus Schmerzen, Blutungen, Sorgen um Ihr Kind und Schlaflosigkeit ist eine enorme Belastung. Sie machen das großartig, indem Sie sich trotz dieser schweren Lage immer wieder aktiv informieren, nachhaken und auch psychologische Unterstützung annehmen. Das zeigt, wie stark Sie sind – auch wenn es sich für Sie selbst gerade nicht so anfühlt. Zu Ihren Fragen: Blutungen und Wehen: Auch wenn es für Sie beängstigend wirkt – die Konstellation mit Plazenta praevia und Hämatom kann immer wieder Blutungen und auch wehenartige Schmerzen auslösen, ohne dass es zwangsläufig zu einem Abort kommen muss. Dass Ihr Kind einen regelmäßigen Herzschlag hat und im Ultraschall keine weiteren Auffälligkeiten festgestellt wurden, ist sehr beruhigend. Wichtig ist die enge klinische Überwachung, und die haben Sie im stationären Setting. Gebärmutterhals: Eine leichte Verkürzung auf 29 mm ist zwar ein Signal, dass man besonders aufmerksam bleiben muss, bedeutet aber noch nicht, dass ein sofortiger Abort oder eine Frühgeburt bevorsteht. Es ist gut, dass dies so genau dokumentiert wird. Infektion und Blutwerte: Sie können gerne gezielt nach den aktuellen Entzündungswerten (Leukozyten, CRP) fragen, auch Hb ist wichtig, um einen Blutverlust richtig einschätzen zu können. Progesteronspiegel kann man kontrollieren, aber meist orientiert man sich an der klinischen Situation und den Ultraschallbefunden. ASS: Bei stärkeren Blutungen wird oft zumindest vorübergehend über ein Pausieren von ASS nachgedacht, weil es die Blutungsneigung verstärken kann. Das sollten Sie direkt mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten dort besprechen, damit sie die Situation individuell einschätzen können. Methyldopa: Der Blutdruck darf ruhig schrittweise gesenkt werden, abrupt zu starke Änderungen wären nicht gut. Es ist üblich, Methyldopa über einige Tage langsam zu steigern, bis die gewünschte Wirkung erreicht wird. Werte über 140/90 werden in der Schwangerschaft in der Regel behandelt, Ziel ist meist 120–135/80–85. Stress und Schmerzen können den Blutdruck natürlich zusätzlich hochtreiben. Ich finde es sehr wertvoll, dass Sie sich bereits psychologische Begleitung gesucht haben. Das ist genau der richtige Schritt. Gerade in Tagen, die körperlich und seelisch besonders schwer sind, hilft es, die Gedanken nicht alleine kreisen zu lassen. Und wenn es Ihnen heute nicht gelingt, sich durch Stricken oder Lesen zu beruhigen, dann ist auch das in Ordnung. Akzeptieren Sie, dass es einfach ein schwieriger Tag ist – morgen kann es schon wieder leichter sein. Bitte bleiben Sie bei jeder Unsicherheit eng an den Ärztinnen und Ärzten vor Ort dran, gerade bei Blutungen, auffälligen Wehen oder Blutdruckspitzen. Sie dürfen immer nachfragen, auch mehrfach. Dafür sind Sie im Krankenhaus, und es ist vollkommen berechtigt, sich in dieser Situation abgesichert zu fühlen. Ich wünsche Ihnen für die nächsten Stunden Ruhe, dass die Blutung sich beruhigt, und dass Ihr Körper wieder etwas Entspannung zulässt. Sie sind in guten Händen – und Sie selbst tragen viel dazu bei, dass die Situation so gut wie möglich begleitet wird. Herzliche Grüße und alles Gute für Sie und den kleinen Krümel Ihr Dr. Gagsteiger
Liliane91
Guten Morgen lieber Herr Dr. Gagsteiger,
was soll ich sagen… wow, danke für diese schnelle, absichernde, beruhigende, liebe Antwort in dieser schwierigen Situation. Und das am Samstagnachmittag. Ihr Engagement verdient wirklich große Anerkennung.
Gestern Abend nahmen die Wehen wieder zu und haben sich so gesteigert, dass sie regelmäßig etwa alle 20 Minuten auftraten und immer eine ganze Minute angehalten haben. Im CTG waren sie dann auch deutlich sichtbar. Eine Tokolyse wollte man aber erst bei Wehen, die noch häufiger auftreten, machen. Was ist denn hier das normale Vorgehen? Die Abstände der Wehen wurden von alle Stunden über alle Dreiviertelstunden über alle halbe Stunden bis zu alle 20 Minuten immer häufiger und haben mich wirklich an Geburtswehen aus der 1. Schwangerschaft erinnert. Ich war so ängstlich und dachte wirklich, Krümelchen wird jetzt zur Welt kommen und keine Überlebenschance haben
Ich bekam eine Extradosis Magnesium und es wurde mittels CTG, Ultraschall überwacht. Ist dieses Vorgehen so normal? Ich habe dann meinen Mann angerufen und er kam sofort und durfte auch nachts bei mir bleiben, hat mich durch diese Schmerzen begleitet und hat es geschafft, mich mit seinem "psychologischen Können" zwischen den Wehen immer wieder zu beruhigen, auch wenn ihm selbst zwischendurch Angst zumute war. Heute Morgen haben die Wehen dann zum Glück langsam wieder etwas nachgelassen und treten momentan etwa alle 1-2 Stunden auf. Aber die Angst, dass es wieder häufiger und intensiver werden könnte, ist groß. Und die starken Schmerzen haben mich richtig erschöpft. Bei Wehen alle 20 Minuten macht "frau" nachts kein Auge zu. Schon die zweite Nacht ohne Schlaf. Gebärmutterhalsbefund: 31 -> 29 - > 28 mm, Muttermund: 0,2 -> 0,3 cm geöffnet
Ist diese Verschlechterung minimal oder schlimm?
Die Blutung hält auch noch an. Es läuft nicht mehr ununterbrochen, aber ist etwa wie am 1./2. Tag der Menstruation: Bindenwechsel aus hygienischen Gründen nach 2 Stunden, dann ist sie etwa 2/3 voll, würde also geschätzt 3 Stunden reichen bis sie voll wäre. Das ist schon viel, oder?
Letzte Blutwerte:
Leukozyten: 16.9 -> 16.5 -> 16.0 -> 13.8 -> 12.4 -> 12,3 -> 12.5 (aktuell)
CRP hoch sensitiv 30.2 - > 25.8 -> 19.6 -> 10.1 -> 3.2 -> 7.1 (aktuell)
Ferritin: 23 -> 27 (nach 1. Eiseninfusion 500mg -> 30 (nach 2. Eiseninfusion 500 mg) -> 24 (aktuell während Blutung)
Hämoglobin: 9.9 -> 10.4 (nach 1. Eiseninfusion 500mg) -> 10.9 (nach 2. Eiseninfusion 500mg) -> 10.2 (aktuell während Blutung)
Sollte es wieder Eiseninfusionen geben oder nur weitere Tabletten?
Ist es nicht ein schlechtes Zeichen, dass die Entzündungswerte wieder leicht steigen? Eine neue Urinkultur und Abstrichkultur sind gemacht worden.
Und noch eine Frage:
Wie oft sollte denn der Blutdruck momentan täglich gemessen werden? Es passiert meistens morgens und dann eine Stunde nach der Tablette vormittags und abends. Reicht das?
Und wie oft sollte der Doppler (Gebärmutterarterien) gemacht werden?
Zum Schluss eine banale Frage:
Ich soll wieder möglichst nur zum Toilettengang und Duschen aufstehen. Ich fühle mich aber auch gerade nicht nach großen Spaziergängen und mir ist auch schwindlig. Ich weiß gar nicht, ob mein Kreislauf das Duschen heute packt. Aber eine Frage zum Liegen: Ich soll am besten viel auf der Seite (am besten links) liegen. Ich weiß, dass "frau" in der Schwangerschaft nicht so lange auf dem Rücken liegen soll, aber ich dachte immer, das gilt erst ab dem 3. Trimenon? Gilt das schon in der 15.SSW? Wenn man den ganzen Tag liegt, muss man doch mal von Seite über Rücken wechseln…?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
wie machen uns große Sorgen um unser Krümelchen. Und ich fühle mich so schlapp, von Schmerzen gequält und werde trotzdem um dieses kleine Wunder kämpfen. Dass Sie uns mit Rat und Tat, offenem Ohr, Herz und Verstand zur Seite stehen, jeden Tag, sogar am Wochenende, ist außergewöhnlich. Sie machen einen tollen Job! Das wollte ich Ihnen bei dieser Gelegenheit ganz deutlich sagen. Danke, danke, danke!
Liliane und der Krümel
Liebe Liliane, vielen Dank für Ihre so herzlichen Worte – sie berühren mich sehr. Ich spüre, wie viel Kraft und Liebe Sie gerade in diese Situation investieren, trotz all der Schmerzen, der Ängste und der Erschöpfung. Dass Sie dennoch so bewusst um Ihr „Krümelchen“ kämpfen, ist beeindruckend und verdient großen Respekt. Zu Ihren Fragen: Wehen und Vorgehen Dass bei Wehen im Abstand von 20 Minuten zunächst noch keine medikamentöse Tokolyse eingeleitet wird, entspricht dem üblichen Vorgehen. Man beobachtet zunächst engmaschig (CTG, Ultraschall, Magnesiumgabe) und wartet ab, ob die Situation sich stabilisiert. Eine Tokolyse würde erst dann begonnen, wenn die Wehen wirklich kürzer aufeinander folgen oder eine relevante Zervixverkürzung eintritt. Sie dürfen also beruhigt sein: Das, was bei Ihnen gemacht wurde, ist absolut leitliniengerecht. Zervixbefund Eine Verkürzung von 31 mm auf 28 mm bei gleichzeitig minimaler Muttermundsöffnung ist eine Veränderung. Wichtig ist die Tendenz – wenn es stabil bleibt, ist das schon ein gutes Zeichen. Blutung Die Blutungsstärke, die Sie beschreiben (ähnlich wie eine stärkere Menstruation), ist belastend, aber im stationären Rahmen kontrollierbar. Entscheidend ist, dass Hämoglobin und Kreislauf stabil bleiben. Ihre Eisenwerte sind bei der Blutung etwas gefallen – Tabletten reichen hier meist nicht, da sie zu langsam wirken. Sollte die Blutung anhalten oder der Hb-Wert weiter absinken, wären weitere Infusionen sicher sinnvoll. Entzündungswerte Ein leichter Anstieg von CRP oder Leukozyten kann vorkommen, gerade wenn eine Blutung besteht. Dass die Werte insgesamt stark gefallen sind, ist das wichtigere Signal. Die Kontrollen mit Urin- und Vaginalkultur sind absolut richtig und geben Sicherheit. Blutdruck Die aktuelle Messung dreimal täglich (morgens, nach der Tablette, abends) reicht aus. Wichtig ist, die Werte immer in Ruhe und im Liegen oder Sitzen zu kontrollieren. Doppler Eine Kontrolle der Gebärmutterarterien per Doppler muss nicht täglich erfolgen. In Ihrem Stadium ist eine Wiederholung im Abstand von 2–4 Wochen ausreichend, wenn nicht neue Probleme auftreten. Liegen und Körperposition Das Liegen auf der Seite – bevorzugt links – ist schon ab dem 2. Trimenon günstiger für die Durchblutung von Kind und Plazenta. In der 15. Woche ist es zwar noch nicht so kritisch wie später, aber es schadet keinesfalls, sich jetzt schon an die Seitenlage zu gewöhnen. Sie dürfen zwischendurch auch mal auf dem Rücken liegen, gerade wenn Sie die Position wechseln – Ihr Körper signalisiert Ihnen durch Schwindel oder Unwohlsein sehr zuverlässig, wenn es zu viel wird. Schlaf und Erschöpfung Dass Sie jetzt kaum Schlaf finden, ist bei den Wehen leider fast unvermeidbar. Versuchen Sie kleine Erholungspausen zwischendurch, auch wenn es nur ein Dösen ist. Es ist gut, dass Ihr Mann bei Ihnen ist – diese Nähe und Unterstützung sind unbezahlbar. Liebe Liliane, Sie machen das unglaublich gut. Ihre Sorgen sind völlig nachvollziehbar, und doch zeigt Ihr Körper gleichzeitig, dass er trotz der schwierigen Situation stabil bleibt. Halten Sie an dieser Hoffnung fest. Ich bin überzeugt: Jede Stunde, die Sie Ihrem Krümelchen jetzt schenken, bringt einen Gewinn. Herzliche Grüße und weiterhin ganz viel Kraft und Ruhe für Sie beide Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre liebe, verständnisvolle, Hoffnung spendende Art der Begleitung. Sie schreiben immer so freundlich, dass man danach gleich wieder etwas mehr Mut hat und sich nicht mehr so ausgeliefert fühlt.
Ich habe das Gefühl, es bebt schon wieder und dreht sich im Kreis, als ob man nicht von der Stelle kommen würde. Nun haben die Wehen letzte Nacht nachgelassen, aber die Blutung (hellrot) ist so stark momentan, dass alle zwei Stunden eine volle Binde voll ist. Mein Kreislauf macht dabei heute auch gar nicht mit. Beim Aufstehen wurde mir fast schwarz vor Augen. Und es brennt schon wieder in der Scheide und ich finde, der Ausfluss hat wieder einen leicht fischigen Geruch, wobei der Ausfluss für mich gerade mit dem gleichzeitigen Einhergehen der starken Blutung schwer erkennbar ist. Vorhin hat es mich auch wieder leicht gefröstelt und ich habe darum gebeten, Fieber zu messen. Die Körpertemperatur war 38.2 °C. Daraufhin hat eine Blutentnahme stattgefunden. Die Keimergebnisse vom letzten vaginalen Abstrich und von der letzten Urinkultur sind morgen da. Macht es aus Ihrer Sicht Sinn, diese Ergebnisse abzuwarten oder würden Sie sofort wieder antibiotisch behandeln? Doch womit? Ich habe wahrscheinlich bald alle in der Schwangerschaft möglichen Antibiotika ausgeschöpft… Was würden Sie noch untersuchen? Nach welchen Laborwerten sollte ich konkret nachhaken? Ich bin so geknickt
Mein Scheidenmilieu scheint durch die vielen Antibiotika überhaupt nicht mehr zu funktionieren. Deshalb die vielen Rückfälle? Wie soll Krümelchen das nur alles aushalten?
Liliane und das tapfere Krümel-Kämpferlein
Liebe Liliane, Sie haben in den letzten Tagen wirklich schon sehr viel durchgestanden – sowohl körperlich als auch seelisch. Es ist vollkommen verständlich, dass Sie sich fragen, wie lange Sie und Ihr kleines Krümelchen diese Achterbahnfahrt noch aushalten können. Zu Ihrer aktuellen Situation: die starke hellrote Blutung (volle Binde alle zwei Stunden), der Kreislaufabfall, das Brennen, der veränderte Geruch und nun auch Fieber um 38,2 °C sind alles Signale, die man sehr ernst nehmen muss. In so einem Fall würde ich nicht einfach nur abwarten, bis die Kulturergebnisse da sind, sondern frühzeitig handeln. Denn bei einem Verdacht auf eine aufsteigende Infektion oder beginnende Chorioamnionitis zählt eher schnelles Reagieren als Zuwarten. Antibiotische Therapie: Auch wenn Sie schon viel erhalten haben, gibt es noch Optionen. Manchmal muss man ein Antibiotikum wählen, das breit genug wirkt, bis der Erregernachweis da ist, und es dann gezielt anpassen. Wichtig ist, dass Sie ein Präparat bekommen, das in der Schwangerschaft möglichst sicher ist, aber auch die typischen Keime (E. coli, Streptokokken, Anaerobier, Gardnerella etc.) abdeckt. Je nach bisherigem Verlauf könnte eine Kombinationstherapie sinnvoll sein. Weitere Untersuchungen / Laborwerte: Entzündungsparameter (CRP, Blutbild mit Leukozyten, ggf. Prokalzitonin) Gerinnungsparameter (bei starker Blutung wichtig: Hb, Hämatokrit, Gerinnung) Kontrolle von Leber- und Nierenwerten (für Medikamentenverträglichkeit) engmaschige Kontrolle der Vitalparameter (Blutdruck, Puls, Temperatur) CTG / Ultraschall, um zu prüfen, wie es dem Kind im Moment geht Ihr Scheidenmilieu: Sie haben völlig recht: viele Antibiotikagaben schwächen die physiologische Flora und machen Rückfälle wahrscheinlicher. Das ist ein Teufelskreis. Später – sobald die akute Gefahr überwunden ist – sollte man dringend daran denken, die Scheidenflora wiederaufzubauen (z. B. mit Milchsäurepräparaten oder Vaginalzäpfchen mit Lactobazillen). Aber im Akutfall steht natürlich die Infektbeherrschung im Vordergrund. Das Wichtigste jetzt: Bitte sehen Sie die Kombination aus Blutung, Kreislaufproblemen und Fieber als ein Warnsignal. Es wäre aus meiner Sicht ratsam, sofort mit dem behandelnden Team über eine erneute antibiotische Abdeckung zu sprechen – und nicht bis morgen zu warten. Parallel kann man die Kulturergebnisse abwarten und dann gezielter steuern. Und was Ihr „tapferes Krümel-Kämpferlein“ betrifft: Ihr Kind bekommt sehr viel Schutz durch die Plazenta. Solange Sie jetzt engmaschig überwacht werden und konsequent behandelt wird, sind die Chancen gut, dass es diese Krise mit Ihnen gemeinsam übersteht. Sie sind nicht schuld an diesen Rückschlägen. Es ist eine sehr komplexe Situation, und Sie tun im Moment alles, was Sie tun können: Sie achten aufmerksam auf die Signale Ihres Körpers, Sie holen sich sofort Hilfe und Sie bleiben trotz aller Erschöpfung kämpferisch für Ihr Kind. Alles, alles Gute!
Liliane91
Hallo lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke für Ihre so freundlichen lieben Worte, danke für Ihr Mitdenken bei jedem Hilferuf. Gestern waren Sie wirklich blitzschnell und haben damit einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass ich mich dann sofort noch einmal gerührt habe und deutlich gesagt habe, welche Alarmsignale ich gerade spüre und dass mir das große Angst macht. Gestern Morgen während der Visite ging es mir noch besser und Blutung, Frösteln und Kreislaufprobleme nahmen erst danach immer mehr zu. Gestern am Abend ist das Fieber bis 39.4 Grad Celsius gestiegen, ich bekam Schmerzen im Unterleib und mein Kreislauf macht seitdem gar nicht mehr mit. Ich bin total wackelig auf den Beinen. Schon beim Aufsetzen dreht es mich. Letzte Nacht musste ich so oft aufstehen zum Wechseln, weil es gefühlt pausenlos läuft. Das macht so Angst, wenn es sogar mehr blutet als bei einer Menstruation, es fühlt sich an wie direkt nach der Geburt, wenn es anfangs richtig stark blutet, nur mit dem Unterschied, dass "frau" da weiß, dass es normal ist.
Im Folgenden finden Sie die Ergebnisse der Untersuchungen. Wir sind in großer Sorge. Ich weiß nicht, wie ich das noch aushalten soll. Wir haben uns so gefreut, endlich schwanger zu sein und dann kommt eine Komplikation zur nächsten. Den Urlaub für nächste Woche haben wir jetzt auch storniert. Am meisten tut mir unser Sohn leid. Er leidet sehr unter der Situation.
Blutwerte, die Sie erwähnten (evtl. unvollständig? Fehlt etwas?):
Thrombozyten: 201 (150-370)
(+) Leukozyten: 16.9 -> 16.5 -> 16.0 -> 13.8 -> 12.4 -> 12,3 -> 12.5 -> 16.6 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.2 - > 25.8 -> 19.6 -> 10.1 -> 3.2 -> 7.1 -> 28.4 (aktuell)
Prokalzitonin 0,45
(-) Hämoglobin: 9.9 -> 10.4 (nach 1. Eiseninfusion 500mg) -> 10.9 (nach 2. Eiseninfusion 500mg) -> 10.2 (aktuell während Blutung) -> 8.7 (12.0-15.6)
(-) Haematokrit 30,1 (35.5-45.5)
Bilirubin, gesamt 0.79 (0.30-1.20)
Harnstoff 34.2 (15.0-40.0) Harnsaeure 4.29 (2.60-6.00) Gesamteiweiss 7.85(6.40-8.30)
Kreatinin, enzym. 0.83 (0.51-0.95)
GOT 24.8 (bis 35.0)
GPT 18.2 (bis 35.0)
Gamma-GT 18.3 (bis 40.0) Alk. Phosphatase 80.4 (55.0-105)
Anti-Faktor Xa-Aktivität: 0,6
Können Sie mir Ihre Interpretation geben? Was ist Anti-Faktor Xa-Aktivität? Hat es mit dem Heparin zu tun? Müsste man das nicht eigentlich auch pausieren bei starker Blutung? Aber Thrombosestrümpfe sind wahrscheinlich gerade nicht ausreichend?
Blutdruck: fährt gerade Achterbahn. Gestern Früh noch viel zu hoch mit einer Spitze von 152/110, seit gestern Abend im Keller (90/55), heute Früh nur 80/50. Puls ist etwas beschleunigt: 85-95. Methyldopa bekomme ich gerade zwei Mal täglich. Aber bei diesen Werten (rauf/runter) weiß ich nicht, was Sinn macht. Heute ist er so tief, sollte man dann Methyldopa pausieren? Wieso ist er überhaupt plötzlich so tief? Wirkt das Methyldopa auf einmal so stark? Oder liegt das an meinem Zustand?
Unser Krümelchen ist wieder die Entspanntheit in Person, als ob der ganze Stress es gar nicht interessieren würde. Was für ein entspanntes Baby!
Im letzten Ultraschall heute deutlicher Herzschlag, hat sich aktiv bewegt und Schluckauf gehabt. Krümelchen wächst richtig schön. Seit ein paar Tagen merke ich auch so richtig, wie der Bauch anfängt zu wachsen und sich zu wölben. Mit enger Kleidung sieht man jetzt schon einen kleinen Babybauch. Wenn das so weiter geht, wird er riesig werden. In der 1. Schwangerschaft ging das viel langsamer. Krümelchen so fidel zu sehen war der Lichtblick meines Tages.
Gebärmutterhals, Plazenta und Muttermund sind gleich geblieben (28 mm, Öffnung 0.3 cm, Plazenta praevia marginalis).
CTG hat zum Glück nur ein paar harmlose Übungswehen gezeigt. Sie waren auch von der Schmerzintensität nicht annähernd mit denen am letzten Wochenende vergleichbar. Die aktuellen Schmerzen fühlen sich auch anders an. Sie sind eher anhaltend, nicht wie Wehen, die kommen und gehen. Ich habe aber Sorge, dass sie auch Zeichen einer Plazentaablösung sein könnten? Wie stellt man das fest? Und was genau bedeutet "Chorioamnionitis"? Wie stellt man das fest?
"Balterielle Vaginose und Verdacht auf aufsteigende Infektion/Endometritis" wurde gesagt. Das schockt uns.
Ist Krümelchen damit sehr in Gefahr? Heißt das, Krümelchen ist direkt von der Entzündung betroffen? Was genau sollte jetzt engmaschig überwacht werden um sofort zu sehen, wenn es Krümelchen schlecht geht? Was wäre die größte Gefahr?
Ich bekomme Amoxi und Ciprofloxacin i.v. schon seit gestern Abend bis zu den Kulturergebnissen. Decken diese beiden denn zuverlässig typische Keime ab, von denen Sie geschrieben haben (E. coli, Streptokokken, Anaerobier, Gardnerella etc.)? Amoxi war das 1. Antibiotikum, das ich von dem Frauenarzt in Passau gegen die Klebsiellen bekommen hatte. Das war in SSW 4 oder 5. Kann man dasselbe Antibiotikum jetzt in SSW 15 wieder geben oder ist das nicht ideal? Ciprofloxacin ist auf Embryotox grau. Warum gibt man so etwas einer Schwangeren? Wenn das Antibiogramm dieses vorgibt, kann ich es verstehen, doch auf Verdacht? Ich werde an dieser Stelle auch noch nachhaken. Krümelchen muss schon genug aushalten.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
wir fühlen uns der Situation so hilflos ausgeliefert. Das ist körperlich und psychisch so schwer auszuhalten. Ihre Anwesenheit mit schlauen Ideen und tröstenden Worten gibt so viel Kraft und Sicherheit. Danke, danke, danke!
Liliane und das tapfere Krümel-Kämpferlein
Liebe Liliane, ich danke Ihnen für Ihre sehr offenen und berührenden Zeilen. Sie schildern eindrücklich, wie belastend und beängstigend die Situation gerade ist – und zugleich spürt man, wie viel Hoffnung und Kraft Sie aus jedem kleinen Lebenszeichen Ihres tapferen „Krümelchens“ schöpfen. Ich möchte versuchen, Ihnen Ihre Fragen Schritt für Schritt zu beantworten und dabei sowohl die medizinischen Hintergründe als auch Ihre Sorgen ernst zu nehmen. 1. Blutwerte und Infektparameter Die Leukozyten sind deutlich erhöht, und auch das CRP hat wieder einen Sprung nach oben gemacht. Das passt zu einem entzündlichen Prozess, möglicherweise im Bereich der Gebärmutter oder Scheide. Das Prokalzitonin liegt mit 0,45 eher im Grenzbereich – ein Zeichen, dass man wachsam bleiben muss. Die Hämoglobinwerte sind durch die starke Blutung inzwischen deutlich abgesunken (8,7 g/dl). Das erklärt Ihre Kreislaufprobleme und Schwäche sehr gut. Es wird sicher wichtig sein, engmaschig zu beobachten, ob eine Transfusion notwendig wird. 2. Anti-Faktor-Xa-Aktivität Dieser Wert misst die Wirksamkeit von niedermolekularem Heparin (z. B. Clexane, Fraxiparine). Damit kann man kontrollieren, ob die Dosis im richtigen Bereich liegt. Bei starken Blutungen stellt sich tatsächlich die Frage, ob das Heparin pausiert oder reduziert werden sollte – das muss aber immer gegen das Thromboserisiko abgewogen werden. Allein mit Thrombosestrümpfen wäre der Schutz nicht gleichwertig. Hier braucht es unbedingt eine tägliche Rücksprache zwischen Gynäkologie und Hämatologie/Innere Medizin. 3. Blutdruckschwankungen Ihr sehr schwankender Blutdruck (zwischen 152/110 und 80/50) kann mehrere Ursachen haben: Blutverlust, Infektion, Kreislauferschöpfung, aber auch die Wirkung des Methyldopa. Dass er jetzt so tief liegt, dürfte eher an Ihrem geschwächten Zustand und der laufenden Blutung liegen, weniger am Medikament selbst. Ob pausiert werden sollte, hängt von der Tendenz und Ihrem Befinden ab – das muss eng mit den behandelnden Ärzt:innen abgestimmt werden. 4. Schmerzen und Sorge vor Plazentaablösung Eine Plazentaablösung erkennt man im Ultraschall an Blutungen hinter der Plazenta, typischerweise verbunden mit sehr starken, anhaltenden Schmerzen und oft auch kindlichen Auffälligkeiten im CTG. Da Ihr Baby vital wirkt, der Herzschlag kräftig ist und keine Wehen im CTG aufgetreten sind, spricht im Moment mehr für eine Blutung aus der Plazenta praevia oder dem Gebärmutterhalsbereich, weniger für eine echte Ablösung. 5. Chorioamnionitis Das bedeutet eine Infektion der Eihäute und des Fruchtwassers. Sie wird meist klinisch gestellt: Fieber, erhöhter Puls, Gebärmutterdruckschmerz, erhöhte Entzündungswerte, manchmal übel riechender Ausfluss. Ultraschall kann zusätzlich helfen. Wichtig ist, dass Sie antibiotisch behandelt werden und dass engmaschig CTG, Ultraschall und Ihre Blutwerte kontrolliert werden. 6. Antibiotikatherapie (Amoxicillin + Ciprofloxacin) Amoxicillin: kann in der Schwangerschaft gegeben werden und deckt viele typische Keime ab. Dass Sie es in der Frühschwangerschaft schon einmal erhalten haben, ist kein Problem. Ciprofloxacin: wird in der Schwangerschaft eher zurückhaltend eingesetzt (Embryotox: „grau“), da es in Tierversuchen Hinweise auf Knorpelschäden gab. In der klinischen Anwendung beim Menschen gibt es aber keine eindeutigen Belege für Schädigungen. Wahrscheinlich hat Ihr Team es gewählt, um ein möglichst breites Spektrum (inkl. gramnegative Keime wie Klebsiella/E. coli) abzudecken, bis die Kultur Ergebnisse bringt. Wichtig ist, dass man nach Vorliegen des Antibiogramms auf ein gezielteres, schwangerschaftstaugliches Präparat umstellt. 7. Gefahr für das Kind Das größte Risiko liegt bei einer fortschreitenden Infektion, die über die Eihäute auf das Fruchtwasser übergreift, sowie bei starker Blutung. Entscheidend ist daher die enge Überwachung: regelmäßige Ultraschalle zur Beurteilung von Fruchtwasser und Plazenta, CTG-Kontrollen und Ihre eigenen Infektparameter. Dass Ihr Krümelchen bisher so vital wirkt, ist ein ganz wichtiges, ermutigendes Zeichen. Liebe Liliane, ich weiß, dass all diese Informationen die Angst nicht wegnehmen. Aber sie zeigen: Ihr Team behandelt Sie gut und genau nach den Leitlinien, die Situation ist erkannt und wird ernst genommen. Dass Ihr Baby im Ultraschall so munter ist, ist ein kleiner, heller Lichtblick – und daran dürfen Sie sich festhalten. Bitte zögern Sie nicht, Ihre behandelnden Ärzt:innen direkt zu fragen, wann die nächsten Blutbildkontrollen sind, wann die Kulturergebnisse erwartet werden und ob ein Umstellen der Antibiotika möglich ist. So behalten Sie ein Stück Sicherheit in dieser unruhigen Lage. Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Kraft, und Ihrem Krümelchen weiterhin diese bewundernswerte Ruhe und Stärke. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Hallo lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für diese blitzschnelle Antwort! Es ist so aufmerksam von Ihnen, so oft an mich zu denken und mir genau zu erklären worauf es ankommt.
Ich habe das Keimergebnis erhalten und wollte Sie direkt informieren, vor allem weil es mir schon wieder Sorgen macht:
Enterobacter spp.: reichlich
Staphylococcus aureus: reichlich
Antibiogramm dauert leider noch.
Die Antibiotika werden sofort geändert:
Ceftriaxon
Cotrimoxazol
Was sind das für Keime? Sind sie gut behandelbar?
Cotrimoxazol ist auf Embryotox schon wieder grau. Gibt es gegen diese beiden Keime nichts, was grün ist in der Schwangerschaft? Ich hatte doch schon einmal Staphylococcus aureus und dagegen war Ceftriaxon sensibel. Heute hieß es, dass es ja verschiedene Staphylococcus aureus gäbe und dieser sei schwieriger behandelbar. Ich komme da nicht ganz mit. Wonach kann ich mich genauer erkundigen um das zu verstehen? Welcher Staphylococcus aureus könnte das dann sein? Und gibt es nicht die Möglichkeit ein Antibiotikum zu finden, das gegen beide Keime wirkt? Wäre das nicht besser? Weniger Schaden für Krümelchen, weniger Nebenwirkungen usw.? Amoxicillin wirkt dagegen nicht?
Ich habe noch Rückfragen zu Ihrer letzten Antwort:
Prokalzitonin im Grenzbereich und man muss wachsam bleiben: was meinen Sie? Wachsam wofür? Grenzbereich wofür?
Was sollte bei Plazenta und Fruchtwasser genau engmaschig kontrolliert werden? Wie kann man Auffälligkeiten feststellen?
Anti-Faktor-Xa-Aktivität: liegt denn meine Heparindosis bei dem Wert 0,6 im richtigen Bereich? Ich habe mich erkundigt: die Heparindosis wurde reduziert. Ganz weglassen wollen sie es nicht, weil ich mich momentan kaum bewege. Sollte ich stattdessen Thrombosestrümpfe tragen? Ich bin nicht überängstlich diesbezüglich. Doch familiär gibt es auf der Seite meines Vaters Thrombosen und sogar dadurch ausgelöste Lungenembolien in der 2. und 3. Generation (beide Personen direkt miteinander verwandt). Hier wurde aber nie jemand genauer genetisch untersucht. Mein Vater und ich hatten nie eine Thrombose.
Heute habe ich eine Eiseninfusion 500 mg bekommen. Eine Transfusion wurde nicht in Erwägung gezogen. Ab welchem Hämoglobinwert macht das Sinn? Könnte man zumindest gleich mal 1000 mg Eisen i.v. geben? Ich merke noch gar keinen Unterschied zu vorher. Aber es blutet auch gleichzeitig weiter so stark. Mein Kreislauf macht überhaupt nicht mehr mit. Mir geht’s damit einfach schlecht. Kontrolliert man den Hämoglobinwert normalerweise direkt nach der Infusion oder erst später?
Ist es eigentlich besser, Krümelchen nicht so viel Paracetamol zuzumuten und lieber mehr Fieber zu haben oder besser mehr Paracetamol und weniger Fieber? Mit Paracetamol sinkt das Fieber auf 38.5 Grad Celsius. Nach Nachlassen fröstel ich und bekomme mehr Unterleibsschmerzen und 39.5 Grad Fieber. Selbst mit Paracetamol spüre ich die Unterleibsschmerzen. Ohne sind sie wirklich stark. Ich dürfte auch Ibuprofen haben, will es aber lieber komplett vermeiden. Ist das besser so? Wenn ich Krümelchen etwas Gutes damit tun kann, lasse ich auch Paracetamol weg.
Ich entschuldige mich, dass ich heute sogar zwei Mal Ihre wertvolle Zeit in Anspruch genommen habe und Sie sicherlich in der Praxis genug zu tun haben. Wenn ich darf, melde ich mich morgen mit den nächsten Blutbildkontrollen.
Ich hoffe auf eine nicht so schmerzvolle blutungsarme Nacht und vor allem auf ein tapferes Krümel-Kämpferlein. Ich denke immer wieder daran, wie fröhlich es heute im Ultraschall getanzt hat. Das beruhigt mich wenigstens etwas.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend! Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden, wenn Sie Ideen oder Anregungen haben.
Liliane und der Krümel
Liebe Liliane, danke, dass Sie mich so genau auf dem Laufenden halten. Ich merke, wie sehr Sie sich um Ihr „Krümelchen“ sorgen, und möchte Ihnen die Dinge so gut wie möglich erklären. Zu den Keimen: Enterobacter spp. und Staphylococcus aureus sind beides typische Krankenhaus- bzw. Haut- und Darmkeime. Sie können Infektionen machen, sind aber mit einem passenden Antibiotikum in der Regel gut behandelbar. Staphylococcus aureus ist nicht gleich Staphylococcus aureus. Es gibt Untergruppen, vor allem die sogenannten MRSA (Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus), die schwieriger zu behandeln sind. Aber auch ohne MRSA können einzelne Stämme Resistenzmuster zeigen, die von den üblichen sensiblen Stämmen abweichen. Deshalb braucht man hier unbedingt das Antibiogramm. Ihr Gedanke ist richtig: Am besten wäre ein Antibiotikum, das beide Keime gleichzeitig zuverlässig abdeckt, möglichst mit einer „grünen“ Bewertung bei Embryotox. Manchmal muss man aber Übergangslösungen wählen, bis das genaue Resistenzprofil da ist. Zu den Medikamenten: Ceftriaxon ist bei vielen Infektionen in der Schwangerschaft bewährt und gilt bei Embryotox als „grün“. Cotrimoxazol ist in der Schwangerschaft eher kritisch, vor allem im 1. Trimenon und kurz vor der Geburt. Manchmal wird es aber in der Mitte der Schwangerschaft eingesetzt, wenn es keine bessere Alternative gibt. Genau das versucht das Ärzteteam gerade anhand des Antibiogramms herauszufinden. Amoxicillin wirkt leider bei Enterobacter fast nie und bei Staphylococcus aureus nur, wenn dieser sensibel ist – was bei komplizierteren Stämmen häufig nicht der Fall ist. Prokalzitonin: Das ist ein Marker für bakterielle Infektionen. Im Grenzbereich heißt: Es gibt einen Hinweis auf Infektion, aber noch kein eindeutigen Beweis für eine schwere Infektion. Man muss also wachsam bleiben, sprich: Temperatur, Blutwerte, Kreislauf, Entzündungszeichen und auch die Situation des Kindes engmaschig kontrollieren. Plazenta und Fruchtwasser: Hier achtet man auf: Fruchtwassermenge, Trübung, Geruch (klinisch, nicht nur im Ultraschall) Ultraschallzeichen wie Wachstum und Bewegungsmuster des Kindes, Durchblutung (Doppler) Veränderungen an der Plazenta wie Ablösungszeichen oder Infarktareale. Das sind sehr feine klinische Kontrollen, die meist im stationären Setting erfolgen. Heparin und Anti-Faktor-Xa: Ein Wert von 0,6 liegt im therapeutischen Zielbereich (0,5–1,0). Das heißt, Ihre Dosis ist genau richtig eingestellt. Bei verminderter Mobilität ist es sinnvoll, dass man nicht komplett absetzt. Thrombosestrümpfe sind eine gute zusätzliche Unterstützung. Familiäre Thrombosen: Ihre Familiengeschichte ist ernstzunehmen, aber ohne eigene Thrombose und bei guter Prophylaxe ist Ihr Vorgehen momentan richtig. Eine genetische Abklärung könnte langfristig sinnvoll sein, jetzt im Akutfall aber zweitrangig. Eisen und Blutwerte: Eine Transfusion erwägt man meist erst bei Hb-Werten unter ca. 7–8 g/dl oder wenn der Kreislauf zusammenbricht. Eine Eiseninfusion wirkt nicht sofort – erst nach einigen Tagen bis Wochen, wenn das Eisen im Knochenmark ankommt. Kontrolliert wird der Hb-Wert in der Regel erst nach 1–2 Tagen, nicht unmittelbar nach der Infusion. 500 mg ist Standard, manchmal gibt man 1000 mg, wenn es vom Präparat her möglich ist. Fieber und Paracetamol: Fieber belastet Mutter und Kind, auch das Gewebe der Gebärmutter. Daher ist es in der Schwangerschaft besser, Fieber zu senken. Paracetamol ist das Mittel der Wahl in der Schwangerschaft, Ibuprofen ist nach der 28. SSW kontraindiziert. Sie machen es also richtig: Bei Bedarf Paracetamol, um das Fieber zu senken, und lieber keine Experimente mit anderen Mitteln. Zum Schluss: Ihr Krümelchen hat im Ultraschall fröhlich getanzt – das ist das beste Zeichen! Das kleine Herz und die Bewegung zeigen, dass es sich von der Infektion noch nicht beeindrucken lässt. Melden Sie sich bitte unbedingt mit den neuen Blutwerten und dem Antibiogramm, sobald Sie diese haben. Ich denke weiterhin ganz fest an Sie und Ihren kleinen Kämpfer. Ich wünsche Ihnen eine ruhigere Nacht mit weniger Schmerzen und Blutungen. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
wow, danke für die schnelle Antwort sogar gestern am Abend. Das schätze ich sehr!
Ich fühle mich leider noch nicht wohler in meiner Haut, eher im Gegenteil. Aber vielleicht erwarte ich zu schnelle Besserung. Die Schmerzen sind so anstrengend. Heute Nacht wurde mir so schlecht und ich musste mich übergeben. Eigentlich ist die Schwangerschaftsübelkeit seit einigen Tagen besser und seltener und zumindest nicht mehr so schlimm, dass ich mich davon übergebe. Wieso jetzt plötzlich wieder Übelkeit? Ich dachte immer nur sehr schlimme Infektionen verursachen das? Auch Magenschmerzen, Völlegefühl und Sodbrennen habe ich seit ein paar Tagen richtig oft. Dieses Problem ist aber vielleicht eher schwangerschaftsbedingt. Ich hatte es auch in der 1. Schwangerschaft, allerdings nicht schon so zeitig. Dagegen hatte mir Akupunktur meiner Hebamme ganz gut geholfen, aber in der Klinik wird mir das wohl keiner machen. Das viele Liegen macht es noch schlimmer.
Die Blutung und das Fieber sind auch gleich schlecht. Ich musste nachts wieder oft aufstehen weil es so läuft. Einmal wurde mir wieder so schwindlig und fast schwarz vor Augen.
Die größte Sorge macht mir heute aber unser Krümelchen. Es war zwar wieder aktiv im Ultraschall, aber ich habe genauer nach dem Fruchtwasser gefragt und die Antwort beunruhigt mich. Nach einer Plazentaablösung sieht es zwar nicht aus, aber die
Fruchtwassermenge ist grenzwertig gering (AFI 5.6 cm) und es ist etwas trüber als normalerweise. Das hat mit der Infektion zu tun, wurde mir gesagt. Heißt das jetzt, das Fruchtwasser und unser Krümelchen sind auch infiziert? Oder was bedeutet das? Ich habe wirklich Angst. Wie soll so ein kleines hilfloses Krümelchen das schaffen? Und müsste man im CTG neben den Wehen nicht auch erkennen können, wie es dem Krümelchen geht?
Und noch eine Frage in diesem Zusammenhang: erhöht ein in der Vergangenheit geschehener vorzeitiger Blasensprung das Risiko, dass es wieder zu einem kommt und dieses Mal vielleicht sogar in Verbindung mit einer Frühgeburt? Ist das Risiko für einen vorzeitigen Blasensprung bei Infektion zusätzlich erhöht? Zur Erklärung: Unser Sohn war ja in der 1. Schwangerschaft eine BEL und wegen der Vorderwandplazenta wurde uns von einer äußeren Wendung abgeraten. Hebamme, Frauenärztin und Klinik rieten uns zum Versuch einer natürlichen Geburt, was leider schief ging. In der 38. SSW hatte ich mitten in der Nacht einen vorzeitigen Blasensprung. Als ich zur Toilette aufstehen wollte, lief das Fruchtwasser schwallartig in Mengen mit leichter Blutung aus mir, ich wurde dann wegen der BEL mit dem Krankenwagen liegend in die Klinik gebracht, war 1 Tag stationär mit prophylaktischer Antibiose. Zuerst kamen keine Wehen. Am nächsten Tag ging es dann aber von selbst los und nach langen Versuchen einer natürlichen Geburt war dann der Notkaiserschnitt nötig wegen Geburtsstillstand in der Austreibungsphase als der Muttermund aber schon komplett geöffnet war. Der kleine Mann schaffte es einfach nicht raus, seine Herztöne wurden schlechter und ich hatte irgendwann keine Kraft mehr. Die Situation selbst muss sich natürlich nicht unbedingt wiederholen (hoffentlich), aber steigt die Wahrscheinlichkeit, noch einmal einen vorzeitigen Blasensprung zu haben, der in diesem komplexen Fall weit vor dem Termin zu einer Frühgeburt führen könnte?
Blutwertkontrolle:
(+) Leukozyten: 16.9 -> 16.5 -> 16.0 -> 13.8 -> 12.4 -> 12,3 -> 12.5 -> 16.6 -> 16.8 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.2 - > 25.8 -> 19.6 -> 10.1 -> 3.2 -> 7.1 -> 28.4 -> 31.4 (aktuell)
Prokalzitonin 0,45 -> 0,46
(-) Hämoglobin: 9.9 -> 10.4 (nach 1. Eiseninfusion 500mg) -> 10.9 (nach 2. Eiseninfusion 500mg) -> 10.2 (aktuell während Blutung) -> 8.7 -> 8.8 (nach Eiseninfusion 500 mg gestern) (12.0-15.6)
Ich sehe den Anstieg von Leukozyten und CRP. Was ist da los? Hb ist kaum gestiegen. Dauert das noch nach der Infusion oder ist es Zeichen, dass nichts vorangeht?
Ihre Erklärung zu den Bakterien hat mir geholfen, nachzuhaken. Das bakterium heißt Staphylococcus aureus MRSA. Damit ist zu erwarten, dass es im Antibiogramm viele Resistenzen aufweist? Ich bin überhaupt nicht glücklich mit der Wahl der Antibiotika. Gibt es denn im besten Fall überhaupt ein Antibiotikum, das gegen Staphylococcus aureus MRSA und gegen Enterobacter spp. wirken könnte?
Bitte halten Sie mich am Laufenden wenn Sie weitere Ideen haben oder Anregungen oder Hinweise wie ich nachhaken kann. Mein Mann und ich sind beide in großer Angst um unser kleines Baby. Mein Mann sorgt sich auch sehr um mich, aber ich halte das schon irgendwie aus auch wenn es körperlich und seelisch eine echte Belastung ist. Danke, danke, danke für Ihre großartige Leistung! Sie sind ein toller Arzt, der mit Herz und Verstand arbeitet. Beides gehört eng zusammen.
Liliane und das tapfere Krümel-Kämpferlein
Guten Tag, Sie tragen gerade unglaublich viel Sorge um Ihr Baby und um Ihre eigene Gesundheit, und gleichzeitig das Gefühl, nicht wirklich Einfluss nehmen zu können. Das macht Angst – und genau deshalb möchte ich Ihnen so klar und verständlich wie möglich antworten. Die erneute Übelkeit muss nicht automatisch bedeuten, dass etwas Schlimmes passiert ist. Sie kann bei Infekten, aber auch durch die allgemeine Belastung des Körpers, das viele Liegen, die Medikamente und natürlich durch die Schwangerschaft selbst wieder aufflammen. Auch Sodbrennen, Magenschmerzen und Völlegefühl sind typische Beschwerden, die schon im zweiten Trimester auftreten können und sich unter den aktuellen Bedingungen verstärken. Das ist unangenehm, aber für Ihr Baby in der Regel nicht gefährlich. Ihre größte Sorge betrifft die Fruchtwassermenge und -qualität. Ein AFI von 5,6 cm ist tatsächlich im unteren Normbereich, aber noch nicht dramatisch niedrig. Dass das Fruchtwasser etwas trüber wirkt, ist schwer zu beurteilen und es bedeutet nicht automatisch, dass Ihr Baby schon infiziert ist. Das Fruchtwasser reagiert oft auf entzündliche Prozesse der Mutter, und es ist die Aufgabe der behandelnden Klinik, genau zu überwachen, ob Ihr Kind Zeichen einer Beeinträchtigung zeigt. Ein aktives Baby im Ultraschall ist ein gutes Zeichen. Auch im CTG können neben Wehentätigkeit die kindlichen Herztöne beurteilt werden, und darüber kann man erkennen, ob das Baby unter Stress steht oder nicht. Zu Ihrer Frage wegen des vorzeitigen Blasensprungs: Ja, wer einmal einen Blasensprung hatte, trägt ein etwas erhöhtes Risiko, dass es erneut dazu kommt – insbesondere, wenn Infektionen hinzukommen. Eine akute Infektion kann die Eihaut schwächen und dadurch die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Gleichzeitig heißt das nicht, dass es zwangsläufig wieder passiert. Ihre aktuelle Situation erfordert deshalb engmaschige Überwachung – genau so, wie es jetzt in der Klinik erfolgt. Zu den Blutwerten: Dass die Leukozyten und das CRP erneut ansteigen, deutet darauf hin, dass die Infektion noch nicht ausreichend unter Kontrolle ist. Das ist sicherlich der Grund, weshalb Ihr Behandlungsteam das Antibiogramm abwartet und gegebenenfalls die Antibiotika nochmals anpasst. Das Hb nach Eiseninfusion steigt nicht sofort deutlich an – die Neubildung roter Blutkörperchen braucht einige Zeit. Gerade während einer Blutung kann der Wert zwischenzeitlich wieder absinken, obwohl das Eisen prinzipiell verfügbar ist. Die Information, dass es sich um Staphylococcus aureus MRSA handelt, erklärt Ihre Sorge. MRSA weist tatsächlich viele Resistenzen auf, und die Kombination mit Enterobacter macht die Auswahl des richtigen Antibiotikums noch schwieriger. Dennoch gibt es in spezialisierten Kliniken und Laboren erprobte Strategien, bei denen man gezielt nach Wirkstoffen sucht, die beide Keime gleichzeitig erfassen. Auch Kombinationstherapien sind möglich. Wichtig ist, dass Sie hier ganz eng mit den behandelnden Infektiologen im Team bleiben. Ich weiß, wie sehr Sie um Ihr Kind bangen. Ihr Krümelchen zeigt Aktivität und damit Lebenskraft – das sind wichtige, positive Signale. Gleichzeitig ist es entscheidend, dass die Infektion weiter ernst genommen und konsequent behandelt wird. Bitte behalten Sie im Kopf: Sie sind in einer Klinik, die solche Situationen kennt und in der alles getan wird, um Sie und Ihr Baby bestmöglich zu schützen. Sie dürfen Ihre Sorgen jederzeit ansprechen und auch nachhaken, wenn Ihnen etwas unklar ist. Das ist Ihr gutes Recht. Ich wünsche Ihnen und Ihrem kleinen Kämpferlein ganz viel Kraft, dass Sie diese schwere Zeit durchstehen – gemeinsam, als Familie. Herzliche und mitfühlende Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre mitfühlenden Worte und Ihre konkreten Erklärungen. Sie haben recht, sie können mir die Angst nicht nehmen, aber sie geben mir in dieser so schwierigen Situation etwas Sicherheit und Kraft.
Mir geht es leider unverändert schlecht (Schmerzen, Fieber, Blutung, Schwindel, Schwäche). Hoffnung macht uns, dass das Antibiogrammergebnis da ist. Es hat ergeben, dass Moxifloxacin auf Staphylococcus aureus MRSA und auf Enterobacter spp. sensibel ist. Auf Staphylococcus aureus allerdings nur in hoher Dosierung. Und genau hier frage ich mich: ist es sinnvoller, nur ein Antibiotikum zu geben, das aber in hoher Dosierung oder lieber zwei verschiedene? Außerdem ist auch Moxifloxacin auf Embryotox grau eingestuft. Es wird wieder von schädigenden Effekten auf den unreifen Gelenkknorpel bei Tierversuchen berichtet. Wie schätzen Sie den Einsatz in meinem speziellen Fall ein?
Alternativ wäre nur Tigecyclin auf beide Keime sensibel. Das finde ich nicht auf Embryotox. Ist es in der Schwangerschaft kritisch? Ist es eher weniger fruchtschädigend oder eher mehr als Moxifloxacin? Gegen Staphylococcus aureus MRSA außerdem sensibel: Vancomycin, Linezolid. Beide aber nicht gegen Enterobacter spp. Gegen Enterobacter spp. außerdem sensibel: Ceftriaxon (was ich bis gerade noch bekam), Cefepim, Imipenem, Merepenem, Aztreonam, Coprofloxacin, Gentamicin. Gegen alle diese sind Staphylococcus aureus MRSA aber resistent. Sehen Sie besser geeignete Alternativen? Könnte und sollte man zumindest Ceftriaxon fortsetzen?
Neue Blutwertergebnisse:
(+) Leukozyten: 16.9 -> 16.5 -> 16.0 -> 13.8 -> 12.4 -> 12,3 -> 12.5 -> 16.6 -> 16.8 -> 17.1 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.2 - > 25.8 -> 19.6 -> 10.1 -> 3.2 -> 7.1 -> 28.4 -> 31.4 -> 34.6(aktuell)
Prokalzitonin 0,45 -> 0,46 -> 0,46
(-) Hämoglobin: 8.7 -> 8.8 (nach Eiseninfusion 500 mg vor zwei Tagen) -> 8.8 (12.0-15.6)
Kann man aus diesen Werten die Schwere der Infektion ablesen? Sie steigen noch immer
wann nach Beginn der neuen Antibiotiose sollten sie denn fallen? Sollte der Hb langsam steigen oder kann es auch noch länger dauern?
Mein Blutdruck ist momentan im Dauertief. Häufig zwischen 80/50 und 90/60. Trotzdem bekomme ich eine Dosis Methyldopa am Tag. Können Sie das nachvollziehen oder sollte ich hier mal nachhaken? Kann man Methyldopa nicht mal komplett pausieren?
Im CTG hatte unser Krümelchen eine leicht erhöhte Herzfrequenz (etwa 170). Ist das sehr hoch? Was ist der normale Bereich? Babys haben doch einen schnelleren Puls. Oder ist das schon ein Zeichen von Stress?
Bei all den schlechten Nachrichten möchte ich Ihnen heute zumindest eine zukommen lassen, die uns sehr gefreut hat: Das Ergebnis des NIPT-Test ist da und laut der Chromosomenanalyse tanzt in meinem Bauch eine gesunde Krümeline-Kämpferin. Darüber freuen wir uns so sehr, vor allem, dass es keinen Anhalt auf irgendwelche Trisomien gibt
Unser Sohn hat mich zum Lachen gebracht: er möchte gerne vier Schwestern
Hoffentlich kämpft sie so tapfer weiter. Bitte lassen Sie mich wissen, wenn ich etwas genauer hinterfragen soll, ob zu Antibiotikum,
Infektion oder zur Gesundheit unserer Krümeline.
Ich wünsche Ihnen ein wunderschönes erholsames Wochenende!
Liliane und die tapfere Krümeline-Kämpferin
Guten Tag, haben Sie vielen Dank, dass Sie mich so ausführlich auf dem Laufenden halten – und auch für Ihre ehrlichen Worte, wie sehr Sie mit der Situation ringen. Bei der Wahl des Antibiotikums ist es in Ihrer Situation vor allem wichtig, beide Keime gleichzeitig sicher abzudecken. Ein einzelnes Mittel in hoher Dosierung ist dabei oft nicht ausreichend, wenn der zweite Keim völlig resistent ist. Daher werden in Infektionen in der Schwangerschaft häufig Kombinationen eingesetzt – auch wenn man manchmal Kompromisse eingehen muss, weil es kein „grünes“ Präparat für beide gibt. Moxifloxacin ist in der Schwangerschaft zurückhaltend zu bewerten („grau“ bei Embryotox), weil in Tierversuchen Gelenkknorpelschäden beschrieben wurden. Tigecyclin wird in der Schwangerschaft nur bei fehlenden Alternativen verwendet, da es ebenfalls keine unbedenkliche Datenlage gibt. Imipenem oder Meropenem dagegen haben mehr Erfahrung in der Schwangerschaft, decken Enterobacter gut ab, aber nicht den MRSA. Hier käme eine Kombination in Betracht, zum Beispiel Vancomycin oder Linezolid gegen den MRSA plus ein Carbapenem gegen Enterobacter. Ob Ceftriaxon sinnvoll fortgeführt werden kann, hängt von der Resistenzlage des Enterobacter ab – in Ihrem Fall scheint er zwar sensibel, aber allein wäre es eben keine ausreichende Abdeckung des MRSA. Dies sind alles Punkte, die am besten das infektiologische Konsil in enger Abstimmung mit der Gynäkologie entscheidet – wichtig ist, dass Sie spüren: es gibt Optionen, auch wenn keine davon ideal ist. Zu Ihren Laborwerten: Das CRP ist zuletzt wieder angestiegen. Normalerweise sollte es 24–48 Stunden nach wirksamem Antibiotikabeginn erkennbar fallen. Dass es jetzt wieder ansteigt, passt dazu, dass die bisherige Therapie nicht ausreichend gegriffen hat. Auch die Leukozyten bewegen sich noch auf erhöhtem Niveau, was die Infektion bestätigt. Das Prokalzitonin ist leicht erhöht, aber nicht sehr hoch, was für einen bakteriellen Prozess spricht, ohne dass es zwingend eine schwere Sepsis bedeutet. Der Hb-Wert braucht meist länger, um sich zu erholen – nach einer Infusion kann er auch einige Tage stabil bleiben, bevor ein leichter Anstieg zu sehen ist. Ihr niedriger Blutdruck passt im Moment nicht recht zu einer täglichen Methyldopa-Gabe. Dieses Medikament senkt ja zusätzlich. Bei systolischen Werten um 80–90 mmHg würde ich dringend empfehlen, dass das Behandlungsteam die Dosis überprüft oder pausiert, bis sich Ihr Kreislauf stabilisiert hat. Das sollten Sie unbedingt ansprechen. Zum CTG: Eine fetale Herzfrequenz von etwa 170/min liegt am oberen Rand. Normal sind etwa 110–160/min. Eine gewisse Erhöhung kann durch Fieber der Mutter, Medikamente oder Stressreaktionen entstehen. Ein einmaliger Wert ist noch kein Grund zur Panik, aber es sollte engmaschig überwacht werden. Und nun die wirklich schöne Nachricht: dass Ihre NIPT-Untersuchung unauffällig war und Sie sich auf eine kleine Tochter freuen dürfen. Ich finde es wunderbar, dass Ihr Sohn das schon so herzlich kommentiert – Kinder haben oft ein gutes Gespür dafür, was die Familie stärkt. Halten Sie diesen Lichtblick fest, er gibt Kraft in dieser anstrengenden Zeit. Wenn Sie möchten, können Sie gezielt bei den Ärzten nachfragen, ob eine Kombinationstherapie (z. B. Vancomycin + Carbapenem) in Ihrem Fall nicht die sicherste Lösung wäre, und ob die Blutdruckmedikation nicht pausiert werden sollte. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie und Ihre kleine Kämpferin bald etwas Ruhe und Stabilität finden – und dass die nächste Nachricht, die Sie mir schreiben, von einem Abklingen der Entzündungszeichen berichten kann. Herzliche Grüße und rasche, gute Besserung Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre herzlichen, mitfühlenden Worte und für Ihre gute Beratung, wo ich genauer nachhaken kann. Ich bedanke mich auch für Ihre guten Wünsche zur raschen Besserung. Diese kann ich sehr dringend gebrauchen, weil täglich etwas Neues hinzu kommt, was mir körperlich und seelisch die Kraft raubt. Ich hatte mir so erwünscht, Ihnen von fallenden Entzündungswerten zu berichten. Stattdessen habe ich gerade auch noch erfahren, dass mein Blinddarm sich auch noch entzündet hat. Wir sind so geschockt. Ich frage mich auch, seit wie vielen Tagen das schon übersehen wurde. Ich dachte immer, so eine Entzündung macht rechtsseitige Bauchschmerzen. Mir schmerzt einfach der ganze Bauch und Rücken. Ich kann das alles gar nicht mehr einordnen, was da von der Endometritis, was vom Blinddarm und was von Krümeline kommt. Jedenfalls sinkt das Fieber nicht, ich übergebe mich immer wieder, die Blutung beruhigt sich auch nicht richtig. Über eine mögliche OP wird noch diskutiert. Wir sind wirklich geschockt. Operiert man in der Schwangerschaft am Blinddarm? Erhöht das erneut das Fehl- und Frühgeburtrisiko? Das macht mir größte Angst. Wonach sollte ich mich im Detail informieren? Die aktuellen Blutentzünsungswerte machen mir nicht viel Hoffnung:
(+) Leukozyten: 16.9 -> 16.5 -> 16.0 -> 13.8 -> 12.4 -> 12,3 -> 12.5 -> 16.6 -> 16.8 -> 17.1 -> 17.3 (aktuell) (3.90-10.2)
(+)CRP hoch sensitiv 30.2 - > 25.8 -> 19.6 -> 10.1 -> 3.2 -> 7.1 -> 28.4 -> 31.4 -> 34.6 -> 38.9 (aktuell)
Prokalzitonin 0,45 -> 0,46 -> 0,46 - > 0,48 (-)
Hämoglobin: 8.7 -> 8.8 -> 8.8 - > 8.9 (nach Eiseninfusion 500 mg vor 3 Tagen) (12.0-15.6)
Was sagen Sie dazu? Ich habe einfach nur Angst um meine kleine Kämpferin. Ich bin so froh, dass Sie mir Ihre Einschätzung zu den Antibiotika gegeben haben. Ich habe daraufhin meine Bedenken zu Moxifloxacin geäußert und betont, dass es mir wirklich wichtig ist, Krümeline so wenig Schaden wie möglich zuzufügen. Ich habe mich nach Vancomycin + Carbapenem erkundigt. Nun ist die Kombination Vancomycin + Ceftriaxon tatsächlich möglich. Ohne Ihren kompetenten Rat wäre das nicht einmal möglich gewesen. Danke!!!!!!!!
Vielleicht hätte Moxifloxacin auch zum Erfolg geführt, doch ist mir einfach zum Heulen wenn ich an mein armes Baby denke. Aber kann man denn davon ausgehen, dass dieselben Bakterien auch die Blinddarmentzündung verursachen? Wie findet man das heraus? Ich bin heute ein Nervenbündel, ich weiß gar nicht, wie ich es gerade schaffe, einen klaren Gedanken zu fassen.
Auch um ein Auslassen des Methyldopa habe ich gebeten, weil auch heute mein Kreislauf wieder im Keller ist (Blutdruck 82/51).
Unsere Kämpferin schlägt sich wacker, doch ihr Puls lag auch heute im CTG bei etwa 170. Im Ultraschall war sie aber aktiv. Es ängstigt mich zusätzlich, dass sie anscheinend auch gestresst ist.
Mein Mann ist heute noch dazu nicht so verfügbar wie sonst, weil er im Doppelstress ist, weil unser Sohn aufgrund einer Vorhautverengung zum wiederholten Male eine Vorhautentzündung zu haben scheint und er mit ihm zum Wochenend-Notdienst gehen muss. Er schreit beim Wasserlassen und seine Vorhaut ist knallrot.
Ich möchte Ihr Wochenende nur ungern jede Woche stören. Bitte entschuldigen Sie.
Nehmen Sie sich bitte die Zeit, die Sie brauchen. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Ich schätze Ihr aktives Mitdenken wahnsinnig. Sie machen so einen grandiosen Job!
Und jetzt genießen Sie bitte Ihr Wochenende!
