Liliane91
Guten Morgen Hr. Dr. Gagsteiger, gerne würde ich mich mit ein paar Fragen an Sie wenden und mich sehr über eine Antwort freuen. Mein Mann und ich sind beide 34, beide schlank, Nichtraucher, keine Vorerkrankungen, bislang eine Schwangerschaft: gemeinsamer 3-jähriger Sohn Mein Mann: Spermiogramm vor 6 Monaten: Spermien-Konzentration 112,5 Mio/ml, Spermien-Gesamtzahl: 393,75 Mio, Gesamt-Motilität: 59%, Progressiv-Motilität: 38%, Normalformen: 10% Ich: Zyklen ca. 35-38 Tage, leichte Testosteron- und Prolaktinerhöhung, Progesteronmangel (Schmierblutungen oft schon ab kurz nach Eisprung, Temperaturhochlage nur ca. 9 Tage). Die 1. Schwangerschaft ist direkt im 1. ÜZ nach Absetzen der Pille entstanden, keine Komplikationen während der Schwangerschaft, nur am Ende: 38. SSW vorzeitiger Blasensprung mit leichter Blutung bei BEL, Liegendtransport, 1 Tag stationär prophylaktische Antibiose, am nächsten Tag nach langen Versuchen einer natürlichen Geburt sekundäre Sectio wegen Geburtsstillstand in der Austreibungsphase. Mit dem 2. Kind probieren wir es seit 16 Monaten und es klappt leider nicht. Nach 6 Monaten ohne Erfolg habe ich es auf Anraten meiner Gynäkologin mit Messen der Basaltemperatur, LH-Tests, Inositol, Agnus Castus und Progesteronzäpfchen probiert. Wieder 5 Zyklen lang ohne Erfolg, die LH-Tests wurden aber immer positiv, nur oft sehr spät und danach sehr zögerlicher Temperaturanstieg. Nun sind wir mittlerweile im 3. Behandlungszyklus im Kinderwunschzentrum mit Letrozol 2,5 mg ab ZT 5. Auch das bisher leider ohne Erfolg trotz anscheinend idealer Zyklusbedingungen: Letzter Zyklus an ZT 10 ein Follikel rechts mit 21 mm, dieser Zyklus sogar schon an ZT 9 ein Follikel links mit sogar 23 mm, Gebärmutterschleimhaut 10 mm. Auslösen jeweils mit Ovitrelle, dann Cyclogest. Progesteronwert letzten Zyklus 7 Tage nach Eisprung 21. Alles scheint perfekt, aber geklappt hat es trotzdem noch nicht. Es kann natürlich auch einfach der Zufall der Natur gewesen sein, aber ich frage mich, ab welchem Tag nach Auslösen des Eisprungs durch Ovitrelle Sie die Einnahme von Cyclogest empfehlen. Unser Kinderwunscharzt empfiehlt sie schon am übernächsten Tag abends, aber mir kommt das sehr früh vor, denn ist ja dann maximal 12 Stunden nach dem ES? Ich messe Basaltemperatur und mache LH-Tests. Die Einnahme vom Cyclogest beginne ich dann schon 1,5 Tage nach dem positiven Ovulationstest, meine Temperatur steigt dann erst nochmals zwei Tage später an. In diesem Zyklus habe ich diesen Dienstag (mittags) durch Ovitrelle den ES ausgelöst und soll schon am Donnerstagabend (also heute) mit Cyclogest beginnen. Kann das dem ES im Weg stehen? Der LH-Test war am Dienstagabend schon knallpositiv, gestern auch noch, gestern ist die Temperatur außerdem deutlich abgefallen. Die Temperatur ist aber noch nicht angestiegen. Und zweite Frage: Würden Sie empfehlen, im nächsten Zyklus noch früher zur Ultraschallkontrolle zu gehen? Weil der Follikel an ZT 9/10 schon so groß ist, wird immer sofort nach der Ultraschallkontrolle in der Praxis mit Ovitrelle ausgelöst. Damit bleibt aber ja dann nie ein mehr als zweitägiges Fenster für GV. Reduziert das dann nicht die Chancen auf eine Schwangerschaft? Und letzte Frage: Sollte es in diesem Zyklus wieder nicht klappen, hat der Kinderwunscharzt vorgeschlagen, die Eileiterdurchgängigkeit zu prüfen. Ist in meinem Fall ein Eileiterverschluss überhaupt wahrscheinlich, wenn es schon ein Kind gibt? Oder kann sich dieser auch anschließend an eine Schwangerschaft entwickelt haben oder durch den Kaiserschnitt unseres 1. Kindes entstanden sein? Chlamydien-Blutwert war bei uns beiden auch negativ. Würden Sie eine Eileiterdurchgängigkeitsprüfung befürworten falls es weiterhin trotz dieser idealen Zyklen nicht klappt? Mit welcher Methode? Unser Kinderwunschzentrum rät hier direkt zur Bauchspiegelung. Ist sie wirklich so viel vorteilhafter als die Untersuchung mit Ultraschall/Kontrastmittel? Eine Bauchspiegelung ist ja doch ein Eingriff. Würden Sie ggf. ein weiteres/ausführlicheres Spermiogramm machen lassen oder andere Untersuchungen vorschlagen? Vor der 1. Schwangerschaft hatte ich immer sehr schmerzhafte Regelblutungen, die ich vor Pilleneinnahme nur mit starken Schmerzmitteln ausgehalten habe. Damals gab es den Verdacht auf Endometriose. Seit der Schwangerschaft hat sich dies aber wesentlich verbessert und ich brauche keine Schmerzmittel mehr. Kann sich eine Endometriose so verbessern oder ist eine Endometriose dann eher eine unwahrscheinliche Ursache? Entschuldigen Sie bitte meine vielen Fragen. Vielen Dank im Voraus. Viele Grüße und ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Liliane
Guten Tag, liebe Frau Liliane, vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung und das zusätzliche Detail zur Ovulationszeit und zum üblichen Zeitpunkt der Progesterongabe. Gerne integriere ich diese Informationen in meine Übersicht. Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um allgemeine Hinweise handelt, die eine individuelle Beratung durch Ihr Kinderwunschzentrum nicht ersetzen können. 1. Zeitpunkt der Einnahme von Cyclogest nach Ovitrelle-Auslösung Kurzantwort: Die Gabe von Progesteronpräparaten (z. B. Cyclogest) startet in der Regel etwa 48 Stunden nach Einleitung des Eisprungs. Üblicherweise findet der Eisprung rund 40 bis 44 Stunden nach Ovulationsinduktion (Ovitrelle) bzw. Beginn des LH-Anstiegs statt. Warum nicht zu früh? Wenn Ovitrelle (rekombinantes hCG) gespritzt wird, löst es den Eisprung meist 40–44 Stunden danach aus. Ähnliches gilt, wenn man sich am natürlichen LH-Anstieg orientiert. Da viele Kinderwunschprotokolle empfehlen, das Progesteron (z. B. Cyclogest) etwa 48 Stunden nach Auslösen zu beginnen, liegt dieser Zeitpunkt meist sicher nach dem Eisprung. So wird die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) rechtzeitig auf die Einnistung vorbereitet, ohne den Follikelsprung zu blockieren. Beeinträchtigt frühes Progesteron die Eizellfreisetzung? In der Regel nicht. Sobald der LH-Anstieg oder die Ovitrelle-Gabe erfolgt ist, springt der Follikel auf jeden Fall, sofern er reif ist. Falls Ihr Kinderwunschzentrum empfiehlt, schon etwas früher anzufangen (z. B. 1–2 Tage nach Ovitrelle), hat das meist gute Gründe, wie etwa eine nachgewiesene Lutealphasen-Insuffizienz. Sprechen Sie daher offen an, ob ein Start ab dem dritten Tag nach Auslösen (also ungefähr 48 Stunden später) stattdessen infrage käme. 2. Ultraschallkontrolle – der Zeitpunkt und das Auslösen mit Ovitrelle Kurzantwort: Da Ihre Follikel anscheinend schon früh sehr groß werden, kann ein etwas früherer Ultraschalltermin sinnvoll sein, um Ihren Zyklus optimal zu timen und das „Fenster“ für den Geschlechtsverkehr auszudehnen. Früher Follikelwachstum: Wenn bereits an Zyklustag 9/10 Follikel um die 20–23 mm gemessen werden, könnte man überlegen, schon an Zyklustag 7 oder 8 einen ersten Ultraschall zu machen, um die Entwicklung zu beobachten. Passender Zeitpunkt für GV: Idealerweise erfolgt Geschlechtsverkehr 1–2 Tage vor dem Eisprung sowie am Eisprungtag selbst. Wenn aber direkt bei der Ultraschallkontrolle ausgelöst wird, bleibt manchmal nur ein knappes Intervall, ehe die Eizelle „springt“. Spontaner LH-Anstieg: Wird im Ultraschall ein großer Follikel gesehen und der natürliche LH-Anstieg kündigt sich per Test schon an, sollte man das Auslösen nicht zu lange hinauszögern, um eine spontane, „unkontrollierte“ Ovulation zu vermeiden. 3. Sinnhaftigkeit einer Eileiterdurchgängigkeitsprüfung Kurzantwort: Eine Überprüfung der Eileiterdurchgängigkeit kann trotz bereits vorhandener Schwangerschaft sinnvoll sein, wenn alle anderen Parameter unauffällig sind und es länger nicht klappen will. Kann ein Verschluss neu auftreten? Ja, prinzipiell können sich nach Schwangerschaft, Kaiserschnitt oder anderweitigen Eingriffen Verwachsungen bilden, auch wenn das Risiko in Ihrem Fall ohne nachgewiesene Infektion (negativer Chlamydien-Bluttest) oder andere Risikofaktoren geringer ist. Welche Methoden gibt es? Hysterosalpingokontrastsonografie (HyCoSy) oder Hysterosalpingografie (HSG) per Röntgen-Kontrastmittel gelten als weniger invasive Verfahren, die eine erste Einschätzung zur Durchgängigkeit liefern. Bauchspiegelung (Laparoskopie) wird oft empfohlen, wenn zusätzlich der Verdacht auf Endometriose besteht oder wenn im gleichen Schritt kleine Befunde direkt behoben werden sollen. Falls Sie keinen deutlichen Endometriose-Verdacht oder andere OP-Indikationen haben, könnten Sie mit einer weniger invasiven Methode starten. Besprechen Sie das jedoch genau mit Ihrem Kinderwunschzentrum. 4. Rolle der (möglichen) Endometriose Kurzantwort: Eine Endometriose kann sich in ihrer Symptomatik während und nach einer Schwangerschaft tatsächlich bessern, bleibt allerdings als mögliche (Mit‑)Ursache für unerfüllten Kinderwunsch bestehen. Frühere starke Regelschmerzen: Häufig ein Hinweis auf Endometriose, wenn auch nicht beweisend. Besserung nach der Geburt: Dass Schmerzen sich reduzieren, kann vorkommen, doch manchmal existieren nach wie vor Endometrioseherde, die die Fruchtbarkeit beeinflussen können. Sichere Diagnose: Nur durch eine Bauchspiegelung mit Sichtung bzw. Entfernung verdächtiger Herde. Wenn die Eileiterdurchgängigkeit während derselben OP überprüft wird, hätten Sie beide Untersuchungen in einem Eingriff. 5. Weitere Spermiogramm-Kontrolle oder andere Untersuchungen? Spermiogramm: Die Werte Ihres Mannes waren sehr gut. Eine erneute Kontrolle kann man dennoch in Betracht ziehen, gerade wenn sich das „Warum klappt es nicht?“ weiter in die Länge zieht. Hormonelle Abklärung bei Ihnen: Eine leicht erhöhte Testosteron- und Prolaktin-Konzentration sowie eine kürzere Lutealphase werden bereits durch Letrozol und Progesteronunterstützung angegangen. Zusätzliche Checks (Schilddrüse, DHEAS etc.) können bei Bedarf sinnvoll sein und werden meist im Kinderwunschzentrum ohnehin durchgeführt. Zusammenfassung und Empfehlung Cyclogest-Startzeitpunkt: Der Eisprung findet typischerweise 40–44 Stunden nach Ovitrelle oder bei einem natürlichen Zyklus nach Beginn des LH-Anstiegs statt. Üblich ist eine Progesterongabe etwa 48 Stunden nach Auslösen, damit der Eisprung nicht gestört wird und die Gebärmutterschleimhaut rechtzeitig hormonell versorgt wird. Ultraschallkontrolle: Da Ihre Follikel früh groß werden, könnte ein früherer Ultraschall (ZT 7/8) sinnvoll sein, um das Zeitfenster für den Geschlechtsverkehr optimal zu erweitern. Eileiterprüfung: Eileiterprobleme nach einer bereits erfolgten Schwangerschaft sind zwar seltener, aber nicht unmöglich. Eine HyCoSy oder HSG wären mögliche erste, weniger invasive Untersuchungen. Bei starkem Endometrioseverdacht kann die Bauchspiegelung sinnvoll sein, um gleichzeitig behandlungsbedürftige Herde zu beseitigen. Endometriose: Eine deutliche Besserung der Schmerzen nach einer Schwangerschaft ist möglich, aber Endometriose kann fortbestehen. Bei anhaltendem Kinderwunsch ohne erkennbare Ursache könnte eine Bauchspiegelung Klarheit bringen. Kontrollspermiogramm: Kein Fehler, aber angesichts der guten Werte Ihres Mannes vermutlich nicht die Hauptursache. Hormonstatus: Achten Sie auf eine umfassende endokrinologische Überprüfung, die in der Regel im Kinderwunschzentrum erfolgt (Schilddrüse, Prolaktin, Androgene etc.). Sprechen Sie all diese Punkte unbedingt noch einmal ausführlich mit Ihrem behandelnden Kinderwunschzentrum durch. Insbesondere beim Thema Zeitpunkt der Progesterongabe (48 Stunden später) oder einer früheren Ultraschallkontrolle gibt es oft individuelle Protokolle. Ich hoffe, diese Erläuterungen helfen Ihnen dabei, etwas mehr Klarheit zu bekommen. Für Ihre weitere Behandlung und Ihren Kinderwunsch drücke ich Ihnen fest die Daumen! Herzliche Grüße und alles Gute, Ihr Dr. Gagsteiger
Liliane91
