Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Spermiogramm Samenspende

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Reproduktionsmediziner

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Frage: Spermiogramm Samenspende

Sebi

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Guten Tag Herr Doktor Gagsteiger, ich habe mein allererstes und einziges Spermiogramm anfertigen lassen und 25% a, 25% b und 8% Morphologie. Leider aber nur 10 mio/ml! Also Oligozoospermie. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein 2. Spermiogramm im Normalbereich liegt und dieses nur ein Ausreißer nach unten ist?  Ich bin 39 Jahre alt, Nicht-Raucher und trinke kaum Alkohol und habe bereits 2 Kinder, das jüngste 6 Jahre alt.  Was kann ich tun, um mein Spermiogramm zu verbessern? Wir wollten eine Privat-Samenspende über eine Samenbank damit machen. Ist mit den Werten eine IuI mit kryokonservierten Spermien überhaupt zielführend oder ist die Bechermethode (nur aus medizinischer Sicht, wir wissen um die rechtlichen Risiken etc.) Erfolg versprechender? Danke und viele Grüße  Sebi


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag,   vielen Dank für Ihre Anfrage und die offenen Informationen zu Ihrem Spermiogramm. Gerne gebe ich Ihnen eine medizinisch fundierte Einschätzung und Orientierung für das weitere Vorgehen.   Ihr Spermiogramm zeigt mit 10 Millionen Spermien pro Milliliter eine sogenannte Oligozoospermie – das bedeutet eine verminderte Spermienkonzentration im Vergleich zu den Referenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die bei mindestens 15 Millionen Spermien pro Milliliter liegen. Die Beweglichkeit Ihrer Spermien ist mit 50 % progressiv motilen Spermien (25 % schnell, 25 % langsam) erfreulich gut und auch die Morphologie mit 8 % normal geformten Spermien liegt über dem Schwellenwert von 4 %. Insgesamt deutet das darauf hin, dass die Funktionstüchtigkeit der vorhandenen Spermien intakt ist – allerdings in verminderter Zahl.   Der Referenzbereich der WHO beruht auf sogenannten Perzentilen, also einer statistischen Verteilung von Werten bei Männern mit nachgewiesener natürlicher Fruchtbarkeit. Die WHO legt den Grenzwert für die Norm anhand der 5. Perzentile fest – das heißt: nur 5 % aller Männer, die innerhalb eines Jahres Vater wurden, hatten ebenso niedrige oder noch schlechtere Werte. Liegt ein Spermiogramm – wie bei Ihnen – unterhalb dieser Perzentile, wird empfohlen, die Ursache andrologisch abzuklären. Ein spezialisierter Urologe oder Androloge kann durch Wiederholungsspermiogramme, hormonelle Untersuchungen, Ultraschall, eine genetische Diagnostik (z. B. Y-Chromosom-Deletionen oder Karyotypisierung) oder auch durch Analyse der Spermien-DNA weitere Ursachen aufdecken und ggf. gezielte Maßnahmen einleiten.   Zudem ist ein einzelnes Spermiogramm nur eine Momentaufnahme. Die Bildung reifer Spermien dauert rund 70 Tage – entsprechend stark können Schwankungen durch z. B. Infekte, Fieber, Schlafmangel, Stress oder auch durch Umweltgifte auftreten. Ein zweites Spermiogramm in einem Abstand von etwa vier bis sechs Wochen unter vergleichbaren Bedingungen ist daher immer empfehlenswert, um echte Auffälligkeiten von vorübergehenden Ausreißern zu unterscheiden.   Erfreulich ist, dass Sie als Nichtraucher mit wenig Alkoholkonsum bereits zwei Kinder haben – das ist ein grundsätzlich positives Zeichen. Dennoch kann sich die Spermienqualität über die Jahre verändern. Um Ihre aktuelle Qualität möglichst zu verbessern, kann eine gezielte Einnahme von Mikronährstoffen wie z. B. Coenzym Q10, Zink, Selen, L-Carnitin, Folsäure und Omega-3-Fettsäuren hilfreich sein. Entsprechende Präparate wie „Fertilovit M plus“, „Orthomol fertil plus“ oder „PROfertil“ sind wissenschaftlich untersucht und können über mehrere Monate hinweg einen positiven Effekt auf Konzentration, Beweglichkeit und DNA-Stabilität der Spermien haben. Auch die Vermeidung von Wärmebelastung (Sauna, heiße Bäder, enge Kleidung, Laptop auf dem Schoß), ausreichend Schlaf, ausgewogene Ernährung, sportliche Betätigung und das Vermeiden von Weichmachern (z. B. aus Plastikflaschen oder Konservendosen) können die Spermatogenese günstig beeinflussen.   Zu Ihrer konkreten Frage, ob mit den vorliegenden Werten eine Insemination (IUI) mit kryokonserviertem Ejakulat erfolgversprechend ist: In vielen Kinderwunschzentren wird angestrebt, dass nach dem Auftauen und Aufbereiten des Spermas mindestens 5 Millionen bewegliche Spermien in die Gebärmutter eingebracht werden können. Da beim Einfrieren und Auftauen je nach Ausgangslage etwa 50–70 % der Spermien verloren gehen, ist Ihre Ausgangskonzentration von 10 Millionen/ml zwar nicht grundsätzlich ausschließend – aber grenzwertig. Ein sogenannter „Test-Freeze“ mit Aufbereitung in einer Samenbank kann hier realistische Werte liefern, um abschätzen zu können, ob eine IUI in Ihrem Fall medizinisch sinnvoll wäre.   Die von Ihnen angesprochene intravaginale Heiminsemination („Bechermethode“) ist bei eingeschränkter Spermienkonzentration wie Ihrer aus medizinischer Sicht leider eher wenig erfolgversprechend. Auch bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr zum Eisprungzeitpunkt zeigen Daten, dass in vergleichbaren Fällen die durchschnittliche Zeit bis zu einer Schwangerschaft häufig deutlich über einem Jahr liegt – selbst bei jungen, gesunden Paaren in einer frischen Beziehung. Entsprechend sollte man die Erfolgsaussichten dieser Methode nüchtern betrachten und sie – wenn überhaupt – nur als Ergänzung zur medizinischen Abklärung sehen.   Zusammenfassend empfehle ich Ihnen:   eine andrologische Abklärung (Ursachenforschung, Kontrolle weiterer Parameter), ein zweites Spermiogramm zur Verlaufskontrolle, ggf. unterstützende Maßnahmen zur Verbesserung der Samenqualität (Lebensstil, Mikronährstoffe), und im Fall einer geplanten Verwendung bei Inseminationen ein Vortest bei einem Reproduktionsmediziner   Mit besten Grüßen und guten Wünschen, Dr. Friedrich Gagsteiger