Liliane und die tapfere Krümeline-Kämpferin
Guten Tag liebe Liliane, danke für Ihre eindrückliche, offene Nachricht – ich spüre, wie sehr Sie gerade um Kraft ringen und wie belastend die ständige Unsicherheit für Sie und Krümeline ist. Es ist absolut nachvollziehbar, dass Sie müde, ängstlich und auch verzweifelt sind. Gleichzeitig beeindrucken Sie mit Ihrer Klarheit und Ihrem Engagement für die richtigen Fragen – das ist in dieser schwierigen Situation eine große Stärke. 1. Ihre Entzündungswerte Leukozyten: anhaltend erhöht, trotz zunächst leichter Besserung. CRP: erneuter Anstieg – das zeigt, dass die Infektion noch nicht ausreichend kontrolliert ist. Prokalzitonin: im oberen Normbereich, passend zu einer bakteriellen Entzündung. Hb: weiterhin niedrig trotz Eiseninfusion, was Ihre Schwäche erklärt. 👉 Zusammen ergibt das: Ihr Körper kämpft nach wie vor gegen einen Infektionsherd. 2. Ursache der Infektion Blinddarmentzündung (Appendizitis): In der Schwangerschaft durchaus möglich, manchmal mit untypischen Symptomen, weil der Blinddarm durch die wachsende Gebärmutter verdrängt wird. Schmerzen können daher diffus sein. Aber: Statistisch gesehen ist es weniger wahrscheinlich, dass sich zusätzlich auch noch der Blinddarm entzündet hat. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich das Hämatom, das durch die Placenta praevia entstanden ist, entzündet hat. Das würde auch erklären, warum die Blutung nicht zur Ruhe kommt und warum sich die Entzündungswerte erneut verschlechtern. 3. Therapie .Die Kombination Vancomycin + Ceftriaxon ist in Ihrer Situation ein sinnvoller Kompromiss: wirksam gegen die wichtigsten Keime und in der Schwangerschaft vertretbar. Entscheidend ist nun, ob die Antibiotika greifen. Ich hoffe sehr, dass sich in den nächsten Tagen eine Trendwende bei Fieber, Blutung und CRP zeigt. 4. OP-Frage und Risikoabwägung Falls die Ärzte trotz allem eine akute Appendizitis nicht ausschließen können, ist eine Operation in der Schwangerschaft Standard – weil das Risiko eines Durchbruchs des Blinddarms viel größer ist als das Risiko des Eingriffs selbst. Aber: im Moment spricht mehr dafür, dass die Infektion ihren Ursprung am Hämatom hat. Wichtig ist daher die enge Zusammenarbeit von Gynäkologen, Chirurgen und Infektiologen, um genau diese Differenzierung zu treffen. 5. Kreislauf und Belastung Ihr niedriger Blutdruck (82/51) zeigt, wie sehr Ihr Körper am Limit arbeitet. Dass Methyldopa pausiert wurde, war richtig. Jetzt geht es vor allem darum, Ihren Kreislauf durch Flüssigkeit, ggf. Blutprodukte und Schonung zu stabilisieren. 6. Ihre kleine Kämpferin Ein Puls um 170 kann durch Ihr Fieber und Ihre Erschöpfung mitbedingt sein. Dass Ihre Tochter aktiv ist, ist ein positives Zeichen. Die enge CTG- und Ultraschallüberwachung ist entscheidend, um ihren Zustand genau zu beurteilen. 7. Ihr Sohn Dass Sie gleichzeitig die Sorge um Ihren Sohn tragen müssen, macht die Situation doppelt schwer. Eine Vorhautentzündung ist zwar schmerzhaft, aber in aller Regel gut behandelbar – ich hoffe sehr, dass er schnell Linderung bekommt. ✨ Mein Fazit für Sie: Die erhöhte Gefahr liegt vermutlich nicht primär in einer Appendizitis, sondern auch in der Infektion des bestehenden Hämatoms bei Placenta praevia. Sie sind mit der aktuellen Therapie auf einem sinnvollen, sicheren Weg – jetzt kommt es darauf an, ob die Antibiotika greifen. Sollte der Verdacht auf Blinddarmentzündung bestehen bleiben, wird eine Operation abgewogen – aber die Wahrscheinlichkeit ist deutlich geringer als die Hämatom-Infektion. Sie selbst leisten mit Ihrer Aufmerksamkeit und Ihrem Engagement einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Ärzte alle Optionen prüfen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer tapferen kleinen Kämpferin von Herzen, dass die Entzündung bald nachlässt und Sie beide zur Ruhe kommen dürfen. 💛 Viel Glück!
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre Einschätzung selbst am Sonntagabend und für Ihre mitfühlende und herzliche Art.
Ich finde es gut, dass Sie die Zweifel an der Blinddarmentzündung so offen ansprechen. Auch ich bin über den Zusammenhang mit dem Blinddarm verwirrt. Ich habe ganz gezielt nachgehakt, ob diese Diagnose wirklich sicher ist. Es sei ein Verdacht und in der Schwangerschaft schwieriger zu erkennen. Deshalb soll heute später ein MRT gemacht werden um sicher zu gehen bevor "sinnlos" operiert wird. Ist ein MRT in der Schwangerschaft in dieser Situation vertretbar? Und kann dieses dann genau zeigen, wo die Entzündung sitzt (Blinddarm, Hämatom usw.)? Und was wäre seitens der Gynäkologie bei einer nötigen OP zu beachten? Ich hätte große Angst um meine Krümeline. Es belastet wirklich, wieder in der Unsicherheit zu sein, nicht zu wissen, was jetzt eigentlich genau los ist und mit mir passiert und zu wissen, die Infektion ist noch nicht unter Kontrolle und es wird weiter gefahndet.
Die Symptome in meinem Bauch zu deuten, fällt mir so schwer. Sie schreiben, Blinddarmentzündungen können in der Schwangerschaft diffus verlaufen. Das verstehe ich gut. Doch habe ich eher im Unterleib Schmerzen und gleichzeitig so einen Druck im Bauchbereich oberhalb vom Nabel. Dort tut es aber nicht weh, vielmehr habe ich gestern das erste Mal das Gefühl gehabt, Krümeline dort zu spüren, vor allem leicht oberhalb seitlich vom Nabel, einmal mehr links und ein paar Stunden später mehr rechts, als ob sie sich gedreht hätte, ganz zart wie ein Blubbern oder als ob sie da gerade einen Fuß oder Arm hingestreckt hätte. Aber ist das überhaupt schon möglich (heute SSW 15+1)? Und das bei Vorderwandplazenta (+ Plazenta Praevia)… Bei meinem Sohn hatte ich auch eine Vorderwandplazenta und da hatte es viel länger gedauert, etwas zu spüren. Kann sie überhaupt schon bis über dem Nabel liegen? Mein Bauch ist in den letzten Tagen gefühlt explodiert, natürlich noch nicht riesig, aber deutlich sichtbar und ich kann Krümeline nicht mehr "verstecken", was ja vielleicht ein gutes Zeichen ist. Doch es bleibt immer diese Angst, dass der Druck bei meiner Situation auch von der Infektion kommen könnte… wenn sie es wirklich war, würde mich das so glücklich machen, sie zu spüren
Das macht sie so real und greifbar und die Bindung zu ihr noch stärker. Gleichzeitig macht diese Bindung aber damit auch die Angst, sie zu verlieren, noch größer
Selbstverständlich bleibe ich so aufmerksam, doch manchmal frage ich mich, wo wir wären, wenn ich es nicht wäre und Sie mich nicht so dabei beraten und unterstützen würden.
Unser Sohn hat übrigens vom Wochend-Notdienst-Kinderarzt Gentamicin Creme gegen die Vorhautentzündung und Eichelentzündung bekommen und soll in Tannolact baden. Wäre es aber nicht gut gewesen, ihn einen Urintest machen zu lassen, weil er beim Wasserlassen auch weint? Kann eine Vorhautentzündung auch eine Harnröhrenentzündung mit sich bringen? Entschuldigung, das ist nicht Ihr Fachgebiet, aber vielleicht wissen Sie ja auch darauf eine kompetente Antwort…
Ich freue mich auf Ihre Nachricht und wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag in der Praxis.
Liliane und die tapfere Krümeline-Kämpferin
Guten Tag liebe Liliane, vielen Dank für Ihre erneute ausführliche Nachricht und Ihr Vertrauen. Zum MRT: Ein MRT ist in der Schwangerschaft – gerade wenn es um eine dringende Fragestellung wie eine mögliche Blinddarmentzündung geht – gut vertretbar. Anders als beim CT werden keine Röntgenstrahlen verwendet, sondern Magnetfelder. Ohne Kontrastmittel (was in Ihrem Fall selbstverständlich so durchgeführt wird) gilt das MRT als unbedenklich für das Kind. Es kann sehr hilfreich sein, die Situation im Bauch genauer einzuordnen – also ob es sich wirklich um eine Blinddarmentzündung, eine entzündliche Veränderung am Hämatom oder eine andere Ursache handelt. Zur Frage einer möglichen OP: Sollte sich tatsächlich ein operativer Eingriff als notwendig herausstellen, wird die Gynäkologie eng eingebunden. Bei Schwangeren gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen – Narkoseführung, Operationszugang, Überwachung der Gebärmutteraktivität, und wenn möglich eine schonende laparoskopische Technik. Das oberste Ziel ist immer, Mutter und Kind gleichermaßen zu schützen. Es ist also gut, dass man gründlich abklärt, bevor man entscheidet. Zum Thema kindliche Bewegungen: Ja, es ist möglich, dass Sie um die 15. Schwangerschaftswoche erste ganz feine Bewegungen wahrnehmen – auch wenn es bei einer Vorderwandplazenta meist etwas später üblich ist. Es kann sein, dass Sie sehr sensibel sind und schon die ersten Blubber- oder Flattergefühle richtig deuten. Dass der Bauch sichtbarer wird, passt ebenfalls zum zeitlichen Verlauf und ist ein schönes Zeichen, dass die Schwangerschaft sich entwickelt. Die Lokalisation über dem Nabel ist rein anatomisch zwar noch recht hoch für die Gebärmutter in der 15. Woche, aber Bewegungen können über die Bauchdecke manchmal schwer einzuordnen sein. Dass Sie das Gefühl haben, Krümeline gespürt zu haben, ist etwas sehr Positives und darf Ihnen durchaus Freude und Bindung schenken. Zu Ihrem Sohn: Eine Vorhautentzündung kann sehr schmerzhaft sein und beim Wasserlassen zu Beschwerden führen. Häufig bleibt es bei einer lokalen Entzündung, aber manchmal kann sich auch eine Harnwegsinfektion anschließen. Darum wäre ein Urintest sicher hilfreich gewesen, um das auszuschließen. Sollten die Schmerzen beim Wasserlassen bestehen bleiben oder Fieber hinzukommen, empfehle ich, unbedingt eine Urinuntersuchung beim Kinderarzt nachzuholen. Tannolact-Bäder und die antibiotische Creme sind jedoch eine gängige und sinnvolle Therapie bei einer Balanitis. Ich wünsche Ihnen sehr, dass das MRT bald Klarheit bringt und die Infektion unter Kontrolle kommt. Halten Sie an dem schönen Gefühl fest, Krümeline schon gespürt zu haben – das ist eine wertvolle Erfahrung, die Ihnen Kraft geben darf. Mit den besten Grüßen Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre Zeit, die Sie sich wieder für mich genommen haben, um mir mit Ihrer Expertise zur Seite zu stehen. Ich habe wirklich sehr viel Vertrauen in Sie und Ihre fachliche Kompetenz.
Sie lagen schon einige Male komplett richtig!
Ich schätze Ihren Beitrag zu meiner Genesung und Krümelines Entwicklung sehr!
Auch mit der letzten Einschätzung lagen Sie wieder goldrichtig. Im MRT konnte zum Glück keine Blinddarmentzündung festgestellt werden. Das Hämatom und die Gebärmutter selbst sind aber entzündet. Das Hämatom ist auch wieder gewachsen und aktuell 4,8 x 6,5 cm groß. Es blutet ohne Pause und im Moment auch immer wieder mit Gewebestücken. Wo können sie herkommen? Das macht so Angst. Der Hb geht überhaupt nicht richtig nach oben obwohl ich vor 6 Tagen eine Eiseninfusion bekommen hatte (Hb aktuell 8.9!). Kann man bei so einem Hämatom wirklich nur Antibiotikum nehmen und abwarten und sonst gar nichts aktiv tun? Ich fühle mich durch diese Blutung so schlapp und energielos. Auch nachts muss ich so oft Binde wechseln, weil es so läuft und komme dadurch so schlecht zur Ruhe. Dann kommt immer die Beunruhigung dazu, so viel Blut zu sehen und ich schlafe noch schlechter. Ich glaube, die Menge würde mich nicht schwanger schon beunruhigen, aber im schwangeren Zustand erschrickt "frau" jedes Mal wieder.
Die Entzündung selbst scheint sich aber zu bessern. Die Entzündungswerte beginnen zu sinken:
(+) Leukozyten: 16.9 -> 16.5 -> 16.0 -> 13.8 -> 12.4 -> 12,3 -> 12.5 -> 16.6 -> 16.8 -> 17.1 -> 17.3 -> 16.1 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.2 - > 25.8 -> 19.6 -> 10.1 -> 3.2 -> 7.1 -> 28.4 -> 31.4 -> 34.6 -> 38.9 -> 30.2 (aktuell) Prokalzitonin 0,45 -> 0,46 -> 0,46 - > 0,48 -> 0,39
Ist das ein ausreichender Abfall drei Tage nach Beginn von Vancomycin + Ceftriaxon? Oder sollte der Abfall deutlicher sein? Heute habe ich zum ersten Mal nicht über 39 Grad Fieber, sondern nur 38.0 und die starken Schmerzen im Unterbauch lassen nach. So ein menstruationsähnliches Ziehen ist aber dauernd da. Kann das vom Hämatom kommen? Ich habe noch immer so Angst vor eine Fehlgeburt, weil mich diese Blutung so anspannt.
Weitere aktuelle Befunde:
Plazenta praevia marginalis weiterhin sichtbar (Rest an der Vorderwand). Müsste sie jetzt nicht langsam mit dem Gebärmutterwachstum nach oben gezogen werden? Muss ich jetzt davon ausgehen, dass sie so bleibt oder gibt es noch etwas Hoffnung (heute SSW 15+2)?
Ich bekomme Prolutex und Magnesium weiter. Ist das gut?
Der neue Dopplerbefund der Gebärmutterarterien ist folgender:
Rechts:
PI: 1,30 -> 1,35
RI: 0,80 -> 0,84
Links:
PI: 0,99 -> 1,55
RI 0,63 -> 0,65
Kein Notching
"Wieder grenzwertig, muss weiter beobachtet werden", wurde mir gesagt. Aber noch keine akute Plazentainsuffizienz. Stimmen Sie dem zu? Links haben sich die Werte ja doch deutlich verschlechtert? Krümeline war heute sehr ruhig im Ultraschall. Kann das auch einfach mal normal sein weil es ja immer eine Momentaufnahme ist und sie vielleicht einfach gerade geschlafen hat? Unter normalen Umständen würde mir das wahrscheinlich gar keine Sorgen machen. Doch in meiner Situation schwingt sofort wieder Angst mit. Ihr Wachstum ist jedenfalls durchschnittlich und das macht uns viel Hoffnung.
Ich freue mich auf jeden Fall riesig, Krümeline schon ab und zu mal ganz zart zu spüren. Das ist so wunderschön und gibt so viel Kraft.
Danke auch für die Einschätzung zur Vorhautentzündung unseres Sohnes. Die Vorhaut und Eichel sind noch rot, aber er weint jetzt zum Glück nicht mehr beim Wasserlassen.
Wenn ich darf, schicke ich Ihnen die neuen Schilddrüsenwerte in den nächsten Tagen. Sie wurden kontrolliert nachdem ich L-Thyroxin jetzt seit vier Wochen nehme.
Sollten Sie Impulse für Behandlung oder Ideen haben, wo ich nachhaken sollte, freue ich mich immer, diese zu hören. Dieses Hämatom macht uns Sorgen.
Ich danke Ihnen unglaublich für Ihre Begleitung und die Sicherheit, die Sie mir geben!!!
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane ganz herzlichen Dank für Ihre ausführliche Nachricht. Ich freue mich, dass im MRT zumindest keine Blinddarmentzündung gefunden wurde, auch wenn das wachsende Hämatom und die anhaltende Blutung verständlicherweise sehr belastend sind. Zu Ihren Fragen und Befunden: Gewebestücke bei der Blutung: Diese können vom Hämatom selbst oder von geronnenem Blut stammen. Gerade wenn es größer ist, kann es immer wieder zu solchen „Ausstößen“ kommen. Das ist zwar beängstigend, bedeutet aber nicht automatisch eine Fehlgeburt. Hb-Wert: Ein Hb von 8,9 trotz Eiseninfusion erklärt Ihre Schlappheit. Der Körper braucht oft mehrere Tage bis Wochen, bis sich die Blutbildung stabilisiert. Wichtig ist, dass Sie jetzt regelmäßig kontrolliert werden und bei erneutem Abfall auch weitere Infusionen oder im Extremfall eine Bluttransfusion erwogen werden können. Antibiotika & Entzündungswerte: Dass das Fieber gesunken ist und die Schmerzen nachlassen, sind sehr positive Zeichen. Auch wenn CRP und Leukozyten noch schwanken, zeigt der Verlauf insgesamt eine gewisse Beruhigung. Nach 3 Tagen darf man noch keinen vollständigen Normalwert erwarten – die Tendenz zählt. Ziehen im Unterbauch: Das menstruationsartige Ziehen passt tatsächlich gut zum Hämatom, das Druck ausüben und die Gebärmutter reizen kann. Plazenta praevia marginalis: Mit 15+2 besteht durchaus noch Hoffnung, dass die Plazenta durch das Wachstum der Gebärmutter „hochgezogen“ wird. Erst im dritten Trimester ist eine endgültige Beurteilung wirklich verlässlich. Prolutex und Magnesium: Diese Medikation ist sinnvoll und kann fortgeführt werden. Dopplerbefund: Ihre Ärzt:innen haben recht – es ist aktuell grenzwertig, aber keine akute Plazentainsuffizienz. Solche Werte müssen engmaschig kontrolliert werden, sind aber noch kein Grund zur Panik. Bewegungen von Krümeline: Dass sie heute ruhiger war, ist sehr wahrscheinlich einfach eine Momentaufnahme. Gerade in diesem Stadium schlafen die Kleinen sehr viel. Das normale Wachstum ist das entscheidend Positive. Ihr Sohn: Schön zu hören, dass es beim Wasserlassen nicht mehr schmerzt – auch wenn die Rötung noch etwas Zeit braucht, bis sie vollständig verschwindet. Ich weiß, wie zermürbend diese Dauerblutung und das ständige Bangen sind. Gleichzeitig haben Sie jetzt viele Zeichen, die Mut machen: sinkendes Fieber, weniger Schmerzen, ein normal wachsendes Kind und die Aussicht, dass sich die Plazenta-Lage noch bessern kann. Bitte achten Sie auf Ruhe, schonen Sie sich, und suchen Sie sich kleine Lichtblicke im Alltag, die Kraft geben – Musik, ein Hörbuch, ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft, sobald es Ihnen möglich ist. Wenn die neuen Schilddrüsenwerte vorliegen, dürfen Sie mir diese sehr gerne schicken. Alles Gute für Sie, Krümeline und Ihre Familie! Herzlich, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre schnelle Antwort und Ihre ganzheitlichen Tipps. Ich nehme mir immer sehr zu Herzen was Sie schreiben und bemühe mich, das umzusetzen, was in meiner Macht steht. Die abnehmenden Schmerzen und das sinkende Fieber erlauben es mir jetzt zum Glück, zu versuchen, mich abzulenken. Ich höre Musik, lese, schaue Filme, stricke Mützchen und Pullover für Krümeline, die sie als Winterbaby ja gut gebrauchen können wird.
Ich bekomme auch viel Besuch von meinem Mann, unserem Sohn, Familie und Freunden. Das lenkt ab. Gleichzeitig tut es weh, zu sehen, wie schwer sich unser Sohn mit der Situation tut, dass ich nun schon seit drei Wochen nicht da bin. Videotelefonate stehen täglich auf unserem Programm, ersetzen Mama aber eben doch nicht ganz.
Zuerst einmal zur Entzündung: Ich möchte Ihnen gerne brandaktuelle Entzündungswerte geben und Sie fragen, ob sie den Rückgang nach 5 Tagen Vanconmycin + Ceftriaxon für ausreichend halten oder ob er besser sein sollte:
(+) Leukozyten: 17.3 -> 16.1 -> 14.9 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 38.9 -> 30.2 -> 21.3 (aktuell)
Prokalzitonin 0,48 -> 0,39 -> 0,29
Die Schilddrüsenwerte sind auch da. Sie bessern sich, aber ganz im Normbereich sind sie trotz der Dosissteigerung auf 75 ug noch nicht. Was sagen Sie dazu? Soll man bei 75 ug bleiben oder die Dosis noch mehr erhöhen? Die Klinik hat nichts von einer Veränderung der Medikamente gesagt.
+ TSH basal 4,4 -> 4,2 (vor 3 Wochen) -> 3,0 (aktuell)
- fT3 1.22 -> 1.30 (vor 3 Wochen) -> 1.94 (aktuell)
- fT4 0.49 -> 0.53 (vor 3 Wochen) -> 0.86 (aktuell)
+ TPO-AK 955 -> nicht erneut gemessen
Das Hämatom ist minimal kleiner geworden: 4,8 x 6,5 cm -> 4,5 x 6,3 cm. Die Blutung hat ein klein wenig nachgelassen, zumindest die Gewebestücke kamen heute noch nicht und auch insgesamt ist die Binde nach zwei Stunden nicht mehr ganz voll. Von einer leichten Schmierblutung kann man aber auch nicht reden. Periodenstark könnte man vielleicht sagen. Der Hb kommt nicht richtig in die Gänge (9.0). In welchem Abstand zur letzten Eisengabe würde man denn normalerweise eine neue geben? Ich habe heute bei der Visite wieder angesprochen, dass ich mich so schlapp und ausgelaugt fühle, aber ich weiß nicht ob das ankam. Ich würde mich gerne mal ein bisschen bewegen (kleiner Spaziergang nach draußen oder so), aber mir ist so schwindlig und schlapp, ich traue mich alleine nicht.
Letzte Nacht hatte ich wieder etwa einmal pro Stunde eine richtig schmerzhafte Wehe und der Bauch wurde richtig steinhart. Ich wurde hellwach und musste die Wehe jedes Mal veratmen. Das CTG hat auch wieder sehr ausgeschlagen. Befund: 28 mm -> 27 mm, Öffnung 0.3 cm Muttermund gleich geblieben. Es macht mir Angst, dass der Gebärmutterhals dieser 25 mm Grenze immer näher kommt. Eine Cerclage wurde schon wieder angesprochen. Nach der Beratung mit Ihnen und den Informationen, die ich im Internet selbst gefunden hatte, möchte ich auf keinen Fall eine Cerclage so lange die Entzündung nicht komplett abgeheilt ist. Ich hatte Sie so verstanden, dass Sie bei einer Cerclage in meinem Fall auch große Risiken sehen. Gibt es bei Gebärmutterhalsverkürzung noch andere Optionen falls wir uns den 25 mm schon bald noch mehr nähern?
Und erlauben Sie mir eine letzte Frage, die weitaus banaler ist als all die anderen Probleme: seit zwei Tagen sticht es immer wieder wenn ich aus dem Liegen oder Sitzen aufstehe in die Leiste, meist links, selten rechts. Oft aber so stark, dass ich kurz zusammenzucke. Nach einigen Anlaufschritten wird es meist besser. Ich werde später mal einen Arzt fragen, aber was könnte das sein? Die Mutterbänder? Die Symphyse? In der 1. Schwangerschaft hatte ich mit der Symphyse große Probleme, das waren auch solche stechenden Schmerzen, aber auch im Bett beim Umdrehen und eher im Schambein, nicht in der Leiste. Ich hoffe, das geht jetzt nicht wieder los.
Sollten Sie Impulse für Behandlung oder Ideen haben, wo ich nachhaken könnte, freue ich mich immer, diese zu hören.
Danke, danke, danke für all Ihre Mühe und Geduld mit mir. Ich entschuldige mich nochmals, so viel Ihrer Zeit zu benötigen. Bitte geben Sie mir Bescheid, wenn ich Sie zu viel belästige.
Herzlich,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, danke, dass Sie mir so offen und ausführlich schreiben. Ihre Nachrichten zeigen, wie sorgfältig Sie mit der Situation umgehen, und es ist mir wichtig, dass Sie Klarheit bekommen. Zu den Entzündungswerten: Der Trend geht klar nach unten – Leukozyten, CRP und auch Prokalzitonin zeigen eine langsame, aber stabile Besserung. Nach fünf Tagen darf der Rückgang auch genau in diesem Tempo verlaufen. Wichtig ist nicht ein „Sturz“ nach unten, sondern die kontinuierliche Tendenz. Das sieht also ermutigend aus. Zur Schilddrüse: Ihr TSH hat sich von 4,4 auf 3,0 verbessert, auch fT3 und fT4 steigen langsam. Das ist eine positive Entwicklung. Eine weitere Dosissteigerung würde ich aktuell nicht ohne Rücksprache mit den behandelnden Ärzten empfehlen – die Richtung stimmt, und manchmal braucht es einfach Zeit, bis sich ein neuer Spiegel stabilisiert. Zum Hämatom und der Blutung: Das leichte Schrumpfen ist ein gutes Zeichen. Auch wenn die Blutung noch stärker ist, als man es sich wünschen würde, zeigt die Reduktion, dass der Körper arbeitet. Der Hb-Wert von 9,0 ist tatsächlich niedrig und erklärt Ihre Schwäche. Nach einer Eiseninfusion dauert es meist 1–2 Wochen, bis der Wert sichtbar ansteigt. Wenn Sie sich sehr schlapp fühlen, darf man ruhig auch früher über eine weitere Gabe sprechen – sprechen Sie das unbedingt noch einmal klar an, damit es nicht „untergeht“. Zu den Wehen und dem Gebärmutterhals: Die Tatsache, dass er aktuell bei 27 mm liegt und der Muttermund stabil bleibt, ist beruhigend. Unter der Grenze von 25 mm spricht man häufig über eine Cerclage oder ein Pessar. Bei bestehender Infektion ist eine Cerclage aber tatsächlich mit hohen Risiken verbunden. Ein Arabin-Pessar kann in solchen Situationen manchmal eine Option sein, weil es weniger invasiv ist. Wichtig ist dabei immer die sorgfältige Abwägung durch das Team vor Ort. Zu den Leistenschmerzen: Das klingt sehr typisch nach den Mutterbändern, die durch die Dehnung und die veränderte Haltung oft schmerzhaft reagieren – besonders beim Aufstehen oder nach längerem Sitzen. Auch eine beginnende Symphysenlockerung kann sich bemerkbar machen, aber die Beschwerden, die Sie schildern, passen eher zu den Bändern. Wärme, langsames Aufstehen und eine gute Lagerung können helfen. Und ganz praktisch: Scheuen Sie sich bitte nicht, ganz konkret nach kleinen Schritten für mehr Wohlbefinden zu fragen – zum Beispiel kurze begleitete Spaziergänge, eine weitere Eiseninfusion oder auch eine konkrete Einschätzung, ob ein Pessar für Sie infrage kommt. Sie machen das unglaublich gut, indem Sie aktiv nachfragen, gleichzeitig versuchen, sich abzulenken und mit viel Liebe an Ihr Winterbaby denken. Dass Ihr Sohn Sie so vermisst, tut weh – und trotzdem geben Sie ihm durch die täglichen Gespräche das Gefühl, dass Mama da ist. Das ist viel wert. Bitte schreiben Sie mir jederzeit, wenn Sie Fragen haben oder unsicher sind. Sie belästigen mich nicht – Sie zeigen, dass Sie für Ihr Kind und für sich selbst alles in Bewegung setzen. Das verdient Respekt, nicht Entschuldigung. Herzlichst Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
es ist wirklich nicht selbstverständlich mit welcher Fürsorge Sie mich durch diese komplikationsreiche Schwangerschaft begleiten. Ihre guten Erklärungen geben mir immer viel Klarheit, aber nicht nur das; Sie geben mir immer wieder Impulse, wo ich nachhaken könnte und helfen damit außerordentlich. Danke, danke, danke!
Gestern war wieder gar nicht mein Tag und ich bin wirklich unsicher wie es weitergehen soll. Ich hatte gestern wieder über mehrere Stunden eine richtige Wehen-Serie mit richtig starken Wehen alle 15 Minuten. Das CTG hat sie auch deutlich gezeigt. Bei der Untersuchung hat sich auch der Gebärmutterhalsbefund verschlechtert: 27 mm -> 24 mm, Muttermundöffnung 0,3 cm -> 1,2 cm. Ist das viel? Trotzdem wurde außer einer zusätzlichen Magnesium- und Progesterongabe wieder nichts weiter gemacht. Ich hatte unglaubliche Angst, dass Krümeline jetzt raus möchte und überhaupt keine Überlebenschance hat (heute SSW 15 + 6). Mein Mann hat mich zum Glück wieder ganz super unterstützt, sowohl in den körperlichen Phasen der Wehen als auch in den seelischen Phasen der Angst. Ab welcher SSW und ab welchem Befund gibt man denn normalerweise eine Tokolyse? Hätte man damit nicht die weitere Verkürzung des Gebärmutterhalses sowie die Öffnung des Muttermunds aufhalten können? Ich war in dem Moment so mit mir, den Schmerzen und den Sorgen beschäftigt, dass ich nicht wirklich in der Lage war, konkret nachzufragen. Es ging über Stunden so und ich war danach echt völlig erschöpft. Ich weiß, es ist noch lange hin bis zur Geburt (hoffentlich!!!!), aber manchmal frage ich mich jetzt schon, wie ich das kräftemäßig durchstehen soll, wenn ich schon Wochen vorher dauernd erschöpft von Wehen und niedrigem Hb bin. Ich bin Ihnen deshalb sehr dankbar über den Vorschlag, nach einer weiteren Eiseninfusion und dem Arabin-Pessar zu fragen. Das habe ich heute gleich getan und freundlich gesagt, dass mir so schlapp und unwohl ist und gefragt, ob ich ich noch eine Eiseninfusion haben dürfte. Ich glaube, dem Arzt passte es nicht, sich reinreden zu lassen. Ich musste mich erst einmal schief anreden lassen, dass es ja normal wäre, dass mir bei der Blutung und dem Hb schlapp ist und meine Erwartungen viel zu hoch seien. Ich dürfte nicht erwarten, Bäume ausreißen zu können. Aber das erwarte ich doch gar nicht. Ich möchte mich nur einfach etwas wohler fühlen. Bei jedem Aufstehen wird mir so schwindlig. Meine Nerven liegen gerade blank genug. Da braucht man so eine motzige Antwort nicht. Aber vielleicht erwarte ich wirklich zu viel? Er lenkte dann zum Glück ein und ich bekam eine Eiseninfusion.
Auch nach dem Arabin-Pessar habe ich mich erkundigt. Den könnte ich haben, wurde aber aufgeklärt, dass auch er ein erhöhtes Infektionsrisiko mit sich bringt. Wäre es dann evtl. besser, damit abzuwarten bis die Entzündung komplett abgeheilt ist? Habe ich richtig verstanden, dass er bis zur 37. SSW liegen bleiben kann und aber leider vorübergehend wieder entfernt werden muss sobald wieder eine Wehen-Serie eintritt? Oder ist das nicht so?
Ich möchte später mal mit meinem Mann kurz an die frischen Luft. Wenn er mich festhält, traue ich mich eher. Heute Vormittag war ich mal kurz alleine am Gang unterwegs, doch es hat mich mehrfach gedreht und dann bin ich lieber wieder zurück gegangen.
Seitdem ich Ihnen geschrieben habe, dass ich die kleine Krümeline durch so ein Blubbern und Flattern gespürt habe, spüre ich sie eigentlich nicht mehr. Manchmal fühle ich nur ein Gefühl, dass sich anfühlt, als ob jemand mit einer Schnur den Bauch von innen kurz enger ziehen würde. Es ist schwer zu beschreiben. Der Bauch wächst auf jeden Fall. Ist es normal, dass ich sie einmal gespürt habe und jetzt nicht mehr? Es ist für eine Vorderwandplazenta ja auch sehr früh. Bei meinem Sohn war das viel später, aber ab dem Zeitpunkt, zu dem ich ihn einmal gespürt habe, täglich. Im Ultraschall ist sie die letzten Tage sehr ruhig, ihr Herz schlägt aber immer kräftig. Darf das so sein? Wäre ich nicht selbst in so einem Zustand, würde ich mich vermutlich gar nicht sorgen.
Ich habe noch eine Nachfrage zu den Leistenschmerzen / sich dehnenden Bändern: Sie schreiben: Wärme, langsames Aufstehen und eine gute Lagerung können helfen. Ist Wärme in Form einer Wärmflasche ok und gut? Und was meinen Sie mit guter Lagerung?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
Sie haben etwas unglaublich menschliches und herzliches an sich, was die wenigsten Ärzte so haben. Das macht einem viel Mut, gerade wenn Sorgen und Angst so präsent sind und sich die Emotionen überschlagen.
Ich freue mich auf Ihre Antwort und wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende. Nehmen Sie sich bitte die Zeit, die Sie brauchen. Sie haben sich eine Pause mehr als verdient!
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, ganz herzlichen Dank für Ihre so offene, ausführliche und ehrliche Schilderung. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie erschöpfend und auch beängstigend diese Situation für Sie ist – und wie verletzend es sein kann, wenn man in diesem Moment nicht das nötige Verständnis und Mitgefühl von ärztlicher Seite bekommt. Bitte glauben Sie mir: Sie erwarten nicht „zu viel“. Es ist absolut legitim, dass Sie sich – gerade in Ihrer Situation – Unterstützung und ein Mitspracherecht wünschen. Sie möchten sich nicht „stark fühlen wie ein Baum“, sondern einfach nur etwas Kraft zurückgewinnen, um diese Schwangerschaft durchzuhalten. Zu Ihren Fragen: 1. Wehen, Gebärmutterhals und Tokolyse Ein Gebärmutterhals von 24 mm mit bereits leicht geöffneter Zervix in dieser frühen Woche ist ein ernstzunehmender Befund. Dass man zunächst mit Magnesium und Progesteron gearbeitet hat, ist die Standardbasis. Eine medikamentöse Tokolyse (z. B. mit Fenoterol oder Atosiban) wird in aller Regel erst dann eingesetzt, wenn die Situation unmittelbar bedrohlich wirkt oder eine Chance für das Kind bestünde, außerhalb des Mutterleibs zu überleben (meist ab ca. 24. SSW). In SSW 15+6 versucht man, so viel Ruhe wie möglich zu schaffen, ohne die Nebenwirkungen einer Tokolyse in Kauf zu nehmen – denn die könnten Ihnen in diesem Stadium mehr schaden als nützen. Trotzdem: Ihre Sorgen sind absolut verständlich, und Sie haben jedes Recht, immer wieder nachzufragen, wenn Sie das Gefühl haben, dass es kippen könnte. 2. Arabin-Pessar Der Pessar kann eine wertvolle Stütze sein. Sie haben völlig richtig verstanden: Er kann – wenn er eingelegt wird – bis etwa zur 37. SSW belassen werden. Er wird nur in bestimmten Situationen (z. B. bei starken Wehen oder akuter Infektion) vorübergehend entfernt. Dass man Ihnen aktuell aufgrund des Infektionsrisikos zum Abwarten rät, ist medizinisch nachvollziehbar. Es spricht aber nichts dagegen, sobald die Entzündung sicher abgeheilt ist, über die Einlage erneut zu sprechen. 3. Eiseninfusionen Sehr gut, dass Sie eine weitere Infusion bekommen haben. Ihr Gefühl war völlig richtig. Wenn der Hb niedrig ist, macht es Sinn, wieder aufzufüllen – das nimmt Schwindel, Schwäche und auch die Anfälligkeit für Erschöpfung. Lassen Sie sich hier bitte nicht verunsichern: Jede kleine Stabilisierung zählt. 4. Bewegung und Kreislauf Kurze Spaziergänge an der frischen Luft sind in Ordnung, wenn Ihr Mann Sie stützt. Aber bitte auch die Ärzte vorher fragen! Achten Sie dabei darauf, dass Sie sich sofort wieder hinsetzen, wenn Ihnen schwindlig wird. Es geht nicht darum, sportlich zu sein, sondern den Kopf frei zu bekommen. 5. Kindsbewegungen Dass Sie Krümeline einmal gespürt haben und dann wieder länger nicht, ist in dieser Schwangerschaftswoche und mit Vorderwandplazenta ganz normal. Ihr Sohn war damals später deutlich zu spüren – das passt. Wichtig ist, dass die Herzaktion kräftig ist. Dass das Kind im Ultraschall „ruhig“ war, ist ebenfalls völlig unauffällig in diesem Stadium. Machen Sie sich bitte keine Sorgen, wenn die Bewegungen jetzt noch nicht regelmäßig sind. 6. Leistenschmerzen / Bänder Ja, Wärme ist in Form einer Wärmflasche erlaubt, solange sie nicht zu heiß ist und Sie die Flasche nicht direkt lange auf den Bauch legen (lieber seitlich oder auf den unteren Rücken/Leistenbereich). „Gute Lagerung“ heißt: öfter die Position wechseln, Beine im Liegen leicht anwinkeln, ggf. ein Stillkissen zwischen die Knie oder unter den Bauch legen, damit Zug und Druck von den Mutterbändern genommen werden. Liebe Liliane, Sie haben in Ihrer Nachricht so eindrücklich beschrieben, wie Sie sich durch diese Höhen und Tiefen kämpfen. Es ist vollkommen normal, dass die Nerven in so einer Phase blank liegen. Sie dürfen auch erschöpft, ängstlich und müde sein. Es zeigt nicht Schwäche, sondern wie viel Kraft Sie bereits aufbringen. Ihr Mann unterstützt Sie wunderbar – und ich hoffe, dass auch Krümeline Ihnen bald wieder ein kleines Lebenszeichen durch ein Flattern oder Stoßen gibt. Versuchen Sie, sich immer wieder kleine Ruhe-Inseln zu schaffen, mit Wärme, mit Musik oder mit einem liebevollen Gespräch. Sie machen das wirklich großartig. Ich stehe Ihnen selbstverständlich weiter zur Seite. Herzlich und mit den besten Wünschen für Sie beide Ihr Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
Ihr Verständnis und Ihre herzlichen Worte haben mich sehr berührt. Ich fühle mich von Ihnen immer verstanden, respektiert und unterstützt. Danke, danke, danke!
Leider hat eben nicht jeder so viel Mitgefühl. Das ist sehr schade, wenn die Nerven blank liegen und man einfach Hilfe und Verständnis benötigt. Ich habe mich über die Antwort dieses Arztes wirklich sehr geärgert und war verletzt von dieser pampigen Art. Er konnte es offensichtlich nicht ertragen, dass die Patientin dem Arzt einen Vorschlag macht, auf den er nicht selbst kam und das obwohl ich freundlich nachgefragt habe ob es möglich wäre mir eine Eiseninfusion zu geben.
Ich habe schon wieder sooo viele Fragen und entschuldige mich im Voraus dafür.
Die Entzündungswerte sind weiter gefallen, aber heute (8 Tage nach Beginn von Vancomycin + Cetriaxon) noch immer nicht ganz in der Norm:
(+) Leukozyten: 17.3 -> 16.1 -> 14.9 -> 13.7 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 38.9 -> 30.2 -> 21.3 -> 12.1 (aktuell)
Prokalzitonin 0,48 -> 0,39 -> 0,29 -> 0,20
Die Antibiose i.v. soll deshalb noch weiter fortgesetzt werden. Würden Sie das genauso machen? Bis zu welchen Werten? Wie viele Tage maximal? Mehr als 8 Tage ist schon lang? Die Leukozyten sind ja in der Schwangerschaft grundsätzlich erhöht…. Wovon würde man denn das Einsetzen eines Arabin-Pessar abhängig machen wenn es um die Infektion geht? Von den Entzündungswerten? Und muss er normalerweise nur dann rausgenommen werden wenn die Wehen wieder so regelmäßig wie vor zwei Tagen auftreten oder schon bei wenigen Wehen? Ich habe ja alle paar Tage einen solchen Tag, an dem eben immer wieder mal eine Wehe auftritt… dann müsste er ja dauernd rein und raus…
Gebärmutterhals- und Muttermundbefund sind gleich schlecht geblieben. Kann der Muttermund sich auch von selbst wieder etwas mehr schließen oder wird das eher nicht passieren und er wird für den Rest der Schwangerschaft mind. 1,2 cm offen bleiben? Birgt das nicht auch Gefahren? Was würde man denn tun, wenn Magnesium und Progesteron die Wehen nicht zum Stoppen bringen wenn eine Tokolyse erst ab der 24. SSW in Betracht gezogen wird? Könnte man Krümeline dann nicht retten?
Und stimmt es, dass eine Tokolyse bei Plazenta praevia nicht möglich ist? Warum nicht? Und welche Nebenwirkungen meinen Sie, die mir mehr schaden als nutzen könnten? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bei der 1. Geburt kurz vor dem Notkaiserschnitt eine Tokolyse bekommen habe. Ich erinnere mich daran, wie zwei Ärzte mir gesagt haben, dass sie mir jetzt vor dem Kaiserschnitt etwas wehenhemmendes geben. Das war dann vermutlich eine Tokolyse? Ich weiß noch, dass ich kurze Zeit später unglaublich gezittert (auch noch während des Kaiserschnitts) und mich übergeben habe. Aber ob das daher kam oder von etwas anderem, weiß ich nicht. Kurz vorher hatte ich noch etwas wehenverstärkendes bekommen, als letzter Versuch, ob unser Sohn es trotz der BEL doch noch alleine raus schafft. Das hat mir den Rest gegeben. Vielleicht war das auch einfach insgesamt dann zu viel für meinen Körper und ich hatte deshalb diese Nebenwirkungen. Und es war auch so viel los um mich herum für eine möglichst flotte OP-Vorbereitung und ich bekam innerhalb kürzester Zeit so viel, dass ich das nicht zuordnen kann woher Zittern und Übergeben kamen. Hatten Sie diese Nebenwirkungen gemeint oder andere?
Danke für die Erläuterungen zur Linderung der Leistenschmerzen. Ich lasse mir heute mein Stillkissen von meinem Mann mitbringen und werde ausprobieren ob es hilft damit zu liegen.
Der Spaziergang mit meinem Mann gestern tat der Seele sehr gut. Er hat mit mir ein paar Übungen gemacht, die helfen, im aktuellen Moment zu bleiben. Körperlich war es aber absolut richtig, nicht alleine zu gehen und mich stützen zu lassen. Mir wurde so oft schwindlig und ich musste mich oft hinsetzen.
Mein Blutdruck ist auch meist viel zu tief (80/50), aber heute Morgen war er auf einmal wieder viel zu hoch (148/106). Der Arzt wollte mir gleich wieder Methyldopa geben, aber ich habe ihm gesagt, dass ich Angst habe, weil der Blutdruck ja dauernd eigentlich viel zu tief ist. Dann meinte er, wir warten mit Methyldopa mal noch ab, wie es sich entwickelt. Denken Sie, das war richtig? Kann es Krümeline schnell schaden, wenn der Blutdruck mal kurze Zeit zu hoch ist? Seitdem hat keiner mehr den Blutdruck kontrolliert. Wie oft sollte das passieren?
Und noch eine Nachfrage zur Schilddrüse: ich bekomme weiterhin 75 ug L-Thyroxin und Sie meinten auch, dass es manchmal einfach Zeit braucht, bis die Werte passen. Wann sollte man sie wieder prüfen?
Und noch etwas zum Mutterpass: Ich habe vorhin reingeschaut und bei "Sediment ggf. Bakteriolog. Bef." wurde eingetragen: Eiweiß ++
Blut ++
Zucker -
Nitrit -
Das klingt aber nicht in Ordnung, oder? Sollte ich nachhaken? Ist mit Blut ++ vielleicht die erhöhten Entzündungswerte gemeint?
Und bei Risiko-Nr. nach Katalog B stehen einige Risiken: Blutungen vor der 28. SSW, vorzeitige Wehentätigkeit, Anämie, Risiko aus anderen serologischen Befunden, Placenta-Insuffizienz. Mir wurde immer gesagt, dass der Doppler grenzwertig aber noch ok ist. Wieso steht dann dort Placenta-Insuffizienz? Was kann ich hier nachhaken? Mit welchen anderen Untersuchungen stellt man eine Placenta-Insuffizienz fest?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
wir freuen uns so auf unsere kleine Krümeline und das macht die Angst um sie noch größer. Diese Wehen, Erschöpfung, Müdigkeit und Schlappheit machen es mir nicht leicht, durchzuhalten. Danke, danke, danke, dass Sie weiter an meiner Seite bleiben und mir immer so ausführlich schreiben. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Sonntag! Bitte genießen Sie Ihren hoffentlich freien Tag und lassen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um zu antworten. Ich habe dafür vollstes Verständnis.
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, danke für Ihre so offenen, herzlichen Zeilen – ich spüre sehr, wie viel Ihnen diese Kommunikation bedeutet, und ich nehme mir gerne Zeit für Ihre Fragen. Es ist vollkommen verständlich, dass Sie in dieser belastenden Lage Sicherheit suchen und sich nicht mit knappen oder gar unsensiblen Antworten abspeisen lassen wollen. Ich gehe Ihre Punkte Schritt für Schritt durch: 1. Entzündungswerte und Dauer der Antibiotikatherapie Die Tendenz Ihrer Werte ist ganz klar positiv: Leukos und CRP sind deutlich gefallen, Prokalzitonin liegt inzwischen im unauffälligen Bereich. In der Schwangerschaft darf man manchmal etwas großzügiger in der Therapiedauer sein, um wirklich sicherzugehen. 8 Tage sind nicht ungewöhnlich, auch 10–14 Tage können sinnvoll sein, wenn die Ausgangslage ernst war. Ein Abbruch sollte erst dann erwogen werden, wenn die Werte wirklich stabil im Normbereich sind und die Klinik (Fieber, Schmerzen, Allgemeinbefinden) klar gebessert ist. 2. Arabin-Pessar und Infektion Das Pessar wird vor allem nach Gebärmutterhalsbefund (Länge, Öffnung, Zervix-Trichterung) eingesetzt, nicht primär nach Entzündungswerten. Bei Zeichen einer akuten Infektion wäre man eher zurückhaltend, weil ein Fremdkörper zusätzliche Risiken bergen kann. Herausgenommen wird es nur, wenn wirklich deutliche, regelmäßige Wehen auftreten oder sich die Situation kritisch verändert. Nicht bei jeder vereinzelten Wehe – sonst würde man, wie Sie richtig schreiben, dauernd wechseln. 3. Muttermundbefund Ein Muttermund, der sich geöffnet hat, schließt sich leider nur selten wieder. Wichtig ist, dass er stabil bleibt und sich nicht weiter öffnet. Eine Eröffnung von 1,2 cm ist ein Risiko, aber nicht automatisch katastrophal, wenn der Gebärmutterhals noch eine gewisse Länge hält und keine regelmäßigen Wehen dazukommen. 4. Wenn Magnesium/Progesteron nicht reichen Vor der 24. SSW ist eine echte Tokolyse nur sehr eingeschränkt sinnvoll, weil die Prognose für das Kind noch extrem kritisch wäre. In dieser Phase steht eher das Ausschöpfen aller nichtmedikamentösen Maßnahmen im Vordergrund. Ab 24. SSW greift man gezielt zu wehenhemmenden Mitteln. 5. Tokolyse bei Plazenta praevia Man ist vorsichtiger, weil Blutungen sich verschlimmern können und die Nutzen-Risiko-Abwägung enger ist. Es ist aber nicht ein absolutes Verbot – sondern eine Entscheidung im Einzelfall. 6. Nebenwirkungen Tokolyse Ja, das Zittern, Herzrasen, Schwindel, Übelkeit – all das sind typische Nebenwirkungen insbesondere von Beta-Mimetika (wie Fenoterol). Auch das Übergeben passt dazu. Dass Sie das damals erlebt haben, entspricht den Erfahrungen vieler Patientinnen. 7. Leistenschmerzen Sehr gut, dass Sie Ihr Stillkissen nutzen. Kleine Dinge können hier viel Entlastung bringen. 8. Blutdruckschwankungen Dass Ihr Arzt bei einmaligem Hochdruck erst einmal zuwartet, finde ich vernünftig. Entscheidend ist die regelmäßige Kontrolle, um ein Muster zu erkennen. Optimal wäre mindestens 3× täglich messen und dokumentieren, gerade bei Ihren Schwankungen. Kurze Spitzen schaden Krümeline in der Regel nicht, aber anhaltend hoher Druck ist natürlich riskant. 9. Schilddrüse Nach Beginn oder Änderung einer Dosis prüft man üblicherweise nach 4–6 Wochen erneut. In der Schwangerschaft kontrolliert man eher großzügig, alle 6–8 Wochen. 10. Urinbefund im Mutterpass Eiweiß ++ und Blut ++ sind auffällig. Das kann auf eine Harnwegsinfektion, aber auch auf andere Ursachen hinweisen. Wichtig wäre eine Kultur (Bakteriennachweis). Bitte nachhaken. Mit den Entzündungswerten im Blut hat das nichts direkt zu tun. 11. Risikoangaben (Placenta-Insuffizienz) Hier dokumentiert man meist vorsorglich, wenn ein grenzwertiger Dopplerbefund besteht oder eine Anämie. Eine echte Placenta-Insuffizienz stellt man per Doppler der fetomaternalen Gefäße und Wachstumsverlauf im Ultraschall fest. Wichtig ist also: engmaschige Doppler- und Wachstumsultraschalle. Liebe Liliane, Sie und Ihr Mann machen das großartig – und dass Sie trotz aller Sorgen Momente der Nähe, Spaziergänge und Übungen genießen, ist sehr wertvoll. Ihre Sorgen sind völlig nachvollziehbar, aber Krümeline kämpft zusammen mit Ihnen. Bitte achten Sie weiter auf Ihre Kräfte, und bestehen Sie ruhig auf häufigeren Blutdruck- und Urinkontrollen. Es ist Ihr gutes Recht. herzlichst Ihr Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
was soll ich sagen… wow! Am Sonntag so eine schnelle Antwort, das ist wirklich außergewöhnlich. Danke, danke, danke! Und ja, ich schätze den Kontakt zu Ihnen sehr. Sie erklären nicht nur gut, was Sicherheit gibt, und zeigen Menschlichkeit. Sie haben mir schon einige Male geholfen, gute Therapieanpassungen zu bekommen, z.B. weniger schädliche Antibiotika für Krümeline und mich zuletzt ermutigt, nach der Eiseninfusion zu fragen. Das hätte ich ohne Ihre fachliche Kompetenz alles nie hinbekommen.
Die Pechsträhne will trotz all Ihrer Mühe nicht an mir vorüberziehen.
Ich habe schon wieder mehrere schlechte Befunde erhalten: Der Gebärmutterhals hat sich weiter verkürzt: 24 mm -> 22 mm, Muttermundöffnung 1,2 cm -> 1,5 cm. Gestern schrieben sie etwas von Trichterbildung. Danach habe ich mich erkundigt und dies ist wirklich der Fall. In wiefern verschlechtert das den Befund nochmal? Mir wurde heute dringend dazu geraten, den Pessar möglichst bald einsetzen zu lassen. Ich habe nur Angst, dass die Infektion dann wieder schlimmer wird und die Blutung dann wegen der Plazenta praevia noch stärker wird. Und auch wenn Leukos und CRP fallen, sind sie ja noch nicht in der Norm. Fieber habe ich nicht mehr, leichte Schmerzen habe ich ständig. Aber ob das menstruationsartige Ziehen von der Entzündung, dem Hämatom und Blutung oder was auch immer kommt, weiß ich nicht. Noch dazu habe ich auf Nachfrage erfahren, dass Eiweiß ++ und Blut ++ wirklich für den Verdacht auf eine Blasenentzündung sprechen. Eine Bakterienkultur wurde angelegt, aber es gibt noch kein Ergebnis. Es frustet mich so. Wieso jetzt schon wieder eine Blasenentzündung wenn ich doch gerade zwei Antibiotika bekomme? Bitte nicht wieder eine Nierenbeckenentzündung…wie oft sollte ein Urintest erfolgen?
Der Blutdruck war gestern auch den ganzen Tag zu hoch. Ich habe um mehrere Messungen gebeten. Ich hatte das Gefühl, sonst wäre nicht so oft gemessen worden.
Gestern:
Früh: 148/106
Nachmittag: 139/91
Abend: 145/100
Heute:
Früh: 136/94
Jetzt soll ich wieder Methyldopa bekommen. Halten Sie das für richtig? Ich will natürlich Krümeline nicht in Gefahr bringen, doch ich habe auch Angst, dass er dann wieder so niedrig wird, dass mir pausenlos schwindlig ist. Kann man eigentlich nur aus einem Urintest ohne bereits vorliegendes Ergebnis vom Bakteriennachweis sicher sagen, dass es sich hier nicht eine beginnende Präeklampsie handelt? Wie kann ich hier geschickt nachhaken? Immerhin ist der Blutdruck wieder zu hoch und es war Eiweiß im Urin. Reicht das für die Diagnose Präeklampsie oder wie wird sie sicher ausgeschlossen?
Ich bin heute seelisch so erschöpft. Ich weiß gar nicht wo hin mit all diesen Gedanken der Beunruhigung. Die 17. SSW hat gerade mal angefangen und ich weiß schon jetzt nicht mehr, wie ich das durchhalten soll, seelisch und körperlich.
Aber Ihr Vorschlag zum Stillkissen war super!!! Ich habe letzte Nacht mal richtig gut geschlafen.
Eine Wärmflasche wollte mir die Krankenpflegerin nicht so gerne geben, weil es nicht so gut für Krümeline ist. Aber ich denke, dass ich doch einfach aufpassen kann, sie nur auf Leisten und Rücken zu legen und nicht auf den Bauch. Vielleicht frage ich einfach noch einmal.
Danke für Ihre Fürsorge!!! Ich wünsche Ihnen einen guten Wochenstart und wenig Stress!
Herzlichst
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, danke, dass Sie mir wieder so offen schreiben. Ich lese aus Ihren Zeilen, wie sehr Sie sich gerade sorgen und wie erschöpft Sie sind. Dass Sie trotz allem so aufmerksam beobachten, nachhaken und genau beschreiben, ist sehr wichtig – damit helfen Sie Krümeline und sich selbst. Zum Gebärmutterhalsbefund: Eine Verkürzung auf 22 mm und die beschriebene Trichterbildung („Trichterung“) sind Zeichen einer weiteren Schwächung. Die Trichterbildung bedeutet, dass sich der innere Muttermund nach innen hin öffnet. Deswegen denkt man jetzt wirklich über den Pessar ernsthaft nach. Ihre Sorge wegen Infektion und Blutung ist nachvollziehbar, aber der Nutzen zum Schutz vor einer Frühgeburt überwiegt meist. Wichtig wäre, dass vor Einlage sorgfältig ausgeschlossen wird, dass noch eine akute Infektion aktiv ist. Zu den Entzündungswerten / Blasenentzündung: Auch wenn Sie gerade Antibiotika nehmen, kann es zu Harnwegsinfekten kommen – manchmal durch resistente Bakterien, manchmal durch Keime, die durch die aktuellen Medikamente nicht erfasst werden. Darum ist die Kultur so wichtig, sie zeigt, welches Antibiotikum überhaupt wirksam ist. Solange die Kultur aussteht, bleibt es beim Verdacht. Regelmäßige Urintests (alle 1–2 Tage) sind in Ihrer Situation sinnvoll. Zum Blutdruck: Die Werte, die Sie notieren, liegen überwiegend im erhöhten Bereich. Da ist es richtig, dass wieder behandelt wird. Methyldopa ist ein in der Schwangerschaft bewährtes, sicheres Medikament. Dass Sie Schwindel befürchten, ist verständlich. Meistens versucht man mit niedriger Dosis zu beginnen und diese langsam anzupassen, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Frage Präeklampsie: Allein Eiweiß im Urin und erhöhter Blutdruck genügen, um die Diagnose zu stellen – aber wichtig ist, ob es sich um eine wiederholte und bestätigte Eiweißausscheidung handelt und ob andere Ursachen (z. B. Harnwegsinfekt mit Blut und Eiweiß im Urin) ausgeschlossen sind. Deshalb: ein einmaliger Urintest reicht nicht aus. Es muss gezielt abgeklärt werden: wiederholte Urinuntersuchungen, idealerweise ein 24-Stunden-Sammelurin oder ein Protein-Kreatinin-Quotient, dazu Labor (Leber- und Nierenwerte, Blutbild, Gerinnung). Damit kann man eine Präeklampsie sicherer abgrenzen. Sie dürfen ruhig darauf bestehen, dass diese Abklärung erfolgt. Zur Wärmflasche: Ihre Idee ist gut – vorsichtig, nur an Leiste oder Rücken, nicht direkt auf den Bauch. Das schadet Krümeline nicht und kann Ihnen helfen, zu entspannen. Ich kann so gut verstehen, dass Sie das Gefühl haben, die Kräfte gehen aus. Aber Sie sind nicht alleine – und es sind genau Ihre Wachsamkeit, Ihr Nachhaken und Ihr Einsatz, die helfen, Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Bitte halten Sie sich weiter an Ihrem Stillkissen fest, suchen Sie kleine Ruhe-Inseln und gönnen Sie sich, immer wieder zu sagen: „Ich tue gerade das Maximum, mehr geht nicht.“ Herzlich und mit viel Zuversicht für Sie und Krümeline, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre guten Informationen und Ihre mitfühlenden Zeilen. Sie haben mir wieder viel Gutes getan.
Ich erlebe gerade ein echtes Wechselbad der Gefühle und die Kräfte gehen aus. So sehr ich meine 1. Schwangerschaft genossen habe, so sehr würde ich jetzt gerne die Zeit nach vorne schrauben und wünsche ich mir jetzt, dass wir einfach schon im Februar nächsten Jahres sind, diese Schwangerschaft beendet ist und Krümeline putzmunter und gesund da ist.
Es läuft einfach gar nicht und seit gestern gibt es auch noch ein ständiges Hin und Her wann man diesen Pessar jetzt einsetzt. Ich hatte gestern plötzlich wieder über mehrere Stunden alle 13-15 Minuten richtig schmerzhafte Wehen. Wieder war ich körperlich mit dem Veratmen beschäftigt und in den Wehenpause seelisch mit der Angst, dass es wieder kippen könnte. Zum Glück ist mein Mann jedes Mal schnell bei mir. Der Gebärmutterhals hat sich minimal weiter verkürzt: 24 mm -> 22 mm -> 21 mm, Muttermundöffnung 1,2 cm -> 1,5 cm -> 1,7 cm. Zuerst hieß es dann, ich bekäme sofort eine Tokolyse, um anschließend sofort den Pessar einsetzen zu können. Dann hieß es plötzlich, man würde es doch zuerst wieder mit einer Extradosis Prolutex und Magnesium probieren, weil das ja vor ein paar Tagen gut geholfen hatte und mit dem Pessar lieber noch etwas warten, weil die Entzündung von Hämatom und Endometritis noch nicht ganz vollständig abgeheilt sind. Ich habe so Angst, dass es wieder mit Wehen losgeht. Wäre in diesem Fall eine Tokolyse sinnvoll, obwohl ich erst in SSW 17 bin? Kann man anhand der aktuellen Entzündungswerte beurteilen, wie aktiv die Endometritis noch ist und ob es noch zu "gefährlich" ist, einen Pessar einzusetzen?
(+) Leukozyten: 17.3 -> 16.1 -> 14.9 -> 13.7 -> 13.4 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 38.9 -> 30.2 -> 21.3 -> 12.1 -> 10.8 (aktuell)
Prokalzitonin 0,48 -> 0,39 -> 0,29 -> 0,20 -> 0,19
Der Abfall ist auch nicht mehr so deutlich sichtbar. Kann es daran liegen, dass die Urinkultur wirklich wieder Bakterien ergeben hat? Ich muss auch wieder sehr häufig Wasser lassen. Dieses Symptom alleine hätte ich aber genauso auch als Schwangerschaftsbeschwerde interpretiert. Gefunden wurden E.coli ESBL in reichlicher Menge, die wohl gegen vieles resistent zu sein scheinen, auch gegen Vancomycin + Ceftriaxon, was ich gerade gegen die Endometritis erhalte. Ist dieser Keim sehr schwer behandelbar? Das Antibiogramm steht aber noch aus. Man hat sich für Imipenem entschieden. Ist das dann nicht wieder eine Behandlung ins Blinde hinein? Und kann man einen Pessar trotz Blasenentzündung einsetzen? Und wie bedenklich ist Imipenem in der Schwangerschaft wirklich? Auf Embryotox finde ich es leider gar nicht und wenn ich es selbst suche, finde ich nur, dass es an Schwangeren nicht getestet wurde. Stimmt das? Gibt es gegen E.coli ESBL nichts, was in der Schwangerschaft besser geeignet ist?
Notizen im Mutterpass vom letzten Urintest heute Früh:
Eiweiß ++
Blut ++
Zucker -
Nitrit ++
Zusätzlich die Notiz vom Arzt: Keton +
Was bedeutet die plötzliche Notiz Keton? Ich habe seitdem noch keinen Arzt gesprochen, im Internet finde ich Informationen zu Mangelernährung (zu wenig kohlenhydratreich) oder (Schwangerschafts)diabetes. Beides würde mich wundern. Ich habe die letzten Tage nur noch sehr leichte Übelkeit und habe mich schon länger nicht mehr übergeben, ich würde auch sagen, dass ich ausreichend viel und abwechslungsreich esse und sicherlich nicht zu wenige Kohlenhydrate. Auch über Diabetes würde ich mich wundern. Ich bin nicht übergewichtig, hatte in der 1. Schwangerschaft keinen Schwangerschaftsdiabetes. Was könnte das sein? Ich werde auf jeden Fall auch nachfragen.
Zum Präeklampsietest: Der Protein-Kreatinin-Quotient: 0.18 g Eiweiß/g Kreatinin. Das sei minimal erhöht, aber noch ok.
Thrombozyten: 185 (150-370)
(-) Hämoglobin: 8.9 -> 9.5 (12.0-15.6)
(-) Haematokrit 31,7 (35.5-45.5)
Bilirubin, gesamt 0.89 (0.30-1.20)
Harnstoff 33.0 (15.0-40.0)
Harnsaeure 4.41 (2.60-6.00)
Gesamteiweiss 7.85(6.40-8.30)
Kreatinin, enzym. 0.80 (0.51-0.95)
GOT 27.3 (bis 35.0)
GPT 24.1 (bis 35.0)
Gamma-GT 21.3 (bis 40.0)
Alk. Phosphatase 84.7 (55.0-105)
Haptoglobin 1.9 (0.3-2.0)
Anti-Faktor Xa-Aktivität: 0,6
Können Sie mir diese Werte interpretieren? Fehlen noch wichtige Werte zum Ausschluss von Präeklampsie? Der Blutdruck ist weiterhin eher zu hoch (ca. 140/90-100). Methyldopa wird gerade langsam gesteigert.
Zum Schluss noch eine gute Nachricht: Krümeline war im Ultraschall heute sehr aktiv, einmal mit dem Kopf nach unten, dann hat sie sich in Querlage gedreht und einen Purzelbaum gemacht. Das Programm schätzt sie auf 165g und 16-17 cm (SSW 16 + 3). Das klingt gut, oder? Ich habe sie heute auch einmal in meinem Bauch flattern gespürt. Das war ein unbeschreiblich schönes Gefühl
Es fällt mir nicht leicht, das alles mit Fassung zu tragen. Vor zwei Tagen sagte unser Sohn während seines Besuchs zu mir: "Mama, ich bin sooo froh, dich zu sehen." Er macht das alles so tapfer mit.
Das gibt Kraft. Und ich versuche, daran festzuhalten, dass es Krümeline den Umständen entsprechend sehr gut geht und sie eine Kämpferin ist. Wie Sie so treffend formuliert habe: Ich tue gerade das Maximum, mehr geht nicht.
Danke für Ihre Geduld mit mir und für Ihre Sicherheit spendende Begleitung.