Guten Abend Hr. Dr. Gagsteiger, ich bin ganz begeistert von Ihrer detaillierten Antwort. Ein großes Dankeschön. Ich verstehe die Situation jetzt viel besser. Wenn mir mein Kinderwunscharzt das auch so genau erläutert hätte, wäre vieles gleich klarer gewesen. Alle Punkte werde ich beim nächsten Termin ansprechen und diesen schon für ZT 7 oder 8 vereinbaren, um das Fenster für GV vor dem ES/Auslösen mit Ovitrelle zu vergrößern. Die endokrinologische Überprüfung war umfassend und beinhaltete auch die Schilddrüse: TSH ca. 1,5, also perfekt. Prolaktin zwei Mal lediglich leicht erhöht (ca. 35). DHEAS im Normbereich, nur Testosteron leicht erhöht. Nach 16 Monaten, super Spermiogramm und unter offensichtlich idealen Zyklusbedingungen, stellt sich uns die Frage, ob es auch am Kaiserschnitt oder einer möglichen Endometriose liegen könnte. Der Zyklus, in dem ich vor 4 Jahren direkt nach Absetzen der Pille das erste Mal schwanger wurde, war weitaus chaotischer und ich hatte ihn schon längst abgeschrieben (ES an ZT 40!). Laut unserem Kinderwunscharzt müsste es unter diesen idealen Bedingungen jetzt nach drei Letrozol-Versuchen klappen, ansonsten sollte man nach anderen Ursachen suchen. Kann es auch einfach manchmal länger dauern? Man sagt doch auch bei gesunden Paaren kann es bis zu 6 Monate dauern? Kann die Kaiserschnittnarbe an sich vielleicht auch die Einnistung behindern? Und falls ja, könnte man das nur in einer Bauchspiegelung feststellen oder auch im Ultraschall? Weder meine Gynäkologin noch der Kinderwunscharzt haben sich zu der Narbe geäußert. Nur meine Hebamme empfand sie damals nach der Geburt als überdurchschnittlich lang und konnte sich die Notwendigkeit eines so großen Schnittes selbst bei einer sekundären Sectio nicht erklären. Sie hat auch lange geschmerzt, wurde dann aber super von meiner Hebamme durch Narbenmassage nachbehandelt, sodass ich jetzt keinerlei Probleme mehr damit habe. Noch eine Frage betreffend der Methoden der Eileiterdurchgängigkeitsprüfung HyCoSy und HSG: Welches Verfahren ist denn zuverlässiger und sind die Ergebnisse wesentlich unzuverlässiger als eine Bauchspiegelung wenn es alleine um die Prüfung der Eileiterdurchgängigkeit geht? Und muss man für alle drei Varianten einen Stimulationszyklus pausieren? Ich bedanke mich für Ihre Zeit und Bemühungen. Viele Grüße Liliane
Liebe Liliane, vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung. Ich freue mich, wenn meine Erläuterungen zum besseren Verständnis beitragen konnten. Ich möchte hier gerne auf Ihre neuen Fragen zu den möglichen Gründen, warum es aktuell nicht klappt, zur Bedeutung der Kaiserschnittnarbe, zu Endometriose und zu den verschiedenen Verfahren der Eileiterdurchgängigkeitsprüfung eingehen. Bitte bedenken Sie, dass alle folgenden Informationen allgemeiner Natur sind und Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte Ihre individuelle Situation am besten einschätzen können. 1. Kann es manchmal einfach länger dauern? Auch bei optimalen Bedingungen (regelmäßige Eisprünge, gutes Spermiogramm) kann es passieren, dass die gewünschte Schwangerschaft sich nicht umgehend einstellt. Man rechnet bei gesunden Paaren häufig, dass es innerhalb von sechs bis zwölf Monaten klappen kann. Einschätzung des Kinderwunschzentrums: Wenn nach drei bis sechs stimulierten Zyklen (z. B. mit Letrozol) kein Erfolg eingetreten ist, suchen viele Zentren nach möglichen weiteren Ursachen (z. B. Eileiterdurchgängigkeit, Gebärmutteranatomie, Endometriose). Gerade weil Ihr erster Zyklus nach Absetzen der Pille damals sehr unregelmäßig war und Sie dennoch schwanger geworden sind, zeigt das, dass es manchmal „außerplanmäßig“ klappen kann. Dennoch macht es Sinn, strukturiert andere Ursachen auszuschließen, falls sich der Erfolg nicht einstellt. 2. Möglicher Einfluss einer Kaiserschnittnarbe a) Beeinträchtigt die Narbe die Einnistung? Kaiserschnittnarben und Einnistung: In seltenen Fällen kann sich an der Operationsnarbe (innerhalb der Gebärmutter) eine sogenannte Isthmozele oder Nischbildung entwickeln – dies ist eine Ausbuchtung bzw. Einziehung am Übergang zum Gebärmutterhals. Diese Nische kann unter anderem zu Schmierblutungen vor der Periode führen oder, ganz selten, die Einnistung stören, wenn sie sehr ungünstig liegt. Die äußere Narbe auf der Bauchdecke hat in der Regel keinen Einfluss auf die Gebärmutterhöhle und damit auf die Einnistung. Eine „längere“ Schnittführung bei der Sectio hat meistens rein chirurgische Gründe (Platzbedarf, Lage des Kindes etc.) und sagt nichts darüber aus, ob innen eventuelle Verwachsungen vorliegen. Ob eine Narbenbildung innerhalb der Gebärmutter die Einnistung beeinträchtigt, kann man in vielen Fällen durch einen transvaginalen Ultraschall oder eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) klären. Bei „normalem“ Ultraschall bekommt man häufig ein gutes Bild, wenn gezielt danach geschaut wird. Bei Unklarheiten kann ein 3D-Ultraschall oder eine Kontrastdarstellung (Saline Infusion Sonography, SIS) nähere Informationen liefern. Eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) ist bei reinem Verdacht auf eine Nische im Gebärmutterinneren weniger aussagekräftig als eine Hysteroskopie, da man von außen auf die Gebärmutter schaut. Falls Ihre Kaiserschnittnarbe keine Beschwerden mehr macht und weder Ihre Gynäkologin noch der Kinderwunscharzt Auffälligkeiten sehen, ist eine größere Narbe an der Bauchdecke meist nicht der limitierende Faktor. Trotzdem kann es sinnvoll sein, im Ultraschall noch einmal explizit nach einer eventuellen Nischenbildung zu fahnden, wenn weitere Ursachen ausgeschlossen sind. 3. Mögliche Endometriose Symptome: Typisch (aber nicht immer) sind ausgeprägte Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Zwischenblutungen oder chronische Unterbauchschmerzen. Endometriose und Fruchtbarkeit: Je nachdem, wo Endometrioseherde sitzen (z. B. an den Eierstöcken, Eileitern oder im Beckenbereich), kann das die Befruchtung und Einnistung erschweren. Leichte Endometriose hat aber häufig keinen so starken Effekt auf die Fruchtbarkeit wie stärker ausgeprägte Formen. Diagnostische Optionen: Die genaue Diagnostik gelingt in der Regel am sichersten über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie), bei der Herde auch gleich entfernt bzw. verödet werden können. Ein Ultraschall kann große Endometriose-Zysten (Endometriome) an den Eierstöcken zeigen, aber kleinere Herde oder tief infiltrierende Endometriose sind oft nicht gut erkennbar. Wenn es in absehbarer Zeit nicht klappt oder weitere Hinweise auftauchen, könnte das Gespräch über eine Laparoskopie (mit gleichzeitiger Hysteroskopie) sinnvoll sein – insbesondere wenn die Ärzte einen Verdacht auf Endometriose haben oder andere anatomische Auffälligkeiten ausschließen möchten. 4. Verfahren zur Eileiterdurchgängigkeitsprüfung Grundsätzlich gibt es drei gebräuchliche Methoden, um die Durchgängigkeit der Eileiter (Tuben) zu prüfen: HyCoSy (Hysterosalpingo-Kontrastsonographie) Vorgehen: Hier wird ein Kontrastmittel (z. B. Kochsalzlösung mit Luftbläschen oder ein spezielles Ultraschallkontrastmittel) über einen Katheter in die Gebärmutter eingebracht, und via transvaginalem Ultraschall beobachtet man, ob das Kontrastmittel über die Eileiter in die Bauchhöhle fließt. Vorteile: Kein Röntgen, wird ambulant gemacht, keine Narkose, wenig belastend. Aussagekraft: In erfahrenen Händen ist HyCoSy relativ zuverlässig. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass Auffälligkeiten in der Gebärmutterhöhle (z. B. Polypen, Myome) gleich gut gesehen werden können. Einschränkung: Es kann gelegentlich falsch-positive oder unklare Befunde geben (z. B. nicht eindeutig zu beurteilen, ob beide Seiten durchgängig sind). HSG (Hysterosalpingographie) Vorgehen: Röntgenkontrastmittel wird über einen Katheter in die Gebärmutter eingebracht, anschließend wird eine Röntgenaufnahme gemacht, auf der man sehen kann, ob das Kontrastmittel durch die Eileiter hindurchtritt. Vorteile: Die Darstellung ist in der Regel sehr klar und gut dokumentiert (Röntgenbild). Einschränkung: Röntgenstrahlen und ggf. jodhaltiges Kontrastmittel. Manche Frauen empfinden das Einbringen des Kontrastmittels als unangenehm. Laparoskopie (Bauchspiegelung) mit Chromopertubation Vorgehen: Während einer Bauchspiegelung wird Farbstoff (z. B. Methylenblau) durch die Gebärmutter injiziert. Dann schaut man von außen (in der Bauchhöhle), ob der Farbstoff aus den Eileiterenden austritt. Vorteile: Gilt als Goldstandard, weil man gleichzeitig Verwachsungen, Endometriose und andere Veränderungen sehen und ggf. gleich behandeln kann. Einschränkung: Der größte Eingriff: Krankenhausaufenthalt, Vollnarkose, OP-Risiko. Zuverlässigkeit: Eine korrekt durchgeführte HyCoSy oder HSG liefert in den meisten Fällen eine gute Aussage über die Durchgängigkeit. Bei Verdacht auf z. B. stärkere Verwachsungen oder Endometriose kann die Laparoskopie zusätzlich zur Durchgängigkeitsprüfung sinnvoll sein, da man dort direkt behandeln kann. Muss man pausieren? Für HyCoSy und HSG wird häufig der gleiche Zyklus genutzt, in dem man abklären möchte, also kein aktiver Stimulations- oder Inseminationszyklus. Man wartet i. d. R. einen „natürlichen“ Zyklus ab. Das heißt, man verzichtet meist in diesem Zyklus auf eine gezielte Stimulation und auf einen Embryotransfer (bei IVF). Dennoch ist es oft so, dass die meisten Untersuchungen in der ersten Zyklushälfte (ungefähr zwischen ZT 5 und ZT 12) stattfinden, um sicherzugehen, dass keine Schwangerschaft eingetreten ist und die Gebärmutterschleimhaut noch dünn ist. Eine Bauchspiegelung ist üblicherweise mit einem größeren Aufwand verbunden, daher wird dieser Eingriff oft in einem eigenen Zyklus gemacht, in dem man vorab keine Stimulation plant. Zusammenfassung und Ausblick Es kann durchaus etwas dauern, auch wenn die Rahmenbedingungen „ideal“ sind, da viele Faktoren zusammenspielen. Die Kaiserschnittnarbe auf der Bauchdecke allein stört eine Einnistung normalerweise nicht. Eine innere Nische (Isthmozele) kann man per Ultraschall oder ggf. Hysteroskopie abklären. Endometriose ist ein möglicher Faktor, der sich nur sicher durch eine Laparoskopie ausschließen bzw. behandeln lässt. Bei spezifischen Beschwerden wäre eine Abklärung sinnvoll. Eileiterdurchgängigkeit kann man zunächst per HyCoSy oder HSG kontrollieren. Beide Methoden gelten als relativ sicher, sind weniger aufwendig als eine Laparoskopie und man sieht schnell, ob eine Durchgängigkeit gegeben ist. Wenn Sie also vorerst nur die Durchgängigkeit abklären möchten, ist HyCoSy oder HSG häufig der erste Schritt. Eine Bauchspiegelung würde man überlegen, wenn es konkrete Hinweise auf z. B. Endometriose oder Verwachsungen gibt oder wenn man sowieso zeitnah operativ eingreifen würde. Alles Gute für Sie und viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg! Herzliche Grüße Ihr Dr. Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag Hr. Dr. Gagsteiger, vielen Dank für die detaillierten Informationen. Es hat mir sehr geholfen, die diagnostischen Möglichkeiten besser zu verstehen. Ich werde den Kinderwunscharzt beim nächsten Termin auf jeden Fall fragen, ob er sich die Nische der Kaiserschnittnarbe genau anschauen kann. Ich glaube, dass er das noch nicht gemacht hat, zumindest hat er immer nur nach Follikeln in den Eierstöcken geschaut und die Gebärmutterschleimhaut gemessen. Ich finde meine Temperaturkurve in diesem Zyklus sehr merkwürdig. Das Auslösen mit Ovitrelle fand ja schon an ZT 9 statt, weil da der Follikel schon 23 mm groß war. An ZT 10 ist die Temperatur deutlich abgesunken, seit ZT 11 abends nehme ich Cyclogest. Einen deutlichen Anstieg sehe ich aber heute an ZT 17 noch immer nicht. Die App myNFP zeigt auch keinen Eisprung an. Ich weiß, dass die Temperatur anfällig für Störungen ist, ich glaube aber nicht, dass es in diesem Zyklus Störungen gab. Ich messe immer mit demselben Thermometer, immer rektal direkt nach dem Aufwachen morgens noch im Bett, immer relativ zur selben Uhrzeit, habe gerade keinen Infekt, habe die letzten Tage keinen Alkohol getrunken und eigentlich gut geschlafen. Löst Ovitrelle zu 100% aus? Im letzten Stimulationszyklus lag der Progesteronwert 7 Tage nach ES bei 21. Da ist die Temperatur aber auch 2 Tage nach ES gestiegen und die App erkannte den ES. In diesem Zyklus ist von Seiten des Kinderwunscharztes keine Kontrolle in der 2. Zyklushälfte geplant. Nochmals vielen Dank für Ihre Bemühungen und viele Grüße Liliane