Sebi

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Guten Tag Herr Doktor Gagsteiger, wow, danke für Ihre Antwort und die vielen Tipps. Kommt es denn häufiger vor, dass ein Spermiogramm von der Menge her unter die WHO Grenze rutscht und danach aber wieder ganz normal ist, oder ist das selten? Also ein Infekt lag nicht vor. Wenn die Wahrscheinlichkeit ganz gut ist, dass es nur ein Ausrutscher war, könnte man mit den weiterführenden Untersuchungen das zweite Spermiogramm evtl. abwarten... Ich mache nicht so viel Sport, aber 6 Tage vor dem Spermiogramm bin ich 9 Stunden am Stück gewandert (55km). Kann dieses einmalige Ereignis die Spermienanzahl so deutlich reduziert haben? Viele Grüße und lieben Dank!


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag,   vielen Dank für Ihre Rückmeldung und die interessanten Fragen – gern gebe ich Ihnen dazu eine fachlich fundierte Einschätzung: 1. Schwankungen der Spermienkonzentration – wie häufig? Ja, es ist tatsächlich nicht ungewöhnlich, dass ein einzelnes Spermiogramm Werte zeigt, die unter den WHO-Grenzwerten liegen, ohne dass eine echte pathologische Oligozoospermie (also dauerhaft zu geringe Spermienkonzentration) vorliegt. Die Spermienproduktion unterliegt natürlichen Schwankungen – beeinflusst durch: Stress, Schlafmangel Körperliche Belastung (wie in Ihrem Fall) Sexuelle Aktivität vor dem Spermiogramm Hitzeeinwirkung (Sauna, heiße Bäder) Medikamente, Alkohol, Ernährung   Daher ist es gängige medizinische Praxis, mindestens zwei Spermiogramme im Abstand von einigen Wochen zu beurteilen, bevor man eine Diagnose stellt.   2. Einmalige körperliche Belastung (55 km Wanderung – 9 Stunden) Eine solche extreme körperliche Anstrengung kann durchaus temporär die Spermienproduktion beeinflussen – besonders, wenn: Sie stark geschwitzt haben → erhöhte Hodentemperatur Sie körperlich erschöpft waren → vermehrte oxidative Belastung Diese Effekte betreffen oft Motilität und Konzentration, sind aber nicht dauerhaft und normalerweise innerhalb weniger Wochen reversibel.   3. Empfehlung: weiteres Vorgehen Wenn kein Infekt vorlag und es sich um Ihr erstes Spermiogramm handelt: Warten Sie ca. 8–12 Wochen (Spermatogenese-Zyklus dauert etwa 72 Tage) In dieser Zeit: Regelmäßige moderate Bewegung, aber keine Extrembelastungen Kein Nikotin, kaum Alkohol, ausgewogene Ernährung Keine starke Überhitzung (Sauna vermeiden) Danach ein zweites Spermiogramm – idealerweise mit 2–7 Tagen Karenzzeit – kann klären, ob es sich um einen Ausreißer gehandelt hat.   4. Falls weiterhin auffällig Sollte auch das zweite Spermiogramm auffällig sein, wäre eine Abklärung beim Andrologen empfehlenswert. Dabei können hormonelle, infektiöse oder genetische Ursachen (z. B. Mikrodeletionen auf dem Y-Chromosom) überprüft werden. Fazit: Ihre Hoffnung ist berechtigt – es ist sehr gut möglich, dass sich das nächste Ergebnis verbessert. Ein einmalig grenzwertiges Spermiogramm bedeutet nicht automatisch eine Fruchtbarkeitsstörung. Bei weiteren Fragen oder wenn Sie das nächste Ergebnis besprechen möchten, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung! Mit besten Grüßen Dr. Friedrich Gagsteiger


Sebi

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Vielen Dank für Ihre tolle Antwort!  Sie machen Mut und können sehr verständlich erklären. Wir warten ab und halten Sie sehr gerne auf dem Laufenden.  Alles Gute und beste Grüße  Sebi


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