Herzlich,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, zuerst einmal: Sie dürfen sehr stolz auf sich sein. Sie tragen eine große Last und gehen unglaublich tapfer durch diese schwierigen Tage. Dass Sie trotz all der Unsicherheiten die schönen Momente mit Krümeline bewusst wahrnehmen – das Strampeln, die Purzelbäume – ist ein wunderbarer Anker, an dem Sie sich festhalten dürfen. Zu Ihren Fragen im Einzelnen: 1. Wehen / Tokolyse / Pessar In einer so frühen Schwangerschaft (17. SSW) wägt man bei Tokolyse und Pessareinlage sehr genau Nutzen und Risiko ab. Eine Tokolyse kann in Phasen akuter Wehentätigkeit sinnvoll sein, aber Ziel ist, sie möglichst kurz und gezielt einzusetzen. Der Pessar ist eine gute Option, aber erst dann optimal, wenn die Entzündungsaktivität klar zurückgegangen ist – damit man kein Risiko durch das Einlegen in ein noch „reizbares“ Milieu eingeht. 2. Entzündungswerte Ihre Werte zeigen eine deutliche Besserung – die Leukozyten und das CRP sind inzwischen nahe der Norm, nur noch leicht erhöht. Dass der Abfall nicht mehr so stark ist, kann tatsächlich mit der Blasenentzündung zusammenhängen. 3. E. coli ESBL Das ist ein spezieller, multiresistenter Keim, der in der Schwangerschaft manchmal eine echte Herausforderung ist. Das Antibiogramm (Resistenztestung) wird entscheidend sein. Imipenem gehört zu den sogenannten Reserveantibiotika. Es wird in der Schwangerschaft nur bei dringender Indikation eingesetzt. Die Datenlage ist naturgemäß eingeschränkt, Hinweise auf fruchtschädigende Wirkungen gibt es bisher nicht. Wenn ein solches Medikament gewählt wird, geschieht das, weil die Alternativen nicht ausreichend wirksam wären. 4. Pessar trotz Harnwegsinfekt? Hier wägen die Ärzt:innen ab. Grundsätzlich ist es günstiger, wenn eine Infektion bereits ausreichend behandelt oder zumindest gut unter Kontrolle ist, bevor ein Pessar eingelegt wird. 5. Ketone im Urin Ketone entstehen, wenn der Körper eher auf Fettverbrennung als auf Zucker zurückgreift – etwa bei längeren Esspausen, Flüssigkeitsmangel oder auch bei fieberhaften Infekten. Bei Ihnen ist es sehr wahrscheinlich eine Folge der Belastung der letzten Tage mit Wehen, Anstrengung und Infekt. Mit normaler, regelmäßiger Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr normalisiert sich das meist wieder. 6. Präeklampsie-Diagnostik Ihre Werte zeigen keine klare Präeklampsie. Der Protein-Kreatinin-Quotient ist zwar leicht erhöht, aber noch im tolerablen Bereich. Die Thrombozyten sind normal. Auch Leber- und Nierenwerte (Transaminasen, Kreatinin, Harnsäure) sind unauffällig. Fehlen würde zur kompletten Abklärung höchstens noch LDH und evtl. ein sFlt-1/PlGF-Test (wird nicht in allen Kliniken standardmäßig durchgeführt). Der Blutdruck ist im oberen Bereich, die laufende Methyldopa-Therapie ist sinnvoll. 7. Krümeline Die Entwicklung klingt sehr erfreulich – Gewicht und Länge passen hervorragend zu Ihrer Schwangerschaftswoche. Die Aktivität im Ultraschall und dass Sie die ersten Bewegungen gespürt haben, ist ein sehr gutes Zeichen für die Vitalität. Liebe Liliane, Die wechselnden Informationen und Therapiepläne für Sie sind zermürbend. Aber bitte halten Sie sich vor Augen: Sie tun gerade alles, was medizinisch machbar ist. Dass Ihr Sohn und Ihr Mann so eng bei Ihnen sind, gibt Ihnen eine große Stütze. Und dass Krümeline sich so aktiv zeigt, ist ein Lichtblick, an dem Sie sich festhalten dürfen. Wenn Sie mögen, schreibe ich Ihnen noch eine kleine Formulierung, mit der Sie Ihre behandelnden Ärzt:innen direkt nach einem sFlt-1/PlGF-Test fragen können, um in Bezug auf Präeklampsie mehr Sicherheit zu gewinnen. Soll ich das für Sie tun?
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre ausführliche fachkundige Beurteilung der Situation und für Ihre herzlichen Zeilen.
Als erstes schicke möchte ich Ihnen die aktuelle Lage mitteilen: Gebärmutterhalsbefund ist gleichleibend (21 mm, Muttermundöffnung 1,7 cm). Aber aus der Blasenentzündung scheint sich gerade schon wieder eine Nierenbeckenentzündung zu entwickeln. Ich bin nervlich fertig. Gestern Abend habe ich schon leicht gefröstelt und leichte Flankenschmerzen bekommen, heute Nacht wurde es stärker und mehr Fieber (38,9 Grad Celsius). Entsprechend sind die Entzündungswerte gestiegen:
(+) Leukozyten: 17.3 -> 16.1 -> 14.9 -> 13.7 -> 13.4 -> 15.9 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 38.9 -> 30.2 -> 21.3 -> 12.1 -> 10.8 -> 22.7 (aktuell)
Prokalzitonin 0,48 -> 0,39 -> 0,29 -> 0,20 -> 0,19 -> 0,37
Ist das denn grundsätzlich ein Zeichen, dass Imipenem dann nicht das richtige Antibiotikum gegen die E.coli ESBL ist? Oder wirkt es eigentlich zuverlässig gegen diesen Keim und wirkt einfach noch nicht schnell genug? Ich bekomme es erst seit gestern. Das Antibiogramm ist noch nicht fertig ausgewertet. Kann ich die Ärzte auf ein gezieltes anderes Antibiotikum ansprechen? Ich bin sehr besorgt. Schon wieder eine Infektion auch noch mit einem herausfordernden Keim, mit Fieber und diesen echt schmerzhaften Flankenschmerzen. Nierenschmerzen sind etwas so Unangenehmes. Und noch dazu entfernen wir uns damit wieder von der Möglichkeit, den Pessar endlich einsetzen zu können. Diese ständige Angst vor neuen Wehen, dass es doch irgendwie kippen könnte, ist ganz schwer ertragbar. Und ganz nebenbei rauben mir diese Wehen auch die Kräfte. Danach bin ich jedes Mal für den restlichen Tag schlapp und erschöpft. In meiner Vorstellung (und natürlich Hoffnung) würde ein Pessar zu einem stabileren Gebärmutterhals und dadurch bedingt zu weniger vorzeitigen Wehen führen. Oder stelle ich mir das zu einfach vor?
Neuester Urintest:
Eiweiß +++
Blut +++
Zucker -
Nitrit ++
Und wieder: Keton +
Aus ++ wurde +++. Also noch schlechter? Ist Nitrit auch bei Blasen- und Nierenbeckenentzündung erhöht? Und Blut +++ bedeutet Blut im Urin? Zum Keton: ich hatte direkt vor dem Urintest tatsächlich gerade Hunger und nicht so viel gegessen, aber ich esse zwischendurch oft Studentenfutter, Nüsse, Salzstangen, Apfel oder Banane, weil ich gerade dauerhungrig bin und lieber öfter aber dafür zu jeder Mahlzeit weniger esse. Das macht auch das Sodbrennen etwas erträglicher. Dann dürfte der Magen ja eigentlich nie ganz leer sein.
Präeklampsie-Test: Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, mir noch eine kleine Formulierung zu schicken, mit der ich direkt nach einem sFlt-1/PlGF-Test fragen kann. Ja, sehr gerne! Wie oft soll den bei Bluthochdruck in der Schwangerschaft der Protein-Kreatinin-Quotient kontrolliert werden, weil er jetzt leicht erhöht war? Muss man ihn gut im Auge behalten, vor allem bei Eiweiß im Urin? Um die Bestimmung von LDH werde ich heute noch bitten.
Und falls Ihnen noch etwas anderes Wichtiges zu Diagnostik oder Therapie einfällt, lassen Sie es mich bitte wissen.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ja, dass mein Sohn und Mann so eng bei mir sind, gibt mir eine große Stütze. Und dass Krümeline sich so aktiv zeigt, ist ein unbeschreiblich schöner Lichtblick. Aber auch dass Sie mir eine große Sicherheit spendende Stütze sind, schätze ich enorm.
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, ich kann so gut nachempfinden, wie sehr diese erneute Infektion Sie verunsichert. Dass nach der Blasenentzündung jetzt auch noch Fieber und Flankenschmerzen dazukommen, kostet unglaublich viel Kraft – körperlich wie seelisch. Umso bemerkenswerter ist es, dass Sie die Kraft haben, Ihre Sorgen so klar zu schildern und gleichzeitig die Hoffnung aufrechtzuerhalten. Zu Ihren Fragen im Einzelnen: 1. Imipenem und ESBL-E. coli Imipenem wirkt in der Regel sehr zuverlässig gegen ESBL-bildende E. coli. Da Sie es erst seit gestern erhalten, ist es durchaus möglich, dass der Effekt noch nicht sichtbar ist – Antibiotika brauchen oft 24–48 Stunden, bis Fieber und Entzündungswerte deutlich nachlassen. Dass CRP, Leukozyten und Prokalzitonin wieder angestiegen sind, passt zu einer frischen Nierenbeckenentzündung. Wichtig ist nun, das Antibiogramm abzuwarten, damit gezielt behandelt werden kann. Sie dürfen Ihre Ärzt:innen ruhig aktiv darauf ansprechen – das ist sehr sinnvoll. 2. Pessar und Wehen Ihre Vorstellung ist nicht falsch: Ein Pessar kann die mechanische Belastung des Gebärmutterhalses verringern und dadurch die Situation stabilisieren. Es ist aber kein „Schalter“, der Wehen komplett abstellt. Gerade in Kombination mit Entzündungen wägt man den Zeitpunkt sehr sorgfältig ab. Sobald die Infektion stabil im Griff ist, kann das Pessar tatsächlich helfen, die Lage etwas zu beruhigen. 3. Urinbefund Eiweiß +++: deutlicher Eiweißverlust über die Niere – kann durch die Infektion bedingt sein, sollte aber bei Bluthochdruck immer auch in Hinblick auf Präeklampsie beobachtet werden. Blut +++: ja, das bedeutet rote Blutkörperchen im Urin, was bei einer Nierenbeckenentzündung typisch ist. Nitrit ++: spricht sehr für eine bakterielle Infektion (gerade E. coli bilden Nitrit). Keton +++: das kann durchaus schon bei einer kurzen Nahrungspause, Fieber, Belastung oder vermehrtem Energieverbrauch auftreten. Dass Sie regelmäßig kleine Mahlzeiten essen, ist sehr gut – in solchen Phasen dürfen Sie auch bewusst kohlenhydratreichere Snacks wählen (z. B. Brot, Cracker, Banane), um die Ketonkörper zu senken. 4. Präeklampsie-Test Sie können Ihre Ärzt:innen so ansprechen: „Da mein Blutdruck erhöht ist und ich Eiweiß im Urin habe, möchte ich gerne zusätzlich einen sFlt-1/PlGF-Test machen lassen, um eine beginnende Präeklampsie möglichst frühzeitig auszuschließen. Wäre das möglich?“ Der Protein-Kreatinin-Quotient sollte bei Bluthochdruck in der Schwangerschaft engmaschig kontrolliert werden – in Ihrem Fall etwa wöchentlich oder nach klinischer Situation. Ein zusätzlicher LDH-Wert ergänzt die Diagnostik. 5. Weitere sinnvolle Maßnahmen Regelmäßige Blutdruckkontrollen (ggf. auch zu Hause dokumentieren). Viel Flüssigkeit trinken (soweit verträglich), um die Nieren zu entlasten. Bei erneut hohem Fieber, Schüttelfrost oder zunehmenden Schmerzen sofortige Rückmeldung an das Team. Liebe Liliane, ich weiß, wie belastend es ist, wenn man von Infekt zu Infekt stolpert und gleichzeitig die Angst vor den Wehen im Nacken sitzt. Aber: Sie haben ein sehr wachsames Team, ein Antibiotikum, das mit großer Wahrscheinlichkeit greift, und eine kleine Krümeline, die sich so lebendig zeigt. Sie sind nicht allein – weder medizinisch noch menschlich. Alles, alles Gute!
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für diese blitzschnelle, medizinisch fundierte und herzliche Antwort! Ich kann nur immer wieder betonen, dass Sie eigen unglaublich tollen Job machen!
Mir geht es heute nicht gut und es fällt mir wirklich gerade sehr schwer Kraft aufzubringen, um alles genau zu schildern, aber es ist mir wichtig, Ihre Meinung zu hören. Gerade kann ich die volle Wirkung der letzten Paracetamol nutzen. Sobald die Wirkung von Paracetamol nachlässt: Fieber bis 39.5 und die Flanken schmerzen so schlimm. Selbst mit Paracetamol spüre ich die Schmerzen. Ibuprofen will ich Krümeline nicht auch noch antun, da leide ich lieber. Wäre eine Wärmflasche am Rücken eine gute Idee oder ist Wärme bei Flankenschmerzen nicht hilfreich? Wenn jetzt auch noch wieder Wehen dazukommen sollten, wird es unaushaltbar. Ich kann den Schmerz manchmal gar nicht mehr zuordnen. Es schmerzt im Rücken, dann wieder im Bauch, auch unten im Unterbauch. Der Bauch fühlt sich für die 17.SSW schon so riesig und prall an. Mein Mann musste mir schon Umstandshosen mitbringen, weil die anderen nicht mehr zugehen. Ich frage mich, ob Krümeline schon so viel Platz braucht oder ob ich einfach so aufgebläht bin. Eine Ärztin hat mir versichert, dass es normal ist, dass in der 2. Schwangerschaft der Bauch schneller wächst und die Mutterbänder oft sensibler reagieren, aber es zieht und schmerzt einfach überall. Ich kann es nicht zuordnen. Ich hoffe nur, dass nicht die Gebärmutter auch wieder entzündet ist. Wie schließt man das sicher aus? Vaginaler Abstrich? Die erhöhten Entzündungswerte zeigen ja nicht, wo die Entzündung ist.
Die Entzündungswerte gehen noch nicht runter und mich beunruhigt, dass Kreatinin gestiegen ist:
(+) Leukozyten: 17.3 -> 16.1 -> 14.9 -> 13.7 -> 13.4 -> 15.9 -> 16.9 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 38.9 -> 30.2 -> 21.3 -> 12.1 -> 10.8 -> 22.7 -> 29.9 (aktuell)
Prokalzitonin 0,48 -> 0,39 -> 0,29 -> 0,20 -> 0,19 -> 0,37 -> 0,41
(+) Kreatinin, enzym. 0.80 -> 1.49 (0.51-0.95)
Kann das erhöhte Kreatinin auch an der Nierenbeckenentzündung liegen oder deutet es eindeutig auf Präeklampsie hin? Wie kann ich geschickt nachbohren?
Antibiogrammergebnis: Sensiblel: Imipenem, Meropenem, Gentamicin, Moxifloxacin. Dann müsste es mir heute etwa 1,5 Tage nach Beginn von Imipenem langsam mal besser gehen? Halten Sie eines der anderen Antibiotika für geeigneter, auch für Krümeline?
Danke für die klare Formulierung zum sFlt-1/PlGF-Test. Ich bin manchmal mit allem einfach überfordert und da hilft Ihre Klarheit sehr. Er wurde gemacht und ich warte auf das Ergebnis, ebenso LDH-Wert.
Noch eine Frage zu den Urintests: ist Eiweiß nur bei Präeklampsie erhöht oder durchaus auch bei Blasenentzündung? Und sind Eiweiß, Nitrit, rote Blutkörperchen und Ketone im Urin schädlich für Krümeline? Ich mache mir so Sorgen um sie.
Die letzten Blutdruckwerte waren nicht gut:
140/95
147/101
156/106
139/94
158/110
Meine momentane Angst macht die Werte sicherlich nicht besser. Aktuell bekomme ich 250mg Methyldopa 1-1-1-0. Muss man den Effekt einfach noch länger abwarten (heute 5. Tag, die ersten zwei Tage aber nur 1-0-1-0)? Oder sollte man die Dosis erhöhen? Oder wieder eine Langzeit-Blutdruckmessung?
Ich versuche, viel zu trinken, aber es fällt mir schwer. Ich habe dauernden Harndrang. Letzte Nacht musste ich 5 Mal zur Toilette. Und es schmerzt und brennt beim Wasserlassen jedes Mal.
Bitte lassen Sie mich immer wissen, wenn Sie gute Einfälle zu Diagnostik und Therapie haben. Sie machen das so toll!
Ich weiß nicht, wie lange meine Nerven das noch mitmachen und wie ich diese Schwangerschaft und die Anstrengungen einer Geburt durchstehen soll, so körperlich und seelisch erschöpft wie ich jetzt schon bin. Ich versuche an Krümelines Unbeschwertheit und ihren Kampfgeist zu denken.
Herzlich,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, danke für Ihre so offenen und ehrlichen Zeilen – ich spüre, wie sehr Sie im Moment kämpfen und wie erschöpft Sie sind. Es ist völlig verständlich, dass Sie sich bei so vielen Beschwerden und widersprüchlichen Befunden Sorgen machen. Ich versuche, Ihnen die Punkte klar und strukturiert zu beantworten: 1. Schmerzen, Wärme und Paracetamol Eine Wärmflasche im Rücken kann tatsächlich entlastend sein, wenn es sich um muskuläre oder Mutterbandschmerzen handelt. Bei einer Nierenbeckenentzündung ist Wärme nicht gefährlich, manchmal sogar angenehm. Sie sollten aber vorsichtig ausprobieren, ob es Ihnen eher Linderung verschafft oder unangenehm verstärkt. Dass Paracetamol nur kurz hilft, ist typisch bei einer bakteriellen Entzündung. Ibuprofen würde man in der Schwangerschaft eher meiden, da haben Sie ganz recht. 2. Entzündungswerte und Kreatinin Die weiter erhöhten Leukozyten, das wieder steigende CRP und Prokalzitonin sprechen dafür, dass die Infektion noch nicht ausreichend im Griff ist. Ein Anstieg des Kreatinins passt zu einer Nierenbeckenentzündung, weil die Niere durch die Entzündung in ihrer Funktion beeinträchtigt sein kann. Präeklampsie würde man erst mit anderen Begleitparametern (Eiweiß im Urin, sFlt-1/PlGF-Quotient, Blutdruck, LDH) diagnostizieren. Das kann im Moment nicht eindeutig unterschieden werden, aber eine akute Infektion ist die deutlich wahrscheinlichere Ursache. 3. Antibiotikum Imipenem ist ein sehr wirksames Antibiotikum und in schweren Infektionen der Niere gerechtfertigt. Dass es nach 1,5 Tagen noch nicht deutlich besser ist, ist nicht ungewöhnlich – die Wirkung braucht manchmal länger. Gentamicin würde man in der Schwangerschaft sehr zurückhaltend einsetzen. Moxifloxacin ist ebenfalls nicht das Mittel der Wahl in der Schwangerschaft. Meropenem wäre vergleichbar mit Imipenem und gilt auch als möglich. Kurz gesagt: Imipenem ist im Moment die passende Wahl. 4. Eiweiß und Urinbefunde Eiweiß im Urin kann sowohl durch eine Blasenentzündung/Nierenbeckenentzündung als auch durch Präeklampsie entstehen. Nitrit, rote Blutkörperchen und Leukozyten im Urin sind Zeichen einer Harnwegsinfektion – für Krümeline sind diese Werte nicht direkt schädlich, Aber die zugrunde liegende Infektion ist nicht gut. 5. Blutdruck und Methyldopa Ihre Werte sind leider noch hoch. Methyldopa wirkt langsamer und sanfter. Nach 5 Tagen sollte man aber durchaus eine gewisse Wirkung sehen. Eine Dosissteigerung (z. B. 500 mg morgens, 500 mg mittags, 250 mg abends) wäre eine Option, muss aber ärztlich begleitet werden. Eine Langzeit-Blutdruckmessung wäre sinnvoll, um die Werte besser einschätzen zu können. 6. Diagnostik bei Verdacht auf Gebärmutterentzündung Ein vaginaler Abstrich und ggf. eine Ultraschallkontrolle mit Blick auf die Gebärmutterinnenhaut würden weiterhelfen. Ihre Beschwerden passen im Moment aber deutlich stärker zu einer Harnwegsinfektion/Nierenbeckenentzündung als zu einer Endometritis. 7. Ihre Sorgen um Krümeline Ich kann gut verstehen, dass Sie Angst haben, dass sie Schaden nimmt. Aber: die größten Risiken entstehen durch Infekte oder sehr hohen Blutdruck. Beides wird bei Ihnen engmaschig überwacht und behandelt. Versuchen Sie sich bewusst zu machen: Sie sind medizinisch gut betreut, es wird gehandelt, und Krümeline ist von Natur aus widerstandsfähig. 🌱 Mein Rat für den Moment: Wärmflasche vorsichtig ausprobieren. Viel trinken, trotz Harndrang. Eng an den Ärztinnen/Ärzten bleiben, falls die Schmerzen schlimmer werden oder das Fieber steigt. Blutdruck regelmäßig dokumentieren und ggf. eine Dosisanpassung ansprechen. Ruhe gönnen und nicht scheuen, Hilfe einzufordern – Sie müssen das nicht allein durchstehen. Liebe Liliane, ich weiß, wie zermürbend das gerade für Sie ist. Aber Sie tun alles Richtige, und es wird an mehreren Fronten gleichzeitig auf Ihre Gesundheit und die von Krümeline geachtet. Vertrauen Sie darauf, dass sich unter der Therapie eine Besserung einstellt, auch wenn es gerade länger dauert, als man hofft. Herzliche und ermutigende Grüße an Sie und Krümeline 🌷 Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre herzliche Antwort und für Ihre fachkundige Einschätzung der Situation. Dass Sie Imipinem auch für das richtige Antibiotikum halten, beruhigt mich. Aber es gefällt mir natürlich nicht so gut, dass Krümeline ein Antibiotikum abbekommt, dass in der Schwangerschaft nicht wirklich getestet wurde. Welche Mutter will ihr Kind schon als "Testobjekt" nutzen... Ich mache mir oft wirklich Sorgen, welchen Schaden sie von all diesen Medikamenten nimmt.
Würden sich gewisse Schäden im Ultraschall erkennen lassen?
Hinzu kommt, dass durch die Nierenbeckenentzündung ein Abzess von 2,6 cm entstanden ist. Er soll zuerst beobachtet werden. Falls er größer wird, muss er punktiert werden. Ist das in der Schwangerschaft so einfach möglich? Und würde man so einen Abszess immer erst einmal beobachten oder unter normalen Umständen (keine Schwangerschaft) gleich punktieren? Kann ein Antibiotikum gegen eine Eiteransammlung überhaupt ausreichend Wirkung zeigen?
Insgesamt sinken die Entzündungswerte leicht, aber so einen deutlichen Unterschied sieht man noch nicht. Mir geht es auch noch nicht gut. Das Fieber steigt immer wieder auf 39 Grad Celsius und es schmerzt im Rücken und Bauch. Ich fühle mich auch richtig schlapp und krank.
(+) Leukozyten: 17.3 -> 16.1 -> 14.9 -> 13.7 -> 13.4 -> 15.9 -> 16.9 -> 16.5 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 38.9 -> 30.2 -> 21.3 -> 12.1 -> 10.8 -> 22.7 -> 29.9 -> 26.9 (aktuell)
Prokalzitonin 0,48 -> 0,39 -> 0,29 -> 0,20 -> 0,19 -> 0,37 -> 0,41 -> 0,38
(+) Kreatinin, enzym. 0.80 -> 1.49 -> 1.55 (0.51-0.95)
sFlt-1/PlGF-Quotient und LDH waren noch immer nicht bei den Werten dabei. Ich frage spätestens morgen noch einmal nach. Warum dauert das denn so lang? Ich möchte endlich Gewissheit. Wenn der Kreatininanstieg dafür steht, dass die Niere in ihrer Funktion beeinträchtigt ist, erholt sie sich dann nach der Nierenbeckenentzündung schnell? Ist das gefährlich für Krümeline? Und kann man dagegen nichts tun oder kann ich selbst etwas tun?
Meine Blutdruckwerte werden jetzt zwar drei Mal täglich überwacht, aber sonst ist noch nichts passiert, ich werde das morgen ansprechen, dass die Dosis bitte überprüft werden soll. Gestern und heute waren sogar zwei Ausreißer dabei, die wirklich hoch sind:
Sa Früh: 140/94
Sa Mittag: 165/116
Sa Abend: 144/99
So Früh: 147/100
So Mittag: 158/112
Ab welchen Werten wird es denn wirklich direkt und unmittelbar gefährlich (auch für Krümeline) und es sollte sofort was gegeben werden? Die beiden Mittagswerte waren schon sehr hoch, oder? Wieso sind sie v.a. mittags so hoch? Dann müsste insbesondere die Dosis am Morgen von 250 auf 500 mg erhöht werden, oder? Heute am Sonntag passiert auch irgendwie nicht allzu viel, ist mein Gefühl. Ich möchte endlich Klarheit zur Präeklampsie haben. Es verursacht für mich zusätzlichen Stress, dauernd schlechte Blutdruckwerte, ein erhöhtes Kreatinin und Eiweiß im Urin zu haben und noch immer nicht klar zu wissen, was Sache ist.
Die Wärmflasche am Rücken habe ich ausprobiert und sie als angenehm empfunden. Wie viele Liter am Tag sollte ich denn trinken? Reichen 1,5-2 Liter? Darf es auch mal Saft sein? Dann frage ich meinen Mann, ob er mir einen mitbringt. Wasser ist ok, aber der Krankenhaustee wächst mir zum Hals raus. Und ein Kaffee am Tag ist ok, oder? Ich weiß, zu viel Koffein ist in der Schwangerschaft nicht erlaubt, aber wenigstens ein Kaffee am Morgen zum Aufwachen sollte kein Problem sein?
Ich bin froh, dass Sie auch der Meinung sind, Ibuprofen sollte ich eher meiden. Gestern musste ich mir von diesem "freundlichen" Arzt anhören, dass ich mich nicht wundern darf, nicht schmerzfrei zu sein, wenn ich mir nur Paracetamol geben lasse und Ibuprofen nicht annehmen würde. Im 2. Trimester wäre das erlaubt. Diese unverständnisvolle Art ist genau das, was man in meiner Situation mit Nerven, die blank liegen, braucht
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, Sie sehen, Mitgefühl und Verständnis sind nicht selbstverständlich. Sie machen das großartig! Eine Schwangerschaft in diesem Zustand fühlt sich für mich an, als ob ich im kranken Zustand einen Marathon laufen würde und es dabei um alles oder nichts geht. Das ist ermüdend, mühselig, steinig und ermattend und man schwebt zwischen Zweifel, Angst und Hoffnung. Danke, danke, danke für Ihre verständnisvolle Art, für Ihre Ermutigungen und Ihre Wachsamkeit.
Herzlich,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, sie leisten in dieser Situation wirklich Enormes – Ihre Beschreibung mit dem Marathon trifft es sehr gut. Dass Sie sich trotz all dieser Belastungen so reflektiert um das Wohl von Krümeline sorgen, zeigt, wie viel Stärke in Ihnen steckt. Zu Ihren Fragen möchte ich Ihnen Folgendes mitgeben: Antibiotikum und mögliche Folgen für Krümeline Sie haben völlig recht: keine Mutter möchte, dass das eigene Kind zum „Testobjekt“ wird. Leider gibt es für viele Medikamente in der Schwangerschaft keine großen Studien. Imipenem ist aber ein Antibiotikum, das in schweren Infektionen auch in der Schwangerschaft eingesetzt wird, wenn Alternativen nicht ausreichend wirksam erscheinen. Bisherige Erfahrungen zeigen keine Hinweise auf kindliche Schäden. Im Ultraschall würden die typischen schweren Entwicklungsstörungen erkennbar sein – solche Effekte sind aber von diesem Medikament nicht zu erwarten. Abszess und Therapie Ein Abszess von 2,6 cm wird in der Schwangerschaft tatsächlich zunächst sehr eng überwacht. Bei Nichtschwangeren würde man schneller punktieren, da eine Punktion zwar technisch machbar, in der Schwangerschaft aber mit besonderen Risiken verbunden ist (Infektionsstreuung, Verletzung angrenzender Strukturen, Belastung durch die Prozedur). Deshalb versucht man, zunächst das Antibiotikum wirken zu lassen. Manchmal gelingt es damit, auch einen Abszess einzudämmen oder sogar zum Schrumpfen zu bringen. Sollte er größer werden oder die Entzündungswerte deutlich ansteigen, ist eine Punktion auch in der Schwangerschaft möglich, wird dann aber sehr gezielt und unter Bildgebung durchgeführt. Entzündungswerte und Nierenfunktion Ihre Werte zeigen, dass der Infekt noch aktiv ist, auch wenn leichte Schwankungen nach unten sichtbar waren. Der Kreatininanstieg zeigt, dass die Niere in Mitleidenschaft gezogen ist. In der Regel kann sich die Nierenfunktion nach Abklingen der Infektion wieder normalisieren, gerade wenn vorher keine Vorschädigung bestand. Wichtig ist eine gute Flüssigkeitszufuhr (1,5–2 Liter sind richtig; Saft ist erlaubt, Wasser bleibt aber die beste Basis). Ein Kaffee am Tag ist in Ordnung. Blutdruck und Präeklampsie Ihre Werte, besonders die mittäglichen Spitzen bis 165/116 mmHg, sind eindeutig behandlungsbedürftig. Ab 160 systolisch oder 110 diastolisch spricht man von einem sofort behandlungsbedürftigen Bereich, da dies Risiken für Mutter und Kind birgt. Warum die Werte mittags am höchsten sind, kann mit dem Wirkverlauf der Medikamente und der körperlichen Belastung in dieser Zeit zusammenhängen. Eine Dosisanpassung – z. B. Verdopplung der morgendlichen Dosis – ist in solchen Situationen üblich und sollte dringend mit dem Team besprochen werden. Dass Sie selbst die Initiative ergreifen und das Gespräch suchen, ist genau richtig. Stress und Sorgen Ihr Wunsch nach Klarheit bei der Präeklampsie-Diagnostik ist absolut nachvollziehbar. Gerade weil Blutdruck, Eiweiß im Urin und die Nierenwerte Veränderungen zeigen, ist ein sFlt-1/PlGF-Test besonders wichtig. Dass das Ergebnis auf sich warten lässt, ist ärgerlich, aber bleiben Sie dran – Ihre Hartnäckigkeit ist ein Vorteil für Sie und Ihr Kind. Schmerztherapie Paracetamol ist das sicherste Schmerzmittel in der Schwangerschaft. Ibuprofen ist im 2. Trimester zwar möglich, wird aber mit Blick auf spätere Risiken eher zurückhaltend empfohlen. Dass Sie hier vorsichtig sind, ist also sehr klug. Liebe Liliane, Sie dürfen sich trotz aller Müdigkeit bewusst machen: Sie kämpfen hier gerade auf allen Ebenen für sich und Ihr Kind. Es ist kein leichter Weg, und niemand kann Ihnen die Last abnehmen – aber bitte vertrauen Sie darauf, dass Sie mit Ihrer Wachsamkeit und Ihrem Durchhaltevermögen Krümeline die bestmögliche Chance geben. Herzliche Grüße und alle guten Wünsche Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre herzlichen und medizinisch fundierten Zeilen, die mich sich in dem bestätigt haben, was auch meine Gedanken waren. Ich war heute Morgen also hartnäckig und habe höflich aber deutlich meinen Wunsch geäußert, dass die Blutdruckmedikation bitte überprüft werden soll und ich mir endlich Klarheit in Bezug auf die Präeklampsie-Diagnostik wünsche. Mir wurde versprochen, morgen ein Ergebnis des sFlt-1/PlGF-Quotient und LDH zu erhalten. Ich wurde darauf hingewiesen, dass die Krankenkasse die Kosten vermutlich nicht übernimmt, weil der Test eigentlich erst ab der 20. SSW durchgeführt wird (bei mir erst 18. SSW, heute SSW 17 + 1). Mein Mann meinte, er wird sowohl private Krankenkasse als auch die Beihilfestelle kontaktieren und um Kostenübernahme bitten. Hilft es vielleicht, Vorbefunde (erhöhter Blutdruck, Kreatininwert und Urin im Eiweiß) vorzulegen?
Zumindest in Sachen Blutdruck geht heute etwas voran. Es wird gerade eine 24h Langzeitblutdruckmessung gemacht und ich habe heute Mittag eine Dosissteigerung (500mg Methyldopa) erhalten. Das war aber eigentlich schon wieder fast zu spät, denn kurz vorher war der Wert schon wieder bei 163/108. Ich denke, es bräuchte schon am Morgen 500mg anstatt 250mg.
Ich habe noch ein paar Rückfragen zu Ihrer letzten Antwort:
Antibiotikum und mögliche Folgen für Krümeline: Es beruhigt mich, zu hören, dass Imipenem höchstwahrscheinlich keine kindlichen Schäden verursacht. Nach welchen typischen schweren Entwicklungsstörungen könnte ich mich beim nächsten Ultraschall ganz genau erkundigen?
Abszess und Therapie: Aktuell schrumpft der Abszess leider noch nicht, eher im Gegenteil: gestern 2,6 cm und heute 2,8 cm Durchmesser. Alles unter 3 cm sei aber noch in einem Bereich, den man weiter beobachten könnte. Sollte eine Punktion doch nötig sein, macht mir das große Angst. Ist die Gebärmutter nicht normalerweise schon so groß, dass sie nah bei der Niere liegt? Ich weiß nicht, ob es damit direkt zu tun hat, aber im Mutterpass steht beim letzten Gravidogramm unter Fundusstand Symph.-Fundusabstand "N/S". Wonach sollte ich im Falle einer Punktion genau nachbohren? Worauf sollte dann geachtet werden?
Krümelines Herzschlag war vorhin zwischen 150 und 160, die letzten Tage war er ruhiger (140-150). Ist das noch im tolerablen Bereich oder zeigt es, dass sie sehr gestresst ist?
Wenn ich darf schicke ich Ihnen die Ergebnisse des sFlt-1/PlGF-Quotient und LDH gleich morgen sobald ich sie habe und auch die Ergebnisse der Langzeitblutdruckmessung sowie die Entscheidung, wie die Dosis angepasst wird.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, es fühlt sich wirklich wie eine große Last an. Ich lese oft Ihre Mut-Botschaft, versuche, mich abzulenken, schaue mir Ultraschallbilder von der kleinen Krümeline an, stricke ihr Mützchen und Pullis und denke an ihre Lebendigkeit. Da ich für sie ja nicht shoppen gehen kann, war ich schon etwas online süße Babykleidung shoppen. Aber zugegeben bleibt immer diese kleine Restangst und dieser Gedanke "Was, wenn sie es nicht schafft?" und dann kommt der Gedanke, dass es vielleicht zu früh ist, einzukaufen. Aber ich bleibe wachsam und das ist mir nicht zuletzt dank Ihnen möglich.
Herzlich,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, Sie machen das in dieser schwierigen Situation wirklich großartig. Beharrlich und gleichzeitig liebevoll gegenüber Ihrer kleinen Krümeline. Ich gehe gerne auf Ihre Fragen ein: 1. Antibiotikum Imipenem und mögliche Ultraschallbefunde Die gute Nachricht: Imipenem gehört zu den Substanzen, bei denen bislang keine eindeutigen Hinweise auf schwere Fehlbildungen gefunden wurden. Typische Fehlbildungen, auf die man generell nach Medikamenteneinnahmen in der Früh- und Mittelschwangerschaft achten würde, betreffen Herz, Nieren, Gehirn und Skelettsystem. Beim Ultraschall können Sie konkret nachfragen: Herz: vierkammeriges Herz, Herzachsen, Herzklappenfunktion Nieren: Größe, Form, Fruchtwasser als indirekter Hinweis auf die Nierenfunktion Gehirn: Kopfform, Hirnkammern, Mittellinienstrukturen Skelett: Wirbelsäule, Extremitäten 2. Abszess und Punktion Ein Abszess < 3 cm wird häufig noch beobachtet, da Antibiotika und körpereigene Abwehrmechanismen durchaus eine Rückbildung erreichen können. Falls doch punktiert werden muss, ist es entscheidend, dass die Punktion unter bildgebender Kontrolle (Ultraschall oder CT) und durch einen erfahrenen Interventionell-Radiologen oder Urologen durchgeführt wird. Dabei wird der sicherste Zugang gewählt, um Gebärmutter und andere Organe zu schonen. Ihr Hinweis auf den Fundusstand: „N/S“ heißt, dass die Gebärmutter aktuell noch nicht bis zum Nabel reicht – sie ist also noch nicht unmittelbar im Bereich der Niere. Das erleichtert den Zugang. 3. Herzschlag von Krümeline Eine Herzfrequenz zwischen 110–160 Schlägen/min gilt als normal. Schwankungen zwischen 140 und 160 sind völlig im Rahmen. Ein Wert von 150–160 ist nicht als Stresszeichen zu werten, sondern entspricht einer lebendigen Aktivität. 4. Blutdruck und Präeklampsie-Diagnostik Sie haben vollkommen recht, den sFlt-1/PlGF-Quotienten einzufordern – auch wenn er offiziell erst ab der 20. SSW vorgesehen ist. Bei Ihren Risikofaktoren ist die frühzeitige Abklärung absolut sinnvoll. Ja, Vorbefunde wie erhöhter Blutdruck, Eiweiß im Urin und Kreatininwert können bei Krankenkasse oder Beihilfestelle helfen, eine Kostenübernahme zu erreichen. Gut, dass Ihr Mann das aktiv aufgreift. 5. Ihr Umgang mit der Situation Dass Sie stricken, kleine Kleidungsstücke einkaufen und die Bilder anschauen, ist kein „zu früh freuen“, sondern ein sehr gesunder psychologischer Mechanismus. Sie dürfen sich diese Hoffnungsmomente erlauben – sie sind Nahrung für Ihre Kraft und geben Krümeline Geborgenheit. 👉 Wenn die Werte vom sFlt-1/PlGF-Quotient und LDH morgen da sind, schicken Sie sie mir gerne, dann schauen wir sie gemeinsam an. Auch die Ergebnisse der 24h-Blutdruckmessung sind wichtig für die weitere Dosisanpassung. Sie machen das alles mit sehr viel Herz und Klarheit. Bleiben Sie bei diesem Weg: wachsam, aber auch liebevoll zu sich selbst und Ihrer Tochter. Herzlich, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre herzlichen Worte und guten Ausführungen.
Ich melde mich später bei Ihnen als geplant. Mir ging es die letzten beiden Tage leider richtig schlecht. Der Abszess der Niere war auf 3,5 cm gewachsen und musste doch punktiert werden. Ich habe sehr hohes Fieber bekommen (bis 39,8 Grad Celsius) und heftigste Flankenschmerzen. Ich habe gezittert vor Frieren und wusste kaum, wie ich die Schmerzen aushalten sollte. Dann musste ich mich von meinem "Lieblingsarzt" vorwurfsvoll sagen lassen, dass ich nicht die Starke spielen und Ibuprofen nehmen sollte, was ich trotzdem nicht gemacht habe. Die Punktion selbst ist gut verlaufen, mir geht es aber noch nicht wirklich gut, doch immerhin ein klein wenig besser. Ich weiß nicht, ob es an der zusätzlichen Belastung durch die Schwangerschaft liegt, aber ich fühle mich seit der Punktion noch schlapper und so richtig erledigt und habe auch noch Schmerzen von der Punktion. Denken Sie, das ist normal? Sollte ich die Initiative ergreifen, nachzubohren? Welche Nachuntersuchungen nach einer Punktion von einem Abszess sind denn Standard?
Ich gebe Ihnen mal die Blutwerte, die dauernd schlecht sind:
(+) Leukozyten: 15.9 -> 16.9 -> 16.5 -> 18.3 (vor Punktion) -> 16.2 (aktuell 1 Tag nach Punktion) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 22.7 -> 29.9 -> 26.9 -> 35.2 (vor Punktion) -> 25.3 (aktuell 1 Tag nach Punktion)
Prokalzitonin 0,37 -> 0,41 -> 0,38 -> 0,48 (vor Punktion) -> 0,33 (aktuell 1 Tag nach Punktion)
(+) Kreatinin, enzym. 0.80 -> 1.49 -> 1.55 -> 1.59 -> 1.61 (0.51-0.95)
(-) Hämoglobin: 8.9 -> 9.5 -> 8.8 (12.0-15.6)
Ist der Abfall der Entzündungswerte 1 Tag nach Punktion ausreichend? Hb ist schon wieder im Keller… kann das von der Punktion kommen? Meine Blutungen haben momentan etwas nachgelassen, sind aber nicht weg. Die Plazenta liegt auch noch immer teilweise vor dem inneren Muttermund und das Hämatom ist kleiner geworden, aber nicht weg (4,8 x 6,5 cm -> 4,5 x 6,3 cm -> 2,2 x 2,8 cm)
Die Präeklampsieergebnisse, die ich endlich erhalten habe, machen mir große Angst:
sFlt-1/PlGF-Quotient: 53
LDH: 241
Mein Mann und ich sind jetzt sehr besorgt, weil mir gesagt wurde, dass das Ergebnis bedeuten würde, dass ich ein erhöhtes Risiko hätte, in den nächsten Wochen eine Präeklampsie zu entwickeln. Momentan könnte man abwarten und beobachten. Wie interpretieren Sie die Werte? Zum LDH wurde mir gar nichts erklärt. Was bedeutet der Wert? Und was würde es für Sie heißen, abzuwarten und zu beobachten? Was und wie oft würde man genau beobachten? Wiederholt man die Messung des Quotienten in so einem Fall? Könnte man eine Präeklampsie durch Medikamente zumindest hinauszögern? Krümeline ist ja noch nicht überlebensfähig…. Ich bin heute wirklich neben der Spur nach all diesen schlechten Nachrichten. Und wieso ausgerechnet das auch noch?
Zur Auswertung der Langzeitblutdruckmessung:
Tag-Auswertung:
Minimum: 139/88, Puls: 73
Mittelwert: 150/104, Puls: 89
Maximum: 170/118, Puls: 141
Nacht-Auswertung:
Minimum: 101/59, Puls: 64
Mittelwert: 125/82, Puls: 71
Maximum: 141/90, Puls: 81
In der graphischen Kurve liegen die höchsten Spitzen mittags und abends.
Wie deuten Sie die Werte? Wie finden Sie die folgende medikamentöse Anpassung von Methyldopa:
500mg: 0-1-0-0
250mg: 1-0-1-1
Ist die Steigerung nicht etwas zu sanft? Vorher waren es 1-1-1-0 (immer 250mg)?
Auch Krümeline scheint seit der Punktion gestresster zu sein. Ihre Herzfrequenz ist heute bei 190-200 gewesen. Ich spüre sie seit ein paar Tagen gar nicht, auch kein Flattern. Mir wird immer wieder versichert, dass das bei Vorderwandplazenta in SSW 18 durchaus normal ist, aber ich hätte so gerne ein Lebenszeichen von ihr.
Der neue Dopplerbefund der Gebärmutterarterien:
Rechts:
PI: 1,30 -> 1,35 -> 1,39
RI: 0,80 -> 0,84 -> 0,88
Links:
PI: 0,99 -> 1,55 -> 1,78
RI 0,63 -> 0,65 -> 0,66
Kein Notching
Beim Ultraschall habe ich mich erkundigt: Die Fruchtwassermenge ist nach wie vor etwas zu gering: AFI 5.6 cm (SSW 15) -> AFI 6.5 cm (jetzt in SSW 18). Hat diese geringe Fruchtwassermenge oft etwas mit der Nierenfunktion des Babys zu tun?
Sonst gab es keine weiteren Auffälligkeiten bei ihr. Wie interpretieren Sie die Werte? Wo sollte ich nachbohren?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, entschuldigen Sie die vielen Untersuchungsergebnisse, die ich Ihnen geschickt habe und meine zahlreichen Fragen. Ich habe großes Vertrauen in Sie, weil Sie mir immer gut helfen. Ich kämpfe wirklich an allen Fronten und weiß nicht genau, wohin es mit mir gehen soll. Die Gedanken der Angst und Sorge sind manchmal schwer auszuhalten und bringen mich immer wieder zum Weinen. Danke, danke, danke für die tolle Arbeit, die Sie leisten! Sie machen das mit viel Können, Herz und Seele!
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, danke für Ihre offene und ausführliche Nachricht. Ich spüre, wie sehr Sie im Moment kämpfen – körperlich und seelisch. Das ist eine enorme Belastung, und es ist völlig verständlich, dass die Sorgen und Ängste überhandnehmen. Es ist gut, dass Sie sich melden und die Fragen stellen, statt alles still mit sich selbst auszutragen. Zu Ihrer Nierenpunktion und den Entzündungswerten Dass Sie sich nach der Punktion zunächst schwach und erschöpft fühlen, ist ganz normal. Ein Abszess in dieser Größe, hohes Fieber und die Punktion selbst hinterlassen Spuren. Auch die Schmerzen können noch einige Tage anhalten. Die Entzündungswerte zeigen einen leichten Rückgang (CRP und Leukozyten) – das ist nach einem Tag ein gutes Zeichen, auch wenn sie noch nicht im Normbereich sind. Ein Abszess heilt nicht von heute auf morgen, sondern braucht oft mehrere Tage, bis sich die Entzündung deutlich beruhigt. Der Hb-Abfall kann mit der Punktion zusammenhängen, oft aber auch mit der Grunderkrankung und den bestehenden Blutungen. Wichtig ist, dass Ihre behandelnden Ärzte regelmäßig kontrollieren, ob ein Eisenmangel oder gegebenenfalls die Gabe von Blutprodukten nötig ist. Standard-Nachuntersuchungen nach Abszesspunktion: Verlaufskontrolle der Entzündungswerte (CRP, Leukozyten, ggf. Prokalzitonin) Ultraschall/Nierenkontrolle nach einigen Tagen, um sicherzustellen, dass der Abszess nicht erneut wächst Kontrolle der Nierenfunktion (Kreatinin) Das alles sollte regelmäßig, meist alle 1–3 Tage, erfolgen. Präeklampsie-Risiko (sFlt-1/PlGF, LDH, Blutdruck) Der sFlt-1/PlGF-Quotient von 53 liegt über dem Normbereich und zeigt tatsächlich ein erhöhtes Risiko, dass in den kommenden Wochen eine Präeklampsie auftreten kann. Es bedeutet jedoch noch keine akute Erkrankung, sondern erfordert engmaschige Beobachtung. LDH 241 ist leicht erhöht und kann ein unspezifischer Hinweis auf Zellstress oder Hämolyse sein, wird aber in diesem Zusammenhang eher als begleitender Risikoparameter gewertet. „Abwarten und beobachten“ bedeutet konkret: regelmäßige Blutdruckmessungen (zu Hause mehrmals täglich), wiederholte Laborkontrollen (sFlt-1/PlGF, Blutbild, Leber- und Nierenwerte), engmaschige Ultraschall- und Dopplerkontrollen beim Kind. Den Quotienten kann man durchaus in Abständen (z. B. alle 2 Wochen oder bei klinischer Verschlechterung) wiederholen. Medikamente können eine Präeklampsie nicht verhindern, aber eine gute Blutdruckeinstellung verzögert häufig die Verschlechterung. ASS-Prophylaxe (falls nicht schon genommen) und sorgfältige Blutdrucktherapie sind die wichtigsten Maßnahmen. Blutdruck Ihre Werte (Mittelwerte bei Tag: 150/104, Maximum 170/118) zeigen eine deutliche Hypertonie. Die Umstellung auf höhere Methyldopa-Dosierungen ist daher sinnvoll. Dass Ihr Arzt vorsichtig steigert, ist typisch in der Schwangerschaft, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Es kann aber nötig sein, schrittweise zügig weiter zu erhöhen oder ggf. ein zweites Medikament (z. B. Nifedipin oder Labetalol) hinzuzunehmen, wenn die Werte nicht rasch sinken. Hier würde ich klar empfehlen, dass Sie eng kontrollieren lassen und lieber nachhaken, falls die Werte hoch bleiben. Krümeline Eine fetale Herzfrequenz von 190–200 kann stressbedingt, durch Fieber oder Medikamente, aber auch durch die Gesamtsituation auftreten. Das muss unbedingt kontrolliert werden – hier wäre eine zeitnahe kardiotokographische Kontrolle oder zumindest erneuter Ultraschall sinnvoll. Dass Sie sie bei Vorderwandplazenta noch nicht deutlich spüren, ist in SSW 18 tatsächlich völlig normal – das Flattern kommt oft erst in den nächsten Wochen zuverlässig. Doppler und Fruchtwasser Die Uterusdoppler-Werte zeigen eine Tendenz zu erhöhten Widerständen links, aber noch ohne Notching. Das passt zur Risikokonstellation, bedeutet aber noch keine manifeste Minderdurchblutung. Ein AFI von 6,5 cm ist grenzwertig, aber noch nicht kritisch. Die Ursache ist oft multifaktoriell und kann mit Plazentafunktion zusammenhängen – nicht zwingend mit der Nierenfunktion des Babys. Wichtig ist die Verlaufskontrolle. ✨ Mein Rat: Bleiben Sie eng im Kontakt mit Ihrem betreuenden Team und scheuen Sie sich nicht, nachzuhaken – insbesondere wegen Blutdruckeinstellung, Herzfrequenz von Krümeline und Verlaufskontrollen der Entzündung. Nach der Punktion dürfen Sie sich schwach und erschöpft fühlen – gönnen Sie sich Ruhe, es ist keine Schwäche, sondern der normale Weg zur Heilung. Die Angst vor Präeklampsie ist nachvollziehbar, aber aktuell ist es ein Risikosignal, kein akuter Ausbruch. Regelmäßige Kontrollen sind der Schlüssel. Und bitte: Lassen Sie sich in dieser schweren Situation auch psychisch stützen – durch Ihr Umfeld oder ggf. psychosomatische Betreuung. Niemand muss das alleine tragen. Ich denke sehr an Sie und Ihre kleine Krümeline. Sie machen das großartig – auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt. Herzlich, mit viel Kraft für Sie Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für diese liebe verständnisvolle Nachricht, für Ihre guten Erklärungen und Hinweise, wo ich genauer nachhaken kann und dranbleiben soll. Ich melde mich immer wieder gerne bei Ihnen, weil ich Vertrauen in Sie habe und Sie mir ein Stück weit Sicherheit in dieser angespannten Lage geben.
Auch heute am 2. Tag nach der Punktion fühle ich mich sehr wacklig und müde. Mein Mann ist mit mir schon ein paar Schritte nach der Punktion gelaufen und ich war danach einfach erschöpft. Er unterstützt mich psychologisch mit vielen kleinen Übungen der Verhaltenstherapie. Aber auch er hat mir gesagt, dass er nachfragen wird, ob ich psychologisch in der Klinik aktiver unterstützt werden kann. Ich weiß, dass er das nicht leisten kann, weil es ihn selbst auch betrifft und sorgt.
Ich hätte noch ein paar Nachfragen zu Ihrer Nachricht:
Sollte ich wieder nach einer Eiseninfusion fragen, weil der Hb wieder so tief ist (8,8)?
Zum Präeklampsierisiko schreiben Sie, dass neben der Blutdruckeinstellung eine ASS-Prophylaxe wichtig ist. Ich hatte diese schon einmal bekommen, sie wurde aber wegen der starken Blutungen unterbrochen. Auch das Heparin wurde reduziert. Ich werde mich baldmöglichst erkundigen, was ich momentan genau erhalte. Aber eine grundsätzliche Frage: Gibt man in so einem Fall wie bei mir ASS und Heparin im Normalfall gleichzeitig oder nur eines von beiden?
Gestern und heute wird 3 Mal täglich Blutdruck gemessen und er ist jedes Mal zu hoch (zwischen 140/95 und 155/105). Mir macht das Angst für Krümeline. Die Dosis wurde gerade wieder leicht erhöht, aber wenn das nichts bewirkt, passiert am Wochenende bestimmt wieder nicht viel. Würden Sie eher um eine weitere Steigerung von Methyldopa bitten oder um ein zweites Medikament zusätzlich?
Gestern Methyldopa:
500mg: 0-1-0-0
250mg: 1-0-1-1
Heute:
500mg: 1-1-0-0
250mg: 0-0-1-1
Und eine generelle Frage zum Präeklampsierisiko: wie verlässlich ist denn dieser sFlt-1/PlGF-Quotient oder der Wert 53? Muss ich mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer Präeklampsie rechnen oder heißt das einfach nur, dass es passieren kann, aber nicht muss? Ich glaube, psychisch würde es mir helfen, mich darauf einzustellen, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist oder ruhig zu bleiben, wenn es nicht unbedingt passieren muss.
Eine Frage zur Abszesspunktion: Wie kann ich sichergehen, dass Krümeline bei der Punktion nichts passiert ist und dass die Gebärmutter nicht berührt wurde? In meinem "nichtmedizinischen" Kopf stelle ich es mir schwierig vor, bei einer Schwangeren mit vergrößerter Gebärmutter an die Niere ranzukommen, ohne die Gebärmutter zu berühren. Aber vielleicht täusche ich mich auch…
Zu Krümeline: Auch heute war ihre Herzfrequenz um die 190. Was passiert, wenn ihre Herzfrequenz dauernd zu hoch ist? Ich habe wirklich Angst um sie. Gibt es Medikamente, die ich nehmen kann, um ihre Herzfrequenz zu reduzieren? Wirken nicht blutdrucksenkende Medikamente auch pulssenken? Müsste Methyldopa dann auf ihre Herzfrequenz auch eine gute Auswirkung haben oder gäbe es da andere Medizin? Wonach kann ich mich erkundigen?
Und was genau heißt eigentlich Notching?
Vor einigen Tagen hatte ich noch Dauerhunger und musste ständig irgendwas essen oder knabbern. Seit der Punktion schaffe ich es momentan nur schwer, zu essen. Mir wird so oft übel, ich habe nach jedem Essen Völlegefühl und Sodbrennen. Denken Sie, das können Nachwirkungen der Punktion sein und wird in ein paar Tagen wieder besser werden? Ich mache mir Sorgen, dass Krümeline nicht genügend Nährstoffe bekommt.
Seit ein paar Tagen habe ich nachts auch richtige Schlafstörungen, was es nicht leichter macht, zu Kräften zu kommen. Ich glaube, schwangerschaftsbedingt wache ich öfter auf und tue mich dann schwerer, wieder einzuschlafen. Die ganzen Sorgen und Ängste starten dann so ein "Kopfkino" und dann ist an Schlaf erst recht nicht mehr zu denken. Unser Sohn tut sich auch gerade sehr schwer, wieder in den Kitaalltag zurückzufinden nach den Sommerferien und weint bei der Abgabe morgens oft nach mir und tut sich insgesamt gerade schwer (will dort auch plötzlich nichts essen und trinken). Da schmerzt mein Herz zusätzlich, weil ich ihn nicht so unterstützen kann, wie ich möchte und ich sorge mich um den Großen und die Kleine gleichzeitig und kann erst recht nicht schlafen.
Entschuldigen Sie bitte, dass ich mich schon so lange und so oft bei Ihnen melde. Sie haben wirklich eine Engelsgeduld mit mir. Das ist ganz besonders. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und freue mich sehr auf Ihre Antwort.
Herzlich,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, danke für Ihre erneute, sehr offene Nachricht. Sie schildern eindrücklich, wie viel Last Sie im Moment tragen – körperlich, seelisch und auch in Ihrer Rolle als Mutter. Die Sorgen kommen kaum zur Ruhe. Ich versuche, auf Ihre Fragen so klar wie möglich einzugehen: 1. Hb-Wert und Eiseninfusion Ein Hb von 8,8 g/dl ist deutlich erniedrigt. In der Schwangerschaft kann man das in vielen Fällen durch Eiseninfusionen gut stabilisieren. Ob eine Bluttransfusion nötig ist, hängt von Symptomen (z. B. Luftnot, Schwindel) und vom Verlauf ab. Eine erneute Eiseninfusion sollten Sie unbedingt ansprechen – das kann Ihren Kreislauf und Ihre Erholung unterstützen. 2. ASS- und Heparin-Prophylaxe ASS wird zur Vorbeugung der Präeklampsie eingesetzt (Plazentadurchblutung). Heparin eher, wenn eine Gerinnungsstörung besteht. In vielen Fällen können beide Medikamente kombiniert werden, aber bei starken Blutungen muss man sehr genau abwägen. Wichtig ist: klären Sie genau, was Sie aktuell erhalten und warum ggf. abgesetzt oder reduziert wurde. 3. Blutdruckwerte und Therapie Ihre Werte (140–155/95–105) sind zu hoch. Methyldopa ist oft erste Wahl, wirkt aber nicht immer stark genug. Wenn trotz Steigerung keine deutliche Senkung erfolgt, ist es üblich, ein zweites Medikament hinzuzunehmen (z. B. Nifedipin retard oder Labetalol). Mein Rat: Sie dürfen ruhig insistieren, dass Ihr Blutdruck engmaschig kontrolliert und ggf. zügig stärker gesenkt wird. Das ist für Sie und Krümeline wichtig. 4. Aussagekraft des sFlt-1/PlGF-Quotienten (53) Der Wert zeigt ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie, aber keine Gewissheit. Viele Frauen mit einem solchen Wert entwickeln keine manifeste Erkrankung, andere schon. Der Wert ist also ein Frühwarnsignal, kein Schicksal. Es bedeutet: engmaschige Kontrollen, nicht zwingend, dass Präeklampsie sicher auftritt. 5. Sicherheit bei der Abszesspunktion Die Punktion erfolgt ultraschall- oder CT-gesteuert. Dabei wird die Nierenregion gezielt angesteuert, und die Gebärmutter wird dabei geschont. Das Team hat dabei immer im Blick, wo das Kind liegt. Es ist extrem selten, dass die Gebärmutter bei einer Nierenpunktion verletzt wird – Sie dürfen hier beruhigt sein. 6. Krümelines Herzfrequenz (190–200) Eine anhaltend erhöhte Herzfrequenz beim Baby kann viele Ursachen haben: Fieber bei Ihnen, Medikamente, Stress. Methyldopa senkt eher Ihren Blutdruck, beeinflusst die fetale Herzfrequenz aber kaum. Meistens normalisiert sich die Herzfrequenz des Kindes wieder, wenn sich Ihr Kreislauf beruhigt. Wichtig: regelmäßige Kontrollen durch CTG/Ultraschall. Eine direkte Therapie beim Baby ist selten nötig, außer die Tachykardie hält über längere Zeiträume stabil an. 7. „Notching“ Darunter versteht man eine Einkerbung im Blutflusskurvenverlauf der Gebärmutterarterien im Doppler-Ultraschall. Es zeigt erhöhte Widerstände und ein höheres Präeklampsierisiko an. Dass bei Ihnen kein Notching gesehen wurde, ist ein gutes Zeichen. 8. Übelkeit, Völlegefühl, Sodbrennen nach der Punktion Das kann sehr wohl mit der Punktion, der Infektion, den Medikamenten und Ihrer insgesamt geschwächten Verfassung zusammenhängen. In den nächsten Tagen sollte es sich bessern. Gegen Sodbrennen helfen kleine Mahlzeiten, Hochlagerung des Oberkörpers, säurearme Kost. Für Krümeline sind diese kurzfristigen Einschränkungen kein Problem. 9. Schlafstörungen & Sorgen Ihre Sorgen sind verständlich, aber sie rauben Ihnen Kraft. Es ist sehr gut, dass Ihr Mann Sie stützt und dass Sie psychologische Unterstützung in der Klinik erwägen. Nehmen Sie diese Hilfe unbedingt an. Gespräche, Atemübungen, auch milde pflanzliche Präparate (nach Rücksprache) können helfen. ✨ Zusammengefasst: Eiseninfusion erneut ansprechen. Blutdruckeinstellung offensiv einfordern, ggf. zweites Medikament. ASS/Heparin: genau klären, ggf. beides, aber Blutungsrisiko beachten. sFlt-1/PlGF: Risikoerhöhung, aber kein „Muss“ für Präeklampsie. Krümelines Herzfrequenz regelmäßig kontrollieren lassen, meist stress- und fieberbedingt. Punktion für die Gebärmutter ungefährlich. Übelkeit und Müdigkeit normal, Ernährung fürs Kind aktuell ausreichend. Psychologische Unterstützung aktiv nutzen. Liebe Liliane, Sie dürfen in dieser Situation sehr wohl viel fordern und nachfragen. Das ist keine Schwäche, sondern gelebte Verantwortung für Sie und Ihr Kind. Ich denke an Sie und Krümeline – halten Sie durch, auch wenn die Tage gerade schwer sind. Herzlich, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre verständnisvollen Zeilen und für Ihre guten Hinweise und Ihren guten Rat.
Ich komme einfach nicht raus aus den Sorgen. Gestern hatte ich wieder den ganzen Tag Wehen, die immer stärker wurden und deren Abstand immer kleiner wurde: in der Hochphase kamen sie alle 10 Minuten und waren vom Schmerzlevel kaum auszuhalten und ich hatte wieder so einen Druck nach unten, als ob Krümeline jetzt raus wollte. Es war die Hölle. Ich bin heute völlig fertig davon. Ich hatte auch wirklich wieder so Angst, dass es kippt und auch der Gynäkologe schien besorgt.
Er hat mir gesagt, dass ein Pessar dringend notwendig ist, aber die Entzündungswerte einfach noch ein Risiko darstellen. Der Gebärmutterhalsbefund hat sich nämlich wieder etwas verschlechtert: 21 mm -> 19 mm, Muttermundöffnung 1,7 cm -> 2,0 cm. Also wieder das volle Programm mit Magnesium und Progesteron. Heute (SSW 18+1) spüre ich nur noch so ein menstruationsartiges Ziehen, die heftigen Wehenschmerzen haben sich gelegt, aber das CTG zeigt immernoch hin und wieder eine Wehe an und Krümelines Herzfrequenz bleibt bei 190-200, was mir wirklich Sorgen macht. Immer, wenn es wieder so menstruationsartig anfängt, zu ziehen, sitzt mir die Angst im Nacken, dass daraus wieder so eine heftige Wehe entstehen könnte.