Liebe Liliane, es freut mich, dass Ihnen die Informationen weitergeholfen haben. Gerne gehe ich noch einmal auf Ihre Beobachtungen im aktuellen Zyklus ein: Basaltemperaturkurve und Ausbleiben eines Anstiegs Grundsätzlich steigt die Temperatur in den meisten Zyklen kurz nach dem Eisprung um etwa 0,2–0,4 °C an. Dennoch kann es immer wieder Zyklen geben, in denen der Temperaturanstieg verspätet, geringer oder auch nahezu gar nicht erkennbar ist, obwohl ein Eisprung stattgefunden hat. Möglich ist zum Beispiel, dass die Progesteron-Supplementation (Cyclogest) den Temperaturverlauf verändert. In manchen Fällen passiert es sogar, dass die Basaltemperatur aufgrund äußerer Einflüsse oder individueller Reaktionsmuster nicht mehr so deutlich ansteigt wie erwartet. Wenn Sie sich sicher sind, dass es keine Messfehler oder Störfaktoren (früheres/lateres Messen, unruhige Nächte, Infekte usw.) gegeben hat, kann es trotzdem sein, dass die Temperaturkurve an sich nicht aussagekräftig genug ist, um den Eisprung eindeutig festzustellen. Sicherheit der Auslösung mit Ovitrelle Ovitrelle (hCG-Injektion) hat eine sehr hohe Wirksamkeit in Bezug auf die Endausreifung der Eizelle und den Auslösevorgang. Eine „100%ige“ Garantie gibt es in der Medizin leider selten, doch die Erfolgsquote, einen Eisprung auszulösen, ist mit Ovitrelle erfahrungsgemäß sehr hoch. Wenn der Follikel zum Zeitpunkt der Auslösung (ZT 9) bereits 23 mm groß war, ist das grundsätzlich ein gutes Zeichen dafür, dass er (rein von der Größe her) sprunghaft ist. Trotzdem würde man in manchen Kinderwunschzentren anschließend kontrollieren (z. B. per Ultraschall oder mit Progesteronbestimmung im Blut), ob es wirklich zu einem Follikelsprung kam. Progesteronbestimmung in der 2. Zyklushälfte Da in Ihrem letzten stimulierten Zyklus der Progesteronwert 7 Tage nach Eisprung bei 21 lag, wissen Sie, dass Ihr Körper damals gut reagiert hat. Im aktuellen Zyklus wäre es naheliegend (falls Unsicherheiten bestehen) einmalig den Progesteronspiegel in der 2. Zyklushälfte bestimmen zu lassen, um zu prüfen, ob diesmal ebenfalls ausreichend Progesteron produziert (und damit ein Eisprung erfolgt) ist. Eine Ultraschallkontrolle nach einigen Tagen kann zusätzlich Aufschluss darüber geben, ob der Follikel verschwunden (gesprungen) ist und sich ein Gelbkörper gebildet hat. Wenn Ihr Kinderwunscharzt keine Kontrolluntersuchung vorgesehen hat und Sie dennoch sehr beunruhigt sind, können Sie ihn darauf ansprechen. Frühes Auslösen (ZT 9) Wenn ein Follikel rasch wächst und bereits an ZT 9 auf 23 mm herangewachsen ist, kann eine frühe Auslösung medizinisch durchaus sinnvoll sein, damit er nicht überreif wird. Trotzdem ist dies etwas ungewöhnlich rasch – möglicherweise hatten Sie in diesem Zyklus ein sehr frühreifes Follikelwachstum. Das allein muss aber kein Nachteil sein; wichtig ist, dass das Timing stimmt und am Ende wirklich ein Eisprung stattgefunden hat. Narbe in der Gebärmutter (Section-Nische) Es ist sicherlich hilfreich, dass Sie Ihren Arzt bei der nächsten Untersuchung bitten, die Kaiserschnittnarbe genauer (z. B. per transvaginalem Ultraschall) zu begutachten. So kann man ausschließen, dass eine auffällige Nische die Einnistung oder den Aufbau der Schleimhaut beeinträchtigt. Fazit Ein fehlender (oder nur sehr dezenter) Temperaturanstieg bedeutet nicht zwangsläufig, dass kein Eisprung stattgefunden hat. Wenn Sie Gewissheit möchten, hilft eine Blutuntersuchung (Progesteron 7 Tage nach vermutetem ES) oder ein Ultraschall nach der Follikelruptur, um zu bestätigen, dass der Follikel tatsächlich gesprungen ist. Besprechen Sie mit Ihrem Kinderwunscharzt, ob eine solche Kontrolle in der zweiten Zyklushälfte für Ihre persönliche Sicherheit und die Zyklusbeurteilung sinnvoll wäre. Ich hoffe, das nimmt Ihnen ein wenig die Unsicherheit. Zögern Sie nicht, bei Ihrem nächsten Termin gezielt nachzufragen, damit Sie wissen, wie es in Ihrer zweiten Zyklushälfte weitergeht. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und alles Gute! Herzliche Grüße Ihr Dr. Gagsteiger
Liliane91
Guten Abend Hr. Dr. Gagsteiger, ein großes Dankeschön für Ihre detaillierten Ausführungen. Beim nächsten Termin frage ich nach einer Kontrolle in der 2. Zyklushälfte des Stimulationszyklus falls es in diesem Zyklus wieder nicht geklappt haben sollte und falls nicht ein Zyklus ausgesetzt wird, weil der Kinderwunscharzt erst die Eileiterdurchgängigkeit prüfen möchte. Der Temperaturanstieg in den anderen Zyklen war immer mind. 0,2 Grad, in diesem ist schon 7 Tage nach ES nur ein einziger Wert 0,2 Grad höher als die erste Zyklushälfte. Alle anderen Werte sind max. 0,1 Grad höher. Ich denke mir, dass es vielleicht sinnvoll ist, erst einmal sicher zu sein, dass die 2. Zyklushälfte überhaupt genauso gut verläuft wie die erste bevor man nach weiteren Ursachen wie einem Eileiterverschluss sucht? Auch mein Kinderwunscharzt findet, dass ich unter Letrozol ein ungewöhnlich frühes Follikelwachstum habe und das, obwohl ich erst an ZT 5 mit Letrozol beginne. In jedem Stimulationszyklus waren die Follikel an ZT 9 oder 10 schon bei über 20 mm und trotzdem klappt es nie. Heißt das einfach nur, dass ich auf Letrozol super gut anspreche und ist kein Nachteil? Ohne Stimulation waren meine Zyklen eher 35-38 Tage lang. Jetzt sind sie damit meist nur 26-27 Tage lang und das auch nur, weil das Progesteron meine 2. Zyklushälfte verlängert. Meine Periode setzt dadurch erst ca. 4-5 Tage nach Absetzen von Cyclogest ein. Lieben Dank nochmals und viele Grüße Liliane
Liebe Liliane, hier eine kürzere Zusammenfassung Ihrer Punkte: Zweite Zyklushälfte: Wenn der Temperaturanstieg minimal ist, empfiehlt sich eine Progesteronmessung ca. 7 Tage nach Eisprung oder eine Ultraschallkontrolle (Schleimhautdicke). Dadurch sehen Sie, ob die Gelbkörperphase intakt ist. Frühes Follikelwachstum unter Letrozol: Dass Follikel bereits an ZT 9–10 über 20 mm groß sind, zeigt ein gutes Ansprechen auf Letrozol. Solange Schleimhaut und Eisprung zeitgerecht passen, ist ein früher Eisprung nicht unbedingt ein Nachteil. Verkürzte Zykluslänge: Von 35–38 Tagen auf 26–27 Tage unter Letrozol zu kommen, ist normal. Die Periode setzt durch Progesteron erst später ein, was ebenfalls bekannt ist. Eileiterdurchgängigkeit: Wenn die zweite Zyklushälfte gut ist und es dennoch nicht klappt, ist eine Abklärung der Eileiter (z. B. per HyCoSy oder HSG) sinnvoll. Alles Gute und viele Grüße!
Liliane91
Guten Abend Hr. Dr. Gagsteiger, leider hat es auch im 3. Letrozol-Versuch trotz gutem Follikelwachstum wieder nicht geklappt. Insgesamt probieren wir es jetzt schon seit fast 1,5 Jahren. Eine Prüfung der Eileiterdurchgängigkeit ist geplant. Wann macht eine Prüfung der Gerinnungsfaktoren und Trombophilie Sinn? Auf der Seite meines Vaters gibt es bei mir Thrombosen und sogar Lungenembolie in der 2. und 3. Generation (direkt miteinander verwandt). Hier wurde aber nie jemand genauer genetisch untersucht. Mein Vater und ich hatten nie eine Thrombose. Kann eine Thrombophilie auch die Einnistung stören? Eine Fehlgeburt hatte ich noch nicht. Die 1. Schwangerschaft, die mit einem Kaiserschnitt endete, ist aber direkt im 1. Übungszyklus spontan eingetreten. Deshalb verstehen wir irgendwie nicht, wieso es dieses Mal einfach nicht klappt. Halten Sie eine Untersuchung auf Thrombophilie für sinnvoll oder eher nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen? Lieben Dank im Voraus. Liliane
Guten Abend Liliane, Sie haben inzwischen drei Zyklen mit Letrozol hinter sich, jedes Mal mit gutem Follikelwachstum, dennoch blieb eine Schwangerschaft aus. Eine Röntgen- oder Ultraschallprüfung der Eileiterdurchgängigkeit ist bereits geplant – ein wichtiger nächster Schritt, weil verschlossene oder verklebte Tuben häufigere Ursachen für sekundäre Sterilität sind als Gerinnungsstörungen. Sollte der Röhrentest unauffällig sein, bespricht man typischerweise weitere Diagnostik (Spermiogramm-Update, uterine Spiegelung bei Verdacht auf Polypen oder Septen) und die Frage, ob man zu Inseminationen oder direkt zu einer IVF übergeht. Die naheliegende Frage lautet, ob eine unerkannte erbliche Thrombophilie die Einnistung behindern könnte. Pathophysiologisch erscheint das plausibel, weil Mikrothromben im Endometrium die Durchblutung stören könnten. Die verfügbaren Daten sprechen jedoch eine andere Sprache: Große Register- und Metaanalysen konnten weder bei unerfülltem Kinderwunsch noch bei wiederholtem Implantationsversagen einen Nutzen von routinemäßigem Thrombophilie-Screening oder vorbeugender Heparin-Gabe zeigen. Entsprechend empfehlen die aktuellen Leitlinien der Europäischen Reproduktionsgesellschaft (ESHRE) und der American Society for Reproductive Medicine, in der Situation „Infertilität ohne Fehlgeburten“ keine generelle Untersuchung auf Faktor-V-Leiden, Prothrombin-Mutation oder Protein-C/S-Mangel durchzuführen . Die britische Fertility Society äußert sich ebenso für Frauen mit zwei oder mehr fehlgeschlagenen Embryotransfers – auch dort wird kein Screening angeraten . Erst wenn mindestens zwei Fehlgeburten vorliegen oder persönliche venöse Thromboembolien (VTE) aufgetreten sind, sieht man laut ACOG/ASRM eine sinnvolle Indikation . In Ihrer Familie gab es zwar Lungenembolien und Thrombosen in der zweiten und dritten Generation väterlicherseits, Ihr Vater und Sie selbst sind aber bislang gesund. Damit liegt statistisch nur ein moderat erhöhtes persönliches VTE-Risiko vor, nicht automatisch eine Test-Pflicht. Eine Testung wäre vertretbar, falls bei einem nahen Angehörigen eine hoch-risiko-Mutation nachgewiesen wird, falls Sie selbst eine Thrombose entwickeln oder wenn eine Schwangerschaft mit ausgeprägter Hormonbelastung eintritt. In diesen Konstellationen dient die Labordiagnostik vor allem der Planung einer Thrombose-Prophylaxe und weniger der Verbesserung der Einnistung. Sollten Sie sich aus psychologischen Gründen dennoch für ein Screening entscheiden, wählen Sie einen hormontherapiefreien Zeitpunkt (mindestens sechs Wochen Abstand). Für ein „Basis-Panel“ genügen Faktor-V-Leiden und die Prothrombin-Mutation; erweitert würde man Antithrombin sowie Protein C und S prüfen, eventuell Antiphospholipid-Antikörper. Der häufig angebotene MTHFR-Test bringt in der Kinderwunsch-Situation keinen nachweisbaren Nutzen. Im Alltag können Sie unabhängig davon Ihren Erfolgschancen am meisten helfen, indem Sie Folsäure supplementieren, auf ein normales Körpergewicht, regelmäßige Bewegung, Nikotin und Alkohol-Abstinenz und Stressreduktion achten. Nutzen Sie die fruchtbaren Tage konsequent (Koitus alle zwei Tage um die Ovulation). Kurz gefasst: Ohne Fehlgeburten oder eigene Thrombosen liefert die Thrombophilie-Diagnostik bislang keinen belegten Vorteil für die Einnistung. Konzentrieren Sie sich zunächst auf die geplante Eileiterprüfung und die üblichen strukturellen oder hormonellen Ursachen. Eine gezielte Gerinnungsabklärung wird erst dann sinnvoll, wenn zusätzliche Risikofaktoren hinzukommen. Ich hoffe, dieser Überblick unterstützt Sie bei der Entscheidung und im Gespräch mit Ihrem Behandlungsteam. Für weitere Fragen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung. Herzliche Grüße Dr. med. Friedrich Gagsteiger (Dies ersetzt keine persönliche Arzt-Patientin-Beratung; bitte besprechen Sie Details mit Ihrem betreuenden Zentrum.)
