Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

PCOS und Endometriose - IVF-Vorbereitung

Frage: PCOS und Endometriose - IVF-Vorbereitung

HaGe

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, ich (29 Jahre) befinde mich seit Januar 2025 in Kinderwunschbehandlung, da ich nach Absetzen meiner Pille im Mai 2024 keine Regelblutung bekommen habe. Bei mir wurde das PCO-Syndrom (Amenorrhoe, polyzystische Ovarien, keine erhöhten Androgene, keine Insulinresistenz, normalgewichtig, AMH von 4,3 im Sept. 2024) diagnostiziert.  In den letzten Monaten habe ich vier Stimulationszyklen erfolglos hinter mich gebracht:  - Zyklus 1 mit Letrozol wurde abgebrochen, da ein herangereifter Follikel vor Auslösen des Eisprungs in sich zusammengefallen war.  - Zyklus 2 mit Gonal f (bzw. Pergoveris an den letzten beiden Stimulationstagen) ließ mehrere Follikel heranreifen und führte zu einem Einnistungsversuch (HCG von 16 an ES+14) - Zyklus 3 mit Menogon HP produzierte einen klaren Leitfollikel, Zyklus 4 mit Menogon HP produzierte trotz gesteigerter Dosis und langer Stimulation mehrere (eher kleinere) Follikel.  Nach einer Bauchspiegelung (Juli 2025) weiß ich nun, dass der Eintritt einer SS vermutlich bisher durch Endometriose (drei kleine Herde am Bauchfell wurden gefunden und entfernt) und einen verzögert durchgängigen Eileiter links (auf dieser Seite waren meist die reifen Follikel zu sehen) behindert wurde.  Ab Mitte September werden wir daher nun eine IVF durchführen.  1) Welches Medikament würden Sie für die Stimulation empfehlen? (Meine LH-Werte schwanken laut Kiwu-Klinik, mal sind sie im normalen Bereich, mal sehr niedrig) 2) Würden Sie das Auslösen des Eisprungs mit einem Dual Trigger empfehlen? 3) Würden Sie empfehlen, direkt zwei Embryonen einsetzen zu lassen? (Die Ärztin meinte, das würde die SS-Chance deutlich erhöhen)  4) Wie können mein Partner und ich uns bestmöglich auf die IVF vorbereiten? Ich würde mich sehr über Ihre kompetente Einschätzung freuen. Mit freundlichen Grüßen HaGe


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung. Ihre Situation ist sehr gut nachvollziehbar, und die bisherigen Untersuchungen und Maßnahmen geben schon ein recht klares Bild, auf dessen Basis sich Ihre weitere Behandlung gezielt planen lässt. 1) Wahl des Stimulationsmedikaments Bei PCOS und normalem Gewicht empfiehlt sich oft eine sanft gesteigerte, individualisierte FSH-Stimulation, um einerseits eine Überreaktion und OHSS zu vermeiden, andererseits aber eine gleichmäßige Follikelkohorte zu erreichen. In Ihrem Fall – mit schwankendem LH – kann man zwei Strategien verfolgen: Reines rekombinantes FSH (z. B. Gonal-f oder Puregon), wenn die LH-Werte eher im Normbereich liegen oder der Verdacht besteht, dass zu viel LH die Eizellqualität beeinträchtigen könnte. Kombinationspräparate mit LH-Anteil (z. B. Pergoveris oder Menopur), wenn wiederholt sehr niedrige LH-Werte gemessen wurden oder der Eindruck besteht, dass die Follikelreifung gegen Ende ins Stocken gerät. Oft entscheidet man das flexibel, je nachdem, wie die ersten Kontrolluntersuchungen im Stimulationszyklus aussehen. 2) Dual Trigger Gerade bei PCOS-Patientinnen, die zu unreifen Eizellen oder suboptimaler finaler Reifung neigen, kann ein Dual Trigger (Kombination aus hCG + GnRH-Agonist) sinnvoll sein. Er unterstützt sowohl die abschließende Reifung als auch die Lutealphase und kann die Rate an MII-Eizellen verbessern. Wichtig ist jedoch, dass bei PCOS die hCG-Dosis reduziert wird, um das OHSS-Risiko zu begrenzen. 3) Anzahl der einzusetzenden Embryonen Medizinisch betrachtet erhöht der Transfer von zwei Embryonen tatsächlich die Chance auf eine Schwangerschaft – gleichzeitig aber auch das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft deutlich. Bei einer 29-jährigen Frau mit guter Eizellreserve, die erstmals eine IVF macht, ist der Single Embryo Transfer (SET) in vielen Zentren der bevorzugte Standard, weil die kumulierte Schwangerschaftsrate mit nachfolgenden Transfers oft ähnlich hoch ist, das Mehrlingsrisiko aber entfällt. Wenn allerdings Faktoren wie die Eileiterproblematik oder mehrere erfolglose Behandlungen bestehen, und Sie eine Zwillingsschwangerschaft akzeptieren würden, kann ein doppelter Transfer erwogen werden. Das sollte man sehr bewusst gemeinsam entscheiden.   4) Vorbereitung auf die IVF Ernährung & Lebensstil: Ausgewogen, reich an frischem Gemüse, gesunden Fetten (Omega-3), Eiweiß; Alkohol und Nikotin meiden; Koffein nur moderat. Supplemente: Weiterhin Folsäure, Vitamin D (ggf. Spiegel prüfen), Omega-3-Fettsäuren; bei PCOS ggf. Myo-Inositol in Absprache mit der Klinik. Körperliche Aktivität: Moderate Bewegung, aber keine extreme Sportbelastung während der Stimulation. Medizinische Vorbereitung: Impfstatus prüfen (Röteln, Varizellen), Schilddrüsenwerte optimal einstellen (TSH um 1–2 mIU/l), Vitamin D im Normbereich. Für den Partner: Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, kein Nikotin, Alkohol nur selten; ggf. Zink, Selen und Omega-3 zur Unterstützung der Spermienqualität. Falls die letzte Spermaanalyse älter ist, würde ich sie vor IVF-Start wiederholen lassen. Stressreduktion: Psychische Belastung beeinflusst nicht direkt die Eizellreifung, wohl aber das Durchhaltevermögen – Rituale, Gespräche oder Entspannungstechniken können hier sehr helfen.      