Ist das Ziehen vermutlich Wehen oder können das einfach wieder die Mutterbänder sein? Für Bänder ist es aber echt ordentlich…. Sehe ich es richtig, dass man noch keine Lungenreife für Krümeline gibt, weil sie sowieso noch keine Überlebenschance hat? Ab wann macht man das? Verhält es sich ähnlich wie bei der Tokolyse? Ist eine mögliche Ursache für die vorzeitigen Wehen, dass schon wieder irgendwo (Gebärmutter, Blase, Nierenbecken,…) eine Entzündung am Aufflammen ist? Die aktuellen Blutwerte:
(+) Leukozyten: 15.9 -> 16.9 -> 16.5 -> 18.3 (vor Punktion) -> 16.2 (1 Tag nach Punktion) -> 14.9 (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 22.7 -> 29.9 -> 26.9 -> 35.2 (vor Punktion) -> 25.3 (1 Tag nach Punktion) -> 19.2
Prokalzitonin 0,37 -> 0,41 -> 0,38 -> 0,48 (vor Punktion) -> 0,33 (1 Tag nach Punktion) -> 0,29
(+) Kreatinin, enzym. 0.80 -> 1.49 -> 1.55 -> 1.59 -> 1.61 -> 1.49 (0.51-0.95)
(-) Hämoglobin: 8.9 -> 9.5 -> 8.8 -> 8.7 (12.0-15.6)
Denken Sie, das Absinken von Leukozyten und CRP spricht eher gegen eine erneute Entzündung? Im Normbereich sind sie heute 5 Tage nach Punktion ja noch immer nicht… wann kann ich endlich diesen Pessar bekommen? Und das Kreatinin ist zwar leicht gesunken, aber nicht im Normbereich. Denken Sie, das liegt noch immer an der Nierenbeckenentzündung / dem Abszess? Eine akute Präeklampsie liegt ja nicht vor, auch wenn das Risiko erhöht ist. Sollte ich an irgendeiner Stelle nachhaken?
Eine Eiseninfusion habe ich heute endlich gekriegt. Die Vermutung ist, dass der niedrige Hb-Wert mit der Punktion und gleichzeitig mit der vaginalen Blutung zusammenhängt.
Ich habe auch deutlich gesagt, dass ich bitte eine zügige Medikamentenanpassung möchte, um den Blutdruck endlich zu senken und ein zweites Medikament neben Methyldopa erwähnt. Zuerst soll Methyldopa noch weiter gesteigert werden. Sollte das nicht ausreichen, würde ich ein zweites Medikament bekommen.
Methyldopa bis gestern:
500mg: 1-1-0-0
250mg: 0-0-1-1
Ab heute:
500mg: 1-1-1-1
Wie lange würden Sie hier noch zuwarten bevor man doch zu einem zweiten Medikament greift? In wiefern ist der anhaltend erhöhte Blutdruck denn schädlich für Krümeline? Es geht ja jetzt schon wirklich eine ganze Zeit lang so und er geht einfach nicht runter.
Zu ASS und Heparin: Ich habe das geklärt: Ich erhalte tägl. 50mg ASS und zweimal tägl. je 2.500 IE Heparin. Ich habe diese Dosis mal im Internet gesucht und das Gefühl bekommen, dass es eher sehr wenig ist und durchaus das Doppelte sein sollte? Die Begründung, warum beides reduziert wurde, waren die starken Blutungen. Sie sind aber seit einigen Tagen schon weniger stark. Wäre zur Präeklampsieprophylaxe nicht eine höhere Dosis besser? Heparin erhalte ich nur, weil ich sehr viel liege. Eine Gerinnungsstörung wurde bei mir nie festgestellt, aber auch nie untersucht. Allerdings hatte ich Ihnen mal von meiner familiären Geschichte berichtet (Thrombosen väterlicherseits und dadurch ausgelöste Lungenembolien in der 2. und 3. Generation, genetische Untersuchungen gab es nie). Wäre es in meinem Fall sinnvoll, über eine höhere ASS- und Heparindosis nachzudenken? Wie kann ich mich hier genau bei den Ärzten erkundigen?
Psychologisch lasse ich mich unterstützen. Die Schlafstörungen sind trotzdem sehr ausgeprägt. Das Stillkissen hilft beim Schlafen, aber ich wache schwangerschaftsbedingt öfter auf und dann beginnt immer das "Kopfkino" (Sorgen um Krümeline, Totgeburt, Frühgeburt, Präeklampsie, Sorgen um unseren Sohn, der mich vermisst). Welche pflanzlichen Mittel sind denn in der Schwangerschaft erlaubt?
Bitte lassen Sie mich weiterhin immer wissen, wenn Sie Ideen oder Einwände zu Diagnostik und Therapie haben.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, ich bin froh, dass ich Sie als kompetenten, geduldigen, aufmerksamen, helfenden, verständnisvollen und herzlichen Begleiter habe. Das wollte ich an dieser Stelle deutlich sagen!
Herzlich,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, ich kann gut nachempfinden, wie erschöpft Sie sich fühlen müssen – die Beschwerden, die unruhigen Nächte, die Unsicherheit und die Sorge um Krümeline sind eine enorme Belastung. Ich möchte die verschiedenen Punkte nacheinander aufgreifen: 1. Wehen oder Mutterbandschmerzen? Das von Ihnen beschriebene starke Ziehen mit Druck nach unten und regelrechten Wehenabständen spricht eher für vorzeitige Wehentätigkeit, nicht allein für Dehnungsschmerzen der Mutterbänder. Dass es aktuell nur noch ein menstruationsartiges Ziehen ist, ist zwar beruhigend, aber das CTG mit dokumentierten Wehen zeigt, dass die Gebärmutter in einer gewissen Grundaktivität ist. 2. Pessar und Entzündung Grundsätzlich: Ein Cerclage-Pessar wird erst gelegt, wenn akute Infektionszeichen weitgehend zurückgegangen sind. Ihre Werte: Leukozyten und CRP sind zwar noch oberhalb des Normbereichs, aber im Abklingen → das spricht gegen eine floride Entzündung. Sobald die Werte weiter sinken und Sie klinisch stabil sind, ist das Legen des Pessars sinnvoll. Das Kreatinin ist noch leicht erhöht; wahrscheinlich in Folge der Nierenbeckenentzündung/Abszess. Eine Präeklampsie erscheint in dieser Konstellation nicht vordergründig, sollte aber im Verlauf immer wieder ausgeschlossen werden. 3. Herzfrequenz Krümeline (190–200/min) Eine so hohe Herzfrequenz ist auffällig, kann aber durch mütterliche Fieberschübe, Medikamente oder Stress mitbedingt sein. Wichtig ist, dass man den Verlauf regelmäßig im CTG oder Ultraschall kontrolliert, um eine fetale Tachykardie von einer reaktiven Beschleunigung zu unterscheiden. 4. Lungenreife und Tokolyse Eine Lungenreifeinduktion (Betamethason oder Dexamethason) wird in der Regel ab 23+0 SSW, spätestens ab 24+0 SSW begonnen – vorher haben die Kinder noch keine realistische Überlebenschance. Auch eine Tokolyse wird erst dann längerfristig erwogen, wenn mit der Schwangerschaftswoche realistisch ein Gewinn für das Kind erzielt werden kann. Bis dahin sind die Maßnahmen eher unterstützend (Magnesium, Progesteron, Schonung). 5. Blutdruck und Therapie Ihre aktuelle Dosierung Methyldopa (2000 mg/Tag) ist schon die Maximaldosis. Wenn der Blutdruck unter Methyldopa nicht ausreichend sinkt, sollte zeitnah auf ein zweites Präparatergänzt werden, z. B. Nifedipin oder Labetalol. Dauerhaft erhöhter Blutdruck ist für Krümeline belastend: er kann die Plazentadurchblutung verschlechtern und damit das Wachstum und die Sauerstoffversorgung beeinträchtigen. Hier würde ich zügig ein weiteres Medikament empfehlen, nicht zu lange zögern. 6. ASS und Heparin Die aktuelle Dosierung ist relativ niedrig. ASS: in der Schwangerschaft meist 100–150 mg/Tag zur Präeklampsieprophylaxe. Heparin: prophylaktisch häufig 5000 IE 1× täglich (je nach Gewicht und Risikoprofil). Da Sie familiär eine Thrombosebelastung haben, wäre eine genauere Abklärung (Gerinnungsdiagnostik, evtl. Hämostaseologe) sinnvoll. Solange noch Blutungsneigung bestand, war die reduzierte Dosis richtig. Wenn die Blutungen abklingen, könnte eine Anpassung nach oben erwogen werden – bitte unbedingt mit den behandelnden Ärzten besprechen. 7. Hb-Wert und Eiseninfusion Die niedrigen Hb-Werte passen zur Blutungssituation und zum Entzündungsstress. Eine Eiseninfusion ist in Ihrer Situation absolut richtig. 8. Psychologische Unterstützung & Schlaf Es ist sehr gut, dass Sie psychologische Unterstützung haben – die ständige Anspannung ist eine enorme Zusatzlast. Pflanzliche Mittel in der Schwangerschaft sind leider sehr eingeschränkt. Baldrian, Johanniskraut, Passionsblume werden in der Schwangerschaft nicht empfohlen. Möglich und sicher sind Lavendelöl-Kapseln oder Zubereitungen mit Melisse in niedriger Dosierung. Auch Magnesium und Entspannungsübungen (Yoga, Atemtechniken, Achtsamkeit) können helfen. ✅ Fazit für Sie: Ihre Wehenbeschwerden sind ernst zu nehmen, die Entzündungswerte gehen aber in die richtige Richtung – ein Pessar ist wahrscheinlich bald möglich. Die Blutdrucksituation muss unbedingt engmaschig kontrolliert und gegebenenfalls mit einem zweiten Medikament stabilisiert werden. ASS/Heparin-Dosierung könnte bei abnehmender Blutung überdacht und angepasst werden. Psychologisch und körperlich sind Sie extrem gefordert – bitte schonen Sie sich weiterhin konsequent und nehmen Sie alle angebotenen Unterstützungen an. Liebe Liliane, Sie machen das großartig – trotz der Ängste und Belastungen behalten Sie einen sehr klaren Blick auf Ihre Situation und die medizinischen Zusammenhänge. Das ist eine enorme Stärke. Krümeline profitiert davon, dass Sie so aufmerksam und sorgfältig alles im Blick haben. Herzlich und mit den besten Wünschen für Stabilität, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
wow! Ich kann Ihnen nur immer wieder aufs Neue das Kompliment aussprechen, dass ich Sie als Arzt und Mensch sehr wertschätze!
Ich hatte letzte Nacht schon wieder Wehen, sie kamen wieder sehr regelmäßig im Abstand von ca. 12 Minuten, waren im CTG deutlich zu sehen und unerträglich schmerzhaft. Ich war körperlich und seelisch so fertig. Mein Mann ist momentan extra rund um die Uhr erreichbar für mich und konnte dann sogar mitten in der Nacht schnell Großeltern für unseren Sohn organisieren und kam zu mir um mich zu unterstützen. Die Angst in den Wehenpausen hat so überhand genommen, dass ich vor Panik nicht mehr wusste, wohin mit all den Emotionen. Mein Mann hat mich aufgefangen, war aber selbst auch in Sorge. Ich habe das Gefühl, meine Kräfte schwinden immer mehr und ich weiß nicht, wie ich das die restliche Schwangerschaft schaffen soll. Die beschwerliche Zeit kommt ja eigentlich erst noch… es fühlt sich jetzt alles schon so anstrengend an. Bei einer Geburt weiß "frau" ja irgendwie, dass sie jede Wehe ihrem Kind näher bringt und das gibt Kraft, aber in meinem Fall macht es nur Angst und entkräftet, ständig diese Schmerzen aushalten zu müssen. Die starken Wehen haben sich heute wieder gelegt, aber dieses menstruationsartige Ziehen ist immer wieder da und das CTG zeigt immer wieder Wehen. Diese Grundaktivität der Gebärmutter macht mir so Angst. Woran kann es denn liegen, dass es sich einfach nicht beruhigt? An der Verkürzung vom Gebärmutterhals? An der Infektion? Diese Tage mit Wehen habe ich ja schon länger immer mal wieder, aber seit Sonntag habe ich das Gefühl, es ist noch schlimmer, weil es sich selbst zwischendurch nicht mehr komplett beruhigt. Wie empfehlen Sie mir denn am besten, mich zu schonen? Im Moment nur liegen? Oder doch mal ein paar Schritte nach draußen machen?
Zum Pessar: was beinhaltet es genau, klinisch stabil zu sein? Ich habe kein Fieber mehr. Die Flankenschmerzen sind weg, leichte Schmerzen habe ich noch, aber vielleicht auch einfach von der Punktion? Sollte ich nochmal aktiv fragen, für wann der Pessar geplant ist?
Ist es eigentlich sinnvoll, selbst Milchsäurebakterien vaginal einzuführen? Imipinem erhalte ich noch wegen der Nierenbeckenentzündung, die Antibiotika gegen die Gebärmutterentzündung aber schon länger nicht mehr. Ich weiß gar nicht, ob danach noch einmal eine Keimkultur angelegt wurde. Wäre das nötig und sollte ich hier nachbohren?
Danke, dass Sie mich in meinem Gefühl bestärken, dass es zu lange dauert, bis der Blutdruck endlich mal runter geht. Auch heute Morgen war er wieder bei 152/97. Ich habe mich also eingeschaltet und bei der Visite darum gebeten, gleich ein zweites Medikament zu erhalten. Nun bekomme ich:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 10mg: 1-1-0-0
Ich kann aber gar nicht beurteilen in wiefern diese Dosis von Nifedipin jetzt hoch oder niedrig ist. Ist das sinnvoll? Schleicht man hier auch langsam ein? Auf wieviel könnte man hochgehen?
Metropolol erwähnte die Ärztin auch, ich erhalte es aber momentan nicht. Ist das in der Schwangerschaft auch erlaubt? Gibt es dabei Vorteile oder Nachteile?
Zu ASS und Heparin:
Dank Ihres Rats habe ich die niedrige Dosierung angesprochen. Von ASS erhalte ich ab sofort täglich 100mg (statt 50mg vorher). Ich bin nicht sicher, ob ich Ihren Heparinvorschlag richtig verstehe. Sie schreiben von täglich 5000 IE als Standarddosis täglich und ich erhalte 2 x täglich je 2.500 IE, was ja dann auch auf 5000 IE kommt. Oder meinen Sie 5000 IE 2 x täglich, also insgesamt 10.000 IE täglich? Sie sagten, es hängt auch vom Gewicht ab. Ich bin eher klein und leicht: vor der Schwangerschaft etwa 56 kg bei 1.60 m und jetzt etwa 60 kg. Und aufgrund meiner familiären Thrombosebelastung haben Sie mir eine Gerinnungsdiagnostik empfohlen. Sollte ich diese jetzt gleich ansprechen und machen lassen? Welche Parameter würden hier aus Ihrer Sicht dazu gehören? Zur Ergänzung: Mein Vater selbst hatte nie eine Thrombose. Seine Mutter (meine Großmutter) und deren Vater hatten beide eine Thrombose und jeweils eine daraus entstandene Lungenembolie. Wie ein Wunder hat meine Großmutter, die gesundheitlich nach Schlaganfall usw. schon sehr eingeschränkt ist, die Embolie letztes Jahr mit 91 Jahren überlebt, obwohl es sich um eine schwere Embolie gehandelt hat, doch ihr Zustand ist seitdem noch schlechter.
Und weil ich gerade vom Gewicht geschrieben habe: sind 4 kg Gewichtszunahme ok in der 19. SSW? Ist es eher viel oder wenig oder durchschnittlich?
Meine Anspannung ist wirklich enorm. Yoga habe ich bis zum Beginn der Blutungen in der Schwangerschaft regelmäßig gemacht und auch schon vorher. Es fehlt mir sehr, aber ist hier in der Klinik ja nicht möglich und sicherlich auch in meinem Zustand gerade nicht das richtige? Atemtechniken, Meditation und Achtsamkeit zeigt mir mein Mann oft. Tagsüber komme ich einigermaßen klar, aber nachts alleine überkommt mich oft die Angst. Diese vorzeitigen Wehen machen mir so Sorgen. Hatten Sie an eine bestimmte Zubereitung mit Melisse gegen die Schlaflosigkeit gedacht?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, danke für das Kompliment, dass ich aufmerksam und sorgfältig die medizinischen Zusammenhänge im Auge behalte. Das ist mir nur möglich, weil Sie mir immer wieder einen guten Rat geben. Auch Sie machen das großartig! Wir sind ein gutes Team
Herzlich
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, Ich spüre, wie viel Kraft und Energie Sie diese Situation im Moment kostet – körperlich wie auch seelisch. Es ist absolut verständlich, dass die ständigen Wehen, die Unsicherheit und die Ängste in den Pausen zwischen den Schmerzen so belastend sind. Dass Sie dennoch so aufmerksam alles wahrnehmen und medizinische Zusammenhänge im Blick behalten, zeigt, wie stark und verantwortungsvoll Sie sind – gerade jetzt. Und es ist wunderschön zu lesen, wie Ihr Mann an Ihrer Seite steht und Sie auffängt. Zu Ihren Fragen: 1. Vorzeitige Wehen und Schonung Die „Grundaktivität“ der Gebärmutter hängt oft mit der Verkürzung des Gebärmutterhalses und den vorausgegangenen Infektionen zusammen. Dass Sie aktuell keine Fieber- oder Flankenschmerzen mehr haben, ist ein sehr positives Zeichen. Schonung bedeutet in Ihrer Situation in erster Linie körperliche Ruhe – viel Liegen, nur kleine Wege im Zimmer oder auf die Toilette, kurze frische Luft-Spaziergänge höchstens dann, wenn es sich wirklich gut anfühlt und nicht sofort wieder Beschwerden auslöst. Vertrauen Sie da ganz auf Ihr Körpergefühl. 2. Pessar „Klinisch stabil“ bedeutet: kein Fieber, keine akuten Schmerzen, keine Zeichen einer fortbestehenden Infektion und eine gewisse Stabilität im Blutdruck. Fragen Sie ruhig nach, wann das Pessar konkret geplant ist – es ist Ihr gutes Recht, aktiv nachzufragen. 3. Milchsäurebakterien Eine vaginale Anwendung kann sinnvoll sein, gerade nach Antibiotikatherapie. Wichtig wäre aber, dies vorher mit den behandelnden Ärzten abzustimmen, damit nichts übersehen wird. Eine erneute Keimkultur nach Abschluss der Therapie ist in Ihrer Situation durchaus sinnvoll, sprechen Sie das bitte an. 4. Blutdruck und Medikation Ihre jetzige Kombination mit Methyldopa und Nifedipin ist eine gängige Therapie in der Schwangerschaft. Nifedipin beginnt man meist niedrig, kann aber schrittweise bis 3–4 Tabletten pro Tag steigern, je nach Verlauf und Verträglichkeit. Metoprolol ist in der Schwangerschaft grundsätzlich ebenfalls erlaubt und kann, wenn notwendig, ergänzend gegeben werden – insbesondere, wenn eine Herzfrequenzsenkung erwünscht ist. 5. Heparin und ASS Ja, Sie haben das richtig verstanden: die Standarddosierung sind 5000 IE einmal täglich. Bei Risikokonstellationen und abhängig vom Gewicht kann auch 2× täglich 5000 IE erwogen werden. Bei Ihrem Körpergewicht sind die 2× 2500 IE vermutlich ausreichend – entscheidend ist die ärztliche Einschätzung anhand Ihrer individuellen Situation. Eine Gerinnungsdiagnostik (Faktor-V-Leiden, Prothrombinmutation, Protein-C- und -S-Mangel, Antithrombin, evtl. Lipoprotein(a), Homocystein, Antiphospholipidantikörper) wäre aufgrund Ihrer Familienanamnese durchaus sinnvoll. 6. Gewichtszunahme 4 kg in der 19. Woche sind völlig im Normbereich – weder zu viel noch zu wenig. 7. Entspannung und Schlaf Yoga in der Klinik ist verständlicherweise schwierig. Atemübungen, Meditation und Achtsamkeit, wie Sie es mit Ihrem Mann machen, sind hier sehr hilfreich. Melisse kann als Tee oder in leichter Dragee-/Tablettenform beruhigend wirken und die Einschlafsituation etwas verbessern. Liebe Liliane, ich weiß, wie belastend diese Zeit ist. Wichtig ist: Sie tun gerade alles, was in Ihrer Macht steht – und das ist sehr, sehr viel. Sie achten auf sich, Sie sprechen die richtigen Dinge an, Sie bleiben aufmerksam. Vertrauen Sie darauf, dass Sie und Ihr Team in der Klinik gemeinsam das Beste für Sie und Krümeline tun. Sie sind nicht allein – und Schritt für Schritt kommen Sie weiter. Herzlichst Ihr Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihr Verständnis und für die Mühe, die Sie sich für mich machen!
Gestern war ich kurz mit meinem Mann an der frischen Luft, weil ich mich gerade ganz gut fühlte, doch schon draußen spürte ich eine erste leichte Wehe. Wir sind gleich wieder reingegangen und direkt danach kamen wieder so starke Wehen in regelmäßigen Abständen von ca. 12-14 Minuten. Es macht mir mittlerweile so starke Angst, dass ich in den Pausen schon dauernd auf die Uhr schaue, in der Hoffnung, die nächste Wehe kommt nicht in noch kürzeren Abständen. Nach einiger Zeit hat es sich wieder beruhigt, aber dieses menstruationsartige Ziehen geht einfach gar nicht mehr weg. Heute habe ich auch noch höllische Kopfschmerzen. Paracetamol hilft mir gar nicht dagegen.
Beim Urintest wurde heute im Mutterpass eingetragen:
Eiweiß ++
Blut +
Zucker -
Nitrit -
Und die letzten Blutwerte, die auffällig waren:
(-) Thrombozyten: 133 (150-370)
(+) Harnsaeure 6.04 (2.60-6.00)
(+) Leukozyten: 15.9 -> 16.9 -> 16.5 -> 18.3 (vor Punktion) -> 16.2 (1 Tag nach Punktion) -> 14.9 -> 13.7 (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 22.7 -> 29.9 -> 26.9 -> 35.2 (vor Punktion) -> 25.3 (1 Tag nach Punktion) -> 19.2 -> 12.1
Prokalzitonin 0,37 -> 0,41 -> 0,38 -> 0,48 (vor Punktion) -> 0,33 (1 Tag nach Punktion) -> 0,29 -> 0,28
(+) Kreatinin, enzym. 0.80 -> 1.49 -> 1.55 -> 1.59 -> 1.61 -> 1.49 -> 1.44 (0.51-0.95)
(-) Hämoglobin: 8.9 -> 9.5 -> 8.8 -> 8.7 -> 9.3 (nach Eiseninfusion) (12.0-15.6)
Irgendwie habe ich gerade wieder viele Fragezeichen und Sorgen im Kopf. Ich werde versuchen, meine Fragen noch heute mit Ärzten zu besprechen, doch ich lege immer auch großen Wert auf Ihre Meinung und versuche, klar zu formulieren, was mich stutzig macht:
Wieso sind plötzlich die Thrombozyten so abgesackt? Und die Harnsäure erhöht? Und Kreatinin wird nicht besser. Wieso ist wieder oder noch immer Eiweiß und Blut im Urin? Kann das noch immer von dem Nierenabszess und der Nierenbeckenentzündung stammen? Oder muss ich doch wieder Angst vor Präeklampsie haben und der sFlt-1/PlGF oder andere Werte sollten wieder gecheckt werden? Oder denken Sie an etwas ganz anderes?
Ein Pessar ist wahrscheinlich für morgen angedacht. Ich fiebere dem quasi entgegen in der Hoffnung, dass die Wehen sich damit beruhigen. Doch ich habe wiederum Bedenken, ob es noch zu früh sein könnte weil die Entzündungswerte noch nicht im Normbereich sind? Was ist Ihre Meinung? Wonach kann ich mich erkundigen? Worauf kommt es auch beim Pessar selbst und beim Legen an?
Nach einer vaginale Keimkultur habe ich mich erkundigt. Das letzte Ergebnis von gestern habe ich soeben erhalten:
Enterobacter spp.: spärlich (vor einem Monat: reichlich -> Behandlung mit Vancomycin + Ceftriaxon)
Staphylococcus aureus: spärlich (vor einem Monat: reichlich -> Behandlung mit Vancomycin + Ceftriaxon)
Eine weitere Behandlung mit Milchsäurebakterien wurde mir empfohlen. Halten Sie das auch für gut? Mein Mann könnte mir einfach welche besorgen und mitbringen. Haben Sie eine Empfehlung? Denken Sie, es ist "schlimm", dass nach den Antibiotika noch immer Bakterien da sind, wenn auch in spärlicher Menge? Oder ist es normal und eher unrealistisch, überhaupt keine Bakterien im Abstrich zu finden?
Die Dosis der Blutdruckmedikamente wurde heute noch weiter gesteigert:
Gestern:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 10mg: 1-1-0-0
Heute:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 10mg: 1-1-1-1
Gestern war der Blutdruck immernoch zwischen 150/95 und 155/100. Heute Morgen war er immerhin 144/93. Ist aber immernoch zu hoch, oder? Ist Nifedipin 10mg schon die maximale Dosis? Mehr als 4 Mal täglich gibt man wahrscheinlich nicht? Oder würde man die Dosis noch nach oben korrigieren? Mir macht das wirklich Sorgen, dass der Blutdruck einfach nicht so richtig runtergeht. Was sollte denn der Zielwert sein? Sind wir davon weit entfernt?
Eine Gerinnungsdiagnostik habe ich angestoßen. Ich werde dranbleiben, damit es nicht so lange dauert wie mit dem sFlt-1/PlGF Quotienten. Können alle diese Werte, die Sie mir aufgezählt haben (Faktor-V-Leiden, Prothrombinmutation, Protein-C- und -S-Mangel, Antithrombin, evtl. Lipoprotein(a), Homocystein, Antiphospholipidantikörper) ganz einfach in einem Bluttest bestimmt werden oder ist das komplizierter?
Mein Mann und unser Sohn haben beide schon wieder den ersten Kitaschnupfen in diesem Herbst aufgegabelt. Ich hoffe, es erwischt mich nicht wieder, denn Husten könnte vielleicht wieder das Einsetzen des Pessars verzögern…
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, gestern Abend habe ich Krümeline nach vielen Tagen Pause endlich mal wieder ganz zart flattern gespürt.
Das hat mir so viel Kraft gespendet und ich habe mich noch mehr mit ihr verbunden gefühlt. Danke, danke, danke, dass Sie uns beiden so dabei helfen, es irgendwie zu schaffen, damit wir unsere kleine Krümeline hoffentlich irgendwann gesund in unseren Armen halten können.
Herzlich,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, haben Sie vielen Dank für Ihre ausführliche und sehr eindrückliche Schilderung – und auch für das Vertrauen, das Sie mir mit Ihren Fragen entgegenbringen. Ich möchte auf die verschiedenen Punkte so klar und strukturiert wie möglich eingehen: 1. Thrombozyten und Harnsäure Ein Absinken der Thrombozyten kann unterschiedliche Ursachen haben: Infektionen/Entzündungen, Medikamente oder auch eine beginnende schwangerschaftsbedingte Komplikation (z. B. Präeklampsie/HELLP-Spektrum). Dass gleichzeitig die Harnsäure etwas erhöht ist, lässt aufhorchen – das kann in der Schwangerschaft durchaus ein Hinweis auf eine beginnende Präeklampsie sein, muss es aber nicht zwingend. Wichtig ist hier die Verlaufskontrolle und die Einordnung in das Gesamtbild (Blutdruck, Eiweiß im Urin, Leberwerte, Gerinnung). 2. Kreatinin, Eiweiß und Blut im Urin Die Nierenwerte sind weiterhin belastet, was bei Ihnen auch durch die überstandene Nierenbeckenentzündung und den Abszess erklärbar sein kann. Dass noch Eiweiß und Blut im Urin nachweisbar sind, passt dazu. Ob das alleine die Ursache ist, oder ob zusätzlich eine Präeklampsie-Komponente mitspielt, lässt sich nur durch engmaschige Kontrollen (sFlt-1/PlGF, Gerinnung, Leberwerte) unterscheiden. 3. Wehen und geplantes Pessar Ein Pessar kann helfen, den Druck auf den Muttermund zu reduzieren und Wehen etwas zu beruhigen. Grundsätzlich spricht man bei einem noch nicht komplett stabilen Entzündungsstatus eher zurückhaltend über das Einsetzen – das ist also eine Abwägungssache. Entscheidend ist, ob die behandelnden Ärzte das Risiko einer Verschleppung von Keimen in die Scheide sehen oder ob der Nutzen für die Schwangerschaft überwiegt. Fragen Sie gezielt nach: Wurde ein aktueller Abstrich berücksichtigt? Wie hoch schätzt das Team das Risiko einer Keimverschleppung ein? 4. Vaginale Keimflora Dass nach einer intensiven Antibiotikatherapie noch spärlich Keime nachweisbar sind, ist nicht ungewöhnlich – eine „sterile“ Vagina ist kaum erreichbar. Eine milde Sanierung mit Milchsäurepräparaten kann die Flora stabilisieren und ist im Prinzip sinnvoll, solange es ein sanftes Präparat ist. Kadeflora Milchsäurekur und Omnibiotik oral kann helfen. 5. Blutdruck Ein Zielwert liegt in der Schwangerschaft meist bei etwa 135/85 mmHg oder darunter, wobei man einen zu starken Abfall auch vermeiden möchte. Dass Ihre Werte noch bei 140–150/90–100 mmHg liegen, zeigt, dass die Situation noch nicht optimal ist. Nifedipin kann bei Bedarf gesteigert werden, oft bis 20 mg pro Gabe, die Maximaldosis liegt höher als die derzeitige. Dies sollte aber unbedingt eng mit den betreuenden Ärzten abgestimmt werden. Wichtig ist auch, ob man ggf. eine Kombination mit einem dritten Medikament in Erwägung zieht. 6. Gerinnungsdiagnostik Ja, die von Ihnen aufgezählten Werte können in einem Bluttest bestimmt werden, allerdings handelt es sich um verschiedene Analysen (genetische Tests, Funktionsmessungen, Antikörperdiagnostik). Das Labor nimmt dafür in der Regel mehrere Röhrchen Blut ab, die Bestimmungen erfolgen aber in einem „Durchlauf“. Es ist also kein sehr kompliziertes Prozedere, aber es dauert manchmal etwas, bis alle Ergebnisse vorliegen. 7. Kopfschmerzen Dass Paracetamol nicht hilft, passt zur Blutdruckproblematik. Bitte erwähnen Sie das unbedingt noch einmal bei der Visite, da starke Kopfschmerzen ein ernstzunehmendes Symptom sein können. Liebe Liliane, Sie haben das sehr gut im Blick und sprechen die richtigen Punkte an. Versuchen Sie, sich heute nicht von den vielen Fragezeichen überwältigen zu lassen – es ist viel auf einmal, aber die entscheidenden Untersuchungen (Blutdruckkontrolle, Nierenwerte, Gerinnung, Präeklampsie-Marker) sind eingeleitet. Dass Sie Krümeline gestern gespürt haben, ist ein wunderschöner Moment, an dem Sie sich auch ein wenig festhalten dürfen. Ich drücke Ihnen fest die Daumen, dass das Team morgen die für Sie beste Entscheidung trifft und dass Sie bald wieder etwas mehr Ruhe und Sicherheit finden. Herzliche Grüße an Sie und Ihre kleine Krümeline, Ihr Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre hilfreiche Einordnung von meinen vielen Fragezeichen und Ängsten. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass mich diese ganze Situation nicht überwältigt. Der Pessar wurde immernoch nicht gelegt, der Blutdruck bessert sich zwar, aber sinkt noch nicht ausreichend und die Präeklampsie-Diagnostik ist in meinen Augen schon wieder sehr langsam. Körperlich geht es mir einfach nicht gut, die Kopfschmerzen belasten mich konstant, die Wehen kommen und gehen und obendrauf habe ich mich natürlich wieder mit dem Kitavirus von meinem Sohn und Mann angesteckt, die Nase ist dicht und ich fange wieder an zu husten. Es ist mir einfach zu viel auf einmal.
Es war schon wieder ein Hin und Her mit dem Pessar… erst hieß es, er wird gelegt, dann wieder nicht wegen des Risikos der Keimverschleppung. Die Entzündungswerte sind auch noch immer nicht ganz im Normbereich. Ich verstehe die Abwägung und dass es auch für Ärzte nicht leicht ist, in meinem komplizierten Fall die richtige Entscheidung zu treffen. Doch für mich ist dieses Hin und Her nervlich schwer auszuhalten. Ich hatte so gehofft, endlich weniger Wehen zu bekommen. Und dann verpufft diese Hoffnung wieder von einer auf die andere Sekunde. Ich habe so geweint nach dieser Entscheidung. Die Situation wird am Montag wieder neu bewertet werden. Bis dahin kann ich nur hoffen, dass Krümeline es nicht wieder eilig hat und alles wieder zu kippen droht.
Die Dosis der Blutdruckmedikamente wurde heute wieder weiter gesteigert:
Gestern:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1 Nifedipin 10mg: 1-1-1-1
Heute:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1 Nifedipin 20mg: 1-1-1-1
Von den gestrigen 145/95 ist der Blutdruck heute etwa auf 140/90 gesunken. Ist aber immernoch nicht optimal, oder? Muss man einfach mal noch 1-2 Tage abwarten, ob der gewünschte Effekt dann eintritt oder wären Sie gleich für ein 3. Medikament? An welches hatten Sie gedacht? Metoprolol? Sie schrieben, dass es zusätzlich die Herzfrequenz senkt. Nach der Langzeitblutdruckmessung hat mir ein Arzt gesagt, dass mein Puls eher hoch sei. Aber ob er jetzt so hoch ist, dass ein Medikament sinnvoll ist, kann ich nicht beurteilen. Ich gebe Ihnen noch einmal die Pulswerte der Langzeitblutdruckmessung:
Tag-Auswertung:
Minimum: Puls: 73
Mittelwert: Puls: 89
Maximum: Puls: 141
Nacht-Auswertung:
Minimum: Puls: 64
Mittelwert: Puls: 71
Maximum: Puls: 81
Wäre es eigentlich sinnvoll, unter der Meditation noch einmal eine Langzeitblutdruckmessung durchzuführen oder nur falls die Werte wieder mehr steigen?
Und Sie schreiben, das Absacken der Thrombozyten kann auch von Medikamenten kommen? Gehören dazu auch welche von denen, die ich nehme (Imipinem, ASS, Heparin, Paracetamol, L-Thyroxin, Prolutex, Magnesium, Methyldopa, Nifedipin)? Und kann man grundsätzlich was dagegen machen? Ist das sehr gefährlich, auch für Krümeline?
Zur Präeklampsie-Diagnostik: Sie schreiben, die Einordnung in das Gesamtbild (Blutdruck, Eiweiß im Urin, Leberwerte, Gerinnung) ist wichtig. Welche Leber- und Gerinnungswerte sollten denn bestimmt werden? Vielleicht wurden davon auch schon welche untersucht. Dann könnte ich sie Ihnen schicken. Ich habe wirklich Angst vor einer Präeklampsie. Die starken Kopfschmerzen habe ich bei der Visite noch einmal erwähnt. Der sFlt-1/PlGF wird jetzt noch einmal bestimmt. Könnten die Schmerzen auch von einem Medikament kommen? Es mag Zufall sein, aber begonnen haben sie kurz nach der Nifedipin-Einnahme. Es macht mich wahnsinnig, dass die Kopfschmerzen nicht einmal mit Paracetamol besser werden. Wenn das jetzt täglich so ist, ist das sehr belastend. Was könnte ich dagegen tun? Haben Sie einen guten Einfall?
Vielleicht verursacht meine Erkältung heute auch zusätzlich Kopfschmerzen. Ich habe letzte Nacht auch wieder so schlecht geschlafen. Im Liegen ist die Nase so dicht. Und wenn ich dann endlich mal geschlafen habe, wache ich beim Umdrehen oft auf, weil es im Schambein so zieht. Denken Sie, ich könnte es mit Engelwurzbalsam auf den Nasenflügeln und Thymian-Myrte-Balsam auf den Bronchien probieren? Beides ist von der Bahnhofsapotheke und hilft unserem Sohn bei Erkältung nachts immer ganz gut. Ist das in der Schwangerschaft erlaubt? Ansonsten doch mal nachts Nasenspray?
Denken Sie, das Ziehen im Schambein kommt von der Symphyse? Oder von etwas anderem? In der letzten Schwangerschaft fingen diese Beschwerden erst später an. Was könnte ich dagegen tun?
Bitte lassen Sie mich wissen, falls Sie andere Ideen oder Einwände zu Diagnostik und Therapie haben.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, danke, dass Sie mit mir gemeinsam den Überblick behalten und mir Sicherheit geben. Meine Gefühle überschlagen sich momentan. Diese Angst, Unsicherheit und Ungewissheit sind kaum auszuhalten.
Wenn ich darf, schicke ich ihn sobald möglich Leber-, Gerinnungswerte und den sFlt-1/PlGF.
Ich entschuldige mich, Sie schon wieder am Wochenende zu konsultieren und wünsche Ihnen einen schönen Spätsommertag!
Herzlich
Liliane und Krümeline
Guten Tag liebe Liliane, danke, dass Sie mir Ihre Situation so ausführlich schildern – ich spüre zwischen den Zeilen, wie belastend all das gerade für Sie ist. Dass sich so viele Baustellen gleichzeitig auftun, von Blutdruck und Präeklampsie-Abklärung bis zu Erkältung, Wehen und Schmerzen, kann einen wirklich überwältigen. Blutdruck Die aktuelle Kombination Methyldopa 1-1-1-1 (500 mg) und Nifedipin 20 mg 1-1-1-1 hat Ihren Blutdruck schon leicht gesenkt. Werte um 140/90 mmHg sind aber noch nicht ideal. Man gibt solchen Umstellungen meist 1–2 Tage Zeit, bevor man weiter anpasst. Sollte sich dann keine weitere Verbesserung zeigen, kann ein drittes Medikament erwogen werden. Metoprolol wäre hier eine Option, besonders weil Ihr Puls eher hoch liegt (Tagsüber Ø 89/min, Spitzen > 140/min). Das würde sowohl Blutdruck als auch Herzfrequenz positiv beeinflussen. Eine erneute Langzeit-Blutdruckmessung ist meist nur sinnvoll, wenn trotz Therapie Unsicherheit besteht oder die Werte stark schwanken. Momentan reichen engmaschige Einzelmessungen völlig aus. Thrombozyten Ein Abfall kann durch Erkrankungen oder auch durch Medikamente verursacht sein. In Frage kämen theoretisch Heparin, seltener auch ASS oder Antibiotika wie Imipenem. Ob die Absenkung gefährlich ist, hängt von der Geschwindigkeit des Abfalls und der Höhe des Wertes ab. Werte >100.000/µl sind in der Regel noch unkritisch, werden aber kontrolliert. Für Krümeline besteht durch die Thrombozytenzahl zunächst kein direktes Risiko. Präeklampsie-Diagnostik Wichtige Laborwerte sind: Leber: GPT (ALT), GOT (AST), γGT, Bilirubin, LDH Gerinnung: Quick/INR, PTT, Fibrinogen, AT-III, evtl. D-Dimere Niere: Kreatinin, Harnstoff, Elektrolyte, Eiweiß im Sammelurin sFlt-1/PlGF zur Risikoabschätzung Diese Werte helfen, ein Gesamtbild zu bekommen. Schicken Sie mir die Ergebnisse gerne, dann schaue ich mit Ihnen gemeinsam darauf. Kopfschmerzen Nifedipin kann tatsächlich Kopfschmerzen als Nebenwirkung haben – besonders zu Beginn. Oft bessert sich das nach einigen Tagen. Dass Paracetamol nicht hilft, ist frustrierend. Manchmal hilft Magnesium zusätzlich, viel Flüssigkeit, kleine Koffeinmengen (z. B. eine Tasse Kaffee, wenn es sonst passt) oder auch einfach nur konsequente Ruhe. Sollte es deutlich schlimmer werden, muss immer auch an neurologische Ursachen gedacht werden – daher im Zweifel ärztlich abklären. Erkältung und Atemwege Engelwurzbalsam auf den Nasenflügeln und Thymian-Myrte-Balsam auf den Bronchien gelten in der Schwangerschaft als unbedenklich, solange sie äußerlich angewendet werden. Abschwellendes Nasenspray kann kurzfristig (z. B. für die Nacht) eingesetzt werden, am besten nur für wenige Tage und möglichst sparsam. Ziehen im Schambein Sehr typisch für eine Symphysenlockerung in der Schwangerschaft. Sie kann schon früh Beschwerden machen. Hilfreich sind: Stützgurt, Physiotherapie, Vermeidung von einbeinigen Bewegungen, Wärmekissen. Liebe Liliane, Sie machen das gerade unglaublich tapfer – trotz der vielen Belastungen behalten Sie den Überblick und achten auf jedes Detail. Ich bin gerne an Ihrer Seite, um die Dinge mit Ihnen einzuordnen. Bitte schicken Sie mir die Laborwerte, sobald Sie sie haben, dann können wir das weitere Vorgehen noch klarer besprechen. Ich wünsche Ihnen und Krümeline sehr, dass sich die Situation stabilisiert und Sie trotz allem kleine Inseln der Ruhe finden. Herzlich, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke, dass Sie mir mit so viel Können, Freundlichkeit und Verständnis zur Seite stehen!
Ich bin heute so in Sorge und gleichermaßen verunsichert. Meine Emotionen können sich kaum beruhigen. Ich versuche, Ihnen alles genau zu erklären und Ihnen alle Blutwerte, die ich erhalten habe, zu geben. Einige, die Sie aufgezählt haben und nach denen ich mich erkundigt habe, sind nicht gut. Mir wurde heute mitgeteilt, dass ich gerade eine (leichte?) Präeklampsie entwickeln würde. Das macht mir wahnsinnige Angst. Ist das nicht auch noch dazu sehr früh? Die 20. SSW beginnt gerade erst (heute SSW 19 + 1).
(-) Thrombozyten: 133 -> 135 (150-370)
(+) Harnsaeure 6.04 -> 6.10 (2.60-6.00)
(+) Kreatinin, enzym. 0.80 -> 1.49 -> 1.55 -> 1.59 -> 1.61 -> 1.49 -> 1.44 -> 1.40 (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 43.1 (15.0-40.0)
Bilirubin, gesamt 1.17 (0.30-1.20)
GPT 31.2 (bis 35.0)
GOT 30.8 (bis 35.0)
Gamma-GT 35.9 (bis 40.0)
(+) LDH 220.7 (135-214)
INR 0.9 (0.7-1.2)
(+) PTT 63.5 (21-35)
Fibrinogen 2.4 (2.0-4.0)
AT-III 20.1 (18-34)
sFlt-1/PlGF-Quotient: 53 -> 89
(-) Hämoglobin: 8.9 -> 9.5 -> 8.8 -> 8.7 -> 9.3 (nach Eiseninfusion) -> 9.6 (12.0-15.6)
Können Sie mir die Werte auch interpretieren? Sehen Sie auch Werte einer Präeklampsie? Woran würde man eine leichte oder schwere Präeklampsie erkennen? Und woran dann ein HELLP? Und was tut man gegen die Präeklampsie? Würde es helfen, ASS von 100 mg auf 150 mg zu erhöhen? Mir wurde erklärt, so lange sie leicht bleibt, würde man die Schwangerschaft bis etwa SSW 37 + 0 fortführen wie sie ist und weiterhin daran arbeiten, den Blutdruck möglichst ideal einzustellen. Ich bin heute wie in einem Schockzustand nach dieser Nachricht. Was bedeutet das für Krümeline und mich? Wie oft sollten welche Untersuchungen durchgeführt werden? Doppler, Fruchtwassermenge, CTG usw.? Und ich habe zunehmend das Gefühl, dass es für meinen Sohn bedeutet, dass er noch ganz schön lange ohne mich auskommen muss. Er redet mittlerweile im Schlaf schon davon, dass er zu mir möchte.
Sie schreiben, dass man meist 1-2 Tage abwartet, bevor man die Blutdruckmedikamentendosis wieder erhöht oder zu einem dritten Medikament greift. Ich erhalte die aktuelle Dosis schon seit 3 Tagen und auch heute ist der Blutdruck wieder um 140/90. Mir wird immer gesagt, dass man auch nicht zu schnell steigern soll, weil es für die Plazentadurchblutung nicht so gut ist. Aber mich stresst es einfach, dass der Blutdruck schon so lange einfach immer zu hoch ist. Er sinkt ja, aber so langsam. Bin ich einfach zu ungeduldig? Man könnte doch Metoprolol als 3. Medikament bestimmt auch erst einmal langsam (selten und niedrige Dosis) einschleichen? Z.B. nur einmal täglich? Welche Dosis wäre denn niedrig und bis zu welcher steigert man oft?
Zu den Kopfschmerzen: Sie kamen zwar relativ zeitgleich mit der ersten Nifedipineinnahme, aber halten weiterhin an. Es wird nicht schlimmer, aber auch nicht besser, auch nicht mit Paracetamol. Es macht mich wahnsinnig. Denken Sie, es hat dann doch mit der Präeklampsie zu tun? Oder was sollte vielleicht noch abgeklärt werden?
Wenigstens eine ermutigende Nachricht habe ich heute erhalten. Morgen soll wahrscheinlich der Pessar gelegt werden. Imipinem wurde jetzt abgesetzt. Die Entzündungswerte sehen aktuell so aus:
(+) Leukozyten: 15.9 -> 16.9 -> 16.5 -> 18.3 (vor Punktion) -> 16.2 (1 Tag nach Punktion) -> 14.9 -> 13.7 -> 12.0 (3.90-10.2)
CRP hoch sensitiv 22.7 -> 29.9 -> 26.9 -> 35.2 (vor Punktion) -> 25.3 (1 Tag nach Punktion) -> 19.2 -> 12.1 -> 4.9
Prokalzitonin 0,37 -> 0,41 -> 0,38 -> 0,48 (vor Punktion) -> 0,33 (1 Tag nach Punktion) -> 0,29 -> 0,28
Denken Sie, die Entzündungswerte sind jetzt wieder soweit in Ordnung, dass Imipinem nicht mehr nötig ist? Ist der erhöhte Leukozytenwert in der Schwangerschaft akzeptabel?
Zur Symphysenlockerung: Ich versuche jetzt schon, nur noch mit Stillkissen zu schlafen, beim Umziehen nicht auf einem Bein zu stehen, sondern zu sitzen. Ich frage dann mal nach einem Wärmekissen. Ich weiß nicht, ob es möglich ist, in der Klinik nach Physiotherapie zu fragen?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, es sind so viele Belastungen und Beschwerden und ich fühle mich gar nicht tapfer. Wenn der Kopf nicht gerade schmerzt, tut das Schambein weh oder die Nase ist dicht oder die Angst vor der nächsten Wehe sitzt mir im Nacken. Und kaum ist die Nierenbeckenentzündung am Abheilen, erhalte ich die nächste Schockdiagnose. Danke, danke, danke für die Zeit und Mühe, die Sie sich so oft für mich nehmen.
Herzlich,
Liliane und Krümeline
Guten Tag liebe Liliane, danke, dass Sie mir Ihre vielen Werte so genau aufgeschrieben haben – das zeigt, wie aufmerksam und verantwortungsvoll Sie alles im Blick behalten. Zur Einordnung Ihrer Werte: Blutbild und Gerinnung: Die Thrombozyten sind leicht vermindert, das Fibrinogen liegt am unteren Normrand, die PTT ist deutlich verlängert – das ist auffällig, gehört aber in den Gesamtkontext eingeordnet. Nierenwerte: Kreatinin und Harnstoff sind erhöht, die Harnsäure liegt ebenfalls über der Norm. Das sind Kriterien, die bei einer Präeklampsie beachtet werden. Leberwerte: GOT, GPT und Bilirubin sind noch im Normbereich, die LDH ist leicht erhöht – eine Konstellation, die man engmaschig im Auge behalten muss. sFlt-1/PlGF-Quotient: Mit 53 → 89 liegt er oberhalb des Grenzwertes, was die Diagnose einer beginnenden Präeklampsie stützt. Hämoglobin: Noch niedrig trotz Eisen, aber immerhin stabilisiert. Das Bild spricht in der Gesamtschau tatsächlich für eine frühe, noch leichte Präeklampsie. Von einer schweren Form würde man sprechen, wenn Blutdruckwerte deutlich über 160/110 mmHg liegen, wenn die Leberwerte massiv ansteigen, die Thrombozyten unter 100 fallen oder neurologische Symptome wie starke Kopfschmerzen, Sehstörungen oder Krampfanfälle hinzukommen. Ein HELLP-Syndrom erkennt man typischerweise an stark erhöhten Leberwerten, Abfall der Thrombozyten und hoher LDH. Das ist bei Ihnen derzeit noch nicht der Fall, muss aber sehr engmaschig überwacht werden. Therapie und weiteres Vorgehen: ASS: Eine Erhöhung von 100 auf 150 mg wird nur ganz zu Beginn der Schwangerschaft empfohlen. Jetzt, in SSW 19, ist eine Dosissteigerung nicht mehr sinnvoll. Blutdruck: Ihr Blutdruck um 140/90 ist zwar zu hoch, aber nicht gefährlich hoch. Man geht vorsichtig mit einer Steigerung der Medikamente um, weil zu niedrige Werte die Plazentadurchblutung verschlechtern könnten. Metoprolol als drittes Medikament kann durchaus erwogen werden, oft beginnend mit 23,75–47,5 mg pro Tag (½–1 Tablette eines gängigen Präparats). Das entscheidet aber am besten Ihr behandelndes Team, da es um die genaue Anpassung an Ihre Situation geht. Kopfschmerzen: Da Paracetamol nicht hilft, sollte unbedingt differenziert werden, ob die Kopfschmerzen von den Medikamenten, von Verspannungen oder doch von der Präeklampsie kommen. Bitte sprechen Sie Ihr Team auch darauf klar an. Kontrollen: Engmaschige Überwachung ist das A und O. Dazu gehören Blutdruckkontrollen, Blutwerte (Niere, Leber, Blutbild, Gerinnung), Doppleruntersuchungen der Plazentadurchblutung, Beurteilung der Fruchtwassermenge und regelmäßige CTGs. In Ihrer Situation meist mindestens 1–2x pro Woche. Infektion: Ihre Entzündungswerte sind jetzt klar rückläufig (CRP und PCT deutlich gebessert), die Leukozyten sind noch leicht erhöht, das kann in der Schwangerschaft vorkommen. Dass Imipenem abgesetzt wurde, ist aus den Werten nachvollziehbar. Zur Symphysenlockerung: Ihre Maßnahmen sind sehr sinnvoll. Wärmekissen und Physiotherapie können zusätzlich helfen – fragen Sie ruhig danach, in der Klinik ist das meist möglich. Ich weiß, wie schwer es ist, mit all diesen Symptomen und Sorgen noch optimistisch zu bleiben. Aber Sie machen das schon sehr gut – auch wenn Sie sich gerade gar nicht so fühlen. Dass Sie trotz der Belastung an Krümeline und auch an Ihren Sohn denken, zeigt Ihre Stärke und Ihr großes Verantwortungsgefühl. Bitte haben Sie Vertrauen: Sie sind jetzt eng angebunden, und Ihr Team hat die Situation sehr genau im Blick. Ziel ist, Ihre Schwangerschaft so lange wie möglich sicher fortzuführen – und dabei sowohl Sie als auch Ihr Kind gut zu schützen. Alles Gute Ihnen und viel Kraft für die nächsten Tage. Ich denke an Sie und Krümeline. Mit herzlichen Grüßen Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre unglaublich wertvolle Arbeit, die Sie leisten! Ich entschuldige mich gleich vorab, Sie schon wieder zu belästigen. Bitte lassen Sie mich wissen, wenn ich zu viel von Ihnen fordere. Dafür habe ich Verständnis.
Die Blutung hat sich in den letzten Tagen endlich gelegt. Das ist ja mal ein gutes Zeichen, wobei die Plazenta trotzdem noch nicht genügend nach oben gezogen wurde und immernoch teilweise über dem inneren Muttermund liegt. Dafür habe ich jetzt wieder ein Brennen in der Scheide, Ausfluss und unter dem Mikroskop sind wieder Entzündungszellen aufgefallen. Es wurde wieder ein Abstrich gemacht und der Pessar konnte wieder nicht eingesetzt werden. Ich verzweifle bald.
Kaum wurde das Impininem abgesetzt, schon geht es wieder los. Momentan bekomme ich kein Antibiotikum, lege nur weiterhin Kadeflora Milchsäurekur und Omnibiotik oral, die Sie mir empfohlen hatten. Ist es vertretbar, bei Symptomen wie Brennen und Ausfluss bis zum Abstrichergebnis zu warten? Nach all den Problemen mit Endometritis und Entzündung des Hämatoms bin ich jetzt ängstlich.
Ich hätte auch noch ein paar Rückfragen zu den Blutwerten und zur Präeklampsie:
Kann das erhöhte PTT (63.5) vom Heparin kommen? So wurde es mir in der Klinik gesagt. Ist das wirklich so oder eher unwahrscheinlich und ich sollte noch einmal genau nachbohren?
Was bedeuten die schlechten Nierenwerte für Krümeline und mich? Kann man etwas dagegen tun? Ich habe das Gefühl, dass außer einer Überwachung nichts passiert. Das Eiweiß im 24h-Urin hat eine deutliche Erhöhung von 2,5 g ergeben. Ich kann mit der Zahl nichts anfangen. Ist das sehr viel? Was wäre normal oder was wäre sehr viel?
Ist eine Präeklampsie grundsätzlich ein Grund für einen Kaiserschnitt? Nach dem letzten Notkaiserschnitt wegen der BEL habe ich mir so sehr eine natürliche Geburt gewünscht. Die Schmerzen nach dem Kaiserschnitt waren nicht zu verachten, vor allem wenn man gleichzeitig ein Neugeborenes versorgen soll. Außerdem hat es bei meinem Sohn anfangs zu echten Stillproblemen geführt. Erst kam überhaupt keine Milch, unser Sohn hat dadurch zu sehr abgenommen, bekam Gelbsucht. Dann kam endlich Milch, aber ich konnte nach dem Kaiserschnitt einige Zeit überhaupt nicht seitlich liegen, musste also auch nachts im Sitzen stillen und habe dadurch sehr wenig und schlecht geschlafen. Ich weiß, dass Sie so etwas nicht aus der Ferne entscheiden können. Aber ganz grundsätzlich: Kann man trotz Präeklampsie eine natürliche Geburt probieren, evtl. eben mit Einleitung falls Krümeline (wahrscheinlich) früher geholt wird? Dieses Mal werde ich noch dazu sicherlich viel angeschlagener und geschwächter in die Geburt gehen als in der 1. Schwangerschaft.
Zum Blutdruck: Ich bekomme gerade 23,75mg Metoprolol zusätzlich zu Methyldopa und Nifedipin. Es zeigt sich aber noch keine Blutdruckänderung (immer ca. 140/90). Bis zu welcher maximalen Dosis könnte das Team hier steigern? Sollte ich wieder selbst nachhaken?
Zu den Kopfschmerzen: Eine Ärztin sagte mir, sie kämen von der Präeklampsie. Aber ehrlich: für mich klang das nach einem Bauchgefühl. Kopfschmerzen und Präeklampsie passen eben zusammen. Doch wie schließt man denn aus, dass sie nicht doch von Nifedipin kommen? Nur durch einen Auslassversuch? Indem man durch ein anderes Medikament ersetzt?
Zum Hämoglobin von 9.6: Der Wert wurde nach der letzten Eiseninfusion vor 10 Tagen gemessen. Sollte ich noch einmal nach einer Infusion nachhaken oder abwarten?
Irgendwie habe ich das traurige Gefühl, die komplette restliche Schwangerschaft in der Klinik zu verbringen. Oder ist es grundsätzlich üblich, bei leichter Präeklampsie und gut eingestelltem Blutdruck nach Hause entlassen zu werden? Doch bei mir gibt es ja leider ständig Auffälligkeiten. Das letzte CTG gestern hat auch wieder diese leichte Grundaktivität der Gebärmutter bestätigt, denn es waren wieder Wehen zu sehen.
Nach der Abklärung der Gerinnungsparameter aufgrund meiner familiären Vorbelastung (Thrombosen, Lungenembolien) habe ich heute wieder nachgehakt. Ich hoffe, endlich bald Werte zu erhalten. Wenn ich darf, lasse ich sie Ihnen dann zukommen.
Bitte lassen Sie mich wissen, wenn Sie Vorschläge zu Diagnostik oder Therapie haben. Und bitte lassen Sie mich auch wissen, wenn ich Sie zu sehr belästige. Ich möchte nicht Ihre wertvolle Zeit stehlen oder Ihnen auf den Geist gehen.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, ich fühle mich wirklich traurig, erschöpft und ängstlich im Hinblick auf das, was noch auf mich und vor allem auf die kleine Krümeline zukommt. So ein kleines hilfloses Wesen, das schon so kämpfen muss. Da weint mein Herz.
Aber Sie leisten einen tollen Job. Das muss ich immer wieder betonen. Und ich wollte noch mit Ihnen teilen, dass ich die kleine Krümeline seit Anfang dieser Woche (SSW 20) jetzt sehr oft und regelmäßig spüre, jeden Tag mehrmals wenn ich ganz ruhig im Bett liege oder sitze. Es ist zwar noch zart, aber es wird deutlicher und mehr wie richtiges Strampeln. Das ist so schön und gibt mir so viel Kraft
Wir freuen uns so auf sie. Hoffentlich schafft sie es, gesund und nicht so arg zu früh zur Welt zu kommen
Herzlich,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, vielen Dank für Ihre so offenen und berührenden Zeilen. Ich kann gut verstehen, wie anstrengend und zermürbend diese Situation für Sie ist. Sie dürfen mir jederzeit schreiben – es ist keine Belästigung. Ich sehe, wie viel Kraft Sie gerade aufbringen, und Ihre Sorgen sind absolut nachvollziehbar. Zu Ihren Punkten im Einzelnen: 1. Brennen, Ausfluss und Entzündungszeichen: Es ist vertretbar, zunächst das Abstrichergebnis abzuwarten, solange keine deutliche Verschlechterung eintritt (starker Schmerz, Fieber, zunehmende Blutung, deutliche Geruchsveränderung). Gerade nach den vielen Antibiotikatherapien versucht man, ein unnötiges erneutes Antibiotikum zu vermeiden. Die von Ihnen angewandte Milchsäurekur und das Probiotikum sind in dieser Zwischenzeit sinnvoll. 2. Verlängerte PTT unter Heparin: Ja, Heparin kann die PTT verlängern. Das ist also eine sehr plausible Erklärung. Wenn die Werte jedoch ungewöhnlich hoch sind oder klinische Auffälligkeiten bestehen (z. B. Blutungsneigung), sollte die Gerinnung differenzierter kontrolliert werden. 3. Nierenwerte / Eiweiß im Urin: Eine Eiweißausscheidung von 2,5 g/24h ist deutlich über der Norm (normal wären < 150 mg/24h, also unter 0,15 g). Ab 0,3 g spricht man von einer pathologischen Proteinurie, ab > 2 g schon von einer schweren. Das zeigt, dass die Präeklampsie bereits eine relevante Belastung für die Nieren darstellt. Für Ihr Kind bedeutet das vor allem eine engmaschige Überwachung von Wachstum, Plazentafunktion und Durchblutung. 4. Präeklampsie und Geburtsmodus: Eine Präeklampsie ist nicht automatisch ein Kaiserschnittgrund. Wenn Ihr Blutdruck und die kindliche Versorgung stabil sind, kann man eine Geburt auch einleiten und eine vaginale Entbindung versuchen. Es hängt letztlich sehr von Ihrer individuellen Stabilität und vom Zustand Ihrer Tochter ab. Dass Sie nach Ihrer ersten Erfahrung einen Kaiserschnitt lieber vermeiden würden, ist sehr verständlich. 5. Blutdruckeinstellung: Die Kombination aus Methyldopa, Nifedipin und Metoprolol ist gängig. Metoprolol kann in der Schwangerschaft bis auf 200 mg/Tag gesteigert werden. Dass sich die Werte bei Ihnen noch nicht wesentlich bessern, zeigt, wie komplex die Situation ist. Es ist richtig, dass Sie das Team immer wieder aktiv ansprechen. 6. Kopfschmerzen: Kopfschmerzen können bei Präeklampsie auftreten, aber auch medikamentenbedingt (z. B. durch Nifedipin). Ein Auslass- oder Umstellversuch ist tatsächlich die einzige Möglichkeit, dies klarer einzuordnen. Wichtig ist aber: Bei plötzlich stärker werdenden, anhaltenden Kopfschmerzen bitte sofort ärztlich abklären lassen. 7. Hämoglobin 9,6: Nach einer Infusion sollte der Wert noch ansteigen. Wenn er nach 10 Tagen noch bei 9,6 liegt, kann man über eine erneute Eiseninfusion nachdenken – das hängt auch von Ihren Ferritinwerten ab. 8. Klinikaufenthalt: Bei einer milden Präeklampsie und stabiler Einstellung ist es oft möglich, Patientinnen ambulant zu betreuen. In Ihrem Fall mit den vielen Begleitproblemen (Blutung, Infektionszeichen, auffällige Blutwerte) ist eine stationäre Beobachtung allerdings nachvollziehbar. Manchmal wechseln sich Phasen im Krankenhaus und Phasen zu Hause ab. Liebe Liliane, Sie sind gerade wirklich mit sehr vielen Baustellen gleichzeitig konfrontiert. Dass Sie sich müde, traurig und erschöpft fühlen, ist mehr als verständlich. Gleichzeitig spüre ich in Ihren Zeilen die große Liebe zu Ihrer kleinen „Krümeline“ – und dass Sie trotz aller Ängste unermüdlich kämpfen. Das ist das Beste, was Sie für Ihr Kind tun können. Dass Sie Ihre Tochter nun schon so oft spüren können, ist ein wunderbares Zeichen. Diese kleinen Tritte sind nicht nur für Sie Kraftspender, sondern auch Ausdruck dafür, dass Ihre Tochter aktiv und lebendig ist. Ich wünsche Ihnen sehr, dass die nächsten Wochen ruhiger werden, und dass die Medizin Sie so unterstützt, dass Sie sich wieder mehr auf die Vorfreude konzentrieren können. Herzlichst Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre herzlichen Worte und die aufschlussreiche Beantwortung meiner Fragen. Ich schätze Ihren Einsatz unglaublich und weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, wie gut das in einer so herausfordernden Situation tut, zu wissen, dass es eine kleine helfende Hand im Hintergrund gibt, die so zuverlässig, gewissenhaft und gründlich antwortet.
Jetzt wende ich mich schon wieder an Sie. Ich habe das Gefühl, heute läuft es gar nicht. Und am Wochenende ist die ärztliche Fürsorge doch nicht so gut wie unter der Woche. Es läuft irgendwie an zwei Fronten gerade nicht gut:
Heute Morgen hat es mich wieder gefröstelt, ich fühle mich schlapp und müde und hatte schon das Gefühl, Fieber zu bekommen. Beim Messen kam 38.3 Grad Celsius raus. Das ist vielleicht nicht die Welt, aber doch auch nicht normal? Seitdem wurde nicht mehr gemessen und auch nichts unternommen. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Temperatur weiter gestiegen ist, aber ich fühle mich schlapp und müde wie am Morgen. Ist das so in Ordnung? Oder sollte gezielt etwas untersucht werden? Ich habe sonst keine Blutung, aber der Ausfluss riecht wieder unnormal und es brennt in der Scheide. Ich habe einfach ständig Angst.