Liliane91
Guten Morgen Hr. Dr. Gagsteiger, wow, ich bin von Ihrer ausführlichen Erklärung ganz begeistert. Vielen Dank! Das hilft mir sehr beim Verständnis möglicher Ursachen für die nicht eingetretene Schwangerschaft trotz gutem Follikelwachstum. Die Abklärung einer erblichen Trombopholie werde ich also vorerst zurückstellen. Unser KiWu-Arzt hat mir eine Verordnung von Krankenhausbehandlung zu Chromo-LSK und diagn. HSK mitgegeben. Er findet eine alleinige Eileiteruntersuchung per Ultraschall oder Röntgen nicht ausreichend. Er meint, die Ergebnisse sind nicht immer zu 100% aussagekräftig. Aufgrund des vorausgegangenen Kaiserschnitts und der starken Regelschmerzen möchte er außerdem mögliche Verwachsungen und Endometriose ausschließen. Die Regelschmerzen sind allerdings seit der Geburt des 1. Kindes viel besser. Deshalb bin ich skeptisch, ob es an einer Endometriose liegen könnte. Führt ein Kaiserschnitt denn häufig zu Tubenverschluss? Die Nische vom Kaiserschnitt fand er im Ultraschall nicht auffällig. Würden Sie in so einem Fall auch zu einer operativen Diagnostik tendieren? Es ist ja doch eine Operation. Ich war etwas verwundert, dass mir am Telefon bei Terminvereinbarung gesagt wurde, dass ich sogar zwei Nächte stationär bleiben muss. Der Termin wird erst im übernächsten Zyklus stattfinden. Spricht etwas dagegen, im Kinderwunschzentrum nach einem weiteren (4.) Stimulationszyklus mit Letrozol zu fragen, um nicht wieder zwei Zyklen zu verlieren? Und sollte bei der Laparoskopie keine Ursache gefunden werden: würde es dann Sinn machen, zunächst mit Letrozol weiter zu stimulieren? Sie erwähnten Insemination oder IVF. Was würden Sie zuerst empfehlen wenn die Eileiter durchgängig sind? Bei mir liegen sonst nur leichte Hyperandrogenämie und leichte Hyperprolaktinämie vor. Da das Spermiogramm meines Mannes besonders gut war, sieht unser Kinderwunscharzt keinen Grund für ein weiteres. Er sagt, selbst wenn das zweite schlechter wäre, wäre es noch immer gut. Ich nehme Folsäure. Wir bewegen uns beide (Yoga, Sport, häufige Spaziergänge), nehmen beide Vitamin D und im Winter Zink, haben kein Übergewicht, rauchen nicht, trinken sehr selten Alkohol und haben jeden stimulierten Zyklus ab der Ultraschallkontrolle immer täglich genutzt. Da bei mir die Folllikelreifung unter Letrozol immer so schnell geht und immer schon direkt nach Ultraschall an ZT 8 mit Ovitrelle ausgelöst wird, nutzen wir für GV immer ZT 8, 9 und 10. Wie viele Stunden Abstand sind für eine gute Spermienproduktion denn nötig? Reichen bei sehr gutem Spermiogramm 24 Stunden oder auch weniger? Lieben Dank im Voraus. Liliane
Guten Morgen, ich beantworte Ihre Fragen gerne Schritt für Schritt: 1. Kaiserschnitt als Ursache für Tubenverschluss? Ein Kaiserschnitt allein führt in der Regel nicht direkt zu einem Tubenverschluss. Jedoch kann er, wie jede Bauchoperation, Verwachsungen verursachen – insbesondere wenn es Komplikationen wie Infektionen oder starke Nachblutungen gab. Diese Verwachsungen können die Beweglichkeit der Eileiter einschränken oder sie teilweise/komplett blockieren. Dass die Narbe im Ultraschall unauffällig ist, ist ein gutes Zeichen – dennoch sieht man damit nicht die Umgebung der Eileiter oder Verwachsungen im kleinen Becken. 2. Empfehlung zur Chromopertubation + HSK? Ich verstehe Ihre Zurückhaltung vollkommen – eine Bauchspiegelung ist kein kleiner Schritt. Dennoch ist die Empfehlung Ihres Arztes aus fachlicher Sicht gut nachvollziehbar: Eine kombinierte Chromopertubation (Tubenprüfung) und diagnostische Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung) bietet eine sehr präzise Beurteilung der Eileiter, der Gebärmutterhöhle und möglicher Endometriose oder Verwachsungen. Allerdings sollte der Eingriff von einem erfahrenen Arzt oder Endometriosespezialisten durchgeführt werden. Die Endometriose kann übrigens auch bei deutlich gebesserten Regelschmerzen noch vorhanden sein – besonders wenn sie nicht-zyklische Beschwerden macht oder kleinflächig ist. Die stationäre Aufnahme für 2 Nächte ist in vielen Kliniken Routine, vor allem wenn gleichzeitig mit Verwachsungslösung oder ausgedehnter Diagnostik zu rechnen ist. Oft reicht in unkomplizierten Fällen auch 1 Nacht – das hängt vom Haus ab. 3. Stimulationszyklus im Wartezyklus? Absolut berechtigt! Wenn Sie sich körperlich gut fühlen und keine medizinischen Kontraindikationen bestehen, spricht nichts dagegen, den nächsten Zyklus für eine weitere Letrozol-Stimulation zu nutzen, um keine wertvolle Zeit zu verlieren. Das kann auch emotional sehr hilfreich sein, nicht "stillstehen" zu müssen. Bitte achten Sie darauf, dass der Zeitpunkt der Operation nicht mit der Gelbkörperphase kollidiert – z. B. durch rechtzeitige hormonelle Steuerung oder eine "Pause" direkt vor der OP. 4. Falls LSK/HSK unauffällig – wie weiter? Wenn die Eileiter durchgängig und alle Befunde unauffällig sind, wäre ein weiterer Versuch mit Letrozol + gezieltem GV oder Insemination (IUI) absolut sinnvoll – je nach Wunsch, Alter und individueller Geduldsspanne. Letrozol scheint ja bei Ihnen gut zu wirken, die Eizellreifung läuft zuverlässig. Wenn das Spermiogramm wirklich überdurchschnittlich ist, kann man durchaus zunächst beim GV zum optimalen Zeitpunkt bleiben. Allerdings erleben wir auch immer wieder, dass uns "gute" Spermiogramme vorgelegt werden, die bei genauerer Überprüfung Verbesserungspotentiale vermuten lassen. IUI (Insemination) ist eine Option, um das Timing zu optimieren – besonders wenn der Verdacht besteht, dass der Transport der Spermien zur Eizelle nicht immer ideal klappt. IVF wäre erst bei nachgewiesener Eileiterproblematik, Endometriose Grad II+ oder wenn die bisherigen Versuche erfolglos bleiben. 5. GV-Timing – reichen 24 Stunden? Bei einem sehr guten Spermiogramm reicht ein Abstand von 24 Stunden in der Regel aus. Manche Studien zeigen sogar, dass Spermien nach kürzeren Abständen (12–24 h) oft beweglicher sind, weil der oxidative Stress durch lange Lagerung entfällt. Ihr gewählter Rhythmus (ZT 8, 9, 10) nach Ovitrelle-Auslösung ist ideal, wenn an ZT 8 ausgelöst wird. Der Eisprung ist dann meist zwischen ZT 9 und 10. Ein zusätzlicher Verkehr am Morgen von ZT 11 kann auch sinnvoll sein, da Ovitrelle den Eisprung ca. 36–40 Stunden nach Injektion auslöst. Zusammenfassung meiner Einschätzung: Die operative Diagnostik erscheint bei Ihrer Vorgeschichte sinnvoll, aber nicht zwingend eilig. Ein zusätzlicher Stimulationszyklus mit Letrozol vor der LSK ist möglich und medizinisch vertretbar. GV alle 24 Stunden bei gutem Spermiogramm ist ausreichend. Falls keine Ursache gefunden wird: weitermachen mit Letrozol ± Insemination. IVF wäre dann der nächste Schritt, wenn weitere Versuche erfolglos bleiben oder neue Erkenntnisse (z. B. Tubenproblematik) hinzukommen. Viel Erfolg!
Liliane91
Guten Morgen Herr Dr. Gagsteiger,
ein großes Dankeschön für die ausführlichen Erklärungen. Das hat mir sehr geholfen. Das würde ich mir von unserem Kinderwunscharzt auch so wünschen.
Ich hätte noch eine Nachfrage zum Spermiogramm bzw. zu Ihrem Satz "Allerdings erleben wir auch immer wieder, dass uns "gute" Spermiogramme vorgelegt werden, die bei genauerer Überprüfung Verbesserungspotentiale vermuten lassen."
Von welcher genaueren Überprüfung sprechen Sie hier? Für unseren Kinderwunscharzt ist mein Mann "raus", weil sein Spermiogramm so überdurchschnittlich war. Das ist erfreulich und umso besser, wenn es wirklich so ist, ich möchte mich nur ungerne mit Bauchspiegelung und allem Drum und Dran auf den Kopf stellen lassen und noch dazu mit unendlichen Versuchen ewig viel Zeit verlieren, wenn es am Ende doch Verbesserungspotentiale bei meinem Mann geben sollte. Ich würde Ihnen gerne die Werte des Spermiogramms geben und um Ihre Einschätzung bitten, ob man hier irgendwo genauer überprüfen sollte. Ich hoffe, das ist in Ordnung.
Karenz (Tage): 5
Volumen (> 1,4 ml): 3,5
Aussehen: normal
Verflüssigung (< 60 min): Normal
Konsistenz/Viskosität: Normal
ph-Wert (7,2-8,0): 8
Spermien-Konzentration (> 16 Mio/ml): 112,5
Spermien-Gesamtzahl (> 39 Mio): 393,75
Gesamt-Motilität (PR + NP) (> 42%): 59
Progressiv-Motilität (PR) (> 30%): 38
Schnell progressiv (WHO A*): 23
Langsam progressiv (WHO B*): 15
Nicht-progressive Motilität (NP) (WHO C*): 21
Immotilität (IM) (WHO D*): 41
Vitalität (> 54% lebendig): 78
Agglutinationen: Keine
Spermien-Morphologie
Normalformen (> 4%): 10
Kopfdefekte (%): 64
Mittelstückdefekte (%): 14
Flagellumdefekte (%): 12
Leukozyten (/100 Sp.): 0-1
Erythrozyten (/100 Sp.): 0-1
Chlamydien: Neg.
Mykoplasmen/Ureaplasmen: Neg./Neg.
Ejakulatkultur gram-/gram+: Neg.
Diagnose: Normozoospermie
Wir möchten den nächsten Zyklus (4. Zyklus) noch einmal zur Stimulation mit Letrozol/Ovitrelle/Cyclogest nutzen. Ich bin privat- und Chefarztversichert und habe den OP-Termin für die Chromo-LSK und HSK auf Empfehlung meines Kinderwunscharztes beim Chefarzt der Frauenklinik, der auch Teamleitung des Endometriosezentrums ist. Mit unserer Urlaubsplanung, meinen dienstlichen Pflichten und dem Urlaub des Chefarztes müsste der OP-Termin nach meiner Berechnung in etwa auf ZT 12 des übernächsten Zyklus fallen, wenn ich mit Cyclogest ein kleines bisschen "trickse" und es diesen und nächsten Zyklus etwa 3 Tage länger nehme (Periode setzt bei mir immer ziemlich genau 4 Tage nach Absetzen ein). Ansonsten fällt der Termin schon eher Richtung Gelbkörperphase. Denken Sie, diese Terminplanung ist passend? Ich würde mich sehr über Ihre Meinung freuen. Mein Kinderwunscharzt hat mich auf die terminliche Planung überhaupt nicht hingewiesen und die Sprechstundenhilfe am Telefon im Krankenhaus wusste nicht einmal, dass der Termin in der 1. Zyklushälfte stattfinden sollte
Vielen lieben Dank für Ihre ausgezeichnete Beratung.