HaGe

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, vielen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort, die uns sehr weiterhilft! 1) Mein Vitamin D-Wert lag vor ca. einer Woche bei 43 ng/ml, wobei ich seit einigen Monaten 2800 I.E. Vitamin D3 supplementiere. Mir wurde gesagt, dass der Referenzbereich bei 30-100 ng/ml liegt, weshalb ich den Spiegel gerne in den nächsten vier Wochen durch eine erhöhte Zufuhr von ca. 5800 I.E. steigern möchte. Ist das aus Ihrer Sicht sinnvoll oder spricht etwas dagegen?  2) Ich würde gerne Anfang September mit der Stimulation beginnen, müsste dann allerdings voraussichtlich am 5./6. Stimulationstag noch meine mündliche Approbationsprüfung (ca. 1,5 Stunden) absolvieren. Meinen Sie, dass ich dazu - trotz der begonnenen Stimulation -  körperlich/geistig in der Lage sein werde oder würden Sie empfehlen, den Stimulationsbeginn zu verschieben?  Vielen Dank und freundliche Grüße HaGe


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Sie könnten Ihre Antwort so formulieren:     Guten Tag, vielen Dank für Ihre Nachricht. Ihr aktueller Vitamin-D-Wert liegt mit 43 ng/ml bereits im guten Bereich. Eine vorübergehende Erhöhung auf 5.800 I.E. täglich ist in der Regel unproblematisch, solange keine Vorerkrankungen bestehen, die zu einer Überdosierung führen könnten (z. B. Nierenfunktionsstörungen oder eine Störung des Kalziumstoffwechsels). Wir würden empfehlen, den Wert nach etwa 8–12 Wochen erneut zu kontrollieren, um gegebenenfalls die Dosis wieder anzupassen. Zum Stimulationsbeginn im September: Ob Sie die Approbationsprüfung parallel bewältigen können, hängt vor allem davon ab, wie stark Sie sich persönlich durch diese Prüfung gestresst oder beansprucht fühlen. Wenn Sie erwarten, dass Sie die Prüfung ohne wesentliche Einschränkung Ihres Alltags absolvieren können, spricht medizinisch nichts dagegen, bereits zu starten. Bitte bedenken Sie jedoch, dass Anspannung und hoher Stress die Eizellreifung beeinträchtigen können, da der Körper in solchen Phasen oft „eine Stufe zurückschaltet“.   Freundliche Grüße Friedrich Gagsteiger  


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