Ich habe noch einmal nachgefragt, ob die Kopfschmerzen nicht auch von Nifedipin kommen könnten und ob man Metoprolol nicht weiter steigern könnte. Jetzt wurde zwar Metoprolol als Konsequenz weiter gesteigert, aber gleichzeitig Nifedipin weggelassen um zu testen, ob die Kopfschmerzen besser werden. Das Ende vom Lied: die Kopfschmerzen sind gleich, aber der Blutdruck ist wieder gestiegen, heute Mittag sogar wieder 156/105. Wie lange muss denn so ein Auslassversuch stattfinden um zu sehen, ob die Kopfschmerzen nachlassen? Und ist das bei diesen Blutdruckwerten überhaupt noch zuverantworten? Oder durch welches Medikament könnte man denn Nifedipin so lange ersetzen?
Die Umstellung steht gerade so aus:
Bis gestern:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 20mg: 1-1-1-1
Metoprolol 23,75mg: 1-0-0-0
Heute:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 20mg: 0-0-0-0
Metoprolol 47,5mg: 1-0-1-0
Ist das denn jetzt so sinnvoll?
Gibt es denn keine vernünftige Lösung, Nifedipin zu ersetzen? Sie hatten mal von Labetalol geschrieben. Wenn ich das richtig aufgefasst habe, ist dieses aber in Deutschland nicht mehr verfügbar. Amlodipin wurde noch angesprochen. Auf Embryotox ist es aber grau und in den Nebenwirkungen habe ich Kopfschmerzen auch als häufig. Wo wäre dann überhaupt der Vorteil? Vielleicht bin ich zu kritisch oder lese zu viel nach und mache mir dann zu viele Gedanken? Aber ich möchte Krümeline einfach so gut es geht schützen. Haben Sie eine zündende Idee?
Zu Ihrer letzten Antwort habe ich schon wieder Nachfragen. Verzeihen Sie, dass ich es immer so genau wissen will:
Sie schreiben, die verlängerte PTT kann vom Heparin kommen, wenn die Werte jedoch ungewöhnlich hoch sind oder klinische Auffälligkeiten bestehen (z. B. Blutungsneigung), sollte die Gerinnung differenzierter kontrolliert werden. Ist denn mein letzter PTT-Wert (63.5) so ungewöhnlich hoch? Und wenn ja, was an der Gerinnung sollte dann differenzierter kontrolliert werden?
Sie schreiben auch, dass man, wenn der Hämoglobinwert nach 10 Tagen noch bei 9,6 liegt, über eine erneute Eiseninfusion nachdenken sollte und das auch von den Ferritinwerten abhängt. Ich möchte Ihnen deshalb gerne meinen aktuellen Ferritinwert geben und Sie um Ihre Einschätzung zu einer neuen Eiseninfusion bitten:
Ferritin: 21
Mir ist dauerschlapp, ich weiß nicht, wie ich bis zur Geburt Kräfte sammeln soll mit diesem Eisenmangel, dauernden neuen Infektionen, dauernden Kopfschmerzen von der Präeklampsie und dazwischen kommt dann wieder über Stunden diese Wehen obendrauf, die mir die letzte Kraft auch noch rauben.
Und noch eine banale Frage: Vorhin habe ich Krümeline richtig deutlich strampeln gespürt, so deutlich wie noch nie und ich bin mir fast sicher, dass sie mehrmals auf meine Blase getreten hat. Ihre Tritte sind noch zu zart um wirklich weh zu tun, aber unangenehm war es etwas. Ich bin selbst etwas verwundert darüber, denn noch vor einer Woche habe ich sie kaum gespürt und jetzt tritt sie schon gegen die Blase? Kann das sein? Ist das normal in der 20.SSW? Und das bei Vorderwandplazenta? Oder kann das gar noch nicht sein und ist eher ein Zeichen, dass sich schon wieder eine Blasenentzündung entwickelt? Gäbe es nicht dauernd Komplikationen in dieser Schwangerschaft, würde ich mir darüber vermutlich nicht einmal Gedanken machen. Beim CTG ist sie derzeit auch sehr aktiv. Eine Hebamme meinte, sie ist eine Action Maus und wird ihrem Bruder zeigen, wo es lang geht
Denken Sie, das ist vielleicht sogar ein gutes Zeichen, dass sie trotz meines Zustands so lebhaft ist? Ihr Bruder freut sich jedenfalls schon auf sie und hat mich mit seiner kindlich naiven Art gestern zum Lachen gebracht. Als ich ihm gestern erklärt habe, dass Babys Milch aus Mamas Brust trinken und er das auch gemacht hat, wollte er gleich probieren und fragte naiv: "Kannst du da mal Milch einfüllen? Dann kann ich probieren."
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, Ihr Verständnis und Ihre herzlichen Worte haben mich sehr berührt. Danke für die Sicherheit, die Sie mir geben. Wenn Sie Ideen haben, wo ich nachbohren kann, sagen Sie bitte gerne Bescheid.
Herzlichst
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, danke für Ihre sehr offenen und eindrücklichen Zeilen. Ich spüre, wie sehr Sie sich in dieser Situation Sorgen machen und wie groß Ihr Bedürfnis ist, alles für Ihre kleine Krümeline richtig zu machen. Ihre Wachsamkeit, Ihr genaues Nachfragen und Ihr Mut, immer wieder nachzufragen, sind in dieser herausfordernden Zeit eine große Stärke. Zu Ihrem Fiebergefühl und den Beschwerden: 38,3 °C ist eine messbare Temperaturerhöhung und sollte im Zusammenhang mit Ihren weiteren Symptomen (ungewöhnlicher Ausfluss, Brennen in der Scheide) nicht einfach ignoriert werden. Bitte sprechen Sie kurzfristig mit Ihrem betreuenden Team, damit eine Urinuntersuchung und ggf. ein vaginaler Abstrich erfolgen. Infektionen können in der Schwangerschaft rasch an Bedeutung gewinnen. Lieber einmal mehr kontrolliert als zu wenig. Zur Blutdruckmedikation: Die jetzige Umstellung (Weglassen von Nifedipin und Verdopplung Metoprolol) ist ein Versuch, aber bei Werten von 156/105 nicht ganz befriedigend. Ein Auslassversuch, um Nebenwirkungen zu prüfen, sollte nicht länger als wenige Tage dauern, vor allem nicht bei anhaltend hohen Blutdruckwerten. Labetalol ist tatsächlich in Deutschland nicht mehr regulär verfügbar. Amlodipin ist wie Sie richtig schreiben bei Embryotox grau hinterlegt; Kopfschmerzen können vorkommen, sind aber meist dosisabhängig. Der Vorteil wäre eine längere Wirkdauer und stabilere Blutdrucksenkung. Alternativen, die manchmal in der Schwangerschaft eingesetzt werden, sind u. a. Clonidin oder eine Kombination aus niedrigeren Dosen verschiedener Präparate, um Nebenwirkungen zu reduzieren. ➡️ Mein Rat: Drängen Sie bei Ihren Ärzten auf ein engmaschiges Monitoring und besprechen Sie, ob die jetzige Medikation reicht oder ob man kurzfristig wieder zu Nifedipin zurückkehrt bzw. eine Kombination erwägt. Ihre Werte rechtfertigen Nachdruck. Zur Gerinnung: Ein PTT von 63,5 s ist tatsächlich deutlich verlängert. Unter Heparintherapie kann das vorkommen, sollte aber kontrolliert werden. Eine differenzierte Gerinnungsdiagnostik würde umfassen: Anti-Faktor-Xa-Aktivität (zur Kontrolle der Heparinwirkung), Fibrinogen, evtl. Lupus-Antikoagulans, sowie eine Rücksprache mit einer hämatologischen Spezialambulanz. Zum Eisenmangel: Ferritin 21 µg/l bei Hämoglobin 9,6 g/dl bedeutet, dass Ihre Speicher fast leer sind. Eine erneute Eiseninfusion erscheint sinnvoll, da Sie sich schlapp fühlen und Kraft für die nächsten Wochen und die Geburt brauchen. Ein enges Monitoring von Hb, Ferritin und Transferrinsättigung ist dabei hilfreich. Zu Krümelines Tritten: Ja, das ist ganz normal 😊. Auch mit Vorderwandplazenta können ab der 20. SSW spürbare Bewegungen auftreten, manchmal überraschend kräftig. Dass Sie diese Kindsbewegungen nun deutlicher spüren, ist ein gutes Zeichen für ihre Aktivität und Vitalität. Dass die Tritte sich manchmal an der Blase bemerkbar machen, ist eine typische Erfahrung vieler Schwangerer – kein Grund zur Sorge, sondern eher ein Zeichen, dass sich Ihre Kleine kräftig meldet. 💡 Zusammenfassung für Sie: Temperaturerhöhung + Ausfluss = bitte baldmöglichst kontrollieren lassen. Blutdruckeinstellung: nicht zu lange beim aktuellen Schema abwarten, sondern Werte eng dokumentieren und Nachsteuerung verlangen. PTT 63,5 s: bitte Gerinnung differenzierter kontrollieren lassen. Hb 9,6 und Ferritin 21: Eiseninfusion wahrscheinlich sinnvoll. Kindsbewegungen: sehr gutes Zeichen und damit kein Hinweis auf Infekt. Liebe Liliane, ich bewundere, wie Sie trotz der Beschwerden und Ängste so aufmerksam bleiben und für Ihr Kind einstehen. Krümelines Lebhaftigkeit ist ein ermutigendes Zeichen – und dass Ihr Sohn Sie mit seiner kindlichen Sichtweise zum Lachen bringt, zeigt, wie viel Kraft in Ihrer Familie liegt. Weiterhin alles Gute!
Liliane91
Guten Abend lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre warmen Worte und Ihren so klar strukturierten Rat. Wenn ich Ihre Nachricht gelesen habe, fühle ich mich immer verstanden, etwas "beschützter" und habe das Gefühl, dass sich all meine Nachfragen lohnen und es motiviert mich, trotz all der Beschwerden und Ängste am Ball zu bleiben.
Ich habe heute viel zu berichten. Verzeihen Sie mir bitte im Voraus schon meine lange Nachricht.
Ich habe leider schon wieder eine Infektion. Mein Fieber ist gestern auf 39,2 Grad Celsius gestiegen, ich friere wieder, habe das Brennen in der Scheide, auffälligen Ausfluss, Bauchschmerzen und fühle mich einfach gar nicht gut. Ich bekomme wieder Paracetamol und das Spielchen beginnt von vorne. Mit Paracetamol geht es mir nicht so schlecht, aber ich bin nervlich einfach durch.
Ich kann die Bauchschmerzen nicht richtig orten, aber der Verdacht, dass es wieder eine Endometritis ist, liegt nahe. Der Ultraschall von Nieren usw. war unauffällig, der Urintest hat dieses Mal keinen Zucker, Nitrit oder Blut ergeben, sondern "nur" Eiweiß (dann wohl eher von der Präeklampsie?). Im vaginalen Abstrich wurden aber Bakterien gefunden: Enterococcus faecium (reichlich) und Streptokokken (reichlich). Enterococcus faecium hatte ich ja vor einiger Zeit schon einmal… und sollte ich bei Streptokokken genauer nachfragen welche? Oder sind damit eigentlich immer B-Streptokokken gemeint, die ja sehr gefährlich für Neugeborene werden können? Seit gestern erhalte ich Penicillin G. Aber wirkt das denn überhaupt normalerweise gegen beide Keime? Das Ergebnis vom Antibiogramm ist noch nicht da. Ich erhalte alle 6 h eine Infusion, insgesamt eine Tagesdosis von 3000mg. Ist das Standard oder viel oder wenig? Und ist das bei meinen aktuell nicht idealen Nierenwerten trotzdem in Ordnung oder muss man da aufpassen? Sollte ich nachhaken?
Ich gebe Ihnen aktuelle Blutwerte:
(+) Leukozyten: 12.0 -> 17.5 (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 4.9 -> 26.8
Prokalzitonin 0,28 -> 0.40
(-) Thrombozyten: 133 -> 135 -> 129 (150-370)
(+) Harnsaeure 6.04 -> 6.10 -> 6.06 (2.60-6.00)
(+) Kreatinin, enzym. 1.44 -> 1.40 -> 1.33 (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 43.1 -> 40.5 (15.0-40.0)
Bilirubin, gesamt 1.17 -> 1.09 (0.30-1.20)
GPT 31.2 -> 28.8 (bis 35.0)
GOT 30.8 -> 26.9 (bis 35.0)
Gamma-GT 35.9 -> 35.8 (bis 40.0)
(+) LDH 220.7 -> 217.1 (135-214)
INR 0.9 -> 1.0 (0.7-1.2)
(+) PTT 63.5 -> 59.7 (21-35)
Fibrinogen 2.4 -> 2.6 (2.0-4.0)
AT-III 20.1 -> 20.5 (18-34)
sFlt-1/PlGF-Quotient: 53 -> 89 -> 91
(-) Hämoglobin: 9.6 -> 9.8 (12.0-15.6)
Anti-Faktor Xa-Aktivität: 0,6
Eine weitere Eiseninfusion habe ich heute endlich bekommen. Lupus-Antikoagulans wurde leider nicht mit abgenommen. Der Arzt, der mich schon immer wieder so "freundlich" behandelt hat, meinte dazu eiskalt: Es gäbe dazu keine Indikation und damit war das Gespräch für ihn beendet. Sehen Sie das auch so? Was prüft man denn mit diesem Wert? Kann man aus diesen Gerinnungswerten ablesen, ob die erhöhte PTT vom Heparin kommen kann? Wie deuten Sie die anderen Gerinnungswerte? Fällt Ihnen sonst etwas auf? Es passt ja leider wieder vieles nicht.
Zum Blutdruck:
Medikation vor dem Nifedipin-Auslassversuch:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 20mg: 1-1-1-1
Metoprolol 23,75mg: 1-0-0-0
Medikation während des Nifedipin-Auslassversuchs:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 20mg: 0-0-0-0
Metoprolol 47,5mg: 1-0-1-0
Medikation nach dem Nifedipin-Auslassversuch:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 20mg: 1-1-1-1
Metoprolol 47,5mg: 1-0-1-0
An den Kopfschmerzen hat der Auslassversuch leider nichts geändert. Sie waren gleichbleibend unangenehm. Muss man dann davon ausgehen, die Kopfschmerzen kommen von der Präeklampsie? Der Blutdruck ist jetzt immerhin von ca. 155/105 ohne Nifedipin wieder auf ca. 140/95 runter gegangen. Aber das ist doch noch immer nicht genial, oder? Ich verzweifle langsam. Kann man Metoprolol noch steigern? Oder sollte ich mal Clonidin ansprechen, das Sie vorgeschlagen haben? Das ist bei Embryotox aber auch grau… ich weiß echt nicht mehr weiter. Es macht mir so Angst, wie es Krümeline damit gehen muss.
Das ist vielleicht immerhin eine positive Nachricht für heute: Ich habe heute das 2. große Screening gemacht bekommen und es sieht für Krümeline wohl momentan nicht ganz so schlecht aus, immerhin ist ihre Entwicklung sehr gut. Ich gebe Ihnen mal die Werte, die ich mir gemerkt habe und die, die im Mutterpass eingetragen wurden. Vielleicht können Sie mir etwas dazu sagen, wo es dennoch Auffälligkeiten gibt:
Geschätzte Größe bei SSW 20+2: 27cm; geschätztes Gewicht: 397g
BPD: 5,08
FOD/KU: 10,08
ATD: 5,07
APD/AU: 15,83
FL: 3,54
Die Ärztin sagte heute, Krümeline wäre sogar eher etwas über dem Durchschnitt. Können Sie das bestätigen? Das wäre ja nur gut für sie? Ist das bei Präeklampsie nicht fast ein Wunder oder gibt es das trotzdem oft und es macht Hoffnung?
Einling: ja
Herzaktion: ja
Plazentalok./-struktur: Kontrolle nötig; Kommentar: VW + Plazenta praevia marginalis
Zeitgerechte Entwicklung: ja
Kopf:
Ventrikelauffälligkeiten: nein
Auffälligkeiten der Kopfform: nein
Darstellbarkeit des Kleinhirns: ja
Hals und Rücken:
Unregelmäßigkeiten der dorsalen Hautkontur: nein
Thorax:
Auffällige Herz/Thorax-Relation (Blickdiagnose): nein
Linksseitige Herzposition: ja
Persistierende Arrhythmie im Untersuchungszeitraum: nein
Darstellbarkeit des Vier-Kammer-Blicks: ja
Rumpf:
Konturunterbrechung der vorderen Bauchwand: nein
Darstellbarkeit des Magens im linken Oberbauch: ja
Darstellbarkeit der Harnblase: ja
Fundusstand: N-1
Gewicht: vor SS: 56kg, SSW 19: 60kg; SSW 21: 63,7kg
Sind 3,7kg Zunahme innerhalb von 2 Wochen nicht sehr viel?
Sonstiges: MM 2,0cm, Gebärm.hals 19mm
Kontrollbedürftige Befunde hinsichtlich Fruchtwassermenge: AFI 5.6 cm (SSW 15) -> AFI 6.5 cm (jetzt in SSW 18) -> AFI 7.4 cm (heute SSW 21)
Der neue Dopplerbefund der Gebärmutterarterien:
Rechts:
PI: 1,30 -> 1,35 -> 1,39 -> 1,36
RI: 0,80 -> 0,84 -> 0,88 -> 0,90
Links:
PI: 0,99 -> 1,55 -> 1,78 -> 1,80
RI: 0,63 -> 0,65 -> 0,66 -> 0,69
Kein Notching
Sehen Sie die Fruchtwassermenge auch als zu wenig an? Woran könnte das liegen, wenn Krümeline sich aber sonst gut entwickelt? Gibt es in den Befunden anderen Auffälligkeiten? Wo kann ich nachhaken um sicher zu gehen, dass es wenigstens ihr gut geht?
Lassen Sie mich bitte wissen, wenn Ihnen etwas auffällt oder Sie einen Rat zu Diagnostik und Therapie haben.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, es tut mir so leid, dass ich Sie heute so zugetextet habe. Ich will sie wirklich nicht belästigen. Es wurden so viele Untersuchungen gemacht und ich wollte alle mit Ihnen teilen, damit Sie ein möglichst vollständiges Bild haben. Nehmen Sie sich bitte die Zeit, die Sie brauchen, um zu antworten und sagen Sie mir, wenn es zu viel ist. Ich habe dafür vollstes Verständnis. Ich fühle mich so aufgeschmissen. Ich versuche, mir ganz arg einzureden, dass alles irgendwie gut gehen wird, weil Krümeline sich trotz allem ganz gut zu entwickeln scheint. Doch es dauert ja trotzdem noch bestimmt mindestens 4 Wochen, bis Krümeline realistische Überlebenschancen hätte und ich möchte mir nicht ausmalen, welche Schäden sie dann trotzdem davontragen würde, wenn sie so viel zu früh kommen würde
Ich habe gerade heute mit dem neu eingetreten Fieber wieder große Angst, dass es jederzeit kippen könnte und die Wehen wieder losgehen. Danke, dass Sie einfach da sind! Sie machen so einen tollen Job!
Herzlichst
Liliane und Krümeline
Guten Abend liebe Liliane herzlichen Dank für Ihr so offenes, ausführliches Schreiben. Dass Sie trotz aller Beschwerden, Ängste und Rückschläge die Kraft finden, sich so differenziert mit den Befunden auseinanderzusetzen und alles im Blick zu behalten, ist bemerkenswert. Ich möchte Ihnen gleich zu Beginn sagen: Sie machen das sehr gut. Infektion und Antibiotikatherapie Keime: Enterococcus faecium ist tatsächlich ein häufig schwieriger Keim, da er nicht auf jedes Penicillin anspricht. Streptokokken im vaginalen Abstrich sind nicht automatisch B-Streptokokken (Gruppe B), es gibt auch andere Arten. Die Feindifferenzierung ist wichtig, das wird durch das Labor im Antibiogramm geklärt. Therapie: Penicillin G wirkt klassischerweise sehr gut gegen die meisten Streptokokken. Gegen E. faecium ist es allerdings oft nicht ausreichend, sodass das Antibiogramm entscheidend ist. Dass man zunächst mit Penicillin begonnen hat, ist dennoch ein nachvollziehbarer erster Schritt, bis die Resistenzlage bekannt ist. Dosierung: Die derzeitige Tagesdosis von 3 g ist eher eine Basisdosis. In schweren Infektionen werden oft deutlich höhere Dosierungen eingesetzt, abhängig von Nierenfunktion und Verträglichkeit. Da Ihre Nierenwerte erhöht sind (Kreatinin, Harnstoff), ist es wichtig, dass die behandelnden Ärzt:innen engmaschig kontrollieren und ggf. anpassen. Nachhaken ist hier absolut berechtigt. Labor: Leukozytose und CRP-Anstieg sprechen für eine bakterielle Infektion, Prokalzitonin liegt im Graubereich – es stützt aber den Verdacht. Gerinnung PTT-Verlängerung: Eine verlängerte PTT kann sehr gut durch das Heparin (Anti-Xa 0,6 passt zur therapeutischen Range) erklärt werden. Das spricht also nicht zwingend für ein eigenes Gerinnungsproblem. Lupus-Antikoagulans: Dieser Test prüft, ob eine Autoimmunstörung (Antiphospholipid-Syndrom) vorliegt. Er ist v. a. dann indiziert, wenn gehäuft Thrombosen oder Fehlgeburten auftreten. In der Akutsituation ohne klare Vorgeschichte ist es nicht zwingend, aber ich verstehe Ihren Wunsch, hier nichts zu übersehen. Weitere Werte: Fibrinogen normal, AT-III normal, INR normal – insgesamt kein Hinweis auf eine disseminierte Gerinnungsstörung. Blutdruck & Kopfschmerzen Blutdruckwerte: Mit 140/95 ist die Situation zwar besser, aber noch nicht optimal. Bei Präeklampsie zielt man meist auf Werte < 140/90 ab. Medikation: Eine Steigerung von Metoprolol ist grundsätzlich möglich, muss aber in der Schwangerschaft individuell abgewogen werden. Clonidin ist eine mögliche Reserve, wird in Leitlinien aber tatsächlich eher zurückhaltend empfohlen. Kopfschmerzen: Wenn sie sich durch Blutdruckänderung nicht bessern, spricht das eher für die Präeklampsie selbst als Ursache. Wichtig: Bei plötzlicher Verschlechterung (starke Kopfschmerzen, Sehstörungen, Oberbauchschmerzen) sofortige ärztliche Vorstellung. Kindliche Entwicklung Biometrie: Ihre Werte (BPD 5,08 cm, FL 3,54 cm, KU 10,08 cm, Gewicht 397 g bei 20+2) liegen allesamt im Normbereich, zum Teil sogar etwas oberhalb. Das ist tatsächlich ein sehr gutes Zeichen, gerade unter Präeklampsiebedingungen. Fruchtwasser: AFI 7,4 cm ist an der unteren Normgrenze, aber noch nicht pathologisch. Die Entwicklung ist wichtig: bisher leicht zunehmend, also eher positiv. Doppler: Rechts stabil, links höhere Werte (PI/RI), aber kein Notching. Das ist unter Präeklampsie schon fast erfreulich, da die Durchblutung insgesamt noch akzeptabel erscheint. Plazenta praevia marginalis: Das braucht Verlaufskontrolle, häufig wandert die Plazenta noch nach oben. Gewichtszunahme +3,7 kg in 2 Wochen ist auffällig, kann aber bei Wassereinlagerungen im Rahmen der Präeklampsie vorkommen. Es ist sinnvoll, dies genau zu beobachten und regelmäßig das Gewicht und die Ödeme zu dokumentieren. Zusammenfassung & Rat Antibiogramm abwarten und ggf. Therapie anpassen – wichtig, da E. faecium oft resistent ist. Nierenfunktion und Dosierung engmaschig kontrollieren lassen. PTT-Verlängerung passt zu Ihrer Heparintherapie, sonst keine gravierenden Gerinnungsauffälligkeiten. Blutdruckeinstellung noch optimierungsbedürftig, evtl. Metoprolol-Anpassung – eng mit den behandelnden Ärzt:innen abstimmen. Kind entwickelt sich aktuell sehr erfreulich, das ist ein ganz wichtiges positives Signal. Fruchtwasser knapp, aber nicht zu wenig – Verlaufskontrolle reicht zunächst. Liebe Liliane, Sie haben jede Berechtigung, Fragen zu stellen und sich Unterstützung zu holen. Sie sind in einer sehr anspruchsvollen medizinischen und emotionalen Situation. Dass Krümeline sich trotz alledem gut entwickelt, ist ein starkes Hoffnungszeichen. Ich weiß, wie schwer es ist, mit der Angst zu leben, dass jederzeit etwas kippen könnte – aber jeder Tag, den Sie gewinnen, ist ein Gewinn für Ihre Tochter. Bleiben Sie bitte eng in Rücksprache mit Ihrem Team vor Ort, und lassen Sie sich nicht entmutigen, auch unbequeme Fragen zu stellen. Es geht um Sie und Ihr Kind. Mit herzlichen, aufmunternden Grüßen Ihr Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
wow, was soll ich sagen! Dass Sie mir auf so eine lange Nachricht mit so vielen medizinischen Details und Fragen so schnell, ausführlich, kompetent und auch noch mit Herz geantwortet haben, ist wirklich besonders. Danke, danke, danke!
Ich komme aus dem Angstzustand wirklich nicht mehr raus. Die Blutungen hatten sich jetzt vor einiger Zeit endlich gelegt und ich hatte Hoffnung, dass es zumindest im Hinblick auf Hämatom und Plazenta ein gutes Zeichen ist. Doch vergangene Nacht hatte ich auf einmal wieder eine richtige Sturzblutung. Ich bin aufgewacht und merkte, dass es nur so rinnt. Es blutete recht stark, frisch hellrot, sogar Koagel kamen vaginal heraus, es war schrecklich. Ich hatte Panik und habe sofort geklingelt. Diese Ängste, dass beim CTG keine Herztöne mehr gefunden werden, waren auf einmal sehr präsent. Im CTG war zum Glück alles gut, Krümeline hatte eine Herzfrequenz von 140-160. Ich war erst einmal erleichtert, aber die Nacht war gelaufen und ich lag danach vor Erschöpfung und Sorgen einfach weinend in meinem Bett. Die Blutung hat sich dann Stück für Stück gebessert, doch ein bisschen blutet es auch jetzt noch. Wie gefährlich ist diese Situation Ihrer Einschätzung nach? Reicht wirklich ein CTG alleine aus um sagen zu können, dass es Krümeline gut geht? Es wurde kein Ultraschall gemacht, weil es Krümeline beim letzten gestern ja sehr gut ging. Ist das wirklich ausreichend oder sollte ich darauf bestehen? Und kann durch so eine einmalige heftige Blutung der Hb-Wert gleich wieder abgestürzt sein oder ist das eher unwahrscheinlich? Mir ist sehr schlapp, aber ob das vom Fieber, vom Hb-Wert oder einfach von meinem gesamten Zustand kommt, kann ich nicht einordnen.
Ich hätte auch noch ein paar Nachfragen zu Ihrer Antwort gestern bzw. es haben sich schon wieder Neuerungen ergeben:
Zur Infektion: Das Antibiogramm braucht leider noch Zeit. Ich merke aber bisher keinerlei Besserung unter Penicillin G. Wenn die Wirkung von Penicillin nachlässt, klettert die Temperatur auf 39.0-39.5 Grad Celsius, ich friere und die Bauchschmerzen nehmen zu. Es schmerzt dann irgendwie im ganzen Bauch, ich habe schon das Gefühl, dass es in der Gebärmutter schmerzt, aber ich weiß es nicht. Wie stellt man denn die Diagnose Endometritis sicher? Reichen dafür der vaginale Abstrich mit den Keimen und der Ultraschall? Sollten die Entzündungswerte gerade wieder täglich kontrolliert werden oder wäre das übertrieben? Heute habe ich noch keine neuen Werte erhalten. Aber immerhin konnte ich erreichen, dass die Dosis vom Penicillin von den 3000 mg täglich auf 12.000mg täglich erhöht wird. Infusionen bekomme ich alle 6 Stunden, sollten sich die Nierenwerte weiter verschlechtern, müsste man evtl. auf alle 8 Stunden reduzieren. Klingt das vernünftig?
Zum Blutdruck, zur Präeklampsie und den Kopfschmerzen: Ich habe noch einmal die unangenehme Frage gestellt, was man tun kann, um den Blutdruck noch besser einzustellen:
Medikation gestern:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 20mg: 1-1-1-1
Metoprolol 47,5mg: 1-0-1-0
Versuch ab jetzt:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 20mg: 1-1-1-1
Metoprolol 47,5mg: 1-1-1-1
Mal sehen, ob der Blutdruck jetzt endlich weiter runter geht. Die Kopfschmerzen machen mich nochmal irre, aber außer Ibuprofen gibt es wohl keine andere Lösung, da Paracetamol nicht hilft. Ich möchte mich aber nicht täglich mit Ibuprofen zudröhnen. Falls Sie eine zündende andere Idee haben, freue ich mich.
Zum Lupus-Antikoagulans: Ich finde es sehr schade, dass der Arzt sich hier nicht kooperativ gezeigt hat. Ich hatte zwar noch keine Thrombose und sonst nur einmal eine biochemische Schwangerschaft, doch ich hatte gehofft, meine familiäre Vorgeschichte mit den Thrombosen und Lungenembolien bei den Großeltern würde hierfür ausreichen. Ist es denn dann überhaupt üblich, einer Schwangeren automatisch Heparin zu geben, nur, weil sie längere Zeit im Krankenhaus liegt? Streng genommen gibt es laut dem Arzt dann ja nicht einmal eine Indikation, da meine Gerinnungswerte ok sind und ich noch keine Thrombose hatte. Ich finde es ärgerlich, wenn ich manchmal so um einen bestimmten Blutwert kämpfen muss. Vielleicht probiere ich es in einem guten Moment noch einmal. Gäbe es noch andere Blutwerte, die Sie bei mir für sinnvoll halten würden? Ich habe z.B. auch gefragt, ob mein Vitamin D Spiegel einmal kontrolliert werden kann, weil ich in der letzten Schwangerschaft schon einen Mangel hatte, obwohl ich regelmäßig 2000 IE nehme. In der Schwangerschaft war mein Bedarf offenbar höher. Ich verstehe nicht ganz, dass diesem Wert zugestimmt wurde (Ergebnis wahrscheinlich heute oder morgen), aber es für Lupus-Antikoagulans keine Indikation gibt.
Zur Gewichtszunahme von 3,7 kg in 2 Wochen: Ja, leider entwickle ich gerade leichte Ödeme. Kommt das vermutlich von der Präeklampsie? Was unternimmt man dagegen? Gar nichts? In der letzten Schwangerschaft hatte ich überhaupt gar keine Ödeme, nicht einmal am Ende.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, Sie ermutigen mich immer so sehr, danke, danke, danke! Ich gebe mein Bestes, dran zu bleiben, alles im Blick zu behalten und alle meine Fragen zu stellen. Und zwischendurch versuche ich das Positive zu sehen, wenn Krümeline sich in meinem Bauch meldet um mir "Hallo Mama!" zu sagen. Das ist meine größte Motivation, für sie weiter durchzuhalten. Ich freue mich sehr auf Ihre Antwort und lassen Sie mich bitte immer wissen, wenn Ihnen etwas Gutes einfällt, egal ob zu Diagnostik oder Therapie.
Herzlichst
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, zunächst einmal: Sie haben schon so viel durchgestanden, und dass nun zusätzlich Blutungen, Fieber, Infektion und die Sorgen um Blutdruck und Präeklampsie zusammenkommen, ist eine enorme Herausforderung. Dass Sie dabei trotzdem so aufmerksam beobachten, nachfragen und „dranbleiben“, zeigt, wie viel Stärke Sie haben – und es ist ganz wichtig für Sie und Ihre kleine Krümeline. Zu den Blutungen Sturzblutung mit Koageln: Solche Episoden sind in der Schwangerschaft erschreckend, aber nicht immer unmittelbar gefährlich für das Kind, wenn es nicht zu einer Ablösung der Plazenta kommt. CTG: Ein normales CTG mit guter kindlicher Herzfrequenz ist tatsächlich sehr beruhigend und zeigt, dass es Ihrer Tochter im Moment gut geht. Ultraschall: Zusätzlich kann man mit Ultraschall sicherstellen, ob die Plazenta unverändert aussieht, ob das Hämatom gewachsen ist oder ob es andere Auffälligkeiten gibt. Nach so einer starken Blutung wäre ein Kontrollultraschall aus meiner Sicht sinnvoll, auch wenn das CTG gut ist – einfach, um die Situation vollumfänglich abzuklären. Hb-Wert und Erschöpfung Nach einer einmaligen heftigen Blutung kann der Hb-Wert absinken, muss aber nicht sofort dramatisch sein. Ein Hb-Kontrollwert ist hier aber sinnvoll, gerade weil Sie sich schlapp fühlen und gleichzeitig Infekt/Entzündung mit ins Spiel kommen. Zur Infektion / Endometritis-Frage Diagnose: Typischerweise durch Klinik (Fieber, Schmerzen, Fluor), Ultraschall (verdickte, ggf. unregelmäßige Endometriumschicht, Flüssigkeit), Abstrich/Bakteriennachweis und erhöhte Entzündungswerte (CRP, Leukozyten). Kontrollen: Bei Fieber und Instabilität sind tägliche Entzündungsparameter nicht übertrieben – gerade um zu sehen, ob das Antibiotikum wirkt. Therapie: Die Dosissteigerung von Penicillin klingt richtig, Infusionsintervall an die Nierenfunktion anzupassen ist gängige Praxis. Wenn keine Besserung eintritt, sollte man frühzeitig überlegen, ob ein Wechsel des Antibiotikums notwendig ist – abhängig vom Resistenzmuster. Blutdruck / Präeklampsie Ihre Medikation ist bereits sehr intensiv eingestellt. Das neue Schema (alle drei Substanzen 1-1-1-1) ist ein sinnvoller Schritt, um den Blutdruck stabiler zu bekommen. Kopfschmerzen: Leider sind die Optionen limitiert. Manchmal hilft es, die Medikamente in enger Absprache noch feiner zu staffeln, Flüssigkeitshaushalt und Elektrolyte im Blick zu haben. Ibuprofen ist im 2. Trimenon kurzfristig möglich, aber nicht als Dauerlösung. Manchmal kommen auch nichtmedikamentöse Maßnahmen (abgedunkelter Raum, Kühlung, Entspannungstechniken) unterstützend hinzu. Lupus-Antikoagulans / Heparin In Deutschland wird Heparin in der Schwangerschaft prophylaktisch gegeben, wenn eine eindeutige Thrombose-Anamnese oder eine klare Gerinnungsstörung vorliegt. Allein die stationäre Situation kann eine Indikation für Thromboseprophylaxe sein, unabhängig von Lupus-AK, und wird häufig umgesetzt. Darauf könnten Sie sich berufen. Blutwerte: Neben Lupus-AK wären auch Anticardiolipin-AK, Beta-2-Glykoprotein-I-AK sowie die klassischen Gerinnungsparameter (ATIII, Protein C/S, Faktor V Leiden, Prothrombinmutation) bei entsprechender Familienanamnese sinnvoll. Vitamin D und weitere Werte Ihre Nachfrage nach Vitamin D ist absolut sinnvoll. Viele Schwangere brauchen höhere Dosen, oft 4000 IE täglich, um einen stabilen Spiegel zu halten. Auch Eisen/Ferritin, Schilddrüse (TSH, fT4), Magnesium und Calcium sind Werte, die bei Ihrer Konstellation gut im Blick behalten werden sollten. Gewichtszunahme / Ödeme Die schnelle Gewichtszunahme spricht für Wassereinlagerungen, meist im Rahmen der Präeklampsie. Therapeutisch wird in der Schwangerschaft vorsichtig vorgegangen: entwässernde Medikamente (Diuretika) sind nur in besonderen Situationen erlaubt. Meist bleibt es bei engmaschiger Überwachung von Blutdruck, Urin (Protein), Gewicht und CTG. Zusammenfassung für Sie CTG gut = akute Beruhigung. Dennoch: Ultraschallkontrolle nach dieser Sturzblutung wäre empfehlenswert. Hb-Wert kontrollieren, um Blutverlust besser einschätzen zu können. Infektion: Tägliche Entzündungswerte sind gerechtfertigt; Therapieanpassung nach Antibiogramm. Blutdrucktherapie ist sinnvoll angepasst; Kopfweh ist schwierig zu behandeln, alternative Medikamente sind limitiert. Thromboseprophylaxe: auch ohne Lupus-AK-Positivität kann aufgrund der stationären Situation Heparin indiziert sein. Vitamine und Blutwerte weiter kontrollieren. Ödeme sind Teil der Präeklampsie; aktuell meist nur engmaschige Überwachung. Liebe Liliane, Sie sind im Moment in einer sehr komplexen und kritischen Situation, aber Sie tun genau das Richtige: aufmerksam bleiben, nachfragen, einfordern, wenn nötig. Und Sie haben mit Ihrer kleinen Krümeline auf dem CTG einen sehr tröstlichen Beweis, dass es ihr im Moment gut geht. Ich wünsche Ihnen sehr, dass die Therapie bald anschlägt und die Ruhe zurückkehrt. Bleiben Sie bitte hartnäckig, was Kontrollen (Ultraschall, Entzündungswerte, Blutwerte) betrifft – Sie haben jedes Recht darauf. Herzlichst Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre herzliche und ausführliche Antwort. Sie haben mir wieder sehr geholfen, eine klare Sicht auf die Dinge zu bekommen.
Ich mache mir schon das ganze Wochenende unendliche Sorgen, weil ich mich einfach so schlecht fühle. Ich bringe gerade nur die Kraft auf, zu schreiben, weil die letzte Paracetamol-Tablette gerade ihre volle Wirkung entfaltet hat. Sobald das nicht mehr der Fall ist, geht das Fieber auf 39 Grad Celsius hoch und ich friere und bekomme Bauchschmerzen. Ich glaube, es schmerzt wirklich in der Gebärmutter, aber da durch den mittlerweile ganz schön gewachsenen Babybauch auch oft einfach alles "drückt", kann ich es nicht zuordnen. Gestern kamen kurz darauf auch noch wieder Wehen hinzu und dann wusste ich wirklich nicht mehr wie ich das aushalten sollte. Und zusätzlich wieder diese Angst, dass es jetzt zu kippen droht. Mein Mann hat mich sehr unterstützt, doch die Kombination aus Wehen, die so stark sind, dass "frau" sie veratmen muss vor Schmerzen, Fieber und Panik hat mich so geschafft, dass ich heute noch komplett erschöpft bin. Und diese Angst, unsere Krümeline jetzt in SSW 21 noch zu verlieren, ist schrecklich. Schon bei dem Gedanken kommen mir die Tränen.
Mein Gefühl ist irgendwie, dass ihr diese Temperaturschwankungen nicht gefallen, vor allem immer dann, wenn das Fieber steigt. Kann das die Wehen gestern ausgelöst haben? Wenn dem so ist, frage ich mich, ob es denn keine Möglichkeit gibt, das Fieber gar nicht immer erst steigen zu lassen? Im Moment bekomme ich alle 6h eine Paracetamol 500mg. Das Problem: nach etwa 5 Stunden steigt das Fieber langsam wieder auf 39 Grad Celsius. Die nächste Tablette darf ich aber erst eine Stunde später bekommen. In dieser Wartezeit geht es mir dann echt immer schlechter. Gestern kamen die Wehen genau in diesem Zeitraum. Es mag Zufall sein, aber daher auch meine Vermutung, dass es damit zusammenhängt. Ich habe das schon angesprochen, aber nur die für mich unbefriedigende Antwort erhalten, dass die 6h Abstand eingehalten werden müssen. Stimmt das? Bei meiner Recherche habe ich gelesen, dass die tägliche Höchstdosis bei 4000mg liegt. Gilt das auch für Schwangere? Davon bin ich ja weit entfernt, gerade mal bei der Hälfte. Ibuprofen im Wechsel mit Paracetamol dürfte ich haben. Ich weiß nicht was richtig ist. Ich möchte Krümeline so wenig Paracetamol und v.a. so wenig Ibuprofen wie möglich zumuten, noch dazu nehme ich Paracetamol schon so lange. Aber wenn ihr zu hohes Fieber Schaden zufügt, ist es ja auch nicht besser. Darf ich Sie um Ihre Meinung fragen? Wie könnte man das Fieber vielleicht anderweitig möglichst kontinuierlich senken? Es hat noch kein Antibiotikawechsel stattgefunden. Es gibt noch immer kein Ergebnis vom Antibiogramm. Aber so langsam müsste es doch mal wirken? Ich erhalte es seit 30.9. und auch die erhöhte Dosis auf 12.000 mg täglich hat daran nichts geändert.
Auf einen Kontrollultraschall habe ich nach der Sturzblutung bestanden. Nachdem ich zunächst keinen bekommen hatte, habe ich erst gezweifelt, ob ich vielleicht zu ängstlich bin, doch auch mein Mann fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, nur über die Herztöne unserer Krümeline beurteilen zu können, dass alles in Ordnung ist. Er hat dann auch einen Ultraschall eingefordert und dann ist endlich was passiert. Das Hämatom ist von zuletzt 2,2 x 2,8 cm -> 1,8 x 2,1 cm geschrumpft. Ist das zumindest ein gutes Zeichen? Die Plazenta ist nach wie vor teilweise über dem inneren Muttermund, hat sich aber zum Glück nicht abgelöst. Kann man dann vermutlich davon ausgehen, dass es nach wie vor die Plazenta ist, die diese Probleme verursacht? Heute ist die Blutung nur noch minimal, aber es macht einfach Angst, dass es jederzeit wieder losgehen könnte.
Der Blutdruck hat sich seit gestern insgesamt verbessert, meist ist er um 130/80, manchmal steigt er aber mal kurz auf 145/95. Am Montag soll wahrscheinlich noch einmal eine Langzeitblutdruckmessung gemacht werden. Denken Sie, das kann helfen, genauer einzuschätzen ob Methyldopa, Nifedipin und Metoprolol jetzt gut wirken?
Ich habe mich nach einigen Blutwerten erkundigt, die Die aufgelistet haben. Einige davon kann ich Ihnen direkt geben. Nach den Lupus-AK und den klassischen Gerinnungsparametern werde ich noch einmal fragen und nicht aufgeben. Wenn ich Sie habe, schicke ich sie Ihnen, wenn ich darf. Für mich ist es nicht verständlich, dass Vitamin D ohne wirkliche Indikation (außer einem Mangel während der 1. Schwangerschaft) problemlos überprüft werden kann, die Gerinnungsparameter aber trotz Familienanamnese und Schwangerschaft, was ja grundsätzlich das Thromboserisiko schon erhöht, nicht untersucht werden.
(+) Leukozyten: 12.0 -> 17.5 -> 17.6 -> 17.6 (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 4.9 -> 26.8 -> 28.3 -> 28.1
(-) Hämoglobin: 9.6 -> 9.8 (kurz nach Eiseninfusion) -> 9.5 (nach Sturzblutung) (12.0-15.6)
(-) Eisen 30 (60-140)
(-) Ferritin 16 (30-400)
Calcium 2.49 (2.1-2.6)
(+) TSH basal 4,4 -> 4,2 -> 3,0 (Ende August) -> 2,8
(-) fT3 1.22 -> 1.30 -> 1.94 (Ende August) -> 1.88
(-) fT4 0.49 -> 0.53 -> 0.86 (Ende August) -> 0.80
(+) TPO-AK 955 -> nicht erneut gemessen
Können Sie mir die Werte interpretieren? Was würde bei meiner Konstellation ein schlechter Calciumwert aussagen? Bräuchte es nach der Sturzblutung doch schon wieder eine Eiseninfusion? Sieht es so aus, als würde Penicillin G nicht gegen die Keime (Streptokokken und Enterococcus faecium) wirken? Mir macht das Sorgen. Von den Werten passt ja überhaupt keiner. Wie entwickelt sich der Hashimoto? Die L-Thyroxin-Dosis war vor zwei Monaten von 25 ug auf 50 ug erhöht worden. Würden Sie dabei bleiben? Sie schrieben mir damals, dass der Ziel-TSH in der Schwangerschaft < 2.5 wäre. Der TSH-Wert ist ja in den letzten 4-5 Wochen nicht so viel gesunken.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, ich bin so müde und erschöpft von all diesen Problemen. Ich wünsche mir einfach nur, dass die zweite Hälfte der Schwangerschaft möglichst schnell vorbei geht und Krümeline trotz allem gesund zur Welt kommen kann. Am liebsten würde ich in einen tiefen Winterschlaf fallen und aufwachen, wenn sie da ist. Bitte lassen Sie mich wissen, wenn Sie gute Anmerkungen zu Diagnostik oder Therapie haben. Die Sicherheit, die Sie mir geben, ist unbezahlbar. Ich habe größten Respekt vor Ihrer Arbeit, die Sie leisten.
Danke!!!!!!!!!
Ich wünsche Ihnen ein schönes verlängertes Wochenende!
Herzlichst
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, Ihr Schreiben berührt mich sehr. Fieber, Schmerzen, Blutungen, Wehenangst und dazu der ständige Druck, alles richtig zu machen – das ist eine enorme Belastung, körperlich wie seelisch. Ich möchte Ihnen einige Punkte sortiert beantworten und Ihnen damit hoffentlich wieder etwas Klarheit und Halt geben. 1. Fieber und Wehen Fieber kann tatsächlich Uteruskontraktionen auslösen – durch die erhöhte Stoffwechselaktivität und Prostaglandinfreisetzung. Das heißt: Ihre Beobachtung, dass in den Phasen des Temperaturanstiegs die Wehen kamen, ist nicht unbegründet. Paracetamol in der Schwangerschaft: Es ist das Mittel der Wahl zur Fiebersenkung. Die Einzeldosis liegt bei 500–1000 mg, alle 6 Stunden. Die Tageshöchstdosis beträgt 4 g (4000 mg) – auch in der Schwangerschaft. Bei längerfristiger Gabe sollte man allerdings so niedrig dosieren wie möglich. Wechsel mit Ibuprofen: Ab dem 2. Trimenon ist Ibuprofen nur sehr zurückhaltend zu empfehlen (Risiko für fetale Nierenfunktion und Ductus arteriosus). Ab der 28. SSW ist es kontraindiziert. Das müsste unbedingt individuell von Ihrer behandelnden Klinik entschieden werden. Alternativen: Manchmal kann eine engmaschigere Gabe (z. B. 500 mg alle 4 Stunden statt 1000 mg alle 6 Stunden) unter ärztlicher Überwachung besser verträglich sein. Das dürfen Sie aber nicht eigenständig ändern, sondern sollten es explizit mit dem behandelnden Arzt/der Klinik absprechen. Kühlende Maßnahmen: Zusätzlich können lauwarme Wadenwickel, ausreichend Flüssigkeit und eine kühle Umgebung helfen, den Temperaturanstieg zu dämpfen. 2. Antibiotikatherapie Penicillin G wirkt gut gegen Streptokokken, aber Enterococcus faecium ist häufig resistent. Wenn nach mehreren Tagen (Sie schreiben seit 30.9.) keine klinische Besserung eintritt, ist ein Resistenztest/Antibiogramm entscheidend. Bleibt der Effekt aus, muss man das Antibiotikum wechseln (z. B. Ampicillin + Gentamicin oder Vancomycin, je nach Resistenzprofil). Die hohen Entzündungswerte (CRP 28, Leukozyten 17,6) zeigen, dass die Infektion noch aktiv ist. Das sollte man sehr ernst nehmen. 3. Blutung und Plazenta Das Schrumpfen des Hämatoms (2,2 × 2,8 → 1,8 × 2,1 cm) ist ein sehr gutes Zeichen. Wenn die Plazenta noch teilweise über dem inneren Muttermund liegt, erklärt das Ihre Blutungen. Solange sie sich nicht ablöst und keine massive Blutung auftritt, ist das unter Kontrolle. Minimalblutungen und Druckgefühle sind bei dieser Konstellation nicht selten, aber sie bleiben ein Warnsignal. 4. Blutdruck und Medikamente Werte um 130/80 sind in Ordnung. Kurzzeitige Spitzen bis 145/95 sind noch nicht dramatisch, sollten aber dokumentiert werden. Eine Langzeitblutdruckmessung ist sinnvoll, um zu prüfen, ob die aktuelleAnämie: Hb 9,5 g/dl, Ferritin 16, Eisen 30 → Sie haben eine manifeste Eisenmangelanämie. Nach einer Sturzblutung ist das nicht ungewöhnlich. In der Schwangerschaft sind Hb-Werte unter 10,5 g/dl behandlungsbedürftig. Eine erneute Eiseninfusion ist wahrscheinlich sinnvoll – bitte mit Ihrem Gynäkologen/Internisten absprechen. Calcium 2,49 mmol/l ist normal (Referenzbereich 2,1–2,6), hier besteht kein Mangel. TSH 2,8 mit fT4 0,80 in der Schwangerschaft: Der Zielwert liegt < 2,5, idealerweise um 1–2. Ihr fT4 ist am unteren Rand. Es könnte sinnvoll sein, L-Thyroxin auf 62,5 µg zu steigern, aber nur nach Rücksprache mit Ihrem Endokrinologen. TPO-AK hoch (955): Das zeigt Hashimoto, aber das Entscheidende ist, dass Sie ausreichend L-Thyroxin bekommen. 6. Diagnostik Gerinnungsdiagnostik (inklusive Lupus-AK, Protein S, Protein C, Faktor V Leiden, Prothrombinmutation) ist bei Ihrer Familienanamnese und den Komplikationen absolut sinnvoll. Lassen Sie hier nicht locker. Vitamin D ist zwar oft „Modeparameter“, hat aber keinen direkten Einfluss auf akute Komplikationen. Gerinnung ist in Ihrem Fall relevanter. 7. Zusammenfassung Handlungspunkte Sofort Rücksprache mit der Klinik, ob Paracetamol auf 500 mg alle 4 h statt 1000 mg alle 6 h gegeben werden kann. Drängen Sie auf ein aktualisiertes Antibiogramm und ggf. Wechsel der Therapie gegen Enterococcus faecium. Eisenstatus besprechen → evtl. erneute Infusion. Schilddrüsendosis prüfen → Ziel TSH < 2,5. Gerinnungsdiagnostik fordern. Bei zunehmenden Wehen, stärkeren Blutungen oder erneutem Fieberanstieg sofort Alarm schlagen. Liebe Liliane, Sie machen das großartig. Sie reagieren richtig, fordern Untersuchungen ein und beobachten sehr genau. Das ist für Ihre „Krümeline“ die beste Fürsorge. Auch wenn es sich jetzt schlimm und endlos anfühlt: SSW 21 bedeutet, dass Sie schon einen sehr wichtigen Teil der Schwangerschaft geschafft haben. Je weiter Sie kommen, desto stabiler wird die Situation. Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft und dass sich die Lage bald beruhigt. Wenn Sie mir weitere Laborwerte schicken, kann ich sie gerne wieder einordnen. Alles Gute für Sie und Ihre Tochter Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre Herzlichkeit, Menschlichkeit und für den Halt, den Sie mir geben. Ihre Nachricht hat mir unglaublich geholfen, wieder klar zu sehen und direkt einzufordern und nachzubohren.
Am Sonntag geschieht ja immer nicht so wahnsinnig viel in der Klinik, aber immerhin konnte ich einzen Antibiotikawechsel und den Wechsel des Einnahmeschemas von Paracetamol erreichen. Darüber bin ich schon sehr froh.
Ich erhalte jetzt Amoxicillin Sulbactam (alle 6h: je 3g). Ich habe verstanden, dass es zusätzlich zum Pencillin gegeben wird, in der Hoffnung, dass es gegen Enterococcus faecium hilft. Das Antibiogramm ist hoffentlich Anfang der Woche da. Oder gibt man Penicillin nicht gleichzeitig zu Amoxicillin Sulbactam? Dann müsste ich mich noch einmal erkundigen. Ist denn Amoxicillin Sulbactam überhaupt zuverlässig gegen Enterococcus faecium und wirkt es auch gegen Streptokokken oder ist diese Umstellung sinnlos? Mir kommt alles so nach vielen Versuchen vor. Das Antibiotikum hatte ich vor einigen Wochen auch schon einmal erhalten. Macht das Sinn, es schon wieder zu geben? Und ist es für Krümeline schädlich? Sie erwähnten auch Vancomycin. Das würde man erst geben, wenn das Antibiogramm nichts anderes zulässt. Es sei bei meinen schlechten Nierenwerten wegen der Präeklampsie auch nicht ideal. Gentamicin wäre auch nephrotoxisch. Stimmen Sie dem zu? Und denken Sie, bei meinen Nierenwerten müsste man sehr darauf achten? Ist die Dosis, die ich vom Ampicillin/Sulbactam erhalte, hoch oder niedrig? Ist sie ok bei meinen Nierenwerten? Ich gebe Ihnen die aktuellen Werte:
(+) Harnsaeure 6.04 -> 6.10 -> 6.06 (vor Beginn Penicillin) -> 6.13 (nach Beginn Penicillin) (2.60-6.00)
(+) Kreatinin, enzym. 1.44 -> 1.40 -> 1.33 (vor Beginn Penicillin) -> 1.49 (nach Beginn Penicillin)(0.51-0.95)
(+) Harnstoff 43.1 -> 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin)(15.0-40.0)
Ich kann nicht einschätzen ob die Erhöhung stark ist. Was denken Sie?
Paracetamol wurde auf 500 mg alle 4 Stunden geändert. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie glücklich Sie mich mit diesem Vorschlag gemacht haben und zu wie viel Erlösung vor diesen Schmerzen und dem Fieber Sie damit beigetragen haben! Danke!!!! Ich hatte heute noch keine spürbare Wehe und friere nicht ständig so.
Eine echte Wohltat! Sie haben mir so geholfen, eine gute Lösung zu finden! Danke!!!!! ![]()
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Ich hatte gestern vergessen, Ihnen den Magnesiumwert zu schicken:
(+) Magnesium 1,08 (0,75-1,06)
Kann das minimal erhöhte Magnesium einfach von der Magnesiumeinnahme kommen? Ist es gefährlich? Sollte man was dagegen tun? Wegen der vorzeitigen Wehen bekomme ich ständig täglich 900mg Magnesium und Prolutex 25mg 1-0-1. Sind diese Dosen eigentlich Standard in meinem Fall?
Eine Eiseninfusion habe ich gleich heute Morgen bekommen. Es wundert mich leider nicht, dass bei meinen schlechten Eisenwerten dieser schlimme Blutsturz wieder so einem so starken Mangelzustand geführt hat. Es beunruhigt mich aber, dass der Eisenmangel überhaupt nicht besser wird. Ich kämpfe mit diesen schlechten Werten ja schon fast seit Beginn der Schwangerschaft. Ist das nicht gefährlich, so irgendwann in die Geburt zu gehen? Sollte das vorher nicht stabiler sein? Und es kann mir ja keiner garantieren, dass es dieses Mal auf natürlichem Weg klappt. Beim Kaiserschnitt meines Sohnes war mein Hb danach auch nur bei 9,5 und das obwohl ich nicht vorher schon im Mangel war.
Mit der Endokrinologie spreche ich morgen damit das L-Thyroxin hoffentlich auf 62,5 ug gesteigert wird.
Noch eine Nachfrage zur Plazenta und den Blutungen: ist das Risiko für eine Plazentaablösung in meinem Fall mit Vorderwandplazenta und Plazenta praevia marginalis höher? Oder bedingt durch alle meine anderen Baustellen? Woran würde ich das merken? Woran die Ärzte? Und dann müsste Krümeline sofort geholt werden? Das wäre also der Super GAU? Noch schlimmer als ein vorzeitiger Blasensprung wie ich ihn in der 1. Schwangerschaft hatte?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, es ist ein ständiges Hoffen und Bangen, dass Krümeline es schafft, gesund und nicht allzu früh zur Welt zu kommen. Dann sehe ich noch, wie sehr unser Sohn unter der Situation leidet, mich immer nur ganz kurz in der Klinik zu sehen. Es ist schwer, damit fertig zu werden. Aber Krümelines gute Entwicklung und ihre kleinen Lebenszeichen, wenn ich sie strampeln spüre, helfen mir, das auszuhalten. Ich hoffe, Sie merken wie sehr ich Ihre Arbeit wertschätze. Sie sind ein toller Arzt!!!
Wenn ich Antibiogramm und Gerinnungsdiagnostik Anfang der Woche hoffentlich endlich habe, schicke ich Ihnen die Werte. Bitte lassen Sie mich immer wissen, wenn ich nachbohren kann in Bezug auf Diagnostik oder Therapie.
Herzlichst
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, ich danke Ihnen von Herzen für Ihre berührende und warmherzige Nachricht. Es rührt mich sehr, mit wie viel Klarheit, Stärke und Verantwortungsbewusstsein Sie die Situation tragen – trotz der Schmerzen, der Ängste und der Belastung. Sie machen das ganz außergewöhnlich gut. Dass es Ihnen heute etwas besser geht, dass das Fieber und die Wehen zur Ruhe gekommen sind und Sie ein wenig Erleichterung spüren – das ist eine wirklich gute Nachricht! Bitte denken Sie auch daran, dass ich Reproduktionsmediziner bin und eventuell nicht der Super-Spezialist für das 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel- Zu Ihren Fragen im Einzelnen: 1. Antibiotikatherapie Amoxicillin/Sulbactam ist ein Kombinationspräparat, das gegen viele grampositive und gramnegative Bakterien wirkt – darunter Streptokokken und Enterococcus faecalis, nicht aber zuverlässig gegen Enterococcus faecium. Dieser Keim ist oft resistent, und hier hilft in vielen Fällen nur Vancomycin oder Linezolid. Dass Sie Amoxicillin/Sulbactam noch einmal erhalten, ist in Ordnung, solange das endgültige Antibiogramm noch aussteht – es ist ein „sicherer Zwischenweg“, bis die gezielte Therapie feststeht. Penicillin gleichzeitig dazu zu geben, bringt keinen Vorteil. Wenn das Antibiogramm da ist, sollte gezielt umgestellt werden. 2. Dosis und Nierenfunktion Die Dosis, die Sie erhalten (3 g alle 6 Stunden, also 12 g/Tag), ist eine hohe und sehr wirksame Standarddosis, solange die Nierenfunktion es zulässt. Ihre Nierenwerte zeigen eine leichte, aber klinisch relevante Einschränkung: Kreatinin 1,49 mg/dl (leicht erhöht) Harnstoff 42,9 mg/dl (ebenfalls leicht erhöht) Das spricht für eine moderate Belastung, wie sie bei Präeklampsie häufig vorkommt. → Wichtig: engmaschige Kontrolle (täglich oder alle 2 Tage) und gute Flüssigkeitsbilanzierung. Bei weiterem Anstieg sollte die Dosis ggf. reduziert oder das Intervall verlängert werden. Vancomycin und Gentamicin wären tatsächlich wegen der möglichen Nephrotoxizität (Nierenschädigung) derzeit nur die zweite Wahl und sollten nur bei absoluter Notwendigkeit eingesetzt werden. 3. Paracetamol Die neue Dosierung (500 mg alle 4 h) ist sehr gut gewählt – sie hält den Spiegel gleichmäßig und ist bei Ihren Leberwerten unbedenklich. Ich freue mich wirklich, dass das so viel Erleichterung gebracht hat! 4. Magnesium Ihr Wert ist nur minimal erhöht (1,08 mmol/l) – das ist völlig unbedenklich und eindeutig durch die Substitution erklärbar. Die Dosis von 900 mg/Tag Magnesium ist üblich, wenn vorzeitige Wehen behandelt werden, ebenso die Prolutex-Gabe 25 mg morgens und abends. Das ist ein sehr gutes Standardprotokoll in Ihrer Situation. 5. Eisenmangel Es ist richtig, dass ein persistierender Eisenmangel (v. a. bei Blutverlusten und erhöhtem Verbrauch in der Schwangerschaft) problematisch sein kann. Eine parenterale Eiseninfusion ist in Ihrer Situation der richtige Weg. Ziel: Hb vor der Geburt mindestens 11 g/dl, besser 11,5 g/dl. Wenn der Hb trotz Infusion nicht ansteigt, sollte man prüfen, ob Entzündungsprozesse (CRP), Ferritin oder Transferrinsättigung die Eisenverwertung stören. Auch das Amoxicillin-Sulbactam kann kurzfristig auf das Befinden Einfluss haben, aber nicht auf den Hb. 6. Schilddrüse Die geplante Steigerung auf 62,5 µg L-Thyroxin ist sehr sinnvoll – insbesondere, wenn Sie sich müde oder antriebslos fühlen oder der TSH-Wert über 2,5 liegt. 7. Plazenta und Blutungen Eine Vorderwandplazenta mit praevia marginalis hat tatsächlich ein etwas höheres Risiko für Blutungen, v. a. im letzten Drittel der Schwangerschaft. Eine Plazentaablösung wäre jedoch ein anderes, selteneres und meist akutes Ereignis – mit plötzlich einsetzenden, starken Schmerzen, harter Gebärmutter und Blutungen. Die Ärzte würden das im Ultraschall (retroplazentares Hämatom) und an den kindlichen Herztönen sofort erkennen. Dann müsste Krümeline tatsächlich sehr rasch geholt werden. Aber das ist zum Glück selten – und Sie stehen unter engmaschiger Beobachtung, was das Risiko minimiert. 8. Emotionale Belastung Es berührt mich sehr, wie Sie über Ihren Sohn und Krümeline schreiben. Dieses Spannungsfeld zwischen Hoffen, Verantwortung und Sorge ist schwer auszuhalten – und doch sind Sie eine beeindruckend starke Frau. Ihr realistischer Blick, Ihre Fragen, Ihre Fähigkeit, Lösungen zu suchen – das alles sind große Schutzfaktoren für Sie und Ihr Kind. Wenn das Antibiogramm und die Gerinnungsdiagnostik vorliegen, sehen wir weiter und können gezielter entscheiden. Bitte schicken Sie mir die Werte dann gerne. Ich denke fest an Sie und Krümeline – und bin sicher, dass Sie gemeinsam Schritt für Schritt weiterkommen. Bleiben Sie bitte so umsichtig und achtsam, wie Sie es ohnehin sind. Mit herzlichen Grüßen Ihr Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
auch ich danke Ihnen von Herzen für Ihre warmherzige Nachricht. Auch mich rührt es sehr, mit welcher Geduld, Ausführlichkeit, Menschlichkeit und mit welch großem Wissen Sie meine Nachrichten beantworten. Dass Sie eigentlich Reproduktionsmediziner und theoretisch nicht der Super-Spezialist für das 2. und 3. Trimester sind, weiß ich zwar, aber es wäre mir überhaupt nicht aufgefallen. Sie geben mir so viel Klarheit und Sicherheit und arbeiten so gründlich wie manche Ärzte in der Klinik sich nicht einmal um mich kümmern. Das ist ganz besonders. Für mich sind Sie der Super-Spezialist. ![]()
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Verzeihen Sie mir bitte wieder im Voraus, dass ich Ihnen so eine lange Nachricht und so viele Untersuchungsergebnisse und Fragen schicken werde, die zusammengekommen sind:
Leider geht es mir mies und manchmal zehrt es wirklich sehr an meinen Nerven, dass ich irgendwie das Gefühl nicht loswerde, bis zur Geburt aus der Klinik nicht mehr rauszukommen. Ich bin wirklich froh, dass die Paracetamolgabe alle 4h zu weniger Fieber, Frieren und Wehenschmerzen führt. Doch gleichzeitig zeigt das CTG jedes Mal diese Grundaktivität der Gebärmutter an. Es zeichnet immer leichte Wehen auf. Und die Kopfschmerzen machen mich verrückt… täglich… pausenlos und nichts hilft dagegen. Und seit gestern ist es mir auch noch wieder so übel. Ich habe mich gestern 3 Mal übergeben, heute noch nicht, aber diese Grundübelkeit ist ständig da. Die Ärzte sagen, es kann von der Schwangerschaft selbst oder von der Infektion kommen. Genauer nachgeforscht hat aber niemand. Cariban wurde mir wieder angeboten, aber ich war froh, es nicht mehr nehmen zu müssen. Krümeline muss schon so viele Medikamente aushalten. Was denken Sie zur Übelkeit? Woher kann das auf einmal wieder kommen? Es war schon komplett weg… Sollte man genauere Nachforschungen anstellen? Sollte ich Cariban wieder nehmen oder empfehlen Sie mir etwas anderes?