Liliane
Guten Abend, Die Werte des Spermiogramms Ihres Mannes bewegen sich sämtlich deutlich oberhalb der WHO‑Referenzgrenzen (6. Auflage, 2021). Mit 112 Millionen Spermien pro Milliliter, einer Gesamtzahl von fast 400 Millionen Zellen, 38 Prozent progressiver Motilität und zehn Prozent normal geformter Spermien spricht der Befund für eine ausreichend gute Ausgangslage. Ein einmaliges Spitzen‑Ergebnis bedeutet jedoch noch nicht, dass damit jeder mögliche Fertilitätsfaktor ausgeschlossen ist. Zum einen schwankt die Qualität zwischen einzelnen Ejakulaten; deshalb empfiehlt man routinemäßig mindestens zwei Befunde in einem Abstand von zwei bis vier Wochen, bevor man endgültig Entwarnung gibt. Zum anderen können Spermien funktionell beeinträchtigt sein, obwohl die klassischen Parameter hervorragend aussehen. Falls also nach einem halben bis einem Jahr gezielter Zyklen – trotz Letrozol‑Stimulation, korrektem Timing und bald auch abgeklärter weiblicher Faktoren – keine Schwangerschaft eintritt oder es wiederholt zu sehr frühen Fehlgeburten kommt, lohnt sich der Blick auf tiefer gehende Tests. Der wichtigste ist heute die Messung der DNA‑Fragmentation (häufig als DFI bezeichnet). Liegt der Fragmentations‑Index bei 25 Prozent oder höher, sinken die Chancen auf eine spontane Schwangerschaft messbar, und das Fehlgeburtsrisiko steigt. Ebenfalls aussagekräftig ist die Bestimmung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), weil oxidativer Stress die DNA brüchiger macht. Beide Laborwerte lassen sich in derselben Probe erfassen, sind technisch etabliert und bieten vor allem einen Ansatzpunkt für Therapie: Antioxidative Nahrungsergänzung, konsequenter Verzicht auf Nikotin, strikte Begrenzung von Alkohol, das Meiden übermäßiger Hitze (Sauna > 90 °C, heiße Sitzheizung, Laptop auf dem Schoß) und gegebenenfalls eine mikrochirurgische Varikozelen‑Sanierung senken eine erhöhte Fragmentation häufig merklich. Ergänzend kann ein einmaliges Hormonprofil (FSH, LH, Testosteron, Prolaktin, SHBG, Inhibin B) sinnvoll sein, insbesondere wenn sich klinische Hinweise auf eine endokrine Störung ergeben (z. B. verminderte Libido, Hodenvolumen unter 15 ml oder ausgeprägter Hodenhöcker). Für Ihren anstehenden Eingriff – die Kombination aus Chromopertubations‑Laparoskopie und diagnostischer Hysteroskopie – gilt: Das beste Zeitfenster liegt zwischen Zyklustag 5 und 10, also in der frühen Follikelphase. Dann ist das Endometrium noch hauchdünn, Blutungen sind minimal und eine unerkannte sehr frühe Schwangerschaft praktisch ausgeschlossen. Ein OP‑Termin an Zyklustag 12 ist aus Sicht vieler Operateure noch vertretbar, solange zwei Voraussetzungen erfüllt sind: Erstens wird am OP‑Tag ein negativer Urin‑ oder Serum‑hCG‑Test dokumentiert; zweitens verzichten Sie in diesem Zyklus vor dem Eingriff konsequent auf einen Schwangerschaftsversuch – das kann bedeuten, geschützten Geschlechtsverkehr zu wählen oder für diesen einen Zyklus ganz auf Verkehr in der fruchtbaren Phase zu verzichten. Ihr Plan, die bevorstehende Letrozol‑Stimulation wie gewohnt durchzuführen und anschließend durch eine verlängerte Cyclogest‑Einnahme die Periode ein paar Tage nach hinten zu schieben, ist pharmakologisch möglich, weil Progesteron die Abbruchblutung zuverlässig hinauszögert. Allerdings handelt es sich um einen Off‑Label‑Kniff, der seinerseits den nachfolgenden Zyklus geringfügig verschieben kann. Wesentlich komfortabler – und von vielen Zentren bevorzugt – ist deshalb eine andere Taktik: Nehmen Sie den jetzigen Stimulationszyklus ganz normal mit, beginnen Sie danach einen natürlichen Zyklus ohne Stimulation, und legen Sie den Operationstermin auf Tag 6 bis 9 dieses Zyklus. Damit gewinnen Sie automatisch das ideale Sichtfenster, brauchen keine Zyklusverlängerung und laufen nicht Gefahr, trotz negativer Tests gerade in den allerersten Tagen einer Schwangerschaft zu sein. Nach der Operation dürfen Sie, sofern der Befund unauffällig ist, meist schon im darauffolgenden Zyklus wieder stimulieren. Viele Paare nutzen die erste Zeit nach einer diagnostischen oder mild therapeutischen Bauchspiegelung sogar ganz ohne Stimulation, weil die Durchgängigkeit der Eileiter frisch bestätigt und eventuelle Verklebungen behoben wurden – ein Effekt, der sich gerade in den ersten drei Zyklen positiv auf die Spontanschwangerschaftsrate auswirken kann. Zusammengefasst: Ihr Mann hat mit hoher Wahrscheinlichkeit keine wesentliche Einschränkung, doch ein zweites und eventuell drittes Spermiogramm plus – bei weiter ausbleibendem Erfolg – eine DNA‑Fragmentations‑ und ROS‑Analyse schaffen absolute Gewissheit. Planen Sie den laparoskopisch‑hysteroskopischen Eingriff möglichst in der ersten Zyklushälfte, verzichten Sie im OP‑Zyklus vorher auf Empfängnisversuche oder sichern Sie ab, und bestehen Sie am Eingriffstag auf den obligatorischen hCG‑Test. Dann haben Sie medizinisch wie organisatorisch die bestmögliche Ausgangssituation, ohne sich unnötig lang „auf den Kopf stellen“ zu lassen. Ich hoffe, diese ausführlichere Erläuterung hilft Ihnen bei der Entscheidung
Liliane91
Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger,
Sie haben meinen Mann und mich kürzlich sehr gut beraten. Ich würde Sie gerne wieder etwas fragen. Vielleicht können Sie mir helfen, auch wenn es nur teilweise mit Ihrem Kerngebiet zu tun hat.
Ich befinde mich gerade im letzten Letrozolzyklus bevor im nächsten Zyklus eine diagnostische Hysteroskopie und Laparoskopie geplant ist, sollte es dieses Mal wieder nicht klappen.
Heute bin ich 8 Tage nach Ovitrelle, es hat mich mit einem sehr unschönen Infekt erwischt, gegen den ich gerne Medikamente einnehmen würde. Ich möchte aber natürlich einer gerade stattfindenden Einnistung oder entstehenden Schwangerschaft auch nicht schaden. Ich habe schon seit drei Tagen starke Halsschmerzen (hauptsächlich rechtsseitig) und mein rechtes Ohr ist etwas "zu". Meine Nase ist dicht, meine Stimme lässt zu wünschen übrig und ich habe etwas Fieber (38.5 Grad Celsius). Kann ich bedenkenlos Nasenspray (Nasic) und Paracetamol nehmen? In der Stillzeit meines erstes Kindes riet mir meine Hausärztin von Nasic ab. Ohne ist es aber schwierig zu schlafen. Die letzten Nächte habe ich mich ohne Nasic gequält. Nächste Woche habe ich noch dazu beruflich eine sehr straffe Woche mit sehr wichtigen unaufschiebbaren Terminen. Kranksein ist also gerade eigentlich keine Option :( Vielleicht können Nasic und Paracetamol mich boosten? Oder empfehlen Sie mir etwas anderes?
Ich danke Ihnen vielmals
Liliane
Guten Tag, vielen Dank für Ihr Vertrauen, ich erinnere mich gut – und helfe Ihnen natürlich sehr gern weiter, auch wenn es diesmal nicht direkt um den Kinderwunsch geht. In Ihrer Situation – 8 Tage nach Ovitrelle, also potenziell in der sensiblen Phase der Einnistung – ist eine gewisse Vorsicht bei Medikamenten angebracht. Gleichzeitig ist eine gute Symptomkontrolle wichtig, da Stress, Schlafmangel und Fieber die Einnistungsbedingungen ebenfalls verschlechtern können. 1. Paracetamol Ja, erlaubt. Paracetamol gilt in allen Phasen der Frühschwangerschaft und auch in der Kinderwunschzeit als sicherstes Schmerz- und Fiebermittel (im Gegensatz zu Ibuprofen, das in der Frühschwangerschaft nicht empfohlen wird). Dosierung: max. 3 × 500–1000 mg/Tag, nicht länger als 3–5 Tage ohne Rücksprache. 2. Nasic (Xylometazolin + Dexpanthenol) Eingeschränkt vertretbar. Das Problem bei abschwellenden Nasensprays ist nicht die Gefahr für das Kind in dieser Frühphase, sondern die Gefahr der Gewöhnung und Schleimhautschädigung bei längerer Anwendung. In der Kinderwunschzeit oder Frühschwangerschaft spricht nichts gegen eine kurzfristige (2–3 Nächte) abendliche Anwendung, wenn Sie dadurch besser schlafen können – gerade weil Schlaf so wichtig für Ihr Immunsystem und Ihre Hormonregulation ist. Alternativen: Tagsüber: Meerwasser-Nasenspray zur Befeuchtung. Ergänzend: Inhalationen mit Kochsalz, ggf. mit Kamille oder ätherischen Ölen (z. B. Eukalyptus, wenn keine Allergie besteht). 3. Weitere Empfehlungen Viel Flüssigkeit, möglichst lauwarm, gern mit Honig und Ingwer (nur in Maßen – hohe Mengen Ingwer meiden bei Kinderwunsch). Halsschmerzen: Lutschpastillen mit Isländisch Moos, Salbei, oder Emser Salz (lokale Wirkung, unbedenklich). Ohrbeschwerden: Wenn sie sich verstärken oder pulsierend werden → ärztliche Kontrolle (z. B. Mittelohrentzündung). Fieber >38,5 länger als 2–3 Tage oder Husten mit gelbem/grünem Auswurf → ggf. Abklärung beim Hausarzt. Eine bakterielle Superinfektion wäre zu behandeln, aber erst nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung(auch hinsichtlich Antibiotikawahl). Fazit: Sie dürfen Paracetamol einnehmen und Nasic gezielt zur Nacht verwenden, um Kraft zu tanken – das ist aus gynäkologisch-reproduktionsmedizinischer Sicht vertretbar. Achten Sie dabei auf eine begrenzte Dauer (max. 3 Tage Nasic). Für die Einnistung ist es jetzt am wichtigsten, dass Sie sich nicht übermüden und das Fieber in Schach halten. Ich wünsche Ihnen baldige Besserung und drücke Ihnen sehr die Daumen für diesen Zyklus. Grüße Dr. Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger, ein herzliches Dankeschön für Ihre umfassende und schnelle Antwort. Ich finde es ganz großartig, dass man sich auf Ihren guten Ratschlag immer verlassen kann. Ihre guten Ideen setze ich um. Halspastillen, Paracetamol und warmer Tee mit Honig sind heute mein Begleiter. Meerwasser-Nasenspray habe ich zu Hause und probiert, aber das bewirkt bei mir irgendwie überhaupt nichts. Ich habe letzte Nacht tatsächlich verzweifelt zum Nasic gegriffen, weil ich überhaupt nicht mehr atmen und schlafen konnte. Insofern haben Sie mich heute sehr mit Ihrer Mitteilung, dass dies kurzzeitig vertretbar ist, sehr erleichtert. Ich nehme es nur einmal am Abend und bin mir darüber bewusst, dass ich das nicht länger als ein paar Tage tun sollte. Tagsüber mache ich auch Nasenduschen mit Meersalz. Das rechte Ohr ist nur leicht zu. Das Hauptproblem sind die Halsschmerzen, die wirklich bei jedem Schlucken sehr schmerzen und die leichte Heiserkeit. Ich kann mich nicht erinnern, wann Halsschmerzen bei einer Erkältung mal so hartnäckig waren. Das Fieber ist gleichbleibend und macht müde. Ich hoffe wirklich, der Einnistung jetzt nicht gerade im Weg zu stehen. Ich muss morgen beruflich etwa zwei Stunden lang referieren und bin gespannt mit welcher Stimme das endet. Ich werde es mit Paracetamol, Isländisch Moos und GeloRevoice probieren. Darf ich Sie noch fragen, wie es um Sinupret für die Nebenhöhlen in der potentiellen Einnistungsphase steht? Die Nebenhöhlen fühlen sich nämlich auch dicht an. Ich kenne die Seite Embryotox, die mir mein HNO-Arzt in der 1. Schwangerschaft nannte. Dort finde ich Sinupret aber leider nicht. Wahrscheinlich wäre ein Besuch bei der Hausärztin oder beim HNO-Arzt sinnvoll, doch ich will nur sehr ungern ein Antibiotikum nehmen. Es trägt sicherlich auch nicht zur Einnistung bei? Außerdem habe ich in der Vergangenheit nach jedem Antibiotikum immer Probleme mit der Scheidenflora bekommen (Scheidenpilz), was für den Kinderwunsch auch wieder hinderlich ist? Ich danke Ihnen im Voraus für die gute Beratung. Beste Grüße von Liliane