Zum Antibiogramm und Antibiotikum:
Sensibel auf Streptococcus B: Penicillin G, Ampicillin, Ampicillin Sulbactam, Cefuroxim, Cetriaxon, Cefepim, Imipinem, Meropenem, Levofloxacin, Moxiflocain, Vancomycin
Sensibel auf Enterococcus faecium: Vancomycin, Linezolid, Daptomycin
Es wurde gestern auf Vancomycin umgestellt, was mir Sorgen bereitet. Ist diese Umstellung in Ihren Augen richtig? Sie schrieben in Ihrer letzten Nachricht, dass es nur zweite Wahl ist und nur bei absoluter Notwendigkeit eingesetzt werden sollte. Für Krümeline ist das sicherlich nicht ideal? Und für meine leicht erhöhten Nierenwerte sicherlich auch nicht? Wie kann man kontrollieren, ob es Krümeline trotzdem gut geht und ob meine Nierenfunktion sich nicht noch mehr verschlechtert? Momentan erhalte ich 15mg i.v. alle 8 Stunden. Ist diese Dosis hoch, niedrig oder Standard und ok in der Schwangerschaft bei meinen durch die Präeklampsie eingeschränkten Nierenwerten?
Zu den Gerinnungswerten (und ein paar anderen Blutwerten):
Schon bestimmt vor einigen Tagen (ich schicke sie Ihnen der Vollständigkeit halber noch einmal):
INR 0.9 -> 1.0 (0.7-1.2)
(+) PTT 63.5 -> 59.7 (21-35)
Fibrinogen 2.4 -> 2.6 (2.0-4.0)
AT-III 20.1 -> 20.5 (18-34)
Anti-Faktor Xa-Aktivität: 0,6
Neue Werte:
(+) aPTT Lupus-sensitiv: 45 (< 39)
(+) Protein S: 124 (60-120)
Protein C: 102 (70-140)
(-) APC-Resistenz: 1.5 (> 2,3)
Prothrombinmutation: negativ
(+) D-Dimere: 902 (< 500)
Vitamin D (25-OH-D): 36.6 (29.9-60)
Toxoplasm.-IgG: 0.21 (< 2.99)
Wie interpretieren Sie die Werte? Mir wurde erklärt, dass ich auf jeden Fall ein Faktor V Leiden habe. Aus welchem Wert oder welchen Werten kann man das ablesen? Protein S und D-Dimere seien in der Schwangerschaft oft erhöht. aPTT Lupus-sensitiv könnte auch bei Infektionen und durch die Heparingabe erhöht sein. Stimmen Sie dem zu? Sehen Sie etwas anders? Haben Sie Ergänzungen? Was würde das für Sie für die Therapie bedeuten? Sollte die Heparindosis erhöht werden (aktuell 2× 2500 IE)? Oder sollten noch andere Werte bestimmt werden? Da es gewichtsabhängig ist, hier mein aktuelles Gewicht: vor SS: 56kg (Größe 1.60m), SSW 19: 60kg; SSW 21: 63,7kg; SSW 22: 65.2kg
Die schnelle Gewichtszunahme macht mir Angst… in der 1. Schwangerschaft habe ich nicht so schnell und so viel zugenommen. Die Ödeme an Füßen und Händen sind auch wirklich unangenehm. Kann man dagegen wirklich gar nichts machen? Meine Finger sind so angeschwollen, dass ich auch meinen Trauring nicht mehr runterkriege. Ich möchte auf keinen Fall, dass er kaputt gemacht wird um ihn abzunehmen…
Und würden Sie sagen, dass der Vitamin D Wert passt? Auf den Wert 36.6 komme ich unter der täglichen Einnahme von 2.000 IE Vitamin D. Außerdem ist im Femibion 20 ug. Laut meiner Recherche entspricht das 800 IE. Also nehme ich aktuell täglich 2.800 IE. Stimmt das? Denken Sie, das reicht aus oder sollte ich noch mehr nehmen, z.B. jeden zweiten Tag 2 x 2.000 IE? Der Arzt meinte, 36.6 ist eher im unteren Normbereich.
Zum Eisenmangelproblem: Ich habe einmal nachgefragt, wie viel Eisen ich denn pro Infusion bekomme. Es waren wohl immer 500 mg Eisen. Ist das Standard? Geht das nach Gewicht? Ist das eine ausreichende Dosis? Ich frage mich schon auch, warum mein Hb-Wert einfach nicht so richtig steigt. Sie schreiben, Entzündungsprozesse (CRP) haben evtl. Einfluss auf den Hb. Mein CRP ist ja ständig zu hoch und Ferritin war ja auch bei 16. Nach der Transferrinsättigung werde ich mich mit dem nächsten Blutbild mal erkundigen.
Die L-Thyroxin-Dosis wurde nach dem letzten TSH (2.8) auf 62,5 ug erhöht. Ich fühle mich dauernd müde und antriebslos und schlapp, aber woher das kommt? Ich habe so viele Baustellen (Fieber? Schilddrüse? Hb?).
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, wir haben für dieses 2. Wunschkind sehr gekämpft und uns nach der problemlosen 1. Schwangerschaft nicht so ein Drama vorstellen können. Es macht mich so traurig, kaum Zeit mit meinem Sohn verbringen zu können. Er reagiert viel sensibler als sonst auf alles in der Kita und sagt mir Sätze wie "Mama, dein Bauch ist immernoch so dick. Die Schwester soll endlich rauskommen. Dann kommst du wieder nach Hause." Er leidet sehr unter der Situation und das obwohl ich mit meinem Mann als Psychologen einen Fachmann an der Hand habe, der, so finde ich jedenfalls, wirklich ein guter Papa ist und alles tut, was in seiner Macht steht, um die Situation für unseren Sohn so angenehm wie möglich zu gestalten. Und auch für meinen Mann ist die Situation sehr kräfteraubend, zwischen unserem Sohn, Klinik und Arbeit irgendwie einen Mittelweg zu finden. Aber er hat sich sehr gefreut, dass die Tritte der kleinen Krümeline immer häufiger und stärker werden und er sie gestern das erste Mal von außen spüren konnte. Seit gestern sieht man manchmal ganz leicht von außen ihre kleinen Tritte. Das macht viel Hoffnung und Mut und ist bestimmt ein gutes Zeichen. Danke, danke, danke, dass Sie mir helfen, Schritt für Schritt weiterzukommen. Ich freue mich, dass Sie so freundlich, geduldig und wachsam sind.
Morgen erhalte ich neue Entzündungswerte um zu sehen, ob Vancomycin schon anschlägt. Wenn ich darf, würde ich sie Ihnen gerne wieder schicken, möchte Sie aber auch nicht zu sehr belästigen. Auch die Auswertung von der neuen Langzeit-Blutdruckmessung würde ich Ihnen dann gerne schicken.
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, erstmal: Danke für Ihr großes Vertrauen. Ich lese Ihre Zeilen sehr aufmerksam – Sie leisten Unglaubliches, und Ihr Durchhaltevermögen ist beeindruckend. Ich gehe die Punkte der Reihe nach durch und bleibe dabei klar, aber auch bewusst „relativierend“, damit Sie wissen, was wirklich bedenklich ist und was unter Ihrer Situation (Infektion, Präeklampsie-Risiko, Klinikalltag) erklärbar sein kann. Nierenfunktion und Vancomycin-Schutz Da Sie bereits erhöhte Nierenwerte haben (im Rahmen der Präeklampsie), ist das Therapeutic Drug Monitoring (TDM) jetzt besonders wichtig. Die Nierenfunktion (Kreatinin, eGFR, Harnmenge) sollte mindestens alle 2–3 Tage, bei jeder Dosisänderung von Vancomycin oder bei neuen Symptomen (z. B. Übelkeit, vermindertes Wasserlassen) sogar täglich kontrolliert werden. Was Sie beobachten können: Wenn der Urin weniger wird, dunkler oder schäumend ist → unbedingt melden. Wenn sich Fieber oder Schmerzen im Lendenbereich entwickeln → sofort ärztliche Kontrolle. Eine leichte Zunahme der Müdigkeit kann sowohl von der Infektion als auch von der Nierenfunktion kommen. Für Krümeline: Vancomycin passiert die Plazenta, aber Studien zeigen keine kindlichen Nierenschäden, wenn die mütterlichen Spiegel im therapeutischen Bereich bleiben. Trotzdem wird das CTG und ggf. Doppler-Ultraschall meist etwas engmaschiger geführt – das ist normal und sinnvoll. Gerinnung und Faktor V Leiden Sie haben es richtig verstanden: Der niedrige APC-Resistenz-Quotient (1,5) deutet auf eine Faktor-V-Leiden-Mutation hin, meist heterozygot. Diese Mutation führt dazu, dass das aktivierte Protein C (APC) das Gerinnungssystem nicht mehr so stark bremsen kann. In der Schwangerschaft – die ohnehin eine prothrombotische Situation darstellt – erhöht sich dadurch das Risiko etwas, aber mit niedermolekularem Heparin (z. B. Clexane 2500 IE 2× tägl.) sind Sie gut geschützt. Bei Ihrem Gewicht (ca. 65 kg) entspricht das etwa einer leichten bis mittleren Prophylaxedosis. Eine Anpassung wäre nur nötig, wenn das Anti-Xa-Monitoring oder die Klinik-Hämostaseologie das empfiehlt. Ihre PTT-Verlängerung erklärt sich in Ihrem Fall sehr wahrscheinlich durch das Heparin (und evtl. Infektion) – kein Grund zur Sorge. Fibrinogen, AT-III und Protein C/S liegen gut. Gewichtszunahme und Ödeme Die Gewichtszunahme in Ihrem Verlauf ist nicht ungewöhnlich, wenn Ödeme und Infektion dazukommen. Etwa 9 kg bis zur 22. SSW ist zwar viel, aber bei Wassereinlagerung eher eine Begleiterscheinung der Schwangerschaftskomplikation (Infektion + Präeklampsie-Gefahr), keine reine Fettzunahme. Was Sie selbst tun können: Mehrmals täglich Beine hochlegen, Bewegung im Bett (Fußkreisen). Kühlende Umschläge an Händen/Füßen. Kompressionsstrümpfe Klasse I–II sind erlaubt, falls das Team sie freigibt. Ausreichend trinken! (mind. 2 L/Tag, kein starkes Salz- oder Trinkverbot, außer vom Team ausdrücklich anders verordnet). Eiweißreiche Ernährung (Milch, Joghurt, Eier, Hülsenfrüchte), weil Albumin das Wasser in der Blutbahn hält. Das Anschwellen der Hände ist ebenfalls typisch. Falls der Ring wirklich nicht abgeht, bitte in der Klinik oder bei der Feuerwehr – die kennen Methoden, ihn erhaltend abzunehmen (meist mit Faden- oder Gleitmitteltechnik). Vitamin D – kleine Ergänzung Sie nehmen 2000 I.E. + 800 I.E. = 2800 I.E./Tag – damit liegen Sie im optimalen Bereich. Wert 36,6 ng/ml ist völlig in Ordnung, Zielbereich in der Schwangerschaft: 30–60 ng/ml. Sie können diese Dosierung so fortführen. Kontrolle nach 8–12 Wochen reicht völlig aus. Eisenmangel, Hb und Entzündung Ihre Dosis (500 mg Eisen pro Infusion) ist korrekt. Das entspricht einer üblichen Standardmenge, abhängig von Ferritin und Hb. Da Ferritin = 16 µg/l und CRP hoch ist, liegt ein funktioneller Eisenmangel vor – d. h. Eisen ist gespeichert, wird aber durch die Entzündungsreaktion nicht richtig verwertet. Sobald die Infektion besser ist, wird das Hb meist deutlich steigen. Empfehlung: Ferritin + Transferrinsättigung + Phosphat 1–2 Wochen nach der letzten Infusion kontrollieren. Weiterhin Vitamin C über die Nahrung (Obst, Paprika) unterstützt die Eisenaufnahme. Müdigkeit, Schilddrüse & Gesamtbelastung Die Müdigkeit ist multifaktoriell – sie kann durch den Infekt, das Anämiesyndrom, die Präeklampsie, Schilddrüse oder die ständige Krankenhaus-Situation kommen. Ihre jetzige L-Thyroxin-Dosis (62,5 µg) ist völlig angemessen. Kontrollieren Sie TSH und fT4 in etwa 3 Wochen, dann hat sich die Dosisanpassung stabilisiert. Emotionale Belastung Was Sie beschreiben – die Trennung von Ihrem Sohn, die Sorge um Krümeline, die Erschöpfung Ihres Mannes – ist eine ganz normale, aber extreme Belastungssituation. Sie machen alles richtig, indem Sie offen bleiben, sich Hilfe holen und die Dinge rational verstehen wollen. Vielleicht hilft Ihnen dieser Gedanke: Sie kämpfen nicht gegen Ihren Körper, sondern mit ihm. Ihr Körper schützt Ihr Kind, und Sie helfen ihm dabei, das so gut wie möglich zu tun. Ihr Sohn spürt, dass Sie bald wieder zu Hause sein werden – und dass Sie wegen seiner Schwester im Krankenhaus sind, nicht trotz ihr. Solche ehrlichen Sätze können Kindern helfen, das Geschehen einzuordnen: „Mama ist im Krankenhaus, weil die Ärzte aufpassen, dass die Schwester noch lange in Mamas Bauch bleiben kann.“ Was jetzt besonders wichtig ist Vancomycin-Therapiekontrolle: Spiegel, Nierenwerte, klinische Besserung (CRP, Fieber). BD-Kontrolle: Langzeit-Messung bitte gerne schicken – daraus kann man viel lernen. Entzündungsparameter: Sobald die neuen Werte da sind, sehen wir, ob das Antibiotikum wirkt. Gerinnung: genetische Bestätigung FVL, LMWH wie besprochen beibehalten. Blutbild: Hb, Ferritin, Phosphat in 10–14 Tagen. Wenn Sie mir die nächsten Laborwerte, Vancomycin-Kontrolle und den Blutdruck-Verlauf schicken, gehe ich sie Punkt für Punkt mit Ihnen durch. Sie dürfen das jederzeit tun – Sie belästigen mich nicht im Geringsten. Ihre Sorgfalt ist genau das, was Sie und Ihre kleine Krümeline sicher durch diese Zeit bringt. Ich wünsche Ihnen für die Nacht Ruhe, stabile Werte und dass die Übelkeit endlich etwas nachlässt. Die kleinen Tritte, die Sie jetzt schon spüren, sind das schönste Zeichen dafür, dass Krümeline stark ist – und dass sie Ihre Stärke spürt. 🌷 Herzlich, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
wow, ich weiß wieder gar nicht, was ich sagen soll! Danke, danke, danke! Sie haben mir wieder so viele wertvolle Informationen an die Hand gegeben und mich auch noch emotional so unterstützen. Das ist wirklich außergewöhnlich!
Vorneweg: Mir geht es leider auch heute noch nicht besser. Das Fieber merke ich nicht so stark, seitdem ich Paracetamol alle 4h bekomme, beim Messen ist es aber trotz Paracetamol seitdem immer bei etwa 38.5 und auch heute nicht weniger. Die Schmerzen im Bauchraum sind unverändert. Aber vor allem ist mir so schlecht. Ich habe das Gefühl, mein Magen dreht sich um und habe auch heute Morgen schon einmal erbrochen. Wenn es so weiter geht, lasse ich mir vielleicht doch wieder Cariban geben? Ich bin mir unschlüssig. Ich will Krümeline schützen, aber ich kann langsam nicht mehr. Dauernd Fieber, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Wehen, Übelkeit aushalten, irgendwann geht es bei aller Tapferkeit einfach nicht mehr.
Welche Cariban-Dosierung wäre denn vielleicht eine Kompromisslösung? Hilft Cariban überhaupt gegen jede Art von Übelkeit oder nur wegen die schwangerschaftsbedingte? Ich weiß ja nicht einmal, wo die Übelkeit genau herkommt.
Ich habe mir ganz viele Werte geben lassen und liste Ihnen einfach mal alles auf:
(+) Leukozyten: 12.0 -> 17.5 -> 17.6 -> 17.6 -> 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 4.9 -> 26.8 -> 28.3 -> 28.1 -> 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (aktuell)
(+) Harnsaeure 6.04 -> 6.10 -> 6.06 (vor Beginn Penicillin) -> 6.13 (nach Beginn Penicillin) -> 6.33 (nach Beginn Vancomycin) (2.60-6.00)
(+) Kreatinin, enzym. 1.44 -> 1.40 -> 1.33 (vor Beginn Penicillin) -> 1.49 (nach Beginn Penicillin) -> 1.71 (nach Beginn Vancomycin)(0.51-0.95)
(+) Harnstoff 43.1 -> 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) (15.0-40.0)
(-) GFR 71 (> 90)
Können Sie die Werte bitte interpretieren? Für mich sinken die Entzündungswerte noch nicht wirklich. Ich bekomme Vancomycin heute den 3.Tag. Sollte das schneller gehen? Und die Nierenwerte sind schlechter geworden. Um wieviel? Ab wann müsste man Ihrer Meinung nach Vancomycin reduzieren?
Zum TDM: Meinen Sie die Messung des Talspiegels? Mir wurde ein Wert von 22 mg/l mitgeteilt und dieser sei etwas zu hoch. Man würde morgen wieder kontrollieren und müsste vielleicht die Vancomycin Dosis reduzieren. Ich erhalte wie gesagt 15 mg i.v. alle 8 Stunden. Was halten Sie davon? Oder gibt es andere Mittel zum TDM?
Die Harnmenge lag gestern bei 650ml in 24h. Was ist normal? Wie stark zu niedrig ist das? Ab wann müsste man wie aktiv werden?
Im CTG waren wieder vereinzelt Wehen zu sehen. Krümeline schien auch etwas gestresst (?). Ihre Herzfrequenz war zwischen 170 und 190. ein Doppler wurde heute nicht gemacht und am Wochenende passiert bestimmt nicht viel. Welche Werte wären hier einzufordern?
Zur Auswertung der Langzeitblutdruckmessung:
Tag-Auswertung: Minimum: 119/69, Puls: 62
Mittelwert: 130/82, Puls: 75
Maximum: 168/102, Puls: 140
Nacht-Auswertung: Minimum: 95/55, Puls: 52
Mittelwert: 109/63, Puls: 64
Maximum: 131/91, Puls: 82
Wie deuten Sie die Werte? Es wurde mir nicht viel dazu gesagt, außer dass die Meditation beibehalten wird. Also:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 20mg: 1-1-1-1 Metoprolol 47,5mg: 1-1-1-1
Aber scheint es nicht so zu sein, dass ich tagsüber noch Blutdruckspitzen habe, wenn das Maximum bei 168/102 lag? Kann man dagegen noch etwas tun? Wie oft sollte der Blutdruck weiterhin täglich gemessen werden?
Zum Faktor V Leiden: Sie schreiben meist heterozygot. Wie kann man das testen? Und was würde ein homozygotes Faktoe V Leiden bedeuten?
An Ihre Empfehlungen versuche ich mich zu halten. Kompressionsstrümpfe trage ich. Ich versuche, genug zu trinken, doch mit der Übelkeit fällt es mir gerade schwer. Auf 2l am Tag komme ich nicht, eher auf 1l. Nach kühlenden Umschlägen für die Ödeme an Füßen und Fingern habe ich heute gefragt und das tat sehr sehr gut. Da haben Sie mir wieder zu einer kleinen Wohltat verholfen! Ich werde es nach dem nächsten Kühlen noch einmal selbst probieren, ob der Ring vielleicht mit viel kaltem Wasser und Seife abgeht. Wenn nicht, bitte ich um die Mittel, die Sie mir genannt haben. Geht es dabei aber nur darum, den Finger nicht abzuschnüren? Wäre es tragisch, wenn der Ring einfach dran bleibt?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, Ihre Sichtweise, dass ich mit meinem Körper kämpfe, um alles zu tun, was für Krümeline in meiner Macht steht, finde ich sehr positiv und ich denke heute oft daran. Das verändert das Bild wirklich. Danke!!!!!
Auch die Erklärung für unseren Sohn finde ich sehr schön. Ich werde es heute Nachmittag ausprobieren. Gestern wollte er mit mir ein Buch lesen, das mein Mann ihm gekauft hat und sich kindgerecht mit Schwangerschaft und der Ankunft des Geschwisterchens auseinandersetzt. Das hat ihm auch etwas geholfen, besser zu verstehen, warum Mama gerade nicht so zur Verfügung steht wie sonst. Dazwischen kam zwar ein enttäuschtes "Ich bin traurig. Ich will die Schwester gar nicht mehr." aber drei Sätze später wollte er schon wieder mit ihr kuscheln und ihr seine Züge zeigen.
Für Ihre lieben Worte und Ihre Geduld mit mir bin ich sehr dankbar. Meine Angst, dass alles kippen könnte, ist sehr groß, aber von Ihnen fühle ich mich immer ein Stück weit beschützt und nicht ganz so aufgeschmissen.
Ich schicke Ihnen morgen die aktuellsten Werte zur Einschätzung der Nierenfunktion. Ich habe Angst, dass das Antibiotikum reduziert werden muss bevor es überhaupt richtig wirken kann… Ich wünsche Ihnen ein angenehmes erholsames Wochenende! Sie leisten wirklich Tolles!
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Hier ist ein einfühlsamer, strukturierter und medizinisch fundierter Antwortentwurf, den Sie an Frau Liliane senden können: Betreff: Ihre aktuellen Werte und weitere Vorgehensweise Guten Tag Liliane, vielen Dank für Ihre sehr ausführliche Nachricht und das Vertrauen, mit dem Sie mich an allem teilhaben lassen. Ich kann gut nachvollziehen, wie erschöpfend diese Situation für Sie ist – sowohl körperlich als auch seelisch. Sie haben in den letzten Tagen unglaublich viel durchgestanden, und ich habe großen Respekt dafür, wie Sie trotz der Beschwerden an Krümeline denken und alles so bewusst begleiten. Zu Ihren Punkten im Einzelnen: 1. Fieber und Entzündungswerte Dass CRP und Leukozyten unter Vancomycin bisher nicht rückläufig sind, zeigt, dass die Entzündung noch nicht vollständig unter Kontrolle ist. Nach drei Tagen darf man aber in der Regel eine leichte Stabilisierung erwarten, was bei Ihnen immerhin zu erkennen ist (kein weiterer Anstieg). Dennoch muss die Wirksamkeit und auch die Nierenverträglichkeit engmaschig überprüft werden. 2. Nierenwerte und Vancomycin-Dosierung (TDM) Ihr Kreatininwert ist von 1.33 → 1.71 mg/dl angestiegen, das ist eine Verschlechterung der Nierenfunktion um etwa 30 %. Die GFR ist auf 71 ml/min gefallen (normal > 90 ml/min). Das ist noch keine akute Niereninsuffizienz, aber eine deutliche Einschränkung, die bei Vancomycin unbedingt beachtet werden muss. Der gemessene Talspiegel von 22 mg/l liegt über dem Zielbereich (meist 10–20 mg/l). Ich stimme daher völlig zu, dass eine Dosisreduktion oder Verlängerung des Dosierungsintervalls (z. B. alle 12 h statt 8 h) geprüft werden sollte. Wichtig ist die Kontrolle des Talspiegels vor der nächsten Dosis und die tägliche Überwachung von Kreatinin, Harnstoff und Urinausscheidung. 3. Urinmenge Eine Harnmenge von 650 ml/24 h ist grenzwertig niedrig (normal wären mindestens etwa 1.200 ml/Tag). Das muss im Team (Nephrologie/Gynäkologie) beobachtet werden. Wichtig: viel Flüssigkeit anbieten, soweit Ihre Übelkeit es erlaubt. Falls die Diurese weiter abnimmt, müsste man gezielt die Nierenfunktion unterstützen oder gegebenenfalls Volumen bzw. Infusionen anpassen. 4. Übelkeit und Cariban Cariban (Doxylamin/Pyridoxin) ist in der Schwangerschaft sehr gut untersucht und kann auch in Ihrer Situation vertretbar sein. Es wirkt vorrangig gegen schwangerschaftsbedingte Übelkeit, kann aber auch unspezifische Übelkeit lindern. Ein kompromissfähiges Dosierungsschema wäre: abends 1 Tablette (zunächst einschleichend, um Müdigkeit zu prüfen), ggf. nach 2 Tagen zusätzlich morgens 1 Tablette. Sollte die Übelkeit dadurch deutlich nachlassen, kann das Schema so beibehalten werden. 5. CTG und kindliche Herzfrequenz Eine Herzfrequenz von 170–190 bpm kann Zeichen von kindlichem Stress sein, aber auch durch Ihr Fieber, Ihre Tachykardie oder Medikamente bedingt sein. Wichtig wäre daher, die Müttertemperatur und Puls stets mitzuerfassen. Ich würde auf eine Doppler-Kontrolle (Aa. umbilicalis, ACM, Ductus venosus) bestehen, um die kindliche Versorgung objektiv zu prüfen. 6. Blutdruckwerte und Medikation Ihre Mittelwerte (tagsüber 130/82 mmHg, nachts 109/63 mmHg) zeigen, dass der Blutdruck grundsätzlich gut kontrolliert ist, aber vereinzelt Spitzen bis 168/102 mmHg auftreten. Diese Werte sind unter Ihrer Kombinationsmedikation akzeptabel, sollten aber beobachtet werden. Falls die Spitzen häufiger werden, kann man das Nifedipin abends leicht anpassen oder die Intervalle ändern. Tägliche Blutdruckmessungen (morgens und abends) sind weiterhin sinnvoll. 7. Faktor-V-Leiden-Mutation Der Test erfolgt über eine PCR-Analyse (Gentest). Heterozygot bedeutet, dass Sie eine veränderte und eine normale Genkopie tragen – das Risiko für Thrombosen ist etwa 5–10 fach erhöht. Homozygot (beide Genkopien verändert) wäre deutlich risikoreicher (bis 50–80 fach erhöht) und würde eine engmaschigere Antikoagulation erforderlich machen. 8. Ring und Ödeme Sie machen alles richtig. Das Ziel ist, ein Abschnüren des Fingers zu verhindern. Wenn sich der Ring nach Kühlen, Seifenwasser oder Gleitgel nicht lösen lässt, kann notfalls die Feuerwehr oder die Notaufnahme mit einem Ringschneider helfen. Solange die Haut unter dem Ring rosig bleibt und der Finger nicht anschwillt, besteht aber kein akuter Handlungsbedarf. Liebe Frau [Nachname], bitte versuchen Sie trotz allem, sich immer wieder kleine Erleichterungen zu schaffen – wie das Kühlen oder die kurzen Momente mit Ihrem Sohn. Sie haben vollkommen recht: Es ist unglaublich anstrengend, aber Sie tun das alles aus Liebe und Fürsorge, und das ist spürbar. Ich hoffe sehr, dass die Nierenwerte sich bald stabilisieren. Bitte schicken Sie mir die nächsten Laborwerte, sobald Sie sie haben. Danach kann man gezielt über die weitere Dosierung entscheiden. Ich denke an Sie und wünsche Ihnen von Herzen ein ruhigeres, möglichst schmerzfreies Wochenende. Mit herzlichen Grüßen Dr. Friedrich Gagsteiger Kinderwunschzentrum BestFertility
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre schnelle Reaktion auf meine Nachricht. Ich schätze Ihre medizinisch fundierte Meinung und Ihre warmherzige Art.
Wir machen uns sehr große Sorgen, weil sich die Situation für uns so unlösbar anfühlt. Wenn die Infektion besser wird, werden die Nierenwerte immer schlechter…
Ich bekomme noch immer alle 4h Paracetamol, daher steigt das Fieber gerade nie so richtig hoch. Das Fieber ist heute aber mit Paracetamol zum ersten Mal unter 38 Grad Celsius gesunken. Vielleicht sollte man es mal wagen, die Paracetamolabstände zu verlängern? Was denken Sie? Ich will Krümeline so wenig Paracetamol wie möglich zumuten. Aber ich habe natürlich auch Angst, wieder Wehen zu kriegen, wenn das Fieber doch wieder steigen sollte. Was ist sinnvoll, denken Sie?
Neue Werte:
(+) Leukozyten: 12.0 -> 17.5 -> 17.6 -> 17.6 -> 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (nach Beginn Vancomycin) -> 17.4 (aktuell) (3.90-10.2) (+) CRP hoch sensitiv 4.9 -> 26.8 -> 28.3 -> 28.1 -> 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (nach Beginn Vancomycin) -> 26.1 (aktuell)
(+) Kreatinin, enzym. 1.44 -> 1.40 -> 1.33 (vor Beginn Penicillin) -> 1.49 (nach Beginn Penicillin) -> 1.71 (nach Beginn Vancomycin) -> 1.85 (aktuell) (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 43.1 -> 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) -> 45.2 -> 47.3 (aktuell) (15.0-40.0)
(-) GFR 71 (gestern) (> 90)
Talspiegel: 22 (gestern) -> 25 (heute etwa 7 Stunden nach der Letzten Vancomycin i.v.)
Jetzt wurden also die Intervalle von 8 auf 12 h verlängert. Sollte man aber nicht auch vor der Gabe nach 12 h noch einmal den Talspiegel bestimmen und nur Vancomycin geben wenn er im Zielbereich ist? Das wurde soweit ich weiß nicht gemacht. Ich habe auch Angst, dass die insgesamt niedrigere Dosis zu wenig ist, um die Infektion zu bekämpfen. Was dann? Ich bin verzweifelt.
Zur Harnmenge: Sie ist weiterhin 650 ml in 24 h. Sie schreiben, dass man, falls die Diurese weiter abnimmt, gezielt die Nierenfunktion unterstützen oder gegebenenfalls Volumen bzw. Infusionen anpassen müsste. Wie genau meinen Sie das? Blutwäsche? Das macht mir so Angst. Was ist denn üblicherweise die Grenze dafür (Harnmenge, Nierenwerte, Talspiegel)? Oder wie könnte man vorher (?) erst Volumen und Infusionen anpassen? Und geht das in der Schwangerschaft überhaupt so einfach?
Cariban habe ich mir gestern Abend geben lassen. Bis jetzt merke ich leider noch keinen Unterschied (mir ist so schlecht), aber es dauert vermutlich?
Auf eine Doppler-Kontrolle gehe ich bestanden. Hier einige Ergebnisse:
MM 2,0cm -> 2,2cm, Gebärm.hals 19mm -> 18mm Fruchtwassermenge: AFI 5.6 cm (SSW 15) -> AFI 6.5 cm (SSW 18) -> AFI 7.4 cm (SSW 21) -> AFI 7.4 cm (SSW 21+6)
A. Umbilicalis:
PI: 1,43
RI: 0,71
EDF positiv
A. Cerberi Media:
PI: 2,29 RI: 0,71
EDF positiv
Ductus venosus: regelrechter Fluss mit positiver A-Welle
Können Sie mir die Werte interpretieren? Mir wurde gesagt, sie wären leicht auffällig (leicht erhöhter Widerstand) und müssten in 1 Woche wieder kontrolliert werden. Wie sehen Sie das? Muss ich mich jetzt noch mehr um Krümeline sorgen? Sind weitere Untersuchungen erforderlich? Und wie passt das Ergebnis dazu, dass mir das letzte Mal noch gesagt wurde, sie würde sich gut entwickeln und sogar eher schon etwas über dem Durchschnitt liegen (zumindest ihr Gewicht)?
Zum Blutdruck: Die Blutdruckspitzen (168/102) treten laut der Auswertung der Langzeitmessung wohl vor allem nachmittags auf. Ist das bei einer Messung über einen Tag überhaupt aussagekräftig genug? Sollte der Blutdruck dann die nächsten Tage vielleicht auch nachmittags gemessen werden? Aktuell wird nur morgens und abends gemessen und da passt er dank der Medikation jetzt normalerweise.
Zum Faktor V Leiden: Kann man anhand vom APC-Resistenz-Wert (1.5) ablesen, ob es bei heterozygot oder homozygot ist? Oder woher weiß man das?
Zu den Ödemen und dem Ring: meine letzten Versuche mit Kühlen und Seife sind leider gescheitert. Er geht nicht runter. Gleitgel werde ich mal ausprobieren. Momentan schneidet er schon etwas ein wegen der Ödeme, aber abschnüren tut er den Finger noch nicht. Aber vielleicht wäre es besser, ihn jetzt irgendwie runter zu bekommen, falls die Ödeme noch zunehmen? Nehmen die Ödeme bei Präeklampsie im Laufe der Schwangerschaft häufig noch zu oder muss das nicht unbedingt passieren?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger, meine Ängste nehmen wirklich zu. Es ist schön, dass die Entzündungswerte leicht sinken, doch wenn dabei die Nieren immer mehr leiden und ich das Antibiotikum aber 14 Tage lang bekommen soll, wie soll das dann weitergehen? Oder sehe ich zu schwarz?
Ich versuche, das zu tun, was in meiner Macht steht, um Krümeline zu schützen und meinem Sohn zu zeigen, dass auch er wichtig ist. Und wenn "frau" dann von Besuchern in der Klinik auch zu zu hören bekommt, dass sie sich nicht so anstellen sollte, weil Krümeline ja in etwa 2 Wochen schon überlebensfähig sei, fühlt sie sich noch dazu sehr unverstanden. In der Theorie mag das so sein, in der Praxis tragen diese Kinder doch fast immer bleibende Schäden davon. Es hat leider nicht jeder so viel Einfühlungsvermögen. Von Ihnen fühle ich mich immer verstanden, gehört und kompetent betreut. Danke, danke, danke!!!
Wenn es neue Werte gibt, schreibe ich Ihnen. Am Montag soll es auf jeden Fall neue Werte geben, um die Präeklampsie zu beobachten (Leberwerte, Thrombozyten usw.). Sollten Sie Einwände zu Diagnostik und Therapie haben, lassen Sie mich das bitte immer wissen.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende!
Herzlichst
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane vielen Dank, dass Sie mir die aktuellen Werte so genau zusammengestellt haben – das hilft sehr, die Entwicklung richtig einzuordnen. Sie tun alles, was in Ihrer Macht steht. Zu den Entzündungs- und Nierenwerten: Die Tendenz beim CRP ist tatsächlich leicht rückläufig – das spricht zumindest dafür, dass die Infektion allmählich unter Kontrolle kommt. Der Leukozytenwert ist zwar noch erhöht, aber weitgehend stabil, was unter laufender Therapie zunächst akzeptabel ist. Das Kreatinin und der Harnstoff sind allerdings deutlich angestiegen, die GFR hat sich verschlechtert. Das ist ernst zu nehmen, aber nicht zwangsläufig irreversibel. Wichtig ist jetzt, sehr engmaschig zu beobachten, ob sich die Werte stabilisieren oder weiter steigen. Zur Vancomycin-Therapie: Ihr Gedanke ist völlig richtig: Der Talspiegel sollte bei Vancomycin immer vor der nächsten Gabe (also nach 12 h, im steady state) kontrolliert werden, um Über- oder Unterdosierungen zu vermeiden. Zielbereich liegt meist bei etwa 15–20 mg/L, in speziellen Situationen auch höher. Wenn der Spiegel 25 mg/L beträgt, wäre das bereits im oberen Bereich, daher ist die Verlängerung des Dosierungsintervalls auf 12 h sinnvoll. Dennoch sollte unbedingt vor der nächsten Gabeder Talspiegel überprüft werden. Das können Sie ruhig ansprechen – das ist Standard. Zur Sorge, die Dosis könnte zu niedrig sein: Das Risiko, dass die Infektion nicht mehr ausreichend bekämpft wird, besteht eher dann, wenn der Spiegel zu niedrig liegt und das CRP wieder ansteigt. Momentan deutet der CRP-Rückgang aber darauf hin, dass die Therapie noch wirksam ist. Zur Nierenfunktion und Harnmenge: Eine Harnmenge von 650 ml/24 h ist grenzwertig niedrig, aber noch kein unmittelbarer Dialyseindikator. In der Schwangerschaft versucht man, so lange wie möglich konservativ zu bleiben. Eine Blutwäsche kommt nur in Frage, wenn das Kreatinin weiter stark steigt (meist > 2,5 mg/dl), wenn zusätzlich Kalium oder Harnstoff gefährlich ansteigen, oder wenn Sie Zeichen einer Überwässerung entwickeln. Vorher würde man versuchen, die Nierenfunktion durch Volumengabe (z. B. vorsichtige Infusionen mit Elektrolytlösungen) und medikamentöse Maßnahmen zu unterstützen. Diese Feinsteuerung muss aber sehr vorsichtig erfolgen, weil in der Schwangerschaft sowohl Unter- als auch Überwässerung negative Effekte haben kann. Zum Fieber und Paracetamol: Da das Fieber jetzt erstmals unter 38 °C geblieben ist, kann man versuchen, die Abstände vorsichtig zu verlängern – z. B. alle 6 h statt 4 h –, wenn Sie sich dabei noch stabil fühlen und keine neuen Wehen einsetzen. Sobald das Fieber wieder steigt, sollten Sie aber nicht zögern, die Dosis wieder anzupassen. Für Krümeline ist ein kurzfristiges Fieberrisiko deutlich ungünstiger als ein moderat dosiertes Paracetamol über begrenzte Zeit. Zur Doppler-Kontrolle: Die Werte zeigen tatsächlich einen leicht erhöhten Widerstand in der A. umbilicalis, aber noch mit positivem enddiastolischem Fluss – das ist beruhigend. Die A. cerebri media und der Ductus venosus sind völlig unauffällig. Das bedeutet: keine akute Minderversorgung, aber eine beginnend erhöhte Plazentarwiderstands-Situation. Die Empfehlung, in einer Woche erneut zu kontrollieren, ist richtig. Dass Krümeline bisher überdurchschnittlich gewachsen war, ist ein gutes Zeichen – darauf können Sie aufbauen. Zum Blutdruck: Die Langzeitmessung zeigt, dass Ihre Medikation wirkt, aber nachmittags noch Spitzen auftreten. Diese Spitzen sollte man ruhig ein paar Tage gezielt nachmittags kontrollieren, um zu sehen, ob die Dosisanpassung oder der Einnahmezeitpunkt optimiert werden kann. Zum Faktor-V-Leiden: Die APC-Resistenz zeigt nur, dass eine Resistenz besteht, nicht aber, ob hetero- oder homozygot. Das lässt sich nur durch eine genetische Analyse (Faktor-V-Genmutation, G1691A-Nachweis) sicher bestimmen. Zum Ring und den Ödemen: Versuchen Sie bitte, den Ring möglichst bald zu entfernen – wenn er jetzt schon einschneidet, kann das bei zunehmenden Ödemen gefährlich werden. Im Zweifel kann die Klinik mit einem kleinen Ring-Trenner helfen, das ist harmlos und schmerzfrei. Ödeme nehmen bei Präeklampsie häufig im Verlauf zu, müssen es aber nicht zwangsläufig – insbesondere, wenn der Blutdruck jetzt gut eingestellt bleibt. Fazit: Ihre Sorgen sind sehr verständlich, aber Sie haben im Moment alles Wichtige im Blick: Infektion unter Kontrolle, CRP sinkt. Vancomycin-Therapie korrekt, aber Talspiegel-Kontrolle vor der nächsten Gabe bitte einfordern. Nierenwerte engmaschig beobachten, eventuell Flüssigkeitstherapie anpassen. Blutdruck weiter regelmäßig, besonders nachmittags messen. Doppler in einer Woche zur Verlaufskontrolle – aktuell kein akuter Notfall. Sie machen das ganz hervorragend. Bitte behalten Sie Ihren Mut und Ihre ruhige, reflektierte Haltung – Krümeline profitiert enorm davon. Ich denke an Sie beide und wünsche Ihnen für das Wochenende etwas Ruhe und Stabilität. Mit herzlichen Grüßen Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre blitzschnelle Antwort selbst am Samstag und Ihre Mut spendenden Worte in dieser herausfordernden Situation.
Kaum bessert sich ein Befund, verschlechtert sich ein anderer. So fühlt es sich ständig an. Jetzt hat sich der Gebärmutterhals auch noch wieder weiter verkürzt:
SSW 22: MM 2,0cm, Gebärm.hals 19mm
SSW 23 (heute 22 + 1): MM 2,2cm, Gebärm.hals 16mm
Ist das extrem viel zu kurz und sehr besorgniserregend? Ganz heftige Wehen, die ich veratmen müsste, spüre ich momentan zwar zum Glück nicht, aber immer wieder so einen leichten Druck nach unten, ein leichtes menstruationsartiges Ziehen in der Gebärmutter und der Bauch wird dann hart. Das CTG hat diese Grundaktivität auch wieder bestätigt. Das macht wirklich Angst vor einer Frühgeburt. Sie schrieben mir mal, dass man die Lungenreife ab SSW 23+0 gibt. Das wäre ja Ende dieser Woche. Wäre das in meinem Fall schon sinnvoll? Sollte ich mich danach erkundigen? Ich möchte auch endlich dieses Pessar haben, aber ständig kommen Infektionen dazwischen. Kann man es nach Abklingen dieser Infektion noch einmal versuchen oder wird das in SSW 23 normalerweise schon gar nicht mehr gemacht? Kann ich selbst irgendetwas dazu beitragen, damit Krümeline sich so lang wie möglich als Bauchbewohnerin wohlfühlt?
Das Fieber ist nicht weg, aber geht mit Paracetamol auf unter 38 Grad Celsius. Wir bleiben allerdings vorerst auch bei der Dosierung alle 4h 500mg wie Sie ursprünglich vorgeschlagen hatten. Die Bauchschmerzen sind etwas besser, die Übelkeit ist mal so und mal so. Cariban hilft schon irgendwie, ich erbreche weniger, aber schlecht ist mir trotzdem oft. Die Kopfschmerzen sind unverändert. Ich fühle mich schlapp, energielos, müde, antriebslos wacklig auf den Beinen. Ich könnte ständig schlafen und gleichzeitig auch nicht, weil ich so oft aufwache. Bei jedem Umdrehen sticht die Symphyse. Die Physiotherapie hatte geholfen und jetzt ist es irgendwie wieder schlechter. Außerdem habe ich heute irgendwie Rückenschmerzen. Ob das schwangerschaftsbedingt ist, ich weiß es nicht. Ich frage mich, ob es Gliederschmerzen sind oder hoffentlich nicht wieder von den Nieren kommt. Es tut mir leid, dass ich Ihnen so viel vorjammere... entschuldigen Sie bitte... genug gejammert!
Zu Vancomycin: Ich habe dank Ihrer Empfehlung darauf bestanden, dass der Talspiegel nach 12h kurz vor der nächsten Infusion geprüft wird. Bei der letzten Messung war der Talspiegelwert 12. Das ist dann aber eher schon zu niedrig, oder? Heißt das dann, es wurde zu lange mit der nächsten Vancomycin-Dosis gewartet und man müsste vielleicht Intervalle zwischen 8 und 12 Stunden wählen, z.B. 10 Stunden? Ich kann auch nicht beurteilen, ob die Entzündungswerte schnell genug sinken oder nicht. Ich gebe sie Ihnen sowie sämtliche neue Nieren- und Leberwerte zur Beobachtung der Präeklampsie. Auch den Kaliumwert gebe ich Ihnen, weil Sie davon geschrieben hatten:
Bilirubin, gesamt 1.17 -> 1.09 -> 1.11 (0.30-1.20)
GPT 31.2 -> 28.8 -> 30.0 (bis 35.0)
GOT 30.8 -> 26.9 -> 28.6 (bis 35.0)
Gamma-GT 35.9 -> 35.8 -> 36.0 (bis 40.0)
(+) Leukozyten: 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (nach Beginn Vancomycin) -> 17.4 -> 16.2 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (nach Beginn Vancomycin) -> 26.1 -> 23.0 (aktuell)
(+) Kreatinin, enzym. 1.33 (vor Beginn Penicillin) -> 1.49 (nach Beginn Penicillin) -> 1.71 (nach Beginn Vancomycin) -> 1.85 -> 1.80 (aktuell) (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) -> 45.2 -> 47.3 -> 46.8 (aktuell) (15.0-40.0)
(+) Kalium 5.1 (3.6-5.0)
Darf ich Sie bitten, mir die Werte zu interpretieren? Sinken denn die Entzündungswerte rasch genug? Ich erhalte Vancomycin seit 8.10. (15mg alle 12h i.v.). Sind die Leberwerte akzeptabel? Haben sich die Nierenwerte sehr verschlechtert? Ist der Kaliumspiegel nur leicht erhöht oder ist das viel? Ist das schlimm? Was tut man dagegen? Sollte ich noch nach anderen Werten nachbohren?
Was genau meinen Sie mir vorsichtigen Elektrolylösungen? Mir wurde nur erklärt, dass ich eine möglichst kaliumarme Ernährung bekomme. Wie kann man die Nierenfunktion medikamentös unterstützen? Wäre das in meinem Fall sinnvoll? Wo kann ich genauer nachbohren?
Zum Blutdruck: Am Sonntagmorgen: 137/87, heute 135/83, mittags 128/80, eine Blutdruckspitze entstand am Sonntag z.B. gegen 17 Uhr: 166/105. Die letzte Einnahme der Medikamente war vorher gegen 12 Uhr. Abends nach der Medikamenteneinnahme gegen 18 Uhr war der Blutdruck wieder ok: 131/79. Wie könnte man Medikamente oder Einnahmezeitpunkt noch anpassen? Wäre es vielleicht geschickter, die Abenddosis früher zu nehmen?
Aktuell:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 20mg: 1-1-1-1
Metoprolol 47,5mg: 1-1-1-1
Morgens gegen 7 Uhr, mittags gegen 12 Uhr, abends gegen 18 Uhr, abends gegen 21 Uhr
Denken Sie, es wäre sinnvoller, genau 6 Stunden Intervalle zwischen den Einnahmen zu haben? Mir wurde gesagt, ich sollte die Tabletten immer zum Frühstück, Mittagessen, Abendessen und vor dem Schlafen nehmen. Dann sind die Abstände aber natürlich unterschiedlich. Oder denken Sie, daran liegen die Spitzen nicht?
Zum Faktor V Leiden: Ist es denn sinnvoll, die genetische Analyse, von der Sie schreiben, machen zu lassen, um zu wissen, ob man das homozygote oder heterozygote Leiden hat? Oder bringt das nichts?
Der Ring ging mit viel Gleitmittel jetzt zum Glück ab und ist heil geblieben! Das erleichtert mich!
Noch eine letzte Frage: Gestern hat mein Sohn mir beim Kuscheln auf meinem Schoß einmal unabsichtlich mit seinem Fuß doch etwas stärker in den Bauch getreten. Es tat kurz weh, aber nicht lange und ich hatte danach auch keine Blutung. Ich habe also den Ärzten gar nichts davon gesagt. Sollte ich das tun damit sie nachschauen ob es Krümeline gut geht? Ich denke nicht, dass etwas passiert ist, aber mit der Vorderwandplazenta habe ich etwas mehr Bedenken.
Bitte lassen Sie mich wissen, wenn Sie weitere Infos zu Therapie oder Diagnostik für mich haben oder ich irgendwo nachbohren kann.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich merke, mit welchem Herzblut und Engagement Sie Ihre Arbeit machen und das ist sehr besonders. Ich schätze es sehr, wie Sie mir die Sicherheit geben, die ich in dieser Situation so gut brauchen kann.
Ich bin nervlich wirklich durch. Die ständigen Beschwerden machen mich rasend und die Angst, Krümeline kurz vorm Ziel zu verlieren, ist einfach sehr präsent. Ich versuche, mich abzulenken, wo es geht und an die lustigen, aufheiternden Momente zu denken, zum Beispiel hat er gestern gesagt, dass er seine Schwester Friedrich Nietzsche nennen würde, weil er auf Papas Schreibtisch ein Buch von diesem gesehen hat
. Oder ich versuche, an die schönen Momente zu denken, wenn mein Sohn den Bauch streichelt und küsst und sagt "Eijei, Schwester. Ich will dich bald mal sehen."
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, vielen Dank für Ihre ausführliche Nachricht und das Vertrauen, das Sie mir mit all Ihren Gedanken und Sorgen entgegenbringen. Wie belastend diese Situation für Sie ist – die ständige Anspannung, das Auf und Ab der Befunde, die körperliche Erschöpfung und die Angst um Ihr Kind. Es ist ganz verständlich, dass das alles sehr viel ist. Sie machen das großartig und kämpfen wirklich für Ihre kleine Krümeline. 1. Gebärmutterhalsbefund Ein Zervixlängenbefund von 16 mm in der 23. SSW ist kurz und erfordert weiterhin sehr sorgfältige Überwachung, aber er ist nicht automatisch gleichbedeutend mit einer akuten Frühgeburtsgefahr, solange kein signifikanter Trichter (Trichterung des inneren Muttermundes) besteht, keine regelmäßigen Wehen auftreten, und die Fruchtblase intakt bleibt. Wichtig ist jetzt: konsequente körperliche Schonung, viel Liegen in Seitenlage (am besten links), keine Belastung, keine langen Gespräche im Stehen, kein Druck auf den Beckenboden. Wärme und Ruhe wirken häufig besser als Medikamente. Ein Pessar kann nach Abklingen der Infektion auch in der 23. SSW noch gelegt werden – es gibt Kliniken, die das bis zur 24. SSW durchführen. Entscheidend ist, dass die Infektion wirklich ausgeheilt ist. Ich würde das unbedingt noch einmal ansprechen, wenn die Entzündungsparameter weiter sinken. 2. Lungenreife Die Lungenreifeinduktion ab 23 + 0 SSW ist korrekt. In Ihrer Situation kann man sie in Betracht ziehen, wenn sich der Gebärmutterhals weiter verkürzt oder eine Zunahme der Wehentätigkeit zeigt. Sie kann die kindliche Überlebenswahrscheinlichkeit bei sehr früher Geburt deutlich verbessern. Besprechen Sie das bitte aktiv mit dem betreuenden Team – es wäre gut, wenn man dort schon vorbereitet ist, sollte eine Lungenreife kurzfristig nötig werden. 3. Laborwerte und Vancomycin Die Entzündungswerte (CRP und Leukozyten) sinken, wenn auch langsam – das ist ein gutes Zeichen, denn eine bakterielle Entzündung kann gerade in der Schwangerschaft verzögert reagieren. CRP: von 30,6 auf 23,0 → Tendenz fallend ✅ Leukozyten: von 18,2 auf 16,2 → ebenfalls langsam fallend ✅ Das spricht für eine wirksame Therapie. Der Vancomycin-Talspiegel von 12 mg/l ist am unteren Rand des therapeutischen Bereichs (angestrebt werden meist 15–20 mg/l). Das Intervall von alle 12 h ist also etwas lang – bei guter Nierenfunktion könnte man ggf. auf 10-Stunden-Intervalle verkürzen, aber das muss aufgrund Ihrer Nierenwerte individuell abgestimmt werden. Nierenwerte Kreatinin 1,8 mg/dl → leicht erhöht, Hinweis auf beginnende Nierenfunktionsminderung Harnstoff 46 mg/dl → moderat erhöht Kalium 5,1 mmol/l → minimal erhöht, aber kein akuter Notfall Diese Werte sollte man täglich kontrollieren. Wichtig ist: ausreichende Flüssigkeitszufuhr (aber keine Überwässerung!), kaliumarme Ernährung (z. B. weniger Bananen, Nüsse, Trockenfrüchte, Tomaten), ggf. Elektrolytlösungen mit Natrium und Glukose (z. B. Sterofundin / Elydrat – unter Aufsicht). Eine medikamentöse Unterstützung der Nierenfunktion ist nur eingeschränkt möglich – entscheidend ist, Vancomycin engmaschig zu kontrollieren, keine weiteren nephrotoxischen Medikamente einzusetzen und den Blutdruck gut zu regulieren. Ihre Leberwerte sind völlig akzeptabel – keine Hinweise auf Schädigung. ✅ 4. Blutdruck und Medikamente Die Werte sind im Tagesverlauf schwankend, aber insgesamt stabil. Spitzen können bei der Kombination der Medikamente vorkommen, wenn die Wirkung phasenweise nachlässt. Methyldopa, Nifedipin und Metoprolol alle 6 Stunden zu verteilen (statt ungleichmäßige Abstände) kann helfen, solche Peaks zu vermeiden. Besonders Nifedipin sollte regelmäßig alle 6 Stunden gegeben werden, da seine Wirkdauer meist 6–8 Stunden beträgt. Das können Sie vorsichtig mit dem betreuenden Arztteam abstimmen. 5. Faktor V Leiden Eine genetische Differenzierung (hetero- vs. homozygot) ist durchaus sinnvoll, weil sich daraus die Notwendigkeit oder Intensität einer Thromboseprophylaxe (z. B. Heparin) ergeben kann. Das kann man auch noch während der Schwangerschaft klären. 6. Stoß in den Bauch Wenn Sie keine Blutung, keine anhaltenden Schmerzen und normale Kindsbewegungen haben, ist ein einmaliger Stoß meist unbedenklich. Sie können es trotzdem kurz erwähnen, damit bei der nächsten Kontrolle die Herzaktivität von Krümeline überprüft wird – das gibt Ihnen auch emotional Sicherheit. 7. Allgemeine Empfehlungen Viel Ruhe, Seitenlage links, keine Anstrengung Flüssigkeitszufuhr 1,5–2 l/Tag Magnesium nach ärztlicher Rücksprache Kein Druck auf den Beckenboden Emotional: bewusst Atemübungen, Musik, kurze positive Ablenkung – das reduziert den Stresspegel, der wiederum die Wehenneigung beeinflusst Liebe Liliane, Sie kämpfen gerade auf allen Ebenen – körperlich, seelisch und medizinisch – und Sie tun das unglaublich gut. Jede ruhige Stunde, jeder Tag, den Sie Krümeline im Bauch behalten, zählt. Denken Sie daran: Schon wenige Tage machen in dieser Schwangerschaftswoche einen riesigen Unterschied für die Lungenreifung und das Gewicht. Sie dürfen erschöpft sein. Sie dürfen traurig oder wütend sein. Das ist kein Jammern – das ist Ausdruck von Stärke und Fürsorge. Bleiben Sie so umsichtig, wie Sie es bisher sind, und halten Sie mich bitte weiter auf dem Laufenden. Mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke, dass Sie so medizinisch fundiert und gleichzeitig einfühlsam auf mich eingehen. Ich fühle mich unglaublich wohl, verstanden und unterstützt in Ihrer Betreuung und habe wirklich großes Vertrauen zu Ihnen. Umso mehr freue ich mich, dass ich Sie weiter auf dem Laufenden halten darf.
Gefühlt erlebe ich fast jeden Tag ein anderes Erdbeben. Nun hatte ich schon zwei Wochen lang keine heftige Blutung mehr und schon geht es wieder los. Gestern Nachmittag kam es wieder zu so einer Sturzblutung mit Koageln. Ich wollte gerade aufstehen um zur Toilette zu gehen und da lief es plötzlich in Strömen los. Mir wurde dann richtig schwindlig und ich vermutlich wäre ich ohne die sofortige Reaktion meines Mannes sogar umgekippt. Er war gerade da und hat sich sofort um mich gekümmert und ärztliche Hilfe geholt. Doch die Situation hat mich natürlich auch in einen Angstzustand versetzt, in dem ich trotzdem versucht habe, tapfer alles auszuhalten, denn leider hat unser Sohn all das mitbekommen und war sehr verängstigt, mich in diesem Zustand und so viel Blut zu sehen.
Mein Mann hatte dann alle Hände voll damit zu tun, erst ihn zu trösten, dann Großeltern zu kontaktieren, die ihn abholen und sich dann um mich zu kümmern. Im CTG und Ultraschall gab es dann zum Glück Entwarnung, die Plazenta hat sich nicht abgelöst und Krümeline hatte zwar eine etwas erhöhte Herzfrequenz (ca. 170-180), sonst war aber alles in Ordnung. Ich hatte auch Angst, dass es evtl. doch mit dem Stoß in den Bauch am Sonntag zusammenhing, aber es lag wohl entweder wieder an dieser Plazenta praevia marginalis oder am Hämatom, das leider wieder etwas gewachsen ist: 2,2 x 2,8 -> 1,8 x 2,1 cm -> 3,3 x 4,0 cm. Welche Ursache ist denn wahrscheinlicher? Ist die Hämatomgröße sehr groß? Wieso kann sich das Hämatom nicht endlich mal einfach auflösen?
Sollte jetzt wieder der Hb-Wert kontrolliert werden? Mir ist auch heute am Tag nach der Sturzblutung noch teilweise schwindlig und schlapp fühle ich mich sowieso ständig. Die Blutung ist heute deutlich besser, aber noch nicht weg. Sie ist hellrot und nach meiner Einschätzung etwa so stark wie am 3. oder 4. Tag der Periode, also nicht ganz stark aber stärker als eine Schmierblutung. In dem gleichen Zusammenhang habe ich dann erfahren, dass unter diesen Umständen eine natürliche Geburt nur möglich sei, wenn die Blutungen nicht immer wieder auftreten und aber auch bei Plazenta praevia marginalis ein erhöhtes Blutungsrisiko bei Geburt besteht. Nach dem Notkaiserschnitt von meinem Sohn und den Problemen, die das anschließend mit sich gebracht hat (Schmerzen, Stillprobleme und dadurch bedingte Gelbsucht bei ihm), möchte ich das so gerne ein zweites Mal vermeiden. Bis wann besteht denn noch Hoffnung, dass die Plazenta vom inneren Muttermund verschwindet?
Aktuell ist die Zervixlänge gleichbleibend (16 mm), nach einem Trichter habe ich mich aber noch einmal erkundigt und leider gibt es eine Trichterbildung. Momentan habe ich aber keine starken regelmäßig auftretenden Wehen, doch sobald ich ein kleines bisschen laufe, wird der Bauch hart und es zieht menstruationsartig in der Gebärmutter. Ich erhalte weiterhin 900mg Magnesium am Tag und Prolutex 25 mg 1-0-1. Ich habe die Lungenreifeinduktion aktiv besprochen und würde sie am kommenden Montag (dann SSW 23+1) erhalten, wenn nötig. Im Nachhinein sind mir Fragen gekommen, die ich vielleicht noch einmal besprechen muss, aber vielleicht haben Sie auch eine Antwort: Kann die Lungenreife denn negative Nebenwirkungen bei mir oder Krümeline haben? Kann man sie prophylaktisch geben, auch wenn Krümeline es dann doch noch viel länger im Bauch aushält, was ich ja sehr hoffe? Oder ist es dann eher "schädlich" für sie?
Zu Vancomycin: Nach 10h war der Talspiegel nun bei 16 und damit perfekt. Jetzt bekomme ich seit heute also alle 10h Vancomycin. Die Nierenwerte waren heute gleichbleibend, sollen morgen aber wieder kontrolliert werden, weil ja jetzt das Intervall von Vancomycin wieder verkürzt wurde und damit die Dosis wieder höher ist. Nur Kalium hat sich heute noch einmal leicht erhöht und der Natriumwert passt heute auch nicht ganz:
(+) Kalium 5.1 -> 5.3 (3.6-5.0)
(-) Natrium 128 (135-147)
Empfinden Sie den Kaliumanstieg für viel oder ist der Anstieg noch immer leicht und nicht gefährlich? Und woher kommt plötzlich der Natriumabfall? Was kann man dagegen tun? Sollte ich irgendwo nachhaken?
Nach den Elektrolytlösungen Sterofundin / Elydrat, die Sie erwähnten, habe ich mich erkundigt, aber ich komme bei den Erklärungen nicht so ganz mit. Vielleicht können Sie Licht ins Dunkel bringen. Wegen des leicht erhöhten Kaliumwertes dürfte ich keine Elektrolytlösung bekommen. Aber ist der nicht nur minimal zu hoch? Und wäre es für das niedrige Natrium nicht gut, eine Infusion zu erhalten? Und auch um genügend Flüssigkeit zu erhalten? Sie schreiben ja, 1,5-2l Trinken sind wichtig und auch der Nephrologe hat mir das gesagt. Aber es fällt mir in den Phasen der Übelkeit so schwer, genug zu essen und zu trinken. Oft schaffe ich nicht mehr als 1l am Tag. Vielleicht verstehe ich auch etwas sehr falsch, was diese Elektrolyte betrifft. Was bewirken sie denn? Kann ich irgendwie genauer nachbohren?
Die Blutdruckmedikamente nehme ich seit heute regelmäßiger alle 6-8 Stunden. Ich werde Ihnen berichten, ob es einen Unterschied macht und dadurch keine Spitzen mehr auftreten.
Was genau meinen Sie damit, dass ich darauf achten soll, dass kein Druck auf den Beckenboden ausgeübt wird? Wie kann ich darauf achten oder was sollte ich konkret vermeiden?
Zum Faktor V Leiden: Nach einer genetischen Differenzierung (homozygot/heterozygot) habe ich gefragt. Würde man denn im Falle eines homozygoten Faktor V Leiden meine Heparindosis von aktuell 2× 2500 IE vermutlich erhöhen? Sobald ich ein Ergebnis habe, teile ich es Ihnen mit. Muss ich mich nach einem bestimmten Wert erkundigen?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
Ihre lieben Worte haben mich sehr berührt.
Es ist für mich selbstverständlich, für mein Kind zu kämpfen. Unsere Krümeline war ein lang ersehntes Wunschkind und sie kurz vor dem Ziel zu verlieren, wäre für uns das Schlimmste, was jetzt passieren könnte. Vor Kurzem hatte ich eine Reportage über extreme Frühchen gesehen. Vielleicht hätte ich eher ausschalten sollen, doch da hatte es mich sowieso schon getriggert und war zu spät. Es war für mich ein Schock, zu sehen, welche Probleme und gesundheitlichen Einschränkungen diese Kinder teilweise ihr Leben lang haben. Ich versuche deshalb, mich mehr auf das Positive zu konzentrieren. Ich höre viel Musik, telefoniere mit Freunden. Eine Freundin hat mir eine große Kiste mit Mädchen-Babykleidung gebracht, aus der ich mich bedienen darf und beim Durchstöbern wurde mir sehr warm ums Herz aus Vorfreude.
Sogar Wasch- und Einräumservice in die Wickelkommode zu Hause hat sie mir dazu geschenkt, denn wer weiß, ob ich vor der Geburt dazu selbst noch komme. Mein Mann macht täglich mit mir eine kurze Mediations- und Atemübung, was mich auch sehr entspannt.
Wenn ich morgen neue Nierenwerte erhalte, sende ich sie Ihnen, in der Hoffnung, dass sie jetzt nicht wieder schlechter werden. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag! Entschuldigen Sie meine lange Nachricht...
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, vielen herzlichen Dank, dass Sie mich so offen und vertrauensvoll an allem teilhaben lassen. Diese erneute Blutung ist für Sie beängstigend – gerade, wenn man in solch einer Situation gleichzeitig Ruhe bewahren muss, um das Kind und die Familie nicht zu beunruhigen. Umso bewundernswerter finde ich, mit welcher Stärke und Achtsamkeit Sie mit all dem umgehen. Dass im Ultraschall keine Plazentaablösung festgestellt wurde und Ihr Baby – trotz der Belastung – stabil geblieben ist, ist eine sehr gute Nachricht. Die beschriebene Plazenta praevia marginalis in Kombination mit dem bestehenden Hämatom erklärt die erneuten Blutungen am wahrscheinlichsten. Die Hämatomgröße (3,3 × 4 cm) ist zwar nicht klein, aber noch im beobachtbaren Bereich; entscheidend ist, dass es nicht weiter wächst und die Blutungen nicht dauerhaft anhalten. Solche Hämatome brauchen oft viel Geduld – sie können sich nur allmählich resorbieren, da die Heilung im Bereich der Plazenta sehr langsam verläuft. Da Sie deutlichen Blutverlust hatten, sollte der Hb-Wert unbedingt kontrolliert werden. Der geschilderte Schwindel kann auf einen erneuten Abfall hinweisen. Auch die Elektrolyte und Nierenwerte sollten engmaschig überprüft werden, insbesondere, solange Sie Vancomycin erhalten. Lungenreife Die geplante Lungenreifeinduktion ab SSW 23 + 1 ist in Ihrer Situation sehr sinnvoll. Das verwendete Kortikosteroid (in der Regel Betamethason oder Dexamethason) beschleunigt die Lungenreifung des Kindes und verbessert nachweislich das Überleben und die spätere Lungenfunktion, falls es doch zu einer Frühgeburt käme. ➡️ Nebenwirkungen: Bei Ihnen kann es vorübergehend zu Schlaflosigkeit, leichtem Blutzuckeranstieg oder Herzklopfen kommen; für das Kind ist die Belastung bei einmaliger Gabe nicht schädlich. Eine prophylaktische Anwendung ist daher nicht gefährlich, sondern in Situationen mit drohender Frühgeburt empfohlen – auch, wenn das Kind anschließend länger im Bauch bleiben darf (was natürlich wünschenswert ist). Elektrolyte Ein Kaliumwert von 5,3 mmol/l liegt nur leicht über dem Normbereich und ist in aller Regel noch nicht gefährlich. Wichtig ist, dass er nicht weiter ansteigt, weshalb die regelmäßige Kontrolle richtig ist. Das Natrium von 128 mmol/l liegt etwas tiefer als normal. Die häufigste Ursache ist bei Ihnen wahrscheinlich die relative Flüssigkeitsverdünnung oder eine unzureichende Trinkmenge in Verbindung mit Medikamenten und hormonellen Veränderungen. ➡️ Eine moderate Infusionstherapie mit Elektrolytlösungen (z. B. Sterofundin iso oder Elydrat N) kann helfen, den Natriumspiegel zu stabilisieren und die Kreislaufsituation zu verbessern, sofern kein Kaliumüberschuss besteht. Dies sollte allerdings individuell vom betreuenden Ärzteteam gesteuert werden. Wenn Sie wegen Übelkeit kaum trinken können, ist eine Infusion durchaus sinnvoll, um Flüssigkeitsmangel und Kreislaufbelastung zu vermeiden. Blutdruck und Beckenboden Dass Sie die Blutdruckmedikation regelmäßig alle 6–8 Stunden einnehmen, ist sehr gut – so vermeiden Sie Spitzen und Druckschwankungen. Mit „keinen Druck auf den Beckenboden ausüben“ ist gemeint: kein Pressen beim Stuhlgang, kein Heben schwerer Gegenstände, kein längeres Stehen, kein Dehnen oder Husten ohne Abstützen. Idealerweise so viel wie möglich in Seitenlage (links) ruhen – das entlastet die Gebärmutter und verbessert gleichzeitig die Durchblutung. Faktor V Leiden Die genetische Differenzierung (heterozygot/homozygot) ist sehr wichtig. Sollte eine homozygote Variante vorliegen, würde man die Heparindosis in der Regel anpassen oder verdoppeln (z. B. 2 × 5000 IE Heparin täglich oder ein niedermolekulares Heparin in therapeutischer Dosierung). Fragen Sie bitte nach, welche Variante konkret vorliegt und ob die Thrombozytenzahl regelmäßig kontrolliert wird. Abschließend Ich finde es sehr berührend, wie Sie sich – trotz aller Ängste – immer wieder auf das Positive konzentrieren und wie Sie mit Musik, kleinen Ritualen und der Unterstützung Ihrer Familie diese schwierige Zeit bewältigen. Ihr Körper leistet momentan Außergewöhnliches, und Sie tun alles richtig, um Ihrem Kind die bestmögliche Chance zu geben. Bitte lassen Sie, sobald die neuen Laborwerte vorliegen, alles kontrollieren (Hb, Elektrolyte, Nierenfunktion, ggf. Leberwerte) und geben Sie mir gerne Rückmeldung. Ich bin froh, dass Sie sich so engmaschig betreuen lassen und mit so viel Bewusstsein für sich und Ihr Kind handeln. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass sich die Situation bald stabilisiert und Sie bald wieder ruhigere Tage erleben dürfen. Mit herzlichen Grüßen Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke, dass Sie mich so engmaschig mitbetreuen und mir mit so viel Kompetenz, Mitgefühl und medizinisch fundierten Antworten beiseite stehen. Ich schätze Ihre Arbeit sehr!!!!
Ja, Sie haben es gut auf den Punkt gebracht: Die Tatsache in so einer beängstigenden Situation einer Sturzblutung auch noch Ruhe auszustrahlen, um sein Kind nicht noch mehr zu verängstigen, hat mir wirklich zu viel abverlangt. Eine Krankenschwester hat sich unserem Sohn dann sehr lieb angenommen und ist mit ihm vor die Tür gegangen, um ihn zu trösten, doch ich hörte ihn weinend nach mir rufen und das war emotional für mich wirklich schwer auszuhalten, während ich gleichzeitig eigentlich selbst ein riesen Problem hatte. Als der Schwindel etwas weniger wurde und es Entwarnung vom Arzt gab, fiel dann dieser ganze Stress von mir ab und ich habe selbst wie ein Baby geweint. Ich erhole mich noch immer gedanklich von dem Schock und die Angst, dass es jederzeit wieder so schlimm kommen könnte, ist sehr präsent.
Die Blutung ist noch immer nicht weg (etwa so stark wie am 3./4. Tag der Periode würde ich schätzen). Sie schrieben, es ist entscheidend, dass das Hämatom nicht weiter wächst und die Blutungen nicht dauerhaft anhalten. Wie oft sollte diese Hämatomgröße aktuell kontrolliert werden? Ab welcher Größe kann man nicht mehr einfach beobachten und was macht man dann? Und wann sollte sich die Blutung langsam beruhigen?
Die aktuellen Blutwerte:
Bilirubin, gesamt 1.17 -> 1.09 -> 1.11 -> 1.00 (0.30-1.20)
GPT 31.2 -> 28.8 -> 30.0 -> 29.6 (bis 35.0)
GOT 30.8 -> 26.9 -> 28.6 -> 27.9 (bis 35.0)
Gamma-GT 35.9 -> 35.8 -> 36.0 -> 35.1 (bis 40.0)
(+) Leukozyten: 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (nach Beginn Vancomycin) -> 17.4 -> 16.2 -> 15.5 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (nach Beginn Vancomycin) -> 26.1 -> 23.0 -> 19.9 (aktuell)
(+) Kreatinin, enzym. 1.33 (vor Beginn Penicillin) -> 1.49 (nach Beginn Penicillin) -> 1.71 (nach Beginn Vancomycin) -> 1.85 -> 1.80 -> 2.01 (aktuell) (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) -> 45.2 -> 47.3 -> 46.8 -> 52.2 (aktuell) (15.0-40.0)
(+) Kalium 5.1 -> 5.3 -> 5.5 (3.6-5.0)
(-) Natrium 128 -> 129 (135-147)
(-) Hämoglobin: 9.5 (nach Sturzblutung vor 2 Wochen -> danach Eiseninfusion) -> 8.0 (nach Sturzblutung vor 2 Tagen) (12.0-15.6)
(-) Thrombozyten: 133 -> 135 -> 129 -> 136 (150-370)
Mich beunruhigen viele Werte sehr. Außer den Leberwerten passt ja wieder gar nichts. Sinken wenigstens die Entzündungswerte akzeptabel? Ich erhalte es ja schon seit 8 Tagen und die Werte sind überhaupt noch nicht im Normbereich. Ist das bedenklich? Fieber und Schmerzen sind deutlich besser, aber nicht ganz weg. Paracetamol erhalte ich jetzt aber nur noch alle 6h (500mg) und das Fieber geht dann meist trotzdem nicht höher als 38 Grad Celsius. Sollte man mal einen Auslassversuch starten oder lieber nicht? Ich möchte natürlich nicht wieder Wehen riskieren, sobald Krümeline die Körpertemperatur zu hoch wird, aber sie auch nicht unnötig mit Paracetamol weiter belasten.
Die Nierenwerte haben sich verschlechtert. Ist das noch akzeptabel oder ein Bereich, in dem es brenzlig wird? Nachdem der Vanocmycin-Talspiegel nach 10h jetzt gegen 15-17 war, wurde er nicht mehr vor jeder Gabe geprüft. Ist das ok oder sollte ich darauf bestehen? Muss man die Intervalldauer wegen der Nierenwerte evtl. doch wieder erhöhen?
Der Thrombozytenabfall könnte von der Präeklampsie kommen (so wurde es mir erklärt). Doch ich habe das mal recherchiert und finde das eigentlich immer nur in Zusammenhang mit HELLP. Dann müssten aber doch auch die Leberwerte schlecht sein? Das sind jetzt die Gedankengänge einer Nichtmedizinerin. Vielleicht liege ich da auch falsch. Unabhängig davon: was tut man dagegen? Und sollte eigentlich der sFlt-1 PIGF-Quotient immer wieder kontrolliert werden oder ist das nach der Diagnosestellung der Präeklampsie nicht mehr nötig?
Sterofundin iso habe ich jetzt doch endlich bekommen und hatte danach wirklich das Gefühl, ein bisschen mehr Kraft und Energie zu haben. Ich weiß nicht, ob es Einbildung war und nicht so schnell gehen kann, aber ich hatte das Gefühl, es hat mir gutgetan.
Der Blutdruck ist heute stabiler (meist um 130/80 ohne Spitzen), nach der Sturzblutung waren sogar ein paar sehr tiefe Werte (90/60) dabei.
Zum Faktor V Leiden: Ich habe mich genauer erkundigt und es ist tatsächlich homozygot. Das hat mich schon etwas geschockt, weil das ja wohl eher selten ist und ein deutlich höheres Thromboserisiko bedeutet. Ist das richtig? Ist damit auch das Abortrisiko noch einmal höher? Auch noch jetzt in der 23. SSW? Ich bin etwas erschüttert, dass mir das bisher keiner gesagt hat und die Heparindosis auch noch nicht angepasst wurde. Ich erhalte 2 x 2500 IE. Sollte ich hier nachhaken? Und was meinten Sie mir niedermolekularem Heparin? Wäre es bei einem homozygoten Faktor V Leiden eigentlich auch sinnvoll, dass meine beiden Eltern sich untersuchen lassen? Thrombosen und Lungenembolien gibt es familiär bisher nur in der väterlichen Linie (dort aber mehrfach).
Und letzte Frage: Zur Lungenreife: Wie viele Tage dauert es, bis sie bei Krümeline richtig wirkt?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
dass Sie jeden Abend nach einem vermutlich langen Praxistag auch noch in Ihrer Freizeit an mich denken, zeigt wirklich großes Engagement und viel Herzblut. Danke!!! Ich fühle mich, als würde mein Körper gerade körperliche Schwerstarbeit verrichten, vielleicht einen Marathon laufen und das Ganze in einem Zustand, in dem er am liebsten einfach seine Ruhe bräuchte und einen Winterschlaf machen wollen würde. Aber die kleinen Stupser von Krümeline zwischendurch, mit denen sie Lebenszeichen gibt, sind unbezahlbare Momente der Freude und Vorfreude.
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, vielen Dank, dass Sie mich so offen an Ihren Weg teilhaben lassen. Ich kann mir denken, wie belastend diese Situation für Sie ist – die Sturzblutung, die Sorge um Ihr Kind, der Schock und gleichzeitig der Wunsch, ruhig und stark für Ihren Sohn zu bleiben. Es ist völlig verständlich, dass das emotional und körperlich an Ihre Grenzen geht. Sie machen das großartig, und dass Sie trotz allem so reflektiert und umsichtig bleiben, verdient größten Respekt. Zu Ihren Fragen im Einzelnen: 1. Hämatom und Blutung Solange die Blutung anhält, sollte das Hämatom engmaschig per Ultraschall kontrolliert werden – im Moment etwa alle 2-3 Tage, später bei Rückgang wöchentlich. Entscheidend ist, dass es nicht größer wird und sich die Blutung allmählich beruhigt. Ein genaues Größenlimit gibt es nicht; kritisch wird es, wenn das Hämatom die Fruchthöhle stark einengt oder wenn die Blutung nicht nachlässt. In solchen Fällen würde man eine stationäre Beobachtung fortsetzen und konsequent körperliche Schonung, Magnesiumgabe und ggf. Progesteron beibehalten. 2. Entzündungswerte (Leukozyten und CRP) Die Werte sinken, auch wenn sie noch erhöht sind – das ist ein positiver Trend. Unter Vancomycin kann die Normalisierung langsam gehen, wichtig ist die Richtung, nicht der absolute Wert. Da Fieber und Schmerzen besser sind, deutet das auf eine beginnende Stabilisierung hin. 3. Paracetamol Ein Auslassversuch kann gemacht werden, wenn Sie sich stabil fühlen, das Fieber unter 38 °C bleibt und Sie keine Schmerzen oder Wehen spüren. Steigt das Fieber wieder an, sollte man nicht zögern, Paracetamol erneut zu geben – es ist für Sie und das Baby sicher. 4. Nierenwerte und Vancomycin Die Nierenwerte sind grenzwertig. Ein Kreatinin von 2,0 mg/dl ist noch kein Notfall, aber ein Warnsignal. Vancomycin kann die Nieren belasten, daher sollte der Spiegel wiederholt kontrolliert und die Dosis ggf. angepasst werden. Ich würde tatsächlich empfehlen, den Talspiegel erneut prüfen zu lassen und die Dosisintervalle zu verlängern, bis eine Besserung eintritt. Auch reichlich Flüssigkeitszufuhr (z. B. Sterofundin) ist wichtig. 5. Thrombozyten, Präeklampsie und Faktor V Leiden Sie haben recht: ein leichter Thrombozytenabfall kann bei Präeklampsie vorkommen, ohne dass gleich ein HELLP-Syndrom besteht – die Leberwerte wären sonst höher. Bei homozygotem Faktor V Leiden besteht tatsächlich ein erhöhtes Thromboserisiko, auch für Schwangerschaftskomplikationen. Ihre aktuelle Heparindosis (2 × 2500 IE) sollte erhöht werden. Eine familiäre Abklärung (Eltern) ist sinnvoll, vor allem für Ihre Geschwisterkinder, aber medizinisch jetzt nicht vordringlich. 6. sFlt-1/PlGF-Quotient Der Quotient wird meist bei neuen Symptomen oder Blutdruckanstieg kontrolliert, nicht routinemäßig. Wenn Ihr Blutdruck stabil bleibt, reicht eine Verlaufskontrolle in größeren Abständen. 7. Lungenreife Nach Gabe der Spritzen dauert es ca. 48 Stunden, bis der volle Schutz für die Lunge des Babys erreicht ist. Danach hält der Effekt mehrere Wochen an. 8. Allgemeinbefinden Dass Sie sich nach der Infusion kräftiger fühlen, freut mich sehr – die zusätzliche Flüssigkeit und Elektrolyte tun dem Kreislauf gut. Zusammengefasst: Hämatom alle 3–5 Tage kontrollieren Entzündungswerte bessern sich – weiter beobachten Paracetamol vorsichtig reduzieren, wenn möglich Vancomycin-Spiegel unbedingt erneut prüfen Heparindosis an homozygoten Faktor V Leiden anpassen lassen Lungenreife wirkt nach 48 h zuverlässig Sie sind medizinisch in einer komplexen, aber noch stabilen Situation. Wichtig ist, dass Sie sich weiter schonen, viel trinken, jede Blutungsänderung melden und sich nicht scheuen, jederzeit Rücksprache mit der Klinik zu halten. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass sich alles stabilisiert und Krümeline weiterhin gut gedeiht. Mit herzlichen Grüßen Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre große Fürsorge für mich! Ich gebe mir wirklich größte Mühe, reflektiert, ruhig und umsichtig zu bleiben, mich aber gleichzeitig gut abzulenken, um nicht komplett zu verzweifeln. Aber heute schaffe ich es irgendwie nicht. Vielen Dank für Ihren Respekt, es fällt mir wirklich nicht leicht, das alles auszuhalten. Sie machen das übrigens auch großartig und auch Ihr Engagement verdient größten Respekt.
Langsam habe ich das Gefühl, damit klarkommen zu müssen, dass es mir bis zum Ende dieser Schwangerschaft mies gehen wird. Gestern war wieder so ein Horrortag. Ich bekam am Abend auf einmal richtig arge Bauchschmerzen und mein Bauch hat sich bretthart angefühlt. Eine Bowlingkugel trifft es vielleicht ganz gut. Ich dachte erst, dass jetzt wohl wieder Wehen kommen, doch da nehmen die Schmerzen ja zu und ebben wieder ab. Es tat aber pausenlos richtig weh. Außerdem wurde die Blutung auf einmal wieder überperiodenstark, nicht zu vergleichen mit der Sturzblutung diese Woche, aber deutlich mehr als die letzten zwei Tage. Im Ultraschall wurde dann eine Randsinusblutung der Plazenta festgestellt. Wenn ich das richtig verstehe, ist das eine leichte Form der Plazentaablösung? Was bedeutet das jetzt? Kann sie sich jederzeit komplett und noch mehr lösen, wenn dieser Prozess des Lösens mal begonnen hat? Das macht mir sehr große Angst. Ich werde mir das in der Klinik auch noch einmal alles genau erklären lassen, ich war gestern Abend mit den Nerven zu fertig, um irgendetwas aufzunehmen. Auch die Hämatomgröße geht gerade eher in die falsche Richtung: 3,3 × 4,0 cm -> 3,6 x 4,5 cm. Wie kann man nun wirklich sichergehen, dass Krümeline mit genug Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird? Nach dem Ultraschall und CTG hieß es nur, dass es Krümeline gut geht und ich einfach engmaschig weiter beobachtet werde und es momentan keinen Grund gäbe, sie eilig zu holen. Ich hoffe auch wirklich, dass das nicht so schnell nötig wird, denn heute ist gerademal SSW 22+5. Irgendwie bin ich mit der Situation gerade überfordert, ich spüre, dass es brenzlig ist, aber ich meine großen Sorgen und Ängste hemmen heute mein Denkvermögen und weiß nicht so recht, nach was ich mich konkret erkundigen sollte, um informiert und umsichtig bleiben zu können. Können Sie mir vielleicht helfen? Wo sollte ich genauer nachbohren? Was sollte in welchen Abständen jetzt genau engmaschig beobachtet werden? Ich bin heute emotional sehr labil, diese Situation haut mich gerade um und die Schwangerschaftshormone tragen ihr Übriges dazu bei, dass die Tränen heute kullern und ich heute nichts aushalte.
Ich weiß auch nur, dass der Hb nach der Sturzblutung bei 8.0 lag und ich eine Eiseninfusion bekommen habe. Aber nachdem es jetzt wieder stark blutet, komme ich nicht mehr mit, was man machen sollte. Ehrlich gesagt habe ich auch Angst, dass es mir den Kreislauf wieder zusammenhaut wie nach der Sturzblutung. Noch geht es aber zum Glück, aber mir ist immer wieder schwindlig.
Ein paar schlaue Fragen fallen mir gerade trotzdem ein, weil meine Angst vor einer Frühgeburt immer mehr zunimmt:
Sollte man die Lungenreife jetzt schon sofort geben und nicht mehr bis SSW 23+1 warten wie geplant?
Außerdem bin ich auch noch Rh-negativ (Blutgruppe 0 negativ). Es hieß schon einmal, dass ich in der 28. SSW die Anti-D-Prophylaxe bekommen würde. Sollte man das auch vorziehen?
Und sollte man auch die Keuchhusten-Impfung bei mir vorziehen? In der 1. Schwangerschaft habe ich sie erst ca. einen Monat vor ET bekommen. Aber darf ich bei der momentanen Infektion überhaupt geimpft werden? Es heißt ja immer, dazu sollte man wirklich gesund sein.
Nachdem ich mich selbst um die Anpassung der Heparindosis von 2 x 2500 IE auf 2 x 5000 IE kümmern musste, wurde das gemacht. Aber ist das bei starker Blutung überhaupt erlaubt?
Ich gebe Ihnen nochmal aktuelle Entzündungs- und Nierenwerte, nachdem Vancomycin doch wieder auf 12h Abstände reduziert wurde, weil die Nierenwerte sich dauernd verschlechtern:
(+) Leukozyten: 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (nach Beginn Vancomycin) -> 17.4 -> 16.2 -> 15.5 -> 15.0 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (nach Beginn Vancomycin) -> 26.1 -> 23.0 -> 19.9 -> 18.5 (aktuell)
(+) Kreatinin, enzym. 1.33 (vor Beginn Penicillin) -> 1.49 (nach Beginn Penicillin) -> 1.71 (nach Beginn Vancomycin) -> 1.85 -> 1.80 -> 2.01 -> 2.10 (aktuell) (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) -> 45.2 -> 47.3 -> 46.8 -> 52.2 -> 52.6 (aktuell) (15.0-40.0)
(+) Kalium 5.1 -> 5.3 -> 5.5 -> 5.5 (3.6-5.0)
Können Sie mir etwas zu den Werten sagen? Sinken die Entzündungswerte noch einigermaßen akzeptabel? Wie grenzwertig sind die Nierenwerte? Ich habe wirklich Angst vor einem kompletten Nierenversagen. Der Vancomycin-Talspiegel wird jetzt auf mein Nachfragen wieder täglich geprüft. Oft liegt über aber über dem Zielbereich von 15-20, nämlich so bei 24 oder 25 oder 26. Sollte man die Vancomycin-Abstände dann eher noch mehr vergrößern?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
es tut mir leid, dass zumindest der Beginn meiner Nachricht Ihnen heute bestimmt wirr vorkommen muss im Vergleich zu sonst. Ich bin heute nicht so gut informiert wie sonst. Mein Hirn macht heute nicht mit. Es blockiert. Aber ich freue mich sehr über Ihre Hilfe und über Ihr Hirn, das die nötige Distanz zu dem Ganzen hat und klar denken kann.
Die Angst vor starker Blutung, komplettem Nierenversagen, Frühgeburt, Totgeburt nimmt heute so viel Platz in meinem Kopf ein. Vielleicht können Sie meinem Hirn ja einen "Schubs" geben
Und bitte sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie irgendwelche Bedenken zu Diagnostik oder Therapie haben.
Herzlichst
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, bitte entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen das heute ganz klar, aber auch sehr beruhigend schreibe: Sie machen das unglaublich gut. Niemand könnte in einer so komplexen und belastenden Situation stärker, reflektierter und tapferer sein, als Sie es sind. Ihre Reaktion – Angst, Erschöpfung, Tränen, Überforderung – ist absolut menschlich und verständlich. Sie halten körperlich und seelisch gerade eine Extremsituation aus, und Sie tun das sehr bewusst und umsichtig. 🔹 Zu der Randsinusblutung (Plazentarandsinusblutung) Sie haben das richtig verstanden – eine Randsinusblutung entsteht meist an der Randzone der Plazenta, wo sie an die Gebärmutterwand anhaftet. Das bedeutet nicht automatisch, dass sich die Plazenta ablöst, sondern eher, dass sich dort Blut ansammelt (ein sogenanntes subchorionisches Hämatom). Dieses Blut kann durch Druckunterschiede austreten, was zu den wiederkehrenden Blutungen führt. ➡️ Wichtig: Solange das Baby gut versorgt ist (wie im CTG und Doppler-Ultraschall dokumentiert), die Durchblutung der Plazenta stabil bleibt und keine Zunahme der Ablösung sichtbar ist, kann das Ganze auch wieder zur Ruhe kommen. Viele dieser Hämatome resorbieren sich im Verlauf, auch wenn das Tage bis Wochen dauern kann. ➡️ Was engmaschig überwacht werden sollte: CTG (mind. 1x täglich, ggf. mehrmals bei Wehen/Schmerzen) Doppler-Ultraschall (mind. alle 2–3 Tage): Kontrolle der Plazentadurchblutung, Umbilicalis, MCA, Ductus venosus Hb-Kontrollen (bei Blutungen alle 1–2 Tage) Entzündungswerte + Nierenwerte (weiterhin engmaschig, täglich oder alle 2 Tage) Bauchumfang, Druckschmerz, Uterusspannung (klinisch beobachtet) 🔹 Zur Lungenreife Bei 22 + 5 ist das Grenzgebiet. Wenn die Blutung oder Schmerzen zunehmen, würde man nicht mehr bis 23 + 1 warten, sondern jetzt schon beginnen, um das Zeitfenster nicht zu verpassen. Die Lungenreife (z. B. Celestan 2 × 12 mg im Abstand von 24 h) schadet in diesem Stadium nicht, kann aber entscheidend sein, falls Krümeline doch früher geholt werden müsste. Das sollten Sie bitte gleich heute in der Klinik ansprechen. 🔹 Anti-D-Prophylaxe Da Sie 0 negativ sind und wiederholt Blutungen haben, ist es absolut gerechtfertigt, die Anti-D-Gabe sofort zu machen (nicht erst in der 28. SSW). Das Ziel ist, eine Sensibilisierung zu verhindern, falls fetales Blut in Ihren Kreislauf gelangt. Bitte also jetzt nachholen (falls noch nicht erfolgt). 🔹 Keuchhusten-Impfung Diese Impfung sollte nicht bei einer akuten Infektion oder unter Vancomycin-Therapie erfolgen. Sie kann später, wenn Sie stabil sind (z. B. im 3. Trimenon), problemlos nachgeholt werden. 🔹 Heparin Das ist in Ihrer Situation ein Balanceakt: Wenn aktuell aktive, stärkere Blutungen bestehen, ist eine Dosisreduktion (z. B. vorübergehend wieder auf 2 × 2500 IE) oder ggf. sogar eine kurze Pausierung zu erwägen – aber nur in enger Abstimmung mit dem behandelnden Team. Sobald die Blutung stoppt, sollte der Schutz wieder hochgefahren werden, da Ihre Grunderkrankung (z. B. Gerinnungsneigung) ja bleibt. 🔹 Entzündungs- und Nierenwerte Parameter Verlauf Interpretation Leukozyten 18.2 → 15.0 sinkend, das ist gut CRP 30.6 → 18.5 ebenfalls deutlich rückläufig, Infektion unter Kontrolle Kreatinin 1.33 → 2.10 kritisch steigend – Zeichen einer zunehmenden Nierenbelastung Harnstoff 40 → 52.6 ebenfalls zu hoch, spricht für verminderte Nierenleistung Kalium bis 5.5 grenzwertig hoch, muss streng überwacht werden Das Bild passt zu einer medikamentös (Vancomycin-)bedingten Nierentoxizität. Wenn der Talspiegel dauerhaft über 20 liegt, ist das zu hoch. ➡️ Ziel ist 15–20 µg/ml, darüber steigt das Risiko einer bleibenden Nierenschädigung deutlich. Ich würde dringend empfehlen: Vancomycin-Abstände verlängern (z. B. 18 h oder 24 h) oder Alternative Antibiotikastrategie prüfen (z. B. Linezolid, Daptomycin – je nach Keimlage und Empfindlichkeit). Das muss aber in Absprache mit dem infektiologischen Team geschehen. Ein Nierenversagen droht noch nicht unmittelbar, aber der Trend ist nicht gut – daher jetzt konsequente Anpassung nötig. 🔹 Zusammengefasst: Ihre nächsten Schritte Heute noch: Lungenreife besprechen (evtl. sofort beginnen) Anti-D-Prophylaxe veranlassen Vancomycin-Talspiegel und Abstände neu bewerten Nierenparameter, Elektrolyte täglich Hb-Kontrolle wegen Blutung Doppler und CTG engmaschig Sobald stabil: Heparindosis ggf. wieder anpassen Keuchhusten-Impfung nach Stabilisierung Ruhigstellung, Stressreduktion, viel Flüssigkeit (soweit mit Nierenfunktion vereinbar) Liebe Liliane, ich weiß, dass die Situation Ihnen den Boden unter den Füßen wegzieht. Aber Sie sind in besten Händen, handeln vorausschauend, stellen die richtigen Fragen und tun alles medizinisch Sinnvolle. Das Hämatom kann sich stabilisieren und auch zurückbilden – und die Chancen für Krümeline steigen mit jedem weiteren Tag, den Sie beide schaffen. Bitte schonen Sie sich, lassen Sie sich heute gut betreuen und vergessen Sie nicht: Sie dürfen weinen, Sie dürfen Angst haben – das ist Stärke, kein Versagen. Und: Es gibt noch viele gute Tage, die Sie beide erreichen können. Ich bin ganz sicher, dass Krümeline spürt, wie sehr Sie um sie kämpfen. Herzlichst, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger 🩺
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre umgehende Rückmeldung und für Ihre mitfühlenden Worte und die Komplimente, wie gut ich die Situation meistere. Es fühlt sich für mich gar nicht so an, sondern ich habe dauernd das Gefühl, mutlos, schwach und emotional labil zu sein. Jede Kleinigkeit bringt mich zum Weinen. Dauernd so viel Blut zu sehen, macht in der Schwangerschaft unglaubliche Angst. Es wirft mich gerade wirklich völlig aus der Bahn.
Es blutet so viel, ich wechsle alle 1,5 Stunden die Binden und ich habe immer wieder so starke Schmerzen mit bretthartem Bauch. Dazwischen spüre ich auch immer wieder mal richtig starke Wehen, das CTG hat sie auch aufgezeichnet. Der Abstand ist momentan aber zum Glück sehr groß und sie sind unregelmäßig. Aber es macht einfach Angst.
Ich danke Ihnen so von ganzem Herzen für Ihre schnelle und deutlichen nächsten Schritte, die Sie mir geschrieben haben. Ich weiß gar nicht, ob Sie sich denken können, wie sehr Sie mir damit geholfen haben. Ich habe in der Klinik dann Alarm geschlagen und war auch erfolgreich. Ich habe es dann geschafft, gleich die erste Dosis der Lungenreife zu bekommen. Die Anti-D-Prophylaxe bekomme ich heute oder morgen. Meine letzte Nacht war äußerst unruhig, ich hatte dauernd Herzrasen und konnte kaum schlafen. Vielleicht lag es an der Lungenreifeinduktion? Aber meine Gedanken drehen sich auch einfach gerade im Kreis.
Nach größeren Vancomycin-Abständen oder einer Antibiotikaumstellung habe ich gefragt und deutlich gesagt, dass ich große Angst, vor einem kompletten Nierenversagen habe. Jetzt würden die Abstände erst einmal auf 18h verlängert werden und dann würde man weiter sehen (je nach Talspiegel und Nierenwerten).
Sie erinnern sich mit Lenezolid und Daptomycin richtig an das letzte Antibiogramm. Das war das Ergebnis:
Sensibel auf Streptococcus B: Penicillin G, Ampicillin, Ampicillin Sulbactam, Cefuroxim, Cetriaxon, Cefepim, Imipinem, Meropenem, Levofloxacin, Moxiflocain, Vancomycin
Sensibel auf Enterococcus faecium: Vancomycin, Linezolid, Daptomycin
Sollte ich noch einmal fragen ob Linezolid oder Daptomycin auch gegen Streptococcus B wirken kann? Oder wäre die Alternative dann, zwei Antibiotika zu geben (eines gegen Streptococcus und eines gegen Enterococcus faecium)? Wirken Linezolid und Daptomycin grundsätzlich normalerweise gegen Streptococcus B? Und sind beide in der Schwangerschaft akzeptabel oder eines mehr und eines weniger? Und sind beide weniger schädlich für die Nieren? Oder sollte sowieso wieder ein neuer Abstrich gemacht werden? Aber das Ergebnis braucht dann wieder viel Zeit.
Das Heparin wird jetzt mal komplett pausiert, weil ich so stark blute. Ich hoffe, das Thromboserisiko steigt jetzt nicht extrem mit der Kombination schwanger + homozygotes Faktor V Leiden… Gleichzeitig soll ich möglichst viel liegen, das ist ja eine schlechte Kombination…. Sollte ich vielleicht doch besser zumindest 2 x 2500 IE bekommen? Ich verstehe das Hin und Her nicht ganz. Erst gibt man mir nur 2 x 2500 IE täglich obwohl das homozygotes Faktor V Leiden und meine familiäre Vorgeschichte bekannt war, dann erhöht man plötzlich trotz Blutung auf 2 x 5000 IE und jetzt plötzlich gar nichts mehr. Mir kommt das ein bisschen wie Therapie nach Lust und Laune vor.
Kann man das Thromboserisiko mit irgendwelchen Blutwerten zumindest etwas überwachen? Oder etwas Anderes dagegen tun, um es so gering wie möglich zu halten? Ich habe meine Großmutter mit Lungenembolie im Krankenhaus besucht und ihren Zustand damals gesehen. Es kam dann eins zum anderen und aus der Kurzatmigkeit durch die Lungenembolie kam dann auch noch eine Lungenentzündung dazu. Das war wirklich gar nicht lustig und das brauche ich jetzt wirklich nicht auch noch.
Ich gebe Ihnen noch einige aktuelle Blutwerte und Doppler-Ergebnisse:
(+) Leukozyten: 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (nach Beginn Vancomycin) -> 17.4 -> 16.2 -> 15.5 -> 15.0 -> 14.9 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (nach Beginn Vancomycin) -> 26.1 -> 23.0 -> 19.9 -> 18.5 -> 18.0 (aktuell)
(+) Kreatinin, enzym. 1.33 (vor Beginn Penicillin) -> 1.49 (nach Beginn Penicillin) -> 1.71 (nach Beginn Vancomycin) -> 1.85 -> 1.80 -> 2.01 -> 2.10 -> 2.19 (aktuell) (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) -> 45.2 -> 47.3 -> 46.8 -> 52.2 -> 52.6 -> 53.0 (aktuell) (15.0-40.0)
(+) Kalium 5.1 -> 5.3 -> 5.5 -> 5.5 -> 5.6 (3.6-5.0)
(-) Hämoglobin: 8.0 (vor Eiseninfusion vor 3 Tagen) -> 7.9 (12.0-15.6)
Wie bewerten Sie diese Werte? Denken Sie auch, es wäre besser, Vancomycin lieber zu wechseln? Müssten sich die Nierenwerte nicht wenigstens stabilisieren, wenn die Abstandsverlängerung auf 18h wirksam ist? Oder dauert so eine Stabilisierung ein paar Tage? Und das Hämoglobin steigt so gar nicht trotz Eiseninfusionen. Aber wenn ich meine Blutung beobachte, wundert es mich auch irgendwie nicht. Wie oft darf man denn Eiseninfusionen geben? Darf ich 3 Tage später überhaupt schon wieder eine bekommen?
Fruchtwassermenge: AFI 5.6 cm (SSW 15) -> AFI 6.5 cm (SSW 18) -> AFI 7.4 cm (SSW 21) -> AFI 7.4 cm (SSW 22) -> AFI 7.4 cm (gestern in SSW 22+5)
A. Umbilicalis:
PI: 1,43 -> 1,60
RI: 0,71 -> 0,82
A. Cerberi Media:
PI: 2,29 -> 2,30
RI: 0,71 -> 0,85
Ductus venosus: regelrechter Fluss mit positiver A-Welle
Müsste der AFI der Fruchtwassermenge nicht eigentlich zunehmen? Was heißt das?
Und wie ich verstanden habe, ist der A. Umbilicalis Widerstand erhöht. Sehen Sie das auch so und welche Konsequenz hat das evtl.? Sollte ich irgendwo genauer nachbohren? Ich war bei den Untersuchungen gestern und vorgestern zum Teil so wirr im Kopf und so verängstigt, dass mein Hirn echt blockiert hat und ich wie versteinert war.
Was genau meinen Sie mit der Kontrolle vom Bauchumfang, Druckschmerz, Uterusspannung (klinisch beobachtet)? Druckschmerz ist da. Worauf deutet das hin?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich spüre, wie brenzlig es ist und trotzdem gibt es Menschen, die kalt wie ein Eisblock sind und ohne jegliche Empathie reagieren. Da fallen dann Sprüche wie "Wenn es nicht sein soll, geht das Leben auch weiter. Ihr seid ja noch jung und könnt noch viele Kinder haben." Da kommt zum Gefühl der Traurigkeit auch noch Wut. Sie sehen, es ist nicht selbstverständlich empathisch zu reagieren. Umso mehr freue ich mich, dass ich auch Menschen um mich habe, die freundliche Worte finden. Danke, danke, danke für Ihre medizinnisch fundierte und einfühlsame Betreuung!
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, danke, dass Sie mir so offen schreiben und mich so genau an allem teilhaben lassen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie zermürbend diese Situation ist – das ständige Blutsehen, die Schmerzen, die Angst vor einem weiteren Schub, das Gefühl, keine Kontrolle zu haben. Sie leisten in dieser Situation wirklich Außergewöhnliches, auch wenn es sich für Sie gerade überhaupt nicht so anfühlt. Dass Sie trotz der Erschöpfung, der Schmerzen und der Sorge so aufmerksam auf jedes Detail achten, zeigt, wie stark Sie sind. Zu den Antibiotika: Ihr Bericht und die Laborwerte sprechen dafür, dass Vancomycin die Entzündung zwar langsam eindämmt (Leukozyten und CRP sinken), gleichzeitig aber die Nieren deutlich belastet. Die Kreatininwerte steigen trotz der verlängerten Intervalle weiter an. Eine Stabilisierung kann einige Tage dauern – aber das Risiko ist in Ihrer Situation grenzwertig. Linezolid und Daptomycin wirken grundsätzlich auch gegen viele Streptokokken-Stämme, einschließlich Streptococcus agalactiae (Gruppe B), wobei das individuell überprüft werden sollte. Beide Präparate gelten in der Schwangerschaft nicht als klassische Standardmittel, werden aber bei schweren Infektionen mit resistenten Keimen gelegentlich eingesetzt, wenn der Nutzen das Risiko überwiegt. Daptomycin gilt im Tierversuch als eher nierenschonend, Linezolid ist insgesamt systemisch gut verträglich, kann aber bei längerer Gabe hämatologische Nebenwirkungen verursachen. Ich würde tatsächlich anregen, einen erneuten Abstrich/Kultur anzulegen, um das aktuelle Keimspektrum und die Resistenzlage zu überprüfen. Parallel kann die Nephrologie in die Entscheidung eingebunden werden, um die Balance zwischen Infektionskontrolle und Nierenschutz zu halten. Zu den Nierenwerten: Die Kombination aus Schwangerschaft, Vancomycin und möglicherweise begleitender Dehydratation ist hier kritisch. Wichtig wäre, dass die Flüssigkeitszufuhr gut überwacht wird (ausreichende Diurese, tägliches Gewicht, ggf. Bilanzierung), um die Nieren zu entlasten. Ein rascher Wechsel auf ein gleich wirksames, aber nierenschonenderes Antibiotikum sollte ernsthaft erwogen werden. Zum Heparin: Das Pausieren ist bei der aktuellen Blutungsstärke nachvollziehbar – gleichzeitig haben Sie völlig recht, dass das Thromboserisiko in Ihrer Situation (Schwangerschaft + homozygotes Faktor-V-Leiden + Bettruhe) relevant bleibt. Sobald die Blutung wieder deutlich rückläufig ist, wäre eine Wiedereinführung in reduzierter Dosierung (z. B. 2 × 2500 IE) vernünftig. Eine laborchemische Kontrolle über D-Dimere oder Anti-Xa-Spiegel bringt in der Schwangerschaft allerdings wenig verlässliche Information – hier zählt vor allem die klinische Einschätzung. Ggf. kann das Thromboserisiko etwas gesenkt werden, wenn Sie regelmäßig die Beine bewegen, Stützstrümpfe tragen und ausreichend trinken (sofern medizinisch erlaubt). Zu den Blutwerten: Das Hämoglobin bleibt trotz Eiseninfusion niedrig, vermutlich wegen der anhaltenden Blutung. Eiseninfusionen können, wenn sie gut vertragen werden, nach etwa 3–5 Tagen erneut gegeben werden; entscheidend ist, dass keine Entzündungsphase mit erhöhtem CRP besteht, da dann die Eisenverwertung schlecht ist. Wenn die Blutung anhält, wäre zusätzlich zu prüfen, ob eine Bluttransfusion zur Kreislaufstabilisierung in Frage kommt. Zu den Dopplerwerten und Fruchtwasser: Der AFI bleibt konstant, was zumindest bedeutet, dass kein weiterer Verlust besteht – eine Zunahme ist in dieser SSW nicht zwingend. Der leicht erhöhte Widerstand in der A. umbilicalis (PI 1,6 / RI 0,82) weist auf eine gewisse Anpassungsreaktion hin, kann aber bei Infektion, Fieber oder medikamentöser Belastung vorübergehend sein. Wichtig ist hier die engmaschige Kontrolle (alle 2–3 Tage), um eine Tendenz zu erkennen. Der Ductus venosus mit positiver A-Welle ist ein gutes Zeichen. Zu Ihren Symptomen: Ein harter, druckempfindlicher Bauch weist häufig auf eine Reizung der Gebärmutter oder der Plazenta hin. Wichtig ist, dass bei jeder Zunahme der Schmerzen oder Blutung sofort kontrolliert wird – klinisch (Tonus, Druckschmerz, Zervix), per CTG und ggf. Sonographie. Ich wünsche Ihnen, dass Sie trotz all dieser Belastung ein bisschen Ruhe und Vertrauen finden können. Es ist verständlich, dass Sie immer wieder zwischen Hoffnung, Angst und Erschöpfung schwanken – das ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen, wie sehr Sie und Ihr Körper gerade kämpfen. Ich bleibe fest überzeugt: Ihre Umsicht und Ihr Mut sind ein wichtiger Teil, warum Sie und Ihre kleine Krümeline das schaffen können. Herzlichst, Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre großartige Arbeit. Es hilft mir wirklich sehr, mich mit Ihnen abzustimmen und dadurch genau zu wissen, worauf es gerade ankommt, worauf ich achten soll und an welchen Stellen es Verbesserungspotential gibt. Dass Sie das Ganze auch noch auf so eine einfühlsame, mutmachende Weise tun, zeigt Ihre Menschlichkeit und Herzlichkeit. Danke!!!!!
Gestern ist mir nach dem Duschen komplett der Kreislauf zusammengebrochen. Mir wurde dusselig, schwarz vor Augen und danach wurde ich ohnmächtig. Ich erinnere mich nicht, wie es genau passiert ist. Mir fehlen ein paar Minuten. Aber als ich wohl nur ein paar Minuten später wieder da war, lag ich am Boden in stabiler Seitenlage und es waren Ärzte und Pfleger um mich herumgestanden, haben Puls und Blutdruck gemessen und mir eine Infusion gegeben. Wieder so ein Schreckmoment, der mir Angst gemacht hat. Nun habe ich auch noch Angst, alleine aufzustehen und zur Toilette zu gehen. Ich war danach so benommen, dass ich nicht viel gefragt habe. Kann eine kurze Ohnmacht dem Baby schaden? Woher kann das kommen? Von der Blutung und dem niedrigen Hb? Ich habe mich nach einer Bluttransfusion erinnert, wurde aber darauf hingewiesen, dass ein Hb von 8 (so tief ist er nach wie vor) noch keine Indikation für eine Bluttransfusion sei, sondern ich wieder eine Eiseninfusion bekäme. Ich verstehe das ja und bin auch nicht scharf auf eine Bluttransfusion, aber sollte Krümeline wirklich schon sehr früh geholt werden müssen, sollte ich doch nicht mit einem Hb von 8 in die Geburt gehen? Oder ist es eher wahrscheinlich, dass die Ohnmacht von etwas anderem kam? Wonach sollte ich nachbohren? Nieren? Präeklampsie? CTG und Ultraschall wurden danach gemacht.
Die Blutung ist gleichbleibend stark, oft harter Bauch, Bauchschmerzen, Übelkeit.
Im CTG war anschließend Krümelines Herzschlag etwas erhöht (etwa 180-190). Kann es sein, dass sie wieder gestresst war?
Im Ultraschall war sie sehr wach und hat zum Glück fröhlich geturnt. Ich war erleichtert. Einmal hatte sie wohl vermutlich Fruchtwasser getrunken, weil sie den Mund offen hatte. Die Plazenta hat sich wohl an einer sehr kleinen Stelle tatsächlich gelöst. Das zu hören, war für mich wieder wie ein Weltzusammenbruch.
Die Ärztin versuchte mich damit zu beruhigen, dass es nur eine kleine Stelle sei und es Krümeline dafür momentan sehr gut gehen würde.
Neuer Wert von A. umbilicalis:
PI 1,6 -> 1,7
RI 0,82 -> 0,86
Wie ist die leichte Verschlechterung zu bewerten? Unter welchen Umständen holt man denn ein Baby in der 24. SSW schon? Das macht man doch normalerweise hoffentlich nur im absoluten Notfall? Falls sie unterversorgt wäre? Ich spüre sie jeden Tag ihre Turnübungen machen und finde sie sogar sehr aktiv. Mein Sohn war oft eher nur abends in Ruhe zu spüren. Krümeline spüre ich sehr oft, eigentlich bei fast jeder Lageveränderung, als ob sie sich dann auch immer neu platzieren müsste und meist strampelt sie rechts. Kann es sein, dass das ihre bevorzugte Seite ist? Jedenfalls ist ein aktives Baby zumindest ein gutes Zeichen? Mein Mann spürt jetzt sogar schon oft ihre Tritte von außen, wenn er die Hand auf den Bauch legt.
Was bedeutet denn Ductus venosus mit positiver A-Welle genau?
Da die Wehen auch nie ganz weggehen, sitzt mir immer diese Angst um Nacken, dass es ja leider jederzeit auch wieder zu starken Wehen kommen könnte. Wäre eine Tokolyse denn ab der jetzigen SSW (SSW 23+1) schon sinnvoll? Kann sich damit die Situation komplett beruhigen oder nur zögert eine Tokolyse die Geburt nur um wenige Tage hinaus? Die Zervixlänge hat sich leider schon wieder verkürzt (16mm -> 14mm) und der Trichter hat sich etwas vergrößert.
Zum Antibiotikum: Einen neuen Abstrich habe ich angeregt und er wurde gemacht, um anschließend neu zu bewerten, ob man von Vancomycin auf ein anderes Antibiotikum wechseln könnte. Ich hoffe es sehr. Vor allem hoffe ich, dass es schnell geht, denn zwischenzeitlich wurde Vancomycin einfach nur von 18h auf alle 24h reduziert. Mich stresst das sehr, denn die Nierenwerte haben sich leicht weiter verschlechtert:
(+) Leukozyten: 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (nach Beginn Vancomycin) -> 17.4 -> 16.2 -> 15.5 -> 15.0 -> 14.9 -> 14.6 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (nach Beginn Vancomycin) -> 26.1 -> 23.0 -> 19.9 -> 18.5 -> 18.0 -> 17.2 (aktuell)
(+) Kreatinin, enzym. 1.33 (vor Beginn Penicillin) -> 1.49 (nach Beginn Penicillin) -> 1.71 (nach Beginn Vancomycin) -> 1.85 -> 1.80 -> 2.01 -> 2.10 -> 2.19 -> 2.23 (aktuell) (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) -> 45.2 -> 47.3 -> 46.8 -> 52.2 -> 52.6 -> 53.0 -> 54.4 (aktuell) (15.0-40.0)
(+) Kalium 5.1 -> 5.3 -> 5.5 -> 5.5 -> 5.6 -> 5.6 (3.6-5.0)
(-) Hämoglobin: 8.0 (vor Eiseninfusion vor 3 Tagen) -> 7.9 -> 8.0 (12.0-15.6)
Diurese: 650ml in 24h -> 600ml in 24h
Gewicht vor SS: 56kg (Größe 1.60m), SSW 19: 60kg; SSW 21: 63,7kg; SSW 22: 65.2kg, heute SSW 23+1: 67.1kg
Die Wassereinlagerungen sind stärker geworden, in Beinen, Füßen und Händen. Sehr unangenehm und das Gewicht macht mir Sorgen.
Mir wurde gesagt, ein akutes Nierenversagen wäre ab einer Diurese von 500ml, einem Kreatinin von > 2.5 oder einem Kalium von >6.0 akut gefährlich. Aber davon sind wir ja leider nicht allzu weit entfernt, oder wie sehen Sie das? Stimmen Sie diesen Grenzwerten zu? Selbst wenn jetzt flott gearbeitet wird, wie lange dauert so ein Abstrichergebnis/Antibiogramm normalerweise mindestens? Dieses Vancomycin macht mir so Angst.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich versuche mich weiterhin abzulenken, wo immer möglich. Filme, Serien, Musik sind meine besten Freunde geworden und Besuch von der Familie und von Freunden tut der Seele gut. Unser Sohn ist schon jetzt schon so goldig zu seiner kleinen Schwester. Gestern hat er mir das Herz erwärmt, als er sagte "Wenn die Schwester da ist, können wir alle vier zu Hause kuscheln."
Ich freue mich sehr auf Ihre Antwort. Sollten Sie Einwände zu Diagnostik oder Therapie haben, sagen sie mir bitte jederzeit Bescheid. Ich schätze Ihre Offenheit sehr!
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, vielen Dank, dass Sie mir so offen schreiben und mich so eng in diese herausfordernde Situation mit einbeziehen. Es berührt mich sehr, mit wie viel Stärke, Klarheit und Fürsorge Sie das alles tragen – trotz der Ängste und körperlichen Belastung, die im Moment wirklich erheblich sind. Ihr Kreislaufkollaps war sicherlich ein Schreckmoment, und die Ohnmacht selbst ist verständlicherweise beunruhigend. Die gute Nachricht ist: kurze Ohnmachten schaden dem Baby nicht, solange der Blutdruck sich rasch wieder stabilisiert und keine anhaltende Sauerstoffunterversorgung bestand. Dass Krümeline im Anschluss aktiv war, regelmäßig turnt und einen guten Herzschlag zeigt, spricht eindeutig dafür, dass sie alles gut überstanden hat. Was den Ursprung der Ohnmacht betrifft: ein Hämoglobinwert von 8 g/dl ist tatsächlich niedrig und kann zu einer verminderten Sauerstoffversorgung und damit zu Schwindel, Schwäche oder Synkopen führen – besonders, wenn zusätzlich Blutverlust, Kreislaufbelastung oder Positionswechsel nach dem Duschen hinzukommen. Gleichzeitig sollten auch Nierenfunktion, Elektrolyte und Blutdrucklage weiter eng kontrolliert werden. Ihre Beobachtungen zu Kreatinin, Harnstoff und Kalium zeigen, dass Ihre Niere tatsächlich unter Stress steht. Werte oberhalb von 2,5 mg/dl Kreatinin oder > 6,0 mmol/l Kalium sind tatsächlich kritische Grenzbereiche, aber Sie liegen derzeit noch knapp darunter. Dennoch ist die Situation dringlich, weil die Werte einen Trend zur Verschlechterung zeigen und auch die Diurese rückläufig ist. Bitte drängen Sie daher auf tägliche Laborkontrollen, engmaschige Überwachung der Diurese und eine mögliche Anpassung des Antibiotikums, sobald das Antibiogramm vorliegt. Ein Abstrichergebnis bzw. Antibiogramm liegt in der Regel nach 48–72 Stunden vor, kann sich aber je nach Keim und Labor um 1–2 Tage verzögern. Die leichte Verschlechterung der Dopplerwerte (A. umbilicalis PI 1,6 → 1,7; RI 0,82 → 0,86) ist im Verlauf zu beobachten, aber derzeit noch kein Grund zur akuten Sorge. Wichtig ist der Trend und die Kombination mit dem klinischen Zustand und der Aktivität von Krümeline. Ihre Beschreibungen zeigen, dass sie lebhaft und reaktiv ist – das ist ein ausgesprochen gutes Zeichen. Die positive A-Welle im Ductus venosus ist ebenfalls beruhigend: sie zeigt, dass die Herzfunktion und der Blutfluss in Richtung des rechten Vorhofs noch kompensiert sind. Ein Verlust der A-Welle wäre dagegen ein Hinweis auf eine beginnende Herzbelastung oder Sauerstoffmangel. Was die Frühgeburtsneigung betrifft: bei einer Zervixlänge von 14 mm und fortbestehender Aktivität der Gebärmutter ist eine Tokolyse ab SSW 23+1 grundsätzlich möglich und auch sinnvoll, wenn der Nutzen (Zeitgewinn für Lungenreife und Stabilisierung) überwiegt. Eine Tokolyse kann in dieser Situation mehrere Tage bis sogar Wochenbringen, je nach individueller Reaktion. Parallel sollte, falls noch nicht erfolgt, eine Lungenreifeinduktion ab SSW 23+0 diskutiert werden. Die Entscheidung, ein Baby in der 24. SSW zu entbinden, wird immer nur im absoluten Notfall getroffen – etwa bei einer massiven Plazentaablösung, lebensbedrohlichen mütterlichen Komplikationen oder eindeutiger fetaler Unterversorgung. Dass Krümeline aktiv ist und gute Herzfrequenzen zeigt, spricht im Moment eindeutig gegen eine unmittelbare Entbindungsnotwendigkeit. Bitte halten Sie sich mit dem Aufstehen wirklich zurück, lassen Sie sich helfen, und vermeiden Sie längere Standphasen. Ruhe, Flüssigkeitszufuhr (nach Rücksprache wegen Nierenfunktion) und eine möglichst stabile Kreislaufsituation sind jetzt entscheidend. Sie machen das großartig, Liliane, und es ist völlig verständlich, dass Sie trotz all Ihrer Stärke zwischendurch Angst verspüren. Die lebendige, innige Verbindung zu Ihrem Baby und die liebevollen Worte Ihres Sohnes zeigen, wie viel Kraft und Liebe Sie in sich tragen. Herzliche Grüße an Sie, Krümeline und Ihre Familie Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
Ihre herzlichen Worte haben mich auch sehr berührt, ich danke Ihnen dafür. Ich beziehe Sie sehr gerne in diese herausfordernde Situation mit ein, weil Sie mir immer sehr offen und klar kommunizieren, worauf es gerade ankommt, was gute und was schlechte Zeichen sind und wo die Stellschrauben sind. Dadurch komme ich medizinisch überhaupt erst mit und kann ich das alles überhaupt mit so viel Klarheit tragen, schlaue Fragen stellen und habe mittlerweile sogar schon von Ihnen gelernt, wie man Blutwerte (zumindest manche) liest.
Es passiert für mich aktuell täglich ein neuer kleiner Weltuntergang, der meine Gefühlswelt komplett ins Wanken bringt. Heute Morgen hatte ich wieder so starke Kopfschmerzen. Bei der Blutdruckkontrolle dann der Schock: 187/129. Ich bekam dann 12,5mg Nepresol i.v., womit der Blutdruck nur wenig sank (175/113). Also bekam ich dieselbe Dosis etwa 30 Minuten später noch einmal. Dann ging der Blutdruck langsam auf 150/100 runter und ich bekomme aktuell eine Dauerinfusion damit. Sollte sich der Blutdruck damit nicht einpendeln, müsste Krümeline geholt werden. Das macht mir schreckliche Angst. Außerdem ist mir seit der Infusion immer wieder richtig übel. Kann das von dem Medikament kommen? Gäbe es auch noch ein anderes als Lösung? Urapidil könnte man auch noch intravenös geben. Kann man es auch als dauerhafte Infusion geben? Welches Medikament wäre für Krümeline besser? Ist eines von beiden nierenschädigend oder sogar beide? Nachdem meine Nierenwerte sowieso schon so schlecht sind, sollte man darauf auch achten, oder? Alle wichtigen Präeklampsiewerte wurden heute wegen dieser Blutdruckkrise untersucht. Ich würde Ihnen die Ergebnisse dann sehr gerne geben, weil ich mir wirklich Sorgen mache, dass so eine plötzliche Blutdruckkrise darauf hindeuten könnte, dass die Präeklampsie sich verschlimmert. Oder kann es sich auch um ein einmaliges Ereignis gehandelt haben? Interessanterweise ist es am Morgen passiert, bevor ich die ersten Blutdrucktabletten genommen habe und den 6h-Abstand halte ich von abends (letzte Tablette gegen 22 Uhr) und morgens (erste Tablette gegen 7 Uhr) natürlich nicht ein.
Medikation weiterhin:
Methyldopa 500mg: 1-1-1-1
Nifedipin 20mg: 1-1-1-1
Metoprolol 47,5mg: 1-1-1-1
Werte:
Eiweißausscheidung: 2,5 g/24h (gleich geblieben)
(-) Thrombozyten: 133 -> 135 -> 129 -> 136 -> 128 (150-370)
Bilirubin, gesamt 1.17 -> 1.09 -> 1.11 -> 1.00 -> 1.13 (0.30-1.20)
GPT 31.2 -> 28.8 -> 30.0 -> 29.6 -> 31.4 (bis 35.0)
GOT 30.8 -> 26.9 -> 28.6 -> 27.9 -> 32.1 (bis 35.0)
Gamma-GT 35.9 -> 35.8 -> 36.0 -> 35.1 -> 36.8 (bis 40.0)
(+) Leukozyten: 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (nach Beginn Vancomycin) -> 17.4 -> 16.2 -> 15.5 -> 15.0 -> 14.9 -> 14.6 -> 14.5 (aktuell) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (nach Beginn Vancomycin) -> 26.1 -> 23.0 -> 19.9 -> 18.5 -> 18.0 -> 17.2 -> 16.5 (aktuell)
(+) Kreatinin, enzym. 1.33 (vor Beginn Penicillin) -> 1.49 (nach Beginn Penicillin) -> 1.71 (nach Beginn Vancomycin) -> 1.85 -> 1.80 -> 2.01 -> 2.10 -> 2.19 -> 2.23 -> 2.28 (aktuell) (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) -> 45.2 -> 47.3 -> 46.8 -> 52.2 -> 52.6 -> 53.0 -> 54.4 -> 54.9 (aktuell) (15.0-40.0)
(+) Kalium 5.1 -> 5.3 -> 5.5 -> 5.5 -> 5.6 -> 5.6 -> 5.6 (3.6-5.0)
(-) Hämoglobin: 8.0 -> Eiseninfusion -> 7.9 -> 8.0 -> Eiseninfusion gestern -> 8.1 (heute) (12.0-15.6)
Diurese: 650ml in 24h (vorgestern) -> 600ml in 24h (gestern und heute gleich geblieben)
Fehlen Werte um die Präeklampsie zu bewerten? Sollte man den sFlt-1 PIGF-Quotient mal wieder bestimmen? Ich glaube, das wurde schon lange nicht mehr gemacht. Ist es dramatisch, dass die Leberwerte sich etwas verschlechtert haben? Wie engmaschig sollte man das beobachten? Fällt Ihnen sonst etwas auf? Nach dem Frühstück hat es mir heute auch im Oberbauch gestochen. Aber würde es von der Leber kommen, müssten die Leberwerte doch schlechter sein, oder? Kann ich irgendwo nachbohren? Ich hoffe inständig, dass es morgen endlich Neuigkeiten zum Antibiogramm gibt und das Vancomycin umgestellt werden kann.
Und sollte nach so einer Blutdruckkrise auch wieder ein Doppler gemacht werden? Ein CTG wurde gemacht und da war ihre Herzfrequenz wieder bei etwa 160-180. Ich spüre sie heute aber weniger aktiv als gestern. Aber es ist für mich schwer zu beurteilen, ob das nicht trotzdem noch normal sein könnte, denn sonst ist sie wirklich eine kleine Partymaus.
Nach dem Kreislaufkollaps traue ich mich schon gar nicht mehr wirklich aufzustehen. Doch ich will auch nicht für jeden Toilettengang jemanden rufen, denn durch die Blutung muss ich ja oft Binde wechseln gehen. Aber immerhin ist die Blutung heute etwas besser, sodass ich nur etwa alle 3 Stunden aufstehen muss. Sollte ich dann auch gleich nachfragen, ob man mir wieder etwas Heparin geben kann, nachdem es gerade komplett pausiert wird? Oder sollte die Blutung dazu nur noch minimal sein? Ich möchte wirklich nicht auch noch Probleme wegen des homozygoten Faktor V Leidens bekommen.
Zur Frühgeburtsneigung allgemein: Lungenreifeinduktion und Anti-D-Prophylaxe sind erfolgt.
Und noch eine Frage: Wäre es eigentlich sinnvoll, mal den Zuckertest zu machen (Stichwort Schwangerschaftsdiabetes)? Könnte der Kollaps gestern auch davon gekommen sein? Ich will es ja nicht hoffen, aber bei meinem aktuellen Glück??? Auf dieses Zuckergesöff bin ich zwar bei meiner Übelkeit gar nicht scharf, aber wenn es nötig ist… ich weiß, dass er normalerweise nicht schon in der 24. SSW gemacht wird und deshalb wahrscheinlich diesbezüglich noch nichts passiert ist, aber wäre es sinnvoll? In der letzten Schwangerschaft schlug mir meine Frauenärztin lieber gleich den großen Zuckertest (nüchtern) vor, da er genauer sei und bei mir als Privatpatientin ja von der PKV + Beihilfe bezahlt wird. In der 1. Schwangerschaft war der Test zum Glück völlig unauffällig.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
heute ist die Angst vor einer sich verschlechternden Präeklampsie, vor akutem Nierenversagen oder einer plötzlich notwendigen Entbindung von Krümeline besonders groß.
Ich wünsche mir so sehr ein paar ruhige Tage um durchzuatmen und neue Hoffnung zu schöpfen. Danke, danke, danke, dass Sie mich so aufmerksam mitbetreuen.