Liliane91
Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger, ich entschuldige mich, dass ich mich so penetrant bei Ihnen melde. Ich vertraue Ihren Ratschlägen sehr und hätte eine letzte Rückfrage. Leider sind Halsschmerzen, Fieber und Nebenhöhlen nicht besser geworden. Meine Stimme ist nun auch noch fast komplett weg. Ich war heute deshalb beim HNO-Arzt, der eine bakterielle Nasennebenhöhlenentzündung und Laryngitis diagnostiziert hat. Im Ultraschall sah er in den Nebenhöhlen leider viel eitrigen Schleim. Ich habe von der potentiell möglichen Schwangerschaft berichtet und er war dennoch oder gerade deshalb der Meinung, dass wir nicht lange warten sollten und hat mir deshalb Cefuroxim 500 mg für 7 Tage 1-0-1 verschrieben. Ich bin nicht begeistert, aber habe wohl keine Wahl. Er sagte mir, dass es mit Cyclogest keine direkte Wechselwirkung gibt, er sich aber vorstellen kann, dass es die Wirkung von Cyclogest vielleicht etwas reduziert ähnlich wie bei der Wechselwirkung zwischen Antibiotikum und Pille. Ist das aus Ihrer gynäkologischen Perspektive richtig? Und kann man dann etwas falsch machen, wenn man einfach bis zum Schwangerschaftstest zwei Cyclogest täglich nimmt? 1 morgens und 1 abends? Ich möchte einfach einer Einnistung so wenig wie möglich im Weg stehen. Gleichzeitig ist für den nächsten Zyklus ja die Bauchspiegelung geplant, falls es wieder nicht klappt. Deshalb wäre auch eine verfrühte Periode (wenn Cyclogest nicht richtig wirkt) für den OP-Termin jetzt alles andere als ideal. Über eine kurze kompetente Antwort würde ich mich sehr freuen und wünsche Ihnen eine schöne Woche. Vielen Dank im Voraus. Beste Grüße Liliane
Guten Abend, ich verstehe Ihre Sorge – gerade in dieser Phase möchte man nichts dem Zufall überlassen. Kurz gefasst: 1. Wechselwirkung Cefuroxim ↔ Cyclogest Keine relevante Wechselwirkung bekannt. Cefuroxim ist ein Cephalosporin-Antibiotikum. Anders als Rifampicin o. ä., die die Leberenzymaktivität stark ankurbeln, beeinflussen Cephalosporine den Hormonstoffwechsel praktisch nicht. „Pille-Antibiotikum-Problem“ gilt hier nicht. Die (seltene) Abschwächung der Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva hängt teils von Leberenzym-Induktion, teils von einer veränderten Darmflora ab. Cyclogest wird allerdings vaginal oder rektal appliziert und umgeht beide Mechanismen. 2. Cyclogest-Dosierung Luteal-Support-Schemata liegen typischerweise bei 1 × 200–400 mg/Tag oder 2 × 200 mg/Tag. Zwei Suppositorien täglich (morgens + abends) sind daher absolut im üblichen Rahmen und sicher – sie erhöhen den Progesteronspiegel, gefährden aber weder Einnistung noch Schwangerschaft. Ob die Verdopplung nötig ist, hängt von Ihrem Ausgangsschema und Ihrem individuellen Progesteronwert ab – das kann Ihr Kinderwunschzentrum am besten beurteilen. 3. Sicherheit in (potenzieller) Frühschwangerschaft Cefuroxim gilt als Schwangerschafts-Kategorie B (unbedenklich); eine siebentägige Therapie ist daher vertretbar, besonders bei nachgewiesener bakterieller Sinusitis. Gute Infektionskontrolle ist sogar positiv für eine mögliche Einnistung. 4. Zyklus / anstehende Bauchspiegelung Solange Sie Cyclogest wie geplant fortführen, sollte keine vorzeitige Abbruchblutung einsetzen. Fällt der Schwangerschaftstest (i. d. R. 14 Tage nach Embryotransfer/ES + 14) negativ aus, setzen Sie Cyclogest ab – die Blutung beginnt dann meist binnen 2–4 Tagen und Ihr OP-Termin kann wie vorgesehen geplant werden. Mein Rat Antibiotikum nehmen wie verordnet (500 mg morgens & abends, 7 Tage). Cyclogest unverändert laut ursprünglichem Protokoll weiterführen; zweimal täglich ist unproblematisch, aber klären Sie kurz telefonisch, ob Ihre KiWu-Praxis das für nötig hält. Kein Risiko für Einnistung durch Cefuroxim zu erwarten. Sollten neue Symptome (z. B. Vaginalinfektion, Blutung, allergische Reaktion) auftreten, bitte sofort Rücksprache halten. Ich hoffe, das nimmt Ihnen etwas Sorge. Gute und schnelle Besserung – und ich drücke weiterhin die Daumen! Herzliche Grüße Dr. med. Gagsteiger Diese Auskunft ersetzt nicht die persönliche Betreuung durch Ihre behandelnden Ärztinnen/Ärzte.
Liliane91
Danke! Sie haben mich sehr beruhigt Der HNO-Arzt hat auch extra ein Antibiotikum ausgesucht, das für Schwangere unbedenklich ist. Trotzdem beruhigt es sehr, zu hören, dass Sie das aus gynäkologischer Sicht auch für sinnvoll halten.
Genau so mache ich es und ich frage morgen im Kinderwunschzentrum nach wie ich es handhaben soll.
Ganz ganz großen Dank!!!
Viel Glück!
Liliane91
Guten Abend Herr Dr. Gagsteiger, ich könnte noch einmal sehr gut Ihre Hilfe brauchen und würde mich wirklich darüber freuen. Wir sind gerade im Urlaub (innerhalb Deutschlands). Ich bin heute 17 Tage nach Ovitrelle und mein Urin-Schwangerschaftstest ist positiv. 15 Tage nach Ovitrelle war er leicht positiv, heute (2 Tage später) deutlicher. Genau 15 Tage nach Ovitrelle hatte ich eine kurze hellrote (fast rosane) minimale Blutung am Toilettenpapier, seitdem nichts mehr. Es ziepft ab und zu in der Gebärmutter. Das Antibiotikum (Cefuroxim 500 mg) gegen die Nebenhöhlenentzündung und Kehlkopfentzündung habe ich bis heute Morgen über 7 Tage genommen und aufgebraucht und bin sehr froh, dass der Arzt darauf geachtet hat, eines auszusuchen, das ist der Schwangerschaft akzeptabel ist. Meine Stimme ist noch immer leicht angeschlagen, aber ansonsten geht es mir wieder gut. Ich hatte, wie von Ihnen empfohlen, mit meinem Kinderwunschzentrum bezüglich der Steigerung der Dosis von Cyclogest während der Antibiotikaeinnahme, gesprochen und die Empfehlung bekommen, früh und abends je eine einzuführen. Die Dosis ist damit aber aktuell sehr hoch: 2 x 400 mg, also insgesamt 800 mg am Tag. Nun waren wir auf unserer Urlaubsreise auch gerade zu Besuch bei Freunden im Allgäu, die mir sehr behilflich waren. Eine unserer Freundinnen ist MFA und hat mir heute Morgen Blut abgenommen und eine ist MTA in einem kleinen Labor und hat mir den hCG-Wert unter der Hand bestimmt. Er ist heute (17 Tage nach Ovitrelle) 175 mIU/ml. Leider konnte sie den Progesteronwert dort nicht bestimmen. Darf ich Sie um einen Rat bitten? Wie schätzen Sie den hCG-Wert ein? Spricht er für eine intakte Schwangerschaft? Ich hatte schonmal eine biochemische Schwangerschaft und habe jetzt nach der kurzen Blutung Angst, wobei sie nicht bräunlich oder dunkel aussah und auch nicht nach Schleimhaut. Meine Basaltemperatur ist bisher einseitig über der Coverline geblieben, aber die letzten zwei Tage etwas gefallen. Ich hoffe, das ist kein schlechtes Zeichen. Könnte es sich bei der Art von Blutung (wie oben beschrieben) einfach um eine Einnistungsblutung gehandelt haben? Ich hatte das in meiner 1. Schwangerschaft nicht. Es war nur ganz kurz hellrosa und seitdem gar nichts mehr. Sollte ich auf unserer Weiterreise durch Niederbayern schauen, von einem Frauenarzt einen Progesteronwert und evtl. zweiten hCG-Wert 2-3 Tage später zu bekommen? So ist es vermutlich schwierig, zu sagen, ob ich nach dem Antibiotikum das Progesteron wieder auf 1 x täglich 400 mg reduzieren kann oder ob ich bei 2 x 400 mg bleiben sollte? Für 2 x täglich 400 mg hätte ich auch nicht mehr genug für den kompletten Urlaub. Noch dazu ist meine Bauchspiegelung in 1,5 Wochen (eigentlich zum neuen Zyklusbeginn) angesetzt. Vermutlich kann ich den Termin absagen, aber das will ich nicht tun, bevor ich nicht definitiv weiß, dass die Schwangerschaft dieses Mal intakt ist. Auch neige ich nach Antibiotikaeinnahme zu einem Ungleichgewicht der Scheidenflora und zu Scheidenpilz. Ich spüre bisher kein Brennen oder Jucken, frage mich aber, ob ich prophylaktisch jetzt etwas tun sollte, denn ein Ungleichgewicht in der Schwangerschaft kann ja auch eine Fehlgeburt begünstigen. Haben Sie einen Tipp für ein Produkt? Ich weiß aber gar nicht wann ich das vaginal nehmen soll, wenn ich gerade schon früh und abends Progesteron vaginal nehme. Progesteron und Milchsäurezäpfchen gleichzeitig sind vermutlich keine gute Idee? Entschuldigen Sie die vielen Fragen. Können Sie mir mit einem guten Rat für all meine Fragen helfen? Ich würde mich so über Ihre Hilfe freuen! Bitte drücken Sie die Daumen, dass alles gut geht! Ich wäre so glücklich! Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit, die Sie hier im Forum leisten. Ich fühle mich immer kompetent beraten von Ihnen! Chapeau! Viele Grüße aus Niederbayern, Liliane
Liliane91
Hallo Herr Dr. Gagsteiger, entschuldigen Sie, dass ich penetrant noch einmal nachfrage, bevor Sie meine Nachricht von gestern (oben) beantworten konnten. Ich habe seit heute morgen eine ganz minimal leichte hellbraune Schmierblutung und ein leichtes Brennen in der Scheide. hCG gestern wie oben geschrieben 175. Nach viel Rumtelefonieren im Urlaub habe ich einen Frauenarzt am Land gefunden, der mich sofort eingeschoben hat. Er hat unter dem Mikroskop Bakterien gesehen, also bakterielle Vaginose. Das ist ja in Frühschwangerschaft jetzt sehr blöd... er hat einen Abstrich gemacht und ich soll 3 Mal täglich Amoxi 750 nehmen. Blutentnahme für einen neuen hCG- und Progesteronwert wurde auch gemacht. Er denkt, das Cefuroxim, das ich bis gestern genommen habe, könnte Schuld an der bakteriellen Vaginose sein. Deckt Amoxicillin alle gängigen Keime ab? Ich habe Angst vor einer Fehlgeburt. Der Arzt hat zwar "eilig" auf den Abstrich geschrieben, das Abstrichergebnis kommt aber trotzdem nicht vor Montag. Wäre Lactobacillus gleichzeitig sinnvoll oder erst im Anschluss? Ich finde es gar nicht super von einem Antibiotikum zum nächsten überzugehen... wie stark erhöht eine bakterielle Vaginose das Fehlgeburtrisiko? Über Ihre Meinung würde ich mich sehr freuen, sich zu meiner vorigen Nachricht. Vielen Dank!