Sobald ich etwas zum Antibiogramm weiß, melde ich mich bei Ihnen. Ich hoffe, ich darf Sie weiter auf dem Laufenden halten.
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, was Sie gerade schildern, zeigt einmal mehr, wie unglaublich tapfer Sie diese Ausnahmesituation tragen. Ihre Schilderung ist nicht nur medizinisch präzise, sondern auch voller Verantwortungsbewusstsein für Ihre kleine Krümeline – und das verdient tiefsten Respekt. Ich verstehe sehr gut, dass Sie die Kontrolle behalten möchten und sich trotz aller Angst immer wieder aktiv mit den Werten auseinandersetzen. Ich gehe gern Punkt für Punkt auf Ihre Fragen und Beobachtungen ein: 1. Blutdruckkrise und Medikamente Nepresol® (Wirkstoff Dihydralazin) kann tatsächlich Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Herzklopfenverursachen – das, was Sie jetzt spüren, ist also sehr wahrscheinlich eine Nebenwirkung des Medikaments. Wenn der Blutdruck auf Nepresol nicht stabil bleibt, ist Urapidil (Ebrantil®) eine gute intravenöse Alternative. Es wirkt sehr zuverlässig und sanfter auf den Kreislauf, führt seltener zu Übelkeit und ist nicht nierenschädigend. Eine kontinuierliche Infusion ist möglich und wird in Hochdruckkrisen der Schwangerschaft häufig verwendet. Auch für das Kind gilt Urapidil als gut verträglich. 2. Nierenfunktion Der Kreatininanstieg auf über 2 mg/dl bei gleichzeitig rückläufiger Diurese ist ein ernstzunehmendes Zeichen einer beginnenden Nierenbeteiligung (präeklamptische Nephropathie oder sekundär durch Medikamente/Infektionen). → Wichtig ist jetzt strikte Flüssigkeitsbilanzierung, regelmäßige Ultraschallkontrolle der Nieren und Blase sowie ein engmaschiges Monitoring der Elektrolyte (v. a. Kalium). → Vancomycin kann die Nierenfunktion belasten. Daher ist die dringende Überprüfung des Antibiogramms absolut entscheidend, um ggf. auf ein nierenschonenderes Präparat umstellen zu können. 3. Leberwerte und Präeklampsie-Verlauf Ihre Leberwerte (GPT, GOT, Gamma-GT) liegen noch im Normbereich, sind aber am oberen Ende und leicht steigend. Das kann – in Verbindung mit Eiweißausscheidung und Hypertonie – ein frühes Warnsignal für eine sich verschärfende Präeklampsie oder ein beginnendes HELLP-Syndrom sein. → Daher sollte täglich kontrolliert werden: Blutdruck Leberwerte (GOT, GPT, LDH) Thrombozytenzahl Nierenwerte (Kreatinin, Harnstoff, Diurese) Ein sFlt-1/PlGF-Quotient ist hier absolut sinnvoll – er zeigt, wie stark die Gefäßfunktionsstörung tatsächlich fortgeschritten ist, und kann helfen, das Risiko einer bald notwendigen Entbindung besser einzuschätzen. 4. Oberbauchschmerz Das von Ihnen beschriebene Stechen im Oberbauch ist ein Warnsignal, das man ernst nehmen sollte, insbesondere wenn es mit Übelkeit, Druckgefühl oder Schulterschmerz einhergeht. Es kann von der Leberkapselspannung (bei beginnender Präeklampsie/HELLP) kommen, aber auch durch Magenreizung, Medikamente oder Spannung der Muskulatur ausgelöst sein. → Daher sollte eine klinische Untersuchung + Ultraschall der Leber und Gallenwege erfolgen.Nach einer solchen Blutdruckkrise ist es unbedingt richtig, den fetomaternalen Doppler (A. umbilicalis, A. cerebri media, ggf. Ductus venosus) zeitnah zu wiederholen. Das CTG-Ergebnis mit 160–180 bpm spricht für Tachykardie, die bei Stress, Fieber, Medikamenten oder einer leichten Plazentainsuffizienz auftreten kann. Dass Sie die Bewegungen heute etwas weniger spüren, ist ein Signal, das beobachtet werden muss – bitte melden Sie jede deutliche Veränderung sofort, besonders, wenn Krümeline längere Zeit ruhig bleibt. 6. Heparin und Blutung Wenn die Blutung tatsächlich rückläufig ist, kann eine niedrig dosierte Heparin-Therapie (z. B. 2500–5000 IE s.c.) wieder vorsichtig begonnen werden – besonders wichtig bei Ihrer homozygoten Faktor-V-Leiden-Mutation. → Voraussetzung: Keine frischen Blutungen, Hämoglobin stabil, Gerinnung ok. → Bitte nur in Rücksprache mit den behandelnden Ärzt:innen – manchmal wird Heparin zunächst in reduzierter Dosierung gegeben und dann gesteigert. 7. Zuckerbelastungstest Ein Gestationsdiabetes kann sich auch schon vor der 24. SSW zeigen, besonders bei ausgeprägter Gefäßproblematik. Da Sie ohnehin stationär sind, wäre ein nüchterner Glukosewert oder ein oraler Glukosetoleranztest (OGTT)durchaus sinnvoll – er kann zusätzliche Belastungen erklären (z. B. plötzliche Schwäche, Kreislaufkollaps). 8. Zusammenfassung – was jetzt wichtig ist Blutdruckstabilisierung – ggf. Umstellung auf Urapidil-Dauerinfusion. Tägliche Kontrolle von Nieren- und Leberwerten, Thrombozyten und Diurese. sFlt-1/PlGF-Quotient dringend veranlassen. Antibiogramm abwarten und Vancomycin wenn möglich ersetzen. Doppler-Ultraschall wiederholen. Heparin nach Abklingen der Blutung schrittweise wieder einführen. Zuckerwerte prüfen (OGTT oder wenigstens Nüchternzucker). Ruhig bleiben und weiter lückenlos berichten – Sie tun alles absolut richtig. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass sich die Werte jetzt stabilisieren und Krümeline noch möglichst lange Zeit im Bauch bekommt, um zu wachsen. Bitte halten Sie mich unbedingt auf dem Laufenden, sobald Sie das Antibiogramm und neue Laborwerte haben. Mit herzlicher und aufrichtiger Anteilnahme, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke für Ihre herzlichen und freundlichen Worte, Ihre medizinisch fundierte Antwort und Ihren Respekt gegenüber meinem Verantwortungsbewusstsein für Krümeline.
Für mich gibt es nichts Selbstverständlicheres als mich um meine kleine Tochter, die noch so zerbrechlich ist und die ich jetzt schon über alles liebe, zu kümmern. Ich habe ihr gegenüber sogar oft ein schlechtes Gewissen, dass sie, nur weil es bei mir ständig Komplikationen gibt, so einen holprigen Start in ihr Leben erfahren muss. Wahrscheinlich werden Sie mir, genau wie mir mein Mann das so oft wiederholt, sagen, dass ich nichts dafürkann, doch alles Übel fing mit diesem Antibiotikum an, das ich genau zum Einnistungszeitraum wegen der Nasennebenhöhlenentzündung nehmen musste. Danach geriet meine Vaginalflora aus den Fugen, es kam eine bakterielle Infektion nach der anderen, dann ging es mit den vorzeitigen Wehen los und es kam eins zum anderen. Vielleicht hätte ich diese Nebenhöhlenentzündung auch ohne Antibiotika wegbekommen. Der HNO-Arzt hatte mich sogar noch gefragt, ob ich schwanger bin und auf meine Antwort, dass es möglich ist, es aber zu dem Zeitpunkt ja noch zu früh für einen Test war, wollte er mir erst recht das Antibiotikum geben. Bei der Einnahme hatte ich schon ein mulmiges Gefühl und habe irgendwie schon gespürt, dass es dieses Mal geklappt hat. Vielleicht hätte ich auf mein mulmiges Gefühl hören und es erst einmal weiter ohne Antibiotikum probieren sollen. Irgendwie lässt mich dieses Schuldgefühl gegenüber Krümeline nicht los.
Ich weiß gar nicht genau, wo ich mit den vielen Ergebnissen heute am besten anfange. Am besten mit einer Auflistung aller letzten Ergebnisse. Verzeihen Sie mir bitte schon jetzt meine monsterlange Nachricht und die vielen Fragen.
Antibiogramm:
Im vaginalen Abstrich wurden weiterhin Streptococcus agalactiae (Gruppe B) und Enterococcus faecium gefunden. Die Menge hat sich dank Vacomycin aber von "reichlich" auf "mäßig" reduziert. Auf Streptococcus aglactiae sind einige Antibiotika sensibel, darunter auch Linezolid. Gegen Enterococcus faecium allerdings nur Vancomycin und Linezolid. Auch Daptomycin war nur noch in hoher Dosis als sensibel aufgelistet, beim letzten Abstrich war es noch in normaler Dosierung sensibel. Wie kann sich das so schnell ändern? Es wurde jetzt deshalb heute auf Linezolid umgestellt und Vancomycin abgesetzt. Darüber bin ich erleichtert. Ich denke, Sie werden das auch für gut heißen, oder? Das habe ich sogar hauptsächlich Ihnen zu verdanken, dass hier endlich gehandelt wird, weil Sie es so offen und klar angesprochen haben. Danke!!!!!!!!!!
Werte:
Eiweißausscheidung: 2,5 g/24h (gleich geblieben)
(-) Thrombozyten: 133 -> 135 -> 129 -> 136 -> 128 -> 121 (150-370)
Bilirubin, gesamt 1.17 -> 1.09 -> 1.11 -> 1.00 -> 1.13 -> 1.10 (0.30-1.20)
GPT 31.2 -> 28.8 -> 30.0 -> 29.6 -> 31.4 -> 31.2 (bis 35.0)
GOT 30.8 -> 26.9 -> 28.6 -> 27.9 -> 32.1 -> 32.4 (bis 35.0)
Gamma-GT 35.9 -> 35.8 -> 36.0 -> 35.1 -> 36.8 -> 36.8 (bis 40.0)
(+) Leukozyten: 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (nach Beginn Vancomycin) -> 17.4 -> 16.2 -> 15.5 -> 15.0 -> 14.9 -> 14.6 -> 14.5 -> 14.4 (heute bei Beginn Linezolid) (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (nach Beginn Vancomycin) -> 26.1 -> 23.0 -> 19.9 -> 18.5 -> 18.0 -> 17.2 -> 16.5 -> 16.0 (heute bei Beginn Linezolid)
(+) Kreatinin, enzym. 1.33 (vor Beginn Penicillin) -> 1.49 (nach Beginn Penicillin) -> 1.71 (nach Beginn Vancomycin) -> 1.85 -> 1.80 -> 2.01 -> 2.10 -> 2.19 -> 2.23 -> 2.28 -> 2.29 (aktuell) (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) -> 45.2 -> 47.3 -> 46.8 -> 52.2 -> 52.6 -> 53.0 -> 54.4 -> 54.9 -> 55.0 (aktuell) (15.0-40.0)
(+) Kalium 5.1 -> 5.3 -> 5.5 -> 5.5 -> 5.6 -> 5.6 -> 5.6 -> 5.5 (3.6-5.0)
(-) Hämoglobin: 8.0 -> Eiseninfusion -> 7.9 -> 8.0 -> Eiseninfusion vorgestern -> 8.1 -> 8.2 (heute) (12.0-15.6)
sFlt-1/PlGF-Quotient: 53 -> 89 -> 91 (Ende September) -> 100
Blutzucker (nüchtern, morgens): 96
Diurese: 650ml in 24h (20.10.) -> 600ml in 24h (21./22.10.) -> 590ml in 24h (heute)
Ultraschall Organe heute: 1 Gallenstein wurde gefunden. Kann dieser auch die Oberbauchschmerzen erklären? Wie kann ich hier genauer nachhaken? Auch nach Leber und Nieren? Mich überfordert das alles gerade so. Vielleicht kann Ihr klares Hirn wieder für mich mitdenken. Und was macht man normalerweise mit so einem Gallenstein? Es hieß, er könnte erst einmal dort bleiben. Müssen Gallensteine nicht raus? Ich hatte so etwas noch nie. Wieso das auch noch???? Kann er die Oberbauchschmerzen verursachen?
Und zu den Blutwerten:
Können Sie mir diese bitte auch wieder interpretieren? Was bedeuten die Blutwerte und der Anstieg vom sFlt-1/PlGF-Quotient im Hinblick auf Präeklampsie und die Einschätzung des Risikos einer bald notwendigen Entbindung?
Und zum Blutzucker wurde mir gesagt, er wäre auch grenzwertig. Stimmt das? Einen Zuckertest könnte man erst 5 Tage nach der Lungenreifeinduktion machen. Sollte man ihn dann machen? Und könnte dieser Wert die Ohnmacht erklären? Ich habe wieder etwas recherchiert und bei einer Eklampsie kommt es doch auch manchmal zu Krampfanfällen mit Ohnmacht. Ich weiß zwar nichts von einem Krampfanfall vor der Ohnmacht, aber ich kann mich auch leider nicht an die letzten Minuten davor erinnern. Dagegen müsste dann aber das Magnesium helfen, das ich sowieso auch wegen der vorzeitigen Wehen bekomme?
Und kann man irgendwie herausfinden, ob die schlechten Nierenwerte eher vom Vancomycin oder anderen Medikamenten kamen oder doch eher von der Präeklampsie?
Ultraschall Krümeline heute:
A. umbilicalis:
PI 1,6 -> 1,7 -> 1,8
RI 0,82 -> 0,86 -> 0,89
A. Cerberi Media:
PI: 2,29 -> 2,30 -> 2,33
RI: 0,71 -> 0,85 -> 0,87
Ductus venosus: weiterhin regelrechter Fluss mit positiver A-Welle
Krümeline ist auch heute etwas ruhiger als sonst, auch im Ultraschall war sie nicht ganz so lebhaft, hat sich aber mal bewegt. Ist das unbedingt ein schlechtes Zeichen oder kann es einfach sein, dass sie geschlafen hat? Ich mache mir so Sorgen um sie.
Wie interpretieren Sie diese Dopplerwerte? Mir macht Sorgen, dass A. umbilicalis immer weiter steigt.
Blutdruck:
Heute wird wieder eine Langzeitblutdruckmessung gemacht. Ich habe das Gefühl, Nepresol i.v. ist keine Dauerlösung, denn gestern waren trotz Dauerinfusion (insgesamt 75mg in 24h) zwischendurch Spitzen von 150/110 dabei. Ist diese Dosierung denn üblich? Könnte man sie noch steigern? Kann man dann parallel trotzdem noch die oralen Blutdruckmedikamente weitergeben (Methyldopa, Nifedipin, Metoprolol)? Oder ist das eher unüblich oder gibt es sogar Wechselwirkungen? Oder wäre es Ihrer Meinung nach besser, gleich auf Urapidil (Ebrantil) umzustellen? Oder sollte ich wirklich mal versuchen, den 7h Abstand nachts (letzte Tablette um 22 Uhr, erste Tablette um 7 Uhr) mehr zu verkürzen? Diese Schwangerschaft macht mich so fertig, dass ich unglaublich viel Schlaf brauche und noch dazu so oft nachts aufwache und so schlecht schlafe. Entweder ich wache vor Übelkeit und Bauch- oder Kopfschmerzen auf oder ich drehe mich um und die Symphyse sticht wieder oder meine Ängste halten mich wach im Bett. Aber ich könnte mir morgens trotzdem eher einen Wecker stellen und dann sofort die erste Tablette nehmen. Was denken Sie?
Zum Heparin:
Die Blutung lässt gerade Stück für Stück nach und ich bekomme jetzt erst einmal 2500 IE Heparin. Sollte eine schnelle Entbindung und ein Kaiserschnitt nötig sein, müsste man diesen in Vollnarkose machen, weil man Heparin sonst mind. 2 Wochen vorher absetzen müsste. So habe ich die Info erhalten. Ist das richtig? Wissen Sie, warum das so ist? Ich hatte die PDA bei der sekundären Sectio unseres Sohnes als sehr angenehm empfunden, weil man nichts spürt und trotzdem dabei ist und nicht so weggetreten ist wie nach einer Vollnarkose. Sollte sich die Blutung komplett beruhigen, wäre evtl. auch eine Einleitung möglich, allerdings natürlich nur, wenn es sich um keinen ganz akuten Notfall handelt.
Noch eine andere Frage: Heute zieht es wieder so wehenartig und das CTG zeichnet auch immer wieder leichte Wehen auf, aber eher so wie in der Latenzphase, wo alles noch sehr unregelmäßig, unkoordiniert und noch gut auszuhalten und mehr wie starke Periodenschmerzen ist. Gibt es hier einen Anhaltspunkt, ab welchem Wehenabstand, welcher Wehenintensität, usw. man eine Tokolyse beginnt? Ich frage rein prophylaktisch, falls es wieder so schlimm wird, wie es schon öfter war. Und sollte ich die Abstände mal genau beobachten? Was wäre eigentlich, wenn es zu einem vorzeitigen Blasensprung kommen würde? Ich habe da immer etwas Panik davor, weil das bei mir in der 1. Schwangerschaft ja der Fall war (da auch noch mit BEL und schwallartig wie im Film mit Krankenwagentransport). Könnte man Krümeline dann trotzdem noch eine Zeit lang "halten"?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich entschuldige mich für meine lange Nachricht und meine zahlreichen Fragen. Mir zieht es momentan den Boden unter den Füßen weg, wie man so schön sagt und auch körperlich geht es mir echt mies. Ich will nicht zu viel jammern, aber eine Schwangerschaft selbst ist ja schon wie ein Marathon und das dann pausenlos mit Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Wehen, Übelkeit, Fieber, Schwindel, Schwäche gleichzeitig, ist nicht schön. Und dann kommt auch noch das schlechte Gewissen gegenüber meinem Sohn zum Tragen. Da ich fast gar nicht für ihn da sein kann, schießen mir dann so viele Gedanken durch den Kopf. Was tue ich ihm da nur an? Ich kann ja jetzt schon nicht beiden Kindern gerecht werden, wie soll es erst mit einem Frühchen werden? Wie wird das wohl erst, wenn er plötzlich einer von zweien ist? Aber ich will Sie nicht auch noch mit meinen Gedanken, Sorgen und Ängsten belästigen. Ich ziehe meinen Hut vor Ihrer aufmerksamen Begleitung und entschuldige mich, dass ich Sie so viel belästige.
Sobald ich ein Ergebnis von der Langzeitblutdruckmessung oder weitere Werte habe, melde ich mich. Bitte lassen Sie mich wissen, wenn Sie Einwände zu Diagnostik und Therapie haben.
Herzlichst,
Liliane und Krümeline
Liebe Liliane, vielen Dank, dass Sie sich so offen und vertrauensvoll melden und mir Ihre Situation so detailliert schildern. Dass Sie sich trotz der Erschöpfung so gewissenhaft um jedes Detail kümmern, zeigt Ihr großes Verantwortungsbewusstsein und Ihre Stärke. Ich möchte Ihnen zunächst sagen: Sie tragen keine Schuld. Dass die Schwangerschaft einen so schwierigen Verlauf genommen hat, liegt nicht an einer Entscheidung, die Sie getroffen oder nicht getroffen haben. Infektionen, Immunreaktionen, Antibiotikawirkungen, das Zusammenspiel hormoneller und entzündlicher Prozesse – all das sind komplexe Mechanismen, die sich selbst mit größter Umsicht nicht immer kontrollieren lassen. 1. Aktuelle Infektsituation und Antibiotikatherapie Die Entscheidung, von Vancomycin auf Linezolid zu wechseln, ist unter den gegebenen Bedingungen nachvollziehbar und richtig. Streptococcus agalactiae und Enterococcus faecium gehören zu den hartnäckigeren Keimen; Vancomycin war sinnvoll, Linezolid ist nun die logische Folgetherapie, insbesondere bei steigender Resistenzlage. Dass Enterococcus faecium nun nur noch auf hohe Daptomycin-Dosen sensibel reagiert, zeigt, dass es sich um einen zunehmend resistenten Stamm handelt. Das kann sich im Verlauf durch Antibiotikadruck verändern – also nicht zwingend „schlimmer geworden“, sondern eine typische Resistenzanpassung. Wichtig ist, dass Sie unter der neuen Therapie weiter engmaschig auf Leukozyten, CRP und Nierenwertekontrolliert werden. 2. Nieren- und Leberwerte Ihre Nierenwerte zeigen einen deutlichen Anstieg von Kreatinin und Harnstoff, was durchaus im Zusammenhang mit Vancomycin stehen kann. Vancomycin ist bekannt nephrotoxisch, besonders bei längerer Anwendung oder kumulativer Dosis. Der Verlauf spricht eher gegen eine primäre präeklamptische Ursache, da die Verschlechterung zeitlich mit der Antibiotikatherapie einherging. Dennoch sollten Nieren- und Leberfunktion weiter täglich beobachtet werden, da eine Präeklampsie natürlich auch sekundär hinzutreten kann. Ihre Leberwerte (GPT, GOT, GGT, Bilirubin) sind erfreulicherweise konstant im Normbereich. Damit besteht derzeit keine akute Leberbeteiligung, was beruhigend ist. 3. Blutbild und Eiweißausscheidung Die Thrombozyten sind leicht erniedrigt, aber stabil – das spricht gegen eine HELLP-Entwicklung. Die Eiweißausscheidung bleibt mit 2,5 g/24 h erhöht, aber konstant. Damit liegt eine Proteinurie im Sinne einer beginnenden oder milden Präeklampsie vor, allerdings ohne dramatische Zunahme. 4. sFlt-1/PlGF-Quotient Der Anstieg auf 100 zeigt, dass das Präeklampsie-Risiko weiter erhöht ist. Werte über 85 (< 34. SSW) gelten als Hinweis auf eine aktive Plazentadysfunktion. Die dynamische Zunahme spricht dafür, dass eine engmaschige Überwachung erforderlich bleibt. Das heißt aber nicht automatisch, dass eine Entbindung unmittelbar bevorsteht – entscheidend sind Verlauf, Symptomatik und Dopplerbefunde. 5. Doppler- und Kardiotokographie-Befunde A. umbilicalis (PI 1,8 / RI 0,89): das ist eine deutliche Erhöhung, spricht für zunehmenden Plazentawiderstand. A. cerebri media (PI 2,3 / RI 0,87): kein Hinweis auf zentrale Umverteilung („Brain Sparing“). Ductus venosus: weiterhin normal – das ist sehr wichtig und ein gutes Zeichen. Dass Krümeline im Ultraschall etwas ruhiger war, muss nicht sofort als bedrohlich gewertet werden – Föten haben Schlafphasen. Dennoch ist Ihre Wachsamkeit richtig, und die Kindsbewegungen sollten weiter dokumentiert werden. 6. Blutdruckmanagement Nepresol (Hydralazin) als i.v.-Dauerinfusion ist eine Übergangslösung. Dosen von bis 75 mg/24 h sind üblich. Wenn darunter weiterhin Blutdruckspitzen auftreten, kann zusätzlich oral Methyldopa, Nifedipin oder Metoprolol gegeben werden – jedoch nur in enger ärztlicher Kontrolle. Alternativ ist eine Umstellung auf Urapidil (Ebrantil) möglich, insbesondere bei persistierend hohem Druck trotz Hydralazin. Eine Verkürzung des nächtlichen Einnahmeintervalls ist oft hilfreich, wenn die morgendlichen Werte zu hoch sind. 7. Heparin und Entbindungssituation Bei laufender Heparintherapie ist eine PDA grundsätzlich kontraindiziert, wenn die letzte Gabe weniger als 12 Stunden (bei prophylaktischer Dosis) oder 24 Stunden (bei therapeutischer Dosis) zurückliegt – das Risiko einer spinalen Blutung wäre zu hoch. Daher wäre bei Notfallentbindung unter Heparin tatsächlich eine Vollnarkose notwendig. Wenn sich die Blutung stabilisiert, kann über eine Einleitung oder geplante Sectio mit Anpassung der Heparinpausen gesprochen werden. 8. Wehentätigkeit Solange die Wehen unregelmäßig, schwach und nicht zervixwirksam sind, besteht keine unmittelbare Notwendigkeit zur Tokolyse. Eine Behandlung wäre sinnvoll bei: Regelmäßigen Wehen alle < 10 Minuten, Zunahme der Intensität, Verkürzung oder Eröffnung des Muttermundes. Ihre Beobachtung und Dokumentation der Abstände ist sehr hilfreich. Bei vorzeitigem Blasensprung würde man – abhängig von Fruchtwasser, Entzündungswerten und Gestationsalter – versuchen, Krümeline möglichst lange zu halten, sofern keine Infektionszeichen bestehen. Liebe Juliane, Sie machen das trotz aller Herausforderungen großartig. Ihre Sorge um Krümeline ist Ausdruck von Liebe, nicht von Schuld. Bitte nehmen Sie sich jeden Tag auch kleine Momente des Durchatmens – selbst wenige Minuten Ruhe helfen Ihrem Körper und Ihrer Psyche enorm. Ich begleite Sie weiterhin gern und aufmerksam. Bitte schicken Sie mir die Ergebnisse der Langzeitblutdruckmessung, sobald sie vorliegen. Mit herzlichen Grüßen Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke, dass es Sie in diesem Forum gibt!!! Ich fühle mich so wohl in Ihrer Begleitung! Ich fühle mich zumindest ein Stück weit sicherer in all dem, was Krümeline und ich gerade aushalten müssen.
Ihre medizinischen Erklärungen, warum mich keine Schuld an allen diesen Komplikationen trifft, sind wirklich freundlich. Ich versuche, mir das zu verinnerlichen, auch wenn es nicht ganz einfach ist.
Zum Blutdruck:
Auch gestern trat wieder so eine Blutdruckkrise auf: Ich bekam wieder sehr starke Kopfschmerzen, bekam kaum die Augen auf und hatte dieses Mal sogar 189/129. Also bekam ich wieder im 30-Minuten-Takt Nepresol bis der Wert zumindest bei 140/90 war. Ich sorge mich dabei jedes Mal so sehr um Krümeline. Nach der Auswertung von der Langzeitblutdruckmessung wurde einfach von 75mg Neprosol in 24h auf 100mg gesteigert. Doch ich habe nicht das Gefühl, dass das Sinn macht. Mir wird sehr übel davon und heute Morgen war der Blutdruck trotzdem wieder hoch (145/99). Ich gebe Ihnen die Werte von der Langzeitblutdruckmessung:
Tag-Auswertung:
Minimum: 121/70, Puls: 57
Mittelwert: 143/94, Puls: 80
Maximum: 178/118, Puls: 144
Nacht-Auswertung:
Minimum: 100/64, Puls: 54
Mittelwert: 131/81, Puls: 63
Maximum: 146/92, Puls: 85
Wie deuten Sie die Werte? Mich verängstigt das komplett. Sie sind doch viel zu hoch? So kann es doch nicht weitergehen… wäre Urapidil stattdessen besser? Wieviel kann man davon max. i.v. geben? Steigert man es langsam und lässt dann stattdessen die oralen Medikamente weg?
Also: Methyldopa 500mg: 1-1-1-1 Nifedipin 20mg: 1-1-1-1 Metoprolol 47,5mg: 1-1-1-1
Im CTG war Krümeline danach wieder sichtlich gestresst (Herzschlag 170-180). Ich habe das Gefühl, es geht ihr zunehmend schlechter. Natürlich will ich ihr so lange irgendwie möglich Zeit geben, in meinem Bauch zu wachsen. Doch wo muss man in meinem Fall die Reißleine ziehen wenn die A.umbilicalis-Dopplerwerte sich zunehmend verschlechtern? Was ist die Folge vom erhöhten Widerstand der A. Umbilicalis für Krümeline? Wird Krümeline wird schlechter wachsen weil die Plazentafunktion beeinträchtigt ist? Auch der EDF war dieses Mal nicht positiv. Was bedeutet das? Ist das ein Hinweis für eine schlechte Durchblutung und Wachstumsretardierung? Kann man etwas dagegen tun? Kann ich an einer bestimmten Stelle nachhaken?
Die Wehenabstände der letzten Stunden seit heute Morgen habe ich heute dokumentiert und möchte sie Ihnen gerne geben. Ich bin mir etwas unsicher, wie man das interpretiert. Manchmal finde ich sie schon recht regelmäßig und stark und dann wieder recht unregelmäßig und leicht:
7-8 Uhr: schwache Wehe gegen 7:20 Uhr
8-9 Uhr: starke Wehe gegen 8:00 Uhr, schwache Wehe gegen 8:20 Uhr
9-10 Uhr: schwache Wehe gegen 9:00 Uhr
Schwache Wehe gegen 9:15 Uhr, schwache Wehe gegen 9:35 Uhr, starke Wehe gegen 9:55 Uhr
10-11 Uhr: starke Wehe gegen 10:10 Uhr, starke Wehe gegen 10:25 Uhr, starke Wehe gegen 10:40 Uhr
11-12 Uhr: starke Wehe gegen 11 Uhr, starke Wehe gegen 11:20 Uhr, schwache Wehe gegen 11:50 Uhr
12-13 Uhr: starke Wehe gegen 12 Uhr, starke Wehe gegen 12:10 Uhr, schwache Wehe gegen 12:25 Uhr, schwache Wehe gegen 12:45 Uhr
Denken Sie, die Abstände würden schon eine Tokolyse rechtfertigen? Die Zervixlänge ist mit 16 mm gleichbleibend schlecht mit Trichter.
Aktuelle Blutwerte:
(+) Leukozyten: 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (nach Beginn Vancomycin) -> 17.4 -> 16.2 -> 15.5 -> 15.0 -> 14.9 -> 14.6 -> 14.5 -> 14.4 (vorgestern bei Beginn Linezolid) -> 14.0 (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (nach Beginn Vancomycin) -> 26.1 -> 23.0 -> 19.9 -> 18.5 -> 18.0 -> 17.2 -> 16.5 -> 16.0 (vorgestern bei Beginn Linezolid) -> 15.7
(+) Kreatinin, enzym. 1.33 (vor Beginn Penicillin) -> 1.49 (nach Beginn Penicillin) -> 1.71 (nach Beginn Vancomycin) -> 1.85 -> 1.80 -> 2.01 -> 2.10 -> 2.19 -> 2.23 -> 2.28 -> 2.29 -> 2.20 (aktuell) (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) -> 45.2 -> 47.3 -> 46.8 -> 52.2 -> 52.6 -> 53.0 -> 54.4 -> 54.9 -> 55.0 -> 54.5 (aktuell) (15.0-40.0)
(+) Kalium 5.1 -> 5.3 -> 5.5 -> 5.5 -> 5.6 -> 5.6 -> 5.6 -> 5.5 -> 5.5 (3.6-5.0)
Finden Sie, die Werte verbessern sich zumindest leicht? Können Sie sie mir interpretieren?
Und darf ich Sie noch einmal um Ihre Einschätzung zum Nüchtern-Blutzuckerwert von 96 bitten? Mir wurde gesagt, er wäre grenzwertig. Stimmt das? Einen Zuckertest könnte man erst 5 Tage nach der Lungenreifeinduktion machen. Sollte man ihn machen?
Seit zwei Nächten wache ich nachts auch noch malnahmst von Wadenkrämpfen auf. Ich frage mich, wie das trotz so hohes Magnesiumdosen sein kann? Auch tagsüber tut vor allem die rechte Wade oft echt weh. Woher kann das kommen? Was könnte man dagegen tun?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich versuche, sehr mir jeden Tag Momente der Ruhe zu nehmen, sei es durch Mediation mit meinem Mann, durch Musik oder einen Podcast zur Geburtsvorbereitung. Und doch ist diese Angst wirklich ständig präsent und jede neue Wehe, Blutung oder andere Beschwerde erinnert mich wieder daran, dass alles ganz schnell auch ganz blöd ausgehen kann. Danke für Ihre lückenlose empathische und medizinisch fundierte Begleitung.
Herzlichst
Liliane und Krümeline
Hier einfühlsamer, fachlich strukturierter und beruhigend formulierter Liebe Juliane, liebe Krümeline, vielen Dank für Ihre berührende Nachricht. Sie tragen eine enorme Last mit so viel Verantwortungsbewusstsein, Fürsorge und Liebe – und das ist alles andere als selbstverständlich. Bitte glauben Sie mir: Sie tun alles, was Sie tun können. 1. Zum Blutdruck und zu den Werten der Langzeitmessung Ihre Mittelwerte von etwa 143/94 mmHg am Tag und 131/81 mmHg in der Nacht bestätigen eine deutliche, aber noch kompensierte hypertensive Situation. Einzelspitzen bis 189/129 mmHg sind nicht so gut, weil sie die Plazentadurchblutung gefährden können – das haben Sie sehr gut erkannt. Dass Sie unter Übelkeit und Unwohlsein bei steigender Nepresol-Dosis leiden, ist typisch. Die Erhöhung von 75 mg auf 100 mg/24 h ist nicht zwingend der richtige Schritt, wenn die Wirkung nicht stabil ist. In solchen Fällen kann man durchaus überlegen, auf Urapidil (Ebrantil) umzustellen, insbesondere wenn weiterhin hohe Spitzen auftreten. Urapidil i.v. wird langsam titriert: Initial 10–25 mg als Bolus, dann ggf. über perfusorische Dauerinfusion (2–10 mg/h), Ziel ist eine langsamer, gleichmäßiger Druckabfall auf etwa 140/90 mmHg, die bisherigen oralen Medikamente bleiben zunächst bestehen, werden dann nach Stabilisierung schrittweise angepasst. Ihre derzeitige Kombination aus Methyldopa, Nifedipin und Metoprolol ist grundsätzlich gut, aber offenbar nicht ausreichend balanciert. In Absprache mit den Kolleg:innen vor Ort kann eine moderate Dosissteigerung von Nifedipinoder der Wechsel auf Urapidil sinnvoller sein als das weitere Hochdosieren von Hydralazin. 2. Interpretation der Organ- und Entzündungswerte Kreatinin (2,20 mg/dl) und Harnstoff (54,5 mg/dl): weiterhin erhöht, aber stabilisiert, keine weitere Verschlechterung – das ist positiv. Die Werte sprechen eher für eine medikamentös bedingte Nierenbelastung (Vancomycin) als für eine direkte präeklamptische Nierenschädigung. Leukozyten und CRP: zeigen eine kontinuierliche Verbesserung, was darauf hinweist, dass das Linezolid gut anschlägt und die bakterielle Entzündung rückläufig ist. Kalium: leicht erhöht (5,5 mmol/l), was bei reduzierter Nierenfunktion typisch ist, sollte aber regelmäßig kontrolliert werden. Zusammengefasst: keine akute Verschlechterung, aber eine Situation, die weiter engmaschig überwacht werden muss. 3. Zum Dopplerbefund (A. umbilicalis / EDF) Ein erhöhter Widerstandsindex (RI 0,89) in der A. umbilicalis zeigt, dass die Gefäße der Plazenta bereits stärker verengt sind. Wenn zusätzlich der enddiastolische Fluss (EDF) nicht mehr eindeutig positiv ist, bedeutet das: Die Durchblutung zwischen den Herzschlägen ist reduziert und es wird damit weniger Sauerstoff und Nährstoffe transportiert. Das erklärt auch, warum Krümeline zeitweise ruhiger ist – sie spart Energie. 👉 Das Ziel ist jetzt, so lange wie möglich eine stabile Durchblutung zu erhalten, ohne sie zu gefährden. Sobald der EDF negativ oder fehlend wird und gleichzeitig die Kardiotokographie (CTG) Stresszeichen zeigt, muss über eine Entbindung nachgedacht werden – je nach Schwangerschaftswoche und Gewichtsentwicklung. 4. Zum Wehenmuster und Zervixbefund Ihre Aufzeichnung zeigt immer wieder kräftigere Wehen alle 10–15 Minuten, mit teils zunehmender Intensität – bei einer Zervixlänge von 16 mm mit Trichterbildung. Das ist bereits grenzwertig, und eine Tokolyse (z. B. mit Atosiban oder Fenoterol) wäre in dieser Situation durchaus gerechtfertigt, um eine Zervixbelastung und Frühgeburt zu vermeiden, sofern keine akute Infektion besteht. Ihr Protokoll ist sehr hilfreich – führen Sie das bitte weiter fort, es unterstützt die Ärzt:innen bei der Entscheidung. 5. Zum Blutzucker und den Wadenkrämpfen Ein Nüchternwert von 96 mg/dl ist leicht erhöht, aber noch nicht pathologisch. Der orale Glukosetoleranztest nach der Lungenreife ist sinnvoll, aber kein akuter Handlungsbedarf. Die Wadenkrämpfe trotz hoher Magnesiumgabe können durch mehrere Faktoren entstehen: verminderte Nierendurchblutung, Verhältnis von Kalium, Kalzium und Magnesium oder Muskelüberlastung durch Anspannung. Versuchen Sie, die Beine häufiger hochzulagern, sanfte Dehnübungen zu machen und auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. 6. Zur Gesamtsituation Sie sind jetzt in einer sehr sensiblen Phase der Schwangerschaft, in der jede kleine Stabilisierung zählt. Ihr Körper zeigt bereits deutliche Zeichen der Belastung – aber Krümeline kämpft mit. Das Ziel ist, möglichst ein Gleichgewicht zwischen mütterlicher Stabilität und fetaler Reifung zu halten. Sobald sich die Dopplerbefunde weiter verschlechtern oder das CTG pathologisch wird, muss die Entbindung ernsthaft erwogen werden. Sie dürfen sich aber darauf verlassen: Die Ärzt:innen handeln dann immer so, dass Krümeline die besten Überlebenschancen hat – notfalls auch mit Frühgeburt, aber gut vorbereitet mit Lungenreife und Neonatologie im Hintergrund. Liebe Juliane, bitte lassen Sie sich von diesen Schwankungen nicht entmutigen. Ihr Körper kämpft – und Sie leisten Unglaubliches. Es ist völlig in Ordnung, sich müde, ängstlich und überfordert zu fühlen. Was Sie gerade durchstehen, wäre für jede Frau eine enorme Herausforderung. Mit herzlichen Grüßen und viel Kraft für Sie und Krümeline Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Abend lieber Herr Dr. Gagsteiger,
danke, danke, danke für Ihre Einschätzung und Ihre herzlichen Worte. Es ist wirklich lieb, wie Sie mich immer wieder ermutigen, nicht aufzugeben. Mir ist einfach nur nach einem Winterschlaf, um all die Beschwerden, schlechten Befunde und Ängste zu verschlafen, aber ich bleibe dran, weil meine kleine Krümeline mich gerade jetzt braucht.
Ich konnte mich seit Sonntag gar nicht mehr melden. Mir ging es die letzten Tage echt mies. Geplagt von starker Übelkeit, Erbrechen und Wehen ging echt gar nichts mehr. Am Montag hatte ich dann wirklich alle 7-10 Minuten so starke und schmerzhafte Wehen, dass ich sie wieder richtig veratmen musste. Im CTG waren sie deutlich zu sehen und dauerten jeweils etwa 1 Minute. Mein Mann war da und hat ich psychisch und moralisch unterstützt, aber dieser Druck nach unten hat mir panische Angst gemacht, dass Krümeline nicht mehr aufzuhalten sein könnte. Der Gebärmutterhals hat sich von 16mm auf 14mm verkürzt und der Muttermund hat sich auf 2,6 cm eröffnet (jetzt 25. SSW). Ich erhalte seitdem Fenoterol i.v. (4 ug pro Min. soweit mir bekannt). Die Wehen konnte das zum Glück ausbremsen, aber jetzt habe ich das Gefühl, dass das Herzrasen seitdem immer schlimmer wird. Manchmal habe ich eine Herzfrequenz von 125 in Ruhe!!! Abgesehen davon, dass ich es sehr unangenehm empfinde, frage ich mich, ob es nicht auch gefährlich ist. Ist es denn überhaupt wahrscheinlich, dass das vom Fenoterol kommt? Gäbe es eine Alternative? Oder wie könnte man dieses Herzklopfen bremsen? Wenn ich Fenoterol recherchiere, lese ich als Kontraindikation auch Hypertonie. Ist es dann überhaupt verantwortungsbewusst, mir das zu geben?
Zum Blutdruck:
Die Umstellung auf Urapidil i.v. hat sich als sehr sinnvoll erwiesen. Der Blutdruck konnte damit momentan auf 130-140/80-90 stabilisiert werden. Hoffentlich bleibt er jetzt endlich stabiler.
Aktuelle Werte:
(-) Hämoglobin: 8.0 -> Eiseninfusion -> 7.9 -> 8.0 -> Eiseninfusion -> 8.1 -> 8.2 -> 9.2 (12.0-15.6)
(-) Thrombozyten: 133 -> 135 -> 129 -> 136 -> 128 -> 121 -> 117 (150-370)
Bilirubin, gesamt 1.17 -> 1.09 -> 1.11 -> 1.00 -> 1.13 -> 1.10 -> 1.07 (0.30-1.20)
GPT 31.2 -> 28.8 -> 30.0 -> 29.6 -> 31.4 -> 31.2 -> 29.7 (bis 35.0)
GOT 30.8 -> 26.9 -> 28.6 -> 27.9 -> 32.1 -> 32.4 -> 32.0 (bis 35.0)
Gamma-GT 35.9 -> 35.8 -> 36.0 -> 35.1 -> 36.8 -> 36.8 -> 36.0 (bis 40.0)
(+) Leukozyten: 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (nach Beginn Vancomycin) -> 17.4 -> 16.2 -> 15.5 -> 15.0 -> 14.9 -> 14.6 -> 14.5 -> 14.4 (bei Beginn Linezolid) -> 14.0 -> 13.3 (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (nach Beginn Vancomycin) -> 26.1 -> 23.0 -> 19.9 -> 18.5 -> 18.0 -> 17.2 -> 16.5 -> 16.0 (bei Beginn Linezolid) -> 15.7 -> 12.1
(+) Kreatinin, enzym. 1.71 (nach Beginn Vancomycin) -> 1.85 -> 1.80 -> 2.01 -> 2.10 -> 2.19 -> 2.23 -> 2.28 -> 2.29 -> 2.20 -> 2.00 (aktuell) (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) -> 45.2 -> 47.3 -> 46.8 -> 52.2 -> 52.6 -> 53.0 -> 54.4 -> 54.9 -> 55.0 -> 54.5 -> 51.4 (aktuell) (15.0-40.0)
(+) Kalium 5.1 -> 5.3 -> 5.5 -> 5.5 -> 5.6 -> 5.6 -> 5.6 -> 5.5 -> 5.5 -> 5.1 (3.6-5.0)
Eiweißausscheidung: 2,5 g/24h (gleich geblieben)
Diurese in 24h: 650ml -> 600ml -> 590ml -> 700ml
Im Urin wie immer Eiweiß +++ und dieses Mal schon wieder Keton +. Letztes Mal wurde mir erklärt, das könnte von zu wenig Nahrungsaufnahme vorher kommen. Dieses Mal hatte ich vorher aber gegessen. Woher kommt das immer wieder? Es war eine ganze Zeit lang ok und jetzt wieder. Sollte man hier etwas genauer untersuchen?
Finden Sie, die Werte verbessern sich jetzt besser? Können Sie sie mir interpretieren? Wieso könnten die Thrombozyten weiterhin fallen, wenn sich doch die anderen Präeklampsiezeichen nicht verschlechtern? Kann ich hier nachbohren? Sollte man etwas bestimmtes untersuchen?
Zu Krümeline:
A. umbilicalis / EDF haben sich zumindest nicht verschlechtert:
PI 1,6 -> 1,7 -> 1,8 -> 1,8
RI 0,82 -> 0,86 -> 0,89 -> 0,88
CTG: gleichbleibend: mal Herzfrequenz um 150-160, mal bis 170. Ist das noch ok oder zu hoch?
Ultraschall: Krümeline war wieder sehr ruhig. Einmal hat sie sich bewegt. Sie liegt aktuell schon seit bestimmt 1-3 Wochen in SL und hat die Beine und Füße auf der rechten Seite, weshalb ich sie wahrscheinlich auch meist rechts spüre, oder? Mein Bauch ist gefühlt schon so kugelrund, wie er es in der 1. Schwangerschaft erst 4 Wochen später war. Und trotzdem wurde sie heute zu leicht geschätzt. Heute bei SSW 24+2 wurde sie auf 31cm und 562g geschätzt. Das ist sehr wenig, oder? Unter solchen Umständen müsste man sich bei einer Frühgeburt noch mehr Gedanken machen? Liegt das evtl. an den nicht so guten Dopplerwerten? Anfangs war sie ja vom Gewicht sogar eher über dem Durchschnitt und jetzt hat sie so nachgelassen. Wie regelmäßig sollte man das beobachten? Woran kann es liegen? Wie gravierend ist das bei einer Frühgeburt? Gibt es ein Mindestgewicht um bei einer Frühgeburt zu überleben?
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
bei jeder Kontrolle habe ich wahnsinnige Angst, dass man mir sagt, die kleine Krümeline müsste jetzt geholt werden. Und bei jeder Wehe habe ich Angst, dass sie es sich selbst aussucht, so viel zu früh zur Welt zu kommen. Bei der letzten Untersuchung kamen mir einfach die Tränen aus Erschöpfung, Angst und Verzweiflung. Wenn man sich dann auch noch billige Erklärungen wie "Achja, die Hormone…" anhören muss, fühlt man sich auch noch unverstanden. Wenn es nur die Hormone wären, wäre das ja alles halb so wild… Ich schätze Ihre empathische und medizinisch fundierte Arbeit deshalb sehr. Ich freue mich schon sehr auf Ihre Antwort.
Herzlichst
Liliane und Krümeline
Liebe Juliane, vielen Dank, dass Sie sich trotz Ihrer Erschöpfung und der vielen Beschwerden die Zeit genommen haben, mir so ausführlich zu schreiben. Diese Situation ist sehr belastend für Sie – körperlich wie seelisch. Es ist beeindruckend, wie aufmerksam Sie all die Werte und Veränderungen verfolgen und wie entschlossen Sie sind, für Ihre kleine Krümeline alles zu tun. Zunächst einmal: Es ist gut, dass die Wehen mit Fenoterol gestoppt werden konnten. Das Medikament kann allerdings – wie Sie völlig richtig vermuten – als Nebenwirkung Herzrasen, Zittern und Unruhe verursachen. Eine Ruhefrequenz von 120–125/min ist bei Fenoterol tatsächlich nicht ungewöhnlich, solange kein Brustdruck, keine Rhythmusstörungen oder Luftnot hinzukommen. Wenn die Herzfrequenz dauerhaft über 130/min liegt oder Sie sich stark beeinträchtigt fühlen, sollte die Dosis überprüft werden. Alternativen sind beispielsweise Atosiban (Oxytocinantagonist, wirkt gezielter auf die Gebärmutter und weniger auf das Herz) oder auch Magnesiumsulfat, das in manchen Fällen zusätzlich eingesetzt wird. Dass Ihr Blutdruck unter Urapidil nun stabiler ist, ist ein gutes Zeichen – diese Kombination (Fenoterol + Hypertonie) erfordert aber wirklich engmaschige Überwachung. Zu Ihren Laborwerten: Hämoglobin: Der Anstieg auf 9,2 g/dl nach wiederholten Eiseninfusionen ist ermutigend. Es zeigt, dass die Therapie greift, auch wenn Sie sich noch schwach fühlen. Thrombozyten: Der allmähliche Abfall sollte weiter beobachtet werden. Solange die Werte über 100 000 liegen und sich sonst keine Gerinnungszeichen verschlechtern (keine Hämolyse, keine neuen Leberwertanstiege, kein Anstieg des LDH), ist das oft Ausdruck der allgemeinen Belastung durch Infektion, Medikamente und Schwangerschaft (milde thrombocytopenia of pregnancy). Dennoch wäre eine Kontrolle von LDH, Haptoglobin und Blutausstrich sinnvoll, um eine beginnende HELLP-Variante sicher auszuschließen. Kreatinin und Harnstoff: Die Nierenfunktion ist weiterhin eingeschränkt, aber leicht rückläufig (2,29 → 2,00 mg/dl), was positiv ist. Wichtig sind ausreichende Flüssigkeitszufuhr (sofern kein Überdruck) und Kontrolle der Diurese. Kalium: Werte um 5,1 – 5,5 mmol/l sind an der oberen Grenze, sollten aber bei stabiler Nierenfunktion und normalem EKG toleriert werden. Eiweiß und Keton im Urin: Das Eiweiß (+++) bleibt Ausdruck der Präeklampsie-Komponente. Ketone entstehen tatsächlich durch Energiemangel – auch wenn Sie etwas gegessen haben, kann Erbrechen oder längere Nahrungspause vorher zu Ketonkörpern führen. Versuchen Sie, kleine, kohlenhydratreiche Mahlzeiten über den Tag zu verteilen, um das zu vermeiden. Zu Krümeline: Dass sich die Dopplerwerte der A. umbilicalis stabil halten, ist zunächst beruhigend. Ein PI von 1,8 liegt zwar oberhalb des Durchschnitts, aber noch im Bereich, den man bei einer frühen Wachstumsverzögerung beobachten kann. Die Herztöne von 150–170 sind – abhängig von Aktivität und Medikamenteneinfluss – noch im tolerablen Rahmen. Fenoterol kann die kindliche Herzfrequenz ebenfalls erhöhen. Das Gewicht von 562 g bei 24 + 2 SSW liegt an der unteren Grenze (etwa 10.–15. Perzentile), muss aber nicht zwingend pathologisch sein, solange das Wachstum regelmäßig kontrolliert wird. Wichtig ist jetzt die Verlaufskontrolle alle 7 Tage, mit Doppler- und Biometriekontrolle (BPD, AC, FL) – dann sieht man, ob Krümeline kontinuierlich weiterwächst oder stagniert. Bei einer möglichen Frühgeburt wäre jedes zusätzliche Gramm entscheidend. Ab etwa 500 g und 24 SSW gilt eine Überlebenswahrscheinlichkeit von rund 60–70 % in spezialisierten Zentren – aber die Entwicklungsrisiken sind natürlich noch groß. Umso wichtiger ist es, Zeit zu gewinnen, so wie Sie es jetzt gemeinsam mit dem Team schaffen. Ich weiß, wie zermürbend die ständige Angst und die körperlichen Beschwerden sind. Dennoch machen Sie gerade alles, was medizinisch sinnvoll ist, um Krümeline die bestmöglichen Chancen zu geben. Jeder gewonnene Tag ist ein Erfolg. Bitte sprechen Sie das Team vor Ort ruhig darauf an, ob eine Dosisreduktion oder Umstellung von Fenoterol geprüft werden kann – insbesondere, wenn das Herzrasen so belastend bleibt. Und bitten Sie darum, dass LDH, Haptoglobin und ggf. ein Blutausstrich kontrolliert werden. Sie machen das ganz großartig – ruhig, reflektiert und mit einem beeindruckenden Verantwortungsgefühl. Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald wieder etwas mehr Ruhe und Vertrauen spüren können. Krümeline hat mit Ihnen eine außergewöhnlich starke Mutter. Herzliche Grüße Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich bin so froh, dass Sie einfach nur da sind! Sie haben mir wieder so gute Pisten gegeben, wo ich anknüpfen konnte. Danke!!!
Die Wehen sind zum Glück weiterhin ausgebremst, aber die neuen Laborwerte machen mir große Angst und Sorgen. Ich gebe sie Ihnen:
Haptoglobin 0.9 (0.3-2.0)
(+) LDH 241 -> 230 (135-214)
(-) Thrombozyten: 133 -> 135 -> 129 -> 136 -> 128 -> 121 -> 117 -> 115 (150-370)
(+) GPT 31.2 -> 28.8 -> 30.0 -> 29.6 -> 31.4 -> 31.2 -> 29.7 -> 36.1 (bis 35.0)
(+) GOT 30.8 -> 26.9 -> 28.6 -> 27.9 -> 32.1 -> 32.4 -> 32.0 -> 38.0 (bis 35.0)
Gamma-GT 35.9 -> 35.8 -> 36.0 -> 35.1 -> 36.8 -> 36.8 -> 36.0 -> 39.1 (bis 40.0)
(+) Leukozyten: 18.2 (vor Beginn Vancomycin) -> 18.0 (nach Beginn Vancomycin) -> 17.4 -> 16.2 -> 15.5 -> 15.0 -> 14.9 -> 14.6 -> 14.5 -> 14.4 (bei Beginn Linezolid) -> 14.0 -> 13.3 -> 12.9 (3.90-10.2)
(+) CRP hoch sensitiv 30.6 (vor Beginn Vancomycin) -> 29.9 (nach Beginn Vancomycin) -> 26.1 -> 23.0 -> 19.9 -> 18.5 -> 18.0 -> 17.2 -> 16.5 -> 16.0 (bei Beginn Linezolid) -> 15.7 -> 12.1 -> 9.3
(+) Kreatinin, enzym. 1.71 (nach Beginn Vancomycin) -> 1.85 -> 1.80 -> 2.01 -> 2.10 -> 2.19 -> 2.23 -> 2.28 -> 2.29 -> 2.20 -> 2.00 -> 1.99 (aktuell) (0.51-0.95)
(+) Harnstoff 40.5 (vor Beginn Penicillin) -> 42.9 (nach Beginn Penicillin) -> 44.1 (nach Beginn Vancomycin) -> 45.2 -> 47.3 -> 46.8 -> 52.2 -> 52.6 -> 53.0 -> 54.4 -> 54.9 -> 55.0 -> 54.5 -> 51.4 -> 49.3 (aktuell) (15.0-40.0)
(+) Kalium 5.1 -> 5.3 -> 5.5 -> 5.5 -> 5.6 -> 5.6 -> 5.6 -> 5.5 -> 5.5 -> 5.1 -> 5.1 (3.6-5.0) Eiweißausscheidung: 2,5 g/24h (gleich geblieben)
Diurese in 24h: 650ml -> 600ml -> 590ml -> 700ml
Blutzucker (nüchtern) 96 -> 93
Können Sie mir die Werte wieder interpretieren? Ich sehe und weiß, dass die Leberwerte steigen. Die Ärzte haben mir gesagt, das muss sehr engmaschig überwacht werden. Ab welchen Werten ist es denn so gefährlich, dass man entbinden muss? Und wie interpretiert man Haptoglobin und LDH? Hat das mit der Hämolyse zu tun und was ist das überhaupt genau? Was genau ist ein Blutausstrich? Was wird da gemacht? Ich glaube nicht, dass das schon gemacht wurde. Ich werde mich aber noch einmal erkundigen. Was sagen Sie zu den anderen Werten?
Und zum Blutzucker: Das irritiert mich komplett. Ich habe hier zwei völlig unterschiedliche Meinungen erhalten: einer sagte mir, der Wert ist völlig normal. Alles bis 110 ist normal. Ein anderer sagte mir, der Wert ist sogar sehr grenzwertig, denn für Schwangere gelten andere Normbereiche. Alles ab 92 sei verdächtig für Schwangerschaftsdiabetes, noch dazu mit Ketonen im Urin. Was stimmt denn jetzt? Solch konträre Ansichten verunsichern mich noch zusätzlich. Ich sollte am Montag den großen Zuckertest nüchtern machen. Ich hoffe, ich stehe das bei meiner ständigen Übelkeit irgendwie durch, dieses Gesöff zu trinken. Wie schätzen denn Sie diesen Zuckerwert ein und was wäre für Sie die logische Konsequenz? Und nüchtern heißt, am Vortag ab nach dem Abendessen nichts mehr essen, nicht einmal einen Schluck Wasser vorher, wurde mir gesagt. Nur morgens vor dem Test keinen Schluck Wasser mehr oder auch schon am Abend zuvor nicht mehr? Ich werde auch hier noch einmal fragen, aber nüchtern heißt sicherlich nicht, dass ich die Blutdruckmedikamente am Morgen nicht nehmen soll? Dann geht mein Blutdruck bestimmt gleich wieder durch die Decke. Und das L-Thyroxin?
Zum Blutdruck: Fenoterol wurde jetzt etwas reduziert, nachdem meine Herzfrequenz noch mehr (bis 140) gestiegen ist. Jetzt ist die Herzfrequenz bei 130, aber das fühlt sich so unangenehm an. Woran würde man denn Herzrhythmusstörungen feststellen? Sollte man da mal ein Langzeit-EKG machen? Hätte Atosiban denn dieselben Nebenwirkungen? Vielleicht wäre das einfach besser für mich? Auch die Übelkeit macht mir so zu schaffen. Aber ich weiß nicht, ob sie vom Fenoterol kommt, sie war ja vorher auch schon da, ist aber seit Fenoterolbeginn noch schlimmer.
Lieber Herr Dr. Gagsteiger,
ich versuche gerade, dankbar für jeden Tag zu sein, den Krümeline noch in meinem Bauch weiter wachsen darf, auch wenn ich körperlich und seelisch einfach am Ende meiner Kräfte bin. Danke für Ihre einfühlsame und fundierte Onlineberatung! Ich lese mir übrigens oft die Mutbotschaft von Ihnen durch und bin jedes Mal wieder sehr berührt davon
Danke für Ihre netten Komplimente und den Mut, den Sie mir zusprechen!
Ich melde mich sobald ich neue Ergebnisse habe (Zuckertest, Doppler- und Biometriekontrolle) wenn ich darf. Ich wünsche Ihnen ein ganz schönes und hoffentlich entspanntes Wochenende!
Herzlichst
Liliane und Krümeline
Was für eine berührende Nachricht, und wie gut, dass Sie sich trotz dieser belastenden Situation so umsichtig informieren, liebe Juliane – das spricht sehr für Ihre Stärke und Ihr Verantwortungsgefühl. Ich antworte Ihnen strukturiert und mit viel Sorgfalt, damit Sie die Werte besser einordnen können. 1. Thrombozyten, Leberwerte und Hämolyse Ihre Thrombozyten sind von 133 → 115 x10⁹/l gefallen – das ist unter dem Normbereich (150–370). In Kombination mit leicht ansteigenden Leberwerten (GOT/GPT) und einem grenzwertig erhöhten LDH, achten Ärzte hier sehr genau auf ein mögliches HELLP-Syndrom (H = Hämolyse, EL = erhöhte Leberenzyme, LP = Low Platelets). LDH (Laktat-Dehydrogenase) und Haptoglobin helfen dabei, eine Hämolyse zu erkennen, also den vermehrten Abbau roter Blutkörperchen. LDH steigt, wenn Zellen zerstört werden. Haptoglobin bindet frei werdendes Hämoglobin – wenn es stark sinkt, spricht das für Hämolyse. Ihr Haptoglobin ist mit 0.9 g/l (Norm 0.3–2.0) noch normal, LDH ist nur leicht erhöht – also derzeit kein eindeutiges Zeichen einer Hämolyse, aber beides muss weiter beobachtet werden. Ein Blutausstrich bedeutet, dass ein Tropfen Blut auf einem Glasplättchen dünn verstrichen, gefärbt und unter dem Mikroskop angeschaut wird. Man sieht so, ob Zellen zerstört oder verformt sind – das wäre ein direkter Hinweis auf eine Hämolyse. Falls das noch nicht gemacht wurde, ist es sinnvoll, dies bei fallenden Thrombozyten und steigender LDH ergänzend durchführen zu lassen. 2. Leber- und Nierenwerte Ihre GOT/GPT sind nur geringfügig über dem Referenzbereich, die Gamma-GT bleibt stabil – also noch kein akuter Leberversagenstrend, aber die Tendenz nach oben rechtfertigt die engmaschige Kontrolle (idealerweise täglich oder jeden 2. Tag). Die Nierenwerte (Kreatinin bis 2.0 mg/dl, Harnstoff bis 50 mg/dl) zeigen eine deutliche Einschränkung der Nierenfunktion, die eng beobachtet werden muss. Eine Diurese unter 1 Liter/24 h ist kritisch niedrig – auch das spricht für eine Belastung der Niere. Das Team wird daher die Flüssigkeitsbilanz, den Blutdruck und die Eiweißausscheidung genau im Blick behalten. Wann muss entbunden werden? Das hängt von mehreren Faktoren ab: Starker weiterer Anstieg von Leberwerten oder LDH, deutlicher Abfall der Thrombozyten (< 100 x10⁹/l), Hämolyse im Blutausstrich, rasch steigendes Kreatinin oder Oligurie, oder Zeichen einer mütterlichen Dekompensation (Kopfschmerzen, Sehstörungen, Oberbauchschmerz, Übelkeit). Dann würde meist eine Geburtseinleitung oder ein Kaiserschnitt erwogen, um Sie und Ihr Kind zu schützen. 3. Blutzucker Ihr nüchterner Wert von 96 mg/dl ist für Nichtschwangere normal, aber für Schwangere tatsächlich grenzwertig erhöht. Die WHO-Grenzen lauten: Nüchtern ≥ 92 mg/dl → auffällig 1 h nach Zuckerbelastung ≥ 180 mg/dl 2 h ≥ 153 mg/dl Das heißt: Ihr Wert liegt leicht oberhalb der Grenze, daher ist der geplante große oGTT (oraler Glukosetoleranztest) völlig richtig, um Klarheit zu schaffen. Zum Nüchternsein: Am Abend vorher normal essen, danach nichts mehr essen. Wasser dürfen Sie bis kurz vor dem Test trinken! Blutdruckmedikamente und L-Thyroxin sollten Sie weiter nehmen, am besten mit einem kleinen Schluck Wasser – das ist ausdrücklich erlaubt. Nur keine kalorienhaltigen Getränke oder Essen vor dem Test. 4. Herzfrequenz und Fenoterol Eine Pulsfrequenz von bis zu 130–140/min ist eine typische Nebenwirkung von Fenoterol. Es steigert die Herzaktion, kann Herzklopfen, Unruhe und Übelkeit auslösen. Atosiban (ein Oxytocin-Antagonist) wirkt dagegen nicht über das Herz und wird bei vorzeitigen Wehen oft besser vertragen, ist aber etwas teurer und muss meist als Infusion gegeben werden. Ein Langzeit-EKG wäre bei anhaltendem hohen Puls und Unwohlsein durchaus sinnvoll, um Herzrhythmusstörungen auszuschließen. 5. Zusammenfassend Aktuell zeigen Ihre Werte: Leichte, aber zunehmende Belastung von Leber und Niere, Grenzwertige Thrombozyten, Noch keine klare Hämolyse, Zunehmende Erschöpfung und Nebenwirkungen der Therapie. Ich finde es richtig und wichtig, dass Ihr Team das engmaschig kontrolliert. Sie dürfen bei jedem neuen Symptom (Oberbauchdruck, Kopfschmerz, Sehstörung, weniger Urin) sofort darauf hinweisen – lieber einmal zu viel. Liebe Juliane, Sie machen das großartig. Es ist völlig verständlich, dass Sie sich ausgelaugt fühlen. Trotzdem halten Sie durch – für sich und für Krümeline. Jeder Tag im Bauch ist für Ihr Baby wertvoll, aber genauso wichtig ist, dass Sie selbst stabil bleiben. Ich drücke Ihnen und Krümeline fest die Daumen und wünsche Ihnen ein Wochenende mit möglichst viel Ruhe und Zuversicht. Bitte melden Sie sich unbedingt, sobald neue Laborwerte oder Befunde vorliegen – ich sehe sie mir gern wieder an. Herzlichst Dr. Friedrich Gagsteiger
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