Liebe Liliane, herzlichen Dank für Ihre ausführliche Schilderung und Ihr Vertrauen. Ich verstehe sehr gut, wie belastend diese Situation für Sie ist – zwischen Hoffnung und Sorge, mitten im Urlaub. Ich werde alle Punkte strukturiert beantworten, damit Sie eine klare Orientierung haben: 1. hCG-Wert an Tag 17 nach Ovitrelle: Ein Wert von 175 mIU/ml 17 Tage nach Ovitrelle (also ca. 15 Tage nach Eisprung) ist absolut im normwertigen Bereich und spricht klar für eine Schwangerschaft. Auch dass der Urin-Test an Tag 15 schwach positiv war und jetzt stärker, ist ein gutes Zeichen für einen steigenden hCG-Wert. 🔍 Wichtig wäre zur Verlaufskontrolle ein zweiter hCG-Wert im Abstand von 48 Stunden, um zu sehen, ob er sich mindestens um 60–100 % steigert – das wäre ein positives Zeichen für eine intakte Frühschwangerschaft. 2. Kurze hellrosa Blutung 15 Tage nach Ovitrelle: Das klingt eher nach einer Kontaktblutung z.B. nach Geschlechtsverkehr oder Untersuchung beim Frauenarzt. Solche Blutungen kommen bei ca. 15–25 % der Frauen vor und sind meist harmlos. 3. Basaltemperatur: Ein leichter Abfall über ein oder zwei Tage ist nicht zwangsläufig ein schlechtes Zeichen, insbesondere, wenn die Temperatur weiterhin über der Coverline bleibt. Temporäre Schwankungen durch Schlafqualität, Infekte, Reisebedingungen oder Medikamente (z. B. Antibiotika) sind häufig. 4. Cyclogest 2×400 mg täglich: Die derzeitige Dosierung ist hoch, aber im Rahmen, insbesondere nach Infekt und bei Verdacht auf eine Lutealinsuffizienz. Viel Progesteron ist nicht schädlich, kann aber müde machen. Da Sie durch die hohe Dosis aber nicht genug für den ganzen Urlaub haben, wäre Folgendes möglich: Option A (vorsichtig): Dosis beibehalten bis Progesteronwert bestimmt ist (gut, dass das gemacht wurde!). Falls dieser gut ist (>15 ng/ml), könnten Sie auf 1×400 mg abends umstellen. Option B (wenn kein Laborwert möglich): auf 600 mg/Tag (z. B. 1–1–1) der 200er Tabletten reduzieren, sobald die Akutphase (Infekt + Schmierblutung) vorbei ist. 💡 Wenn Sie Ihre nächsten Tage sicher abdecken wollen, könnten Sie sich Cyclogest oder Utrogest in der Apotheke holen. Wir würden Ihnen ein Rp. zuschicken oder in der Apotheke anrufen. 5. Bauchspiegelungstermin: Stand jetzt sieht es so aus, als könnten Sie die Bauchspiegelung ersparen. ⚠️ Eine intakte Schwangerschaft ist eine Kontraindikation für eine Laparoskopie – auch in sehr früher Woche. Bitte keine Narkose oder OP. 6. Bakterielle Vaginose + Antibiotikum: Eine bakterielle Vaginose in der Frühschwangerschaft sollte schnell behandelt werden. Amoxicillin ist in der Schwangerschaft sehr gut verträglich, hat aber kein optimales Wirkspektrum. Es könnte dennoch helfen. Falls das Labor Gardnerella oder Mobiluncus nachweist, wäre Metronidazol (z. B. Arilin vaginal oder oral)gezielter – aber das klärt sich durch das Abstrichergebnis. 7. Probiotische Behandlung (Lactobacillen): Sehr sinnvoll – sowohl zusätzlich als auch im Anschluss an das Antibiotikum. Idealerweise: 4–6 Stunden versetzt zum Antibiotikum (z. B. Lactobacillus vaginal abends, Amoxi morgens/mittags). Wenn das logistisch schwierig ist, dann lieber nach dem Antibiotikum beginnen. Beispiele: Vagisan Milchsäure-Zäpfchen, Gynophilus, FloraProtectis, OmniBiotic Flora Plus (oral). 8. Vaginale Anwendung von Progesteron & Milchsäurepräparat: Kombination ist grundsätzlich möglich, aber: Immer mit 6–8 Stunden Abstand. Z. B. Progesteron morgens und abends, Milchsäurepräparat zur Mittagszeit Alternativ: Probiotikum oral, wenn vaginal zu kompliziert. Zusammenfassung – meine Empfehlung: hCG erneut in 48 h bestimmen, um Entwicklung zu beurteilen Progesteronwert abwarten, bei Unsicherheit 600 mg/d als Mindestdosis Amoxicillin einnehmen, da Infekt + Frühschwangerschaft Lactobacillus-Probiotikum ab Tag 2 der Antibiose starten Bauchspiegelung absagen, sobald zweite hCG-Kontrolle positiven Verlauf bestätigt, Ultraschall nächsten Montag um sicher zu gehen, dass in der Gebärmutter eine Fruchtblase zu sehen ist. Weiterhin körperlich schonen, ausreichend trinken, Stress vermeiden Und sich keine Sorgen machen! Alles scheint in Ordnung zu sein! Ich drücke Ihnen ganz fest die Daumen, dass sich alles gut weiterentwickelt – die bisherigen Zeichen sprechen jedenfalls für eine gute Chance. Gern begleite ich Sie weiter durch diese spannende und sensible Phase. Herzliche Grüße aus Ulm Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger P.S. Das Allgäu ist nicht weit weg von Ulm. Sie dürfen gerne auch schnell vorbei kommen. (www.bestfertility.de)
Liliane91
Hallo Herr Dr. Gagsteiger, Sie können sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie ich mich über Ihre genauen Erklärungen und Ihre ermutigende Nachricht gefreut habe. Sie machen hier wirklich einen unglaublich tollen Job und leisten so viele gute Taten. Danke, danke, danke! Zwischen Freude, Hoffnung und gleichzeitig Angst und Sorge trifft es gerade ganz gut und das mitten im Urlaub. Einerseits freuen wir uns so, dass es endlich geklappt hat. Andererseits ist die Freude noch sehr verhalten. Es fühlt sich so an, als wäre durch den HNO-Arzt ein Problem beseitigt worden und dadurch ein neues Problem entstanden… never ending story… Wir stellen gerade viele Pläne für den Urlaub komplett auf den Kopf. Eigentlich wollten wir auch mal in die Thermenlandschaft Niederbayerns gehen, aber das kann ich vermutlich vergessen, weil Thermen Keimschleudern sind und das bei bakterieller Vaginose + Schwangerschaft bestimmt nicht förderlich ist? Gestern bin ich erst einmal 1 Stunde für den Arzttermin beim Frauenarzt durch die Gegend gefahren, denn alle näheren Praxen haben entweder Urlaub oder mich am Telefon abgelehnt und mich auf den Bereitschaftsdienst oder die Notaufnahme im Klinikum Passau hingewiesen. Doch ich finde, genau so werden die Notaufnahmen mit Fällen verstopft, die auch einfach zum Facharzt gehen könnten. Ich finde es deshalb außerordentlich nett von Ihnen, mir sogar anzubieten, in Ulm vorbeizukommen. Danke! Das würde ich wirklich tun, wenn wir noch im Allgäu wären, doch wir sind seit gestern schon weiter ins tiefste Niederbayern gefahren. Hier habe ich einen Frauenarzt gefunden, der mir angeboten hat, sofort vorbei zu kommen. Er hat sich viel Zeit genommen, doch zwei Aussagen haben mich etwas irritiert: 1) Den Progesteronwert hielt er für unnötig und hat ihn nur bestimmt, weil ich ihn unbedingt wollte. 2) Er hätte mir kein Antibiotikum gegeben obwohl er selbst sagte, dass unter dem Mikroskop Bakterien sind. Er hätte erst das Abstrichergebnis abgewartet, das aber ja wohl nicht vor Montag kommt. Erst als ich schon an der Tür gefragt habe, ob man die Bakterien nicht schon einmal behandeln sollte und ich Angst vor einer Fehlgeburt habe, schwenkte er um und hielt das Antibiotikum sogar für sinnvoll. Ich weiß daher nicht, wie sehr ich ihm vertrauen kann und bin sehr froh über Ihren kompetenten Rat. Oder hätte man hier wirklich erst das Abstrichergebnis abwarten können? Heute habe ich folgende Blutwerte erhalten: hCG (von gestern/Mittwoch, d.h. Ovitrelle + 18): 185 Progesteron: 23,5 Morgen (Freitag) soll ich noch einmal zu dem Frauenarzt in Passau. Er will einen zweiten hCG 48 Stunden nach dem von Mittwoch, wie auch Ihr Vorschlag war. Was halten Sie von hCG und Progesteron? Der hCG ist ja nur um 10 gestiegen, zwar in 24 Stunden, aber ist das nicht sehr wenig? Meine Freundin im Allgäu hatte ziemlich genau 24 Stunden vorher 175 gemessen. Der Arzt meinte, wir bestimmen ja morgen noch einen und innerhalb von 24 Stunden sei das schon ok. Ich finde den Anstieg sehr gering. Oder muss das noch nichts heißen? Machen 2 x 400 mg Cyclogest also weiterhin Sinn? Kann Amoxi die Wirkung von Cyclogest reduzieren? Bis Anfang nächster Woche reichen die Zäpfchen noch aus. Ich werde den Frauenarzt am Freitag nach einem Rezept für Cyclogest fragen. Sollte er es mir nicht geben, würde ich sehr gerne auf Sie zurückkommen und Ihnen eine Apotheke für einen Anruf nennen. Tausend Dank auch für dieses Angebot! Wäre es sinnvoll, dass der Frauenarzt am Freitag noch einmal unter dem Mikroskop schaut, ob die Bakterien zumindest weniger geworden sind oder geht das nicht so einfach wie ich mir das vorstelle? Andernfalls gibt es ja wahrscheinlich keine Methode um vor dem Abstrichergebnis am Montag zu sehen ob das Amoxi anschlägt? Oder doch? Heute brennt es an der Scheide noch genauso wie gestern. Die ganz zart hellbräunliche Schmierblutung kommt eigentlich meist nur mit den Resten vom Cyclogest raus, z.B. morgens nach dem Aufstehen. Normalerweise sind die Cyclogestreste ja weiß und seit vorgestern sind sie eher zart hellbraun. Der Frauenarzt selbst war diesbezüglich relativ entspannt, er sah keine Schmierblutung. Kann die Schmierblutung von den Bakterien kommen? Ich hoffe, der Arzt hat durch den vaginalen Ultraschall nicht die Bakterien noch weiter nach innen geschoben… ist das ein unbegründeter Gedanke? Das Amoxi soll ich 3 x täglich alle 8 Stunden nehmen, daher wird es dann wahrscheinlich mit vaginalen Lactobacillen schwierig, noch dazu mit 2 x täglich Cyclogest. Sollte ich dann erst danach damit beginnen? Es tut mir leid, dass ich so viele Fragen habe. Vielen Dank, dass Sie mich weiterhin durch diese spannende und sensible Phase begleiten. Das gibt mir viel Sicherheit! Nun bleiben wir optimistisch und genießen den Sonnenschein und den Urlaub weiterhin. Vor ein paar Tagen sind wir im Allgäu noch Berge mit 20-30% Steigung hochgestiegen, jetzt lassen wir es eben etwas ruhiger angehen. Ich freue mich schon sehr auf Ihre Antwort und melde mich dann wieder mit dem hCG Wert von Freitag bei Ihnen. Viele liebe Grüße von Niederbayern nach Ulm! Und danke, danke, danke! Liliane
Guten Tag, herzlichen Dank für Ihre warmen Zeilen und Ihr Vertrauen. Ihre Rückmeldung zeigt, wie sehr Ihnen alles unter die Haut geht. Ich nehme Ihre Fragen sehr ernst und antworte Ihnen so differenziert wie möglich, auch wenn in dieser Phase oft Geduld und Zuversicht die besten Begleiter sind. 1. Zu Ihren aktuellen Werten hCG von 185 an +18 nach Ovitrelle: Das ist ein absolut akzeptabler Wert. An +18 nach Ovitrelle (also ca. +15 nach Befruchtung) liegt er im guten Bereich. Dass der Wert in 24 Stunden nur leicht gestiegen ist, kann auch an den Messungen in zwei verschiedenen Laboren liegen. Entscheidend ist der Anstieg über mehrere Tage. Morgen wissen wir mehr. Gehen sie aber morgens zum Frauenarzt. Die Resultate kommen sonst nicht mehr am selben Tag. Progesteron 23,5 ng/ml: Das ist ein sehr solider Wert unter vaginaler Progesteronsubstitution (Cyclogest). Wichtig ist weniger der absolute Wert als die fortlaufende Einnahme. Also: 2×400 mg Cyclogest unbedingt fortsetzen, auch bei leichten Schmierblutungen. 2. Zur bakteriellen Vaginose und Amoxicillin Ich kann gut verstehen, dass Sie irritiert waren – die Entscheidung, trotz Mikroskopbefund kein Antibiotikum zu geben, ist bei Kinderwunsch und erst recht in der Frühschwangerschaft nicht leitliniengerecht. Das Antibiotikum bereits vor dem Abstrichergebnis zu beginnen, war absolut richtig, gerade bei bekannten Keimen wie E. faecalis oder S. aureus. Ein nochmaliger Mikroskop-Blick morgen: kann zwar Hinweise geben (weniger Leukozyten, weniger Clue Cells o. Ä.), aber das ist nicht standardisiert objektivierbar – letztlich liefert nur das Abstrichergebnis Klarheit. Trotzdem kann der Arzt schauen, ob sich die Situation sichtbar bessert. Brennen trotz Antibiotikum: Leider kann es 2–3 Tage dauern, bis eine spürbare Besserung eintritt. Lactobacillen vaginal (z. B. Vagisan, Gynophilus, etc.) schadet nicht, wird aber auch durch das Antibiotikum "behandelt".. 3. Zur Thermenfrage Ich würde Ihnen von Thermalbädern derzeit abraten. Nicht nur wegen der Keime. Thermen sind für Schwangere und Kinder nicht geeignet. 4. Zur Schmierblutung und Ultraschall Leichte hellbräunliche Rückstände nur beim morgendlichen Cyclogest-Rest sind häufig und meist harmlos. Der Gedanke, dass der Vaginalultraschall Bakterien „nach innen schieben“ könnte, ist zwar nachvollziehbar, aber in der Praxis unbegründet. Eine geübte Untersuchung mit sterilem Schallkopf überwindet nicht die Zervixbarriere – keine Sorge! 5. Vertrauen zum Arzt vor Ort Sie haben gut gehandelt, sich nicht abspeisen lassen und nachgehakt. Wenn man in einer Schwangerschaft mit bekannter vaginaler Fehlflora nicht ernst genommen wird, darf man ruhig klar Position beziehen – das haben Sie sehr überlegt gemacht. 6. Zum Rezept für Cyclogest Wenn Sie morgen kein Rezept erhalten sollten, geben Sie mir einfach Bescheid und nennen mir die Apotheke – ich helfe gern. Eine sichere Progesteronunterstützung in der Frühschwangerschaft ist ein Grundpfeiler der Unterstützung. Fazit und Empfehlung: Amoxi wie verordnet fertig nehmen Cyclogest weiter wie bisher (2×400 mg) Lactobacillen wieder starten Thermenbesuch vermeiden Mikroskopische Kontrolle morgen kann, muss aber nicht zwingend erfolgen Warten Sie morgen den hCG-Wert ab – erst dann ist eine echte Verlaufskontrolle möglich Ich freue mich, dass Sie sich trotz all der Aufregung ein Stück Urlaub bewahren. Aber jetzt keine körperlichen Anstrengungen mehr! Ich bin sehr gespannt auf den hCG-Wert von morgen und hoffe auf einen ordentlichen Anstieg – das wäre das schönste Zeichen! Alle guten Wünsche aus Ulm und weiterhin viel Kraft und Sonnenschein, Ihr Dr. Gagsteiger
Liliane91
Hallo Herr Dr. Gagsteiger, vielen, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort und Ihre vielen guten Tipps. Sie haben gestern sehr zu meiner Beruhigung beigetragen und wir haben anschließend noch einen kleinen Abstecher nach Österreich gemacht und die Sonne genießen können. Die beste Nachricht zuerst: Der hCG-Wert von heute Morgen ist 557. Ich vermute, Sie werden mir sagen, dass das ein super Anstieg ist? Spricht das für eine intakte Schwangerschaft? Sollte der Wert irgendwann noch einmal gemessen werden und wann? Reicht es Ende nächster Woche in meinem Kinderwunschzentrum, wenn wir wieder zu Hause sind? Ich merke auch zunehmend ein Ziepfen in der Gebärmutter und heute Morgen ist es mir zum ersten Mal auf den Geruch meiner Zahnpasta übel geworden. Und mein Kreislauf ist heute irgendwie auch nicht so gut. Ein Rezept für Cyclogest habe ich vom Frauenarzt in Passau erhalten. Aber vielen Dank noch einmal für Ihr Angebot, in der Apotheke anzurufen! Das ist ein Einsatz, der nicht selbstverständlich ist! Leider habe ich das Gefühl, diese zwei Antibiotika direkt nacheinander haben so ziemlich jede Flora zerstört, die vaginale Flora sowie die Darmflora. Seit gestern Abend hatte ich schon zwei Mal Bauchschmerzen und Durchfall. Nun habe ich mir in der Apotheke Gynophilus, OnniBiotic Woman (oral) und OmniBiotic 10 (für die Darmflora) geholt. Kann ich alle drei bedenkenlos mit möglichst viel Abstand zum letzten Antibiotikum nehmen? Oder würden Sie mir noch etwas anderes empfehlen? Was mich jetzt noch etwas beunruhigt: Das Keimergebnis der bakteriellen Vaginose ist doch schon da und es handelt sich um Klebsiella. Wenn ich das im Internet recherchiere, steht da, diese sind oft gegen Amoxicillin resistent. Oder ist das nicht so? Den Frauenarzt habe ich am Telefon gefragt, ob Amoxi dagegen wirkt und er hat mir einfach gesagt, das sei ok und ich sollte das Antibiotikum zu Ende nehmen und dann zu Hause bei meiner Frauenärztin Ende nächster Woche zur Kontrolle gehen. Wie sehen Sie das? Bräuchte es hier ein anderes Antibiotikum oder ist das Vorgehen so in Ordnung? Haben Sie eine Empfehlung? Gibt es überhaupt ein Antibiotikum dagegen, das in der Schwangerschaft erlaubt ist? Ich danke Ihnen unendlich für Ihren Einsatz! Ein schönes sonniges Wochenende für Sie und viele liebe Grüße von Niederbayern nach Ulm!
Guten Tag, das ist ja sehr erfreulich! 1. Ihr hCG-Verlauf Am 11. 06. 2025 lag Ihr β-hCG bei 185 IU/L, zwei Tage später (13. 06.) schon bei 557 IU/L. Auch wenn es zwei verschiedene medizinische Labore waren, können Sie sehr beruhigt sein. Ein toller Anstieg. 2. Frühschwangerschafts-Symptome Das Ziehen in der Gebärmutter, die plötzliche Geruchsempfindlichkeit, leichte Übelkeit und Kreislaufschwankungen passen sehr gut zu der hormonellen Umstellung dieser Wochen. Treten jedoch stärkere Schmerzen, Blutungen oder ein ausgeprägter Kreislaufkollaps auf, lassen Sie sich bitte sofort ärztlich kontrollieren. 3. Progesteron (Cyclogest) Prima, dass Sie das Rezept bereits haben. Viele Zentren geben Progesteron bis etwa zur 10.–12. SSW, um die Gelbkörperphase zu unterstützen. Halten Sie sich einfach an die Dosierungsempfehlung Ihres Zentrums. Und lassen sie auch diesen Wert immer dann bestimmen, wenn Blut abgenommen wird. 4. Probiotika nach Antibiotika Mit Gynophilus® (Lactobacillus crispatus), Omni-Biotic® Woman (oral) und Omni-Biotic® 10 für die Darmflora liegen Sie richtig; alle gelten als schwangerschaftstauglich. Ein Abstand von mindestens zwei Stunden zur letzten Antibiotikagabe schützt die Bakterien davor, gleich wieder inaktiviert zu werden. Viel trinken, ballaststoffreich essen und leichte Bewegung unterstützen zusätzlich den Wiederaufbau Ihrer Darm- und Vaginalflora. 5. Klebsiella-Nachweis & Amoxicillin Klebsiella-Stämme bilden meist β-Laktamasen und können resistent sein. Der entscheidende Punkt ist der individuelle Resistenzbefund Ihres Labors: Er sollte zusammen mit dem Keimergebnis eine Sensitivitätstabelle liefern. Bitte setzen Sie die laufende Therapie nicht eigenmächtig ab, sondern rufen Sie möglichst bald Ihre Ärztin bzw. Ihr Zentrum an, um das Ergebnis gemeinsam zu besprechen und gegebenenfalls das Antibiotikum anzupassen. Oft kommt es aber auch zu einer spontanen Heilung durch die Milchsäurebakterien. 6. Was Sie selbst tun können Genügend trinken, ausgewogene Ernährung und ausreichend Ruhe. Bei erneutem Durchfall an Elektrolyte denken (z. B. Rehydrierungslösungen). Temperaturanstieg, Schmerzen oder Blutungen? Sofort ärztlich abklären lassen. Ich hoffe, die Zusammenfassung hilft Ihnen, die kommende Woche entspannt anzugehen. Alles Gute für den weiteren Schwangerschaftsverlauf und genießen Sie die sonnigen Tage in Niederbayern! Grüße aus Ulm Friedrich Gagsteiger
Liliane91
Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger, ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich mich schon wieder bei Ihnen melde. Ih fühle mich sehr gut von Ihnen begleitet und finde, dass Sie wirklich einen ausgesprochen tollen Job im Forum machen. Ich bedanke mich vielmals für Ihre letzte Antwort. Sie haben mich sehr beruhigt und wir verbringen gerade ein paar wunderschöne sonnige ruhige Urlaubstage in Niederbayern. Ich habe mir nun alle Befunde von dem Frauenarzt hier besorgt und einen Telefontermin mit meinem Kinderwunscharzt vereinbart. Ich wollte Sie auch um Ihre Meinung zum Bakterienbefund fragen, weil ich mir Ihre kompetente Antwort immer sehr hilft und ich gerade sehr verwirrt bin. Am Telefon sprach der Arzt von Klebsiellen, im Befund finde ich diesen Keim nicht ein einziges Mal: Mikrobiologischer TEILbefund: STI 1 Multiplex-PCR Mycopl. genitalium-DNA (PCR): nicht nachgewiesen Mycopl. hominis-DNA (PCR): nicht nachgewiesen Gramfärbung von Material: grampositive Stäbchen: mäßig viel gramnegative Stäbchen: mäßig viel Aerobier (Kultur): positiv Gardnerella (Kultur): folgt Sprosspilze (Kultur): folgt Anmerkung zur Kultur: vereinzelt Wachstum von Enterokokken-Flora Keim-Identifizierung: Keim 1: reichlich Ich sehe hier nur Enterokokken. Hat das etwas mit Klebsiellen zu tun? Und was meint dann Keim 1? Dahinter steht kein Name, sondern nur "reichlich". Meint das die Aerobier? Oder die Enterokokken? Wirkt Amoxi normalerweise gegen Enterokokken? Auch eine Sensitivitätstabelle, wie Sie erwähnten, sehe ich hier nicht. Für den Arzt hier scheint mein Fall abgeschlossen zu sein. Er meinte einfach, ich sollte zu Hause zur Frauenärztin gehen und sie noch einmal nachschauen lassen wenn ich das Amoxi aufgebraucht habe. Doch der Befund ist ja offensichtlich noch nicht einmal vollständig. Ich werde mich telefonisch auch mit meinem Kinderwunscharzt noch einmal darüber unterhalten, wollte Sie aber gerne um Ihre Meinung fragen, da ich Ihre kompetenten Nachrichten sehr schätze. Was würden Sie mir empfehlen? Ich danke Ihnen sehr für Ihre tolle Hilfe. Viele Grüße von Niederbayern nach Ulm! Liliane
Liebe Liliane, es freut mich sehr, dass ich Ihnen helfen konnte und Sie Ihren Urlaub genießen können – genau das soll eine Beratung hier bewirken. 🌞 1 | Was steht wirklich im Befund? Enterokokken Das sind gram-positive (kugelige) Darmbakterien, die gelegentlich in der Scheide vorkommen. Sie passen zur Zeile „grampositive Stäbchen … mäßig viel“ / „Enterokokken-Flora“. Aerobier (Kultur): positiv bedeutet nur: „Es ist überhaupt etwas gewachsen.“ Keim 1: reichlich heißt: Ein einzelner Keim wurde eindeutig als Hauptverursacher gefunden. Der Name steht meist auf Seite 2 der Kultur oder folgt, sobald das Labor die endgültige Identifizierung abgeschlossen hat. ➡️ Klebsiella (gram-negative Stäbchen) taucht im Befund nicht auf. Wahrscheinlich hat der Arzt am Telefon die „gramnegativen Stäbchen“ allgemein als Klebsiellen bezeichnet – fachlich nicht korrekt, aber eine häufige Verwechslung. 2 | Ist Amoxicillin (Amoxi) sinnvoll? Enterokokken sind oft empfindlich gegenüber Amoxicillin, aber nicht immer. Ohne Resistenztest (Antibiogramm) bleibt es eine empirische Therapie – meist erfolgreich, aber nicht garantiert. Fordern Sie deshalb unbedingt den vollständigen Endbefund mit Resistenzliste vom Labor oder der Praxis an. 3 | Was jetzt tun? Vollständigen Bericht einholen Fragen Sie gezielt nach dem Namen von „Keim 1“ und nach der Sensitivitätstabelle. Antibiotikum beenden & Kontrolle Nehmen Sie Amoxi wie verordnet zu Ende. Danach (frühestens 7 Tage nach der letzten Tablette) erneut Abstrich/Kultur – so sieht man, ob der Keim eliminiert ist. Mikrobiom aufbauen Gerade nach Antibiotika empfehle ich eine Laktobazillus-Kur (z. B. Vaginalzäpfchen mit L. crispatus / L. rhamnosus) für 5–10 Nächte, um die Scheidenflora zu stabilisieren. Kinderwunsch-Ärztin einbeziehen Schicken Sie Ihr den Endbefund vor dem Telefontermin. So kann sie gezielt entscheiden, ob weitere Maßnahmen nötig sind (z. B. Partnerbehandlung, längere Probiotikatherapie oder ein anderes Antibiotikum). 4 | Warum das Ganze wichtig ist Eine intakte Scheidenflora schützt vor aufsteigenden Infektionen und verbessert – gerade bei Kinderwunsch – die Einnistungsbedingungen. Enterokokken allein sind selten gefährlich, können aber auf ein bakterielles Ungleichgewicht hindeuten. Zum Forum Ihre Frage passt thematisch eher in den Bereich „Infektionen & Schwangerschaft“ bzw. „Scheidenflora“, nicht in das klassische Kinderwunsch-Unterforum. Wenn Sie dort posten, bekommen Sie zusätzlich Erfahrungen von Frauen in ähnlicher Situation. Ich hoffe, das bringt Ihnen Klarheit. Genießen Sie weiter die niederbayerische Sonne – und melden Sie sich gern wieder, wenn noch Fragen offen sind. Herzliche Grüße Dr. Friedrich Gagsteiger
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